Kultur der Kommunikation

  • Ich habe mich hingesetzt und reflektiert. Was ist das "Problem" hier für mich? Was stört mich hier im "Buddhaland" so sehr, dass ich ihm den Rücken kehren will?


    Meine Antworten:


    1. "Tradition-bashing": andere Traditionen herabsetzen oder herabwürdigen. Die eigene Tradition als besser (als alle anderen) zu postulieren (auszugeben). Das zeugt m. E. nicht wirklich von Einsicht, es zeigt eigentlich nur, dass man an der eigenen Tradition anhaftet. Wenn Lehrer (und/oder deren Schüler) die eigene Lehre als das einzige Mittel zur Befreiung (oder als den besten, oder schnellsten Weg dorthin) anpreisen, läuten bei mir immer die Alarmglocken (s.a.: Anhaften an Ansichten (ditthūpādāna), Anhaften an Regeln und Riten (sīlabbatūpādāna)). Meine Empfehlung dazu:
    "...Es kommen da, o Herr, einige Asketen und Brahmanen nach Kesaputta; die lassen bloß ihren eigenen Glauben leuchten und glänzen, den Glauben anderer aber beschimpfen, schmähen, verachten und verwerfen sie. Wieder andere Asketen und Brahmanen kommen nach Kesaputta, und auch diese lassen bloß ihren eigenen Glauben leuchten und glänzen, und den Glauben anderer beschimpfen, schmähen, verachten und verwerfen sie. Da sind wir denn, o Herr, im Unklaren, sind im Zweifel, wer wohl von diesen Asketen und Brahmanen Wahres, und wer Falsches lehrt.« - »Recht habt ihr, Kālāmer, daß ihr da im Unklaren seid und Zweifel hegt. In einer Sache, bei der man wirklich im Unklaren sein kann, ist euch Zweifel aufgestiegen. Geht, Kālāmer, nicht nach Hörensagen, nicht nach Überlieferungen, nicht nach Tagesmeinungen, nicht nach der Autorität heiliger Schriften, nicht nach bloßen Vernunftgründen und logischen Schlüssen, nicht nach erdachten Theorien und bevorzugten Meinungen, nicht nach dem Eindruck persönlicher Vorzüge, nicht nach der Autorität eines Meisters! Wenn ihr aber, Kālāmer, selber erkennt: 'Diese Dinge sind unheilsam, sind verwerflich, werden von Verständigen getadelt, und, wenn ausgeführt und unternommen, führen sie zu Unheil und Leiden', dann o Kālāmer, möget ihr sie aufgeben..." zitiert aus der kalama-sutta (der ganze Text relativiert m. E. eigene Meinungen und Ansichten vorzüglich und sei hier ausdrücklich empfohlen) http://www.palikanon.de/angutt/a03_062-066.html#a_iii65


    2. Die eigene Meinung als die einzig wahre Meinung kundzutun. Und diese Meinung dann auch noch aggressiv durchzusetzen - oder es zumindest zu versuchen. Das wirft m. E. nicht nur ein schlechtes Licht auf den Verfasser dieser Meinung, sondern schlimmstenfalls auf dessen eigene Tradition (nämlich dann, wenn er nicht klar macht, dass das, was er da gerade geschrieben hat, nur seine eigene Meinung darstellt). Menschen, die noch nicht allzu viel über den Buddha-Dhamma wissen, könnte so etwas wahrscheinlich eher abschrecken und auch die Lehre selbst in ein denkbar schlechtes Licht rücken.


    3. Der Gebrauch von Sprache: teilweise wird hier m. E. sehr unachtsam mit der Sprache umgegangen. Ich rede hier nicht davon, dass ich Perfektion erwarte. Nicht jeder Mensch hat die Möglichkeit, sich adäquat auszudrücken. Das unterliegt vielen Bedingungen. Aber wenn ich in einem buddhistischen Kontext schreibe, sollte ich mir der Tatsache bewusst sein, dass auch die Art und Weise, wie ich schreibe, einiges über mich aussagt. "Schludriges", unachtsames Schreiben entwertet m. E. die Aussage, denn wenn ich mir nicht einmal die Mühe mache, ordentlich und halbwegs verständlich zu schreiben, warum schreibe ich dann überhaupt? Und was sagt das über meine Achtsamkeit und die Würdigung potentieller Leser aus? Denn ich habe ja gerade in dieser Form der Kommunikation die notwendige Zeit, um mir das Geschriebene noch einmal durchzulesen, zu reflektieren, abzuwägen und gegebenenfalls zu korrigieren. Form und Inhalt. Inhalt und Form. Dazu gehört natürlich auch das Thema der "rechten Rede".


    Gibt es dafür Lösungen? Sicherlich. Aber das verlangt natürlich ein gewisses Maß an Einsicht und Weisheit. Und gutem Willen.
    Dann ergibt sich die Frage, ob diese Vision realistisch ist. Und da habe ich leider meine Zweifel (genährt aus meinen Erfahrungen hier im Buddhaland). Gefordert sind meiner Meinung nach alle Teilnehmer und natürlich vor allem die Moderatoren.

  • Hallo, Varadinno,


    ich bin zwar erst kurz hier, habe aber beim Durchlesen vieler Beiträge in den letzten Wochen immer wieder Beiträge von Dir gefunden, die mich bei manchen (ungestellten) Fragen weiter gebracht haben. Vor allem haben sie mich wieder ein grosses Stück zurück zur "alten Tradition" geführt, die ich glaubte, verlassen zu haben. Ich schätze Deine Beiträge sehr und würde es bedauern, wenn Du gingst.


    Falls Du Dich doch zum Abschied entscheidest, wünsche ich Dir alles Gute für Deinen Weg.


    W.

  • Ich bin tatsächlich seit mehr als zweieinhalb Jahren hier registriert und war vorher schon mindestens ein Jahr stiller Mitleser. In der Zeit seit meiner Registration habe ich es auf 16 (!) Beiträge geschafft, weil das, was Varadinno anspricht, mich von regerer Teilnahme abgehalten hat. Insofern kann ich seinen Beitrag als Anstoss zu einer der Lehre entsprechenderen Kommunikationskultur nur begrüßen.


    Es wurde schon an vielen anderen Orten darüber spekuliert, ob ein Forum über buddhistische Lehren sinnvoll ist oder nicht an sich schon an Sinnentleerung grenzt, aber das Übungsfeld ist durch sämtliche kommunikativen Fallstricke weit - und was ich durch eine Handvoll Mitglieder lernen darf und durfte, rechtfertigt meine Registratur. Sicherlich gehört Varadinno dazu, wie auch andere, die naturgemäß "meiner" Tradition nahe stehen, da ich in diesem Bereich mir den größten Erkenntnisgewinn verspreche. Ich linse natürlich auch gerne mal links und rechts in die anderen Traditionen.


    Meine unerhebliche Frage: Ist es vielleicht ein "Theravada"-Ding, dass "Theravada"-Beiträge trocken, zuweilen harsch rüberkommen? Ich war und bin zum Beispiel wirklich erschrocken, dass Jojo der Auffassung ist, Varadinno würde von Anfang an polemisieren. Ich nehme ihre Aussage sehr ernst in dem Sinne, dass ich Jojo glaube, dass sie tatsächlich davon überzeugt ist. Und vielleicht nicht nur sie...

    Einmal editiert, zuletzt von MarioK ()

  • Letztendlich ist alles Praxis. Meine Frustration, meine - unerfüllten - Erwartungen: all das sind "Lehrer". Sie zeigen mir meine Anhaftung. Wenn es weh tut, ist die Persönlichkeit betroffen. Zeit zu reflektieren: da ist dukkha. Dieses Anhaften ist seine Ursache. Wenn es zugelassen, beobachtet wird - was passiert damit?
    Es freut mich natürlich, wenn ich als "kalyana mitta" - "edler Freund" - wahrgenommen werde. Das ist der einzige Grund, warum ich eigentlich hier bin. Ich schreibe über meine Erfahrungen. Das ist vielleicht nicht immer bequem - weder für mich, noch für den Leser - aber darum geht es m. E. beim Buddha-Dhamma auch nicht. Es geht für mich darum, das Hier und Jetzt "unverstellt" wahrzunehmen und anzunehmen.
    Noch etwas zum Thema "spiritueller Egoismus": welche Motivation - ausser Mitgefühl - sollte denn zum Beispiel mein Lehrer haben, wenn er andere Menschen in der Lehre "unterweist" und dabei aktiv unterstützt, selbst Einsicht und Befreiung zu erlangen? Das ist m. E. gelebtes Mitgefühl und Metta. Er könnte stattdessen seiner Tendenz frönen und einsam in einer Höhle praktizieren.

  • MarioK: ich kann nur sagen, was mich persönlich an meiner Tradition angezogen hat. Die Klarheit der Vermittlung. Wenn ich der Überlieferung Glauben schenken kann, existiert Theravada seit der Zeit des Buddha. Ananda selbst hat nach dem Tod des Erwachten die überlieferten Suttas auf dem ersten Konzil rezitiert. Näher am Original kann man m. M.n. nicht sein.
    Dass ich relativ klare Worte schreibe, liegt zum Teil wohl an meiner Persönlichkeit und zum Teil an der Tradition. Das polemisch zu nennen, ist wohl Ansichtssache und eine Frage der Definition. Ich sehe es nicht so. Ich muss hier niemanden überzeugen - ich bin kein Missionar.
    "Ehipassiko": also "Komm und sieh selbst" - finde für dich selbst heraus, ob das, was vermittelt wird, auch wirklich funktioniert. Ich bin von Natur aus Skeptiker. Diese geforderte Eigenverantwortung hat mich überzeugt. Reflektieren statt Glauben. Beobachten statt blindem Gehorsam. Und wozu für diese Einsichten eine "blumige" Sprache benutzen? Je einfacher, desto besser. Mein Denken als Persönlichkeit ist kompliziert genug und führt meist nur zu noch mehr Gedanken und Zweifel.

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  • Nachtrag: "Jojo" ist eine Frau. Vielleicht liegt es auch daran. Dies vollkommen wertfrei. Es gibt m. E. Unterschiede in der Wahrnehmung zwischen den Geschlechtern - ganz pauschal gesagt.

  • Varadinno:

    Nachtrag: "Jojo" ist eine Frau. Vielleicht liegt es auch daran. Dies vollkommen wertfrei. Es gibt m. E. Unterschiede in der Wahrnehmung zwischen den Geschlechtern - ganz pauschal gesagt.



    das ist wertfrei ??
    das ist Bockmist !!


    du bist ganz schön von dir selbst eingenommen..nä?
    so von wegen "Kultur der Kommunikation" und so....ich nenn sowas "Selbstgerecht"

  • Samten: ich hatte mich damit auf den Beitrag von "MarioK" bezogen - da war von "Jojo" ursprünglich als einem "er" die Rede. Und es gibt m. E. Unterschiede, wie Männer und Frauen kommunizieren. Wenn du das anders siehst, ist das deine Sache. Ansonsten würde ich sagen: Meinungen und Ansichten. Und m. E. gerade ein Paradebeispiel für die von mir angesprochenen "Probleme" in den Foren.

  • Ich nehme es zwar auch so wahr, dass es teilweise Unterschiede in der Kommunikation bei "Mann" und "Frau" gibt ... mögen die nun erziehungsbedingt sein oder sonstwie ...


    aber das sollte hier nicht das Thema sein.


    Hier im Forum ist es manchmal üblich, einen männlichen Teilnehmer mit weiblichem Pronomen zu bezeichnen und umgekehrt.
    Diese "Sitte" kannte Varadinno noch nicht, deshalb das Missverständnis.


    Bitte nicht wegen eines solchen Missverständnisses wieder in Beleidigungen verfallen.


    Zurück zum Thema: Jojo hat gestern im Nirwana-Thread das grundsätzliche Problem erwähnt, vor dem die Moderatoren stehen. Dass es "Narren" gibt hier im Buddhaland, die einfach so uneinsichtig sind, dass die Moderatoren nichts dagegen tun können.


    Mit dieser Situation haben sich die Moderatoren offenbar abgefunden.


    Ob es eine bessere Lösung für das Problem gibt, weiß ich nicht.
    Jedenfalls sollte es keine "doppelten Standards" in der Moderation geben:
    Völlige Narrenfreiheit für die "Narren" und rigide Moderation für die vernünftigeren Teilnehmer.

  • Frieden-und-Freude: danke für den konstruktiven Beitrag. Ein Beispiel für einen "gewinnbringenden" Kommentar. Was die Rolle der Moderatoren angeht: das ist zugegebenermaßen eine schwierige Position. Nichtsdestotrotz kann es nicht erklärtes Ziel sein, mit "zweierlei Maß" zu messen (noch so gemessen zu werden). Wer hier Lösungsvorschläge anzubieten hat: keine falsche Scheu. Auch ich werde darüber reflektieren.

  • Ich werde mich an dieser Stelle nicht rechtfertigen. Aber wer Unterschiede zwischen Mann und Frau leugnet, der sollte meines Erachtens einmal mit offenen Augen und Ohren durch die Welt gehen. Männer und Frauen unterscheiden sich nicht nur rein physisch. Wer das behauptet, ist m. M. n. nicht in der Lage, die Realität wahrzunehmen. Ich lebe in einer langjährigen Beziehung, ich weiß also durchaus, von was ich rede. Und auch in meinem Job arbeiten überproportional viele Frauen: sie sehen viele Dinge anders.
    Wertend wäre es hingegen, wenn ich sagen würde, dass Männer besser sind als Frauen, besser argumentieren könnten o. ä..
    Aber Frauen sind auch nicht die "besseren" Männer.
    Mann - Frau: das ist konventionelle Realität. Aber keine überweltliche Trennung. Wie alles "weltliche": entstanden in Abhängigkeit.
    Aber ich kann mir der Unterschiede bewusst sein und auch meiner Reaktionen darauf. Das ist Weisheit. Alles andere ist m. E. selbstgefällige Augenwischerei und wohl auch sinnlose Gleichmacherei. Das könnte man jetzt wiederum "polemisch" nennen...
    Ich schätze den weiblichen Blickwinkel persönlich sehr - sonst würde ich dieses Jahr auch keinen Retreat mit einer Nonne meiner Tradition als Lehrerin machen. Ich sehe das als äußerst wertvolle Ergänzung meines Zuganges zur Lehre und empfinde dieser Nonne gegenüber tiefsten Respekt und Dankbarkeit.

  • Hallo Varadinno, ich danke Dir für Deine offenen Worte. Ja, es gibt Unterschiede zwischen Mann und Frau. Und auch wenn ich manchmal über männliches Denken verzweifelt bin, so erlebe ich das doch meistens als ergänzend und wertvoll. "Denn so habe ich manches nicht gesehen, und hätte es auch nicht gesehen, wenn ich nicht zugelassen hätte, es mir genauer anzusehen".
    Ich hatte zu Beginn ein Vor-Urteil Dir gegenüber. Aber ich habe ziemlich schnell meine Ansicht revidiert.
    So wie Dir ging es mir zu Beginn - und das war 2008 - auch. Dreimal bin ich hier ausgestiegen. Beim ersten Mal war ich empört, wie hier miteinander umgegangen wird. Heute ist es dagegen sehr moderat, auch wenn es Dir nicht so vorkommen mag. Die Beleidigungen waren damals sehr persönlich. Ich war entsetzt, denn ich hatte mir eine "Ecke" erhofft, in der ich mich frei entfalten und wohlfühlen konnte. Dem war nicht so.


    Inzwischen halte ich mich mit Beiträgen zurück, denn 1. habe ich nicht mehr so ein großes Bedürfnis, mich zu äußern und 2. wiederholt sich alles jährlich, beinahe monatlich.


    Ich habe hier sehr viel gelernt, vor allem über mich selbst. Ich verdanke den Beitragsschreibern viele Einsichten, meistens erst nach mehrmaligem Lesen und Perspektivenwechsel. All das möchte ich nicht mehr missen, denn gerade durch die Möglichkeit, Beiträge noch einmal zu "untersuchen", wird Vieles klar und verständlich und verändert möglicherweise den Blickwinkel. Auch scheinbar gehässige Beiträge entpuppen sich manchmal als eigen wahrgenommene Gehässigkeit, die ich hineingelesen habe. Der Ton macht die Musik, aber ich empfange nur, was ich weiß.
    _()_ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Monika, zuerst einmal vielen Dank für deinen Beitrag und deine "Perspektive". Genau darum geht es mir. Offener Dialog - nicht unbedingt und zwangsläufig Konsens, aber zumindest Akzeptanz.
    Ich sehe es ähnlich: Praxis hat Raum für Alles.
    Allerdings: es gibt hier m. E. auch durchaus Leute, die nicht an einem fairen Dialog interessiert sind. Denen es anscheinend Freude bereitet, die Atmosphäre zu vergiften. Warum das so ist, was diese Individuen umtreibt? Ich weiß es nicht. Vielleicht ist es Neid? Aber wichtiger: wie damit umgehen? Gewähren lassen? Gleichmut entwickeln? Natürlich ist das für die eigene Praxis gut. Aber für diese Plattform? Das bezweifle ich. Man muss boshaften Menschen auch sagen dürfen, dass sie so wahrgenommen werden: als boshaft. Und Wirrköpfen zu erkennen geben: deine Ansichten entsprechen nicht der Lehre. Ihnen Grenzen setzen. Und da sind m. M. n. alle gefordert, die an einem konstruktiven Miteinander interessiert sind. Dinge, die man zum Heilsamen hin verändern kann, sollte man m. E. auch ändern. Eigenverantwortung und Zivilcourage. Ich kann natürlich versuchen, es mit Metta zu "überschminken", aber das ist in diesem Fall m. E. kontraproduktiv. Der Buddha selbst hat manchmal offensichtlich deutliche Worte gebraucht:


    "... Ist es wahr, wie man sagt, Sati, du habest diese verkehrte Meinung gefaßt: 'Also verstehe ich die vom Erhabenen verkündete Lehre, daß nämlich, dieses unser Bewußtsein im Kreislauf des Wandelseins beharre, unveränderlich'?"


    "So ist es allerdings, o Herr: ich fasse die vom Erhabenen verkündete Lehre also auf, daß es dieses unser Bewußtsein ist, welches im Kreislauf des Wandelseins beharrt, unveränderlich."


    "Was ist das für ein Bewußtsein, Sati?"


    "Was da wieder als selbes, sag' ich, o Herr, da und dort den Lohn guter und böser Werke genießt."


    "Von wem hast du denn, du betörter Mann, gehört, daß ich eine solche Lehre verkündet hätte? Habe ich nicht, o Tor, auf mannigfaltige Weise die bedingte Natur des Bewußtseins erklärt:


    'Ohne zureichenden Grund entsteht kein Bewußtsein'?


    Aber mißverständigen Sinnes, o Tor, willst du uns verbessern und gräbst dir selbst das Grab und schaffst dir schwere Schuld. Das wird dir, o Tor, lange zum Unheil, zum Leiden gereichen..." Auszugsweise zitiert aus dem Mahātanhāsankhaya Sutta, Versiegung des Durstes II
    http://www.palikanon.de/majjhima/m038n.htm

  • Varadinno:

    Zitat

    Der Buddha selbst hat manchmal offensichtlich deutliche Worte gebraucht:


    Ja, und manche glauben, es ihm nach tun zu müssen, womöglich in bester Absicht, "deutliche Worte zu gebrauchen". Manche glauben auch ein Bodhisattva müsse so und so sein, würde dies und das tun, dies und das nicht, oder ein Schützer..., und eifern dann nach. Eifern ist allerdings nichts was Buddha unterstützt hat und mit Kritik ist das auch so eine Sache. Im Zen gibt es sogar ein wichtiges Gelübde, das lautet: " Nicht kritisieren; sich nicht erhöhen, niemanden herabsetzen". Wir sind nicht Buddha, kein Sammasambuddha; es heißt, ein solcher "berührt den Kern nicht". Ein "edler Freund" hat für mich auch eine Sittlichkeit die mit rechter Gesinnung
    ( hasslos, friedfertig, entsagend ) einhergeht; wer könnte das schon von sich behaupten? ich denke, das kann nur ein Erwachter sein. Die Schriftform ist heikel, man sieht sich nicht, nicht die Mimik, und hört nicht den Tonfall...

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  • Morpho, danke für deine Sichtweise. Verstehe ich dich richtig: du willst alle gewähren lassen? Jeder darf und soll sich so äußern, wie es ihm gerade passt? Dann frage ich mich allerdings, warum der Buddha wohl "sila" gelehrt hat. Ich für meinen Teil kenne meine Reaktionsmuster. Meine Persönlichkeit gibt mir eine klare Antwort auf manche "Beiträge" vor: und die werde ich hier nicht kommunizieren - nicht jugendfrei. Ich übe mich trotzdem in "rechter Rede", weil ich meiner Persönlichkeit nicht glaube, nicht vertraue - sie ist ein Konstrukt. Nur: wenn ich das hinbekomne, warum sollte man in einem buddhistischen Kontext nicht erwarten dürfen, dass sich alle ein wenig Mühe geben. Machst du es dir - und solchen "Aggressoren" - da nicht etwas zu einfach?

  • Ich bin ja Zennie, eine solche wo nicht moralisierend. Kommen Aggressionen, Lügen, Unterstellungen dergleichen, nehme ich das erst mal als mein Karma. Sind aber andere betroffen, scheint s, kommt i wo ne Shugo Kwannon aus mir raus. Andererseits gibt es Gelübde wie: "seinem Ärger nicht freien Lauf lassen" und von "gerechtem Zorn" halte ich schon mal gar nix. :) Wäre ich aber Mod, würde ich ne ganze Menge unterbinden. Ich hab da ne ganz klare Haltung und bin auch keine Sozialpädagogin.

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  • "Frage: Oft scheint es, daß viele Mönche hier nicht üben. Sie wirken schlampig oder unachtsam. Das stört mich.


    Antwort: Es ist nicht recht, andere Leute zu beobachten. Das wird deiner Übung nicht helfen. Wenn du dich ärgerst, beobachte den Ärger im eigenen Geist. Wenn die Disziplin anderer schlecht ist oder sie keine guten Mönche sind, so ist es nicht deine Sache, darüber zu urteilen. Du wirst nicht weise, indem du andere beobachtest. Die Disziplin eines Mönches ist ein Werkzeug für deine eigene Meditation. Es ist keine Waffe, um zu kritisieren oder Fehler zu finden. Niemand kann deine Übung für dich tun, noch kannst du für irgend jemand anders üben. Laß es dabei. Auf dein eigenes Tun achtsam zu sein, das ist die rechte Art zu üben." aus: "Ein Gespräch mit Ajahn Chah (http://www.palikanon.com/diver…hn_chah/ein_gespraech.htm)
    Das sehe ich vollkommen genau so. Es geht um die eigene Praxis.
    Aber man hat auch eine gewisse Verantwortung, wenn man hier schreibt. Ich will niemanden "herabsetzen". Aber ich will auch nicht persönlich angegriffen werden. Und ich will auch keine "falschen Ansichten" unkommentiert hier stehen lassen, wenn ich "Beiträge" meine, als solche zu erkennen. Darauf nicht zu reagieren ist m. E. kein Zeichen von Gleichmut, sondern Gleichgültigkeit. Sich gegen solche "Ansichten" nicht abzusetzen kein Zeichen von Mitgefühl sondern Feigheit. Natürlich kann man das kontrovers diskutieren. Dafür ist ja ein Forum letztendlich da.

  • Lucy, vielen Dank für deine Sicht der Dinge. ich bin für meine Verhältnisse hier sehr freundlich. Soviel zum Thema "Schuhe anziehen". Ich bin Realist. Und ich sage doch offen, wie ich etwas verstehe. Dann kann man darauf antworten. Missverständnisse ausräumen. Du fragst mich ja auch nicht, oder? Practice what you preach. Ganz einfach. Und du findest nicht, dass manche Aussagen grenzwertig sind? Und das hat man dann halt zu akzeptieren? Ansichtssache würde ich sagen. Vielleicht wäre es in diesem Zusammenhang hilfreich zu sehen, was die eigene Intention ist.

  • Varadinno:

    Zitat

    Aber man hat auch eine gewisse Verantwortung, wenn man hier schreibt. Ich will niemanden "herabsetzen". Aber ich will auch nicht persönlich angegriffen werden. Und ich will auch keine "falschen Ansichten" unkommentiert hier stehen lassen, wenn ich "Beiträge" meine, als solche zu erkennen. Darauf nicht zu reagieren ist m. E. kein Zeichen von Gleichmut, sondern Gleichgültigkeit. Sich gegen solche "Ansichten" nicht abzusetzen kein Zeichen von Mitgefühl sondern Feigheit. Natürlich kann man das kontrovers diskutieren. Dafür ist ja ein Forum letztendlich da.


    Das stimmt schon, aber damit wirst nie fertig. Du kannst noch in 500 Jahren "hier" sein oder einfach "leben", doch immer wirst du auch mit "falschen Ansichten" und "Angriffen, die auf die Persönlichkeit zielen" konfrontiert werden, - und das ist eher noch was Geringeres, mit dem du konfrontiert wirst.

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Und jetzt setze ich mich und lasse meine Persönlichkeit sterben. Öffne mich dem "sound of silence" - und reflektiere in der Stille. Das hier ist letztendlich dukkha. Sprache ist dukkha: ungenügend, ungenau, unbefriedigend. Das ist für mich eine wichtige Erkenntnis - vergesse ich manchmal allerdings. Deshalb: genug der Worte.
    Und unterm Strich: "sabbe sankhara anicca, sabbe sankhara dukkha, sabbe sankhara anatta"

  • @Morpho: ganz kurz: aber jetzt bin ich hier. Das heißt hier auf dieser Plattform liegt meine Achtsamkeit, also mein Leben. In diesem Hier und Jetzt. Da ist für mich keine Trennung. Alles ist Leben und alles ist Praxis. Praxis umarmt die Existenz.

  • 'Zum Wohle aller Wesen'-
    dies "denkt" ein rechter Mahayani wenn er sich setzt;
    "Mögen alle Wesen glücklich sei und frei von Leiden.
    Mögen alle Wesen in Gleichmut verweilen, frei von Zuneigung und Abneigung.
    Möge es allen Wesen wohlergehen, mögen sie beschützt sein.
    Mögen alle Wesen Frieden finden, jenseits aller Bedingungen..." usw. _()_

  • Varadinno:

    Tradition-bashing": andere Traditionen herabsetzen oder herabwürdigen.


    Guten morgen Varadinno,


    bei mir war das ein (langer) Lernprozess, nicht sofort nach einem bashing reflexartig zu antworten, sondern einfach abwarten und Geduld (!) zu üben. Oft ignoriere ich manche Antwort von Lesern, die mit "bashing" versuchen, eine Tradition schlecht zu machen. Im Laufe der Zeit kennt man seine Pappenheimer 8) Nur wenn ich das Gefühl habe, es geht um eine sachliche Auseinandersetzung lasse ich mich anfangs darauf ein. Ohne Erwartung.


    Varadinno:

    Die eigene Meinung als die einzig wahre Meinung kundzutun


    Das empfinde ich manchmal auch so. Ist aber auch ein gutes Übungsfeld für den Alltag, wo die Egos noch deutlicher aneinander prallen.


    Varadinno:

    Der Gebrauch von Sprache


    Rechte Rede ist ebenfalls eine große Herausforderung im Alltag. Hier kann man diese Praxis hervorragend üben. Gerade beim schriftlichen Ausdruck hat man die Möglichkeit, sich selbst zu korrigieren bevor man einen Beitrag abschickt oder im Nachhinein einen Beitrag zu editieren.


    Ich sehe Buddhaland nicht als Kuschelecke, sondern als Übung für den Alltag. Wenn ich kuscheln möchte, dann mit meiner Frau oder im geschlossenen tibetischen Forum 8)

  • Varadinno:

    Morpho, danke für deine Sichtweise. Verstehe ich dich richtig: du willst alle gewähren lassen? Jeder darf und soll sich so äußern, wie es ihm gerade passt? Dann frage ich mich allerdings, warum der Buddha wohl "sila" gelehrt hat. Ich für meinen Teil kenne meine Reaktionsmuster. Meine Persönlichkeit gibt mir eine klare Antwort auf manche "Beiträge" vor: und die werde ich hier nicht kommunizieren - nicht jugendfrei. Ich übe mich trotzdem in "rechter Rede", weil ich meiner Persönlichkeit nicht glaube, nicht vertraue - sie ist ein Konstrukt. Nur: wenn ich das hinbekomne, warum sollte man in einem buddhistischen Kontext nicht erwarten dürfen, dass sich alle ein wenig Mühe geben. Machst du es dir - und solchen "Aggressoren" - da nicht etwas zu einfach?


    So geht es mir auch, Varadinno, ich habe von Haus aus viele Schlagwörter im Köcher, die mir in bestimmten Situationen wie Unkraut aus dem Hirn platzen wollen. Wenn ich mich nicht beherrsche, und zwar weil die Einsicht größer ist als die Emotion, dann hätte ich so manchen schon mit Worten erschlagen, selbst, wenn ich im Nachhinein klar sehen konnte, dass ich ja völlig missverstanden habe, ungerecht bin oder verliebt in meine wütende Energie oder auch nur wieder einmal meine rechthaberische Seite zum Vorschein kam. Das sind die Hindernisse, die zu beseitigen sind.


    Deshalb stimme ich Dir auch zu. In einem buddhistischen Forum sollte gewaltfreie Kommunikation erwartet werden dürfen. Wo sonst?
    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)