Ein säkularer Buddhismus – von Stephen Batchelor

  • mukti:

    Das Gesetz des Karma und die Befreiung von Geburt und Tod ist eben das Dharma. Wenn man es weglässt, praktiziert man nicht mehr Dharma. Und es ist nicht mehr Buddhimus, weil dieses Dharma eben das gemeinsame Kennzeichen aller buddhistischen Richtungen ist, das was den Begriff "Buddhismus" ausmacht.


    Das sehe ich genauso, mukti :)


    Geronimo:

    Ich finde es schwer dem "Buddhismus" ein Ziel zuzusprechen


    Das verstehe ich nicht. Ist Ziel etwas anderes wie Motivation ? Ich sprach ja von Motivation.


    Geronimo:

    Ich persönlich mag ja den Begriff Wellness Buddhismus, auch wenn manche das vermutlich als Beleidigung auffassen


    Wer Buddhismus mit Freude praktiziert, der erntet "Wellness" zwangsläufig als Nebenprodukt :)

  • Matthias65:
    Geronimo:

    Ich finde es schwer dem "Buddhismus" ein Ziel zuzusprechen


    Das verstehe ich nicht. Ist Ziel etwas anderes wie Motivation ? Ich sprach ja von Motivation.


    Aber wie viele "Buddhisten" möchten denn wirklich alles hinter sich lassen? Leidfreiheit ja, aber mit Kindern und Familie und Haus und Garten und Beruf und Hobby und Urlaub und Sport und Unterhaltung usw.


    Das macht es ein bisschen schwer für mich die ursprüngliche Lehre des Buddha mit dem Sammelbegriff "Buddhismus" zu verbinden.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Doris Rasevic-Benz:

    [
    Batchelor schreibt von dem, das allein dem Glauben unterliegt, wie die Wiedergeburt und die Höllenbereiche (eben nicht als übersetzbare Metaphern), die Spekualtionsobjekte also. Das finde ich auch überflüssig, ja hinderlich, da es zum Spekulieren geradezu verführt. Das ist nicht nur Zeit- und Ressourcenverschwendung, es passt überhaupt nicht in unsere Gesellschaft. Das genau wird bei den christlichen Kirchen beklagt, dieser Irrationalität wird ständig widersprochen, aber beim Buddhismus wird die gleiche Sauce dann gegessen und als unverzichtbar betrachtet. Wiedergeburt und Jungfrauengeburt sind aus einer Familie.


    Ein etwas weit hergholter Vergleich will mir scheinen. Eine exaktere Gegenüberstellung als Wiedergeburt und Jungfrauengeburt ist wohl Wiedergeburt und einmaliges Erschaffensein von einem Schöpfer. Letzteres wird aber nicht von den christlichen Kirchen beklagt. Wer diese Lehre radikal ablehnt, wird aus der Kirche austreten.

  • Geronimo:

    Aber wie viele "Buddhisten" möchten denn wirklich alles hinter sich lassen?


    Da gibt es wohl keine Statistik, lieber Geronimo :)
    Ich kenne jedoch mehrere Buddhisten, die so praktizieren.


    Die Frage ist ob Nirvana/ Buddhaschaft wirklich ein "alles hinter sich lassen" bedeutet oder nicht evtl. eine neue (erleuchtete) Sichtweise auf die selben Dinge (Familie u.s.w.) ermöglicht.

  • mukti:

    Letzteres wird aber nicht von den christlichen Kirchen beklagt. Wer diese Lehre radikal ablehnt, wird aus der Kirche austreten.


    Oder er wird sich einem säkularen christlichen Prozess unterziehen, wie es mittlerweile viele Christen machen (weit mehr als Buddhisten übrigens): http://gott90.de/

  • Matthias65:

    Wer Buddhismus mit Freude praktiziert, der erntet "Wellness" zwangsläufig als Nebenprodukt :)


    Das ist ja gerade der Trick. Aber wer Buddhismus einfach nur so praktiziert um sich ein bisschen besser zu fühlen, der erlangt noch lange nicht die Sache "der zuliebe edle Söhne gänzlich vom Hause fort in die Hauslosigkeit ziehen"...

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Geronimo:

    Aber wie viele "Buddhisten" möchten denn wirklich alles hinter sich lassen? Leidfreiheit ja, aber mit Kindern und Familie und Haus und Garten und Beruf und Hobby und Urlaub und Sport und Unterhaltung usw.


    Das macht es ein bisschen schwer für mich die ursprüngliche Lehre des Buddha mit dem Sammelbegriff "Buddhismus" zu verbinden.


    "Buddhismus" bedeutet "die Lehre des Buddha". Wer als Anhänger der Lehre nicht gleich alles hinter sich lassen will, ist Laienanhänger.

  • Geronimo:
    Matthias65:

    Wer Buddhismus mit Freude praktiziert, der erntet "Wellness" zwangsläufig als Nebenprodukt :)


    Das ist ja gerade der Trick. Aber wer Buddhismus einfach nur so praktiziert um sich ein bisschen besser zu fühlen, der erlangt noch lange nicht die Sache "der zuliebe edle Söhne gänzlich vom Hause fort in die Hauslosigkeit ziehen"...


    Im tibetischen Buddhismus braucht ein Laie nicht in die "Hauslosigkeit" ziehen, um ein tieferes Verständnis zu erlangen :)

  • Matthias65:
    Geronimo:

    Aber wie viele "Buddhisten" möchten denn wirklich alles hinter sich lassen?


    Da gibt es wohl keine Statistik, lieber Geronimo :)
    Ich kenne jedoch mehrere Buddhisten, die so praktizieren.


    Die Frage ist ob Nirvana/ Buddhaschaft wirklich ein "alles hinter sich lassen" bedeutet oder nicht evtl. eine neue (erleuchtete) Sichtweise auf die selben Dinge (Familie u.s.w.) ermöglicht.


    Vollkommen bedürfnislos wird das ein außerordentlich schwieriges Unterfangen. Nicht umsonst gibt es die Aussage das ein vollkommen Erwachter innerhalb von 7 Tagen nach seinem Erwachen stirbt, wenn ihm keine Aufgabe zukommt.


    Das mag zwar etwas überdramatisiert sein, aber es gibt doch sehr schön den Zustand von einem wieder der "versteht: 'Geburt ist zu Ende gebracht, das heilige Leben ist gelebt, es ist getan, was getan werden mußte, darüber hinaus gibt es nichts mehr.'"


    Es gibt Erwachungserlebnisse (Satori) bei denen eine gewisse Familienführung vielleicht noch möglich ist, und es gibt die Frucht des vollkommenen Erwachens bei dem nichts dergleichen mehr möglich. Ganz einfach weil jegliches Bedürfnis in dieser Hinsicht verschwunden ist.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
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  • Matthias65:
    Geronimo:

    Das ist ja gerade der Trick. Aber wer Buddhismus einfach nur so praktiziert um sich ein bisschen besser zu fühlen, der erlangt noch lange nicht die Sache "der zuliebe edle Söhne gänzlich vom Hause fort in die Hauslosigkeit ziehen"...


    Im tibetischen Buddhismus braucht ein Laie nicht in die "Hauslosigkeit" ziehen, um ein tieferes Verständnis zu erlangen :)


    Das braucht man auch in der ursprünglichen Lehre nicht, aber das ändert ja nichts an den Bedürfnissen der Menschen die Buddhismus zu "Buddhismus" machen. Damals gab es keinen Buddhismus, was ich sehr angenehm finde.


    Und wenn tieferes Verständnis nicht irgendwann mit vollkommener Triebbefreiung einhergeht, dann ist auch das noch nicht "ganz dem Buddha folgen".

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
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  • Merkur-Uranus:
    mukti:

    Letzteres wird aber nicht von den christlichen Kirchen beklagt. Wer diese Lehre radikal ablehnt, wird aus der Kirche austreten.


    Oder er wird sich einem säkularen christlichen Prozess unterziehen, wie es mittlerweile viele Christen machen (weit mehr als Buddhisten übrigens): http://gott90.de/


    Gegen säkular ist nichts einzuwenden, aber ein Christ der nicht an Gott glaubt folgt nicht der überlieferten Lehre des Christus. Man kann Theorien aufstellen dass Christus gar nicht von Gott gesprochen habe und damit die Bezeichnung "Christ" rechtfertigen, so wie ein Elektriker sagen könnte er ist eigentlich Mechaniker, weil auch mechanische Elemente beim Elektriker vorkommen. Aber ist er deshalb wirklich Mechaniker? "Ich bete nicht weil ich nicht an Gott glaube, aber die Ethik des Christus gefällt mir, daher bin ich Christ". Da stimmt doch was nicht.

  • Geronimo:
    Matthias65:

    Wer Buddhismus mit Freude praktiziert, der erntet "Wellness" zwangsläufig als Nebenprodukt :)


    Das ist ja gerade der Trick. Aber wer Buddhismus einfach nur so praktiziert um sich ein bisschen besser zu fühlen, der erlangt noch lange nicht die Sache "der zuliebe edle Söhne gänzlich vom Hause fort in die Hauslosigkeit ziehen"...


    Erst mal, mein Mitgefühl betrachtet es schon als Riesenfortschritt, wenn sich Mitmenschen besser fühlen.
    Und dass sie die "Sache" nicht erlangen, weil sie nicht "in die Hauslosigkeit" ziehen, ist ein Gerücht. Schon zu Buddhas Zeiten, im Palikanon wird ja ständig berichtet, erlangen auch nicht "Hauslose" die "Sache".
    Ich finde es schade, dass das Sich-ein-wenig-besser-Fühlen" derart abgewertet wird. Vielleicht gibt es darüber hinaus gar nichts anders, nur eine graduelle Abstufung? Auch noch fraglich, ob sich nämlich einer, der die "Sache" erfahren hat, deshalb schon besser fühlt? Ist sein Leben vielleicht dennoch die Hölle, die Probleme nicht verschwunden? Vielleicht muss er dann einfach nur noch praktizieren, um sich etwas besser zu fühlen. Denn auch Leute mit der "Sache" straucheln oder verfallen dem Suff oder müssen Medikamente wegen ihrer Depressionen nehmen.


    Rein pädagogisch gesehen, auch als Erfahrungswert … Wenn die Ziele nicht so hoch und unerreichbar sind, und deshalb erreicht werden, dann setzt das Energie und Lust frei, die nächste Stufe anzupacken. Und jede dieser Stufen ist ein Erfolg, ein GANZER Erfolg, nicht nur ein "nur …". In der Schule wird auch nicht mit der Infitesimalrechnung angefangen. Dennoch ist am Ende des Jahres das Weiterrücken ein Erfolg. Und gleichzeitig weiß niemand, ob aus dem Erstklässler dann mal ein Straßenreiniger oder ein Nobelpreisanwärter wird. Das weiß man nicht mal von einem Uniabsolventen.


    Liebe Grüße
    Doris

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Zitat

    Ich bete nicht weil ich nicht an Gott glaube, aber die Ethik des Christus gefällt mir, daher bin ich Christ". Da stimmt doch was nicht.


    Das muss für Dich nicht stimmig sein, lieber mukti. Für die Person ist es das aber vermutlich.


    Klar, lange war es so, dass es eine Institution gab, die legte fest, wer als Christ zu gelten hat und wer nicht. Gemäß dieser Kategorie stimmt da was wirklich nicht.
    Aber woher nimmt diese Institution das Recht, diese Kriterien zu bestimmen? Sie kann nur bestimmen: Du gehörst nicht zu uns. Mehr nicht.
    Und solange Jesus von Nazareth sich nicht auf die Erde bemüht um seine Schäfchen zu teilen, solange müssen wir zugeben, dass wir immer gemäß unserer eigenen Vorstellung und Idee diese Einteilungen vornehmen. Das ist für mich kleines Würschtl die Kernaussage des Herrn Gautama. Ich sehe die Welt nur mit MEINEN Augen.


    Liebe Grüße
    Doris

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • mukti:
    Merkur-Uranus:

    Oder er wird sich einem säkularen christlichen Prozess unterziehen, wie es mittlerweile viele Christen machen (weit mehr als Buddhisten übrigens): http://gott90.de/


    Gegen säkular ist nichts einzuwenden, aber ein Christ der nicht an Gott glaubt folgt nicht der überlieferten Lehre des Christus. Man kann Theorien aufstellen dass Christus gar nicht von Gott gesprochen habe und damit die Bezeichnung "Christ" rechtfertigen, so wie ein Elektriker sagen könnte er ist eigentlich Mechaniker, weil auch mechanische Elemente beim Elektriker vorkommen. Aber ist er deshalb wirklich Mechaniker? "Ich bete nicht weil ich nicht an Gott glaube, aber die Ethik des Christus gefällt mir, daher bin ich Christ". Da stimmt doch was nicht.



    Der Begriff "Gott" bleibt ja durchaus bestehen - nur eben die Definition was "Gott" ist, ändert sich.

  • Merkur-Uranus:

    Der Begriff "Gott" bleibt ja durchaus bestehen - nur eben die Definition was "Gott" ist, ändert sich.


    So, man kann bei dem Link den du angegeben hast nichts darüber lesen, man müsste das Buch bestellen. Ich dachte erst, Gott wird überhaupt fallengelassen.


  • Das steht doch aber außer Frage das wir alle ungefähr die gleichen Voraussetzung haben "die Sache" zu erlangen. Aber beides gleichermaßen, Sinnesfreuden und Triebbefreiung (der entscheidende Faktor für tatsächliche Leidfreiheit im Sinne des Buddha) geht nun mal nicht. Wer es im Haushalt schafft sich vollkommen zu entreizen, der wird auch alles erkennen von dem der Buddha spricht. Aber schwerer ist es allemal.


    Wir reden doch hier von der höchstmöglichen Sache. Das absolut maximal menschlich machbare. Das ist nicht einfach nur ein bisschen Satori, ein bisschen innerer Frieden, ein bisschen Bedürfnislosigkeit und Mitgefühl. Es geht viel weiter als das. Im Haushalt ist aber definitiv vieles möglich, das hat der Buddha auch nie angezweifelt. Ich führe ja auch noch einen Haushalt und es ist für mich, zum jetzigen Zeitpunkt, der optimale Ort zum praktizieren.


    Und von Abwertung ist doch garkeine Rede. Wellness Buddhismus ist überhaupt nichts negatives. Aber wenn wir vom Höchsten ausgehen, von der Lehre des Buddha in Vollkommenheit, dann ist es nicht genug. Das ist doch ein Umstand den man auch mal so sehen kann wie er ist, ohne das bewerten zu müssen.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • mukti:

    Batchelor argumentiert wie folgt:


    Zitat

    Denn der Verzicht auf solche Schlüsseldoktrinen wie Wiedergeburt, das Gesetz des Karma und Befreiung vom Kreislauf von Geburt und Tod, würde gewiss das ganze Gebäude des Buddhismus selbst unterminieren. Jedoch für die, die außerhalb der indischen Kultur aufgewachsen sind, und die sich in einer durch die Naturwissenschaften geprägten Moderne zu Hause fühlen, also denen zu predigen, dass man das Dharma nicht «wirklich» praktizieren kann, außer man hält an den Grundsätzen der antiken indischen Soteriologie fest, macht wenig Sinn.


    Ein verständlicher Ansatz, aber widersprüchlich ausgeführt. Das Gesetz des Karma und die Befreiung von Geburt und Tod ist eben das Dharma. Wenn man es weglässt, praktiziert man nicht mehr Dharma. Und es ist nicht mehr Buddhimus, weil dieses Dharma eben das gemeinsame Kennzeichen aller buddhistischen Richtungen ist, das was den Begriff "Buddhismus" ausmacht.


    Hi mukti


    Hier muss ich Batchelorismus ausnahmsweise zustimmen.


    'Karma' und 'Kreislauf von Geburt und Tod' erscheint uns jetzt ach so buddhistisch und zur Lehre gehörend, aber zu Buddhas Zeiten waren die Vorstellungen vor allem bei den Samanas gang und gäbe, weswegen er sich dieser Sprache bediente.


    Es sind aber relativ wenig Lehrreden, in denen der Buddha tatsächlich von Karma und Kreislauf von Geburt und Tod spricht, da das eher verkomplizierte Konzepte sind. Viel häufiger erklärt der Buddha dieselben Zusammenhänge auf eine natürliche Art wie mit der Goldenen Regel.


    Desweiteren war er eher damit beschäftigt eben solche Konzepte von vergangenem Karma und zukünftiger 'Geburt' auseinander zu fädeln, statt auf ihnen zu bestehen, & den Geist des Zuhörers wieder in die Gegenwart zu bringen.


    Zentral ist bis heute Buddhas Lehre vom bedingten Entstehen (paticcasamuppada) & Vergehen, das in den vier edlen Wahrheiten vom Dukkha zusammengefasst ist. Auch in den angesehendsten Traditionen wird das heute oft noch fälschlicherweise mit der abergläubischen Drei-Leben-Theorie durcheinander geworfen.


    Selbst das bedingte Entstehen bedient sich einer bestimmten Sprache, ist aber schon eher am 'Kernholz' der Lehre als die 'Äste & Zweige' und 'äußere Rinde' der Lehre.


    Geht Batchelorismus auf paticcasamuppada ein?


    ***

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

    4 Mal editiert, zuletzt von nibbuti ()


  • Aber alle Überlieferungen besagen, dass Christus von Gott gesprochen hat, sowie der Buddha nach den Überlieferungen vom Geburtenkreislauf gesprochen hat. Warum die Überlieferung durch eigene Ideen ersetzen um ein neues Christentum oder einen neuen Buddhismus zu erschaffen, um das alte zu ersetzen? Warum kann nicht beides nebeneinander bestehen in gegenseitigem Respekt?


    Weil orthodoxe Richtungen Andersdenkende unterdrückt haben, schlägt man zurück und stellt Wesentlcihes als Irrlehre hin. Das ist aber nicht der Gedanke der Säkularisierung. Kaum jemand weiß wie es wirklich ist, wieso dann die Wahrheit für sich beanspruchen und seine Ansicht verallgemeinern?


    Ich weiß nicht ob Stephen Batchelor recht hat, möglich ist es ja. Er lässt halt die Frage nach dem Rätsel des Daseins offen und begnügt sich mit dem Staunen über dieses Rätsel, kein Problem. Andere versuchen es mit überlieferten Antworten der sie nicht vornherein den Wahrheitsgehalt absprechen. Man muss sich deshalb nicht gegenseitig ohrfeigen.


    Letzten Endes sehen einige im Entwurf von Batchelor einen Teilbuddhismus, andere sehen den wahren Buddhismus darin. Damit sollten ja eigentlich beide Seiten leben können.


    Schöne Grüße

  • Zitat

    Warum kann nicht beides nebeneinander bestehen in gegenseitigem Respekt?


    Das ist auch mein Wunsch.


    Die Diskussion darüber wird womöglich immer gleich als Versuch verstanden, dass etwas abgeschafft werden soll. Und dann haften die Diskutanten an ihren Ansichten, das gibt Konflikte usf. Manchmal kommt es auch vor, dass diejenigen, die neue Gedanken einbringen, tatsächlich das "Alte" über Bord werfen wollen. Beides ist in meinen Augen kein respektvoller Umgang und behindert den Dialog.
    Mir stösst es immer auf, wenn ich die Abschätzigkeit lese, mit der Reformer gerne abgelacht werden, ebenso, wenn die Traditionen als sinnentleert und exotische Exportartikel betrachtet werden. Altes und Neues befruchten sich gegenseitig, und in beidem gibt es Anteile, die irgendwann mal redundant werden. Das wird die Zeit erweisen. So erfahre ich das jedenfalls. Die Dinge ändern sich, und das, was heute verworfen wird, kramt ein anderer in einer anderen Zeit wieder heraus. Ich vermute, das ist situationsbedigt.


    Liebe Grüße
    Doris

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Doris Rasevic-Benz:

    Die Diskussion darüber wird womöglich immer gleich als Versuch verstanden, dass etwas abgeschafft werden soll


    Es kann ja beides nebeneinander bestehen bleiben.
    Dann heißt es meinetwegen Batchelorismus, aber eben nicht Buddhismus und schon gar nicht Buddhismus 2.0.

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • nibbuti:


    'Karma' und 'Kreislauf von Geburt und Tod' erscheint uns jetzt ach so buddhistisch und zur Lehre gehörend, aber zu Buddhas Zeiten waren die Vorstellungen vor allem bei den Samanas gang und gäbe, weswegen er sich dieser Sprache bediente.


    Es sind aber relativ wenig Lehrreden, in denen der Buddha tatsächlich von Karma und Kreislauf von Geburt und Tod spricht, da das eher verkomplizierte Konzepte sind. Viel häufiger erklärt der Buddha dieselben Zusammenhänge auf eine natürliche Art wie mit der Goldenen Regel.


    Zentral ist bis heute Buddhas Dhamma vom Bedingten Entstehen (paticcasamuppada) & Vergehen, das in den Vier Edlen Wahrheiten vom Dukkha zusammengefasst ist. Selbst das bedient sich einer bestimmten Sprache, aber ist schon eher am 'Kernholz' der Lehre als die 'Äste & Zweige' und 'äußere Rinde' der Lehre.


    Hallo nibbuti,


    nach Batchelor hat Buddha nicht gelehrt das Leid zu beenden, überlieferte Stellen wie: "Ich lehre nichts anderes als das Leid zu beenden" seien falsch. Denn Leid bedeutet Geburt, Alter Krankheit und Tod. Die Aufhebung des Leids würde also die Aufhebung der Geburt miteinschließen.


    Ich sehe nach der Überlieferung die Aufhebung des Geburtenkreislaufs als einen zentralen Teil des Buddhismus, ob das nun damals gängiges Weltbild war oder nicht. Andere mögen das anders sehen.


    Schöne Grüße


  • Völlig wurst ob er nun Recht hat oder nicht, ( wahrscheinlich hat er für sich jetzt in diesem Moment Recht) ist deine Aussage sehr schön. Es geht darum die andere Vorstellung einfach so stehen zu lassen, ob man sie nun teilt oder auch nicht :D
    Gruß
    Martin

  • nibbuti:


    Geht Batchelorismus auf paticcasamuppada ein?


    ***


    Ja, in Punkt 9 zum Beispiel:


    Zitat

    Es heisst, dass Verlangen Anlass zum Anhaften (upādāna) gibt, das wiederum Anlass zum Werden (bhava) gibt, was zu Geburt, Altern und Tod führt, womit die Abfolge vollständig ist. Dadurch bestätigt diese Theorie den orthodoxen Glauben, dass Verlangen der Ursprung von Geburt, Krankheit, Altern und Tod ist, d.h. dukkha. Während es nicht schwer ist zu sehen, wie Verlangen zu Anhaften führen dürfte, habe ich nie verstanden, wie Anhaften Anlass zu Werden geben sollte, das seinerseits Anlass zu Geburt gäbe.

  • mukti:


    nach Batchelor hat Buddha nicht gelehrt das Leid zu beenden, überlieferte Stellen wie: "Ich lehre nichts anderes als das Leid zu beenden" seien falsch. Denn Leid bedeutet Geburt, Alter Krankheit und Tod. Die Aufhebung des Leids würde also die Aufhebung der Geburt miteinschließen.


    Naja, klingt etwas schwarz-weiß, wenn das so ist.


    Geburt gibt es zwei Arten bei einem Mensch: 1. aus dem Schoß der Mutter & 2. 'geistige Geburt' oder Identifikation.


    Auch Dukkha gibt es im Grunde genommen zwei Arten: 1. Unzulänglichkeit aller bedingt entstandenen Dinge (aniccha-dukkha-anatta) & 2. subjektives Leiden.


    Zitat

    Ich sehe nach der Überlieferung die Aufhebung des Geburtenkreislaufs als einen zentralen Teil des Buddhismus, ob das nun damals gängiges Weltbild war oder nicht. Andere mögen das anders sehen.


    Kommt ganz drauf an was man darunter versteht, mukti.


    Buddha hat jedenfalls genau definiert, was er unter zentralen Teil oder 'Kernholz' der Lehre versteht.


    Zitat

    "Also, ihr Bhikkhus, liegt der Nutzen dieses heiligen Lebens nicht in Zugewinn, Ehre und Ruhm, oder im Erlangen von Sittlichkeit, oder im Erlangen von Konzentration, oder in Wissen und Schauung. Sondern es ist diese unerschütterliche Herzensbefreiung (akuppā cetovimutti), die das Ziel dieses heiligen Lebens ist, sein Kernholz und sein Ende." (M 29)


    Liebe Grüße

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

    2 Mal editiert, zuletzt von nibbuti ()

  • Ich habe garnichts gegen Stephen Batchelor oder seinen Wunsch den Buddhismus irgendwie zu verändern. Das ist doch ein normales menschliches Ansinnen.


    Aber ob es irgendwem wirklich weiterhilft ist die Frage...

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)