Läuterung

  • "Läuterung" ist ein veraltetes Synonym für "Reinigung",


    Das "visuddhimagga" ist der Pfad der Reinigung (path of purification, siehe Spock s Beitrag).


    Was wird gereinigt? Der Geist und unser Verhalten. Durch achtsames Betrachten und den achtfachen Pfad erkennen wir karmische Verstrickungen und lösen sie auf.

    Herzlichen Dank an Alle für Eure Antworten.


    Diese Antwort scheint für mich erst einmal am verständlichsten und so wie es aussieht, muss man nicht extra noch Reinigungsrituale vornehmen; der achtfache Pfad wäre somit dann wohl ausreichend.?

    Liebe Grüße Schneelöwin


    Ein Geist, der an eine Idee gebunden ist, an ein Konzept, an eine Wertvorstellung macht Handlung immer korrupt. Wenn man an einen Glauben gebunden ist, wird die eigene Handlungsweise glaubensgemäß und daher korrupt sein. Wenn man nach seinem eigenen Erfahrungswissen handelt, wird die Begrenztheit des Wissens die Handlung immer korrupt sein lassen.

    Jiddu Krishnamurti




  • ...der achtfache Pfad wäre somit dann wohl ausreichend?

    Nein, ist er nicht. Sondern am aller ausreichensten!

    Das verstehe ich nicht - den Unterschied?:oops:

    Liebe Grüße Schneelöwin


    Ein Geist, der an eine Idee gebunden ist, an ein Konzept, an eine Wertvorstellung macht Handlung immer korrupt. Wenn man an einen Glauben gebunden ist, wird die eigene Handlungsweise glaubensgemäß und daher korrupt sein. Wenn man nach seinem eigenen Erfahrungswissen handelt, wird die Begrenztheit des Wissens die Handlung immer korrupt sein lassen.

    Jiddu Krishnamurti




  • Aber das magst du ja auch nicht erklären.

    Hör bitte auf mir Sachen zu unterstellen. Eine Erklärung habe ich im letzten Post versucht. Wenn Du der nicht folgen kannst, könntest Du nachfragen.


    End of communication.

    Aravind.


    Das ist richtig. Die hatte ich überlesen, die Erklärung.


    Verstrickungen sind beispielsweise Beziehungen zu Dingen, Menschen oder Glaubenssätzen, deren Natur man nicht erkennt, sondern denkt, "ich muss jetzt so handeln, sonst ... " (was schlechtes passiert, Katastrophe, zu meinem Nachteil,...). Man ist dann auf Autopilot und erkennt nicht, ob das eigene Handeln heilsam oder unheilsam ist.


    Man kann sich von Dingen lösen, wenn man achtsam mit den Dingen verknüpfte Vorstellungen betrachtet. Festigen tut man die Loslösung (die zumindest einmal in einer ruhigen Betrachtung auftritt) durch spezifische Entsagung. Was aber ist mit den Glaubenssätzen? Die sind ja zumeist unerkannt, wie du es sagst. Wie kann man das NichtErkennen durch Betrachtung erkennen und lösen?


    Ich hatte den Eindruck, der Begriff "karmische Verstrickung" mystifiziert einen eigentlich einfachen Zusammenhang zwischen Auffassung und Handlung. Ähnlich wie man den Begriff "Läuterung" auch mystisch/religiös auffassen kann.





    :earth:

  • Du möchtest darin eher das "reinigen" sehen (eines Geistes, oder eines Verhaltens). Im Sinne von "Lösung karmischer Verstrickungen". Ich eher das Abstandnehmen von bestimmten Handlungen durch Einsicht.

    Ja. Ist doch beides Läuterung letztlich. Das Abstandnehmen von unheilsamen Handlungen und das Erwerben von Einsicht gehen Hand in Hand. Und führen zu einer Reinigung des Geistes, und letztlich zu einer Lösung karmischer Verstrickungen.


    Ich seh da gar keine Widersprüche, nur unterschiedliche Schwerpunktsetzungen.

  • gern geschehen!


    Und genau, mit Reinigungs"ritualen" hat das nichts zu tun. Der "Pfad der Reinigung" beschreibt die praktische Anwendung des Wegs des Buddha, mit Tugend, Meditation, und dem Erkennen der Natur der Silas (u.a.) . Es ist ein Kommentar zum Palikanon, der IMHO "nur" erläutert und systematisiert, und für die tägliche Praxis aufbereitet, aber nichts neues hinzufügt.

    Wie Spock bereits bemerkte, kommt der Begriff "visuddhi" für Reinigung bereits im Palikanon selbst vor.


    Liede Grüße,

    Aravind.

  • Zitat

    Alephant Was aber ist mit den Glaubenssätzen? Die sind ja zumeist unerkannt, wie du es sagst. Wie kann man das NichtErkennen durch Betrachtung erkennen und lösen?


    Da kann ich nur von mir sprechen: Dadurch, dass sich mein Geist in der Einsichts-Meditation leert und daraus hin und wieder Erkenntnis entsteht. Ein Teil unseres Unbewussten ist ja viel weiser als unser Alltags-ich. (der andere Teil versucht auf Teufel komm raus, unsere Egokonstruktion zu retten :) ).


    Eind andere Möglichkeiten scheint das Lesen von Sutras zu sein. Damit bin ich nicht sehr erfolgreich (in Bezug auf spontane Erkenntnis). Ich höre immer wieder, dass das bei anderen gut funktioniert.


    Liebe Grüße, Aravind.

  • Zitat

    Alephant Ich hatte den Eindruck, der Begriff "karmische Verstrickung" mystifiziert einen eigentlich einfachen Zusammenhang zwischen Auffassung und Handlung.

    Ach Du scheiße, ich hab das grad gegoogelt, der Begriff wurde ja von der Esoszene gekapert! Jetzt verstehe ich, dass Dich das stutzig macht! Den kann ich nie wieder verwenden. :(


    Ich habe den Begriff von meinem Lehrer, und die Idee dahinter ist gerade das Gegenteil von Eso: Den oft esoterisch aufgeladenen Begriff "Karma" mit dem modernen verwandten psychologischen Begriff der Verstrickung zu verknüpfen, um ihn zu entmystifizieren.


    Liebe Grüße, Aravind.

  • Lauter sich läuternde Leute finden sich hier im Buddhaland, mir gefällt's:)

    Aber pst🤐, nich zu Laut verlauten lassen, dass man zu den sich läuternden Leuten gehört. Wenn man es an die große 🔔 hängt, dass man zu den sich läuternden Leuten gehört, gilt man vielleicht als Angeber. Lieber zu der Laute🎵 ein paar sanfte Laute verlauten lassen, das würde noch mehr Leute läutern, als nur seine Angeberei verlauten zu lassen.


    PS:

    Das läuten der großen 🔔, ist ein Laut, der nur Sinn macht, wenn sich die Leute dann auch läutern.

    ich schenk dieses Leben dem Leben zurück...
    weil es nie meins war...
    und jede Trennung nur scheinbar...
    alles in Vielfalt immer eins war...
    brich meinen Stolz…bis ich in Demut mir die Wahrheit schenke...
    nimm hinfort all die falschen Ideen, den falschen Glauben...
    denn wenn nichts mehr bleibt ist alles übrig...
    es gibt nichts zu verstehen...

    Aus dem Song ,,Schmerz" vom Deepwalka

  • Und In ganz einfachen Worten:


    Läuterung/Wandlung des Herzens versteht,

    „das persönliche Leid“ durch das gelebte Dhamma so zu wandeln, zu transformieren,das das ‚ geläuterte’ Herz von allen Schmerzen gereinigt wird um die absolute Zufriedenheit im Inneren zu vervollkommnen.


    Denn nur das reine Herz geht den rechten Pfad und entwickelt damit die Rechte Absicht (Kamma) für sich im Hier und Jetzt und für Andere in Zukunft.❤️

  • Läuterung/Wandlung des Herzens versteht,

    „das persönliche Leid“ durch das gelebte Dhamma so zu wandeln, zu transformieren,das das ‚ geläuterte’ Herz von allen Schmerzen gereinigt wird um die absolute Zufriedenheit im Inneren zu vervollkommnen.

    Schöne Formulierung! Ich würde noch "Die Ursachen für „das persönliche Leid“ durch das gelebte Dhamma so zu wandeln," einfügen.


    Das war die Stelle, wo Alephant und ich das gleich meinten, es aber völlig verschieden ausgedrückt haben.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Aravind


    zum Begriff Karma:


    Ich habe vorhin die Formulierung gehört, dass man sich durch Handlungen Möglichkeiten schaffen würde. Handlungen sind verschieden, also schafft man (sich) verschiedene Möglichkeiten.


    Das was gegenwärtig ist, ist so gesehen eine Realisation einer schon geschaffenen Möglichkeit. Wenn man das so sagt, müsste man, um falschen Vorstellungen vorzubeugen, klären, was genau mit "Das was gegenwärtig ist" gemeint ist, und auch mit "Realisation" und wie absolut und auf welche Weise absolut man das auffassen könnte.


    Es sind ja in der Eso-Ecke bestimmte viele gute Leute.





    :earth:

  • Die Realität ist genau bei dieser Handlung, dieser Wahl damit zu handeln. Handlungen existieren nur als Vorstellung. Karma ist diese eine Handlung die genau hier und jetzt getan wird. Der Rest ist Ursache-, Wirkung- Prinzip. Karma ist die Handlung im Jetzt die dieses in Gang setzt, bewusst ist es nur dem Menschen, für alle anderen fühlenden Wesen hat es keine Bedeutung.

  • Wenn man das so sagt, müsste man, um falschen Vorstellungen vorzubeugen, klären, was genau mit "Das was gegenwärtig ist" gemeint ist, und auch mit "Realisation" und wie absolut und auf welche Weise absolut man das auffassen könnte.

    Genau. Und was Möglichkeit bedeuten soll. Weil: der Satz


    Das was gegenwärtig ist, ist so gesehen eine Realisation einer schon geschaffenen Möglichkeit.

    klingt für mich recht tautologisch. Wenn es nicht möglich gewesen wäre, hätte man es auch nicht realisieren können.


    LIebe Grüße,

    Aravind

  • Wenn man stark alkoholisiert Auto fährt. Dann schafft man unter anderem die Möglichkeit, einen geliebten Menschen zu überfahren. Und damit die Möglichkeit von Reueerfahrung/Selbstvorwürfen.


    Die Realisation - "Wirklichwerdung", also Entstehung zB eines Gefühls, dafür wurde die Möglichkeit geschaffen/erwirkt.


    Was ich mit der Sprechweise zeigen wollte: Die Möglichkeiten, die geschaffen wurden, die sind nicht vernichtbar oder reinigbar. Aber die Realisation: das (aktuelle) Gefühl, Begehren, Abneigen, Bewusstsein - mit der kann man umgehen. Auch in dem Sinne, dass man erkennt und Loslösung betreibt. Was wiederum dem Umgang mit den weiteren aufkommenden Realisationen, die ebenso bedingt entstehen, stärkt.





    :earth:

  • Läuterung/Wandlung des Herzens versteht,

    „das persönliche Leid“ durch das gelebte Dhamma so zu wandeln, zu transformieren,das das ‚ geläuterte’ Herz von allen Schmerzen gereinigt wird um die absolute Zufriedenheit im Inneren zu vervollkommnen.

    Schöne Formulierung! Ich würde noch "Die Ursachen für „das persönliche Leid“ durch das gelebte Dhamma so zu wandeln," einfügen.

    Das würde (ohne jetzt weitere Details von Dir dazu zu kennen) erst einmal implizieren das ein gereinigtes,geläutertes Herz ‚ erneut‘ verunreinigt werden könnte!


    Das ist auf dem buddhistischen Pfad kein zweites Mal möglich.


    Ein einmal verunreinigtes Herz ist ja die Ursache für das persönliches Leid für jeden von uns.


    Dies gilt es zu erkennen.


    Erst die Wandlung, Läuterung durch ein gelebtes Dharma erreicht als Wirkung ein gereinigtes Herz.:heart:

  • Ein einmal verunreinigtes Herz ist ja die Ursache für das persönliches Leid für jeden von uns.

    Genau, das ist, was ich meinte. Nicht das Leiden wird ("aktiv") gewandelt, sondern wandelt sich, indem man das spirituelle Herz reinigt.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Ein gereinigtes, geläutertes Herz kann sehr wohl wieder verunreinigt werden und wird es auch. Ein Herz das geläutert bleibt, weil es mal so gemacht wurde, widerspricht den Daseinsmerkmalen und ist eine Illusion. Das reinigen geht nur schneller, wenn es einmal geschafft wurde, weil dann die Art(Kunst) des Empfindens gelebt worden ist. (Vom ersten Anrufen beim Notarzt bis Heute kommt immer wieder Atme, Atme, sei nur Atem.)


    Dieses Urwissen wie ein geläutertes, befreites Herz ist, wiedergefunden zu haben, nur einmal, vergeht nicht und darum kann es immer wieder schnell gereinigt, befreit werden.

    Betrachtet mal die Sutras wann Buddha, aufgeschrieben, sich zurück zieht um in Versenkung zu sitzen. Genau dann befreit er sein Herz von Verunreinigungen durch sein Lehren, Leben oder handeln.

    Auch Buddha musste sein Herz immer wieder läutern, wenn er das nicht hätte tun müssen wäre er außerhalb der Daseinsmerkmale.

    Auch ich hab erfahren das es so ist. Darum hab ich ja mein Meditieren dahin verändert das ich dahin komme wirklich zu meditieren ganz in der Welt sein ohne gewollt durch was auch immer beteiligt zu sein. Ein Herz ist ganz da ohne etwas anderes zu tun als da zu sein.


    Herz verwende ich hier immer als Herzgeist-verstand. Also gereinigt von Vorstellungen und Emotionen. Herzgefühl.

  • Diese, für eine erfolgreiche Läuterung essentiellen vier entgegenwirkenden Kräfte sind:
    Die Kraft des Entschlusses
    Die Kraft der Reue
    Die Kraft des Vertrauens
    Die Kraft der Heilmittel (Das Gegengift)

    ich wollte das Zitat hier nur nochmal dazwischen schieben, weil ich diese Auflistung wirklich nachempfinden kann. Für mich sind das Dinge, die immer wieder aufs Neue und jedes Mal ein Stück verändert wiedergefunden werden müssen. Gerade das macht den Prozess ja aus. Dass das momentan geläuterte Herz mit neuen Verunreinigungen konfrontiert wird und neu geläutert werden will.

    Ein Stillstand hat auf dem spirituellen Weg nichts zu suchen, selbst wenn es ein glückseliger Stillstand wäre. Wenn man das erste Mal einen wirklich geläuterten Moment erlebt sucht man nur die Läuterung nicht mehr "irgendwo", sondern genau da wo man steht. Man kann die Verunreinigungen klarer identifizieren und sehen, was gerade geläutert werden will.

  • Ein gereinigtes, geläutertes Herz kann sehr wohl wieder verunreinigt werden und wird es auch. Ein Herz das geläutert bleibt, weil es mal so gemacht wurde, widerspricht den Daseinsmerkmalen und ist eine Illusion...

    Soweit ich es verstehe, gilt das für uns "normale" Buddhisten, aber das endgültige Ende des Leidens ist die endgültige Läuterung des Herzens.

    Die Verunreinigungen können endgültig beseitigt werden.

  • Ein gereinigtes, geläutertes Herz kann sehr wohl wieder verunreinigt werden und wird es auch. Ein Herz das geläutert bleibt, weil es mal so gemacht wurde, widerspricht den Daseinsmerkmalen und ist eine Illusion...

    Soweit ich es verstehe, gilt das für uns "normale" Buddhisten, aber das endgültige Ende des Leidens ist die endgültige Läuterung des Herzens.

    Die Verunreinigungen können endgültig beseitigt werden.

    Nur dann wenn da kein Mensch mehr ist nur noch fühlendes Wesen und das hat keine Sprache, Wortgedanken. Erhebst Du Buddha seit seiner Erleuchtung zu einem nur fühlenden Wesen muss du dich auch fragen wer oder was das gesprochen hat. Außerdem fällt Buddha schon mal ganz aus der Kategorie Buddhist raus.