Genügsamkeit

  • Ich habe mir letztens die Frage gestellt, was ich mir kaufen könnte von dem Geld was ich gerade über habe. Und zu meiner Überraschung musste ich dieses mal wirklich lange überlegen ob ich mit diesem und jenen auch wirklich etwas anfangen könnte, ob ich es wirklich bräuchte. Das ist ein bisschen ungewohnt, da ich früher viele Bedürfnisse hatte.


    Ich besaß 100e Musik CDs, heute reicht mir ein Album. Ich wollte jeden Tag etwas anderes essen, heute gebe ich mit den einfachsten Speisen zufrieden. Ich wollte die ganze Welt sehen, heute bin ich glücklich wenn ich in den Zoo gehe oder selbst wenn ich nur die Blaumeisen auf meinem Balkon beobachte.


    Heute könnte ich mir das alles leisten, und nun habe ich kein besonderes Bedürfnis mehr danach. Das ist eine sehr glückliche Entwicklung die da entstanden ist, die mir sogar schon das Kompliment eingebracht hat, das ich "früher aufregender gewesen sei." Haha, und diese Aussage hat mich wirklich aufrichtig gefreut, da sie den Kern der Sache tatsächlich trifft. Ich bin langsam angekommen, ich bin langsam zufrieden mit meinem Leben, mit den Dingen wie sie laufen und sehe große Erleichterung in der Einfachheit und der Ruhe die sie mit sich bringt. All die unterschiedlichen Aktivitäten denen ich früher nachgegangen bin, all die Dinge und Menschen denen ich früher nachgejagt bin, egal wie gut es lief, es war nie so befriedigend und befreiend wie die Erkenntnis auf solche Dinge nicht mehr angewiesen zu sein. Heute bin ich in vielerlei Hinsicht leicht zufrieden zu stellen, und das mögen einige besonders hungrige Menschen als bedenklich ansehen, aber es ist wirklich äußerst ereichternd.


    Und nun träume ich höchstens noch von einem kleinen Gartenhäuschen und dann hätte ich wohl meinen weltlichen Frieden auch erst einmal gefunden. Aus Gründen weltlicher Verpflichtungen passt das auch zeitlich ganz gut.


    Sind diese erfüllt kann es nur noch das Kloster sein... :D

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Das freut mich für dich Geronimo :) .


    Das mit dem "früher warst du aber...." kenne ich.


    Wenn ich zb auf einer Geburtstagfeier (Familie) nix trinke, kommt dann mal so ein "du bist ja langweilig" :D
    Dabei ist es doch so spannend, nüchtern und achtsam die ganzen betrunkenen Menschen zu beobachten und zu reflektieren.

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • Maybe Buddha:

    Das freut mich für dich Geronimo :) .


    Das mit dem "früher warst du aber...." kenne ich.


    Wenn ich zb auf einer Geburtstagfeier (Familie) nix trinke, kommt dann mal so ein "du bist ja langweilig" :D
    Dabei ist es doch so spannend, nüchtern und achtsam die ganzen betrunkenen Menschen zu beobachten und zu reflektieren.


    Haha, zum Beispiel. :D

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Wenn man alle Lebensbereiche als Wettbewerb definiert, dann ist Zufriedenheit unmöglich. Mit dem schicken neuen Auto fühlt es sich die ersten Kilometer toll an, aber nach kurzer Zeit: hat man sich daran gewöhnt. Das Stehen im Stau ist dann genauso lange, wie in einem alten kleinen Wagen. Zwangsentschleunigung. :D


    Man gewöhnt sich schnell an neue Umstände und das Vergleichen geht von neuem Los. "Wer hat mehr?" Ohne Ende.

    "Die Lösung des Problems, das Du im Leben siehst, ist eine Art zu leben, die das Problemhafte zum Verschwinden bringt."
    Ludwig Wittgenstein, Vermischte Bemerkungen, 1937

  • In einige Bereichen meines Daseins hat die Genügsamkeit auch bereits Einzug gehalten. In Anderen hingegen erlebe ich mich immer noch als eher maßlos. Ineressant wird es, wenn ich schaue, welche Funktion mein Verhalten auf emotionaler Ebene erfüllt.



    Herrliche Grütze :)

  • Mein Kloster ist die Welt in der ich lebe.
    Ich bin nicht mehr Teil des Ganzen ich bin Teil im Ganzen.


    Ps: Beobachte genau, es könnte zu Verzweiflung führen keine Wünsche mehr zu haben. Nimm mit wirklicher/bewusster Freude Geschenke an, denn Menschen möchten Wünsche erfüllen, auch wenn keine geäußert wurden.
    Bei mir war die Zeit des Friedens erst unumkehrbar als ich erkannt habe das Menschen zeigen wollen das sie mich gern haben.
    lebe Grüsse
    Helmut

  • Ellviral:

    Mein Kloster ist die Welt in der ich lebe.
    Ich bin nicht mehr Teil des Ganzen ich bin Teil im Ganzen.


    Ps: Beobachte genau, es könnte zu Verzweiflung führen keine Wünsche mehr zu haben. Nimm mit wirklicher/bewusster Freude Geschenke an, denn Menschen möchten Wünsche erfüllen, auch wenn keine geäußert wurden.
    Bei mir war die Zeit des Friedens erst unumkehrbar als ich erkannt habe das Menschen zeigen wollen das sie mich gern haben.
    lebe Grüsse
    Helmut


    Paar Wünsche sind ja schon noch da, und sie machen das Leben ja auch angenehmer. Gänzlich wunschlos in der Stadt zu leben könnte sogar zu Problemen führen, könnte ich mir vorstellen.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Geronimo:

    Paar Wünsche sind ja schon noch da, und sie machen das Leben ja auch angenehmer. Gänzlich wunschlos in der Stadt zu leben könnte sogar zu Problemen führen, könnte ich mir vorstellen.


    Die Wünsche werden aber schnell relativiert und verschwinden nicht unbedingt wegen der Vergänglichkeit der Objekte sondern eher weil ich schon weiss das sie bald irgendwo rumliegen und sich ansammeln. Ballast.
    Ich habe mich lange Zeit selber vergessen, Selbstvergessen kommt automatisch, meine Bedürfnisse wurden immer geringer und dieses unverständlicher für meine Umwelt. Heute ist das so das ich mit meinem Partner und ohne weitere Freunde und Verwandte zufrieden sein kann und nicht genervt werde von Menschen die immer wissen was für mich gut zu sein hat. Es gibt nichts schlimmeres als Menschen die vor lauter Mitgefühl vergessen mal den Mund zu halten und einfach mal zuhören. Das Wunschlossein geht den Angstlossein voraus und das wird dann wirklich überraschend. Dann folgt das Befreitsein, nur in der Anfangszeit was besonderes.
    liebe Grüsse
    Helmut

  • Das hast Du schön beschrieben, Helmut.


    Wenn mich jemand fragt, was ich mir wünsche, muss ich - wenn ich das dann für wichtig halte - mich richtig anstrengen, um mir Wünsche, die ich mal hatte, wieder ins Gedächtnis zu rufen. Ansonsten empfinde ich das meiste als Ballast. Der Keller steht voll, vor allem dann, wenn zwei Familien zusammengewürfelt wurden und schon für ein Enkelkind Spielzeug dort aufbewahrt wird. So nach und nach wird das an Menschen, die das gerne haben möchten und brauchen, abgegeben.


    Es ist wie es ist. Eins folgt dem anderen. Die Übung der Wunschlosigkeit führt eben auch dazu, sich weniger zu fürchten, weil ja nicht mehr so viel zu verlieren ist z. B. und das wiederum führt zu einem Gefühl des Reich-Seins, weil eben genug vorhanden ist, selbst wenn das, was da ist, auch noch gehen darf. So ist es beim Essen und bei der Befriedigung sonstigen Hungers generell. Es kommt auf ein Maß, das notwendig ist, mehr nicht. Das alles führt wiederum zu noch mehr Freiheit ...


    So jedenfalls meine Erfahrung - und da gibt's dennoch genug des Los-Lassens. ;)


    _()_ Monika


  • Hallo MonikaMarie!
    Ich wünsch Dir einen guten Rutsch in ein gutes neues Jahr! :D
    Helmut

  • Dir auch, Helmut, Danke. :D
    _()_ Monika (wegen der 28 Zeichen blabla :lol:


  • http://www.palikanon.com/khuddaka/it/it100t109.html

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Ellviral:

    Was willst Du mehr: Stadtmönch? Vielleicht einen Abt?
    Vergiss es Du bist der Abt, der Mönch, der Laie und das Kloster.


    Die Bezeichnung ist egal, aber die Lebensumstände sind es nicht.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)




  • http://www.palikanon.com/khuddaka/sn/sn_i03_75.html#sn_42

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)