Beiträge von Tarik im Thema „Der mittlere Weg“

    Extrem in der Wahl der Beispiele bin ich schon viel früher geworden ;)


    MonikaMarie1:

    Der Dalai Lama und viele seiner Mönche und Nonnen haben sein Land verlassen, nachdem die Truppen einmarschierten!


    Ich denke nicht, dass sie das getan haben um zu verhindern, dass sie sich einmischen. Viele haben sich durchaus stark "eingemischt".


    MonikaMarie1:

    Wählen ist Verantwortung für unser Land mit zu übernehmen. Der mittlere Weg beim Bahnhofsbeispiel wäre für mich, die Polizei zu rufen. Aber all das hat nichts mit den Aussagen des Buddha zu tun. Das muss jeder selbst für sich entscheiden. Wer mischt sich schon gerne ein, wenn jemand verprügelt wird?


    Ist das denn nicht inkonsequent? Verantwortung für unser Land übernehmen bedeutet dann, dass du dich doch in politische Angelegenheiten einmischst (aber nur ein bisschen?). Die Polizei zu rufen bedeutet, dass du dich trotzdem in Streitigkeiten einmischst (auch wenn nur passiv ist und derjenige der verprügelt worden ist in der Zwischenzeit vielleicht eher einen Krankenwagen braucht als die Polizei). Ist das denn nun nicht "Verwässerung"?


    "Wer mischt sich schon gerne ein, wenn jemand verprügelt wird?" Es ist nicht so, dass ich das gerne machen würde, es ist nur meiner Meinung nach das Richtige (und fällt demnach unter rechtes Handeln). Ich würde mich einmischen... und nein, ich bin nicht ein Riese oder besonders kräftig. Meine Einmischung wäre auch zuerst die Polizei rufen und dann dazwischen zu gehen und versuchen die Situation zu deeskalieren. Wenn mehr Menschen das tun würden, gäbe es weniger Fälle wo jemand in aller Öffentlichkeit spitalreif geprügelt wird.

    MonikaMarie1:

    dass er sich weder in die politischen Verhältnisse noch in die samsarischen Streitigkeiten einmischte


    Ich glaube das ist einer der Kernpunkte in denen wir uns unterscheiden. Ich finde es sehr gefährlich sich einfach generell nicht einzumischen in was auch immer um einen herum geschieht. Einige Folgen davon könnten z.B. Nazi-Deutschland oder aus der jüngeren Geschichte auch Patriot Act (was einer Aufhebung vom Rechtssystem nahe kommt) sein. Findest du es sinnvoller, einfach wer auch immer grad regiert machen zu lassen wozu sie lust haben? Gehst du nicht wählen, um dich nicht in die politischen Verhältnisse einzumischen? Wenn jemand neben dir im Bahnhof verprügelt wird, bist du jemand der einfach weg schaut um sich nicht in die samsarischen Streitigkeiten einzumischen?


    Ich denke er hat sich schon dadurch in die Politik eingemischt, dass sich nicht dem Weg gefügt hat, der von seinem Vater vorgesehen war. In die samsarischen Streitigkeiten hat er sich insofern eingemischt, dass er die Buddhistische Lehre weitergegeben hat. Ich bin mir nicht sicher, dass es überhaupt so etwas gibt wie nicht Einmischung, es gibt nur ignorieren. Das erinnert mich eher an die "Karma-Vermeidungs-Versuche", bei denen es ja auch schon öfters Schulen gab welche das versucht haben.

    void vielen Dank, super Post... auch wenn es inzwischen schon deutlich nach oben gerutscht ist


    void:

    Aber ist das Gemeinwohl einer samsarischen Welt, nicht auch Samsara? Lassen wir uns von buddhitischen Begriffen blenden, wenn wir es ganz nachvollziehbar finden, dass im alten Tibet Avalokteshvaras Emmanationen als Feudalherren regierten. ist das nicht irgendwie komisch. So als würde sich die "Nächstenliebe" als Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank betätigen.


    Das Gemeinwohl bietet meiner Meinung nach überhaupt erst die Möglichkeit sich zu entwickeln und sich mit so etwas wie Buddhismus zu befassen (unbuddhistisch formuliert z.B. Maslowsche Bedürfnishierarchie). Es dürfte schwer sein, jemandem der jeden Tag um das eigene Überleben kämpft etwas von Anhaftung oder Leerheit zu erzählen.


    Ich bin tatsächlich aber der Meinung dass ein gewisses Maß an Unannehmlichkeiten notwendig ist für die Entwicklung (z.B. Thema sechs Daseinsbereiche), aber üblicherweise sind im Menschen-Leben ja genug davon vorhanden. Das verlassen von Samsara sehe ich zwar primär als geistige Änderung (und nicht die Veränderung der umgebenden Welt), die Umwelt definiert dabei aber die Bedingungen. Wenn man davon ausgeht, dass sich die wenigsten innerhalb eines Lebens vollständig von Samsara befreien können, sehe ich es als logische Konsequenz, dass wir uns bemühen die Bedingungen schaffen, welche hilfreich um das zu erreichen. Dazu gehört meiner Meinung nach auch Metta und Bodhichitta, unabhängig davon ob man sich bewusst (aus Mahayana-Sicht) für "den Weg des Bodhisattva" entscheidet oder nicht.


    MonikaMarie1:

    Selbst Jesus hielt sich aus dieser Welt heraus, wenn er sagte: "Mein Reich ist nicht von dieser Welt" oder "lass doch die Toten die Toten begraben".


    Ich bin zwar kein Experte für Christentum aber hat er nicht auch Sachen gesagt wie "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." oder "Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt."? (wobei ich damit nicht sagen will, dass das meine Meinung wiederspiegelt)

    void:

    Der mittlerere Weg entspricht nicht aus Kompromissbereitschaft, sondern im Gegenteil daraus, dass Buddha die Idee, dass Anhaften unheilsam ist so konsequent und radikal vetreten hat.


    Villeicht hätte ich das ganz übersetzen sollen um Verwirrung zu vermeiden. Ich bin mir allerdings nicht sicher, wie das mit Copyright und so ist (und ich will ja nicht, dass das Forum Probleme kriegt). Es geht in diesem Text vielmehr darum, dass es mehr schaden kann wenn allein im eigenen Interesse vermieden wird z.B. gegen das 1. Sila zu verstoßen und stattdessen die Ermordung aller anderen zu akzeptieren, als wenn aus altruistischen Gedanken und ohne auf sich selbst bedacht zu sein gegen das 1. Sila verstoßen wird. Wie gesagt, es ist nicht DER mittlere Weg, sondern zeigt, dass auch in anderen Fällen Extreme nicht sinnvoll sind.


    Meiner persönlichen Meinung ist es auch nicht Komprimissbereitschaft, wenn der Fokus in einem Konflikt nicht darauf ist einen zu finden der Schuld ist, oder einen Verlierer und einen Gewinner, sondern auf die Lösung vom Konflikt. Generell scheint mir das westliche Leben sehr auf duale Beurteilung ausgelegt zu sein und nicht so sehr auf Entwicklung (unabhängig ob das noch ewtas zu tun hat mit Mittlerem Pfad oder nicht).

    @Monika Ich war mir nicht sicher, ob ich dich verärgert habe. Falls das so ist möchte ich mich entschuldigen. Es war keinesfalls gegen dich gerichtet oder als Angriff gemeint.


    MonikaMarie1:


    Da diese Geschichte nicht von Buddha kommt (nehme ich an), hat sie für mich auch nichts mit dem zu tun, was Buddha den "Mittleren Weg" meinte.


    Ich nehme an du meinst damit, dass es nicht aus dem Pali-Kanon stamt. Das stimmt wohl, alle weiteren Interpreationen zum mittleren Weg sind wohl nur Mahayana-Stuff (wie es an anderer Stelle mal formuliert worden ist ;)) Du kannst es also getrost ignorieren. Nochmals Entschuldigung wenn ich dich verärgert habe.

    MonikaMarie1:
    fotost:


    pāṇâtipātā veramaṇī sikkhāpadaṃ samādiyāmi


    Ich gelobe, mich darin zu üben, kein Lebewesen zu töten.


    Wenn ich mir das so ganz ruhig anschaue, dann kann es keine verschiedenen mittleren Wege geben. Das würde bei dem 1. Sila ja bedeuten, dass ich nicht allzu viele Lebewesen töte, solange ich noch übe bleiben einige aber noch auf der Strecke.


    Ich bin mir nicht sicher, ob dieser (englische) Link so funktioniert: http://books.google.de/books?i…esc=y#v=onepage&q&f=false
    Falls nicht und als kurze deutsch Zusammenfassung: Es gibt eine Geschichte in der Buddha in einer früheren Inkarnation Kapitän von einem Schiff ist, welches von einem Piraten angegriffen worden ist. Der hat gedroht alle 500 Personen an Bord umzubringen. Er hat sich dazu entschieden den Piraten zu töten (und hat damit gegen das 1. Sila verstoßen) um die anderen Personen zu retten.


    Es gibt verschiedene solche Geschichten, welche zeigen, dass es kaum eine Regel gibt, welche ohne Ausnahme befolgt werden sollte und dass Extreme in der Regel nicht hilfreich sind.


    Vielleicht geht es bei Konfliktlösung auch nicht so sehr um Gewinner und Verlierer sondern um das finden einer friedlichen Lösung. Wenn jede Seite nur Beschuldigungen gegen die andere hervorbringt klappt das nicht, sondern steigert nur Aggressionen und/oder Ängste. Ich könnte mir schon vorstellen, dass der Dalai Lama das wirklich genau so meint wie er es gesagt hat. Das bedeutet nicht, dass er ignoriert was passiert ist, aber für die Zukunft hilft es nicht Gewalt, Zerstörung oder Verleumdung in den Vordergrund zu stellen.


    Jikjisa:

    Durch "äußerlichen" Dogmatismus wird viel Schaden angerichtet.


    Grad bei Religion oder Themen bei denen es um Ethik geht entsteht oft so etwas wie eine "religiöse Arroganz". Religiöse Hausierer, welche alle vor der Hölle bewahren wollen. Vegetarier, welche alle anderen um jeden Preis zu Vegetarier machen wollen. Hard-Core energiesparer, welche über alle schimpfen, welche im Winter keinen Wollpulover tragen und die Heizung runter drehen usw.


    Immer wenn ein Gefühl von Selbstgerechtigkeit (stimmt das Wort so? self-righteousness...) aufkommt ist das ein gutes Zeichen, dass man den mittleren Weg verlassen hat.