Beiträge von xxx im Thema „Allumfassendes Bewusstsein“

    Hallo LL


    Ein interessantes und diskussionswürdiges Thema, dass du hier eröffnet hast. Lass mich auch mal wieder meinen Senf dazugeben :D


    Man kann dieses komplexe Thema natürlich von allen möglichen Seiten und aus allen möglichen Blickwinkeln betrachten: Aus naturwissenschaftlichen, philosophischen, religiösen, moralischen, subjektiven, objektiven und anderen mehr.


    Hier, d.h. im Forum "Allgemeines zum Buddhismus" werde ich mich so gut wie möglich auf buddhistisch/hinduistische Blickwinkel beschränken. Um Missverständnissen vorzubeugen möchte ich vorausschicken, dass ich hier den Begriff Bewusstsein in unserem üblichen westlichen Alltagssprachgebrauch als sogenanntes Individualbewusstsein (Vgl Bedeutungen Wiki) verwende, so wie ich glaube, du ihn auch in deiner Frage verwendet hast. Also ausdrücklich nicht so wie im Abhidhamma oder Paticca samuppada erwähnt.


    Allumfassendes Bewusstsein ? Da kommt mir natürlich gleich Brahman in den Sinn. Im Hinduismus bezeichnet man Brahman als "Sat(-)chit(-)ananda" ein attributloser Urgrund allen Seins, die Silbe Chit verdeutlicht in unserem Zusammenhang, dass auch ein reines unpersönliches Bewusstsein in "Brahman" enthalten sei. (Moderne spirituelle Strömungen: Advaita-Vedanta, Satsang )


    Nun bekanntlich grenzt sich Buddhismus vom Hinduismus ab. Buddha selbst wuchs zwar hinduistisch auf, erschuf aber später auf dessen Boden eine neue mehr pragmatische Lehre:
    Indem er das subjektive Leiden ins Zentrum stellt, ein klares Ziel und Weg definiert distanzierte er sich von aller Art metaphysischen Theorien. Diese lenken seiner Meinung nach nur vom eigentlichen Ziel ab. Er hielt deshalb auch nicht viel von Welterklärungsmodellen, Träumereien und aller Art Theorien über Übersinnliches:


    Zitat

    http://www.palikanon.com/buddh…ilslehre/heilslehre5b.htm


    "Das Gewirr der Ansichten und das Knäuel der Meinungen zu vermehren, dafür erscheinen Buddhas nicht."


    Aus der Perspektive des Hinayana wäre mein Post nun eigentlich abgeschlossen, denn Spekulationen und Gedankenspiele sind irrelevant (Papanca) in Bezug auf Buddhadhamma:

    Zitat

    http://www.palikanon.com/buddh…ilslehre/heilslehre5b.htm
    "Zweifaches steht euch an: Gespräch über die Lehre oder edles Schweigen."


    Nur auf eines kommt es im Buddhismus schliesslich an; das Leiden zu erkennen und den Weg zu gehen, der aus diesem Leiden führt:



    Aus Sicht des Mahayana können wir aber ruhig weiterdiskutieren:


    Der Mahayana erfand nämlich Bodhicitta und hat damit das Dhamma-Rad der Lehre zum ersten mal gedreht. Strenggenommen bezieht er sich diesbezüglich nicht mehr direkt auf Buddha Shakyamuni, man verlies beim Drehen des Rads nämlich die klare pramatische Linie (4 edle Wahrheiten), die Buddhadhamma vom unübersichtlich bunten Hinduismus abgrenzte.


    Ich verstehe "Bodhicitta" als Ausdruck einer Erweiterung des subjektiven Blickwinkels des Hinayana - welcher Dhamma primär als eigenen Weg zur eigenen Verwirklichung betrachtet- hin zu einer mehr objektiven Betrachtung Dhamma als gemeinsamen Weg mit dem Ziel gemeinsame Verwirklichung zu erreichen.

    Aus dieser Mahayana Sicht ist es nun naheliegend nicht nur den Wunsch zu haben einen gemeinsamen Weg mit gemeinsamer Verwirklichung zu gehen, sondern auch den Wunsch zu hegen ein gemeinsames (kollektives) Bewusstsein zu schaffen.


    Darüber zu spekulieren ob gemeinsames Bewusstsein überhaupt möglich ist bereits existiert und welcher Art es sein könnte führt uns aber schnell ins Netz der Ansichten z.B. Magie, Schamanismus, Animismus etc.
    Werden Buddhismus, Schamanismus und Magie im selben Atemzug genannt sind wir auch schon beim tibetischen Buddhismus, Vajrayana und Bön angelangt, der sogenannt dritten Drehung des Dhamma-Rades. Buddhismus verlor seinen Pragmatismus völlig, wurde dafür bunter, breiter aber auch unübersichtlicher. (somit habe ich wieder einmal alle Aspekte des Buddhismus mit seinen jeweiligen Ausprägungen und Eigenheiten hoffentlich wertfrei erwähnt :D )


    Losang Lamo:

    Vielleicht behindert nur der Glaube an Trennung und an eigenständige Ichs die Sicht auf ein allgegenwärtiges, umfassendes, ungetrenntes Bewusstsein.


    Das ist ganz sicher so. Mir persönlich passt es besser in unserem Sprachgebrauch statt von allgegenwärtigem, ungetrennten Bewusstsein eher von allgegenwärtigem, ungetrenntem Sein zu sprechen.

    Eigentlich ist es ja ganz egal ob Bewusst-Sein oder Unbewusst-Sein. Was ist Bewusstsein denn schon grossartiges: Veränderliche Gestaltungen und vergängliche Geistesobjekte, welche sich letztendlich aus Nichtwissen und Verblendung selbst erschaffen.