Beiträge von sinn-los im Thema „Ende des Leidens“

    Jon:


    Also meiner Meinung nach sollte Jemand, der/die häufig meditiert irgendwann einen Punkt innerer Ausgeglichenheit erfahren haben.


    Falls wir doch in der Lage sind, genau zu sagen, wo Leid oder Glück oder Gedanken entstehen im Gehirn, frag ich mich, was wir denn überhaupt davon haben.
    Wir haben eine Landkarte, allerdings können wir nicht in dieses Land hinein oder dort etwas ändern, es sei denn, wir gehen hin und beobachten uns in unserem täglichen Tun.
    .



    Richtig. Die eigene Erfahrung zäht allein.


    Die wisschenschafliche Aussenperspektive kann jedoch für Unverfahrene interessant sein. Das stärkt sich vielleicht im Bestreben, doch eigene Erfahrungen zu machen.

    -Christian-:

    Bisher reden in diesem Thread immer alle von ihrem persönlichen Glauben und ihrer persönlichen Weltsicht und irgendwie habe ich das Gefühl, die Diskussion dreht sich im Kreis und kommt nicht weiter. Es wäre interessant einmal wissenschaftlich zu untersuchen, ob praktizierende Buddhisten glücklicher oder zufriedener sind als Nicht-Buddhisten.



    Es lässt sich zumindest nachweisen, dass die Gehirnstruktur der sg. Vielmeditierer sich ändert. Die für Selbstkontrolle zuständige Regionen gewinnen an Masse.


    In den letzte Jahren wurde und wird hier viel geforscht. Sowohl der Dalai Lama wie auch z.B. der westliche Mönch Matthieu Ricard haben Stunden in einem Kernspintomographen verbracht zwecks Anfertigung von MRT-Aufnahmen des Gehirns.
    Auch mit "normalen" Menschen wird geforscht. Siehe zb. https://www.resource-project.o…nd-und-studieninhalt.html

    Igor:

    Das Leben ist so wie es ist, ....das ist sehr schwer innerlich zu ver-wirklich-en, denn wenn mein dementer Vater wieder und weider sich selbst "verliert", oder meine Mutter mich verflucht, weil ich ihren Errwartungen nicht entspreche, oder meine Frau mich innerlich verabscheut, weil ich sie hintergangen habe, das ist dann alles gut? So wie es ist, dann alles gut? Wirk-lich? *lol*


    LG.



    Ja, das wird üblicherweise beschrieben mit "Jeder hat sein Kreuz zu tragen".


    Aber, und das unterscheidet für mich den Buddhismus von allem, was ich bislang begegnet bin: Es bieter konkrete, nachvollziehbare Selbst-Rettung, den edlen achtfachen Pfad. Methoden, die ein jeder Mensch anweden kann. Keine Rettung durch yz, kein Warten auf xy, sondern: Ja, es ist auch Mist, dukkha halt, aber "da sind schattige Bäume, da sind Höhlen und Hütten" (oder so ähnlich.. ;) ). Es ist an dir, tue es.

    -Christian-:

    Also mein Hauptargument ist, dass jemand, der Anhaftungen vermeidet, auch gleichzeitig viele Freuden vermeidet und damit viel im Leben verpassen kann. Empfindet ihr noch Freude in gleichem Maße wie früher oder hat die buddhistische Praxis eine gewisse abstumpfende Wirkung?


    Gruß



    :D


    Nein, eine klärende, reinigende Wirkung. Positive Gefühle sind ruhiger und tiefer, die negativen schwächer (und seltener, weil man sich seltener Reizen aussetzt, die solche generieren könnten).


    Noch ein Tipp: Die buddhistische Grundunterscheidung ist zwischen heilsam und unheilsam. Also was zur Abkehr von potenziell gier- und hassverursachenden Reizen führt ist heilsam, was zu solchen führt, unheilsam.



    Soweit ich die Lehre verstanden habe, ist "Leid" die der Existenz innewohnde Unzulänglichkeit. Dass du z.B. schon eine Freundin wilst/brauchst. Also "vom Lieben getrennt sein, mit Ungeliebten vereint sein". Frei davon ist erst ein Erleuchteter.


    Aber schon zuvor kann man dieser Grundfreiheit von Gier, Hasss und Verblendung näher kommen. Also einen Vor-Geschmack von Nirvana bekommen.


    Ob und inwiefern ein Erleuchteter körperliche Schmerzen empfindet und was er/sie damit macht, ist ein Gegenstand langer Diskussionen.