So funktioniert Vipassana. Es vollzieht sich ein Paradigmenwechsel der paradox klingt. Er klingt paradox weil wir zur Kommunikation eine Sprache nutzen die inhärent dual ist. Da Nicht-Selbst nicht durch ein Selbst verstanden werden kann muss dieses Problem auf dem Meditationskissen gelöst werden.
Beiträge von EinGedanke im Thema „Anatta Lehre, bloß eine Phantasie?“
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Hallo nibutti,
Buddhaghosas Ansichten sind ohne Zweifel fehlerhaft ähnlich wie der Abhidamma. Jedoch gibt es an dieser Aussage:
"Das Leiden gibt es, doch kein Leidender ist da.
Die Taten gibt es, doch kein Täter findet sich.
Erlösung gibt es, doch nicht den erlösten Mann.
Den Pfad gibt es, doch keinen Wandrer sieht man da." nichts auszusetzen.Der Unterschied zwischen deiner Anmerkung und dem was Buddhaghosa sagte ist der schon zuvor genannte Unterschied zwischen relativer und absoluter Wahrheit. Zudem kommt dazu, dass das bedingte Enstehen kein linearer Prozess ist der von links nach rechts geht.
Paticasammupada wurde vom Buddha nicht dafür gelehrt um einen philosophischen Standpunkt über die Herkunft eines Seienden zu machen, sondern als ein System mit dessen Hilfe man seine eigene Erfahrung inspezieren kann um die Ursache des Leides zu erkennen.
Buddhaghosas Aussage ist nicht nihilistisch, da sie die 4 edlen Wahrheiten nicht verneint. Er zeigt lediglich den Fakt auf, dass Samsara aus verblendeten Prozessen besteht, jedoch befinden sich in diesen kein oder keine inhärenten Akteure.
Innerhalb der Identifikation die durch Ergreifen ensteht und der davon ausgehenden Handlung die zu Leid führt, sind Nicht-Wissen und verblendete Handlung Ursache und Bedingung die keine substanziellen Entitäten enthalten. Die Entität ist lediglich ein Hirngespinst, das aus genau diesen Prozessen extrahiert wird.
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nibbuti:shankar:
Hi shankarDas Zitat aus dem Visudhimagga ist nicht ganz zutreffend & entstand lange nach dem Buddha.
Wenn Leiden vorhanden ist, kann man (nach der Lehre des Buddha) schlussfolgern, dass es einen Leidenden gibt, der sich damit identifiziert.
Denn gäbe es keinen Leidenden, der sich mit Leid verbundenen Dingen identifiziert & diesen nachgeht, wäre auch kein Leid vorhanden.
Siehe auch paticasammupada (abhängiges Entstehen).
Grüße
Selbst wenn es nicht vom Buddha stammt, so sehe ich in diesem Vierzeiler nichts was dem Buddha widersprechen würde. Anatta trifft nicht in Kraft wenn es erst realisiert worden ist. Genauso wie die Gravitation schon vor ihrer Entdeckung durch Newton ein Gesetz der Natur war, so ist Anatta ein Daseinsmerkmal und damit laut Buddha ein Fakt. Unabhängig davon ob man sich dessen bewusst ist oder nicht. Der Leidende ist relativ, er existiert nicht in einem absoluten Sinne.
Diese Aussage, "Wenn Leiden vorhanden ist, kann man schlussfolgern, dass es einen Leidenden gibt, der sich damit identifiziert.", widerspricht Anatta. Wenn es einen wirklichen jemand geben würde, der sich nur mit etwas falschem identifiziert, so würde dieser Jemand ein Atman sein. Ein etwas, das durch Selbst-Erkenntnis anfängt in sich selbst zu ruhen, anstelle äußeren Dingen hinterher zu laufen. Dadurch würden gröbere Formen des Leids verschwinden (ähnlich wie in konzentrativen Absorbtionen). Ignoranz würde man jedoch so nicht beenden können und damit auch nicht Samsara.
Paticasammupada sagt uns genau dies, nämlich das es keinen Leidenden braucht um Leid enstehen zu lassen. Nicht-Wissen und sekundäre Verunreinigungen halten die Illusion am Leben, kein sich mit den Skandhas identifizierender Jemand. Das elfte und zwölfte Kettenglied repräsentieren nicht die Geburt und den Tod eines wirklichen Jemands. Kein einziges Glied des befleckten bedingten Enstehens existiert inhärent (Avidya). Auch die Weisheit eines Buddhas (Vidya) existiert nicht inhärent.
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Die Schlussfolgerung es gäbe nichts zu erreichen kann jedoch irreführend sein. Es wäre eine Art Nihilismus der die gesamte Lehre und den Fakt, dass unsere verzerrte Wahrnehmung Dukha ist verneinen. Diese Sichtweise würde damit auch Pfad, Frucht und Karma verneinen.
Wenn man dem Dharma z.B. blind vertraut und sich sagt, es würde ja kein Selbst geben, würde dies alleine weder Hass, noch Gier und geschweige denn Ignoranz beenden. Es würde nichts bringen sich einzureden, dass das Seil in der dunklen Gasse keine Schlange sei, Angst würde dadurch nicht verschwinden. Erst wenn man mit einer 100 % Sicherheit genau gesehen hat wird dieser Spuck ein Ende haben.
Ich denke, dass die Bezeichnung Nich-Selbst absolut zutreffend ist. Das was mit einem Erkennenden verwechselt wird ist im Grunde genommen nichts anderes als die 5 Skandhas und in diesen lässt sich ein Selbst weder im Körper, noch in den mentalen Formationen, als auch nicht in einem Gefühl des Seins finden. Damit sind diese fünf kein Selbst. Nicht-Selbst kann jedoch in dem Sinne missverstanden werden, dass es im Gegensatz zu den falschen Nicht-Selbst- Erscheinungen ein tatsächlich richtiges/wahres Selbst geben würde (im klassischen Advaita durch neti neti Analyse/ erkennen was man nicht sein kann bis man beim tatsächlichen Selbst angekommen ist).
Allgemein gibt es sehr viele Texte in denen aus der durchdringenden Perspektive eine Buddha oder Bodhisattva geschrieben wird. Jedoch würde man sich damit keinen Gefallen tun wenn man von sich selbst denkt den Fluss überquert zu haben und damit auf das Floß nicht angewiesen zu sein, also den Pfad. (Das unterstelle ich hier niemanden, jedoch lässt sich dieses Phänomen besonders häufig bei Satsang-Anhängern beobachten).
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Hallo Olli und Boehnchen,
grundsätzlich kann man sagen, dass es zwei Arten von Mitgefühl gibt. Das erste beruht auf der Sichtweise eines gewöhnlichen Menschen, d.h. dual und inhärent. Jeder normale Mensch empfindet Mitleid und Empathie wenn er andere Menschen leiden sieht. Dann gibt es den Menschen der sich auf dem spirituellen Pfad befindet und daran arbeitet durch seine Praxis Qualitäten zu schaffen die ihn näher zur Erleuchtung bringen. Dieser Praktizierende schafft wichtige Ursachen und Bedingungen für gutes Karma, das ihn davor schützt in eine ungünstige Verfassung und Ausgangssituation zu sinken. Eine solche Qualität können z.B. die Bramavihara sein, also Mitgefühl, Liebende Güte, Mitfreude und Gleichmut.
Sie sind wichtig, gehören jedoch immer noch zum Bereich der Ethik/Moral und Konzentration. Diese existieren jedoch nicht aus einem Selbstzweck heraus. Sie sind geschickte Mittel die dazu dienen Weisheit zu entfesseln. Diese Weisheit kann durch verschiedene Methoden entblößt werden. Eine davon besteht darin die 3 Daseins-Siegel nicht konzeptuell sondern direkt wahrzunehmen. Und was lassen uns diese erkennen? Sie zeigen uns, dass alles was konditioniert ist, seien es die höchsten konzentrativen Jhana-Absorbtionen oder Metta letztendlich impermanent und damit keine Grundlage für wahre Zufriedenheit sein können. (Es geht nicht darum etwas zu finden was nicht impermanent ist, dies wäre Vedanta, sondern darum auf allen Ebenen loszulassen.)
Das Mitgefühl, das als Teilaspekt dieser Weisheit strahlt, lässt sich nichteinmal mit der bedingungslosen Liebe einer Mutter vergleichen. Wenn Anatta und danach Sunyata/Bedingtes Entstehen unsere alte verzerrte Sichtweise transformiert haben, wird das was uns von anderen immer getrennt hat, ein Selbstglaube, verschwinden.
Dieses Mitgefühl hat nichts mit der Einsicht zu tun, dass wir alle aus dem selben Stoff sind. Wie ich oben erwähnt habe, wäre dies ein vedisches Ziel was nichts mit dem Buddhadharma zu tun hat. Diese Sichtweise ist zwar non-dual hat aber unsere inhärente Sichtweise noch nicht penetriert und damit nicht den Aspekt der Leerheit realisiert.
Mitgefühl ensteht dann nicht, Mitgefühl wird ein Aspekt sein der unzertrennbar von Leerheit und Klarheit ist, der Natur unseres Geistes. Eine himmelsgleiche Offenheit, die nichts blockiert, Widerstand leistet oder festhält. Was in diesem Zusammenhang wichtig zu verstehen ist, dass dies kein formloses Bewusstsein ist, eine Art Container in dem alles geschieht. Auch kein unveränderliches Bewusstsein, das unzertrennbar von jeder Sinneswahrnehmung ist (steht nochmal genauer im oberen Text). Dies wäre etwas von dem alle Eckert Tolles, Adiyashantis und Maharishis sprechen, aber nicht Buddhas Dharma.
Es ist empfehlenswert sich mit Indras Netz auseindander zu setzen um dieses natürliche Mitgefühl zu verstehen:
An jeder Verzweigung dieses Netzes befindet sich ein Kristall der ein individuelles Geist-Kontinuum repräsentiert. Jeder Kristall trägt in sich alle Reflektion aller anderen Kristalle und reflektiert diese an alle anderen weiter. Keiner dieser Kristalle existiert aus sich selbst, was natürlich nicht bedeutet, dass er nicht-existent ist. Stattdessen existiert er in Abhängigkeit zu allem anderen im Netz dieser Realität. In diesem Sinne ist alles in dieser Realität illusionär, weil jedes Ding aufgrund unzähliger anderer Bedingungen erscheint, nicht permanent oder substanziell sein kann, aber auch nicht nicht-existent da keine Dunkelheit herrscht. Unsere gegenseitige Abhängigkeit macht diese Realität erst möglich. Auch deswegen sind Geburt und Tod nur relativ und nicht absolut, da nichts wirklich ensteht oder ins existente Sein oder Nicht-Sein gerät. Und in Bezug zu Anatta gibt es, gab es nie und wird es nie einen Akteur geben der wir sind, kontrolle ausübt und die Quelle einer jeden Handlung ist. Aktivität und Absicht enstehen ebenfalls in Abhängigkeit zu allem anderen und alles andere ensteht auch in Abhängigkeit zu allem anderen. Ohne Anfang und ohne Ende. Deswegen war ein Schöpfergott im Buddhismus niemals notwendig um sich die Realität erklären zu können. Interessanterweise kommt unsere Wissenschaft langsam aber sicher zu den selben Erkenntnissen wie Buddhas Kernlehre. Nur mit dem Unterschied, dass diese tatsächlich Leid beenden kann.
Interdependenz ist weder eins (Brahman) noch zwei (unsere materiale Sichtweise).
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Hallo Shankar,
weißt du ich bin wirklich alles andere als realisiert oder "erwacht". Jedoch beschäftige ich mich schon ne weile intensiv mit der buddhistischen Kernlehre. Das heißt sowohl was die Konzepte als auch was die direkte Wahrnehmung betrifft habe ich einige Erfahrungen. Du wirst feststellen, dass nur wenige bereit sind offen über ihre Erfahrungen zu sprechen (was ich sehr schade finde). Anatta ist eine gewaltige Kopfnuss sowohl für "frische" Buddhisten als auch für Leute die sich schon länger mit dem Buddhismus beschäftigen. Selbst sehr realisierte Menschen die denken sie würden sich auf dem buddhistischen Pfad befinden misinterpretieren unglaublich oft dieses Daseinsmerkmal. Ihre Einsichten sind oftmals absolut legitim jedoch vedantisch. Es ist nicht leicht Leute zu finden die eine definitive Realisation in Bezug auf Anatta haben.
Wie gesagt habe ich selbst keine bleibende Einsicht, jedoch einen temporären Einblick der in der Vergangenheit liegt. Ich arbeite jedoch immer noch daran
Was ich dir mit einer 100 % Sicherheit sagen kann ist, dass Anatta definitv keine Phantasie ist.
Du kennst sicher das Konzept des bedingten Entstehens. Es passiert manchmal, dass die richtigen Bedingungen und Wirkungen zusammentreffen und als Metapher gesprochen sich am bewölkten Himmel eine Stelle frei tut und man zum ersten mal den blauen Himmel sehen kann. Man könnte sagen, dass der 8fache Pfad dafür designt ist damit am Ende unter anderem Anatta realisiert werden kann. D.h. Rechte Ansicht, Achtsamkeit, Konzentration usw. sind alle wichtig um die richtigen Bedingungen zu schaffen. Nirvana ist nicht etwas das erschafft wird. Jedoch spielen alle diese Faktoren eine wichtige Rolle darin den Prozess des befleckten bedingten Entstehens zu beenden, Nicht-Wissen zu beenden.Wenn man zunächst dieses Wort Nicht-Selbst hört ist es irgenwie befremdlich. Denn wenn wir uns unsere momentane Erfahrung ansehen scheinen wir wirklich zu sein. Real zu existieren. Zwar verstehen wir, dass es uns mal nicht gegeben hat und es uns irgendwann nicht mehr geben wird, jedoch scheinen wir in dieser Zwischenphase fest und solide in diesem Körper zu stecken, durch diese Augen zu sehen. Wir sehen um uns herum Dinge in einer äußeren Welt die wir zu teilen scheinen und orientieren uns daran. Gleichzeitig erleben wir eine innere Welt die privat erscheint. Was ist es was uns, also unser innerstes Ich auszumachen scheint? Keine Beschreibungen wie ich bin faul, ich bin ein generell zorniger Mensch, sondern was verleit uns den Eindruck zu sein? Ich würde sagen Wissen. Wissen nicht im Sinne von wo Paris ist. Ich meine damit, dass keine Dunkelheit herrscht. Das Lüfter-Geräusch des PCs, der Druck des Hinterns auf dem Stuhl, das grelle Licht des Bildschirms. All diese Dinge. Wir wissen ohne nachdenken zu müssen was gerade los ist. Und dieses Wissen scheint konstant zu sein. Irgendwie verstehen wir das alles impermanent ist, aber gleichzeit erleben wir inmitten all dieser Vergägnlichkeit eine bleibende Permanenz. Auf der subtilsten Ebene scheinen wir der Erfahrende/der Wissende zu sein, das bleibende Zentrum das alle Erfahrungen erlebt.
Wenn wir uns auf dem vedantischen Pfad bewegen wird es heißen: ,,Genau, ganz genau! Du musst herausfinden was dich wirklich ausmacht, dein wahres Selbst. Deine unsterbliche Seele. Was ist es was während deiner Kindheit gleich war, was jetzt unverändert ist und was nicht altern wird selbst wenn du ein Greis bist? Da ist doch etwas was sich wirklich nicht verändert. All diese sich veränderenden Erfahrungen sind illusorisch. Das was echt ist bist du. Sieh hin, dieser Körper wird gesehen, diese physischen Empfindungen werden gesehen, diese Gefühle werden gesehen, diese geistigen Regungen werden gesehen, diese Gedanken werden gesehen. Neti, neti. Alles was du sehen kannst, kannst du nicht sein. Finde dich selbst und ignoriere diese illusorischen Erfahrungen."
Und ich garantiere dir, diesen Atman, dieses permanent existierende "wahre Selbst" kann man wirklich erleben. Deine direkte wortlose Erfahrung wird das bestätigen und du wirst den Eindruck haben Nirvana gefunden zu haben. Jedoch, was ist das? Und spricht der Buddha nicht vom Nicht-Selbst? Sind Vedanta und Buddhismus letztendlich dasselbe? Das eine positiv, das andere negativ ausgedrückt?
Der nächste Schritt auf dem vedischen Pfad sieht dann so aus, dass sich das wahre Selbst Atman mit der Welt (alle gesehenen Erfahrungen) verschmilzt so wie zwei ineinander gehaltende Kerzen. Atman ist ein Synonym für Wissen oder Bewusstsein. Das Licht, das alles möglich macht. Das kleine Ego-Selbst wird zu nicht mehr als einer winzigen Welle im Meer deines wahren Selbst, deines Bewusstseins. Es ist wie ein Spiegel. Die Reflektionen brauchen einen Spiegel, jedoch braucht der Spiegel keine Reflektionen. Wie sieht der Spiegel, also dieses Bewusstsein ohne Reflektionen bzw. Inhalte aus? Vedantins würden sagen wie volles Bewusstsein im Tiefschlaf. Verstehst du, laut ihrer Ansicht gibt es einen Grund des Seins. Würdest du das Gesehene, das Gehörte, das Gedachte, das Gespürte usw. all diese Erfahrungen wegnehmen, würde da etwas bleiben. Nämlich das was du wirklich bist.
Das sind legitime Realisationen. Aus der vedischen sicht ist das Moksha, also Erleuchtung. Diese Einsicht wird auch als One-Mind bezeichnet. Die Non-Dualität zwischen Subjekt und Objekt. Dieser Pfad wird auch teilweise von manchen Zen Leuten gegangen. Zum Beispiel sind Koans wie: Wer war ich bevor meine Eltern geboren waren? oder Wer zieht diese Leiche hinter sich her? dazu da um zunächst dieses wahre Selbst zu finden.
Jedenfalls, das alles existierte schon lange bevor Siddharta Gautama geboren wurde. Und dann kam er, sah und realisierte das die da oben auf dem Holzweg sind. Sie haben es geschafft einen rostigen Käfig gegen einen goldenen Käfig auzutauschen. Ganz klar wenn du dein Leben lang in einem Knast in Saudi-Arabien gesteckt hast und du dann plötzlich in ein Gefängnis in Norwegen versetzt wirst, wirst du dir wie im Paradies vorkommen. Du wirst den Eindruck haben das ist das höchste, darüber hinaus kann es nichts geben, was natürlich Unsinn ist. So toll es auch sein mag, mit warher Freiheit hat das immer noch nichts zu tun.
Die Hinduisten haben durch den Aspekt der Klarheit in der Tat etwas unglaubliches entdeckt, was selbst heute nur vergleichsweise wenigen Menschen zugänglich ist. Jedoch ging der Buddha weiter als das. Wenn du alle Weisheitstraditionen der Welt miteinander vergleichst (Advaita Vedanta, christliche Mystik, Sufitum, Kashmir Schawaismus, Kabbalah, Schamanen,...) sie alle sind darauf ausgelegt diese wahre für alle Zeiten unveränderliche Gott-Essenz zu finden. Ich bin fest davon überzeugt das der Ursprung jedes Gott-Glaubens auf diesen Erfahrungen beruht.
Buddha penetrierte unsere Realität wie es keiner vor oder nach ihm vermochte. Er realisierte einen noch entscheideneren Aspekt dieser Realität der selbst die subtilsten Formen des Leids (die es selbst in einem super-duper tollen vergoldeten Gefängnis gibt) beendet und damit auch aus dem Kreislauf des Seins austritt. Für so einen Menschen wird es keinen Tod mehr geben (was nicht heißt das er unsterblich wird!). Was realisierte er und wie unterscheidet es sich von dem dort oben?
Anatta und bedingtes Entstehen/ Leerheit
Oftmals stellen Leute die Frage wer ist es denn der Nicht-Selbst realisiert? Das Problem ist, dass diese Frage auf Basis eines konzeptuellen Rahmens erfolgt der von Grund auf dual ist. Wenn ich nach einem Wer, Wo oder Wann Frage wird sich das Ergebnis immer innerhalb dieses Rahmens befinden. Die entscheidende Sache ist, dass wir nicht nur dual wahrnehmen (uns als Wissenden der durch den Akt des Sehens äußere Objekte sieht) sondern auch inhärent. Der Rahmen gibt uns vor Dinge entweder als wirklich Existent oder als wirklich Nicht-Existent wahrzunehmen. Und das was existiert, sei es dieser Pc an dem ich schreibe, ich als Person (also Ego-Ich) oder ich als transzendentes unsterbliches wahres Ich-Bewusstsein, ist wirklich das was es zu sein scheint. Etwas bleibendes. Etwas substanzielles. Viele Vedantins benutzen sehr gerne das Wort Leerheit. So wie sie es verwenden hat es aber mit der buddhistischen Leerheit nichts zu tun. Sie erleben sich als eine Art ichloses Ich. Ein raumgleiches,formloses Bewusstsein (aka Leerheit die nicht leer von sich selbst ist). Jedoch existiert für sie diese Formlosigkeit wirklich aus sich selbst heraus und verändert sich nicht.
Im Buddhismus wird dagegen ständig von Impermanenz gesprochen. Was stimmt da nicht zwischen diesen beiden Arten der Leerheit?
Leerheit im Dharma ist kein formloses etwas wie im Advaita Vedanta. Es ist auch kein Nichts im Sinne vom Nihilismus. Wir fragen uns nicht ob die Dinge existieren, sondern wie sie existieren. Wie existieren sie?
Bedingt entstehend. Weil dies ist, ist das. Wenn dies aufhört zu sein, hört auch das auf. Was bedeutet es im Bezug zu einem Ding, das bedingt ensteht? Es bedeut, dass dieses Ding nicht aus sich selbst heraus existiert, mit anderen Worten, dass es leer ist. Das erscheinen dieses Dings ist absolut illusionär - es erscheint nicht wirklich. Und trotzdem ist es glasklar wie eine Fatamorgana. Das betrifft nicht nur scheinbare Objekte (Abhängigkeit von Objekt, Auge und Sehbewusstsein) sondern auch uns als Akteur. Es gibt keinen Akteur, ein inhärentes kontrolle ausübendes Zentrum das wirklich existiert. Geräusche werden nicht von einem Dir gehört, Gedanken werden nicht von einem Dir gedacht. Sie ploppen plötzlich auf und zwar bedingt.
Der Eindruck eines sich ich Hintergrund befindenen Auges, das wir sind, das alles sieht nur sich selbst nicht ist das Grundproblem. Und später dann der Eindruck, dass jede Erfahrung an dieser einen unveränderlichen Singularität klebt. Wenn wir uns über den Zusammenhang zwischen Bewusstsein und wahrgenommenen Objekten bzw. Erfahrungen auseinandersetzen, müssen wir feststellen, dass es ein solches sehendes Bewusstsein, das Objekte sieht gar nicht gibt. Bewusstsein ist kein sich nicht verändernder Hintergrund. Bewusstsein ist der sich ständig verändernde Vordergrund. Bewusstsein ist exakt das Gesehene, das Gehörte, das Gedachte, das Empfundene. Der Begriff Bewusstsein ist jedoch immer noch irreführend. Wenn du aus dem Fenster nach oben schaust siehst du das Wetter. Aber was genau davon soll Wetter sein? Die Wolke da, der Regen dort hinten oder der Wind hier? Da ist absolut nichts von dem du behaupten kannst: Genau das hier ist das Wetter und dieses Wetter verändert sich nicht.
Da ist kein sich veränderndes Ding, da ist nur Veränderung (Dogen sagte Impermanenz sei Buddha-Natur)
Es gibt also keinen Spiegel der unabhängig von den Reflektionen ist. Die Reflektionen sind der Spiegel (Der Spiegel muss nicht vom Staub befreit werden, der Staub ist der Spiegel)
Wenn Nicht-Selbst unmittelbar und direkt erkannt wird, stellt sich die Frage nach einem Wer einfach nicht. Kein Wer, kein Hier und kein Jetzt. Aber auch kein Nichts. Aber auch kein etwas. Der Gedanke denkt, das Geräusch hört, die Farbe sieht. Aber nichts existiert aus sich selbst heraus oder ist permanent. Wie Seifenblasen ohne Zentrum sind die Erfahrungen. Sie sind selbst-klar. Brauchen keinen externen Scheinwerfer.
2 Wahrheiten
Im Buddhismus sagt man nicht das Konzepte ein hinderliches Problem sind und wir einfach in einem gedankenfreien Zustand verweilen sollen (den Spiegel vom Staub befreien). Jedoch besteht trotzdem die Möglichkeit, dass man all diese Dinge eben wie z.B. Quantenphysik nur durch den Kopf sieht. Trotzdem ist es wichtig und entscheidend die Rechte Ansicht zu haben, sie steht nicht umsonst an erster Stelle im 8fachen Pfad. Sie wird zunächst konzeptuell und damit provisorisch sein. Es liegt an dir die definitve Sichtweise auf dem Meditationskissen zu realisieren. Man muss die 2 Wahrheiten im Buddhismus verstehen um zu erkennen warum Konzepte im Buddhismus (im Gegensatz zum Advaita Vedanta) kein zu vermeidendes Übel darstellen. Du musst verstehen, dass selbst wenn du Anatta realsiert hast und erkannt hast, dass ein wirklich existentes persönliches Du gar nicht gibt, es keinen Grund dafür gibt das Wort "Ich" oder "Du" zu vermeiden. Oder jedes andere Wort. Diese Wort sind konventionell und spiegeln unseren ganz normalen Alltag wieder. Selbst wenn ich nicht wirklich bin, so habe ich nichtsdestotrotz meine persönlichen Erfahrungen und Einsichten und Du hast deine. Das ist die relative Wahrheit. Die absolute Wahrheit ist kein verborgenes transzendentes Nirvana, sondern die Leerheit des relativen bzw. das auf Grund des bedingten Entstehens nicht wirkliche Erscheinen des relativen.
Leerheit ist leer von sich selbst. Das bedeutet das alles nur relativ sein kann. Also absolut illusionär. Und trotzdem geht das Leben weiter jeder hat so seine Pflichten. Einkaufen, essen machen, usw...
Man muss verstehen, das eine Realisation keine sofortige Transformation auslöst. Im Buddhismus spielt Karma eine unheimlich wichtige Rolle. Selbst wenn wir diese Erfahrungen haben ist das Momentum der Ignoranz immer noch sehr mächtig. Konditionierungen und Tendenzen aus der Vergangenheit die uns dazu bringen, das was wir Realität nennen dual und inhärent wahrzunehmen sorgen dafür, dass es ein ganzes Stück harte arbeit ist der Ignoranz mit Weisheit zu begegnen. Wieder und wieder und wieder erkennen wie unsere verzerrte Sichtweise die dafür sorgt, dass jede Art von Ignoranz, Aversion und Festhalten zu Leid führt (Jede Form des Festhaltens, auch das Festhalten an ein unveränderliches reines Bewusstsein).
Durch Anatta wird alles mühelos und unheimlich klar. Es wird gesehen, dass da nie jemand geboren wurde und damit auch niemand wirklich sterben wird. Nichts ist oder war jemals persönlich, es ist alles traumgleiche Natur. Furcht und Hoffnung verschwinden. Man sieht, dass durch das bedingte Enstehen alles von allem abhängig ist und nichts isoliert ist. Dadurch entsteht wahres Mitgefühl.
Woooa, das war jetzt viel mehr als ich geplant hab. Ich denke nur, dass es wirklich sinnvoll ist den Advaita Weg zu verstehen um nicht darin stecken zu bleiben und damit den wahren Dharma zu verpassen. Das passiert wirklich vielen Leuten ohne, dass diese es wissen. Denn die Advaita Ansicht steht näher zu unserer gewöhnlichen dualistischen Sehweise als die Anatta-Perspektive.