Zum Kern der Sache

  • Aiko:

    Es geht um die Einsicht (Ansicht) der Wirklichkeit - das ist wirkliche Einsicht und im Gegensatz dazu gibt es falsche Einsicht. Wirklichkeit meint hier das Bedingte Entstehung und zusammen mit dem Abfallen der Triebe taucht diese Einsicht auf - wenn dieses, dann jenes
    http://www.palikanon.com/majjhima/m009n.htm


    Selbstverständlich war er kein "großer Meister" - er war zum Tulku ernannt worden - mit 18 Jahren - in ein System hinein, das er zeitlebens nicht verlassen hat und von dem er ja abhängig war. Man schafft er nicht in die tibetische Tradition aufgrund von Einsicht oder Erleuchtung - sondern weil man FÜR die Tradition einen Nutzen verspricht. So ist das mit nahezu jeder Tradition.


    ja, deine Antwort ist klar.
    Danke.


    _()_

    Meinst Du immer noch nicht frei zu sein? – da irrst Du dich :)

  • * Niemand ist ein grosser Meister, BLOS WEIL er als Tulku anerkannt wird


    * Als Tulku werden in der Regel aber nur die anerkannt, die das POTENTIAL haben, grosse Meister zu werden, wenn sie die angemessene Ausbildung erhalten


    * Dass jemand ein Tulku ist, schliesst definitif nicht schon mal per se aus, der sie / er ein grosser Meister ist (wie es im letzten Posting irgendwie klingt)



    Über einen einzelnen Lehrer zu urteilen, dessen Schule und System man schon man grundsätzlich nicht anerkennt, und diesem seine Befähigung abzusprechen, blos weil er Teil und Ausdruck dieses Systems ist, ist grundsätzlich nicht angemessen.



    Angemessen, im Sinne jeder buddhistischen Spielart, ist es dem Lehrer eines anderen, auch wenn man ihn selbst nicht anerkennt, doch zumindest Respekt entgegen zu bringen. Denn es gehört zu den Verfehlungen im buddhistischen Sinne, ein möglicherweise nützliches Geistband zwischen anderen Wesen nicht zu trennen, blos weil man dessen Qualität anhand der eigenene Maßstäbe nicht beurteilen kann.


    Nun, ich verallgemeinere etwas dummerweise gehört das zu den tantrischen Gelübden, aber vielleicht könnte man sich das auch als nicht-tantriker auf die Fahne schreiben, ich finde das nämlich eine universell nützliche Haltung ;)

    Alles ist, was es von Anfang an war: dem Wesen nach pur - und damit Buddhaschaft.
    Wer dies erkennt, ist aufgewacht. Wer seine sechs Sinne im Naturzustand belässt sieht sie überall:
    die Allgegenwärtige Vollkommenheit. (Longchenpa)

  • VOOM108:

    * Niemand ist ein grosser Meister, BLOS WEIL er als Tulku anerkannt wird


    * Als Tulku werden in der Regel aber nur die anerkannt, die das POTENTIAL haben, grosse Meister zu werden, wenn sie die angemessene Ausbildung erhalten


    Klar. Ist in allen ähnlichen Systemen so. Irgendein Auswahlkriterium muss man ja formulieren.

    Zitat


    Angemessen, im Sinne jeder buddhistischen Spielart, ist es dem Lehrer eines anderen, auch wenn man ihn selbst nicht anerkennt, doch zumindest Respekt entgegen zu bringen. Denn es gehört zu den Verfehlungen im buddhistischen Sinne, ein möglicherweise nützliches Geistband zwischen anderen Wesen nicht zu trennen, blos weil man dessen Qualität anhand der eigenene Maßstäbe nicht beurteilen kann.


    Ich habe Chögyam Trungpas Bücher gelesen. Allerdings bin ich kein Schwarmgeist.

    Zitat


    Angemessen, im Sinne jeder buddhistischen Spielart, ist es dem Lehrer eines anderen, auch wenn man ihn selbst nicht anerkennt, doch zumindest Respekt entgegen zu bringen. Denn es gehört zu den Verfehlungen im buddhistischen Sinne, ein möglicherweise nützliches Geistband zwischen anderen Wesen nicht zu trennen, blos weil man dessen Qualität anhand der eigenene Maßstäbe nicht beurteilen kann.
    Nun, ich verallgemeinere etwas dummerweise gehört das zu den tantrischen Gelübden, aber vielleicht könnte man sich das auch als nicht-tantriker auf die Fahne schreiben, ich finde das nämlich eine universell nützliche Haltung ;)


    Kritik ist eine universell nützliche Haltung - jedenfalls im Buddhismus und in der Aufklärung. Ich formuliere im übrigen meine Kritik nicht anhand persönlicher Animositäten - sondern habe das begründet.
    Es gehört auch zum Vertrauen in den Geist zu wissen, dass man ein Band zwischen anderen nicht trennen kann - schließlich gibt es überhaupt keine getrennten Wesen.

  • Ein kritischer Geist und seine Meinung zu sagen, finde ich auch höchst buddhistisch und sehr sinnvoll!


    Mit den Bänden das ist so seine Sache. Bleiben wir mal auf der bedingten Ebene. Dann läßt sich eine gute tantrische Verbindung doch durchaus mutwillig stören oder gar zerstören. Da gilt es halt den gesunden menschenverstand walten zu lassen, ob man sieht dass jemand an etwas wächst oder davon sinnvoll profitiert, oder ob jemand tatsächlich nur ausgenutzt wird usw.

    Alles ist, was es von Anfang an war: dem Wesen nach pur - und damit Buddhaschaft.
    Wer dies erkennt, ist aufgewacht. Wer seine sechs Sinne im Naturzustand belässt sieht sie überall:
    die Allgegenwärtige Vollkommenheit. (Longchenpa)

  • VOOM108:

    Und dieses Urvertrauen bezieht sich auch darauf, dass ich mir selbst als Zuflucht vertrauen kann und keine äußere Zuflucht brauche. Seitdem bin ich nicht mehr "Buddhist" oder sonst irgenein -ist, oder -pa oder wie auch immer, sondern "freier Mystiker", der viele Lehrer anerkennt, aber sich von keinem abhängig macht.


    komisch - aber ist das nicht genau das, was buddha lehrte? seid euch selber eine zuflucht. wenn man es wörtlich sehen will, dann würde ich es umdeuten als: "zuflucht zum meditationskissen" :D


    ich halte trungpa auch für einen großen bodhisattva. er hat mich auch bisher am meisten inspiriert.. jammer schade, dass er so früh gestorben ist. ich frag mich manchmal, ob er nicht schon wieder gekommen ist :grinsen:

  • VOOM108:

    Ein kritischer Geist und seine Meinung zu sagen, finde ich auch höchst buddhistisch und sehr sinnvoll!


    Naja - es ist auch ein Entscheidungsprozess, wenn man urteilt.

    Zitat


    Mit den Bänden das ist so seine Sache. Bleiben wir mal auf der bedingten Ebene. Dann läßt sich eine gute tantrische Verbindung doch durchaus mutwillig stören oder gar zerstören.


    Wir sind immer auf der bedingten Ebene - zumindest im konkreten Leben und da ist nach meiner Erfahrung jede Verbindung zu prüfen - ob sie störbar ist und gar zerstört werden kann. Ist letzteres der Fall, dann war es eben nicht die richtige Verbindung. Verbindungen, die nicht Erschütterungen stand halten, sind eben keine. Ich hänge an keiner Verbindung, die so geartet ist. Freiheit bedeutet los lassen können.

    Zitat


    Da gilt es halt den gesunden menschenverstand walten zu lassen, ob man sieht dass jemand an etwas wächst oder davon sinnvoll profitiert, oder ob jemand tatsächlich nur ausgenutzt wird usw.


    Ich weiß nur, dass man diese Frage nur entscheiden kann, wenn man genau hinsehen kann. Und bei Verbindungen in denen der Grad der Ausnutzung bemerkbar ist, weiß ich aus Erfahrung, dass diese im Verborgenen blühen. Grundsätzlich bin ich dem Profit gegenüber sehr kritisch eingestellt - Profit ist Illusion.

  • Das Video find ich insofern schon spannend, als dass er sagt: "Wir müssen die Belehrungen von Rinpoche ins Tibetische Übersetzen, damit sie hier studiert werden können..."


    Das sagt etwas darüber aus, wie sehr er im Westen angekommen war. Und mir kam noch ein Gedanke: Der Fokus des 11. lag ja ganz auf Shambhala-Training. Möglicherweise hat er einen früheren Todeszeitpunkt gewählt, damit der 12. zu einer bestimmten Zeit wieder als Erwachsener aktiv werden konnte. Anders getimed wäre der 11. jetzt ein alter Mann oder gerade geboren, was aber wenn es in den nächsten 20 Jahren eine spezielle Aufgabe für ihn gibt?

    Alles ist, was es von Anfang an war: dem Wesen nach pur - und damit Buddhaschaft.
    Wer dies erkennt, ist aufgewacht. Wer seine sechs Sinne im Naturzustand belässt sieht sie überall:
    die Allgegenwärtige Vollkommenheit. (Longchenpa)

  • VOOM108:

    Der Fokus des 11. lag ja ganz auf Shambhala-Training. Möglicherweise hat er einen früheren Todeszeitpunkt gewählt, damit der 12. zu einer bestimmten Zeit wieder als Erwachsener aktiv werden konnte. Anders getimed wäre der 11. jetzt ein alter Mann oder gerade geboren, was aber wenn es in den nächsten 20 Jahren eine spezielle Aufgabe für ihn gibt?


    Ja - das macht Sinn.