Hallo,
mein Name ist Andreas. Ich meditiere on/off seit mehreren Jahren. Sehr regelmäßig und täglich erst seit etwa 1 1/2 Jahren. Früher hauptsächlich Zazen (oder was ich dafür hielt), heute mehr Vipassana. In den letzten Jahren habe ich mit Anapanasati, also der Achtsamkeit auf den Atem, keine guten Erfahrungen gemacht. Am Anfang, als diese Technik neu für mich war, klappte sie ganz gut, doch mit zunehmender Meditation verlor ich ziemlich schnell das Interesse. Ich zählte zwar die Atemzüge, war aber mit den Gedanken längst woanders. Das wurde über die Zeit eher schlimmer, als das ich irgendeine Form des Fortschritts spürte.
Dann stieß ich vor einigen Jahren auf eine Methode, die u.a. die Achtsamkeit auf visuelle/auditive Gedanken und emotionale Körpergefühle sowie deren jeweiliges Ausbleiben lehrt. Nicht nur meine Konzentration und Achtsamkeit auch im Alltag hat durch diese Meditation zugenommen, auch die Einsichten sind umfassender geworden. Fast wöchentlich wurde ich ruhiger, ausgeglichener, geduldiger, mitfühlender und meine täglichen Meditationsperioden dehnten sich fast automatisch aus, so dass ich irgendwann täglich bis zu zwei, drei Stunden saß.
Vor einigen Wochen stieß ich dann auf Ayya Khema, eine buddhistische Nonne der Theravada-Tradition. Ihre klare Sprache, ihre Striktheit und ihre Authentizität beeindruckten mich sehr. Und so überkamen mich Zweifel, ob meine bisherige Methode, die richtige für mich war. Mir schien sie zu wenig authentisch, zu wenig an den Quellen orientiert. Mit ihrer großen Auswahl an Techniken erschein sie mir wie der sprichwörtliche spirituelle Supermarkt - für jeden was dabei, aber doch nix halbes und nix ganzes.
Ayya Khema inspirierte mich also nicht nur dazu, den Grundlagen und Quellen des Buddhismus auf den Grund zu gehen, sondern auch meine alte Meditationsmethode für eine Zeit lang beiseite zu legen und dem Anapanasati eine neue Chance zu geben. Ich begann also wieder mit dem Zählen der Atemzüge. Ich hatte gehofft, dass sich die Fortschritte und Einsichten meiner alte Meditationsmethode irgendwie halten und auf die Atem-Meditation übertragen würden. Aber Pustekuchen: ich bin genauso unkonzentriert wie ganz am Anfang. Ich kann die Achtsamkeit auf den Atem kaum einige Sekunden halten. Dann schweife ich für 5-10 Minuten ab und komme wieder für ein paar wenige Sekunden auf den Atem zurück. Meine Achtsamkeit im Alltag hat schwer nachgelassen, die Einsichten bleiben aus und meine Motivation lässt nach. Das ist ehrlich gesagt ziemlich frustrierend. Hinzu kommt, dass ich relativ langsam atme (~9 Atemzüge pro Minute) und mein Ausatmen wesentlich länger und flacher als mein Einatmen ist. U.a. dadurch verliere ich trotz Zählen und aller möglichen Tricks schnell die Konzentration.
Ich stelle mir folgende Fragen: Wie lange sollte ich der Methode eine Chance geben, bevor ich sie als "unpassend" für mich ansehe (gibt es "unpassend" in der Meditation, wie sie vom Buddha gelehrt wurde, überhaupt)? Bin ich zu ungeduldig? Hat meine vorherige Meditationsmethode vielleicht einfach andere Aspekte meiner Achtsamkeit geschult (Samatha <> Vipassanā) und ich fange jetzt nochmal bei Null an? Oder hat sie gar weniger haltbare und weniger wichtige Eigenschaften geschult (immerhin scheinen die alten Fortschritte innerhalb kürzester Zeit wie weggeblasen)? Woran merkt man eigentlich Stillstand? Wie lange kann es dauern, bevor sich auch nur der geringsten Erfolg zeigt? Sollte ich "Erfolg" im Bezug auf die Meditation vielleicht anders deuten? Und sollte ich vielleicht zu meiner alten Methode zurückkehren, die zwar auch oft mühsam war, mir aber spürbar große Fortschritte ermöglichte?
Vielleicht kann mir jemand aus eigener Erfahrung dazu etwas sagen.
Vielen Dank schonmal für die Mühe
Andreas