Beiträge von Jojo im Thema „Allein im Wald“

    mukti:

    Er wird ja nicht gemeint haben dass sein Lehrer alles daran gesetzt hat das sinnliche Begehren wieder in ihm zu erwecken.


    Ich bin nicht sicher, ob ich ihn verstanden habe, immerhin kenne ich diese Tiefe der Versenkung (noch) nicht. Ich habe ihn so verstanden, dass sein Lehrer alles daran gesetzt hat, ihn aus der Verweigerungshaltung herauszuholen, die mit der Versenkung verbunden war. Nach jeder Versenkung muss die Rückkehr kommen, und tiefe Versenkung kann eine Flucht sein, ein Versuch, sich der Veränderung zu entziehen. So habe ich das verstanden.


    Zitat

    Letztlich zielt die Buddhalehre auf das totale Versiegen des Begehrens ab, Sammlung und Betrachtung ist dazu eine notwendige Übung. Ob man das nun mit anderen zusammen in einem Meditationszentrum oder alleine an einem stillen Ort macht, beides macht Sinn. Hat auch mit Veranlagung zu tun, manche halten sich gerne alleine in der Natur auf, andere ziehen Geselligkeit und Städte vor.


    Hier kann ich dir folgen.

    mukti:

    Wenn ein Mensch erkennt dass es nichts Wichtigeres gibt als Erleuchtung hat er nur diesen einen Wunsch und verliert jedes Interesse an der Welt.


    Der amerikanische Chan-Lehrer Guo Gu sprach davon in einem Vortrag, kürzlich. Er nannte es "sitting in the ghost cave on the dark side of the mountain" und erzählte, dass sein Lehrer Sheng Yen alles daran gesetzt hat, um ihn aus diesem Zustand wieder heraus zu holen.


    Boshan nennt dies die "Krankheit der stillen Meditation", Seite 16 in (https://beingwithoutself.files…-zweifel-2014-11-17-2.pdf.


    Vielleicht ist dieser totale Rückzug von der Welt eine notwendige Zwischenstufe, aber verschiedene Lehrer, die ich schätze, sagen, dass man in diesem Zustand nicht kleben bleiben darf, und ich glaube ihnen.

    Jojo:

    Noch ein paar Beispiele:


    äh, beim Sitzen ist mir gedämmert, dass ich hier ein bisschen viel mit Meistern umhergeworfen habe. Also Korrektur:


    Charlotte Joko Beck hatte die Lehrerlaubnis von Maezumi, ich weiß aber nicht, ob das mit Shiho verbunden war.


    Hildi Thalmann hat die Lehrerlaubnis von Sheng Yen, dito.


    Linda Clair hat goar nix Offizielles, glaub ich.

    Jeff Shore ist übrigens aus Überzeugung Laie geblieben, verheiratet, ein Kind.


    Noch ein paar Beispiele:
    Charlotte Joko Beck, Verwaltungsangestellte und Zenmeisterin. http://de.wikipedia.org/wiki/Charlotte_Joko_Beck
    Hildi Thalmann, Kinderärztin und Chan-Meisterin http://www.chan-bern.ch/%C3%BC…chang-she-hildi-thalmann/
    Linda Clair, Mutter, Hausfrau und Zenmeisterin http://www.simplemeditation.net/about-linda/


    Und aus der Geschichte:
    Laie Pang, Landstreicher und Bambusverkäufer http://en.wikipedia.org/wiki/Layman_Pang

    Hallo Elke,
    der amerikanische Zen-Lehrer Jeff Shore hat dazu was Schönes geschrieben. Ich hab´s mal ins Deutsche übersetzt.
    Quelle: Seite 16 aus https://beingwithoutself.files…2014/06/ordinary-mind.pdf

    Zitat

    ...in der Regel sind wir Laien. Das ist kein Problem oder Hindernis. Ganz im Gegenteil: das Leben als Laie ist der ideale Ort für die Praxis. Könnt ihr das sehen? Das Leben, das wir jetzt leben, ist der ideale Ort für die Praxis.


    Wenn möglich, geht mal für ein paar Monate oder Jahre in ein wirkliches Kloster. Ich habe das auch so gemacht. Mein Lehrer im Kloster sagte immer, dass ein Ausbildungskloster ein Treibhaus für die Praxis ist. Das stimmt. Aber dann dürfen wir dort nicht stehen bleiben. Wir müssen darüber hinaus gehen. Wir haben Verantwortlichkeiten, denen Mönche ausweichen können; wir müssen [die Lehre] wahrhaft verwirklichen. Das ist nicht nur möglich, es ist nötig.

    Dahui war einer der größten chinesischen Zenlehrer der Sung-Dynastie. Er starb 1163. (...) In einem der zahlreichen Briefe, die er an erfahrene Laienpraktizierende schrieb, sagt er: „War es jemals nötig, Frau und Kinder zu verlassen, die Arbeit hinzuwerfen, Wurzeln zu kauen und dem Körper Schmerzen zuzufügen?“ Dann sagt er, dass „Hauslose“, d.h. Mönche wie er selbst, „außen sind und danach streben, nach innen durchzubrechen, während [Laien] innen sind und danach streben, nach außen durchzubrechen. Die Kraft von jemandem, der von außen nach innen durchbrechen will, ist schwach, die Kraft von jemandem, der von innen nach außen durchbrechen will, ist groß.“


    Was er nicht sagt, ist, dass es wegen der Herausforderungen des Laienlebens für Laien schwierig ist, wirklich anzufangen und die Praxis zu stabilisieren. D.h. ohne Geduld und richtige Anleitung denken viele Laien, dass sie meditieren, während sie im Grunde mentale Masturbation betreiben. Oder sie sitzen ein Weilchen und geben dann auf, weil sie denken: „Wen verarsche ich hier eigentlich, mein Geist dreht sich doch immer weiter im Kreis.“ Und so hören sie oft auf zu praktizieren, weil sie nie richtig angefangen haben. Das ist dann wirklich unglücklich.


    Also, hauptsache scheint´s wohl weiter machen und fleißig sitzen und mit der Zeit immer genauer rausfinden, worum es eigentlich wirklich geht. Ich finde auch, dass Eiskratzen um vier Uhr morgens eine gute Praxis sein kann :D