Wie lange meditieren?

  • Liebe Leute,


    mal wieder eine Anfängerfrage: Wie lange meditiert Ihr so im Schnitt? Zwanzig, vierzig Minuten? Und wechselt Ihr zwischen Geh- und SItzmeditation bzw. ist das sinnvoll, auch zuhause? Auf Antworten bin ich gespannt. Ich selber schaffe nur dreißig Minuten und stehe dann mit eingeschlafenen Beinen und Krämpfen auf, die erstmal wieder verklingen müssen. Aber auf Meditation kann und will ich nicht verzichten …


    Liebe Grüße
    Jenny

    Dies ist nicht mein, ich bin dies nicht, dies ist nicht mein Ich.

  • Hallo,


    ich nehme einen Meditationshocker. Kann man lange mit sitzen ohne dass die Beine eingeklemmt sind und man hat so auch einen sehr festen Sitz. Kann ich empfehlen, kostet nicht viel.


    Gruß, Anandasa

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

  • catlucy:

    Liebe Leute,


    mal wieder eine Anfängerfrage: Wie lange meditiert Ihr so im Schnitt? Zwanzig, vierzig Minuten? Und wechselt Ihr zwischen Geh- und SItzmeditation bzw. ist das sinnvoll, auch zuhause? Auf Antworten bin ich gespannt. Ich selber schaffe nur dreißig Minuten und stehe dann mit eingeschlafenen Beinen und Krämpfen auf, die erstmal wieder verklingen müssen. Aber auf Meditation kann und will ich nicht verzichten …


    30 Minuten sind in etwa auch so "meine" Zeit, wie sich herausgestellt hat. Ich sitz dabei auf einem Hocker - warum sollte ich meinen Körper bei der Meditation quälen und meine Kniegelenke durch eine für mich ungewohnte Sitzhaltung belasten? Das tu ich schon beim Sport und in der Arbeit. :|

  • Ich wechsel zwischen gehen, lesen und meditieren. So komme ich optimal zur Ruhe und ins Glück. Ich meditiere meistens im Liegen. Das finde ich am bequemsten. Dabei aktiviere ich zuerst meine Kundalini-Energie durch Visualisierungen, Mantren und Atemübungen. Dann komme ich ins Glück und Meditation geschieht von alleine.

  • Hallo Jenny,
    ich erlaube mir ein paar Antworten bzw. Anmerkungen zu Deiner Frage. Die Zeitdauer einer Meditationssitzung ist stark abhängig von individuellen Umständen, vor allem natürlich von der Übung, die man hat. Das ist ein wenig wie mit Kraft- und Ausdauertraining - so, wie da die körperliche Leistungsfähigkeit entwickelt wird, entwickeln Meditationsübungen idR eine geistige 'Leistungsfähigkeit'. In japanischen Traditionen nennt man diese 'geistige Kraft' Jôriki (定力). Ihr Grad ist bestimmend für die Tiefe und auch die Dauer der Meditation.


    Insofern sollte man sich gerade als Meditationsneuling nicht durch irgendwelche Standardvorgaben irritieren lassen, insofern sind sie auch nicht hilfreich. Trotzdem einen Hinweis - so, wie es für ein effektives körperliches Training ein zeitliches Minimum gibt, gibt es das mE auch bei der Meditation. Ich würde Anfängern empfehlen, wenigstens 10 Minuten aufzuwenden und diese Zeit langsam zu steigern. Wenn es die persönlichen Lebensumstände zulassen, mehrmals am Tag (z.B. am Abend und am Morgen). Ich persönlich finde es hilfreich, sich die Zeit vorzugeben und dann auch tatsächlich "abzusitzen", auch wenn sich die Konzentration nicht aufrecht erhalten lässt. Dazu kann man einen Wecker oder Timer verwenden, der das Signal zum Beenden gibt (auf die Armbanduhr zu schauen ist eher kontraproduktiv).


    In meiner Tradition dient die formale Gehmeditation (Kinhin) vor allem dazu, dem Körper zwischenzeitlich etwas "Entspannung" gönnen, wobei die geistige Haltung, die mit dem Sitzen eingenommen wird, gehalten werden soll. Diese ca. 10-minütigen Übungen (zwei oder drei) sind dann allerdings in eine ca. 2- oder 3-stündige Sitzperiode eingebettet. So lange sitzt man (mehrmals täglich) bei Sesshin ('Meditationsretreats'). Ich persönlich sitze zu Hause nur 40 Minuten 'am Stück' und praktiziere daher zu Hause auch kein Kinhin - ich hätte ohnehin nicht den Platz dazu. Einfaches 'meditatives Gehen' in der Natur mache ich gelegentlich unabhängig von der Sitzmeditation.


    Das mit den eingeschlafenen Beinen ist normal. Es legt sich mit der Zeit und wenn nicht, so gewöhnt man sich zumindest daran. Man muss natürlich beim Aufstehen entsprechend vorsichtig sein. Krämpfe hingegen sind nicht normal und haben direkt mit dem Sitzen eher nichts zu tun. Vielleicht ein Elektrolyt-Mangel?


    Auf einem Meditationsbänkchen oder notfalls auf einem Hocker zu sitzen ist eine Alternative, wenn es mit dem Sitzen auf einem Meditationskissen partout nicht gehen will. D.h. wenn echte Probleme mit den Gelenken vorliegen. Ansonsten sollte man vor dem Sitzen die Muskulatur sorgfältig dehnen (z.B. durch Yoga-Übungen) und sich mit Geduld (und achtsamem Umgang mit dem eigenen Körper) die Sitzposition 'erarbeiten'. Hocker und Bänkchen haben den Nachteil eines höher liegenden Körperschwerpunktes, das Körpergefühl ist daher weniger 'geerdet'. Ein gewisses Maß an Schmerzen ist selbst bei vielen geübten Sitzern normal - sie haben gelernt, diese Empfindung nicht zu werten sondern wie alle Empfindungen einfach so anzunehmen, wie sie kommen und loszulassen, wenn sie nach dem Aufstehen wieder verschwinden. Liegen ist zumindest im Zen absolut keine Option - es sei denn, man hat gerade einen akuten Bandscheibenvorfall o.ä.


    ()


    catlucy:

    Liebe Leute,


    mal wieder eine Anfängerfrage: Wie lange meditiert Ihr so im Schnitt? Zwanzig, vierzig Minuten? Und wechselt Ihr zwischen Geh- und SItzmeditation bzw. ist das sinnvoll, auch zuhause? Auf Antworten bin ich gespannt. Ich selber schaffe nur dreißig Minuten und stehe dann mit eingeschlafenen Beinen und Krämpfen auf, die erstmal wieder verklingen müssen. Aber auf Meditation kann und will ich nicht verzichten …


    Liebe Grüße
    Jenny

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Zitat

    Maß an Schmerzen ist selbst bei vielen geübten Sitzern normal - sie haben gelernt, diese Empfindung nicht zu werten sondern wie alle Empfindungen einfach so anzunehmen


    Und hocken dann Jahre später mit Knieschäden im Krankenhaus ?
    Ich bewerte meine Stürze auch nicht allzusehr, aber irgendwann sind Knochen eben kaputt, dann hilft nur noch ein Implantat, das man sich in diesen Fällen auch schon vorher einsetzen lassen könnte, dann gibts keine Schmerzen. Man kann das Implantat oder die elektrischen Beinchen auch einfach so annehmen, freiwillig ganz ohne einen Unfall, so ohne das zu bewerten. Mir ist dahingehend aber kein einziger Fall bekannt ;) Das nicht bewerten scheint seine Grenzen zu haben.

  • keks:
    Zitat

    Maß an Schmerzen ist selbst bei vielen geübten Sitzern normal - sie haben gelernt, diese Empfindung nicht zu werten sondern wie alle Empfindungen einfach so anzunehmen


    Und hocken dann Jahre später mit Knieschäden im Krankenhaus ?


    Nein, tun sie nicht. Jedenfalls nicht wegen Zazen, wenn sie diesen wichtigen Hinweis:

    Sudhana:

    Ansonsten sollte man vor dem Sitzen die Muskulatur sorgfältig dehnen (z.B. durch Yoga-Übungen) und sich mit Geduld (und achtsamem Umgang mit dem eigenen Körper) die Sitzposition 'erarbeiten'.


    befolgt haben. Danke, dass Du mir Gelegenheit gibst, diesen Aspekt nochmals zu betonen. Dieses 'Erarbeiten' ist keine Sache von Wochen, Monaten oder Jahren - es endet nie. Wichtig ist, nichts zu erzwingen und dem eigenen Körper nicht Gewalt anzutun. Wenn sonst keine Gelenkschäden vorliegen (für diesen Fall habe ich Alternativen genannt), dann zieht man sich auf diese Weise auch keine zu.


    Um es mal ganz deutlich zu sagen: da ist mE auch ein Lehrer / eine Lehrerin hilfreicher, der / die beim 'Training' des Zazen auch somatische Aspekte einbezieht und diese individuell (z.B. beim Einzelgespräch) berücksichtigt als jemand, der darauf besteht, man müsse im Lotos sitzen, sonst wäre es kein 'echtes' Zazen. Brad Warner (auch wenn ich ihn sonst recht vernünftig finde) ist so einer. Oder Leute, bei denen Menschen, die auf Hocker oder Bänkchen sitzen (müssen), dies vor der Tür der Zendo tun müssen und bei den 'richtig' Praktizierenden nicht 'zugelassen' werden. Ein (mindestens) Zwei-Klassen-Zen, gewissermaßen. Da ist mein Verständnis von 'Shujo' (alle Wesen), von 'fuji (Nicht-Zwei) und von 'gemeinsamer Praxis' definitiv ein anderes. Da gibt es zwar auch Wesen vor der Tür und hinter der Tür und Wesen, die sitzen und Wesen die nicht sitzen - aber ich weise ihnen weder diese Plätze zu noch bewerte ich ihr Sitzen oder Nicht-Sitzen.


    ()

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Hallo,
    es freut mich sehr, nicht ganz allein zu sein, was die Schmerzen angeht. Die Anweisung aus dem Pali-Kanon lautet: "Beine verschränken.
    Bei einer Vertiefung, die über eine halbe Stunde hinasgeht, muss man halt die Beine so stellen, dass es im Kopf weiterghen kann, das lenkt wohl ab geht aber trotzden.
    Mit der achtsamen Ein- und Ausatumung kommt man dann schnell wieder hinein.
    Die Länge der Meditation ist sehr individuel. Bei mir geht es bis zu eineinhalb Stunden mit dem Achtfachen Pfad. In der Vertiefung entschwidet jegliches Zeitgefühl.
    Ich schau nur am Ende nach der Uhr.


    sakko