Hallo Sidat,
Sidat:
Wenn ich das richtig verstanden habe heißt das man soll an den Dingen nicht mehr anhaften auch nicht an Menschen die man liebt?
Jetzt habe ich die Sorge das ich das irgendwann Verinnerlichen und meine Familie sozusagen verliere?
Es ist hauptsächlich eine innere Arbeit das Anhaften aufzugeben. Außen wird das in der Regel kaum jemand mitbekommen. Es ist eine innere Arbeit die auf richtigem Verstehen beruhen muss. Liebe die mit Anhaften einhergeht ist immer egobezogen. Man identifiziert sich mit Etwas, oder jemandem und wenn dieses Etwas kaputt geht, zum Beispiel das Auto, dann entsteht Leiden. Es ist aber Naturgesetz, dass alles irgendwann kaputt gehen muss oder sterben muss. Alles was entsteht muss auch wieder vergehen.
Das ist eine ziemlich unangenehme Wahrheit, weswegen wir gewohnheitsmäßig mit Ablehnung darauf reagieren. Ablehnung ist die Kehrseite von Anhaften und führt genauso zu Leiden. Deswegen wäre es weise auch das Ablehnen sein zu lassen.
Weder zu versuchen wollen das Unvermeidliche aufzuhalten noch darüber betrübt zu sein, in dem Bewusstsein, dass alles sich ständig verändert.
Die Liebe die jenseits von Anhaften ist, ist darüberhinaus noch viel stärker, als die Liebe, die in Abhängigkeit entsteht. Es ist eine Herzensqualität, die man entwickeln kann und die einem dann unabhängig der Umstände und Personen zur Verfügung steht. Es ist ein reines Geben ohne Erwartung einer Gegenleistung. Das ist beglückender als alles was man nur irgend als Gegenleistung bekommen könnte.
Es kann natürlich nicht schaden, wenn man jemanden hat, der einen auch zurückliebt. Man kann dann diese gegenseitige Liebe als Nährboden verwenden um sie auf andere Menschen auszuweiten.
Sidat:Dann ist da auch die Sache mit dem Nibba, es wird immer nur beschrieben was das Nibba ist und irgendwie habe ich das Gefühl das nibba ist nichts?
Nibbana wird häufig als Freiheit von Gier, Hass und Unwissenheit beschrieben. Man kann versuchen sich vorzustellen wie das wohl sein könnte, aber letztendlich muss man wohl zu dem Schluss kommen, das Gier Hass und Unwissenheit eindeutig leidverursachend sind und dass es nur sinnvoll sein kann diese üblen Wurzeln zu tilgen und dass eine Tilgung ein Aufhören des Leidens bedeuten muss. Und ein Aufhören des Leidens is sicher was Dolles .
Sidat:Auch verstehe ich die Sache mit dem Kammer nicht richtig, was soll es mir bringen für mein späteres ich durch Verzicht vorzusorgen wenn ich in meiner späteren Wiedergeburt gar nicht mehr weiß wer ich vorher war?
Eine gute Frage :D!
Kamma hat auch Einfluss auf dein jetziges Leben. Und dieses Leben ist es, um dass du dir Gedanken machen solltest. Kamma ist ein vieldiskutiertes Thema hier im Forum und es gibt verschiedene Ansichten dazu. So wie ich es verstanden habe, zählt beim Kamma allein die Absicht. Seine Absichten sollte man sehr genau prüfen, denn häufig ist man sich ihrer gar nicht erst bewusst, oder der Geist erfindet glaubwürdige Ausreden für weniger gute Taten.
Ich bleibe mal bei der Terminologie Gut und Schlecht, weil ich sie im Sinne einer Verminderung von Gier, hass und Unwissenheit gebrauche. Alles was GHU vermindert ist gut, alles was es vermehrt ist schlecht und erzeugt eine Dynamik, d.h. die Folgen werden dementsprechend in ähnlicher Qualität zutage treten in irgendeiner Form, zu irgendeiner Zeit. Möglicherweise erst in einem nächsten Leben.
Dass das rechte Handeln irgendwann intuitiv geschieht und keine Begrifflichkeiten mehr benötigt, wie Ji'un Ken es wahrscheinlich meint, ist etwas, dass sich evtl. später einstellt, oder auch nicht. Das ist wohl typabhängig.
Zitat
Ich finde die Vorstellung meine Familie aufzugeben und einfach ins nichts zu verschwinden gar nicht freudvoll oder harmonisch sonder angst erfüllend.
Nur Anhaften und Unwissenheit wird aufgegeben. Das Ich kann nicht verschwinden, denn es hat nie existiert.
Es ist doch Wahnsinn, was wir Menschen für einen Aufwand betreiben dieses vermeintliche Ich bei Laune zu halten und versuchen es ständig zu bestätigen. Und wenn mal jemand unser Ich nicht bestätigt, uns anfeindet, oder nicht beachtet 'Oh großes Drama!'. Wie kann etwas, dass uns so fest, so selbstverständlich (man sollte mal über dieses Wort nachdenken ) erscheint, so abhängig von andauernder Bestätigung sein?
Liebe Grüße
Mab