Palikanon studieren

  • Hallo allerseits,
    viele oder der größte Teil von euch haben sich bestimmt schon mit dem Palikanon auseinander gesetzt.
    Ich habe bereits viel verschiedene Literatur gelesen und möchte nun beginnen mich mit dem Kanon auseinander zusetzten.


    Meine Frage, wie geht ihr dabei vor? Lest ihr ihn Online oder habt ihr "Papierliteratur" ? Wo fangt ihr an? Schreibt ihr euch Sachen heraus oder markiert ihr sie? Wie ist dabei eure vorgehensweise um möglichst viel aus den Texten mitzunehmen?


    Ich freue mich über eure Antworten und Tipps.


    Viele Grüße

  • Guten Morgen Djay,
    ich habe immer mal wieder Texte, die hier im Forum aus dem Palikanon verlinkt wurden, kopiert und mir eine eigene Datei mit passendem Hinweis dafür eingerichtet, damit ich sie thematisch schnell wiederfinden kann. So bin ich nach und nach mit allen möglichen Themen vertraut geworden. Den Palikanon von Anfang bis Ende lesen halte ich nicht für sinnvoll, weil es ja immer Schwerpunkte gibt. Ich musste nicht alles gelesen haben, um zu wissen, worauf es ankommt. Deshalb finde ich das Buddhaland auch hilfreich, weil da Fragen aufgeworfen werden und sich einige wenige User die Mühe machen, die passenden Antworten aus dem Palikanon beizutragen.


    Dafür möchte ich an dieser Stelle nochmal herzlich danken.
    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Vielleicht ist es ja sinnvoll mal ein Thema zu eröffnen mit einer Übersichtsliste, damit man einen Überblick erhält über die wichtigen Texte. Diese Liste kann ja dann immer wieder erweitert werden.

  • Der PK ist ziemlich groß und immer noch nicht komplett übersetzt :lol:


    Da sich viele Texte überschneiden und Inhalte wiederholen, lese ich eigentlich nur Bücher mit vorausgewählten Texten oder ich folge Links hier im Forum und lasse mich dann in den Texten treiben.


    Für einige Stellen, die mir wichtig sind habe ich Zettel angelegt mit Angaben, wo die stehen. Das hilft mir wirklich. Vielleicht wäre es modernen, dazu eine kleine Datenbank zu basteln und die Sachen mit Links im Web zu versehen.


    Ich hab' hier im Forum mal angefangen, Ideen dazu zu sammeln was einzelnen Mitgliedern zentral in der Lehre wichtig ist


    Basics


    vielleicht ist ja was für Dich dabei odr du möchtest den Thread mit Deinen Erfahrungen ergänzen :)

  • Hallo,


    zum Lesen bevorzuge ich gedruckte Bücher und zum damit arbeiten dann die elektronische Version. Während des Lesens mache ich mir Markierungen und übertrage sie dann später in Citavi, eine Datenbank. Dort verschlagworte ich die Zitate dann mit den thematischen Bezügen, z.B. bedingtes Entstehen, vipassana nana etc. für das leichtere Suchen.


    Gruß
    Florian

  • Buddhaghosa:

    Hallo,
    Während des Lesens mache ich mir Markierungen und übertrage sie dann später in Citavi, eine Datenbank.
    Florian


    Danke für den Tip, Citavi scheint eine tolle Sache zur Datensammlung zu sein.

  • Selbst erforschen.


    Ich habe z.B. mal einige Zeit jeden Abend eine Sutra aus dem MN gelesen. Da ist man dann nach ein paar Wochen durch und kennt sich im Idealfall schon ganz gut aus. Man entwickelt ziemlich schnell ein Gefühl für "Lieblingssutren".


    Der Dhammapada ist auch ganz empfehlenswert. Ich habe mal gehört das, selbst wenn alle Lehrreden verloren gehen, das Dhamma noch nicht erloschen ist, solange der Dhammapada noch existiert. Ist vor allem sehr handlich :)

  • Also angefangen hab ich mit BUDDHA UND SEINE JÜNGER von Kurt Schmidt, Buddhistische Handbibliothek 7
    http://www.palikanon.com/buddhbib/07budjng/budjng01.htm


    Danach hab ich den II. Sutta Pitaka, Der Korb der Lehrsätze durchgelesen und ich kann es dir nur empfehlen dass selbe zu machen. Auf die Frage welche Vorgehensweise ich benutzte um so viel wie möglich mitzunehmen kann ich dir nur sagen: Immer und immer wieder durchlesen bis du wirklich alles verstanden hast gleichzeitig aber natürlich auch eigene Erfahrungen machen und diese dann miteinander kombinieren. (So mach ich das heute noch. Ich bin also auch nicht perfekt, falls das so rüberkommt)

    Wir müssen ganz zu einem warmen Herzen werden; Ohne Mitgefühl Ohne Barmherzigkeit Ohne Liebe gibt es keinen Buddhismus

  • djay:

    Wo fangt ihr an?


    die meisten fangen mit der Majjhima Nikaya an



    Zitat

    Wie ist dabei eure vorgehensweise um möglichst viel aus den Texten mitzunehmen?


    1 Sutte pro Meditation



    Zitat

    Ich freue mich über eure Antworten und Tipps.


    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • djay:

    Hallo allerseits, viele oder der größte Teil von euch haben sich bestimmt schon mit dem Palikanon auseinander gesetzt.
    Ich habe bereits viel verschiedene Literatur gelesen und möchte nun beginnen mich mit dem Kanon auseinander zusetzten.


    Meine Frage, wie geht ihr dabei vor? Lest ihr ihn Online oder habt ihr "Papierliteratur" ? Wo fangt ihr an? Schreibt ihr euch Sachen heraus oder markiert ihr sie? Wie ist dabei eure vorgehensweise um möglichst viel aus den Texten mitzunehmen?


    Ich freue mich über eure Antworten und Tipps.


    Hallo djay,


    ich lese meistens in der Mittleren Sammlung oder der Längeren Sammlung. Am liebsten jeweils ein ganzes Sutta, nicht auszugsweise.
    Dafür verwende ich verschiedene gedruckte Ausgaben, in deutsch oder in englisch.


    Neuerdings kommt manchmal auch der E-Book-Reader zu Einsatz, für den ich mir die Suttas aus dem Internt zurechtgemacht habe. An dieses Medium habe ich mich noch nicht so ganz gewöhnt, liegt aber immer leichter in der Hand.


    Weiter benutze ich Erläuterungen meines Lehrers, der seine Lehreden eng entlang der einzelnen Suttas gestaltet.


    Wenn mir mir bestimmte Worte mal unklar übersetzt 'erscheinen', verwende ich ausführliche Online-Hilfen zur Wortbedeutung der Pali-Begriffe.


    Falls Du Fragen zu den Quellen hast, sag bescheid.


    Liebe Grüße

  • Hallo,


    wie ich weiss, gibt es zwei Übersetzer des Pali-Kanons auf Deutsch. Zumwinkel und Neumann.
    Ich habe meinen Weg mit Neumanns Übersetzung erfolgreich beendet.
    Leider ist es mir nicht gelungen, herauszufinden welche Qualifikation Zumwinkel besitzt und wieviel er
    er von allen drei Bänden übersetzt hat.
    Neumann, Karl-Eugen: Die Reden Gotamo Buddhos, Wien-Zürich, 1957, Antiquariat

  • Mh, weiß nicht, ob das Thema noch aktuell ist, sag aber trotzdem was: :)


    Ich habe die ersten beiden Bände des Pali-Kanons Seite für Seite gelesen mit sehr viel "Stöhn!" und "Ach schon wieder!?", jetzt kommt der Dritte Band. Das Ergebnis der Lektüre läßt sich jetzt schon sehen. Denn die Denke des Buddhas geht einem in Fleisch und Blut über, gerade wg. der Wiederholung desselben Gleichen; Bestimmte Sachen, wie die meditativen Vertiefungen, die Argumentationsketten, die Begriffswelt kennt man, ob mans will oder nicht nach der Lektüre auswendig, so, dass man "nur noch" zur Anwendung schreiten muss. Und man weiß viele Sachen, die andere schon wieder vergessen haben: So, dass der Buddha beim ersten Versuch, seine Lehre an den Mann zu bringen an einen Nacktbüßer geriet, dem er in etwa sagte: Ich bin Gotamo, der vollkommen Erleuchtete, Herr der Menschen und Götter, hör er meine Lehre! Der Nacktbüßer aber antwortete keineswegs beeindruckt: "Schön wärs!" :roll:- Und schlug sich wieder in die Büsche.Bei den Asketen war er dann erfolgreicher.


    Ich lese gerne mit jemandem zusammen den dritten Band, vermute aber, dass es diesen jemand nicht gibt.


    Feiert ma schön


    Micha

  • Hallo xt-mike,
    wie lange hat das gedauert, die ersten zwei dicken Bände Seite für Seite durchzulesen?
    Du hast das so gut beschrieben wie eingängig diese Methode ist, dass ich es unbedingt auch probieren möchte.
    Danke für diesen Tipp!

  • Hallo Solaris und Palikanon-Interessierte,


    für die ersten beiden Bände habe ich mir zwei Monate Zeit genommen. Sich Zeit lassen
    und ganz genau lesen war für mich wichtig, trotz zahlreicher Wiederholungen, denn
    auch wenn ich den Eindruck hatte: Das hast du schon gelesen!-Eine "Kleinigkeit"
    war immer anders und neu. Kleine Randnotiz: Meine Lebensgefährtin ist auch überzeugte
    Buddhistin seit etlichen Jahren, mit der habe ich über vieles im Kanon gesprochen, unter anderem
    über die strikten Anweisungen Gotamos, wie zur Erleuchtung und Erlösung
    zu kommen sei. Eine Mahlzeit nur am Tag (morgends)einnehmen, unbedingt Hauslosigkeit
    anstreben, Liebesbeziehungen vermeiden u.v.a.m....-die war ganz überrascht solches zu hören,
    denn im Diamantweg-Buddhismus, ihrer Richtung also, gibt es so etwas nicht - ihr Lama Ole Nydahl
    hatte gerade neu geheiratet und auch ein Buch über buddhistische Liebesbeziehungen verfaßt! ;)


    Liebe Grüße
    Micha

  • Hi Mischa,


    es gibt bekanntlich verschiedene Arten von „Erleuchtung“, und selbst beim Dhamma des Gotamo Buddho gibt es verschiedene Stufen.


    Das unterscheidende Merkmal ist Gotamo Buddho hat die vollständige Erleuchtung bis zum Ende durchgezogen & lehrte dies hauptsächlich für Mönche.


    Gotamo Buddho hat nicht von jedem Gesprächspartner (Laienanhänger, Wanderer, König, Dieb usw), gefordert, auf einmal komplett zu verzichten, stattdessen hat er jede Person dort abgeholt, wo sie gerade steht, und dies in der Regel (nicht immer) stufenweise.


    Allen ist aber gemeinsam, dass man dabei mehr und mehr verzichtet, von Sinnesreizen unabhängiger wird, vom Groben ins Feine.


    Liebe Grüße


    nibbuti

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • @ x-tMike:

    Zitat

    -die war ganz überrascht solches zu hören,
    denn im Diamantweg-Buddhismus, ihrer Richtung also, gibt es so etwas nicht - ihr Lama Ole Nydahl
    hatte gerade neu geheiratet und auch ein Buch über buddhistische Liebesbeziehungen verfaßt!


    Immerhin überrascht. Und eventuell interessiert ?


    Letztens hatte ich einen kurzen Dialog mit so Leuten, die iwie annehmen, sie würden sowieso als Menschen wiedererscheinen. Das sind so Leute, die an stete "Entwicklung" glauben, an einen angeborenen "spirituellen Fortschritt", wo "Fehler" zum "Lernen" da sind und wo man "lernt" weil man sich "entwickeln soll", also ne höhere Instanz irgendwie, die sie da "voranbringt". Also das war auch ein Kagyü Zentrum.


    Mir fällt das unheimlich schwer, ich zöger da, oft sag ich nix, aber dann habe ich angedeutet, dass Zen und die Sutren mir da was anderes sagen, und habe angefangen ein Sinnbild von da zu bringen. Da fängt eine an zu rufen: Das will ich nicht hören, das will ich nicht hören ! Sie war total sauer auf mich.


    Ich mein ich versteh das...ich würde das auch nicht hören wollen, wenn ich nicht müsste..., aber dann seh ich so zu...naja...und irgendwie geht das auch nicht...


    @ Nibbuti:

    Zitat

    es gibt bekanntlich verschiedene Arten von „Erleuchtung“


    So ?
    Erzähl mal.
    Ach nein. Lass mal. ;)

  • Lieber Nibbuti, liebe Pali-Kanon-Interessierte


    ich antworte zur Abwechslung mal dialektisch: keine Form der Erleuchtung beruht darauf, dass man "mehr und mehr verzichtet", sondern alle beruhen darauf, mehr und mehr Wertvolles hinzuzugewinnen und Sinnloses sein zu lassen: Also Dinge, die nicht Wohl, sondern Wehe bringen, Illusionen des Glückes. Es so zu sehen hilft auch, Zweifel und Zaudern auszuschalten.


    Der Buddha richtete nach Maßstab des Palikanons all seine Macht darauf, die Menschen, ob Mörder, Schamane oder Hausvater, zur vollständigen Erleuchtung zu bringen und kritisierte heftig diejenigen seiner Mönche,die sich mit weniger zufrieden gaben und die Leute "dort abholten, wo sie waren", um sie dann nicht vollständig zu erlösen (d.h.von der Wiedergeburt zu befreien, das ist nach Gotamo das entscheidende Kriterium vollständiger Erleuchtung).


    Die verschiedenen Stufen der Erleuchtung waren nach Gotamo abhängig davon, ob der Probant durch alle Stufen der
    meditativen Vertiefung bis hin zur Überwindung der Grenzscheide der Wahrnehmung geführt wurde oder nicht.Wer in der Meditation nicht konsequent bis zum Ende ging, wurde auch nicht vollständig erleuchtet.


    Das Wort Erleuchtung wurde übrigens von Gotamo eher selten verwandt, meist sprach er synonym von "Erlöschung", "Erlösen", "Erwachen", so sprach er von sich auch als einem "vollständig Erwachten"- dahinter steht wohl die Idee, dass sich gewöhnliche Sterbliche lediglich in einem Schlafzustand und in einem Traum von Leben aufhalten, ohne die Grenzen ihrer illusionären Wirklichkeit zu durchbrechen. (Persönlichkeitswahn, Lebenswahn usw.) Doch genug der Dialektik.


    Den Diamantweg erkenne ich an und schätze ihn, auch wenn es nicht so ganz mein Weg ist. Er ist effektiv und nahe daran, ein perfektes System auszubilden. Wenn man keine Bedenken hat, von den Methoden charismatischer Hypnose spirituell zu profitieren, kommt man damit in kurzer Zeit erstaunlich weit, Liebe zum Meister und Hingabe für die Lehre vorausgesetzt. Allerdings, b l u e a p r i c o t, ja du bist gemeint :) : Eine gewisse Furchtsamkeit von Diamantweglern habe auch ich kennenglernt, so in dem Sinne: Verwirre mich bitte nicht durch Tatsachen! Erschüttere nicht meinen Glauben! Verschone mich mit anderen Pfaden! Ob alle Diamantwegler so sind, vermag ich nicht zu sagen, aber ich weiß, dass Lama Ole seinen Schülern explizit empfiehlt, ganz bei seiner Lehre zu bleiben, schon um Begriffsverwirrung zu vermeiden.


    Das würde ich übrigens auch sagen, wenn ich Lama Ole wäre. Aber wie gesagt, ein guter Mann und eine gute Lehre- die allerdings mit dem Pali-Kanon schwerlich in Übereinstimmung zu bringen ist, da sie ganz auf die Mentalität westlicher Buddhisten abhebt, die ungern "Verzicht leisten", gerne viel Geld verdienen, mit dicken Schlitten umherfahren, Biken, Bungie-Springen usw. But so what? Viele Wege gibs zum Glück, da sollte man sich gegenseitig nicht Stolpersteine in den Weg werfen.Es ist ja nicht ausgeschlossen, dass der eine oder andere während des meditativen Bungiejumpens zur vollständigen Erleuchtung gelangt, Buddha sei Dank! ;)


    Liebe Grüße
    Micha


    Liebe Grüße

  • xt-mike:


    ich antworte zur Abwechslung mal dialektisch: keine Form der Erleuchtung beruht darauf, dass man "mehr und mehr verzichtet", sondern alle beruhen darauf, mehr und mehr Wertvolles hinzuzugewinnen und Sinnloses sein zu lassen: Also Dinge, die nicht Wohl, sondern Wehe bringen, Illusionen des Glückes. Es so zu sehen hilft auch, Zweifel und Zaudern auszuschalten.


    wohlwahr Micha, bis zu einem gewissen Punkt trifft das bekanntermaßen auch für das Dhamma des Buddha zu


    aber ab einem gewissen Punkt lässt man nicht nur das Sinnlose sein, sondern auch das hinzugewinnen wollen, und das ist wirklich wertvollfrei


    Grüße

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • xt-mike:


    Die verschiedenen Stufen der Erleuchtung waren nach Gotamo abhängig davon, ob der Probant durch alle Stufen der meditativen Vertiefung bis hin zur Überwindung der Grenzscheide der Wahrnehmung geführt wurde oder nicht. Wer in der Meditation nicht konsequent bis zum Ende ging, wurde auch nicht vollständig erleuchtet.


    Das ist klar falsch, das war was für Spätmerker :).