Hallo LL
Losang Lamo:Man hat ja so Phasen.
Kenne ich nur zu gut.
Losang Lamo:Und es widerspricht auch nicht Buddhas Lehre, die Welt zu betrachten und zu erwägen, was das alles soll. Wenn es zur Ablenkung und zur Unterhaltung dient, gut, dann widerspricht es. Aber wenn es Betrachtung ist, finde ich es zu manchen Zeiten wichtig.
Da muss ich Dir leider ein wenig widersprechen. Nur ein wenig weil ich in letzter Zeit ziemlich tolerant geworden bin um nicht zu sagen gleichmütig. Insofern hast du völlig recht. Müsli, kein Müsli oder gar Fleisch; Schwelgen, Phantasieren, Erwägen oder nüchtern-rational : alles ist ok. Alles Menschsein.
Du machst einen Unterschied zwischen Betrachtung und Unterhaltung/Ablenkung. Wenn du wirklich so weit bist um gleichmütig zu betrachten, dann gebe ich dir recht. Aber dann erübrigt sich jede Diskussion über das Betrachtete, wie es ist, sich anfühlt etc, denn Verbalisierung schafft Vorstellung und Ansichten, dies würde bereits über eine gleichmütige Betrachtung hinausgehen.
Unter gleichmütig Betrachten verstehe ich eben, dass dabei keine Ansichten entstehen. Keine Schlussfolgerungen über das Betrachtete und keine Assoziationen erfolgen, kein Sinn gesucht wird.
Zu Illustration und Hinweis dass dies Buddha auch so sah zitiere ich folgende Abschnitte aus dem PK :
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"Was sind die Dinge, die für das Erwägen ungeeignet sind, die er erwägt?
•Es sind Dinge, bei denen, wenn er sie erwägt, der noch nicht entstandene Sinnestrieb (kāmāsavo) in ihm entsteht und der bereits entstandene Sinnestrieb zunimmt,
•bei denen der noch nicht entstandene Werdenstrieb (bhavāsavo) in ihm entsteht und der bereits entstandene Werdenstrieb zunimmt,
•bei denen der noch nicht entstandene Unwissenheitstrieb (avijjāsavo) in ihm entsteht und der bereits entstandene Unwissenheitstrieb zunimmt.
Auf solche Weise erwägt er unweise:
•'Gab es mich in der Vergangenheit?
•Gab es mich nicht in der Vergangenheit?
•Was war ich in der Vergangenheit?
•Wie war ich in der Vergangenheit?
•Was war ich, und was bin ich daraufhin in der Vergangenheit geworden?
•Wird es mich in der Zukunft geben?
•Wird es mich in der Zukunft nicht geben?
•Was werde ich in der Zukunft sein?
•Wie werde ich in der Zukunft sein?
•Was werde ich sein, und
•was werde ich daraufhin in der Zukunft werden?
Oder ansonsten ist er über die Gegenwart verwirrt:
•'Bin ich?
•Bin ich nicht?
•Was bin ich?
•Wie bin ich?
•Wo kam dieses Wesen her?
•Wo wird es hingehen?'"
"Wenn er auf solche Weise unweise erwägt, entsteht eine von sechs Ansichten in ihm.
•Die Ansicht 'für mich gibt es ein Selbst' entsteht in ihm als wahr und erwiesen; oder
•die Ansicht 'für mich gibt es kein Selbst' entsteht in ihm als wahr und erwiesen; oder
•die Ansicht 'ich nehme Selbst mit Selbst wahr' entsteht in ihm als wahr und erwiesen; oder
•die Ansicht 'ich nehme Nicht-Selbst mit Selbst wahr' entsteht in ihm als wahr und erwiesen;
•oder die Ansicht 'ich nehme Selbst mit Nicht-Selbst wahr' entsteht in ihm als wahr und erwiesen; oder
•ansonsten hat er eine Ansicht wie diese: 'Es ist dieses mein Selbst, das da spricht und fühlt und hier und da die Ergebnisse guter und schlechter Taten erfährt; aber dieses mein Selbst ist unvergänglich, dauerhaft, ewig, nicht der Vergänglichkeit unterworfen, und es wird so lange wie die Ewigkeit überdauern' [4].
Diese spekulative Ansicht, ihr Bhikkhus, wird das Dickicht der Ansichten genannt, die Wildnis der Ansichten, die Verdrehtheit der Ansichten, der Wankelmut der Ansichten, die Fessel der Ansichten. Durch die Fessel der Ansichten gebunden, ist der nicht unterrichtete Weltling nicht befreit von Geburt, Alter und Tod, von Kummer, Klagen, Schmerz, Trauer und Verzweiflung; er ist nicht befreit von Dukkha, sage ich."
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Dies sind die Dinge, die für das Erwägen geeignet sind, die er erwägt. Indem er Dinge nicht erwägt, die für das Erwägen ungeeignet sind, und indem er Dinge erwägt, die für das Erwägen geeignet sind, entstehen noch nicht entstandene Triebe nicht in ihm, und bereits entstandene Triebe werden überwunden."
"Er erwägt weise: 'Dies ist Dukkha'; er erwägt weise: 'Dies ist der Ursprung von Dukkha'; er erwägt weise: 'Dies ist das Aufhören von Dukkha'; er erwägt weise: 'Dies ist der Weg, der zum Aufhören von Dukkha führt' . Wenn er auf solche Art weise erwägt, werden drei Fesseln in ihm überwunden:
•Persönlichkeitsansicht,
•Zweifel, und
•Anhaften an Regeln und Ritualen.
Diese nennt man die Triebe, die durch Sehen überwunden werden sollten
Gegenüber den Wesen bin ich mittlerweile tolerant, gegenüber dem Dhamma dafür zunehmnend puristisch geworden. "Mein" Buddhadhamma ist mittlerweile ausgesprochen schlank, pur, pragmatisch und kompakt geworden. Nicht warm nicht kalt. Weder bunt noch grau.
Eigentlich steht es mittlerweile dermassen im Widerspruch zu allem was ich äusserlich als "Buddhismus" wahrnehme, dass ich mich besser gar nicht mehr "Buddhist" nenne. Bei diesem Wort tauchen beim Gegenüber gleich Räucherstäbchen, bunte Tücher, Fahnen, Dalai Lama und sonstige "Ansichten" auf.
Du hast schon recht mit deinem Post. Der Mensch braucht all das, er muss diese Phasen alle durchlaufen. Buddha meint aber man soll aufmerksam bleiben um sich nicht darin zu verstricken (fesseln). Jede dieser Phasen ist eigentlich ein Wegstück das gegangen werden muss um es zu überwinden, es hinter sich zu bringen. Sowohl angenehme wie unangenehme.
Gruss Bakram