Buddhismus 2.0

  • @ Bakram
    Ja, ich kann auch nix mit "engagiertem Buddhismus" anfangen. Braucht man für gesellschaftliches Engagement ne Religion, religiöse Rechtfertigung oder religiöse Grundsätze. Ne. Man ist Bürger und daraus ergeben sich von selbst die entsprechenden Pflichten. Wer da noch welcher Religion anhängt, ist doch vollkommen uninteressant.

  • Doris Rasevic-Benz:

    Nur fällt es mir schwer, das auf eine bestimmte Gruppe zu beschränken, die Genannten sind halt nur sehr plakativ.


    Stimmt, aber anders war es nicht gemeint.


    Zitat

    Aber im Grunde betrifft es jeden einzelnen in irgendeiner Weise. Es sind auch stets normale "weltliche" Bedürfnisse, die da höhere Weihen erhalten sollen.


    Ehrlich gesagt, mir ist der Gedanke noch nicht gekommen.


  • Im Moment sind die paar Säkularen doch dabei jedeR für sich herauszufinden, was denn bitte authentisch buddhistisch ist :D


    B.Brecht:

    Herr K. betrachtete ein Gemälde, das einigen Gegenständen eine sehr eigenwillige Form verlieh. Er sagte: "Einigen Künstlern geht es, wenn sie die Welt betrachten, wie vielen Philosophen. Bei der Bemühung um die Form geht der Stoff verloren. Ich arbeitete einmal bei einem Gärtner. Er händigte mir eine Gartenschere aus und hieß mich einen Lorbeerbaum beschneiden. Der Baum stand in einem Topf und wurde zu Festlichkeiten ausgeliehen. Dazu mußte er die Form einer Kugel haben. Ich begann sogleich mit dem Abschneiden der wilden Triebe, aber wie sehr ich mich auch mühte, die Kugelform zu erreichen, es wollte mir lange nicht gelingen. Einmal hatte ich auf der einen, einmal auf der anderen Seite zuviel weggestutzt. Als es endlich eine Kugel geworden war, war die Kugel sehr klein. Der Gärtner sagte enttäuscht: "Gut, das ist die Kugel, aber wo ist der Lorbeer?"


    Die etablierten Schulen (die alle mal selbst irgendwann für ihre Zeit (ihr saeculum) die damalige säkulare Bewegung waren) sind oft versucht, die Reinheit ihrer Interpretation der Lehre mit der Reinheit der Lehre selbst gleichzusetzen. "Wellness-Buddhismus" ist nicht das Resultat der Arbeit der wenigen Säkularen, sondern eine Vermarktungserscheinung von Fragmenten der Lehre in einer Umgebung, die absolut alles vermarktet.


    Wo zwischen den Gedankengebäuden der etablierten Schulen und der Realität Risse und Zwischenräume entstanden sind gedeiht darin Gras und Moos und alles mögliche andere, gedüngt von $ und € Strömen. Im Westen genau wie in Ländern mit einer Bevölkerungsmehrheit, die sich selbst als Buddhisten versteht.

  • Zitat

    Ehrlich gesagt, mir ist der Gedanke noch nicht gekommen.


    Es gibt eine schöne Geschichte aus dem tibetischen Erzählkanon:
    Ein großer Einsiedler lebt oben in den Bergen allein in seiner Höhle.
    Wie das in Tibet so üblich ist, kommen Dorfbewohner zu ihm und bringen Nahrung, hohlen sich einen Segen, berichten über dies und das.
    Eines Tages erzählen sie ihm, dass sein Meister sich auf den Weg gemacht hätte, ihn in der Einsiedelei zu besuchen.
    Der Einsiedler sieht sich in seiner Höhle um und stellt mit Erschrecken fest, dass er über das Meditieren, die Höhle und den Altar gänzlich hat verlottern lassen. Panisch fängt er an zu putzen und aufzuräumen. Als er fertig ist, sieht er sich sein Werk an, die Höhle ist picobello, der Altar rein und herausgeputzt, und da fängt er an zu lachen. Daraufhin nimmt er eine Handvoll Staub und wirft sie über den Altar.


    Und nein, ich denke nicht, dass damit das Reinlichkeitsbedürfnis gemeint ist. :D

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • bel:
    Sherab Yönten:


    Lass mich doch auch mal was "nur so dahinsagen", da bin ich doch in bester Gesellschaft :lol:


    Klar, Hauptsache man muß inhaltlich nicht Stellung nehmen.


    Genau 8)

  • Doris
    Na ja, bei mir ist jedenfalls allgemein bekannt, daß ich einen generellen Hang zur Schlampigkeit habe :)

  • bel:

    Soweit ich Batchelor verstehe, meint er einen "aufgeklärten Buddhismus". Dafür bin ich auch, aber dazu braucht es m.E. keine neue Fahne.


    "Aufgeklärter" Buddhismus. Das war das Wort, nach dem ich dauernd gesucht habe.
    Danke sehr.

  • Tulamben:

    Hier ein weiterer Auszug aus dem o.g. Artikel:
    "Säkularer Buddhismus versucht eine radikale Neuinterpretation der überlieferten Lehren Buddhas in der und für die heutige säkulare Gesellschaft. Radikal insofern, dass nicht einfach eine oder mehrere der bestehenden buddhistischen Schulen mit all ihren Traditionen in ein moderneres Gewand gekleidet werden, sondern dass die vermutlich zentralen und originären Ideen des historischen Buddha mittels kritischer Analyse der althergebrachten Texte und der historischen Zusammenhänge herausgearbeitet werden. Im Kontext zeitgenössischer philosophischer und wissenschaftlicher Erkenntnisse werden diese Ideen neu interpretiert, mit dem Ziel der Formulierung einer Praxis-Anleitung für ein gelungenes Leben in der heutigen Zeit."


    Mich würde interessieren, wir ihr zu diesem Ansatz steht


    Sehr positiv. Nur praktiziere ich Zen, und da stehen die althergebrachten Texte nicht im Vordergrund. Aber die Übung mit einer Aufarbeitung der althergebrachten Texte in Zusammenhang zu bringen, da bin ich sehr dafür. Habe auch schon an dem einen oder anderen derartigen Seminar teilgenommen, und fand das alles sehr interessant.


    Zitat

    und ob und warum Ihr diesen Ansatz z.B. als eine interessante Alternative empfindet


    Absolut.

  • void

    Hat das Thema geschlossen.