Wenn man die Augen öffnet

  • Geronimo:

    Ich kann da wirklich nicht mitreden, aber von dem was ich so gelesen habe, sind auch dem Buddha Schweißperlen die Stirn heruntergelaufen auf der Suche nach Befreiung.


    Ja das liest man oft. :D
    Mich hat immer interessiert: "Ist das auch wirklich meine Erfahrung, was die Leute so sagen und schreiben?"


    Liebe Grüße

  • Geronimo:

    Ich kann da wirklich nicht mitreden, aber von dem was ich so gelesen habe, sind auch dem Buddha Schweißperlen die Stirn heruntergelaufen auf der Suche nach Befreiung.


    Wie so oft gilt es, das richtige Maß zu finden:


    Zitat

    ... Angenommen, ein Mann würde eine Wachtel fest mit beiden Händen packen; sie würde auf der Stelle sterben. Genauso erschien ein Übermaß an Energie mir, und wegen des Übermaßes an Energie sank meine Konzentration dahin ... Angenommen, ein Mann würde eine Wachtel zu locker festhalten; sie würde ihm aus den Händen davonfliegen. Genauso erschien ein Mangel an Energie mir, und wegen des Mangels an Energie sank meine Konzentration dahin ...


    ... als ich wußte, daß ein Übermaß an Energie eine Geistestrübung ist, und ich die Geistestrübung des Übermaßes an Energie überwunden hatte; als ich wußte, daß Mangel an Energie eine Geistestrübung ist, und ich die Geistestrübung des Mangels an Energie überwunden hatte; als ich wußte, daß Sehnsucht eine Geistestrübung ist, und ich die Geistestrübung der Sehnsucht überwunden hatte; als ich wußte, daß Vielfaltswahrnehmung eine Geistestrübung ist, und ich die Geistestrübung der Vielfaltswahrnehmung überwunden hatte; als ich wußte, daß ein Übermaß an Meditation über Formen eine Geistestrübung ist, und ich die Geistestrübung des Übermaßes an Meditation über Formen überwunden hatte; da dachte ich: 'Ich habe jene Geistestrübungen überwunden. Nun will ich Konzentration auf drei Arten entfalten.'"


    ...Anuruddha, als ich Konzentration mit anfänglicher und anhaltender Hinwendung des Geistes entfaltet hatte; als ich Konzentration ohne anfängliche Hinwendung des Geistes, nur mit anhaltender Hinwendung des Geistes entfaltet hatte; als ich Konzentration ohne anfängliche Hinwendung des Geistes und ohne anhaltende Hinwendung des Geistes entfaltet hatte; als ich Konzentration mit Verzückung entfaltet hatte; als ich Konzentration ohne Verzückung entfaltet hatte; als ich Konzentration, die von Vergnügen begleitet ist, entfaltet hatte; als ich Konzentration, die von Gleichmut begleitet ist, entfaltet hatte, entstanden in mir das Wissen und die Schauung: 'Meine Befreiung ist unerschütterlich; dies ist meine letzte Geburt; jetzt gibt es kein erneutes Wiederwerden mehr'". (Majjhima Nikāya 128: Geistestrübungen - Upakkilesa Sutta)


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Es ist halt ein Übungsfeld schon für sich,
    den Mittelweg zwischen Überspannung und Unterspannung der Konzentration zu finden;
    im jap. Zen heißt das "Konchin" und "Sanran"- dies sind die beiden Extrempole.
    ; Shikantaza- Zazen ohne Objekt können selbst Geübte nur
    eine halbe Stunde durchhalten, eine enorme Kraftanstrengung, obweil rein geistiger Natur. :|

  • Onyx9:

    Es ist halt ein Übungsfeld schon für sich,
    den Mittelweg zwischen Überspannung und Unterspannung der Konzentration zu finden;


    Wer sucht wird niemals finden und wer nicht sucht hat bereits gefunden. Da hilft die ganze Übung nichts. 8)

  • Klaro.Aber irrelevant,
    denn wenn da einer, der nicht sucht, gefunden hat,
    dann ist da keiner, der gefunden hat - oder aber
    einer, der altbackene Weisheiten auftischt,
    weil er noch sich selber vorfindet. :)


    Wie schon gesagt: Techniker wissen es nicht, Yogis wissen es nicht, Niemand weiß es.

  • Onyx9:

    Wie schon gesagt: Techniker wissen es nicht, Yogis wissen es nicht, Niemand weiß es.


    Deswegen reicht es wenn da Wissen ist. 8)

  • Geronimo:

    Ich habe es noch nicht darauf angelegt, aber ich höre auch immer wieder von Menschen, selbst Mönchen, das sie auch mit intensiver, meditativer Praxis die Vertiefungszustände nicht erreichen... Ein wohlbekannte Debatte unter Meditationslehrern, ob endgültige Befreiung mit und ohne Jhanas möglich ist.


    Ja, das gab es wohl schon zur Zeit des Buddha. Nicht alle waren entsprechend talentiert, fleissig und ernsthaft dabei:


    Zitat

    "Brahmane, da zieht ein Mann aus guter Familie aus Vertrauen vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit, wobei er erwägt: 'Ich bin ein Opfer von Geburt, Altern und Tod, von Kummer, Klagen, Schmerz, Trauer und Verzweiflung; ich bin ein Opfer von Dukkha, eine Beute von Dukkha. Gewiß kann ein Ende dieser ganzen Masse von Dukkha erfahren werden.' Nachdem er so in die Hauslosigkeit gezogen ist, erwirbt er Zugewinn, Ehre und Ruhm. Er ist über jenen Zugewinn, jene Ehre und jenen Ruhm nicht erfreut, und seine Absicht hat sich nicht erfüllt. Aufgrund dessen lobt er sich nicht selbst und würdigt andere nicht herab. Er erweckt Antrieb in sich, und er bemüht sich um die Verwirklichung jener anderen Zustände, die höher und erhabener sind als Zugewinn, Ehre und Ruhm; er erschlafft nicht und läßt nicht nach. Er erlangt Sittlichkeit. Er ist über jenes Erlangen von Sittlichkeit erfreut, aber seine Absicht hat sich nicht erfüllt. Aufgrund dessen lobt er sich nicht selbst und würdigt andere nicht herab. Er erweckt Antrieb in sich, und er bemüht sich um die Verwirklichung jener anderen Zustände, die höher und erhabener sind als Sittlichkeit; er erschlafft nicht und läßt nicht nach. Er erlangt Konzentration. Er ist über jenes Erlangen von Konzentration erfreut, aber seine Absicht hat sich nicht erfüllt. Aufgrund dessen lobt er sich nicht selbst und würdigt andere nicht herab. Er erweckt Antrieb in sich, und er bemüht sich um die Verwirklichung jener anderen Zustände, die höher und erhabener sind als Konzentration; er erschlafft nicht und läßt nicht nach. Er erlangt Wissen und Schauung. Er ist über jenes Wissen und jene Schauung erfreut, aber seine Absicht hat sich nicht erfüllt. Aufgrund dessen lobt er sich nicht selbst und würdigt andere nicht herab. Er erweckt Antrieb in sich, und er bemüht sich um die Verwirklichung jener anderen Zustände, die höher und erhabener sind als Wissen und Schauung; er erschlafft nicht und läßt nicht nach. Aber was, Brahmane sind die Zustände, die höher und erhabener sind als Wissen und Schauung?"

    "Brahmane, da tritt ein Bhikkhu ganz abgeschieden von Sinnesvergnügen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen, in die erste Vertiefung ein, die von anfänglicher und anhaltender Hinwendung des Geistes begleitet ist, und verweilt darin, mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Abgeschiedenheit entstanden sind. Dies ist ein Zustand, der höher und erhabener ist als Wissen und Schauung [2]." ...(Majjhima Nikāya 30: Die kürzere Lehrrede vom Gleichnis vom Kernholz - Cūḷasāropama Sutta)


    Also haben sie sich ihre eigenen Lehren ausgedacht, in denen Meditation keine Rolle spielt oder irgendeine wie auch immer geartete sonderliche Geisteshaltung als Meditation verstanden wird. Aber dann wird das halt nichts:


    Zitat

    "Ebenso, Brahmane, existiert Nibbāna, und der Pfad, der zu Nibbāna führt, existiert, und ich bin als Führer anwesend. Und doch, wenn meine Schüler auf solche Weise von mir angewiesen und unterrichtet worden sind, erlangen einige von ihnen Nibbāna, das höchste Ziel, und einige erlangen es nicht. Was kann ich da machen, Brahmane? Der Tathāgata ist einer, der den Weg zeigt." (Majjhima Nikāya 107: An Ganaka Moggallāna - Ganakamoggallāna Sutta)


    Geronimo:

    Darüberhinaus muss ich meine meditativen Neigungen überhaupt erstmal auch nur ansatzweise entwickeln :)


    Geronimo:

    Ungefähr so sieht das mittlerweile bei mir auch aus. Wobei ich immer noch ein Auge auf Zurückgezogenheit werfe.


    Ja, ein gewisses Maß an Enthaltsamkeit ist dafür wohl unumgänglich:


    Zitat

    Dann lehrte der Novize Aciravata Prinz Jayasena das Dhamma, so wie er es gehört und auswendig gelernt hatte. Nachdem er gesprochen hatte, sagte Prinz Jayasena zu ihm: "Es ist unmöglich, Meister Aggivessana, es kann nicht geschehen, daß ein Bhikkhu, der umsichtig, eifrig und entschlossen weilt, Einspitzigkeit des Geistes erlangen kann." Nachdem Prinz Jayasena dem Novizen Aciravata gegenüber verkündet hatte, daß dies unmöglich sei und nicht geschehen könne, erhob er sich von seinem Sitz und nahm Abschied.

    Kurz nachdem Prinz Jayasena gegangen war, ging der Novize Aciravata zum Erhabenen. Nachdem er dem Erhabenen gehuldigt hatte, setzte er sich seitlich nieder und berichtete dem Erhabenen seine gesamte Unterhaltung mit Prinz Jayasena. Nachdem er geendet hatte, sagte der Erhabene zu ihm:

    "Aggivessana, wie ist es möglich, daß Prinz Jayasena, der inmitten von Sinnesvergnügen lebt, der Sinnesvergnügen genießt, der von Gedanken an Sinnesvergnügen zerfressen wird, der vom Fieber der Sinnesvergnügen verbrannt wird, der auf die Suche nach Sinnesvergnügen erpicht ist, jenes wissen, sehen, verwirklichen oder ausüben könnte, was durch Entsagung gewußt, durch Entsagung gesehen, durch Entsagung erlangt, durch Entsagung verwirklicht werden muß? Das ist unmöglich." (Majjhima Nikāya 125: Die Stufe des Gezähmten - Dantabhūmi Sutta)


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Grund:
    Onyx9:

    Wie schon gesagt: Techniker wissen es nicht, Yogis wissen es nicht, Niemand weiß es.


    Deswegen reicht es wenn da Wissen ist. 8)


    Sehr gut ! nun :


    Setze dreimal aus und gehe auf Start zurück.
    Schaun wir, ob es weiterhin reicht. :)

  • Berge des Nicht-Tuns
    und Berge der Nicht-Schau.
    So wächst es sich denn zum Tode hin. 8)

  • Also ich lese euer Zwiegespräch ja mit Interesse, aber würdet ihr mir bitte kurz erklären, wo der Bezug zum ursprünglichen Thema ist ?

  • Syia:

    Also ich lese euer Zwiegespräch ja mit Interesse, aber würdet ihr mir bitte kurz erklären, wo der Bezug zum ursprünglichen Thema ist ?


    Es geht um das Auge, welches unabhängig von den physischen Augen ist und also nicht von "man" geöffnet werden kann. 8)

  • Alles was einem hilft die Augen zu öffnen ist willkommen.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Auch das physische Augenpaar öffnet sich ja mit der Anwesenheit des Dritten.
    Manche meinen aber das geschehe durch Hineinstarren in den Raum. Das ist sehr traurig, Syia,
    dieser fatale Irrtum gehört ausgeräumt. :)

  • Könnte das dritte Auge nicht schlicht eine Metapher für die Weisheit sein, die sich aus Lebenserfahrung ergibt?

    Kein "Ich" - keine Probleme.

  • Simo:

    Könnte das dritte Auge nicht schlicht eine Metapher für die Weisheit sein, die sich aus Lebenserfahrung ergibt?


    Möglicherweise wird uns hier jemand noch belehren. :roll:
    Finde ich ein sehr schöne Metapher…


    Hochachtungsvoll
    Mal Sehen

  • Oder Niemand
    Man sollte die Hoffnung auf das Gute -auch im anonymen User- nicht aufgeben :D

  • Als ich mich früher mehr um Meditiation bemüht habe, da ist manchmal nach einiger Zeit ein Art Spannung (aber angenehmer Natur) an genau diesem Punkt über den Augen aufgetreten. Das hielt manchmal den ganzen Tag über an und kam mir in dem Moment sehr normal vor, aber irgendwas hat sich da auf jeden Fall getan :)

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Bloß nicht aufs "dritte Auge" konzentrieren.
    Das Tor zur Weisheit + Mitgefühl ist ja "nur" erweitertes Bewusstsein.
    Das passiert über die Achtsamkeitsmediation wie Buddha sie gelehrt hat ganz natürlich,
    auf eine ganzheitliche und heilsame Art.
    Aber ich möchte daran erinnern, daß sämtliche Darstellungen nicht umsonst,
    Buddha mit gesenkten Augen zeigen.
    Also nicht dem Chakren-Kram frönen und Ringelreihe tanzen :)


  • Davon hat doch auch niemand gesprochen, liebe Onyx9. Wenn ich das Fenster öffne kommt frische Luft herein, das ist nun mal einfach so.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • ich wollte damit nur sagen, daß das "dritte auge" mehr oder weniger nur symbolchrakter hat.


    warum lässt du die medi, lieber geronimo ? du bist doch sehr talentiert !
    welche günde hat das ?


    weißt du, es gibt übersensible leute, die an jeder ecke hilfsbedarf sehen;
    aber das hat kein ende mit der hilfebedürftigkeit; wenn man es ganz genau betrachtet,
    ist der größte wunsch der wesen ja frieden; man stößt da auch immer drauf in
    jedem hilferuf; nun wollen die leute ja oft zumindest temporäres problemlösen, glück, aufmerksamkeit, befriedigung-
    und es nimmt kein ende, weil sie die ursache ihres dukkha nicht reflektieren;
    und wenn sie so ein bischen temporär glück und frieden hergestellt haben, dann lassen sie los
    und graben nicht tiefer.
    ich mein damit, wenn ein hilfebedarf an uns herantritt, sollten wir abwägen,
    denn nicht jedes zähneklappern ist ein notfall; mitgefühl weiß sich auch zurückzuhalten,
    weil da auch gleichmut ist.
    ein offenes bewusstsein zeigt uns erstmal nur "was los ist"- aber ohne innere stabilität
    verlieren wir uns in diesem wissen und mitgefühl.


    ich erinne mich gern an eine textpassage von william s.bourroughs aus "die suche nach yage",
    da hat der "schweinehund" einen durchbruch wegen eines gebräus- redet stakatoartig von liebe, frieden, universeller schönheit usw.
    nun hält das ja nicht- und die erfahrung an sich ist schon ein glücksfall. er hat später nie wieder davon
    geschrieben und bis zuletzt ist er mit ner knarre rumgerannt und war ziemlich nationalistisch ... :D
    ich will damit sagen, so wie es "aufgeht" gehts auch wieder "zu". das fenster .


    liebe grüße !
    nancy

  • Geronimo:

    Als ich mich früher mehr um Meditiation bemüht habe, da ist manchmal nach einiger Zeit ein Art Spannung (aber angenehmer Natur) an genau diesem Punkt über den Augen aufgetreten. Das hielt manchmal den ganzen Tag über an und kam mir in dem Moment sehr normal vor, aber irgendwas hat sich da auf jeden Fall getan :)


    Wenn Schmerzen in den Beinen auftreten, dann tut sich auch was ... nicht dass man noch vergeblich rumsitzt ... irgendwas muss dabei doch rauskommen 8)