Wahrnehmung, Bewusstsein

  • Hallo,


    ich habe eine generelle Frage zu Bewusstsein. Was soll das genau sein? Kann mir gar nicht erklären, wie nicht-Bewusstsein sein soll. Also ich kann Geräusche wahrnehmen oder nicht wahrnehmen. Bzw nur wahrnehmen mit meiner Wahrnehmung ohne was dabei zu denken. Aber ich nehme es wahr (mal laut, mal leise oder gar nicht)
    In verschiedenen Schriften steht ja, die Leere ist im Ursprung leer, also da ist nichts was sich formt, wahrnimmt, bewusst wird. Kein Werden, kein Entstehen von was. Damit ist auf jeden Fall nicht das körperliche Sterben oder tot sein gemeint mit - was aber letztendlich dasselbe ist irgendwie.


    Kann mir vorstellen, dass damit auch gemeint ist, dass zB. 2 oder mehr Personen aufeinandertreffen, man loslässt von seinen Vorstellungen und einfach im Moment ist wie die andere Person, dann gibt es keinen der handelt (dann ist einfach der Moment und später eben nicht mehr - bei mir ist es das Loslassen oder erst gar nicht Anhaften und wieder einfach im Moment sein). So zumindest kenne ich das aus meiner Erfahrung. Eine Art "in the flow" sein, aber da ist bei mir irgendwie Bewusstsein mit drin, weil man ja den Moment einfach genießen kann oder eben nicht. Sobald einer (ich) zuviel Ego hat, greift man in den Moment (oder Situation) ein und beeinflusst(anhaften) mehr als nötig alles.


    Wie ist die Leere (insbesondere das Bewusstsein) im Leben oder Alltag zu verstehen?


    Gruß cinnamon

  • cinnamon:

    Hallo, ich habe eine generelle Frage ....


    Gibt es auf "generelle Fragen" immer eine "generelle Antwort"?
    Nach der Lehre des Buddha ist Bewußtsein in jeden Moment ein etwas anderes.


    cinnamon:

    In verschiedenen Schriften steht ja, die Leere ist im Ursprung leer


    Komisch habe es noch nirgends gelesen oder kann mich nicht erinnern. Wo steht das denn?

  • cinnamon:

    ich habe eine generelle Frage zu Bewusstsein. Was soll das genau sein?


    Siehe hier:


    Zitat

    Eine allgemein gültige Definition des Begriffes ist aufgrund seines unterschiedlichen Gebrauchs mit verschiedenen Bedeutungen schwer möglich


    https://de.wikipedia.org/wiki/Bewusstsein

  • cinnamon:

    Weiss nicht wo es im Palikanon steht.


    Schade, dann kann man nicht bestätigen es würde überall stehen.

  • Im Palikanon steht "vimokkha" Mit "h" ist es dort zu finden. Aber auch egal. Das ist dem Buddhismus nicht eigen. Und eine Bestätigung von schon ähnlich Gelesenem (von Autoritäten) bringt rein gar nichts bei mir, nur weiterers Kopfkino.

  • cinnamon:

    Im Palikanon steht "vimokkha" Mit "h" ist es dort zu finden. Aber auch egal. Das ist dem Buddhismus nicht eigen. Und eine Bestätigung von schon ähnlich Gelesenem (von Autoritäten) bringt rein gar nichts bei mir, nur weiterers Kopfkino.


    Wie kommst du jetzt auf "vimokkha"?

  • Ich habe nach Wahrnehmung und Bewusstsein gegoogelt. Weil ich selbst damit zur Zeit vermehrt zu tun habe. Und habe einfach "palikanon" eingegeben. Also für mich macht der Text da zumindest Sinn zur Zeit wie auch andere "Texte" und ähnliches. Keine Ahnung was andere damit anfangen. Kam mir grad richtig.

  • cinnamon:

    Keine Ahnung was andere damit anfangen. Kam mir grad richtig.


    Ich weiß auch nicht was andere damit anfangen.
    Jedenfalls "vimokkha" heißt nur: Erlösung.

  • Stimmt steht da auch. Hab den Text gelesen im Hinblick auf Wahrnehmung und Bewusstsein und nicht speziell auf "Erlösung". (Überwindung der Raumunendlichkeit der Bewusstseinsunendlichkeit, Weder-wahrnehmung-noch-nicht-Wahrnehmung und Erlöschen von Wahrnehmung und Gefühl interessierte mich an dem Text)

  • Gibt es im Palikon eigentlich noch andere Beschreibungen von Wahrnehmungen und Bewusstsein und das Erlöschen beider? Ich finde mich da selbst nicht zurecht, kenne die Begriffe alle nicht und weiss auch nicht was Lehrrede Nr1,2, etc ist.
    Eigentlich suche ich generell nach solchen Beschreibungen (und Erfahrungen) im buddhistischen und anderen "religiösen" Sinne. Weiss aber nicht wo im Internet.
    Viele andere haben da ja mehr Wissen darüber. Würde mich sehr interessieren :)

  • Zitat

    Hallo,


    ich habe eine generelle Frage zu Bewusstsein. Was soll das genau sein? Kann mir gar nicht erklären, wie nicht-Bewusstsein sein soll.


    Die unbuddhistische Antwort:


    Es gibt kein nicht-Bewusstsein, da Bewusstsein immer bewusst ist, sonst wäre es kein Bewusstsein. Auch wenn der cinnamon unbewusst wäre (etwa im Alkoholrausch) so wäre doch Bewusstsein davon unberührt, da es nicht abhängig ist von Bewusstseinszuständen von Erscheinungen.


    Nach buddh. Auffassung des bedingten Entstehens wärst du ja auch einfach "weg" wenn du im Tiefschlaf liegst, da keine Objekte vorhanden sind (die ja innerhalb der Theorie von bedingtem Entstehen da sein müssen, damit Bewusstsein als Gruppe entsteht). Da du aber genau weißt, dass du im Tiefschlaf gelegen hast, war Bewusstsein auch dort. Bewusstsein IST immer, egal ob Traum, Tiefschlaf oder Wachzustand. Somit ist die Theorie des bedingten Entstehens unhaltbar.

  • Vielen Dank sprite für deine Antwort.
    Hab mal auf einem Beipackzettel für ein Schlafmedikament gelesen als Nebenwirkung: Auto fahren.
    Also Bewusstsein ist in dem Moment da und dann ja auch Wahrnehmung (weil man ja weiss, dass man grad Auto fährt). Aber es ist mir nacher nicht mehr ganz in Erinnerung, sondern wie ein Traum (?).


    Finde nur die Wahrnehmung von was, also wie man was empfunden hat, hier im Beispiel Auto fahren sehr unbeständig. Manche haben mehr oder weniger Stressempfindungen dabei.
    Dasselbe liegt irgendwie vor, wenn ich was lese. Je nach "Konditionierung" kann ich denselben Text verschieden lesen bzw wahrnehmen alleine wegen den Umständen und Erfahrungen heraus.
    Man liest etwas über die WIrtschaft und empfindet Unwohlsein dabei oder man liest mit Betonung auf wirtschaftlichen Aufschwung. Also nimmt Textausschnitte bzw den Text ganz anders wahr aufgrund von Voreinstellungen (?). Genauso mit dem Überlesen von was. Im Grunde alles ganz unbeständig (die Wahrnehmungen).

  • Zitat

    Finde nur die Wahrnehmung von was, also wie man was empfunden hat, hier im Beispiel Auto fahren sehr unbeständig. Manche haben mehr oder weniger Stressempfindungen dabei.


    Bewusstsein ist nie unbeständig, sondern hat immer Bestand - immer auf gleichem Level. Das, was man "individuelles Bewusstsein" nennt, oder auch "Geist" unterliegt permanent diesen Schwankungen - ist also unbeständig. Doch alleine um diese Unbeständigkeit zu erkennen, brauch es ja Bewusstsein.

  • Sprite:


    Bewusstsein ist nie unbeständig, sondern hat immer Bestand - immer auf gleichem Level. Das, was man "individuelles Bewusstsein" nennt, oder auch "Geist" unterliegt permanent diesen Schwankungen - ist also unbeständig. Doch alleine um diese Unbeständigkeit zu erkennen, brauch es ja Bewusstsein.


    Danke, mir war diese Unterscheidung "Geist" oder individuelles Bewusstsein nicht so klar. Ohne mich selbst gibt es kein Bewusstsein sozusagen.

  • cinnamon:
    Sprite:


    Bewusstsein ist nie unbeständig, sondern hat immer Bestand - immer auf gleichem Level. Das, was man "individuelles Bewusstsein" nennt, oder auch "Geist" unterliegt permanent diesen Schwankungen - ist also unbeständig. Doch alleine um diese Unbeständigkeit zu erkennen, brauch es ja Bewusstsein.


    Danke, mir war diese Unterscheidung "Geist" oder individuelles Bewusstsein nicht so klar. Ohne mich selbst gibt es kein Bewusstsein sozusagen.


    Nicht ganz. Das was du "dein Selbst" nennst, befindet sich innerhalb von Bewusstsein als Objekt/Erscheinung. Bewusstsein ist nicht abhängig von "deinem Selbst" sondern "dein Selbst" ist abhängig von Bewusstsein. Falls dich das näher interessiert - dies nennt man auch "brahman Lehre" wovon sich der Buddhismus distanziert und meint, er hätte es widerlegt. Dabei haben sie es nie geschafft.

  • Danke nochmal an all euch :) Kann endlich mein zur Zeit ständig begleitendes "Feld" viel besser mit umgehen. Passt alles zusammen für mich. Danke.

  • Sprite:

    Zitat

    Bewusstsein ist nie unbeständig, sondern hat immer Bestand


    In deinem folgenden Beitrag hast du das ja relativiert (kein Selbst ohne Bewusstsein), also möchte ich noch ergänzen: Bewusstein ist auch unbeständig, denn es gibt ja Bewusst(seins)losigkeit.


  • Es ist möglicherweise das unhaltbar, was Dir als "Theorie des bedingten Entstehens" erscheint, das hängt einfach davon ab, wie du dies liest und mißverstehst.
    Grundsätzlich ist dort nicht von "dem Bewußtsein" die Rede, sondern davon, wie ein spezieller Status der Bewußtseinsfunktion im Moment den Körper-Geist-Zusammenhang (Namarupa) im Moment bedingt (vv). Dafür braucht es auch keine speziellen, z.B. dem Betrachter bewußte Objekte, wie du einfach mal so behauptest. Aber natürlich hat es auch dann Objekte, nämlich die Objekte seiner vegetativen Funktionen. Und je nach Modus des Körper-Geist-Zusammenhages "ist" Bewußtsein es auch immer anders, von Moment zu Moment.

  • Sprite:

    Bewusstsein ist nicht abhängig von "deinem Selbst" sondern "dein Selbst" ist abhängig von Bewusstsein. .


    "Das Selbst" ist ne Bewußtseinskonstruktion, damit die Bewußtseinsfunktion iwas adressieren kann - ob nun sinnvoll oder nicht, muß im Einzelnen untersucht werden, also ist dieses "Selbst" natürlich abhängig von Bewußtsein.
    Es gibt auch kein Problem wenn sich die Bewußtseinsfunktion auf sich selbst (pronominal) bezieht, bzw auf den dadurch bedingten (und das Bewußtsein bedingenden) spezifischen Körper-Geist-Zusammenhang. Es gibt nur ein Problem, wenn das Bewußsein ein "Selbst" konstruiert, daß unabhängig von Körper-Geist-Funktionen sein soll, quasi als "Bestand" oder "ist immer auf gleichem Level". Wie geht denn das mit deiner Theorie von unmittelbarer individuellen Sinneserfahrung als alleinig Validierendes zusammen? :lol:

  • Zitat

    "Das Selbst" ist ne Bewußtseinskonstruktion, damit die Bewußtseinsfunktion iwas adressieren kann - ob nun sinnvoll oder nicht, muß im Einzelnen untersucht werden, also ist dieses "Selbst" natürlich abhängig von Bewußtsein.


    Das ist einfach purer Materialismus. Das "Gehirn macht alles". Aber es ist ein Hierarchieverkennung. Das Selbst steht über allem. Es ist keine ausgedachte Konstruktion, denn Selbst kann man nicht denken. Darum erscheint erst jemand im Selbst, der denkt er hätte Selbst und dann sagt, dass sein Selbst (womit er immer sein Gehirn meint, was natürlich Schwachsinn ist) sich Selbst nur konstruiert, dabei ist er Selbst ohne Selbst konstruiert. Wer da logisch nicht mitkommt, der wird ständig vom Gehirn aus argumentieren. Aber das ist Materialismus, das ist Kindergartenphilosophie. Da hängt dann natürlich noch der Rattenschwanz dran von objektive Welt, Materie in einer abgekoppelten Außenwelt, Materie entsteht aus Materie (Zirkelschluss) usw.

  • Sprite:
    Zitat

    "Das Selbst" ist ne Bewußtseinskonstruktion, damit die Bewußtseinsfunktion iwas adressieren kann - ob nun sinnvoll oder nicht, muß im Einzelnen untersucht werden, also ist dieses "Selbst" natürlich abhängig von Bewußtsein.


    Das ist einfach purer Materialismus. Das "Gehirn macht alles". Aber es ist ein Hierarchieverkennung.


    Der Begriff "Gehirn" oder "Materie" taucht bei mir nicht ein einziges Mal auf, wie kömmst du da auf "Materialismus".


    Zitat

    Das Selbst steht über allem. Es ist keine ausgedachte Konstruktion, denn Selbst kann man nicht denken.


    Machst du doch gerade, auch die Behauptung, "steht über allem" ist vollkommen ausgedacht - oder woher hast du das?

  • Namaste


    ich glaube das Buddha uns Überlegungen über das Bewußtsein sowie das Nicht Bewußtsein anstellen lässt, hat nicht den Zweck zu der Erkenntnis zu gelangen, das es kein Nicht Bewußtsein gibt. Denn im Kontext mit anderen Überlegungen stellt man irgendwann fest, dass das Bewußtsein nicht inhärent existiert, was man ja manchmal glaubt, denn dieses Bewußtsein ist an unseren Körper gebunden. Aber unser Körper, wenn wir das Bewußtsein untersuchen, lebt auch ohne das Bewußtsein. Wir atmen auch wenn wir uns dessen nicht bewußt sind. Lenken wir unser Bewußtsein zur Atmung können wir das Bewußtsein nur auf einen Teilaspekt des Atmens lenken. Wir erfahren Bewußtsein in Bezug auf unser Leben nur sehr oberflächlich. Wir können unser Bewußtsein nur zu Reizen lenken. Da wo unser Körper irgendwas berührt, da wo er juckt, da wo er schmerz, wo er kälte oder wärme empfindet, immer nur zu Empfindungen. Unser Bewußtsein ist an die Empfindungen gebunden, demnach muss es ein Nicht Bewußtsein geben. Dinge derer wir uns nicht Bewußt sind. Denn zwischen den Punkten die wir erfahren können, ist auch etwas. Teile unseres Körpers.
    Auch wenn wir subtiles Bewußtsein erfahren, etwa das unser Körper ein Bewußtsein besitzt dessen wir uns nicht bewußt sind, wird es immer Lücken geben, die Nicht Bewußtsein sind.
    Wie das Gleichnis von der Rose. Wir erfahren die Rose in der Betrachtung, was alles nicht die Rose ist.


    Gute Wünsche,
    Karma Pema

  • Das Bewusstsein kann sich nicht auf sich selber richten es richtet sich dann auf das Denken. Es kommt oft dazu das wir nicht wirklich bewusst sind das ist dann wenn wir denken und handeln, körperlich tätig sind mit "automatisch" gewordenen Handlungen schafft Räume des Nachdenkens, des scheinbaren bewusst-sein weil ich denke. Das Nachdenken darüber was die Rose nicht ist vermindert, wenn es richtig ausgeführt wird, das nicht-erkennen der Sinnesobjekte und dadurch das leer-sein der Gestaltungen des Denkens über die Sinnesobjekte.