Beiträge von Simo im Thema „Buddha und "Das Eine"“

    accinca:
    mukti:


    Wenn wir das nicht bald lösen können, sollte man eigentlich einen neuen Thread eröffnen.
    Du hast ausgeführt dass nach der Befreiung die skandhas noch auftreten, dass aber die Anhaftung daran aufgelöst ist. Bewusstsein ist also noch da, aber ohne Anhaftung und ohne Verblendung. (Es besteht auch keine Anhaftung an Bewusstsein). Daher dachte ich, dass wir beide nur dieselbe Sache von verschiedenen Seiten her darstellen.


    Das mag sein, jedenfalls sind ja auch diese Reste von Bewußtsein und Wahrnehmung
    dann bald für immer vorbei.


    Wie wird das erklärt Accinca?
    Was ist laut dem Buddha-Dharma des Theravada die Ursache für Bewusstsein (Vijnana) ? (Gerne auch Mukti)

    mukti:
    Simo:


    Die Aussage, "Samsara und Nirvana" sind eins, nimmt Bezug auf ihre gemeinsame fundamentalste Natur: Leerheit - das schlichte Nichtvorhandensein einer intrinsischen Existenz. Das sollte auf keinen Fall missverstanden werden!


    Ach so ist das gemeint, danke. Hab mich schon öfter gefragt was das bedeutet, wenn es heißen würde Samsara und Nirvana sind leer, dann würde es sogar ein mukti auf Anhieb verstehen.


    Da kann man sehen, wie wichtig ein genaues Wissen um die Begriffe ist und um deren Verwendung ist. Man muss vor allem wissen, wie diejenigen die Begriffe verwendeten, die sie etabliert haben.

    Matthias65:
    Simo:

    Die Aussage, "Samsara und Nirvana" sind eins, nimmt Bezug auf ihre gemeinsame fundamentalste Natur: Leerheit - das schlichte Nichtvorhandensein einer intrinsischen Existenz. Das sollte auf keinen Fall missverstanden werden!


    Hi Simo, was ist denn eine "intrinsische Existenz" ?


    Intrinsisch: von innen her, aus eigenem Antrieb; durch in der Sache liegende Anreize, Ursachen bedingt


    Existenz: das Existieren, Vorhandensein, Bestehen


    ergo: Bestehen von der eigenen Seite her, aus eigenem Antrieb, aus eigener Grundlage, durch nichts anderes bedingt.


    Die Aussage, "Samsara und Nirvana" sind eins, nimmt Bezug auf ihre gemeinsame fundamentalste Natur: Leerheit - das schlichte Nichtvorhandensein einer intrinsischen Existenz. Das sollte auf keinen Fall missverstanden werden!


    Hallo Böhnchen,
    worin besteht denn das "gute Fundament" fürs Dzogchen?


    Hallo Böhnchen,
    praktizierst du Dzogchen?

    mukti:

    Der Unterschied unserer Sichtweisen besteht wohl nur darin, dass ich sage Bewusstsein und Inhalt sind untrennbar aber verschieden, während du sagst sie sind untrennbar und eines.


    Das ist eine gute Zusammenfassung. :)
    Erkläre mir doch aber noch einmal, wie etwas untrennbar (,also in keiner Weise zu trennen) und gleichzeitig verschieden (nicht gleich; in wesentlichen oder allen Merkmalen voneinander abweichend; Unterschiede aufweisend) von einander sein kann.

    mukti:

    Wenn die Illusion der Verschiedenheit aufgelöst ist, wie du sagst, was bleibt dann über?


    Verschiedenheit und Einheit sind beides Extreme, die Wahrheit liegt in der Mitte! Es gibt eine ganze Denkschule des Mahayana-Buddhismus, die sich mit diesem Thema auseinandersetzt, das Madhyamaka.


    ________________________________________


    Das Problem ist, dass wir unsere Wahrnehmung von den Dingen, so wie sie uns also erscheinen, als von den Objekten gegeben betrachten - wir halten unsere Wahrnehmung vom Objekt (sei es innerlich, oder äußerlich), für das Objekt selbst. Ein Beispiel ist das Seil am Boden, welches für eine Schlange gehalten wird. Das ist aber nicht richtig - es ist eine Illusion.

    mukti:
    Simo:

    hmm... jetzt muss ich erstmal schauen, ob ich die Begriffe, die du verwendest, auch in deinem Sinne auffasse. Meinst du mit "das Bewusste", das, worüber Geist Bewusst ist?
    Geist ist ja ein Sammelbegriff und fasst sämtliche cognitiven und emotionalen Vorgänge zusammen. Gefühl, Wahrnehmung, Gestaltung (besser mit Geistesfaktoren übersetzt) sind Aspekte des Bewusstseins.


    Ich sehe es eher so, dass Bewusstsein ein Aspekt des Geistes ist, sozusagen seine höchste Instanz. Der Geist besteht aus diesen vier skandhas, bzw. aus Denken, Fühlen, Wollen Wahrnehmung und Bewusstsein. Denken und Wollen sind bei den skandhas als "Gestalten" oder "Geistesformationen" zusammengefasst.


    Das Einzige was bewusst ist, ist das Bewusstsein, alles andere erscheint darin, Gedanken, Vorstellungen, Gefühle, usw. Von daher ist Bewusstsein vom seinem Inhalt verschieden, ein Gedanke hat z.B. nicht die Funktion der Bewusstwerdung. Wenn ein Gedanke bewusst ist, dann ist das Denkbewusstsein, ein Gefühl Fühlbewusstsein, usw.


    Deine Darstellung ist nicht ganz präzise. Geist "besteht" innerhalb dieser Einteilung aus den vier Skandhas Gefühl, Wahrnehmung, Geistesformationen und Bewusstsein. Geistesformationen bezeichnet mehr als nur Wollen, es beinhaltet alles, was an kognitiv/emotionaler Aktivität im Geist passieren kann, darunter z.B.: Aufmerksamkeit, Entschlossenheit, Vertrauen, Konzentration oder Sammlung, Weisheit, Tatkraft, Begierde, Widerstreben oder Hass, Unwissen, Dünkel, Persönlichkeitsglaube. Manche davon sind mit Willen/Absicht verbunden, andere nicht.
    Du kannst Gedanken und Vorstellungen nicht vom Bewusstsein trennen, denn sie bestehen aus dem selben "Stoff" - Geist. Genauso wenig, wie die Wellen vom Meer verschieden sind, sondern nichts anderes als Wasser sind, sind auch die Gedanken nichts anderes als Geist. Du kannst natürlich eine begriffliche Trennung in Gedanken, Bewusstsein und Geist machen, aber diese ist künstlich, obwohl sehr nützlich. Gedanken und Bewusstsein sind beides untrennbare Aspekte des Geistes. Genauso wie Gefühlswahrnehmungen, Gerüchswahrnehmungen, Geschmackswahrnehmung, denn letzten Endes erscheint nicht der z.B. Geschmack selbst im Bewusstsein sondern die Wahrnehmung davon - sie erscheint im Bewusstsein sind aber nicht von ihm verschieden. Es geht hier also darum, was letzten Endes im Geist von der äußeren Welt ankommt, und das sind Sinnesdaten und nicht die Objekte selbst - erstere bestehen aus nichts anderem als Geist. Dass sie letzten Endes vom Bewusstsein verschieden sind, ist genau die Illusion, die es aufzulösen gilt.

    mukti:
    Simo:

    Aber wie könnten denn Bewusstsein und sein Inhalt verschieden sein?


    Ha Simo, da sind wir wieder bei unserem alten Thema. Bewusstsein ist eine Erscheinung, und das Bewusste ist eine andere Erscheinung, ein Apfel ist keine Birne. Ich unterscheide dabei Geist von Bewusstein nach den fünf skandhas - Körper, Gefühl, Wahrnehmung, Gestaltung und Bewusstsein. Die letzten vier bilden den Geist.


    Bis später dann, muss mal weg.


    hmm... jetzt muss ich erstmal schauen, ob ich die Begriffe, die du verwendest, auch in deinem Sinne auffasse. Meinst du mit "das Bewusste", das, worüber Geist Bewusst ist?
    Geist ist ja ein Sammelbegriff und fasst sämtliche cognitiven und emotionalen Vorgänge zusammen. Gefühl, Wahrnehmung, Gestaltung (besser mit Geistesfaktoren übersetzt) sind Aspekte des Bewusstseins.

    mukti:
    Doris Rasevic-Benz:


    Ich versuch das mal so: Wenn ich eine Zitrone sehe, dann sehe ich nicht die Zitrone, sondern erfahre Bewegung in meinem Geist, die durch die Möglichkeiten meiner körperlichen Gegebenheiten bedingt ist. Das Gelbe erfahre ich nur, weil mein Sehsinn eine bestimmte Lichtwelle als Gelb erfassen kann, benennen tu ich es dann mit dem Verstand usw. Aber das alles ist nicht die Zitrone, auch nicht der Geschmack, wie sie sich anfühlt usw. Das bin immer nur ich, das ist nur der bewegte Geist. Es gibt die Zitrone, aber ich werde nie wissen was sie ist, ich werde nur Erfahrungen über die Zitrone haben. Deshalb bin ich untrennbar mit der Zitrone. Nicht, weil sie mir auf der Nase wächst, sondern weil ich mit der Erfahrung eins bin. Damit meine ich nicht, dass es hier das Ich gibt und dort die Erfahrung, sondern eher im Sinne: Da ist Erfahrung.


    Liebe Grüße
    Doris


    Hm, ich bin aber nicht der Geist, die Zitrone, oder beides zusammen. All das, und wenn es auch eine Erfahrung des Einssein ist, existiert nur als Inhalt eines Bewusstseins. Ob es nun "draussen" real existiert oder nicht ist eine andere Frage, Tatsache ist dass seine Existenz oder eine Erfahrung nur durch die Gegenwart von Bewusstsein wahrgenommen wird.
    Wie ist nun das Bewusstsein eins mit dem Inhalt? Alles was erfahren wird ist bereits wieder Inhalt des Bewusstseins.


    So ist es! Aber wie könnten denn Bewusstsein und sein Inhalt verschieden sein?


    Nein, ein Bewusstsein, welches wir alle teilen, wird meines Wissens nach nirgens gelehrt. Dies ist bereits logisch schon unmöglich: Wenn es der Fall wäre, dass alle Wesen ein Bewusstsein hätten (was dem Teilen eines Bewusstseins gleich käme, da Bewusstsein nicht abgegrenzt werden kann), dann müssten alle Wesen erleuchtet sein, wenn nur ein Wesen erleuchtet ist. Das ist aber nicht der Fall. Ein allgemeines, gemeinsames Bewusstsein, wird in keiner buddhistischen Schule gelehrt. Selbst das Bewusstsein eines Buddhas behält eine individuelle Kontinuität.
    Wenn man allerdings im Kontext der Beschreibung der Absoluten Realität von der Gleichheit der Phänomene spricht, so nimmt dies darauf Bezug, dass sich alle Phänomene in der Leerheit gleich sind. Das heißt aber nicht, dass sie ein und das Selbe sind.

    mukti:

    Wenn es diese Einheit oder dieses Alles nun gibt, dann ist es zum "allumfassenden Bewusstsein" aus dem entsprechenden Thread von Losang Lamo nicht weit. Denn wie wäre es anders wahrnehmbar als mit allumfassenden Bewusstsein? Der Buddha sagt ja nur, dass man es nicht als "Mein" ansehen und keine Vorstellungen davon machen soll.


    Weiters ist in M 1 eine stufenweise Erkenntnis angegeben, ausgehend von den Elementen mit Nibbana als Höchstes, unmittelbar nach der "Einheit". Mich bestätigt das erstmal in der Annahme, dass Nibbana über Advaita noch hinausgeht. Da könnte auch ein Zusammenhang sein mit der "Bewusstseinsunendlichkeit" und "Raumunendlichkeit" die der Buddha nichts als höchstes akzeptiert hat, nachdem er sie von einem Yogi gelernt hat.


    Allumfassendes Bewusstsein? Man könnte das von allen Schleiern und dadurch Grenzen befreite Bewusstsein eines Buddha als allumfassend bezeichnen, allerdings auch "nur" in jenem Sinn, als dass es alle Phänomene und Wesen umfasst. Ein Bewusstsein welches wir alle teilen wird m.W.n. nirgendwo gelehrt. Jedes Wesen hat individuelles Bewusstsein, darauf gründend die Illusion eines festen, ewigen Selbst.
    "Das Eine" kann man in der Mahayana-Philosophie über die Absolute Realität als Leerheit verstehen. Sämtliche Phänomene sind in der Leerheit gleich - sie sind jedoch nicht das selbe!