Mißwünsche; Buddha-Zitat?

  • Hallo,
    ganz zufällig bin ich, als eher wenig religiöser Mensch, auf ein Zitat gestoßen.
    Man findet es auf jeder üblichen Buddha-Zitate-Seite im Netz.
    "Unter den Idealen, die einen Menschen über sich selbst und seine Umwelt hinausheben können, gehört die Ausschaltung weltlicher Begierden, Ausmerzung von Trägheit und Verschlafenheit, Eitelkeit und Geringschätzung, Überwinden von Ängstlichkeit und Unruhe und Verzicht auf Mißwünsche zu den Wesentlichsten."
    Mein gedanklicher Knoten betrifft vor allem den Schluss des Zitats.
    "...Verzicht auf Mißwünsche zu den Wesentlichsten."
    Wie/ als was können Mißwünsche verstanden werden? - Gegenteilig zu Wünschen? Wünsche, die nicht meinen eigentlichen Bedürfnissen entsprechen? Anderweitig stimuliert wurden? Oder wie noch?


    Und:
    Verzicht auf... zu den Wesentlichsten"
    Da komme ich gedanklich nicht hinein, schon rein sprachlich verschließt sich mir der Zugang!
    Vielleicht hat jemand von euch Lust, mir seine Gedanken/Thesen zu schreiben.
    Gruß - Viktor

  • Viktor030:

    ...
    Man findet es auf jeder üblichen Buddha-Zitate-Seite im Netz.


    Warum bloß können sich die Leute zu dem Scheiß, den sie sich ausdenken, nicht bekennen? :grinsen:


    Statt zu sagen "He Leute, ich habe mir Folgendes ausgedacht/überlegt .... was haltet ihr davon?" sagen Sie "Buddha hat gesagt ... " oder "Jesus hat gesagt ..."

    • Offizieller Beitrag

    Ich denke nicht, dass das ein original buddhistisches Zitat ist. Das mit den Idealen und dem Hinausheben klingt ja reichlich verschraubt und verstaubt. Mir kommt es so vor, als habe da jemand vor langer Zeit versucht buddhistische Kerngedanken schnoerkelreich zusammenzufassen.


    Viktor030:

    Wie/ als was können Mißwünsche verstanden werden? - Gegenteilig zu Wünschen? Wünsche, die nicht meinen eigentlichen Bedürfnissen entsprechen?


    Statt Misswuensche sagt man heutzutage wohl eher "unheilsame Wuensche" und das sind schlicht solche Wünsche die zu Leid führen. Buddhistisch sind das solche die von Begierde und Abneigung getragen sind.

  • viktor:

    Zitat

    Mißwünsche zu den wesentlichsten


    noch nie gehört/gelesen, nirgendwo, ... bis jetzt(kein original- zitat)
    schätze, pi mal daumen, das 'misswünsche' sg. 'unmutslust' bedeutet und 'die wesentlichsten' vielleicht die 'vier erfordernisse' des hauslosen ( nahrung, medizin, obdach, kleidung) . das hieße dann, dass der groll bzgl. dem nicht - oder schwer- zustande kommen von dana diesbezüglich überwunden werden sollte.


    Zitat

    "Wünscht sich, Ihr Mönche, ein Mönch: 'Hätt' ich nur Kleidung, Nahrung, Lagerstatt und Arzneien für den Fall einer Krankheit', dann soll er nur vollkommene Sittlichkeit üben, innige Geistesruhe erkämpfen, der Vertiefung nicht widerstreben, den Hellblick gewinnen, ein Freund einsamer Orte sein.


    Zitat

    "Wünscht sich, ihr Mönche, ein Mönch: 'Der Unmutslust will ich Herr sein, mich soll Unmut nicht beherrschen, aufgestiegenen Unmut werd' ich siegreich überwinden', dann soll er nur vollkommene Sittlichkeit üben, innige Geistesruhe erkämpfen, der Vertiefung nicht widerstreben, den Hellblick gewinnen, ein Freund einsamer Orte sein.

    M. 6. Wunsch um Wünsche - Ākankheyya Sutta


    ein sg. "misswunsch" ( ne art verfluchung/missgunst/abwertung ? ) meint vielleicht ne aversive reaktion auf andauernde enttäuschung(nicht - wunsch- erfüllung) - vermissen/versagen/ mangel. manche bettler/schnorrer agieren ja so.

  • Das war jetzt Käse von mir- ein Bezug auf die Erfordernisse. Obwohl die PK Zitate waren für mich dennoch erhellend.
    Gehört zu den wesentlichen Idealen muss das wohl lesen. Void hat schon recht. Aber Misswunsch klingt mir auch noch nach Unmut.

  • Viktor030:


    Wie/ als was können Mißwünsche verstanden werden? - Gegenteilig zu Wünschen?


    Ich würde sagen etwas Schlechtes wünschen, Missgunst. Ähnlich dem Unterschied zwischen Wirtschaft und Misswirtschaft, als Beispiel.


    Bei solchen Fragen lohnt es sich sicher Shantideva - "Bodhicaryavatara" zu lesen. An solchen Texten kann man üben zwischen den Zeilen zu lesen, was im Grunde das Wesentliche ist.

  • Unmut, Übelwollen / unheilsames Wünschen


    auch: unwürdige Erwägungen
    das wort misswunsch, misswünsche ist wohl ein altdeutsches wort. meint vielleicht auch verfehlt und unwert.


    verstörendes, sehrendes Wähnen ... auch so ein krasser ausdruck (:



    Zitat

    •gönnt diesen und jenen schlechten, verderblichen Gedanken, die aufsteigen, keinen Raum, verleugnet sie, vertreibt sie, vertilgt sie, erstickt sie im Keime.


    Gäbe er aber nach, ihr Mönche, so käme verstörendes, sehrendes Wähnen über ihn: darum kämpft er und bleibt frei vom verstörenden, sehrenden Wähnen. MN2

    :x:|:moon:



    sehrend ? (verzehrend, versehrend ) ?

  • Ja, grammatisch verstehe ich es auch so wie Lucy:


    "Unter den Idealen,... , gehört ... der Verzicht auf Mißwünsche zu den Wesentlichsten."


    Man muss solche Sätze manchmal entkernen, um sie zu verstehen - bzw in den ganzen Schachteln das dazugehörige Verb suchen. :)


    Ich weiß nicht, was dieser Autor genau unter "Mißwünschen" verstand. Das ist auch immer das Blöde an aus dem Zusammenhang gerissenen Zitaten.
    Aber ich würde unter Mißwünschen "falsche Wünsche" verstehen, also solche, die zu nichts Gutem führen. Das können böswillige oder hämische Wünsche sein, oder auch solche, deren Erfüllung einen nur auf die falsche Spur bringen würde:
    der Porsche, der das Jahreseinkommen zum Verpuffen bringt und dann an einem Baum endet,
    die Traumfrau, der Traummann, die wie Models aussehen und denen man ihre Neigung zum Gemeinsein einfach nicht ansieht...
    Doofe Beispiele, aber so ungefähr.


    Esgibt ja den Spruch: "Am schlimmsten ist es, wenn Träume wahr werden." Als Traum/Wunsch ist die Sache noch schön, aber wenn es wahr wird, muss man erkennen, dass es nicht funktioniert.
    Samsara halt.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Hallo Viktor,



    ob man dieses Zitat nun einem Buddha zuschreiben kann, lasse ich mal ausser acht. Die Moderatoren können es ja in einen anderen Bereich des Forums verschieben, wenn es so wichtig ist.



    zu deiner ersten Frage:

    Viktor030:

    Mein gedanklicher Knoten betrifft vor allem den Schluss des Zitats.


    "... Verzicht auf Mißwünsche zu den Wesentlichsten."


    Wie/ als was können Mißwünsche verstanden werden? - Gegenteilig zu Wünschen? Wünsche, die nicht meinen eigentlichen Bedürfnissen entsprechen? Anderweitig stimuliert wurden? Oder wie noch?


    Es werden ja verschiedene Handlungen und Zustände aufgezählt, die es zu Vermeiden und zu Überwinden gilt.
    Mißwünsche sind einfach unheilvolle Gedanken, die gegen andere gerichtet sind.
    Beispiel: "Mögest du in der Hölle schmoren!" Nicht sehr populär, trifft es aber.
    "Möge es dir gut gehen, mögest du gesund, glücklich und zufrienden sein",
    oder einfach "Alles Gute!" ist dann das Gegenteil von "Mißwunsch".




    Zu deiner zweiten Frage:

    Viktor030:

    "Verzicht auf ... zu den Wesentlichsten"


    Da komme ich gedanklich nicht hinein, schon rein sprachlich verschließt sich mir der Zugang!


    Der Verfasser des Textes hält
    diese für die wichtigststen, die wesentlichsten Verhaltensweisen,
    die man nicht tun sollte,
    wenn man sich "über sich selbst und seine Umwelt hinausheben" will.



    Freundliche Grüße

  • Viktor030:

    "Unter den Idealen, die einen Menschen über sich selbst und seine Umwelt hinausheben können, gehört die Ausschaltung weltlicher Begierden, Ausmerzung von Trägheit und Verschlafenheit, Eitelkeit und Geringschätzung, Überwinden von Ängstlichkeit und Unruhe und Verzicht auf Mißwünsche zu den Wesentlichsten."


    Ich glaube, das war ursprünglich mal eine Aufzählung der fünf Hindernisse:
    1. Sinnliches Begehren, 2. Stumpfheit und Trägheit, 3. Innere Unruhe, 4. Übelwollen, 5. Skeptischer Zweifel.


    Die Misswünsche entsprechen dann dem Übelwollen. Der skeptische Zweifel ist beim Stille-Post-Spiel wohl verloren gegangen.

  • Jojo:
    Viktor030:

    "Unter den Idealen, die einen Menschen über sich selbst und seine Umwelt hinausheben können, gehört die Ausschaltung weltlicher Begierden, Ausmerzung von Trägheit und Verschlafenheit, Eitelkeit und Geringschätzung, Überwinden von Ängstlichkeit und Unruhe und Verzicht auf Mißwünsche zu den Wesentlichsten."


    Ich glaube, das war ursprünglich mal eine Aufzählung der fünf Hindernisse:
    1. Sinnliches Begehren, 2. Stumpfheit und Trägheit, 3. Innere Unruhe, 4. Übelwollen, 5. Skeptischer Zweifel.


    Die Misswünsche entsprechen dann dem Übelwollen. Der skeptische Zweifel ist beim Stille-Post-Spiel wohl verloren gegangen.


    Bezüglich des Übelwollens sehe ich das genau so.


    Freundliche Grüße