Kann mich nicht entscheiden - Theravada oder Zen.

  • Guten Morgen,


    Nun ja, ich glaube schon seit gut einem Jahr zerbreche ich mir denn Kopf welchen Weg ich denn jetzt nun intensiver gehen soll. Vor ungefähr 7 Jahren hat sich bei mir ein stärkeres Interesse am Buddhismus entwickelt. Vor allem habe ich damals immer wieder Zen Texte gelesen (Suzuki usw), allerdings nicht meditiert und war sehr begeistert. Nun sind so langsam die 7 Jahre vorbei und ich habe etliches mehr gelesen. Die Sache ist halt nun folgende, ich "versuche" Zazen zu üben (Fast jeden Tag bisher) und bin auch sehr zufrieden damit, ich lese auch sehr gerne "Zen-Literatur". Allerdings, lese ich auch denn Pali-Kanon und beschäftige mich stärker mit dem was "direkt" aus dem Mund des Buddha kam, mir ist auch klar das im Zen sich auf das genauso bezogen wird, doch eben weniger in einer Form wie es im Theravada der Fall ist, nämlich durch sehr breitangelegten Textstudium, wobei auch, doch nicht in diesem Ausmaße. Gibt es denn Zen Leute die beides machen? Also Zen + Palikanon (Sehr viel) lesen? Mir ist aufgefallen das manches sich nicht mit Zen "verbindet", mir auch egal eigentlich, doch ich lese immer und immer wieder, das es geraten wird, sich für einen Weg zu entscheiden und ihn auch intensiver zu verfolgen und nicht alles zu mischen. Nun, was soll ich machen? Eigentlich fühle ich mich sehr nahe am Zen, Ich habe in denn letzten Wochen Brad Warner für mich entdeckt auf Youtube und muss zugeben das ich sehr seine Ansichten mag, ich lese gerne Philosophie, bin eigentlich überhaupt nicht dogmatisch veranlagt und auch nicht sonderlich groß "religiös". Anders rum, wenn ich Texte des Theravada lese, spüre ich so eine Nüchternheit und Klarheit die so eine Ernsthaftigkeit auf mich ausübt die mir irgendwie im Leben immer gefehlt hat, auch die Texte verursachen bei mir eine Art "Briese der Freiheit"...Allerdings empfinde ich oft beim Zen es genauso, allerdings fehlt mir da eben leicht das Text-Studium. Mir ist auch aufgefallen, weswegen ich auch immer wieder Threads hier geöffnet habe um Vergleiche anzustellen, das Zen im Prinzip doch sehr nahe an die Ursprüngliche Lehre rankommt, im Prinzip ist mir auch in denn Jahren einfach bewusster geworden, das im Endeffekt doch der Buddhismus im Kern immer der selbe ist. Keine Ahnung, seit Jahren weiß ich nicht was ich nun machen soll. Soll ich ins Zen-Dojo gehen um dort das schon bereits angefangene Zazen zu intensivieren oder soll ich eine Theravada Gruppe aufsuchen? Oder soll ich auf das alles spucken und weiter so fortfahren wie ich es mache, einfach beide Wege studieren? Keine Ahnung, vielleicht könnt ihr mir doch helfen, vielleicht kennt ja einer diesen Luxus im Westen wo es eine Qual der Wahl ist. Ich mache jetzt einfach mal die Buddhistische Richtung WEG! Vielleicht ist somit der Schritt zur Freiheit mehr getan. :grinsen:


    Liebste Grüße!


    PS: Mir ist schon klar das es auf Dauer hier nervt, solche Fragen permanent zu hören und das es oft zu Streitigkeiten hier führt, deswegen bitte ich euch sehr, das dieser Thread nicht ein: "Meine Richtung ist besser als deine wird". Habt Mitleid mit meiner verblendeten Geist und ich verspreche das wird der letzte Thread über dieses Thema sein!:)

  • Hallo,

    Stawrogin:

    Soll ich ins Zen-Dojo gehen um dort das schon bereits angefangene Zazen zu intensivieren oder soll ich eine Theravada Gruppe aufsuchen?


    Ich würde beides aufsuchen anstatt eine theoretische Vorentscheidung zu treffen und auch mit den jeweiligen Mitgliedern und Lehrern über das Problem reden. Eines davon würde mir dann bald mehr zusagen.

  • mukti:

    Hallo,

    Stawrogin:

    Soll ich ins Zen-Dojo gehen um dort das schon bereits angefangene Zazen zu intensivieren oder soll ich eine Theravada Gruppe aufsuchen?


    Ich würde beides aufsuchen anstatt eine theoretische Vorentscheidung zu treffen und auch mit den jeweiligen Mitgliedern und Lehrern über das Problem reden. Eines davon würde mir dann bald mehr zusagen. Außerdem muss man das nicht als lebenslange Entscheidung sehen, man kann jederzeit wieder wechseln.

  • Hallo Stawrogin,


    ich persönlich sehe da keinen Widerspruch drin, Zen zu praktizieren und sich auch in den anderen "Richtungen" umzusehen.
    Ich fühle mich seit Jahren dem Theravada am nächsten, lese aber auch gerne Bücher aus dem ZEN.
    Ich sehe darin eher das Gemeinsame und nicht die Unterschiede.
    So habe ich "meinen" Weg gefunden, ohne mich jemals bewusst für einen davon entschieden zu haben.
    Lass einfach laufen, wie Du Dich am wohlsten fühlst...Wird sich alles finden... :idea:

  • Lilli:

    Hallo Stawrogin,


    ich persönlich sehe da keinen Widerspruch drin, Zen zu praktizieren und sich auch in den anderen "Richtungen" umzusehen.
    Ich fühle mich seit Jahren dem Theravada am nächsten, lese aber auch gerne Bücher aus dem ZEN.
    Ich sehe darin eher das Gemeinsame und nicht die Unterschiede.
    So habe ich "meinen" Weg gefunden, ohne mich jemals bewusst für einen davon entschieden zu haben.
    Lass einfach laufen, wie Du Dich am wohlsten fühlst...Wird sich alles finden... :idea:


    Hallo Stawrogin,
    auch ich mache das so, und zwar bereits seit 30 Jahren.
    Durch den Palikanon habe ich mehr Einblick in die Lehre gewonnen, und mich dann auch entsprechend ausgerichtet, aber die Interpretationen vom Zen lese ich immer noch gerne. Für mich führt gerade das "Ausleuchten" der verschiedenen Richtungen zu einem Weg der Mitte. Sicher, das ist dann eben das Resultat meiner Interpretation. Aber eine andere als die eigene gibt es sowieso nicht.


    Im übrigen: Kennst Du die vier edlen Wahrheiten? Beschäftigst Du Dich ausgiebig mit dem achtfachen Pfad? Beleuchtest Du das von allen Seiten, informierst Du Dich über die Hintergründe, erwägst es und setzt es entsprechend Deinen Möglichkeiten um?
    Mehr musst Du nicht wissen, alles andere ist philosophieren.
    _()_ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Lieber Stawrogin,


    ich hoffe nicht, dass das von Dir nicht 'der letzte thread zu diesem Thema' sein wird... :)
    Warum? Ich kann Deine Situation gut verstehen, und vielleicht solltest Du sie nicht als 'Problem' sehen, sondern als natürliche Konsequenz der 'Ankunft' des Buddhismus im Westen. Wir werden hier letztendlich eine Form finden müssen, die die Lehren aller Schulen berücksichtigt.


    Ich glaube, dass es da (im 'Untergrund') schon lange Ansätze dazu gibt: Der Theravada-Mönch Amaro hat ein sehr schönes Buch geschrieben, in dem er die Lehren des Theravada mit Dzogchen vergleicht, von Chögyam Trungpa gibt es ein Buch über Zen und Tantra, Joseph Goldstein hat ein Buch geschrieben, das 'Ein Dharma' heißt und 'Triratna' versucht eine Synthese.


    Wie immer die Form aussehen mag, die der Buddhismus im Westen einmal annehmen wird: Es wird eine Form sein, die alle 'Fahrzeuge' in sich aufnehmen wird.


    Der Zen-Meister Seung Sahm hat öfter vom 'Weiß-nicht-Geist' geredet. Bewahre Dir den. Ich kann den Wunsch gut verstehen, irgendwo 'dazuzugehören', aber im Grunde ist das vielleicht auch nur ein Versuch, aus dem fließenden Prozess des Selbst ein 'ich' zu machen...


    Viel Erfolg auf Deinem Weg.

  • Ich möchte jemandem raten, dass jemand zuerst herausfinden sollte, zu welchen buddhistischen Schulen jemand den Zugang in seinem Land hat. Dann sollte jemand danach forschen und sich dafür entscheiden, welche buddhistische Richtung zu ihm am besten passt.

    „Das Denken schweift gern ab, man hält es schwer zurück;
    Es zähmen, das ist gut; gezähmt bringt Denken Glück.“
    ( Dhammapada 35 Citta – Denken )

  • Kodo Sawaki meinte dazu:


  • Lilli:

    Hallo Stawrogin,


    ich persönlich sehe da keinen Widerspruch drin, Zen zu praktizieren und sich auch in den anderen "Richtungen" umzusehen.
    Ich fühle mich seit Jahren dem Theravada am nächsten, lese aber auch gerne Bücher aus dem ZEN.
    Ich sehe darin eher das Gemeinsame und nicht die Unterschiede.
    So habe ich "meinen" Weg gefunden, ohne mich jemals bewusst für einen davon entschieden zu haben.
    Lass einfach laufen, wie Du Dich am wohlsten fühlst...Wird sich alles finden... :idea:



    dem kann ich mich anschließen, denn ich bin selber in einer ähnlichen Situation, was das Lesen betrifft....


    bin aber auf dem Weg des tibetischen Buddhismus...


    und ich weiß, dass mein Weg im Gehen entstehen wird...Schritt für Schritt...


    irgendwann verspüre ich Sicherheit, das oder Jenes zu tun....
    das ist bei allen Entscheidungen bei mir so...


    wenn ich es nicht genau weiß, dann tu ich erst mal nichts bzw entscheide nichts, sondern bleibe offen...


    alles, was mit Anstrengung verbunden ist ("sich den Kopf zerbrechen"..) würde ich eher sein lassen...

  • Falls du in einer lebendigen Tradition praktizieren möchtest, die im Vergleich zu anderen in hohem Maße in der Tradition von Gotama Buddha steht, dann musst du dich für den Theravada entscheiden. Dann musst du aber auch bereit sein, einige lieb gewonnene Ansicht über Bord zu werfen.

  • Zitat

    Oder soll ich auf das alles spucken und weiter so fortfahren wie ich es mache, einfach beide Wege studieren?


    Das ist eine Praxisfrage. Es gibt Dinge die gehen zusammen, andere nicht bzw. die nicht zusammengehen stehen dir dann (sprichwörtlich) im Weg. Die "Waldtradition" ist dem Zen auf jeden Fall näher. Es spricht auch nicht dagegen, jeweils den Unterweisungen zu "lauschen", aber der Zennie würde sich beispielsweise vor dualistischen Konzepten hüten. Zen ist kein Entwicklungsweg.

  • Ich durfte ziemlich schnell im Theravada fündig werden.
    Ich habe die ersten zwei oder drei Jahre keine andere Richtung akzeptiert und studiert.
    Ich bin dann Mönch geworden.


    Mein Abt mich dann zu anderen Lehrern geschickt.
    Ich durfte im tibetischen Buddhismus unter tenzin Palmo und pakchok rinpoche lernen.
    Ich durfte in der koreanischen Tradition studieren (seung Sahn Sangha) und in der Sangha von thich nhat hanh praktizieren.



    Theravada bleibt meine Heimat, aber ich möchte meine Erfahrungen in den anderen Traditionen nicht missen.


    Bleib offen und gib 100 % !


    Ich wünsche Dir Frieden !

  • Martin (Dhammavaro ):

    Theravada bleibt meine Heimat, aber ich möchte meine Erfahrungen in den anderen Traditionen nicht missen.


    Bleib offen und gib 100 % ! :)


    Ich wünsche Dir Frieden !


    :like:


    danke für Deinen Beitrag!

  • Irgendwie kommt es mir so vor, als ob Frauen sich damit leichter tun (ich mein jetzt nicht speziell hier im Forum).
    Ist vielleicht eine eher weibliche Eigenschaft, da etwas offener zu sein, "empfänglicher"?

  • Stawrogin:

    Gibt es denn Zen Leute die beides machen?


    Ja, es ist sogar sehr verbreitet und das nicht nur im Westen. Z.B. ist im größten koreanischen Zen(Seon)-Orden, dem Jogye-Orden ein mehrjähriges, intensives Studium der Sutren Voraussetzung dafür, dass man überhaupt Zen-Mönch/Nonne werden kann. Und das schon seit vielen Jahrhunderten.


    Festlegen musst du dich meiner Auffassung nach nur in der konkreten Praxismethode. Eine Beschäftigung darüber hinaus mit der buddhistischen Lehre wird deine Praxis sicherlich eher bereichern. Zumindest aus Zen-Sicht sehe ich da kein Problem (für Theravada kann ich nicht sprechen). Überdies solltest du dir darüber klar sein, dass auch die großen Mahayana-Sutren, auf die sich viele der alten und neuen Zen-Meister beziehen, in hohem Maße auf die "frühen" Sutren bezugnehmen und deren Kenntnis als gegeben voraussetzen. Ein viel größeres Problem sehe ich eher darin, wenn Leute ohne jede Kenntnis der Sutren gleich in Zen einsteigen, was nicht selten - wenn auch natürlich nicht zwangsläufig - zu einer plattidüdenhaften Auffassung von Zen führt.


    _()_
    Tai

  • suchende2016:

    worauf beziehst Du Dich denn da?


    wie kommst Du zu dieser Meinung?


    Ich beziehe mich nur auf meine Erfahrung mit Menschen und Retreats
    Ich mag mich auch irren, aber oft scheinen mir die Männer immer etwas ehrgeiziger zu sein beim praktizieren.
    Frauen wirken auf mich da manchmal bisschen entspannter.
    Wie gesagt, ich mag mich auch irren und meine das überhaupt nicht wertend und schon gar nicht auf alle bezogen. ^^

  • Lilli:
    suchende2016:

    worauf beziehst Du Dich denn da?


    wie kommst Du zu dieser Meinung?


    Ich beziehe mich nur auf meine Erfahrung mit Menschen und Retreats


    Es wäre hilfreich, wenn du deine Erfahrungen genauer beschreiben könntest. Hast du das aus Gesprächen und wie erkennst du da den Ehrgeiz in der Praxis? Leitest du diese Retreats?

  • Tai:


    Ja, es ist sogar sehr verbreitet und das nicht nur im Westen. Z.B. ist im größten koreanischen Zen(Seon)-Orden, dem Jogye-Orden ein mehrjähriges, intensives Studium der Sutren Voraussetzung dafür, dass man überhaupt Zen-Mönch/Nonne werden kann. Und das schon seit vielen Jahrhunderten.


    Im japanischen Zen ist das doch ebenso, sofern einer in der Tradition was werden soll.


    Zitat


    Festlegen musst du dich meiner Auffassung nach nur in der konkreten Praxismethode.


    Eigentlich nicht. Die Praxis kann durchaus verschiedene Übungsweisen enthalten - es spricht nichts dagegen sowohl Zazen, als auch hin und wieder in der Waldtradition zu praktizieren. Auch kann einer mehrere Lehrer haben. Wer sollte das verbieten?
    Allerdings sollte man sich ernsthaft üben und auch ernsthaft studieren. Dann müsste es ganz gut klappen.

  • Hallo Zusammen,


    Vielen Dank für die ganzen Ratschläge, ich glaube das weiseste wäre wohl, in beide Gruppen mal zu gehen und mich mal umzuschauen! Alles andere wäre wahrscheinlich im Endeffekt nur Spekulation.


    _()_

  • Eine Beschränkung auf eine Linie ist m.E. eine Einschränkung. Warum sollte man etwas ablehnen, weil es aus einer anderen Tradition, Linie oder gar Religion kommt?
    Lass diese Gedanken einfach fallen, schau Dir alles an und nutze das, was Dir als gut und nützlich erscheint..

    Den Schmetterling des Zen im Netz des Verstandes zu fangen; machen wir uns das klar, dass das nicht geht

  • kal:

    Eine Beschränkung auf eine Linie ist m.E. eine Einschränkung. Warum sollte man etwas ablehnen, weil es aus einer anderen Tradition, Linie oder gar Religion kommt?
    Lass diese Gedanken einfach fallen, schau Dir alles an und nutze das, was Dir als gut und nützlich erscheint..

    :like::rainbow: