Beiträge von Doris im Thema „Achtsamkeit im Tagesverlauf“

    Das klingt nach einem krampfhaft freudigen Tag … :D
    So eine Fassade bröckelt schon mal, sobald die erste Erschöpfung anklopft.


    Sich einen Plan machen und den Tag ein wenig zu strukturieren finde ich persönlich gut. Mach ich auch. Ich habe sogar einen Plan für langfristige Projekte, für Wochenprojekte und für Tagesprojekte – das brauche ich auch um den Überblick nicht zu verlieren und weil ich mit meinen Kräften haushalten muss. Mir macht auch nicht alles gleichermaßen Freude. Vieles mache ich einfach nur, weil es mal gemacht werden muss. Ich will mir das nicht schönreden. Freude kommt dann auf, sobald ich den roten Stift nehme und das Projekt als erledigt markieren kann. Und manchmal erledige ich es nicht, sondern schiebe es auf die Liste für den nächsten Tag … auch das kann Freude machen :D


    Woher kommt die Idee, dass alles Freude bereiten muss? Das tut es einfach nicht. Der Widerwille, die Faulheit, die Erschöpfung, die Angst vor bestimmten Dingen sind ganz normale Emotionen, die nicht unterdrückt werden müssen. Du musst Dir nichts "einhämmern" – davon bekommst Du nur Kopfschmerzen. Selbstoptimierung wird ab einem bestimmten Grad zur Selbstverstümmelung.
    Deshalb zweifle ich an Deiner Aussage, dass Du "relativ achtsam" bist. Ich vermute sogar größte Unachtsamkeit, die sich hinter Frische verbringt.


    "Sein Bestes geben" kann auch so interpretiert werden, dass mal was richtig unangenehm ist, dass man müde ist, keine Lust hat, abgelenkt ist usw. Dann ist es eben das Beste abzuschalten, sich eine Weile diesem Augenblick hinzugeben. Körper und Geist schreien nach Erholung, dann geben sie gerade ihr Bestes und legen Dich lahm, wenn Du nicht auf sie hörst. Deshalb ist dann der Rest des Tages damit vertan, gegen diese Lahmheit anzukämpfen. Dann gehe ich mit einem schlechten Gewissen ins Bett und wache schon mit dem Gefühl von Stress auf. Das finde ich äußerst frustrierend.


    Scheitern finde ich gar nicht schlimm, sondern betrachte ich als einen Teil des Lebens und unentbehrlich.
    Ich denke, es ist ein großer Fehler, zu glauben man müsse der perfekte Buddhist werden. Ich finde es aber richtig zu lernen, von den Vorstellungen über sich und wie man zu sein hat loszulassen und sich ehrlich kennenzulernen: Wenn ich müde bin, bin ich erst mal müde. Wenn ich übel gelaunt bin, bin ich übel gelaunt. Wenn ich was nicht machen möchte, möchte ich es nicht machen. usw. Das ist keine Einladung zum Sichgehenlassen, sondern zur Ehrlichkeit und Achtsamkeit. Ich fühle mich so viel entspannter und füge der Unlust, dem Widerwillen nicht noch eine Portion Versagen drauf. Denn nicht meine Unlust quält mich, sondern das daraus abgeleitete Gefühl deshalb nicht zu "funktionieren". Das ist ein wirklich übler Energieräuber.


    Du bist gut so wie Du bist.


    Liebe Grüße
    Doris