Beiträge von dorakuan im Thema „Angst vor dem Buddhismus Angst vor der Wahrheit?“

    Ji'un Ken:
    Sidat:

    ...Dann ist da auch die Sache mit dem Nibba, es wird immer nur beschrieben was das Nibba ist und irgendwie habe ich das Gefühl das nibba ist nichts?


    Nibbana, auch Nirvana genannt, lässt sich nicht beschreiben. Deshalb enden alle Versuche, es trotzdem zu tun, damit, zu sagen, was es nicht ist.
    Meiner Meinung nach auch nicht der beste Weg. Ich bin der Meinung, dass es manchmal einfach besser ist, nichts zu sagen.


    @Ji'un Ken ... ja, manchmal besser nichts sagen ist eine gute Übung. Deshalb mag ich Zen so, da sagen manchmal alle nichts, für einige Zeit ;) Trotzdem wage ich eine (vorläufige, versuchsweise) Antwort auf nibbana/nirvana, die mir selbst einleuchtet:


    Die etymologische Wurzel von "nibbana" bezieht sich auf "erlöschen". Zu Buddhas Zeiten haben die Brahmanen fleißig alle möglichen Feuer geschürt für ihre religiösen Zeremonien und Riten. Herr Buddha hatte gelegentlich eine etwas kritische und auch ironische Haltung zu den Vorstellungen und Riten seiner Zeitgenossen, er hat möglicherweise die rituellen Feuer der Brahmanen als Metapher aufgegriffen und daraus sein Bild der drei "Feuer" Gier, Hass und Verblendung gemacht. "Nibbana", also "Erlöschen" meint dann das Erlöschen dieser drei Feuer, das Erlöschen von Gier, Hass und Verblendung ... ziemlich praktisch und bodenständig.


    In späteren buddhistischen Schulen ist dann daraus teilweise die Vorstellung eines diesseitigen oder jenseitigen Paradieses geworden, in das man (je nach Schule) mit oder ohne eigene Anstrengung und/oder mit oder ohne "Buddhas Hilfe" gelangen kann.

    Hallo,

    Sidat:


    Diese ganze Sache um das verschwinden des Ego erinnert mich irgendwie an eine "ich-Störung http://de.wikipedia.org/wiki/Ich-St%C3%B6rung


    Sind die dort beschriebenen Symptome nicht synonym zum "verlassen" des Egos ?


    da hast du einen ganz wichtigen Punkt angesprochen, einen, der immer mal wieder zu Missverständnissen führt! Und die sind nicht immer ganz ungefährlich ... ab und zu kommen auch Leute mit psychischen Störungen (wie z.B. im Wiki-Link beschrieben) in unsere Sesshin. Wenn solche wirklich ernsthaft kranken Menschen dann noch eine Erklärung zum "nicht-Ich" falsch verstehen, kann das möglicherweise böse Folgen haben ...


    Gemeint ist nicht, dass sich dein "Ich" auflöst und du grenzenlos mit Wand und Kissen zu einer Einheit verschmilzt. Spätestens wenn du aufstehst und zur Toilette gehst, merkst du ja, dass Kissen und Wand und auch das Zimmer zurückbleiben ... und doch wird gleich etwas dein "Ich" verlassen und in der Kanalisation landen, das eben noch ein Teil von dir war.


    "Ego" meint hier eher die völlig falschen Vorstellungen und Ideen, die man möglicherweise über "sich selbst" angehäuft hat, z.B. "Ich" als etwas permanentes, unveränderliches, von der Umwelt isoliertes und autonomes das so und so ist und nie anders sein wird. "Verlassen des Ego" bedeutet, zu verstehen und zu erfahren (nicht zu "glauben") dass diese Vorstellungen von meinem "Ich" vielleicht gar nicht zutreffen. Ich stelle fest: ich verändere mich, bin auch nicht beständig, da ist kein "harter, innerer, unveränderlicher" Kern ... was ich "Ich" nenne ist vielleicht eher ein Prozess in Wechselwirkung mit seiner Umgebung ... daher auch nicht so völlig getrennt und autonom, wie man manchmal denken könnte.


    Das ist ziemlich befreiend, ich muss nicht ständig ein "Ego" verteidigen oder zur Schau stellen, ich bin nicht ein für alle Mal festgelegt auf dieses oder jenes "Ich" sondern kann Veränderung erfahren, auch ganz substantielle (sonst würde Übung ja auch wenig Sinn machen).


    Die Idee von einem fixen "Ego" (oder fixe Idee von einem "Ego", dieses "ich bin so wie ich bin") ist ja letztlich auch eine "Ich-Störung" ...