• Hallo miteinander,



    Was haltet Ihr von Rime?


    Ich finde diese Bewegung wichtig, sinnvoll und sympathisch.
    Ungeachtet der Vorwürfe der Gleichschaltung zwecks Leitung durch den Dalai Lama schließe ich mich dessen Meinung an, dass insbesondere hinsichtlich der Etablierung des Vajrayana im Westen die Beibehaltung der in Tibet entstandenen Aufsplitterung in verschiedene Zweige + Unterzweige sinnlos und unnötig verwirrend ist.


    Die verschiedenen tibetischen Schulen sind innerhalb Tibets im Laufe der Geschichte durch kulturelle Umwälzungen und Strukturen begründet entstanden. Eine der größten Umwälzungen in der tibetischen Geschichte dürfte wohl die chinesische Kulturrevolution, Exilregierung in Nordindien und die für uns gewinnbringende Verbreitung der Lehre in den Westen darstellen.
    Ein solcher Einschnitt bietet die Gelegenheit zu sinnvollen Reformen gerade in Bezug auf die Frage des "Wie" der Etablierung des Vajrayana im Westen.


    Mir ist aufgefallen das die Gelugpas sich im Vergleich zu Nyingma und Kagyü mit ihrem Namen im Westen zurückhalten.
    Die von Gelug-Meistern im Westen gegründeten Zentren werden meist (oder allesamt?) vom Rime-Gedanken getragen und tragen oftmals Bezeichnungen wie Tibethaus, tibetisches Institut..etc.
    Beispiel: Das Tibet-Institut Rikon, wo Vertreter aller vier grossen Schulen des tibetischen Buddhismus, der Nyingma-, Kagyu-, Sakya- und Gelug-Tradition der Mönchsgemeinschaft angehören.


    Ich habe den Thread schlicht "Rime" betitelt um zu signalisieren das es hier um alles was es zu Rime zu sagen gibt gehen soll also zB auch Fragen der praktischen Umsetzung, Erfahrungen, Geschichte, Literatur..etc.

  • Es wäre traurig, wenn es im (tibetischen) Buddhismus nicht so etwas geben würde wie die Rime Bewegung oder andere Formen der Kooperation.

  • Lucy:

    Wir haben ja (noch) lebendige Klöster, die die Traditionen fortsetzen und die Lehre lebendig erhalten. Das ersetzen zu wollen ( wodurch?) wäre m.e. Unsinn.


    Gerade in diesem Punkt finde ich die bereits bestehenden Klöster/Institute/Zentren wie das o.a. Tibet-Institut Rikon vorbildlich.
    Der Aufbau von eigenen Einrichtungen im Westen dürfte sehr kostspielig sein. Aktuell müssen Menschen in ländlichen Regionen große Entfernungen auf sich nehmen um das vorhandene Angebot nutzen zu können, da die Zentren vorwiegend in Großstädten zu finden sind. Je nach Stadtgröße exisitiert dann auch nur ein begrenztes Angebot.
    Wenn die tibetischen Schulen an einem Strang ziehen und gemeinsam Einrichtungen für alle aufbauen würden hätte man viel gewonnen. Ich denke da vergleichsweise an die Konzepte der integrierten Gesamtschule oder kooperativen Gesamtschule, also Einrichtungen für alle Linien unter einem Dach.
    Es ist sicherlich ratsam die jeweilige Art der Lehre beizubehalten, aber man schafft von vornherein die Plattform für ein Zusammenwachsen, einen Austausch, ein Miteinander, eine Zusammenarbeit.
    Auch die Praktizierenden werden nicht in Einrichtungen separiert sondern treffen sich unter einem Dach, so dass ein gewinnbringender Austausch stattfinden kann und wird.


    fotost:

    Es hat ja solche Ansätze für 'den Buddhismus' insgesamt immer mal wieder gegeben etwa ausgehend von den b. Weltkongressen.


    Auch die DBU unterstützt das Gemeinsame zB in Form des Linienneutralen buddhistischen Bekenntnisses.


    Sherab Yönten:

    Es wäre traurig, wenn es im (tibetischen) Buddhismus nicht so etwas geben würde wie die Rime Bewegung oder andere Formen der Kooperation.


    Ja, da stimme ich klar zu.
    Das schöne ist ja das man Rime gar nicht erst neu erfinden braucht, sondern das diese Bewegung bereits im 19.Jh innerhalb Tibets entstanden ist, also bereits eine gewachsene Tradition darstellt an der man anknüpfen kann.

  • Ich finde den Rime-Gedanken gut. Ich praktiziere Rime. Ich weite diesen Gedanken auf alle Schulen des Buddhismus und alle Religionen aus. Ich bin von allen Richtungen des tibetischen Buddhismus inspiriert, aber auch vom Zen und selbst der Theravada gibr mit manchmal etwas. Aus meiner Sicht geht es bei allen Gruppen im Zentrum um die Erleuchtung. Überall gibt es gute Techniken. Ich suche das heraus, was bei mir funktioniert und gehe meinen individuellen Weg.

  • Nils:

    Ich finde den Rime-Gedanken gut. Ich praktiziere Rime. Ich weite diesen Gedanken auf alle Schulen des Buddhismus und alle Religionen aus. Ich bin von allen Richtungen des tibetischen Buddhismus inspiriert, aber auch vom Zen und selbst der Theravada gibr mit manchmal etwas. Aus meiner Sicht geht es bei allen Gruppen im Zentrum um die Erleuchtung. Überall gibt es gute Techniken. Ich suche das heraus, was bei mir funktioniert und gehe meinen individuellen Weg.


    Hallo Nils,
    die Formulierung "selbst der Theravada gibt mir manchmal etwas" finde ich sehr unglücklich !!!
    Das klingt abwertend, auch wenn es wahrscheinlich nicht so gemeint war.

  • Mich würde interessieren wie ihr im Zusammenhang des Threads den 'säkularen Buddhismus' seht.


    Seit der letzten großen Veränderungsbewegung im Buddhismus hat es immerhin die europäische Aufklärung und die sog. technische Revolution gegeben verbunden mit einem völlig veränderten (natur)wissenschaftlichen Bild der Welt.


    Um dem Einwurf gleich entgegen zu kommen - es ist mir klar, daß das nicht die zentralen Felder und Themen der Lehre sind. Doch über 90% aller Menschen sind keine Buddhisten und selbst unter diesen ist die Zahl derjenigen, die ihr Leben weitgehend durch die Lehre bestimmen lassen eher klein.


    Akzeptiert ihr die Bemühung um einen sB als einen legitimen Versuch eine für die heutige Zeit angemessene Ausdrucksform der Lehre zu finden?
    Immerhin war jede der heute bestehenden Richtungen irgendwann auch einmal der Versuch genau dies zu tun.

  • Sherab Yönten:

    Hallo Nils, die Formulierung "selbst der Theravada gibt mir manchmal etwas" finde ich sehr unglücklich !!! Das klingt abwertend, auch wenn es wahrscheinlich nicht so gemeint war.


    Dann formulieren wir es anders. Ich finde alle super. Und irgendeine Macke haben fast alle Buddhisten. Außer mir. Ich habe viele davon. :lol:

  • fotost:

    Mich würde interessieren wie ihr im Zusammenhang des Threads den 'säkularen Buddhismus' seht.


    Ich nehme an Du siehst den Zusammenhang bzgl meiner Worte über Reformen in Umbruchsphasen und einer sinnvollen Etablierung im Westen?!
    Nur in diesem Punkt kann ich einen Zusammenhang finden, nicht jedoch bzgl Rime.


    Ich persönlich halte nichts von säkularem Buddhismus. Die buddhistische Lehre bedarf keiner "Modernisierung" oder "zeitgemäßen Neudeutung"! Wir können und sollten den Worten des Erhabenen zur Beschreibung der Dinge "wie sie sind" vollauf vertrauen.
    Ich möchte die buddhistische Lehre unverfälscht gelehrt, praktiziert und bewahrt wissen.


    Es macht schon Sinn uns heute verständlichere Beschreibungen in zB der Kommentarliteratur zu verwenden und die Vermittlung der unverfälschten Lehre zu modernisieren. Aber die Bezeichnung "säkularer Buddhismus" drückt ja schon durch den speziell eigenen Titel eine grundlegende Haltung zur Lehre aus die nicht meins ist.


    Werde jetzt mein Profil bzgl. "Richtung" mal überarbeiten...

    Einmal editiert, zuletzt von 123XYZ ()


  • Hallo fotost,


    mal eine Gegenfrage: Wo genau siehst Du den Unterschied zwischen "einem" (es gibt dort ja wohl auch mehrere Varianten) sogenannten säkularen Buddhismus und "Wellness Buddhismus" ?


    Revolutionen und Naturwissenschaften sind veränderlich und vergänglich, wie alles andere auch. Ihre Ergebnisse mögen relevant sein bis zur nächsten technischen Revolution oder neuen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen. Der Buddhismus sollte sich m.E. nicht von den materiellen Wissenschaften abhängig machen, sondern weiter bemüht sein, die Funktionsweise des Geistes zu erforschen, denn bei der Erforschung des Bewusstseins stoßen auch sämtliche naturwissenschaftliche Ansätze bisher an ihre Grenzen.


    Nils:

    Dann formulieren wir es anders. Ich finde alle super. Und irgendeine Macke haben fast alle Buddhisten. Außer mir. Ich habe viele davon


    BESSER formuliert :D

  • Ich finde da den Ansatz den Dalai Lama gut, der auch von anderen bekannten Lehrern des tibetischen Buddhismus so ausgesprochen wird: wenn es eine wissenschaftliche Erkenntnis gibt, die eine buddhistische Lehrmeinung widerlegt, dann sollte sich der Buddhismus anpassen.


    Das ist aber nicht falsch zu verstehen. Es geht nicht um Grundannahmen, wissenschaftlichen Bias. Grundannahmen des Buddhismus und Grundannahmen der Wissenschaft sind aus meiner Sicht auf einer Ebene: beide gültig solange bis das Gegenteil bewiesen wurde. Sie stechen sich gegenseitig nicht aus. Und so habe ich auch den DL verstanden, Buddhismus ist in weiten Teilen schliesslich auch eine geistige Wissenschaft und da gibt es oft kein entweder-oder.


    Säkularer Buddhismus - das kommt darauf an, was man damit meint. Wenn man nur eine buddhistische Methode nimmt und die Zielsetzung ändert, ist das kein Buddhismus mehr. Es kommt darauf an, ob der Kern, die Essenz bewahrt wird. Wenn das der Fall ist, spielen äußere umkleidende Aspekte keine grosse Rolle. Das wäre der Prozess, der in jeder neuen buddhistischen Kultur stattgefunden hat. Allerdings ist "der Westen" keine homogene Kultur. Ein Ausdruck eines "westlichen Buddhismus" könnte postmodern sein, dass es eben Platz gibt für viele traditionelle und moderne Formen nebeneinander.


    Wenn sich das wie in dem von Thomas23 genannten Kloster im Kleinen spiegelt - miteinander, nebeneinander, aber nicht zum Einheitsbrei gestampft - dann finde ich das eine gute Sache. Was in dem Sinne mit einander kompatibel ist, ist allerdings eine andere Frage. Auch innerhalb des Buddhismus gibt es Strömungen, die so verschieden sind, dass sie m.E. immer ihre eigenen Strukturen brauchen werden.


    kilaya

  • Sherab Yönten:

    ...
    Hallo fotost,


    mal eine Gegenfrage: Wo genau siehst Du den Unterschied zwischen "einem" (es gibt dort ja wohl auch mehrere Varianten) sogenannten säkularen Buddhismus und "Wellness Buddhismus" ?


    Ich denke,daß die Bezeichnung säkularer Buddhismus ziemlich unglücklich ist.
    Aus verschiedenen Gründen. Mehrdeutigkeit des Begriffs säkular, Vorspiegelung einer nicht vorhandenen Geschlossenheit und Einigkeit über wesentliche Inhalte etc. Der Begriff wird allgemein verwendet, darum nehme ich ihn auch.


    Die noch zu erfüllende Voraussetzung bei der Bestimmung eines sB müßte für mich die Erarbeitung eines Mindestkanons sein. Wir hatten dazu im Forum in anderen Zusammenhängen einige sehr gute (und viele schlechte) Threads.


    Ich sehe ganz ehrlich noch nicht einmal eine gedankliche Nähe zwischen sB und einem Wellness Buddhismus.


    Das eine ist eine mühevolle Kleinarbeit gegen erhebliche Widerstände im Ringen um intellektuelle Ehrlichkeit, das andere ist Ausdruck einer Selbstbedienungsmentalität die sich Versatzstücke aus allen möglichen Kulturen und Denkrichtungen ausprobierend aneignet um (etwas stressbefreiter) im Prinzip genau so weiterleben zu können wie bisher.


    Ich vermute, daß viele, die versuchen einen sB aufzubauen, es einfacher gehabt hätten, wenn sie sich einer historischen Richtung angeschlossen hätten. Besonders gilt dies für diejenigen, die bereits irgendwo integriert waren. Wahrscheinlich geht es da einigen wie Luther "Hier stehe ich, ich kann nicht anders" :lol:


    Ich hoffe sehr, daß für Dich sB und Wellness Buddhismus nicht so ungefähr das gleiche sind.


    Sherab Yönten:


    Revolutionen und Naturwissenschaften sind veränderlich und vergänglich, wie alles andere auch. Ihre Ergebnisse mögen relevant sein bis zur nächsten technischen Revolution oder neuen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen. Der Buddhismus sollte sich m.E. nicht von den materiellen Wissenschaften abhängig machen, sondern weiter bemüht sein, die Funktionsweise des Geistes zu erforschen, denn bei der Erforschung des Bewusstseins stoßen auch sämtliche naturwissenschaftliche Ansätze bisher an ihre Grenzen.


    Ja, sicher. Das geht nur an meiner Ausgangsfrage vorbei. Ich nehme neue naturwissenschaftliche Erkenntnisse gerne an, ich bin immer wieder fasziniert darüber, was Menschen alles herausbekommen können 8) und wie oft wir herausfinden, daß die Ergebnisse von gestern einfach falsch waren. Viel wichtiger in diesem Zusammenhang ist das Prinzip des wissenschaftlichen Arbeitens.


    Zu den Fortschritten seit der letzten etablierten Neugründung im Buddhismus gehören natürlich auch noch Dinge wie Demokratie, allgemeine Menschenrechte, Freiheitsrechte, die für mich hervorragend mit der buddhistischen Lehre zu vereinbaren sind. Und diese Dinge sind für mich nicht nur relevant bis zur nächsten Änderung. Ich würde es aufregend finden, sie in die Entwicklung eines sB einfließen zu sehen.


    Der Geist funktioniert dort weitaus besser, wo Freiheit herrscht und wo der technische Fortschritt für eine ausreichende Lebensgrundlage sorgen kann.

  • Ich sehe die verschiedenen Wege innerhalb des sog. tibetischen Buddhismus als Ornamente des Raums. D.h. eine Gleichmacherei wäre armselig, die Behauptung ein Ornament sei besser als das andere kindisch. So gesehen ist Rime mMn dann in Ordnung, wenn eine nicht-sektirerische Grundhaltung gepflegt wird. D.h. man respektiert andere Richtungen und hört sich bei Interesse deren Sichtweisen an. Wenn Rime aber derart gedeutet wird, dass in einem "tibetischen Rime-Zentrum" ein Geshe Lamrim lehrt und das als Rime verkauft wird, weil man ab und zu ein Wunschgebet aufsagt, in dem Padmasambhava vorkommt, dann bin ich doch froh, dass es Stellen gibt, die näher an den Lehren von Padmasambhava und seinen Meisterinnen und Meistern sind!


    Yeshe


    P.S.: "Säkulärer Buddhismus" ist nach meinem Kenntnisstand kein Pfad, der unmittelbar zur Befreiung führt.

    Wenn ich eine Frage stelle, ist das immer als echte Frage gemeint! :vajra:

  • fotost:

    Der Geist funktioniert dort weitaus besser, wo Freiheit herrscht und wo der technische Fortschritt für eine ausreichende Lebensgrundlage sorgen kann.


    Sei mir nicht böse, aber das ist genau so eine typische Wellness-Buddhismus-Aussage. Wir haben zz. deutlich weniger realisierte MeisterInnen als in der Vergangenheit und es geht im Buddhadharma letztlich nicht darum, dass "der Geist besser funktioniert." Auch dieses ganze komische Abarbeiten an der Wiederkehr. Es geht ja im Buddhadharma darum, Samsara zu verlassen.


    Yeshe

    Wenn ich eine Frage stelle, ist das immer als echte Frage gemeint! :vajra:

  • kilaya:


    Säkularer Buddhismus - das kommt darauf an, was man damit meint. Wenn man nur eine buddhistische Methode nimmt und die Zielsetzung ändert, ist das kein Buddhismus mehr. Es kommt darauf an, ob der Kern, die Essenz bewahrt wird. Wenn das der Fall ist, spielen äußere umkleidende Aspekte keine grosse Rolle. Das wäre der Prozess, der in jeder neuen buddhistischen Kultur stattgefunden hat. Allerdings ist "der Westen" keine homogene Kultur. Ein Ausdruck eines "westlichen Buddhismus" könnte postmodern sein, dass es eben Platz gibt für viele traditionelle und moderne Formen nebeneinander.


    Ok, danke dafür :)


    Dazu fällt mir ganz spontan der FWBO (Freunde westlichen Buddhismus Order) ein. Eine Organisation in Großbritannien 1967 gegründet mit der erklärten Absicht traditionelle buddhistische Konzepte (Orden, buddhistische Arbeitsgemeinschaften..) für den Westen für viele Menschen annehmbar zu machen.
    Nicht unbedingt eine säkulare Organisation aber ziemlich nahe. Die haben irgendwann mal angefangen und sind suchend, helfend, (missionierend) nach Indien gegangen und haben dort Zentren gegründet, bis sie im Kontakt mit den Leuten dort gemerkt haben, daß die den Begriff Westen (westlicher Buddhismus) gar nicht gut fanden.
    Sie haben sich dann in Triratna umbenannt. :lol:

  • fotost:

    Der Geist funktioniert dort weitaus besser, wo Freiheit herrscht und wo der technische Fortschritt für eine ausreichende Lebensgrundlage sorgen kann.


    Ja und Nein. Es ist eine Frage der Balance - eine Grundfreiheit muss vorhanden sein, eine ausreichende Lebensgrundlage muss vorhanden sein - aber auf der anderen Seite viel Freiheit und weltliche Möglichkeiten im Überfluss sorgen schnell für Ablenkungen und die Verfügbarkeit der Lehre mag quantitativ vorhanden sein, aber der Zugang ist dennoch erschwert, weil man "keine Zeit dafür hat". Und natürlich ist zu viel Wohlstand ein mögliches Hindernis für die Praxis, eine Art Halbgötter- oder Götter-Daseinsbereich wo es einem zu gut geht um einen Leidensdruck zu haben für die Praxis.


    Zitat


    Die kenne ich natürlich und verfolge sie schon seit den 1990ern :)


    kilaya

  • mkha':

    Gibt und gab es, … leider ist es so, dass hier im Westen der Dharma studiert, und dennoch sektiererisches Denken entwickelt wird.


    Ja, solche Denkweisen sind mir auch bekannt, liebe mkha.


    mkha':

    Das scheint nicht so ganz zu funktionieren – man betrachte z.B. einige Threads dieses Forums.


    Ich glaube, dass das Forum nicht repräsentativ ist 8)
    In dem Forum treffen nur Menschen zusammen, die gerne und viel schreiben und eventuell nicht auf ein buddhistisches Zentrum zurückgreifen können (warum auch immer!). Die Mehrheit meiner "realen" Dharmafreunde schaut mich ganz verständnislos an wenn ich vom "Buddhaland" erzähle. :lol:


    Yeshe:

    "Säkulärer Buddhismus" ist nach meinem Kenntnisstand kein Pfad, der unmittelbar zur Befreiung führt.


    Das wäre eine Frage für fotost: Wenn jemand "säkularen Buddhismus" praktiziert welche Motivation/ welche Ziele sind damit verbunden ?

  • kilaya:
    fotost:

    Der Geist funktioniert dort weitaus besser, wo Freiheit herrscht und wo der technische Fortschritt für eine ausreichende Lebensgrundlage sorgen kann.


    Ja und Nein. Es ist eine Frage der Balance - eine Grundfreiheit muss vorhanden sein, eine ausreichende Lebensgrundlage muss vorhanden sein - aber auf der anderen Seite viel Freiheit und weltliche Möglichkeiten im Überfluss sorgen schnell für Ablenkungen und die Verfügbarkeit der Lehre mag quantitativ vorhanden sein, aber der Zugang ist dennoch erschwert, weil man "keine Zeit dafür hat". Und natürlich ist zu viel Wohlstand ein mögliches Hindernis für die Praxis, eine Art Halbgötter- oder Götter-Daseinsbereich wo es einem zu gut geht um einen Leidensdruck zu haben für die Praxis.


    Ich hoffe, Du hast wohlwollend zur Kenntnis genommen das ich 'ausreichende' Lebensgrundlage geschrieben habe :lol:


    Beim zweiten Teil stimme ich Dir vollkommen zu. Einem einfachen Zeitgenossen Buddhas muß jemand der gehobenen Mittelschicht in Europa heute wie ein Gott vorgekommen sein.

  • fotost:

    Dazu fällt mir ganz spontan der FWBO (Freunde westlichen Buddhismus Order) ein. Eine Organisation in Großbritannien 1967 gegründet mit der erklärten Absicht traditionelle buddhistische Konzepte (Orden, buddhistische Arbeitsgemeinschaften..) für den Westen für viele Menschen annehmbar zu machen.
    Nicht unbedingt eine säkulare Organisation aber ziemlich nahe. Die haben irgendwann mal angefangen und sind suchend, helfend, (missionierend) nach Indien gegangen und haben dort Zentren gegründet, bis sie im Kontakt mit den Leuten dort gemerkt haben, daß die den Begriff Westen (westlicher Buddhismus) gar nicht gut fanden.
    Sie haben sich dann in Triratna umbenannt. :lol:


    Ich kenne Triratna im Grunde nicht, habe aber mal eine Zeit lang auf der Webseite http://www.gelnhausen-meditation.de/ gestöbert, weil es da sehr viele Audio- und Textdateien zum Download gibt.
    So wie ich die Organsiation anhand meines spärlichen Überblicks einschätze kann da von säkular keine Rede sein.
    Vielmehr bemüht man sich um ein Vajrayana frei von Liniendenken und unter Verwendung einer moderneren Lehrform.
    So hat man zB einen eigenen Zufluchtsbaum kreiert und die Buddha-Reden modern übersetzt.
    Horst Gunkel hat auch eine keltisch-germanische Puja zur Weihnachtszeit unter Einbeziehung der germanischen Todesgöttin Hel, der Göttin von Karma und Wiedergeburt, angeboten.
    Das klingt nicht sehr säkular wie ich meine ;)


    Ich finde das Triratna gut zum Thread-Topic "Rime" passt.
    Hier hätte man beispielhaft eine Organisation die ein vereinheitlichtes Vajrayana praktiziert wenn ich mich nicht täusche.


    Nachtrag: Hmmm.. Vajrayana oder was?
    Bin mir gar nicht sicher ob man Triratna als Vajrayana bezeichnen kann.
    Ich bin darauf gekommen weil man im Zufluchtsbaum folgende Erleuchtungswesen, Persönlichkeiten hat:
    Buddha, Vajrapani, Sangharakshita, Mahakassapa, Nagarjuna, Milarepa, Sariputta, Buddhagosa, Ananda, Rathnasambhava, Padmasambhava, Avalokiteshvara, Dhammadina, Tara, Aksobhya, Vajrasattva, Vasubandhu uvm
    ... klingt nach traditionsübergreifendem Ansatz. Ob dort Tantra praktiziert wird? Was will man sonst mit den Yidams?

  • mkha´:

    Zu lernen gibt es dennoch einiges, ... besonders die von Thomas im Net zusammengetragenen Übersetzungen (usw.) finde ich Spitze. Vielleicht sollte man ihnen in diesem Forum ein Eckchen reservieren, und, (wo immer möglich), vielleicht auch kopieren und hie,r (mit Hinweis auf die Quelle), einsetzen, bevor sie eines Tages verschwunden sind und wir nur noch über tote Links verfügen.


    Oh, danke :) Freut mich natürlich postive Rückmeldung zu erhalten und danke auch im Nachhinein an kilaya fürs anpinnen!
    Leider waren nur vereinzelt die Texte auch als Downlioads verfügbar. Viele der Links verweisen lediglich auf Literatur.
    Wenn man noch die vorhandenen Übersetzungen aus dem chinesischen Kanon hinzufüge dann könnte man noch mehr zusammen bekommen.


    Was unser Buddhaland angeht: Ich bin sehr froh das es diese Plattform gibt und insbesondere das tibetische Unterforum wird von kilaya vorbildlich hinsichtlich zB Wahrung von "rechter Rede" gepflegt :!:
    Ich finde auch das man hier eine ganze Menge mitnehmen kann was Buddhismus angeht.
    Die Vertiefung und Praxis mittels Literatur, Retreats, Vorträgen und Sangha kann man natürlich nicht ersetzen.

    Einmal editiert, zuletzt von 123XYZ ()

  • Sherab Yönten:
    Yeshe:

    "Säkulärer Buddhismus" ist nach meinem Kenntnisstand kein Pfad, der unmittelbar zur Befreiung führt.


    Das wäre eine Frage für fotost: Wenn jemand "säkularen Buddhismus" praktiziert welche Motivation/ welche Ziele sind damit verbunden ?


    Die Frage ist schwieriger als sie auf den ersten Blick aussieht - da sB bisher nicht ausformuliert ist, gibt es kein spezifisches Praktizieren und das steht auch nicht im Mittelpunkt bei der Entwicklung des sB. Leider habe ich in Hamburg auch noch keine Mitstreiter für den Weg gefunden.


    Natürlich ist mir klar, daß Neid un-buddhistisch ist (soweit reicht die Gemeinsamkeit noch :lol: ) aber manchmal verspüre ich so etwas wie Neid oder damit es unverfänglicher klingt Sehnsucht nach einer nicht virtuellen Gemeinde und sogar, hor­ri­bi­le dic­tu, nach Dingen wie Riten oder Zeremonien.


    Motivation/Ziele? Ich vermute, wenn die Mitglieder, die sich hier in diesem Thread austauschen ihre Kernmotive und Ziele auf je einen Zettel schreiben und wir die Zettel gründlich mischen würde niemand meinen Zettel erkennen. So buddhistisch langweilig bin ich 8)

    Zitat


    So wie der große Ozean nur einen Geschmack hat,
    den Geschmack von Salz,
    so hat auch meine Lehre nur den einen Geschmack,
    den Geschmack von Freiheit.


    Beendigung des Leidens.
    Unabhängigkeit/Freiheit, nicht mehr wiedergeboren werden müssen (keinen neuen großen Lebensabschnitt wegen leidhafter Erfahrung mehr beginnen müssen [sB Übersetzung]).
    Die 5 Silas befolgen, lernen..


    Morgen muß ich Wäsche machen und der Tiefkühler könnte mal wieder aufgefüllt werden :idea:

  • fotost:

    Natürlich ist mir klar, daß Neid un-buddhistisch ist (soweit reicht die Gemeinsamkeit noch :lol: ) aber manchmal verspüre ich so etwas wie Neid oder damit es unverfänglicher klingt Sehnsucht nach einer nicht virtuellen Gemeinde und sogar, hor­ri­bi­le dic­tu, nach Dingen wie Riten oder Zeremonien.


    Wenn Du buddhistische Ziele verfolgst warum schließt Du Dich dann nicht einem der überaus zahlreichen Zentren in Hamburg an? Ich würde Dir (ohne es persönlich zu kennen) das Tibetische Zentrum empfehlen.
    Es ist eines der hier von mir angerissenen Zentren mit Rime-Einschlag.

    www.tibet.de:

    Das Kursangebot erstreckt sich von der Vermittlung des Buddhismus über säkulare Ethik bis hin zu Gesundheits-Kursen.


    Im Tibethaus Frankfurt (auch so eines) wurde vor nicht allzu langer Zeit ein Vortrag "säkularer Buddhismus" angeboten.


    Ich kann mir vorstellen das Du in diesem Zentrum gut aufgehoben wärst mit Deinen Vorstellungen und das Du Gleichinteressierte dort finden kannst.


    Auch ist es ganz bestimmt keinerlei Problem an dortigen Riten und Zeremonien mit säkularem Interesse teilzunehmen.


    Lucy:

    Ich unterschreibe faul bei Yeshe.
    Rime meint nicht wischi waschi.


    Ganz bestimmt nicht!
    Es findet mit Rime im Herzen ein/e achtsame und geduldige Begegnung und Austausch der verschiedenen Linien statt.
    Das gemeinsame Ziel der Annäherung statt Abgrenzung unter einem Dach verhindert zukünftiges Auseinanderdriften und Konkurrieren und fördert zukünftiges Zusammenwachsen und Zusammenarbeiten.
    Alleine schon die Ausrichtung von Einrichtungen auf tibetischen Buddhismus statt Gelug-, Sakya-, Kagyü- oder Nyingma-Zentrum sorgt für eine nicht-trennende sondern verbindende Wahrnehmung.

  • @Lucy: Ich habe es mir aus dem Gelesenen über Rime in Tibet und im Westen erschlossen.
    Man sammelt zB die Lehren aller Traditionen in gemeinsamen Sammlungen, behält jedoch die Trennung bei.
    Auch gibt es in Tibet Rime-Tempel. Die verschiedenen Linien haben darin jeweils separate Tempelkomplexe. Daher auch mein anfänglicher Vergleich mit kooperativer oder integrativer Gesamtschule. Ein Miteinander/Nebeneinander.
    Hier im Westen gibt es besagte Tibetinstitute, Tibetzentren.. wo Vorträge von verschiedenen Traditionen angeboten werden.
    Ich möchte gar nicht so tun als wüsste ich es ganz sicher falls dem so rübergekommen sein sollte.
    Meine letzte Aussage bezog sich auf das von mir gelesene, erfahrene und hier im Thread gesammelte Wissen über Rime.
    *Alle Angaben ohne Gewähr*!


    Lucy:

    Ganz gruselig wird es, wenn Leute ohne eigene Realisation anfangen, Meinungen zu haben über 'den buddhismus'. Da sei bidde der buddha vor!


    Verstehe.
    Mich gruselt es wenn Menschen sich nach Anschluss an eine Sangha nicht mehr getrauen eine eigene Meinung über den Buddhismus zu äußern. Das finde ich sogar mega-gruselig!


  • Liebe mkha, mit dem "nicht Repräsentativen" meine ich die hier in diesem Forum häufig auftretenden langatmigen "Meinungsverschiedenheiten" in manchen Threads. Ein besonders schönes Exemplar ist der Thread "Gibt es ein Selbst ?"
    In Sachen Entfernung zum Zentrum habe ich sicher einen Vorteil: Mein Zentrum ist "nur" 2 Stunden von meinem Wohnort entfernt (Bahnanreise), fundierte buddhistische Kurse finden manchmal direkt in meiner Nachbarschaft (5 Minuten Fußweg !) statt. Klar, gibt es viel zu lernen, das ist für mich auch das reizvolle am Buddhismus ! Manchmal ist es aber zu viel, so dass die Gefahr besteht, dass man sich verzettelt. Ich habe es noch nicht geschafft, meinen letzten Kurs (Mahayana Uttaratantra Shastra) nachzuarbeiten obwohl es dazu im Berzin Archiv einen Vortrag vom Dalai Lama gibt, der darauf wartet, gelesen zu werden. :?


    (Sorry Thomas, das ist hier jetzt ein wenig OT und berührt Rime nur am Rande).

  • Zum Thema Rime möchte ich ergänzend noch erwähnen, dass die Überlieferungslinien der jeweiligen Schulen auf der einen Seite zwar eine trennende Seite aufweist, auf der anderen Seite der Ursprung der Linien aber auf den Buddha zurückzuführen ist und daher im Grunde alle die selbe gemeinsame Basis haben.