Beiträge von Lirum Larum im Thema „Von Liebem getrennt...“

    Stimmt ja alles irgendwie, Peeter, aber wenn man den richtigen Knopf nicht findet, dann ist "Loslassen können" kein "Zauberwörtchen" sondern eine arrogante Plattitüde.
    Jeder muss da mit eigenen geschickten Mitteln selber drankommen. Auch sind die Schmerzen und deren Gewicht unterschiedlich. Kalendersprüchelchen helfen da nicht unbedingt weiter, auch nicht in Großbuchstaben.

    Bei der Trauer oder dem Trennungsschmerz kann es aber auch so sein, dass alte Traumata, die einem noch in den Knochen sitzen, die Sache noch verstärken. Traurig genug, dass das Geliebte fort ist, aber wenn dieses Gefühl mit unverarbeiteten Ängsten und Abhängigkeiten gekoppelt ist, dann kann es auch zu schier unerträglichem Schmerz werden. In solch einem Fall wären profane Rezepte wie "Du musst nur Dein Ich loslassen" grausam, weil sie so nicht greifen können, auch wenn sie stimmen...


    Im Tibetischen gibt es da eine Technik, die man anwenden kann, wenn man sich mit Shamata & Vipassana auskennt. Man geht in der Meditation dann genau da hinein und schaut sich diesen schmerzhaften Zustand in der Meditation an. Warum? Weil man es so im krassen Zustand besser, klarer erkennen kann, wie "man selber" eigentlich gar nicht dieses ICH ist, wie vergänglich die ganze Situation ist, wo die wirklichen Ursachen für den Schmerz liegen... So gesehen, kann man jede auch schmerzhafte Situation als gute Gelegenheit begrüßen und zur Betrachtung nutzen. Ziel ist dabei auch gar nicht mehr, einen Wellness-Effekt zu erzielen (obwohl der eintritt), sondern es geht um einen Zuwachs an Erkenntnis. Damit die hilfreiche Erkenntnis in die Knochen kommt, nicht nur der alte Schmerz. Für die nächste schmerzhafte Situation, die man dann mit mehr Gleichmut annehmen kann.

    Gut. Und da muss man aber weiter erklären. Wie setzt man am Bedürfniss an?
    Da muss man sich einen Haufen Fragen selber stellen:
    Woher rührt die Sehnsucht?
    Was vermisst man genau? Und warum?
    Worüber genau trauert man?


    Wenn ich mir in der Meditation solche Fragen stelle und darüber kontempliere, komme ich stets zu einer Stelle, wo der Schmerz sitzt: ICH.
    Vor lauter ICH möchte nicht allein sein, ICH sehne mich nach der Person, ICH akzeptiere ihren Tod nicht, MIR geht es so schlecht - vergesse ich ganz die Person, um die ich eigentlich meine zu trauern.
    Wenn ich dann in den Atem gehe und mir die Leerheit der Phänomene und die Substanzlosigkeit eines Ichs bewusst mache, wirkt das bei mir wie ein Sedativum. Das Ich löst sich auf und damit der ganze Schmerz, der dran klebt. Es gibt tatsächlich wichtigeres als meinen mich überwältigenden Schmerz, der auf purer Täuschung beruht...


    Vielleicht ist das ja bei jedem anders. Deshalb kann man schlecht jemand anderem erzählen, wie er es "buddhistisch" zu sehen hat. Man muss/kann das selbst erforschen. Das "sagt der Buddhismus zu solchen Situationen".
    Gutes Gelingen. Wenn Du magst, fühl Dich gedrückt.