Beiträge von -Christian- im Thema „Frage zum Anhaften an weltlichen Dingen“

    Interessante Beitrage. Ich danke Euch.


    Mir ist bewusst, dass wir hier in der westlichen Welt auf hohem Niveau jammern. Obwohl wir täglich über Menschen in der Dritten Welt oder in Kriegsgebieten lesen, fehlt uns doch der Bezug zu diesen Leuten. Wir vergleichen uns eben nicht mit einer armen Person in Afrika, sondern mit unserem Umfeld: mit unseren Freunden, Verwandten, Arbeitskollegen etc. Zudem wird der Luxus, denn wir besitzen, wie ein Dach über dem Kopf, ein warmes Bett, ausreichend Nahrung, gute Gesundheitsversorgung, schnell zur Gewohntheit. Wir machen uns generell keine Gedanken darüber, was wir haben, sondern nur darüber, was wir nicht haben. Eine Erinnerung an all unsere Annehmlichkeiten und eine Rückbessinung auf die Vergänglichkeit aller Dinge hilft mir auf jeden Fall, meine Alltagsprobleme aus einer anderen Perspektive zu sehen. Trotzdem ist es interessant zu sehen, dass gerade in der westlichen Wohlstandsgesellschaft psychische Erkrankungen, Depressionen und Angststörugen immer weiter auf dem Vormarsch sind.


    Noch ein Gedanke zum Anhaften an weltliche Dinge. Weltiche Dinge sind zwar der Urpsrung allen Leides aber auch der Ursprung vieler Freuden. Wir sind glücklich, wenn wir uns mit guten Freunden treffen, uns verlieben, etwas leckeres essen oder auch wenn wir uns etwas schönes kaufen. Das Problem ist nur, dass all diese Glücksmomente vergänglich sind und wir nach immer neuen Glücksmomenten suchen (müssen). Weltiche Dinge sind also Ursprung von Freud und Leid zugleich. Vielleicht ist hier die wichtige Erkenntnis, dass kein Gefühl, keine Stimmung, keine Empfindung von Dauer ist, sondern dass Freude und Leid sich immer wieder abwechseln. Es kommt also nicht so sehr auf das Anhaften an weltiche Dinge an, sondern daran, wie wir mit den Gefühlen umgehen, die uns die weltlichen Dinge bescheren. Hier wären wir dann wieder bei der Akzeptanz als mögliche Bewältigungsform.


    Christian

    Hallo miteinander,


    im Buddhismus gilt ja das Anhaften an vergänglichen, weltlichen Dingen und das Streben nach solchen als ein Hauptgrund für menschliches Leiden. Diese Argumentation ist sehr schlüssig und einleuchtend. Alles weltliche, an dem ich hänge, kann mir Schmerzen und Leid bringen. Wenn ich etwas für mich wichtiges verliere, z.B. den Job, einen geliebten Menschen, das Haustier, Geld, oder etwas nicht bekomme, was ich mir wünsche (hier könnte man ähnliche Beispiele bringen), dann Leide ich hierdurch. Immer, wenn etwas im Leben nicht so läuft, wie ich es gerne hätte, entsteht hierdurch Leid.


    Die Frage ist, wie man dieses Leid umgehen kann und ob man es überhaupt umgehen kann. Akzeptanz und Loslassen sind Kernthemen im Buddhismus und werden als Heilmittel für dieses weltliche Leiden gesehen. Akzeptanz ist in der Theorie eine sehr elegante Lösung für diese Probleme aber meiner Meinung nach ist Akzeptanz im praktischen Leben nur bedingt möglich. Ich kann kleineren Problemen gut mit Akzeptanz begegnen, z.B. wenn der Zug Verspätung hat, ich mich verspäte, oder wenn ein Gebrauchsgegenstand kaputt geht. Größere Probleme zu akzeptieren, wie den Verlust eines geliebten Menschen, vom Partner verlassen zu werden oder den Verlust des Arbeitsplatzes, ist wesentlich schwieriger. Ich würde sogar sagen, dass es für einen normalen Menschen fast unmöglich ist, solche Sachen zu akzeptieren. Das sind Wunden, die einen oft ein Leben lang begleiten und vielleicht nie richtig verheilen. Möglicherweise kann Akzeptanz das Leiden ein wenig verkürzen, aber Leid vermeiden kann man damit nicht.


    Also meiner Meinung nach ist Akzeptanz nur eine bedingt umsetzbare Lösung für weltliches Leiden. Ob mit oder ohne Akzeptanz erleben wir zwangsläufig viel Leid in unserem Leben weil wir an weltlichen Dingen hängen und die Dinge nicht so verlaufen, wie wir es uns wünschen. Die einzige Möglichkeit, um Leid zu vermeiden, wäre, wie ein asketischer Einsiedler irgendwo einsam fernab jeder Zivilisation zu wohnen und den ganzen Tag zu meditieren. Aber ich denke, dass das für die Meisten von uns auch keine erstrebenswerte Lösung ist.


    Was ist Eure Erfahrung mit dem Praktizieren von Akzeptanz und Nicht-Anhaften. Ist es möglich, eine weitreichende Akzeptanz zu entwickeln und wenn ja, wie?


    Grüsse
    Christian