Dzogchen-Praxis im Alltag - Dilgo Khyentse Rinpoche

  • Diesen Text habe ich mal aus dem Englischen übersetzt; er stellt für mich die Essenz des Dzogchen und meiner eigenen spirituellen Sichtweise schlechthin dar, daher poste ich ihn jetzt hier... :)



    Dzogchen-Praxis im Alltag


    von Dilgo Khyentse Rinpoche


    Die tägliche Praxis des Dzogchen besteht ganz einfach darin, eine vollständig unbekümmerte Akzeptanz, eine unbegrenzte Offenheit allen Situationen gegenüber zu entwickeln.


    Wir sollten Offenheit als das Spielfeld unserer Emotionen erkennen und mit anderen Menschen ungekünstelt und ohne Manipulation oder Strategie in Verbindung treten.


    Wir sollten alles vollständig erfahren, uns niemals in uns selbst zurückziehen wie ein Murmeltier in sein Loch. Diese Praxis setzt eine enorme Energie frei, die normalerweise durch den Prozess der Aufrechterhaltung fester Bezugspunkte gebunden ist. Das Festhalten an diesen Bezugspunkten ist der Prozess, durch den wir uns von der direkten Erfahrung des Alltags entfernen.


    Im Augenblick präsent zu sein kann zunächst Ängste auslösen. Doch indem wir die Erfahrung von Angst mit vollständiger Offenheit willkommen heissen, durchtrennen wir die Hindernisse, die durch emotionale Gewohnheitsmuster geschaffen wurden.


    Wenn wir uns auf die Praxis einlassen, den Raum zu entdecken, sollte wir das Gefühl entwickeln, uns dem gesamten Universum gegenüber vollkommen zu öffnen. Wir sollten uns mit absoluter Einfachheit und Blösse des Geistes öffnen. Dies ist die kraftvolle und einfache Praxis, die Masken des Selbstschutzes fallen zu lassen.


    Wir sollten in unserer Meditation keine Trennung zwischen Wahrnehmung und dem Feld der Wahrnehmung herbeiführen. Wir sollten nicht wie ein Katze werden, die ein Maus beobachtet. Wir sollten erkennen, dass es nicht das Ziel der Meditation ist "tief in uns zu gehen" oder uns von der Welt zurückzuziehen. Praxis sollte frei und ohne Konzepte sein, ohne angestrengte Innenschau und Konzentration.


    Gewaltiger selbstleuchtender Weisheitsraum ohne Ursache ist der Boden des Seins - der Anfang und das Ende der Verwirrung. Die Präsenz der Bewusstheit im ungeborenen Zustand unterscheidet nicht zwischen Erleuchtung und Nicht-Erleuchtung. Dieser Boden des Seins, der bekannt ist als reiner oder ursprünglicher Geist, ist die Quelle, aus der alle Phänomene entspringen. Er ist bekannt als die Grosse Mutter, als die Gebärmutter der Potentialität, aus der alle Dinge aufsteigen und in die sie sich wieder auflösen in natürlicher Selbst-Vervollkommnung und absoluter Spontanität.


    Alle Aspekte der Phänomene sind völlig klar und leuchtend. Das ganze Universum ist offen und ungehindert - alles durchdringt sich gegenseitig.


    Wenn man alle Dinge als nackt, klar und frei von Verdunkelungen betrachtet, gibt es nichts zu erreichen oder zu erkennen. Die Natur der Phänomene erscheint natürlich und ist auf natürliche Weise präsent in einer Bewusstheit, die über Zeit hinausgeht. Alles ist auf natürliche Weise perfekt so wie es ist. Alle Phänomene erscheinen in ihrer Einzigartigkeit als Teil des fortwährend in Veränderung begriffenen Musters. Diese Muster vibrieren in jedem Augenblick vor Bedeutsamkeit und Aussagekraft; dennoch macht es keinen Sinn, an solchen Bedeutungen anzuhaften über den Moment hinaus, in dem sie sich zeigen.


    Dies ist der Tanz der fünf Elemente in dem Materie ein Sinnbild für Energie und Energie ein Sinnbild für Leerheit ist. Wir sind ein Sinnbild unserer eigenen Erleuchtung. Ohne Anstrengung oder Praxis jeglicher Art ist Befreiung und Erleuchtung schon da.


    Die tägliche Praxis des Dzogchen ist einfach das tägliche Leben selbst. Da es keinen unentwickelten Zustand gibt, gibt es keinen Grund, sich auf eine bestimmte Weise zu verhalten oder zu versuchen, irgendetwas zu erreichen das höher ist oder über das hinaus geht, was Du tatsächlich bist. Da sollte kein Gefühl der Bemühung sein, ein "erstaunliches Ziel" oder einen "höheren Zustand" zu erreichen.


    Nach einem solchen Zustand zu streben ist eine Neurose, die uns nur begrenzt und dazu beiträgt, den freien Fluss des Geistes zu behindern. Wir sollten ausserdem vermeiden, uns für wertlose Personen zu halten - wir sind natürlicherweise frei und unbegrenzt. Wir sind aus uns selbst heraus erleuchtet und es fehlt uns nichts.


    Wenn wir eine Meditationspraxis ausüben, sollte sie sich ebenso natürlich anfühlen wie Essen, Atmen und ein Besuch der Toilette. Es sollte kein besonderes Ereignis werden, aufgebläht durch Ernsthaftigkeit und Einsamkeit. Wir sollten erkennen, dass Meditation über Anstrengung, Übung, Absichten, Ziele und die Dualität der Befreiung und Nicht-Befreiung hinaus geht. Meditation ist immer vollkommen; es gibt keinen Grund etwas zu berichtigen. Da alles, was erscheint einfach das Spiel des Geistes an sich ist, gibt es keine unbefriedigende Meditation und keinen Bedarf, Gedanken als gut oder schlecht zu beurteilen.


    Daher sollten wir einfach sitzen. Bleibe einfach an Deinem eigenen Ort, in Deinem Zustand genau so, wie er ist. Das Gefühl sich seiner selbst bewusst zu sein vergessend, brauchen wir nicht zu denken: "Ich meditiere". Unsere Praxis sollte ohne Anstrengung sein, ohne Anspannung, ohne Versuche, etwas zu kontrollieren oder zu erzwingen und ohne den Versuch, "friedlich" zu werden.


    Wenn wir feststellen, dass wir uns auf irgendeine dieser Weisen stören, hören wir auf zu meditieren und ruhen uns einfach aus oder entspannen uns für eine Weile. Dann setzen wir die Meditation fort. Wenn wir "interessante Erfahrungen" während oder nach der Meditation machen, sollten wir vermeiden sie als etwas Besonderes zu betrachten. Diese Erfahrungen sind einfach Zeichen, dass die Praxis Wirkung zeigt und sollten als vorrübergehende Erreignisse betrachtet werden. Wir sollten nicht versuchen, die Erfahrung zurückzuerlangen, denn wenn wir das tun, hat das nur den Effekt, dass wir die natürliche Spontanität des Geistes stören.


    Alle Phänomene sind vollständig neu und frisch, absolut einzigartig und völlig frei von allen Konzepten der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Sie werden in Zeitlosigkeit erfahren.


    Der kontinuierliche Strom von neuen Entdeckungen, Offenbarungen und Inspiration der jedem Augenblick entspringt, ist die Manifestation unserer Klarheit. Wir sollten lernen, das alltägliche Leben als Mandala zu sehen - die leuchtenden Ringe der Erfahrung, die spontan aus der Leerheits-Natur unseres Seins ausstrahlen. Die Aspekte unseres Mandalas sind die von-Tag-zu-Tag-Objekte unserer Lebenserfahrung, die sich im Tanz oder Spiel des Universums bewegen. Durch dieses Sinnbild enthüllt der Innere Lehrer die tiefgründige und letztendliche Bedeutsamkeit des Seins. Daher sollten wir natürlich und spontan sein, alles akzeptierend und aus allem lernend. Dies ermöglicht uns, die ironische und amüsante Seite der Ereignisse zu sehen, die uns normalerweise irritieren.


    In der Meditation können wir die Illusionen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft durchschauen - unsere Erfahrung wird zu einer Kontinutität von Jetztheit. Die Vergangenheit ist nur eine unzuverlässige Erinnerung, die in der Gegenwart festgehalten wird. Die Zukunft ist nur eine Projektion unserer gegenwärtigen Glaubensmuster. Die Gegenwart selbst verschwindet sobald wir versuchen, sie zu ergreifen. Warum also sollten wir uns damit abgeben, zu versuchen die Illusion von Festigkeit zu erschaffen?


    Wir sollten uns von unseren vergangenen Erinnerungen befreien und von unseren Konzepten von Meditation. Jeder Augenblick von Meditation ist völlig einzigartig und voller Potentiale. In solchen Momenten werden wir unfähig sein, unsere Meditation in Hinblick auf vergangene Erfahrung, trockene Theorie oder hohle Rethorik zu beurteilen.


    Einfach direkt in Meditation einzutauchen im augenblicklichen Jetzt, mit unserem gesamten Sein, frei von Zögern, Langeweile oder Aufregung, IST Erleuchtung.


    Über den Autor:
    "S. H. Dalai Lama sagte einst von Dilgo Khyentse Rinpoche, daß er einer seiner Hauptlehrer gewesen wäre. Dazu war Rinpoche der religiöse Ratgeber des Königs und der königlichen Familie von Bhutan. Seit 1988 war er das Oberhaupt der Nyingma Tradition.


    Diese alte Tradition leitet sich von Padmasambhava (auch Guru Rinpoche genannt) ab, der im achten Jahrhundert auf Einladung König Trisong Detsens von Indien nach Tibet kam, um die Verbreitung des Buddhismus voranzutreiben. Er konnte die ortsübliche und vorbuddhistische Bön-Religion mit den Lehren, die er aus Indien mitbrachte, versöhnen, was die Bön Tradition eine tiefe und anhaltende Veränderung durchgehen ließ unter dem Einfluß des Buddhismus.


    Dilgo Khyentse Rinpoche selbst gilt unter anderem als Inkarnation des König Trisong Detsen. Khyentse bedeutet wörtlich übersetzt Weisheit und Liebe. Dilgo Khyentse Rinpoche widmete sein ganzes Leben der Erhaltung und Verbreitung der buddhistischen Lehren."



    [Aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt von "VOOM108" - Jonten Dorje Mingjur Thenphel - am 26.11.2005 - ursprüngliche Quelle des Originaltextes: eine Usenet-Newsgroup, genaueres unbekannt]

    Alles ist, was es von Anfang an war: dem Wesen nach pur - und damit Buddhaschaft.
    Wer dies erkennt, ist aufgewacht. Wer seine sechs Sinne im Naturzustand belässt sieht sie überall:
    die Allgegenwärtige Vollkommenheit. (Longchenpa)

  • erinnert mich doch immer wieder stark an Zen-Buddhismus. :D


    danke fürs übersetzen!

  • Im Zen hats nur selten Psychotiker.
    Dieses Öffnen in den "freien Raum", sozusagen "hinein ins Fluktuative"
    setzt eine stabile, konzentrative Haltung voraus, ein festes Grounding.
    Das wird in diesem Text leider nicht angesprochen.

  • Onyx9:

    Im Zen hats nur selten Psychotiker.
    Dieses Öffnen in den "freien Raum", sozusagen "hinein ins Fluktuative"
    setzt eine stabile, konzentrative Haltung voraus, ein festes Grounding.
    Das wird in diesem Text leider nicht angesprochen.


    Da hast Du recht mit dem Grounding. Im Vajrayana "streiten" sich ja die Gelehrten und Meister, ob man zuerst Geistesruhe üben sollte, bevor man sich an transformatorische Techniken heranmacht, weil diese Techniken einen einigermassen stabilen Geist voraussetzen - oder ob man erst die gröbsten "Dämonen" transformiert, bevor man Shine (Geistesruhe) praktiziert, weil man sonst viel zu hibbelig ist, um mit der Übung weiterzukommen... Im Ergebnis ist es wohl egal, was man zuerst erlangt: Geistesruhe, die Weisheit emporsteigen lässt - oder die Weisheit, die Geistsruhe mit sich bringt...


    Im Dzogchen speziell wiederum denkt man sich: warum nicht beides gleichzeitig. Dzogchen ist zugleich Ziel und Weg. Ich tue so, als ob ich schon da wäre, bis ich erkenne, dass es niemals eine Trennung zwischen Weg und Ziel gegeben hat.


    Aber bei aller "verrückter Weisheit" des Dzogchen, so ist es doch sowohl bei den Nyingmapas (Mahamudra - Maha-Ati) als auch bei den Kagyupas (Weg-Mahamudra / Frucht-Mahamudra) in der Laienpraxis so, dass man erst eine gewisse Grundsolidität mit Hilfe der Grundübungen (Ngöndro) aufbaut, bevor man ernstlich in die "formlosen Formen" (damit meine ich jetzt reines Dzogchen / Mahamudra) eingeweiht wird.


    Allerdings schwingt wohl bei allen Mahamudra- oder Dzogchen-Meistern immer eine implizite Ebene der Einweihung mit, falls jemand doch spontan davon profitiert.... Also wird im Grund konsequent doch Weg und Ziel zugleich gegeben, und jeder bewegt sich darin wie er will und kann...


    Nun ist es ja tatsächlich bei der Anwendung von Dozgchen, zumal ohne Sangha und Lama, durchaus nicht ganz ungewöhnlich, dass man mal vorübergehend psychose-artige Erscheinungen hat. (Willigis Jäger sagte mal sinngemäß, der einzige Unterschied zwischen einem Mystiker und einem Psychotiker sei der Grad an Bewusstheit....) Allerdings, wenn das im Schutz der Zuflucht geschieht, kann man davon ausgehen, dass es nur so weit geht, dass man möglichst schnell latente oder potentielle Psychosen aus dem Bewusstsein spült.


    Ist es im Zen denn wirklich so, dass es "nur selten Psychotiker" hat? Bei und durch ZaZen kommt doch sicher aus so einiges hoch? Ist das dann einfach weniger auf einen Schlag, oder ist es mehr so, dass man tatsächlich in der Lage ist, das innere Austicken weniger nach Aussen auszudrücken?

    Alles ist, was es von Anfang an war: dem Wesen nach pur - und damit Buddhaschaft.
    Wer dies erkennt, ist aufgewacht. Wer seine sechs Sinne im Naturzustand belässt sieht sie überall:
    die Allgegenwärtige Vollkommenheit. (Longchenpa)

  • VOOM108:

    Nun ist es ja tatsächlich bei der Anwendung von Dozgchen, zumal ohne Sangha und Lama, durchaus nicht ganz ungewöhnlich, dass man mal vorübergehend psychose-artige Erscheinungen hat. (Willigis Jäger sagte mal sinngemäß, der einzige Unterschied zwischen einem Mystiker und einem Psychotiker sei der Grad an Bewusstheit....) Allerdings, wenn das im Schutz der Zuflucht geschieht, kann man davon ausgehen, dass es nur so weit geht, dass man möglichst schnell latente oder potentielle Psychosen aus dem Bewusstsein spült.


    Wenn ich mich recht erinnere, warnt Keith Dowman im Flug des Garuda eindringlich davor Dzogchen ohne Lehrer zu betreiben, da man dabei sehr schnell "kippt". Mir ist allerdings nicht deutlich geworden, worin die Besonderheit dieser Praxis in Bezug auf Psychosen besteht.

  • Ich würde sagen, das ist ähnlich wie bei der Kundalini* - je mehr man sich direkt auf die Urquelle bezieht, umso schneller und stärker kommt alles zutage, was der harmonischen Manifestation der Energie dieser Quelle im Wege steht. Wenn Du direkt in die Leerheit schaust, schaut die Leerheit in Dich zurück ;)


    *Wenn man die Kundalini zu früh erweckt und sie im Zentralkanal aufsteigt - und da sind noch massive Blockaden, dann fliegen einem diese Sachen womöglich auch unkontrolliert um die Ohren. Tummo ist ganz ähnlich, da wird auch empfohlen, damit nicht ohne Vorbereitung und unter genauer Anleitung herumzuexperimentieren.


    Mit einer strukturiertenPraxis hast Du eben genau: eine Struktur - in der sich die Bewusstseinsinhalte nicht ungehindert ausdrücken können. Nehmen wir das Ngöndro: Bei den Niederwerfungen hilft die körperliche Bewegung, Energie zu verbrennen - und man baut Kraft und Disziplin auf. Bei Diamantgeist lerne ich gezielt, Energien auszuspülen - loszulassen - als rein zu erkennen. Häppchenweise, in einem geschützten Rahmen. Bei den Mandala-Gaben werden positive Bewusstseinsinhalte konstruiert, die negative Inhalte ausbalancieren. Auf Basis dieser inneren Schwere kann man sich dann für den "äußeren Guru" öffnen, um über den inneren Guru den "geheimen Lehrer" zu verwirklichen.


    Letzerer ist meinem Verständnis nach die Leerheit selbst.


    Wenn ich jetzt aber ohne Belehrungen, ohne Struktur usw. mich gleich direkt auf die Leerheit ausrichte, dann kann einem auch alles um die Ohren fliegen. Da nutzt es dann wenig, dass man DENKEN kann, alles ist rein, blos weil es im Geist auftauchen kann - man hat möglicherweise nicht mehr die Kontrolle darüber. Das kann, wenn man den äußeren Raum und Rahmen hat ein durchaus schneller Weg sein - aber gerade wenn man sich nicht aus dem westlichen Alltag zurückziehen kann, dann wirft einen das u.Umst. total aus der Bahn.


    Möglicherweise ist es wirklich ganz gut, wenn man erstmal eine Struktur aufbaut, innerhalb derer man sich gezielt vom Gröbsten befreit - um dann, wenn man den Schritt in die Offenheit macht, in dieser Offenheit gleich vermehrt wünschenswerte Erfahrungen zu manifestieren.


    Allerdings finde ich, dass der oben gepostet Text einem schon eine ganze Menge wichtiger Hinweise für eine geschützte Praxis mitgibt. Es heisst nicht einfach nur: gib alle Denkmuster auf und spring - sondern es werden eine ganze Menge Fallstricke thematisiert und Gegenmittel gegeben - so dass man den Text auch sehr gut als Hilfe für eigentlich jede Meditationspraxis verwenden kann, bis man die Ebene der Nicht-Meditation tatsächlich halten kann.

    Alles ist, was es von Anfang an war: dem Wesen nach pur - und damit Buddhaschaft.
    Wer dies erkennt, ist aufgewacht. Wer seine sechs Sinne im Naturzustand belässt sieht sie überall:
    die Allgegenwärtige Vollkommenheit. (Longchenpa)

  • VOOM108:


    Da hast Du recht mit dem Grounding. Im Vajrayana "streiten" sich ja die Gelehrten und Meister, ob man zuerst Geistesruhe üben sollte, bevor man sich an transformatorische Techniken heranmacht, weil diese Techniken einen einigermassen stabilen Geist voraussetzen - oder ob man erst die gröbsten "Dämonen" transformiert, bevor man Shine (Geistesruhe) praktiziert, weil man sonst viel zu hibbelig ist, um mit der Übung weiterzukommen... Im Ergebnis ist es wohl egal, was man zuerst erlangt: Geistesruhe, die Weisheit emporsteigen lässt - oder die Weisheit, die Geistsruhe mit sich bringt...


    Ich bin mir nicht sicher von welcher Art Weisheit du sprichst; ich nehme an: Prajñā. Dann weiß ich nicht, was du unter transformierender Technik verstehst. Das heißt ja: von einer Form in die andere. Hindernisse ( Nivarana ) kann man aber nicht transformieren und selbst wenn, wäre es irgendwie unsinnig. Oder ?
    Es braucht natürlich zumindest Gemütsruhe, um Trübungen zu erkennen, um sie aber lösen zu können, braucht es Samadhi. Buddha vergleicht das mit der Goldwäsche und Goldschmelze.


    VOOM108:

    Im Dzogchen speziell wiederum denkt man sich: warum nicht beides gleichzeitig. Dzogchen ist zugleich Ziel und Weg. Ich tue so, als ob ich schon da wäre, bis ich erkenne, dass es niemals eine Trennung zwischen Weg und Ziel gegeben hat.


    So tun bringt aber nichts. Man kann ja auch nicht so tun, als ob man Fußball spielen würde.


    VOOM108:

    Aber bei aller "verrückter Weisheit" des Dzogchen, so ist es doch sowohl bei den Nyingmapas (Mahamudra - Maha-Ati) als auch bei den Kagyupas (Weg-Mahamudra / Frucht-Mahamudra) in der Laienpraxis so, dass man erst eine gewisse Grundsolidität mit Hilfe der Grundübungen (Ngöndro) aufbaut, bevor man ernstlich in die "formlosen Formen" (damit meine ich jetzt reines Dzogchen / Mahamudra) eingeweiht wird.


    Die Lehrheit kann man sich tausendemale vorstellen, man kann die Dinge auseinander nehmen, aber dabei wird man als Laie höchstens verrückt. Das hat ja auch Buddha erklärt. Und man kann in den "Zwischenraum" hineinstarren, hineinhören, aber als Laie verwickelt man sich in eine falsche Konzentration, die zu einer Überspannung des Geistes führt. Das ist ja auch kein Prajna Paramita.


    VOOM108:

    Allerdings schwingt wohl bei allen Mahamudra- oder Dzogchen-Meistern immer eine implizite Ebene der Einweihung mit, falls jemand doch spontan davon profitiert.... Also wird im Grund konsequent doch Weg und Ziel zugleich gegeben, und jeder bewegt sich darin wie er will und kann...


    Nun ist es ja tatsächlich bei der Anwendung von Dozgchen, zumal ohne Sangha und Lama, durchaus nicht ganz ungewöhnlich, dass man mal vorübergehend psychose-artige Erscheinungen hat. (Willigis Jäger sagte mal sinngemäß, der einzige Unterschied zwischen einem Mystiker und einem Psychotiker sei der Grad an Bewusstheit....) Allerdings, wenn das im Schutz der Zuflucht geschieht, kann man davon ausgehen, dass es nur so weit geht, dass man möglichst schnell latente oder potentielle Psychosen aus dem Bewusstsein spült.


    Der Mystiker hat auch dann keine psychotischen Zustände, wenn er- und das hat er ja als Mystiker - einen tiefen Bewusstseinsgrad hat. Buddha hat nicht Entgrenzung des Bewußtseins gelehrt, sondern Einbettung; es heißt ja nicht umsonst Vertiefungen und nicht Verbreiterung oder Erhöhung und schon gar nicht Verschmelzung mit den Phänomenen unter Verlust klarer Wahrnehmung und Unterscheidungskraft.


    VOOM108:

    Ist es im Zen denn wirklich so, dass es "nur selten Psychotiker" hat? Bei und durch ZaZen kommt doch sicher aus so einiges hoch? Ist das dann einfach weniger auf einen Schlag, oder ist es mehr so, dass man tatsächlich in der Lage ist, das innere Austicken weniger nach Aussen auszudrücken?


    Naja, es gibt natürlich auch im Zen Fehler in der Haltung. Mit Gewalt die Natur der Dinge zu ergründen oder Phänomene zu unterdrücken, wird man aber schnell
    wieder unterlassen, wenn man merkt, daß das zu einer Verdunkelung führt. Und die Gefahren, die aus Visualisierungen entstehen, gibt es im Zen zum Glück auch nicht.
    Aber sich "den Phänomenen hingeben" - sowas wird im Zen nicht gelehrt. Vielmehr ein stetes entwickeln von Achtsamkeit und Haltung. Aber es gibt auch im Zen Leute mit ungünstigen Dispositionen, die Zazen falsch anwenden. Keine Frage.

  • Onyx9:

    Ich bin mir nicht sicher von welcher Art Weisheit du sprichst; ich nehme an: Prajñā. Dann weiß ich nicht, was du unter transformierender Technik verstehst. Das heißt ja: von einer Form in die andere. Hindernisse ( Nivarana ) kann man aber nicht transformieren und selbst wenn, wäre es irgendwie unsinnig. Oder ?
    Es braucht natürlich zumindest Gemütsruhe, um Trübungen zu erkennen, um sie aber lösen zu können, braucht es Samadhi. Buddha vergleicht das mit der Goldwäsche und Goldschmelze.


    Ich meine jede Art von Weisheit, die in der Lage ist, einen auf dem Weg zum höchsten Verstehen weiterzubringen ;) Aber ich versuche so weit es geht die Dinge in meinen eigenen Worten auszudrücken.
    Transformation ist ein Kernaspekt des Vajrayana. Gemeint ist, ein Hindernis nicht zwangsläufig beseitigen zu müssen, sondern es in seinem Kern zu erkennen. Die meisten Hindernisse sind in ihrem Kern Weisheiten. In jedem Störgefühl steckt essentiell eine Buddhaqualität. Man könnte auch sagen, Transformation bedeutet, aus dem Hindernis das Ego zu entfernen. Eifersucht ohne Ego ist eine Fähigkeit, Zusammenhänge zu erkennen. Usw. Auf die Spitze getrieben bedeutet das, dass man von jetzt auf gleich erleuchtet sein kann, wenn man es schafft, alles in seiner wahren, vollkommen reinen Natur zu sehen. Mit dieser Sichtweise transformiert man sofort und ohne Ausnahme alles, was existiert. Das ist der Kern von Dzogchen. Es braucht auch nicht unbedingt Gemütsruhe, und in dem Moment ist eine Trübung auch keine Trübung mehr, nicht im Sinne eines Hindernisses. Es gibt keine Unterscheidung zwischen Erleuchtung und Nicht-Erleuchtung: Das ist Nichtdualität... :)


    Zitat

    So tun bringt aber nichts. Man kann ja auch nicht so tun, als ob man Fußball spielen würde.


    Klar kann man, man kann Mentaltraining machen; man kann so tun, als ob man ein Fussballstar ist und sich mit einem Star identifizieren. So wird man schneller lernen, Fussball zu spielen, als wenn man 10 Bücher darüber liest...


    Zitat

    Die Lehrheit kann man sich tausendemale vorstellen, man kann die Dinge auseinander nehmen, aber dabei wird man als Laie höchstens verrückt. Das hat ja auch Buddha erklärt. Und man kann in den "Zwischenraum" hineinstarren, hineinhören, aber als Laie verwickelt man sich in eine falsche Konzentration, die zu einer Überspannung des Geistes führt. Das ist ja auch kein Prajna Paramita.


    Es geht ja auch nicht darum, sich eine Leerheit vorzustellen. Das geht ja gar nicht, denn in dem Moment, wo man sich etwas vorstellt, ist man von der Erfahrung der Leerheit getrennt. Das ist also nicht gemeint. Ausserdem ist Dzogchen keine Praxis für Laien. Die Argumentation geht also an der Sache vorbei.


    Welcher Sache eigentlich? Argumentieren wir grundsätzlich über Sinn und Unsinn dieser Belehrungen? Oder geht es darum, zu evaluieren, für wen so ein Text gedacht ist oder für wen vielleicht gerade nicht? Das wäre vielleicht erstmal zu klären, bevor man mit langen Diskussionen loslegt. Dies sind authentische Belehrungen aus dem tibetischen Buddhismus, Dzogchen der Nyingma-Tradition. Man darf also davon ausgehen, dass sowas für eine bestimmte Zielgruppe wahrhaftig und richtig ist.


    Ich finde nicht, dass man sagen kann: Das ist richtig, das ist falsch. Ich würde nie Zen-Belehrungen als falsch bezeichnen, nur weil ich damit nichts anfangen kann, weil ich eine andere Zielgruppe bin.


    Es gibt so viele Schulen und Richtungen und Belehrungen im Buddhismus, weil so für jeden was dabei ist. Diese Großzügigkeit, den Weg des anderen anzuerkennen, gehört für mich zur Essenz buddhistischen Denkens.


    Zitat

    Der Mystiker hat auch dann keine psychotischen Zustände, wenn er- und das hat er ja als Mystiker - einen tiefen Bewusstseinsgrad hat. Buddha hat nicht Entgrenzung des Bewußtseins gelehrt, sondern Einbettung; es heißt ja nicht umsonst Vertiefungen und nicht Verbreiterung oder Erhöhung und schon gar nicht Verschmelzung mit den Phänomenen unter Verlust klarer Wahrnehmung und Unterscheidungskraft.


    Nein, das schrieb ich ja: Beim Mystiker ist es aufgrund seines Grades an Bewusstheit eben eine mystische Erfahrung. Das kann von Aussen aber ganz anders aussehen ;) Wenn nämlich der Betrachter diesen Grad an Bewusstheit nicht hat oder nicht wenigstens verstehen kann.


    Zitat

    Naja, es gibt natürlich auch im Zen Fehler in der Haltung. Mit Gewalt die Natur der Dinge zu ergründen oder Phänomene zu unterdrücken, wird man aber schnell
    wieder unterlassen, wenn man merkt, daß das zu einer Verdunkelung führt. Und die Gefahren, die aus Visualisierungen entstehen, gibt es im Zen zum Glück auch nicht.
    Aber sich "den Phänomenen hingeben" - sowas wird im Zen nicht gelehrt. Vielmehr ein stetes entwickeln von Achtsamkeit und Haltung. Aber es gibt auch im Zen Leute mit ungünstigen Dispositionen, die Zazen falsch anwenden. Keine Frage.


    Die interessante Frage ist, wenn wir davon ausgehen, dass die Wege verschieden sind, aber alle Flüsse im gleichen Ozean münden - wie stellt man sich im Zen diesen Ozean vor? Es geht ja nicht darum, sich den Phänomenen als etwas Wirklichem hinzugeben. Aber genausowenig geht es darum, ihre Existenz abzulehnen und in einen Nihilismus zu verfallen. Ich erkenn alles, was existiert als in der Essenz leer, als rein und Ausdruck von Erleuchtung. Auf diese Weise löse ich mich von Hoffnung und Furcht, von Erwartungen usw.


    Im Zen heisst es doch so schön: Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen; nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen. Genau das ist hier doch auch gemeint: Nicht das Äußere ändert sich, sondern die Art und Weise, wie ich es erfahre. Nur die Methode, mit der ich zu dieser Erfahrung zu kommen versuche, die unterscheidet sich in den Fahrzeugen und Schulen - teilweise sehr extrem - trotzdem hat alles seine Berechtigung... :)

    Alles ist, was es von Anfang an war: dem Wesen nach pur - und damit Buddhaschaft.
    Wer dies erkennt, ist aufgewacht. Wer seine sechs Sinne im Naturzustand belässt sieht sie überall:
    die Allgegenwärtige Vollkommenheit. (Longchenpa)

  • VOOM108:


    Ich meine jede Art von Weisheit, die in der Lage ist, einen auf dem Weg zum höchsten Verstehen weiterzubringen ;) Aber ich versuche so weit es geht die Dinge in meinen eigenen Worten auszudrücken.


    Dann meinst du pañña, aber gut, im Mahayana gibt es keine Unterscheidung zw. Prajna und pañña.


    VOOM108:

    Transformation ist ein Kernaspekt des Vajrayana.


    Was ist das Ursprunsgwort ? Übersetzt ?


    VOOM108:

    Gemeint ist, ein Hindernis nicht zwangsläufig beseitigen zu müssen, sondern es in seinem Kern zu erkennen. Die meisten Hindernisse sind in ihrem Kern Weisheiten. In jedem Störgefühl steckt essentiell eine Buddhaqualität...


    Ok. Dazu fällt mir die Geschichte ein; als jemand zu Bodhidarma kommt und fragt, wie er seine Wut beseitigen kann. Und BD sagt: Zeige mir deine Wut und ich will sie entfernen. Und der Besucher besinnt sich und sagt: ich kann sie nicht finden. :lol:


    VOOM108:

    Usw. Auf die Spitze getrieben bedeutet das, dass man von jetzt auf gleich erleuchtet sein kann, wenn man es schafft, alles in seiner wahren, vollkommen reinen Natur zu sehen.


    Naja, das ist ja derselbe Prozess in einem Moment. Künstlich ist das nicht zu erzeugen.Auch nicht, indem man vielleicht die Vorstellung eines Idealzustands "auf die Spitze treibt". ;)


    VOOM108:

    Mit dieser Sichtweise transformiert man sofort und ohne Ausnahme alles, was existiert. Das ist der Kern von Dzogchen. Es braucht auch nicht unbedingt Gemütsruhe, und in dem Moment ist eine Trübung auch keine Trübung mehr, nicht im Sinne eines Hindernisses. Es gibt keine Unterscheidung zwischen Erleuchtung und Nicht-Erleuchtung: Das ist Nichtdualität... :)


    Wie erlangt man diese Sichtweise, welche Haltung ist notwendig ? Dzogchen scheint die komplizierteste Praxisanleitung zu haben, die ich je gelesen habe für so ein einfaches Ding ;) : http://www.berzinarchives.com/…ntroduction_dzogchen.html ( und das ist nur die Einleitung ! )


    VOOM108:

    Klar kann man, man kann Mentaltraining machen; man kann so tun, als ob man ein Fussballstar ist und sich mit einem Star identifizieren. So wird man schneller lernen, Fussball zu spielen, als wenn man 10 Bücher darüber liest...


    Naaaaja...nu mach mal halblang... :D


    VOOM108:

    Es geht ja auch nicht darum, sich eine Leerheit vorzustellen. Das geht ja gar nicht, denn in dem Moment, wo man sich etwas vorstellt, ist man von der Erfahrung der Leerheit getrennt. Das ist also nicht gemeint. Ausserdem ist Dzogchen keine Praxis für Laien. Die Argumentation geht also an der Sache vorbei.


    Alles ganz einfach...alles Buddhanatur...Hindernisse haben keine Substanz...einfach nur die Dinge erkennen...Dharmakaya erkennen und Sein...
    aber das ist nix für Laien... :?:


    VOOM108:

    Ich finde nicht, dass man sagen kann: Das ist richtig, das ist falsch. Ich würde nie Zen-Belehrungen als falsch bezeichnen, nur weil ich damit nichts anfangen kann, weil ich eine andere Zielgruppe bin.


    ich hoffe, es bleibt dabei ;)


    VOOM108:

    Es gibt so viele Schulen und Richtungen und Belehrungen im Buddhismus, weil so für jeden was dabei ist. Diese Großzügigkeit, den Weg des anderen anzuerkennen, gehört für mich zur Essenz buddhistischen Denkens.


    Ich bin leider etwas gebeutelt worden von einigen Kagyüs und Böns habe ich grundsätzlich bisher als durchgeknallt erlebt; aber das ist nur ein Ausschnitt der Erfahrung und kann zu Missverständnissen geführt haben. Ich bin nur vorsichtig- das bezieht sich nicht auf dich ! ;)


    VOOM108:

    Nein, das schrieb ich ja: Beim Mystiker ist es aufgrund seines Grades an Bewusstheit eben eine mystische Erfahrung. Das kann von Aussen aber ganz anders aussehen ;) Wenn nämlich der Betrachter diesen Grad an Bewusstheit nicht hat oder nicht wenigstens verstehen kann.


    ich weiß nicht, ob wir dieselben Mystiker meinen. Die "Verrückten" aus der buddh. Richtung waren ja keine Mystiker ( m.M.)



    VOOM108:

    Die interessante Frage ist, wenn wir davon ausgehen, dass die Wege verschieden sind, aber alle Flüsse im gleichen Ozean münden - wie stellt man sich im Zen diesen Ozean vor? Es geht ja nicht darum, sich den Phänomenen als etwas Wirklichem hinzugeben. Aber genausowenig geht es darum, ihre Existenz abzulehnen und in einen Nihilismus zu verfallen. Ich erkenn alles, was existiert als in der Essenz leer, als rein und Ausdruck von Erleuchtung. Auf diese Weise löse ich mich von Hoffnung und Furcht, von Erwartungen usw.


    Das ist schon richtig, aber ERKENNEN erfordert trotzdem einen hohen Grad an Sammlung und Konzentration, sei es karmisch günstig zugefallen oder "eingeübt". Man kann nicht davon ausgehen, daß einem die rechte Haltung einfach zufällt. Es ist selten, daß jemand einfach so erwacht. Auch im Zen kommt das nur alle hundert Jahre mal vor.


    VOOM108:

    Im Zen heisst es doch so schön: Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen; nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen. Genau das ist hier doch auch gemeint: Nicht das Äußere ändert sich, sondern die Art und Weise, wie ich es erfahre. Nur die Methode, mit der ich zu dieser Erfahrung zu kommen versuche, die unterscheidet sich in den Fahrzeugen und Schulen - teilweise sehr extrem - trotzdem hat alles seine Berechtigung... :)


    Es kann nur das seine Berechtigung haben, was ( letztlich ) heilsam ist und die Potentiale ( den Erleuchtungsgeist ) des Menschen fördert und ihn zur Befreiung führen kann. Aber ich denke, da sind wir uns einig.


    Grüße ! :)

  • Zitat

    Dann meinst du pañña, aber gut, im Mahayana gibt es keine Unterscheidung zw. Prajna und pañña.


    Ist Zen nicht vom Ursprung her auch eine Mahayana-Form? Da müsste es doch im Kern, wenn auch nicht in der äußeren Form, sehr viel mehr Überschneidungen geben, als man auf den ersten Blick meint...


    Ich kenne oft die Begriffe aus den Sutras nicht; Prajna aber ist mir durchaus ein Begriff - das wäre wohl das höchste Verstehen, letztendliche, un-bedingte ursprüngliche Weisheit.
    Bedingte Weisheit, Weisheit, die zwar nicht ursprünglich ist (vermeintlich zumindest, innerhalb der dualen Wahrnehmung) aber zum höchsten Verstehen hinführt, wäre das die Definition von pañña?


    Zitat
    VOOM108:

    Transformation ist ein Kernaspekt des Vajrayana.


    Was ist das Ursprunsgwort ? Übersetzt ?


    Von Transformation? Gute Frage... Aber was Vajrayana von Mahayana unterscheidet, ist ja letztlich nicht die zugrundliegende Belehrungsebene, sondern die speziellen Methoden, die darauf aufsetzen und die vor allem einer besonders schnellen Umwandlung der Hindernisse dienen. (Vor dem Hintergrund, dass sie als Zielgruppe jene Menschen haben, die bei einem sehr hohen Potential besonders starke Hindernisse haben und nicht die Geduld aufbringen können, diese Schritt für Schritt abzubauen...)


    Wieder ein Bild: Wenn das Hindernis eine giftige Pflanze ist, die den Weg versperrt, dann würde man im Theravada einen Weg drumherum suchen, auch wenn dieser einen Umweg von mehreren Inkarnationen bedeuten würde. Im Mahayana mit Bodhicitta würde man aus dem Gift ein Gegenmittel herstellen, mit dem man unbeschadet durchlaufen kann - und das Rezept dann für nachfolgende Reisende vor der Pflanze platzieren. Im Vajrayana, besser: im Dzogchen oder Mahamudra würde man erkennen, dass die Pflanze nur ein Traum ist - und einfach so durch laufen. ABER: Es besteht dabei das Risiko, sich dennoch zu vergiften, wenn man nicht 100% sicher ist! Also ist es von dem Standpunkt her angemessen, die beste Variante zu wählen, zu der man wirklich befähigt ist. Dabei ist keine der Methoden minderwertig, es geht nur darum, die Ebene zu finden, die man wirklich halten kann. Nicht generell, sondern für jeden Moment neu.


    Zitat
    VOOM108:

    Gemeint ist, ein Hindernis nicht zwangsläufig beseitigen zu müssen, sondern es in seinem Kern zu erkennen. Die meisten Hindernisse sind in ihrem Kern Weisheiten. In jedem Störgefühl steckt essentiell eine Buddhaqualität...


    Ok. Dazu fällt mir die Geschichte ein; als jemand zu Bodhidarma kommt und fragt, wie er seine Wut beseitigen kann. Und BD sagt: Zeige mir deine Wut und ich will sie entfernen. Und der Besucher besinnt sich und sagt: ich kann sie nicht finden. :lol:


    Ja, das ist eine Form davon! Mit der Qualität ist ausserdem gemeint, dass in dem Moment, wo ich die akute Wut mit Leerheit durchdrungen habe, die weiter vorhandene Energie sich zur einer Weisheit wandelt. Im Fall von Zorn wäre das die sog. Spiegelgleiche Weisheit: man sieht alles ganz klar genau so, wie es ist. Dahinter steckt ja auch etwas körperliches: Ich kann zwar mental die Leerheit der Wut erkennen, aber die Erregung im Körper ist damit noch nicht abgebaut, das Adrenalin wallt weiter durchs System. Wenn ich nun aus diesem Erregungs-Zustand das Ego entferne, wird aus dem zerstörerischen Zorn eine glasklare Präsenz. Tatsächlich ist es ja in der westlichen Wissenschaft ein bekanntes Phänomen, dass Erregung als physisches Potential in der Essenz neutral ist: Formen der Erregung wie Zorn und sexuelle Erregung können nahtlos in einander übergehen, wenn sich das mentale Bezugsobjekt ändert 8)


    Zitat
    VOOM108:

    Usw. Auf die Spitze getrieben bedeutet das, dass man von jetzt auf gleich erleuchtet sein kann, wenn man es schafft, alles in seiner wahren, vollkommen reinen Natur zu sehen.


    Naja, das ist ja derselbe Prozess in einem Moment. Künstlich ist das nicht zu erzeugen.Auch nicht, indem man vielleicht die Vorstellung eines Idealzustands "auf die Spitze treibt". ;)


    Sehe ich auch so, das kann man nicht künstlich erzeugen. Eine Vorstellung bleibt immer etwas, das sich vor das Eigentliche stellt. Aber als Methode kann das funktionieren: langfristig kann sich das so-tun-als-ob in das Eigentliche umwandeln. Vielleicht auch deswegen, weil das Gehirn nicht wirklich zwischen Imagination und Realität unterscheiden kann.


    Im Grunde ist doch jede Meditationsübung genau so gedacht: Wie in einem geistigen Labor trainiere ich mein Bewusstsein dafür, die gewünschte Haltung zuerst immer besser in der Meditation einnehmen und halten zu können - und sie dann auf den Alltag zu übertragen, bis die sog. Ebene der Nicht-Meditation erreicht ist, wo es keine Unterscheidung mehr gibt zwischen formhafter Meditation und dem Alltag - was die innere Haltung angeht.


    Zitat
    VOOM108:

    Mit dieser Sichtweise transformiert man sofort und ohne Ausnahme alles, was existiert. Das ist der Kern von Dzogchen. Es braucht auch nicht unbedingt Gemütsruhe, und in dem Moment ist eine Trübung auch keine Trübung mehr, nicht im Sinne eines Hindernisses. Es gibt keine Unterscheidung zwischen Erleuchtung und Nicht-Erleuchtung: Das ist Nichtdualität... :)


    Wie erlangt man diese Sichtweise, welche Haltung ist notwendig ? Dzogchen scheint die komplizierteste Praxisanleitung zu haben, die ich je gelesen habe für so ein einfaches Ding ;) : http://www.berzinarchives.com/…ntroduction_dzogchen.html ( und das ist nur die Einleitung ! )


    Es ist eben so einfach, dass man das Gehirn austricksten muss, damit es nicht vorschnell davon ablässt.... ;) Niklas Luhmann hat auch mal gesagt, oder soll gesagt haben, sinngemäß: Systemthereotische Literatur (z.B. sein Standardwerk "Soziale Systeme") sei deswegen so kompliziert geschrieben, weil der zugrundliegende Sachverhalt so einfach ist, dass man es sonst vorschnell versteht, ohne Aha-Erlebnis, und das nach Problemen suchende Gehirn sich dann vorschnell abwendet, so dass man die Tragweite der Sache nicht erkennen wird.


    Oder anders betrachtet: Fast jeder Mensch lernt Laufen. Laufen per se kann man ganz einfach damit beschreiben, dass man einen Fuss vor den anderen setzt. Unter der Oberfläche sind jedoch so viele Faktoren beteiligt, dass die Wissenschaft es vielleicht immer noch nicht komplett verstanden hat. Und man muss lernen, wo man besser nicht lang läuft, wenn man überleben will. Wenn ich nun jemand das Laufen lehre, bin ich dann nicht auch in der Verantwortung, wenigstens einige der Gefahren zu skizzieren, die damit verbunden sind?


    Zitat

    Alles ganz einfach...alles Buddhanatur...Hindernisse haben keine Substanz...einfach nur die Dinge erkennen...Dharmakaya erkennen und Sein...
    aber das ist nix für Laien... :?:


    Um das Beispiel mit der Pflanze nochmal zu bemühen. Nehmen wir die Lebensgeschichte von Tilopa mit seinem Lehrer Naropa. Naropa schickt Tilopa immer wieder in die unmöglichsten Situationen, in denen er sich massivst körperlich verletzt. Solange die Erkenntnis von der Leerheit / Illusionshaftigkeit der Phänomene nicht 100% verwirklich ist, kann man sich an den Phänomenen verletzen. Mentales Verständnis allein reicht nicht: unbewusst gibt es noch unzählige grosse und kleine Gewohnheiten und Ängste, die als Kondensationspunkt für die Wirk-lichkeiten dienen. Wenn ich die giftige Pflanze berühre, aber ich traue dem Braten noch nicht so ganz, möchte aber meinen Freunden zeigen, was für ein "toller Dzogchenist" ich doch bin, dann kann das tödlich enden. Obwohl es also eigentlich so einfach ist, braucht es eine Menge Schutz und Unterscheidungsweisheit, um auf diesem Weg nicht verletzt zu werden.


    Zitat

    ich weiß nicht, ob wir dieselben Mystiker meinen. Die "Verrückten" aus der buddh. Richtung waren ja keine Mystiker ( m.M.)


    Ich hab da vielleicht auch zwei Ebenen etwas ungeschickt in einen Kontext gestellt. Es gibt die echten Mystiker, zu denen auch die sog. "Verrückten Yogis" der Tibeter wie Kukuripa oder auch Milarepa zählen...


    Dann gibt es die Ebene, wo jemand auf dem Weg zeitweise in einem geschützten Rahmen psychotische Symptome entwickelt, wo dies aber der inneren Reinigung dient. So habe ich z.B. als ich in diesem Leben das erste mal wieder auf eine Buddhaform meditiert habe, danach fast ein halbes Jahr lang einen ganze Latte von latenten Psychosen ausagiert, vom Messias-Wahn über nihilistische oder solipsistische Extremvorstellungen (die ich für real hielt) bis zu dem Glauben, ich könne die Welt heilen, indem ich den Teufel zu 100% liebe usw. usf. Zu der Zeit war ich Student und habe zwar ein Semester verloren, aber hatte den Raum, das auszuspielen, ohne dass es äußere Konsequenzen hatte. Es gab also einen geeigneten Rahmen, auf diese Weise extrem schnell eine Menge inneren Müll auszusortieren, sobald ich das Schutzfeld meiner Linie wieder betreten hatte. Danach hatte ich eine viel bessere Basis, um eine formhafte Praxis wieder aufzunehmen.


    Zitat

    Das ist schon richtig, aber ERKENNEN erfordert trotzdem einen hohen Grad an Sammlung und Konzentration, sei es karmisch günstig zugefallen oder "eingeübt". Man kann nicht davon ausgehen, daß einem die rechte Haltung einfach zufällt. Es ist selten, daß jemand einfach so erwacht. Auch im Zen kommt das nur alle hundert Jahre mal vor.


    Entweder Sammlung und Konzentration - oder aber ein tiefes Vertrauen! Letzteres wird im Vajrayana als wesentlich bedeutsamer angesehen. So kann ein ganz einfaches Gemüt, das gar nicht zu sder nötigen Konzentration fähig wäre, nicht nur trotzdem sondern vielleicht sogar schneller erleuchtet sein. Natürlich muss dieses Vertrauen sich auf ein geeignetes Objekt beziehen. Daher bedarf es besonderer Bedingungen.


    Ohne für diese Aussage ein "Backup" aus den mir bekannten Belehrungen zu haben, würde ich sogar davon ausgehen, dass solche "direkten Erleuchtungen", wo jemand scheinbar "einfach so" aufwacht, letztlich mitverursacht sind durch zuvorige Praxis über viele viele Inkarnationen, die die nötige Grundlage geschaffen haben...


    Zitat

    Es kann nur das seine Berechtigung haben, was ( letztlich ) heilsam ist und die Potentiale ( den Erleuchtungsgeist ) des Menschen fördert und ihn zur Befreiung führen kann. Aber ich denke, da sind wir uns einig.


    Ja, da sind wir uns einig. Die Frage ist, ob wir - die wir (noch) keine verwirklichten Buddhas sind - erkennen oder definieren können, was geeignet ist und was nicht! Denn was den einen für 100 Lebenszeiten für die Befreiung verschliesst, kann den anderen für die Erleuchtung öffnen. Und da kann nur ein Buddha in jedem Moment genau das richtige tun oder nicht tun. Ich maße mir als Mensch nicht an, das immer unterscheiden zu können. Ich kann nur mein bestmögliches Tun meine Impulse dem Bodhicitta anzuvertrauen, statt aus Kopf oder Bauch zu handeln.

    Alles ist, was es von Anfang an war: dem Wesen nach pur - und damit Buddhaschaft.
    Wer dies erkennt, ist aufgewacht. Wer seine sechs Sinne im Naturzustand belässt sieht sie überall:
    die Allgegenwärtige Vollkommenheit. (Longchenpa)

  • Onyx9:

    Dzogchen scheint die komplizierteste Praxisanleitung zu haben, die ich je gelesen habe für so ein einfaches Ding ;) : http://www.berzinarchives.com/…ntroduction_dzogchen.html ( und das ist nur die Einleitung ! )


    Weder das was bei Herrn Berzin steht, noch das was bisher in diesem Thread "behandelt wurde", hat irgendwas mit "Dzogchen" am Hut- vielmehr handelt es sich dabei wohl eher um tantrische Phantasien. Das einzig mir bekannte öffentlich erhältliche Werk, welches diese "Herangehensweise" schnörkellos beschreibt, ist das hier.

  • die buddha aspekte sind doch nur synonyme für die 5 elemente.. aber da würd ich jetz gern mal was praktisches erfahren: gibt es konkrete anweisungen und übungen für jedes element, dass man so lange übt, bis man es im alltag auch "automatisch" praktziert, oder entwickelt man das ganze für sich selber oder "von selbst"?


    ansonsten interessant, was du schreibst. gerne mehr. vielleicht kannst du ja die dzogchen-meditations praxis mal mit eigenen worten beschreiben?

  • raterZ:

    vielleicht kannst du ja die dzogchen-meditations praxis mal mit eigenen worten beschreiben?


    Eventuell falls möglich als pointing-out-instruction à la Mengagde. Das wär' Dzogchen, das wär' sinnvoll, und jenseits aller wortgewaltigen Phantasterei.

  • raterZ:

    die buddha aspekte sind doch nur synonyme für die 5 elemente..


    Abgesehen davan, dass ich gerne das nur aus dem Satz streichen würde ;) trifft die Aussage aber auch nur auf die 5 Dhyani-Buddhas zu (bzw. 6, wenn man Diamantgeist / Dorje Sempa für das Element "Kristall" noch mitzählt.) Und dann ist es noch wichtig, "Elemente" auf verschiedenen Ebenen zu verstehen: z.B. physikalische Elemente und deren Entsprechung als geistiges Element. D.h. indem ich mit dem Element "Raum" arbeite, arbeite ich zugleich mit der geistigen Qualität der Offenheit und der Umwandlung von Dummheit / Unwissenheit in ursprüngliche Raumweisheit.


    Dann gibt es aber noch einen Haufen anderer Buddhaaspekte, die mit mehr oder weniger komplexen Zusammensetzungen dieser Grundelemente korrespondieren, also komplexen Gefühlslagen, Mustern, Neurosen usw. Das geht bei den Tibetern mehr in die Richtung der sog. "Gottheiten". Theoretisch gibt es so viele davon, wie es Formen von Neurosen gibt und eigentlich sollte man die nicht so "festzurren" wie wir dazu hier in unserer Interpretation der tib. spirituellen Kunst neigen. Es gibt schon Grund-Formen, die für sehr verbreitete Neurosen gewissermaßen "standardisiert" sind, aber man könnte, wenn man die Ikonografie verstanden hat, daraus im Prinzip selbst Meditations-Gottheiten konstruieren. Die Attribute, Farben und Werkzeuge / Waffen würde man dann passend zusammenstellen. Traditionell würde das aber nur ein Meister tun können / dürfen. Selbst sollte man das wohl - wenn überhaupt - nur für sich selbst tun. Zumal, je mehr Wesen mit einer Form arbeiten, umso stärker wird dessen Kondensationskraft und Eigenständigkeit im kollektiven Feld. Deshalb ist es auch wichtig, so eine Form immer 100% in einer erleuchteten Form zu verwurzeln, damit man sich keinen Dämon oder Sukkubus erschafft. Eine Gottheit gehört immer zu einem Buddhafeld, einer Buddhafamilie und gilt als mitfühlende Ausstrahlung dieses Buddha. Das ist immer die Matrix, die sowas zugrundliegen muss.


    Die Möglichkeit, etwas selbst zu kontruieren, gilt so natürlich nicht für die (Maha-)Bodhisattvas oder für andere Buddhafelder, die nicht als Gegenmittel für konkrete Neurosen gedacht sind, sondern zeitlose universelle Qualitäten darstellen.


    raterZ:

    aber da würd ich jetz gern mal was praktisches erfahren: gibt es konkrete anweisungen und übungen für jedes element, dass man so lange übt, bis man es im alltag auch "automatisch" praktziert, oder entwickelt man das ganze für sich selber oder "von selbst"?


    Ergänzend zu dem bereits im letzten Absatz Gesagten: Es gibt - vor allem aus der alten schamanischen Tradition im Dzogchen - durchaus Übungen, wo man direkt mit den Elementen arbeitet. Dazu kann ich eigentlich nur auf Literatur wie "Die heilende Kraft des Buddhismus" von Tenzin Wangyal Rinpoche verweisen, da ich das selbst so konkret nicht praktiziere. Ich würde das auch nicht unbedingt empfehlen, wenn man nicht sehr spezielle Absichten hat, auf bedingter Ebene mit Heilung auf elementarer Ebene zu arbeiten.


    Dann gibt es noch von den Dhyani-Buddhas ausgehende einzelne Techniken, die nicht direkt mit den Elementen zu tun haben, sondern wo es um die besonderen Eigenschaften der jeweiligen Buddhafelder geht: Die Reinigungspraxis von Dorje Sempa mit den 100 Silben, oder Phowa mit Amithaba z.B.


    Ich habe selbst mal ein wenig mit den Elementen herumexperimentiert, so wie ich sie verstanden habe und auch eine Meditation geschrieben, die mit dem gesamten Mandala der Dhyani-Buddhas auf Elemente-Ebene arbeitet, habe das aber wieder aus dem Netz genommen, weil ich es zu kompliziert fand und selbst auch keine Lust hatte, es zu verwenden. Wie sollte ich da sowas für andere verfügbar lassen. Man muss dann das Feld ja auch halten können. ;)


    Da ich eine starke Bindung zum MO habe, das in bestimmten Ausprägungen stark mit den Elementenergien arbeitet, habe ich durch das Verständnis des Zusammenspiels der Elemente im Orakelfeld ein eigenes, auf dem MO begründetes Orakel geschaffen, das besser für die jetzige Zeit und diese Kultur verwendbar ist und sich komplett von der tibetischen Symbolik gelöst hat. Man kann das neue Orakel z.B. auch verwenden, um das MO besser zu verstehen. Dass mir das möglich war - und es ist im Laufe von Jahren in Schüben von tranceartigen Zuständen entstanden - kann ich nur damit erklären, dass ich vor diesem Leben in Tibet bereits starke Bände zum MO und zu spirituellen Orakeln hatte.


    Als Fazit würde ich aber sagen, sobald man die Ebene der eindeutig definierten Buddhafelder verläßt, wie bei einer bestimmten Klasse der Meditations-Gottheiten, oder wie bei der direkten Arbeit mit Elementen, könnte man theoretisch eine geeignete Praxis selbst entwickeln, aber in den meisten Fällen wird das wohl mehr schaden als nutzen, so dass ich das nicht empfehlen würde.


    raterZ:

    ansonsten interessant, was du schreibst. gerne mehr. vielleicht kannst du ja die dzogchen-meditations praxis mal mit eigenen worten beschreiben?


    Ich finde ja immer, dass ich das nicht besser ausdrücken könnte, als z.B. Dilgo Khyentse das hier tut, daher schliesse ich mich immer gerne der Tradition an, einen Text von einem echten Meister anzubieten, diesen evtl. zu übersetzen und dann maximal mit meinen Worten zu kommentieren.


    Wenn ich das jetzt aber mal aus der Begrifflichkeit "Dzogchen-Praxis" herausnehme und versuche darzustellen, was ich mache, dann kommt vielleicht in der Essenz sowas dabei raus:


    Aufgrund vieler Bände zu verschiedenen mystischen Schulen, vor allem, aber nicht ausschliesslich mit buddhistischem Hintergrund und sehr langer formeller Praxis in vergangenen Inkarnationen bin ich an einem Punkt angekommen, wo das Vertrauen in die eigene Buddhanatur so gross geworden ist, dass ich keine äußere Zuflucht spiritueller Art mehr brauche und suche. Eine Art "meditative Instanz" läuft immer im Alltag mit, egal, was ich tue, entweder in Form eines Beobachters, oder so, dass ich komplett ohne Reflektion im Fluss bin. Da ich die Konzepte darüber aufgegeben habe, wie "rechtes Handeln" auszusehen hat, vertraue ich, weil Bodhicitta mein Lebensimpuls mit der höchsten Priorität ist, dass alles, was dann passiert, wenn dieser Fluss eintritt, richtig sein wird, auch wenn ich es zu dem Zeitpunkt bzw. kurz danach noch nicht sehen kann. Das Leben hat inzwischen so oft bestätigt, dass dem so ist, dass dies wiederum das Vertrauen noch weiter untermauert hat, so dass ich in einen sich selbst verstärkenden positiven Kreislauf eingetreten bin, der sich in der Essenz unerschütterlich anfühlt.

    Alles ist, was es von Anfang an war: dem Wesen nach pur - und damit Buddhaschaft.
    Wer dies erkennt, ist aufgewacht. Wer seine sechs Sinne im Naturzustand belässt sieht sie überall:
    die Allgegenwärtige Vollkommenheit. (Longchenpa)

    6 Mal editiert, zuletzt von VOOM108 ()

  • Zitat

    Eventuell falls möglich als pointing-out-instruction à la Mengagde. Das wär' Dzogchen, das wär' sinnvoll, und jenseits aller wortgewaltigen Phantasterei.


    Ich möchte gar keine Instruktionen geben, zumindest nicht zum Dzogchen, da bin ich nicht im notwendigen Übertragungsstrom und nicht ausreichend verwirklicht, um das in der Konsequenz halten zu können (oder zu wollen). Auch praktiziere ich wie oben skizziert ohnehin kein reines Dzogchen, bin kein Anhänger irgend einer einzelnen speziellen Lehre. Ich betrachte mich als Mystiker jenseits aller Schulen und Lehren, auf der Suche nach der einen Essenz, die überall gleich ist. Von daher verstehe ich alles, was ich sage als rein persönliche Darstellung dessen, was ich tue, wie meine Erfahrungen sind und wie ich die Belehrungen selbst für mich verstanden habe und interpretiere. Und so würde ich es gerne auch verstanden wissen! Wenn jemand sich da etwas für sich herausnehmen kann, so freut mich das sehr, aber das kann aus meiner Sicht nur sowas wie ein Austausch unter Yogis auf einer Augenhöhe sein.

    Alles ist, was es von Anfang an war: dem Wesen nach pur - und damit Buddhaschaft.
    Wer dies erkennt, ist aufgewacht. Wer seine sechs Sinne im Naturzustand belässt sieht sie überall:
    die Allgegenwärtige Vollkommenheit. (Longchenpa)

  • VOOM108:


    Ich möchte gar keine Instruktionen geben, zumindest nicht zum Dzogchen, da bin ich nicht im notwendigen Übertragungsstrom und nicht ausreichend verwirklicht, um das in der Konsequenz halten zu können (oder zu wollen). Auch praktiziere ich wie oben skizziert ohnehin kein reines Dzogchen, bin kein Anhänger irgend einer einzelnen speziellen Lehre. Ich betrachte mich als Mystiker jenseits aller Schulen und Lehren, auf der Suche nach der einen Essenz, die überall gleich ist. Von daher verstehe ich alles, was ich sage als rein persönliche Darstellung dessen, was ich tue, wie meine Erfahrungen sind und wie ich die Belehrungen selbst für mich verstanden habe und interpretiere. Und so würde ich es gerne auch verstanden wissen! Wenn jemand sich da etwas für sich herausnehmen kann, so freut mich das sehr, aber das kann aus meiner Sicht nur sowas wie ein Austausch unter Yogis auf einer Augenhöhe sein.


    Kein Problem. Das "Wort" Dzogchen hat ja auch irgendwie was, darum verwendet man es gerne und oft.

  • Zusatz: Bitte nicht mißverstehen voom. War anfänglich froh darüber, daß sich hier endlich "jemand traut", darüber zu schreiben. Aber letztendlich war das dann doch wieder nur die allseits bekannte Geheimniskrämerei, in deren Folge relativ barocke Phantasien und diverse persönliche Ansichten als dieses Dzogchen präsentiert wurden, was kontraproduktiv ist, da es keinem Menschen hilft, sondern in den meisten Fällen nur noch mehr an ohnehin schon vorhandener Verwirrung stiftet.


    Eigentlich sollte es dich immer da abholen wo du zu stehen glaubst, ohne Raum für irgendwelche persönlichen Interpretationen und diversen Mutmaßungen. Es ist sinnlos, jemanden etwas über "Natürlichkeit", "Spontanität", oder irgendeine seltsamen "Raum", in verziert-wohlklingenden Texten vorzubeten- inklusive diversen Aufforderungen, "man solle einfach nur natürlich sein" usw. . Das funktioniert aber nicht. Jahrelang kann sich mancher Mensch damit herumschlagen und quälen, das dann Dzogchen oder wie auch immer nennen, ohne jedoch auch nur den Hauch von - sagen wir mal - sowas wie "Befreiung".


    Sinnvoll wäre vielmehr, jemanden praxisnah direkt und unmittelbar auf ohnehin Offensichtliches zu verweisen, auf daß "in Folge" 'von-selbst' diese diversen "Qualitäten" in Erscheinung treten"- 'denn du kannst diese nicht machen'. Das wär' dann u.a. auch "Dzogchen" (obwohl es völlig wurscht ist, wie man das nennt), und das impliziert nun einmal die 'Struktur' einer pointing-out instruction mit folgendem Trekchö, was wiederum nur eine Entscheidung ist. Fühlt man sich noch nicht soweit, auf das Gegenüber in Form einer pointing-out instruction einzugehen, ist das kein Problem, aber man sollte aus den im zweiten Absatz erwähnten umrissenen Gründen darauf verzichten, das was man dem Gegenüber als Alternative zu diesen Instruktionen anbietet, dann als "Dzogchen" zu verkaufen, inklusive einer weiteren Masse "spiritueller Vorstellungen", denn das Gegenüber könnte das dann wirklich glauben- und dabei würde es auch lange Zeit bleiben. Darum dreht es sich wohl, weniger um irgendeinen abstrakten 'Schutz' irgendeiner 'Lehre' per "Übertragungsstrom".

  • VOOM108:


    Ist Zen nicht vom Ursprung her auch eine Mahayana-Form? Da müsste es doch im Kern, wenn auch nicht in der äußeren Form, sehr viel mehr Überschneidungen geben, als man auf den ersten Blick meint...


    Ich hab keine Ahnung von Dzogchen, auch nicht, nachdem ich deine Beiträge gelesen habe. Wenn es im Kern darin besteht zu erwachen, wenn die Ursachen von Gier,Hass und Verblendung abgeschnitten sind und Nibbana zu verwirklichen, dann ist es im Kern das gleiche. Aber alles drumherum scheint anders; der kulturelle Background ist ein ganz anderer; Zen ist minimalistisch, unzweideutig, klar, nicht so elementar, poetisch, bodenständig, es kommt ja von den alten Chan-Meistern her und die sprechen eine ganz klare Sprache, die mit wenigen Begrifflichkeiten auskommt; ohne religiöse Verklärtheit; es gibt keine Anbetungen. Den Unterschied kann man auch ganz gut zwischen einer Kalligrafie und einem Thanka erkennen- oder zwischen einem Zendo und einem Schreinraum. ;)



    VOOM108:

    Ich kenne oft die Begriffe aus den Sutras nicht; Prajna aber ist mir durchaus ein Begriff - das wäre wohl das höchste Verstehen, letztendliche, un-bedingte ursprüngliche Weisheit.
    Bedingte Weisheit, Weisheit, die zwar nicht ursprünglich ist (vermeintlich zumindest, innerhalb der dualen Wahrnehmung) aber zum höchsten Verstehen hinführt, wäre das die Definition von pañña?


    Naja, sagen wir mal, diese Art von Weisheit hat ja ein und diesselbe Quelle. Pañña umfasst jegliches bedingtes Verstehen-über den Hellblick-bis hin zur "rechten Erkenntnis" ( unbedingt ), wiederum Prajna. Die Thervadis dröseln ja alles auf bis ins kleinste Detail. Das findest du alles im 8 fachen Pfad mitsamt den Sanskrit und Palibegriffen.
    Und das ist sehr interessant und auch wichtig, wenn man z.B. in der Praxis Probleme hat.


    VOOM108:


    Von Transformation? Gute Frage... Aber was Vajrayana von Mahayana unterscheidet, ist ja letztlich nicht die zugrundliegende Belehrungsebene, sondern die speziellen Methoden, die darauf aufsetzen und die vor allem einer besonders schnellen Umwandlung der Hindernisse dienen. (Vor dem Hintergrund, dass sie als Zielgruppe jene Menschen haben, die bei einem sehr hohen Potential besonders starke Hindernisse haben und nicht die Geduld aufbringen können, diese Schritt für Schritt abzubauen...)


    Transformation ist für mich ein Vorgang eine Form in eine andere zu wandeln. Mich würde daher der tibetische Begriff interessieren, ob er wirklich Transformation bedeutet oder ob sie ihn nur für Westler so angeben. Er taucht ja sonst nirgends auf in den anderen Schulen.


    Geduld halte ich für sehr wichtig, durch Geduld und Bewusstheit entsteht Ruhe und auch Differenzierungsvermögen: was ist eine gute Sache, was ist heilsam, was unheilsam...Ein klarer Geist ist ja das wichtigste und ein klarer Geist enfaltet sich durch einen friedlichen Geist, der behutsam ist, freundlich und bedacht. Brachialmethoden hat Buddha ja nicht gelehrt. Er hat einen Reinigungsprozess, der erst in Samadhi durch Erkennn der Hindernisse wirklich stattfinden kann, gelehrt.

    VOOM108:

    Wieder ein Bild: Wenn das Hindernis eine giftige Pflanze ist, die den Weg versperrt, dann würde man im Theravada einen Weg drumherum suchen....,


    Theravada sucht keinen Weg drumherum, Theravada scheint einfach nur vernünftiger zu sein :) , denn man kann ja keinen Grashalm ziehen damit er wächst. Das Gesetz des Dhamma ist unbestechlich. Ob wir es blitzartig erfassen oder eher langsam, liegt nicht in unserer Hand. Es braucht auch Bedingungen zur Erkenntnis, man kann sie nicht künstlich erzeugen.


    VOOM108:

    Es besteht dabei das Risiko, sich dennoch zu vergiften, wenn man nicht 100% sicher ist!


    Risiken bestehen immer, aber fast immer entstehen sie durch Anmaßung und Stolz, aber auch durch Unkenntnis. Rechte Erkenntnis und rechte Gesinnung ist essentiell um Wissen+Erkenntnis ( panna/prajna ) zu entfalten.



    VOOM108:

    Mit der Qualität ist ausserdem gemeint, dass in dem Moment, wo ich die akute Wut mit Leerheit durchdrungen habe, die weiter vorhandene Energie sich zur einer Weisheit wandelt. Im Fall von Zorn wäre das die sog. Spiegelgleiche Weisheit: man sieht alles ganz klar genau so, wie es ist. Dahinter steckt ja auch etwas körperliches: Ich kann zwar mental die Leerheit der Wut erkennen, aber die Erregung im Körper ist damit noch nicht abgebaut, das Adrenalin wallt weiter durchs System.


    Ich hab keine Ahnung warum "Dzogchen" hier so ein Fass aufmacht. ;) Warum sagt ihr nicht einfach präsente Wahrnehmung ? Natürlich ist eine tiefe, konzentrierte Wahrnehmung klar
    und unbeeinflusst; diese Lehrheit ist doch kein Ding, was man anwendet, sie ist einfach Da, aber sie wird umwölkt von Trübnissen, also auch z.B. von Wut. Man kann aber davon ausgehen, daß diese Art von Wut oder Erregung garnicht mehr so aufflammt, wenn Präsenz da ist. Man soll unheilsames nicht fördern, sagt Buddha, auch nicht um es in irgendeine Weisheitsenergie "umzuwandeln". Wie soll das denn gehen, wenn doch Weisheit erst einsetzt, wenn die gröbsten Hindernisse ( auch Wut und Sinneslust ! ) gelöst sind (durch Meditation wie Buddha sie lehrte !) ?


    Mehr schaff ich jetzt echt nicht. Es ist auch nicht von Vorteil in einem Forum so ausschweifend zu schreiben, für niemanden.


    Liebe Grüße ! :)


    Nur eine Frage: was verstehst du unter Bodhicitta; empfindest du es ? Möglichst kurz :D Und gib mir bitte ein kurzes Beispiel, wie du "deine Impulse Bodhicitta anvertraust".

  • Antwort auf thigle:


    In diesem Thread gibgt es ja (mindestens) zwei Ebenen - einmal die authentischen Dzogchen-Belehrungen von Dilgo Khyentse - die ich für sehr klare Aussagen und Instruktionen halte. Aus meiner Sicht braucht man, wenn man das wirklich alles genau wahrnehmen kann, was da steht, keine weiteren Instruktionen. Damit kann man arbeiten, das kann man an und für sich verwenden, oder es auf die eigene wie auch immer geartete eigene Meditationspraxis anwenden.


    Die andere Ebene ist meine eigene Erfahrung, die sehr von diesen Belehrungen des Dzogchen inspiriert ist, aber eben auch viele andere Einflüsse mit beinhaltet. Und wenn ich selbst rede, dann kann ich nur von und aus meiner Erfahrung authentisch reden. Irgendeine Lehre nachbeten, die man zwar vielleicht einigermassen verstanden hat, aber nicht verwirklicht, bringt relativ wenig. Dann würde ich sagen: lieber die Originalquelle nennen und sagen: xyz sagt.


    Dass ich sage, mir fehlt eine authentische Dzogchen-Übertragung, mit der ich mich geeignet fühlen würde, selbst Dzogchen-Instruktionen zu geben, ist durchaus keine Geheimniskrämerei. Ich bin eher jemand, der gerne alles raushaut, was er hat - im Vertrauen, dass sich ein Text selbst schützt, wenn jemand nicht geeignet ist, ihn zu hören. Ihr kennt das sicher: man liest einen Text immer wieder und wieder und plötzlich hat man das Gefühl, da hat jemand einen Haufen Sachen reingeschmuggelt, die vorher nicht da waren. Natürlich waren sie da, aber sie haben sich der klaren Wahrnehmung zum Schutz entzogen.


    Was ich mit Übertragung meine, sind weniger Informationen, die mir fehlen, als vielmehr die lebendige Verbindung zu einer Linie verwirklichter Meister dieser Tradition, die mich mit deren Quelle lebendig verbindet. Ohne das kann ich zwar Informationen vermitteln, aber nicht als Meister selbst das Feld halten, um Dzogchen-Instruktionen zu geben. Und wenn es blos um die Information geht, dann gebe ich besser den Text eines authentischen Meisters dieser Tradition in den Raum, als selbst etwas zu stricken, aus dem sich womöglich jemand in der Folge einen Strick dreht ;)


    Hinter dem, was ich selbst erfahren habe, da stehe ich voll und ganz dahinter und bin sozusagen selbst die Quelle dieser Übertragung. Aber ich möchte niemanden anweisen, er solle so oder so praktizieren. Ich würde eher dazu ermuntern, sich auf die eigene Praxis zu fokussieren und sich ggfls. darin durch meine Erfahrungen inspirieren zu lassen. Wer noch gar nicht praktiziert, der möge sich einen passenden Lehrer suchen - und diese Sachen vielleicht dabei im Hinterkopf behalten.


    Man kann ja alles auch als Segen geben ohne Anweisung zu einer konkreten Praxis. Der Text von Dilgo Khyentse trägt IMO auf jeden Fall Segen, wie auch immer man ihn für sich annimmt, oder auch nicht animmt. 8)

    Alles ist, was es von Anfang an war: dem Wesen nach pur - und damit Buddhaschaft.
    Wer dies erkennt, ist aufgewacht. Wer seine sechs Sinne im Naturzustand belässt sieht sie überall:
    die Allgegenwärtige Vollkommenheit. (Longchenpa)

  • Werte Onyx, ich lese jahrelang schon recht viel von dir, aber "Zen" war das nie. Weder Soto noch Rinzai noch Seon noch Chan. Ähnlich wie auch kein "Dzogchen" beim Threadersteller entdeckt werden konnte. Aus welchen Traditions-Kontexten heraus unterhaltet ihr euch hier also? Aus keinen? Wäre cool, aber das würde irgendwie anders aussehen... .

  • Texte von Meistern können einem zum Segen gereichen, sollte es denn karmisch passen.
    Das gereicht einem auf jeden Fall um Segen:


    Zitat

    «Es gibt einen einzigen (und direkten) Weg, ihr Jünger, der zur Läuterung der Wesen führt (d.i. zur Klärung des Geistes von aller Wirrsal); zur Überwindung der Besorgnis und des Lamentierens darüber; der (in vieler Weise) zum Schwinden (und zunächst zur Verringerung) von Schmerz und Leid, von Mißstimmung und Trübsal führt; zur Gewinnung des rechten Weges (nämlich einer wirksamen Methode); und zur Verwirklichung der Wahnerlöschung, Nibbāna. Und dieser Weg besteht in der Ausbildung der vier Grundlagen der Achtsamkeit


    Die 4 Grundlagen der Achtsamkeit:


    Zitat

    Da weilt, o Mönche, der Mönch beim Körper in Betrachtung des Körpers, eifrig, wissensklar und achtsam, nach Verwindung von Begierde und Trübsal hinsichtlich der Welt; er weilt bei den Gefühlen in Betrachtung der Gefühle, eifrig, wissensklar und achtsam, nach Verwindung von Begierde und Trübsal hinsichtlich der Welt; er weilt beim Geist in Betrachtung des Geistes, eifrig, wissensklar und achtsam, nach Verwindung von Begierde und Trübsal hinsichtlich der Welt; er weilt bei den Geistobjekten in Betrachtung der Geistobjekte, eifrig, wissensklar und achtsam, nach Verwindung von Begierde und Trübsal hinsichtlich der Welt.

  • Zitat

    Ich hab keine Ahnung von Dzogchen, auch nicht, nachdem ich deine Beiträge gelesen habe. Wenn es im Kern darin besteht zu erwachen, wenn die Ursachen von Gier,Hass und Verblendung abgeschnitten sind und Nibbana zu verwirklichen, dann ist es im Kern das gleiche. Aber alles drumherum scheint anders; der kulturelle Background ist ein ganz anderer; Zen ist minimalistisch, unzweideutig, klar, nicht so elementar, poetisch, bodenständig, es kommt ja von den alten Chan-Meistern her und die sprechen eine ganz klare Sprache, die mit wenigen Begrifflichkeiten auskommt; ohne religiöse Verklärtheit; es gibt keine Anbetungen. Den Unterschied kann man auch ganz gut zwischen einer Kalligrafie und einem Thanka erkennen- oder zwischen einem Zendo und einem Schreinraum. ;)


    Ja, die Unterschiede sind im Äußeren natürlich gravierend; trotzdem basiert Vajrayana ebenso wie Zen auf dem Mahayana. So wie sich der Mahayana bis nach Japan hin zum Zen entwickelt hat in der Verbindung mit den Kulturen, auf die er dort getroffen ist, so hat sich der Mahayana und Tantrayana in Tibet mit der dortigen Kultur verbunden. Der Einfluss des hinduistischen Gottheiten ebenso wie die Transformation und "Zähmung" der ursprünglich tibetischen Gottheiten, Lehren und Dämonen (zu Schützern) ist ja in der tibetisch-buddhistischen Ikonografie gut zu erkennen.


    Dzogchen oder das eng verwandte Frucht-Mahamudra sind ja sozusagen nur sowas wie die Spitze des Eisbergs. Tantra / Vajrayana sind auf die Mahayana-Belehrungen aufgesetzte Methoden; Dzogchen ist eigentlich dann der Schritt aus der Methode in die Nicht-Methode. Der Punkt, wo man alles, was man gelernt hat, wieder loslassen muss. Aber man kann an diesen Punkt nicht kommen, ohne das als Basis zu haben, was man dann wieder loslässt. Und deswegen sage ich: das kann niemals eine Belehrung für einen Anfänger sein. Und ich finde es trotzdem gänzlich unkritisch, es ganz ungeheim zu veröffentlichen, solange es ein Text aus einer authentischen Wurzel ist, weil er sich dann wie beschrieben ohnehin von selbst schützt.


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    Naja, sagen wir mal, diese Art von Weisheit hat ja ein und diesselbe Quelle. Pañña umfasst jegliches bedingtes Verstehen-über den Hellblick-bis hin zur "rechten Erkenntnis" ( unbedingt ), wiederum Prajna. Die Thervadis dröseln ja alles auf bis ins kleinste Detail. Das findest du alles im 8 fachen Pfad mitsamt den Sanskrit und Palibegriffen.
    Und das ist sehr interessant und auch wichtig, wenn man z.B. in der Praxis Probleme hat.


    Mit all den Sanskrit- und Palibegriffen kannst Du mich jagen, obwohl ich bisher alles verstanden habe, wenn ich mich denn mal damit beschäftigt habe ;) Man kann alles aufdröseln, das ist dann aber erstmal auch eine Kopfsache. Man kann Unterscheidungsweisheit so aufbauen, oder aber man ist Tantriker und verschmilzt in der Meditation mit Manjushri oder der Prajna Paramita und vertraut, dass die Weisheit aus dem Raum entsteht und einem die Information, die man jetzt gerade braucht, zufliegt, auf welche Weise auch immer sich das ausdrückt (man findet ein passendes Buch oder trifft einen Lehrer, oder schaltet "zufällig" eine Doku im TV ein, oder man erlebt Serendipitäten beim Surfen durchs Netz...)


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    Transformation ist für mich ein Vorgang eine Form in eine andere zu wandeln. Mich würde daher der tibetische Begriff interessieren, ob er wirklich Transformation bedeutet oder ob sie ihn nur für Westler so angeben. Er taucht ja sonst nirgends auf in den anderen Schulen.


    Es gibt sicher einen tibetischen oder einen Sanskrit- oder Palibegriff, aber ich kenne ihn nicht... Transformation oder Umwandlung ist aber als deutscher Begriff sehr gebräuchlich, z.B. sind die Werkzeuge oder Waffen der Schützer Transformations-Werkzeuge...


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    Geduld halte ich für sehr wichtig, durch Geduld und Bewusstheit entsteht Ruhe und auch Differenzierungsvermögen: was ist eine gute Sache, was ist heilsam, was unheilsam...Ein klarer Geist ist ja das wichtigste und ein klarer Geist enfaltet sich durch einen friedlichen Geist, der behutsam ist, freundlich und bedacht. Brachialmethoden hat Buddha ja nicht gelehrt. Er hat einen Reinigungsprozess, der erst in Samadhi durch Erkennn der Hindernisse wirklich stattfinden kann, gelehrt.


    Es steckt hier natürlich die uralte Diskussion mit drin, ob man die Tantras wirklich als Lehren Buddhas ansieht, die er nicht zu Lebzeiten sondern in einer transzendentalen Form gegeben, oder ob man sie nicht als authentische Lehren Buddhas ansieht. Für mich als Mystiker spielt das letztlich keine Rolle, denn ich habe diese Methoden für mich als (potentiell) wirksame Methoden auf dem Weg zur Erleuchtung anerkannt. Ich erkenne einige nicht-buddhistische Lehren als echte Weisheits-Lehren an, die zur Erleuchtung führen können, wenn man sie richtig anwendet.


    Oft ist es ja so, dass es mehr Differenzen zwischen einer mystischen Schule in der eigenen "Religion" zu ihrer etablierten Tradition gibt, als zwischen den Mystikern aus den verschiedenen Traditionen. So weiss man bei etlichen Gleichnissen nicht so recht, ob sie nun von den Advaitas, aus dem Dzogchen oder von den Sufis stammen. Das Bild an sich ist mystisch richtig; letzendliche Wahrheit muss immer und überall in gleicher Weise gültig sein, wenn sie wirklich essentiell sein soll.

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    Theravada sucht keinen Weg drumherum, Theravada scheint einfach nur vernünftiger zu sein :) , denn man kann ja keinen Grashalm ziehen damit er wächst. Das Gesetz des Dhamma ist unbestechlich. Ob wir es blitzartig erfassen oder eher langsam, liegt nicht in unserer Hand. Es braucht auch Bedingungen zur Erkenntnis, man kann sie nicht künstlich erzeugen.


    Eines dieser schönen Gleichnisse, das den Sufis zugeschrieben wird, lautet so: Meister, wie kann ich tun, um Erleuchtung zu erlangen? Mein Schüler, Du kannst nichts tun, um Erleuchtung zu erlangen, aber Du musst so handeln, als würdest Du das nicht wissen.


    Ich finde, das Bild mit dem Grashalm passt hier nicht. Ich kann durchaus eine giftige Pflanze zu einem Heilmittel umwandeln. Dass die Dosis das Gift macht, ist hinlänglich bekannt. Das Beispiel funktioniert soweit also auch innerhalb der uns bekannten bedingten Welt.


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    VOOM108:

    Mit der Qualität ist ausserdem gemeint, dass in dem Moment, wo ich die akute Wut mit Leerheit durchdrungen habe, die weiter vorhandene Energie sich zur einer Weisheit wandelt. Im Fall von Zorn wäre das die sog. Spiegelgleiche Weisheit: man sieht alles ganz klar genau so, wie es ist. Dahinter steckt ja auch etwas körperliches: Ich kann zwar mental die Leerheit der Wut erkennen, aber die Erregung im Körper ist damit noch nicht abgebaut, das Adrenalin wallt weiter durchs System.


    Ich hab keine Ahnung warum "Dzogchen" hier so ein Fass aufmacht. ;) Warum sagt ihr nicht einfach präsente Wahrnehmung ? Natürlich ist eine tiefe, konzentrierte Wahrnehmung klar
    und unbeeinflusst; diese Lehrheit ist doch kein Ding, was man anwendet, sie ist einfach Da, aber sie wird umwölkt von Trübnissen, also auch z.B. von Wut. Man kann aber davon ausgehen, daß diese Art von Wut oder Erregung garnicht mehr so aufflammt, wenn Präsenz da ist. Man soll unheilsames nicht fördern, sagt Buddha, auch nicht um es in irgendeine Weisheitsenergie "umzuwandeln". Wie soll das denn gehen, wenn doch Weisheit erst einsetzt, wenn die gröbsten Hindernisse ( auch Wut und Sinneslust ! ) gelöst sind (durch Meditation wie Buddha sie lehrte !) ?


    Zunächst ist das mit der Transformation eher ein Tantra-Thema als eines des Dzogchen. Dzogchen ist noch simpler, noch direkter. Präsente Wahrnehmung (Achtsamkeit) ist aber hier nur eine Methode, die Transformation möglich macht. Durch die Präsente Wahrnehmung kann ich einen Raum aufmachen zwischen Reiz und Reaktion. Die Transformation selbst ist die Erkenntnis, dass es nichts Unheilsames im Universum gibt. Es geht nicht darum, eine Energie wie Zorn zunächst zu fördern, um dann daraus aus eine Weisheit zu machen. Es geht darum, das was von sich aus erscheint, nicht als etwas Unheilsames anzusehen, sondern im Moment direkt damit zu arbeiten, indem man erkennt, dass es in seiner Essenz neutral ist und ich es als Weisheitsenergie nutzen kann - wenn es denn schon mal da ist. Ich nehme das, was vor der Nase liegt, und erkenne es als Erleuchtet. In jedem Jetzt. Und auf einmal wird die ganze Welt transformiert. Es ist die gleiche Welt, ich muss am Aussen (inklusive der eigenen geistigen Objekte) nichts verändern - meine Art wie ich die Dinge wahrnehme macht die Welt für mich zu einem Reinen Land.


    Ganz pragmatisch geht es darum, wenn ich sage: das Ego herausnehmen, ganz pragmatisch ausgedrückt: Ich höre auf, die Dinge persönlich zu nehmen. Dann wird aus: Ich bin wütend, weil er mich verletzt hat, ich muss ihn auch verletzen - da ist Wut, die aus Verletzung resultiert, im Raum zwischen ihm und mir - dann: es gibt Wut, die aus Verletzung resultiert. Daraus erwächst von selbst die Erkenntnis, dass der andere vermutlich selbst verletzt ist und mich deswegen so behandelt - dabei vielleicht gar nicht mich meint, sondern eigentlich seinen Vater usw. Dann kann ich mitfühlend handeln, weil ich die Situation glasklar erkenne und nicht das Bedürfnis habe, mich zu schützen, weil es da nichts gibt, was verletzt werden kann und geschützt werden muss. Zum glasklaren Erkennen der Situation kann aber auch gehören, dass ich tatsächlich vielleicht doch kraftvoll-schützend, scheinbar rasend, scheinbar zornvoll, handeln muss - aber dieser Ausdruck, aus dem Mitgefühl heraus entstehend, ist dann nicht mehr zornvoll-zerstörerisch aus dem Ego heraus.


    Wenn man in dieser Weise aufhört, die Dinge persönlich zu nehmen, ist das gleichbedeutend mit der Befreiung...


    Zitat

    Mehr schaff ich jetzt echt nicht. Es ist auch nicht von Vorteil in einem Forum so ausschweifend zu schreiben, für niemanden.


    Wieso ist das für niemanden von Vorteil - woher willst Du das wissen? Viel mehr als: "ich empfinde es für mich als nicht vorteilhaft" kannst Du doch eigentlich authentisch nicht sagen - alles andere ist Projektion ;)


    Zitat

    Nur eine Frage: was verstehst du unter Bodhicitta; empfindest du es ? Möglichst kurz :D Und gib mir bitte ein kurzes Beispiel, wie du "deine Impulse Bodhicitta anvertraust".


    Bodhicitta ist die Einstellung, mit den Mitteln eines Bodhisattva die Erleuchtung zum Wohl aller Wesen zum höchsten Ziel im eigenen Leben zu machen und das Beste zu geben, diese Sicht in allen Situationen zu halten und danach zu handeln.


    Ich würde also einerseits einen Impuls nehmen und überprüfen, ob er sich mit dieser Sicht verträgt und meine Handlungsweise ggfls. anpassen; andererseits vertraue ich darauf, dass da wo ich nicht in der Lage bin, einen Impuls zu reflektieren, bevor er sich manifestiert, das Bodhicitta an sich, weil es meine Grundhaltung ist, und weil das Bodhisattva-Versprechen mir alle Buddhas und Bodhisattvas als Rückhalt und Schutz gibt, dafür sorgt dass die Handlung die für die Situation bestmögliche ist...


    Ich finde es schwierig, dafür ein einfaches Beispiel zu geben. Es ist eine grundsätzliche geistige Ausrichtung, die mit der Zeit immer mehr zu einem Teil von einem selbst wird mit dem man implizit verwoben ist.

    Alles ist, was es von Anfang an war: dem Wesen nach pur - und damit Buddhaschaft.
    Wer dies erkennt, ist aufgewacht. Wer seine sechs Sinne im Naturzustand belässt sieht sie überall:
    die Allgegenwärtige Vollkommenheit. (Longchenpa)

  • thigle:

    Werte Onyx, ich lese jahrelang schon recht viel von dir, aber "Zen" war das nie. Weder Soto noch Rinzai noch Seon noch Chan. Ähnlich wie auch kein "Dzogchen" beim Threadersteller entdeckt werden konnte. Aus welchen Traditions-Kontexten heraus unterhaltet ihr euch hier also? Aus keinen? Wäre cool, aber das würde irgendwie anders aussehen... .


    Also ich sage ja explizit, dass ich nicht einem einzelnen Traditions-Kontext heraus rede. Du sagst, es wäre cool, wenn wir uns aus keinem Traditions-Kontext heraus unterhielten. Wie wäre das denn aus Deiner Sicht anders, als das, was hier steht? Klar ist mein Aufhänger ein Dzogchen-Text. Aber mein eigener Standpunkt ist ausdrücklich meiner eigener, nicht, mehr, und, nicht, weniger... :grinsen:

    Alles ist, was es von Anfang an war: dem Wesen nach pur - und damit Buddhaschaft.
    Wer dies erkennt, ist aufgewacht. Wer seine sechs Sinne im Naturzustand belässt sieht sie überall:
    die Allgegenwärtige Vollkommenheit. (Longchenpa)

  • VOOM108:

    In diesem Thread gibgt es ja (mindestens) zwei Ebenen - einmal die authentischen Dzogchen-Belehrungen von Dilgo Khyentse - die ich für sehr klare Aussagen und Instruktionen halte.


    Eine Instruktion innerhalb dieser Tradition sieht eben anders aus. Der Text von Dilgo Khyentse ist eine barocke Phantasie über Dzogchen. Wie fast alles, was man in der Öffentlichkeit "darüber" zu lesen bekommt, was wiederum Frucht dieser Geheimniskrämerei ist, was wiederum mehr Schaden als Nutzen anrichtet, aus oben erwähnten angerissenen Gründen.




    Habe keine Ahnung von Übertragungen, Segnungen, Felder, Buddhas usw. . Aber da ist z.b. dieser Bildschirm. Und ein Auto fährt vorüber. Höre es. Und da sind ne Menge Gedanken. Aber da ist kein "Seher", kein "Hörer", kein "Denker". Da ist doch eigentlich immer nur Sehen, Hören, Denken- vollständig offenbar ist das so. Sehr simpel. Jede weitere Suche nach einem "Denker" ist immer nur ein weiterer Gedanke, egal was man tut, egal was man denkt. Es ist unmöglich, zu irgendeinem "Dahinter" zu gelangen, es gibt keinen "Ausweg". 'Da ist nichts und niemand in irgendeinem "Dahinter"'. Da ist kein "Subjekt", kein "Beobachter" in/aus einem "Dahinter". War es nie. Ist absolut klar, daß dem so ist, wird plötzlich völlig von selbst und grund-los eine "Klarheit" aufkommen. Eine Art: Hut ab! Ahh! Diese "Klarheit", dieser "Glanz", ist das selbst-erscheinende nichtkonzeptuelle Wissen (rig-pa) genau dieses konzeptuell erwähnten Umstandes: Nichts und niemand Dahinter, nicht mal sowas wie ein Dahinter. Diese Klarheit/dieser Glanz/ dieses Wissen ist weder von den immer noch auftretenden unmittelbar spontanen, wurzel-los nicht-inhärenten Erscheinungen zu trennen, welche "Ausdruck" dieser 'Klarheit' sind, noch ist diese 'Klar-heit' irgendwie trennbar vom "Nix-Dahinter" (schwieriger Punkt zu beschreiben), was bedeutet, daß rig-pa eigentlich nicht bewusst(-sein) ist, und doch "frisch/leuchtend/klar". Wird diese selbst-leuchtende Natürlichkeit belassen, was bedeutet, dieser "natürliche Zustand" ist offenbar, "wäscht" sich alles von selbst aus bzw. ist alles bereits (primordial) selbst-befreit. Irgendwann wird auch mal auffallen, daß sich seltsamerweise ein Lächeln auf den Lippen breit-macht. Es kommt "von Nirgendwo", völlig grund-los, nicht bedingt. Dürfte "Bodichitta" sein. Witzig ist ja auch, daß dem immer so ist, aber diese Aussage bringt nicht viel, wenn, ja wenn vorher nicht doch einmal eine pointing-out-instruction gegeben wurde, was dieser Text hier nur andeuten will und auch nicht mehr kann als das. Wie auch immer, in Folge ist dann eine Entscheidung zu treffen. Eine gewichtige Entscheidung, und sie ist schwerlich zu treffen. Das wird "Trekchö genannt. Was ist denn also nun dieses bisher bedingt durch 'Unwissen' "Bewusstsein" genannte nun anderes, als diese unmittelbar offenbare Untrennbarkeit von Klar-heit, Erscheinung und Nix-Dahinter, vollständig offenbar, bereits von Natur aus, ohne jeglichen Beobachter/Subjekt? Also, Konsequenz? Auch wenn man scheinbar wieder in Unwissenheit "zurückgefallen" ist- genau das "hat man ja gelernt", durch/in dieser erwähnten selbst-klaren "Sicht". Immer wieder und wieder die "Sicht" über die erste Einführung in ebendiese "zu etablieren" und somit zu "praktizieren", bedeutet doch, daß noch nicht so recht "realisiert ist". An diesem Punkt ist die erwähnte Entscheidung fällig. An diesem Punkt gelten dann u.a. auch diverse Textbausteine dieser Tradition, welche da behaupten, man müsse überhaupt nichts tun und alles lassen wie es ist. Aber das ist eine Entscheidung, was dabei wiederum verschwiegen wird, und diese Entscheidung wiederum, fußt wie erwähnt auf einer pointing-out-instruction- meist.

  • VOOM108:


    Du sagst, es wäre cool, wenn wir uns aus keinem Traditions-Kontext heraus unterhielten. Wie wäre das denn aus Deiner Sicht anders, als das, was hier steht?


    Man sollte die 'Traditionen' erst mal sehr genau 'kennen', bevor man Kontexte fallen lassen kann, was wiederum impliziert, sie jederzeit situationsbedingt wieder überzustreifen.