Yoniso Manasikara

  • Bud Spencer:

    "Klassischer Stromeintritt" im PK aus M 56.18 :

    Zitat

    Dann gab der Erhabene dem Haushälter Upāli fortschreitende Unterweisung, das heißt, einen Vortrag über Großzügigkeit, einen Vortrag über Sittlichkeit, einen Vortrag über die himmlischen Welten; er erklärte die Gefahr, Erniedrigung und Befleckung in den Sinnesvergnügen und den Segen der Entsagung. Als er erkannte, daß der Geist des Haushälters Upāli bereit, aufnahmefähig, frei von Hindernissen, freudig und zuversichtlich war, erläuterte er ihm die Lehre, die die Besonderheit der Buddhas ist: Dukkha, sein Ursprung, sein Aufhören und der Pfad. Gerade so wie ein sauberes Tuch, bei dem alle Markierungen entfernt wurden, Färbemittel gleichmäßig aufnehmen würde, so erschien auch im Haushälter Upāli, während er dort saß, die fleckenlose, reine Schau des Dhamma: "Alles, was dem Ursprung unterworfen ist, ist dem Aufhören unterworfen." Da sah der Haushälter Upāli das Dhamma, erlangte das Dhamma, erkannte das Dhamma, drang in das Dhamma ein; er ließ den Zweifel hinter sich, er wurde frei von Verwirrung, er erlangte Selbstvertrauen und wurde in der Lehre des Lehrers von anderen unabhängig. Dann sagte er zum Erhabenen: "Jetzt, ehrwürdiger Herr, müssen wir gehen. Wir sind beschäftigt und haben viel zu tun."


    Dies könnte auch die Erkenntnis eines dhammanussari beschreiben, nicht unbedingt die Erkenntnis eines Sotapanna.


    Viele Grüße
    Elliot

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    Elliot

  • mukti:

    Da geht es aber nicht um die Praxis, sondern um das Resultat: Er versteht (pajānāti), deshalb ist er ein Weiser.


    Richtig. Insofern ist eine Sotapanna, der "nur" Yoniso Manasikara anwendet, auch kein Weiser.


    mukti:

    Das relevante Wort das sich auf die Praxis bezieht, mit der das Verstehen erlangt wird, ist hier wohl dhammesu dhammānupassī viharati. Laut Palireader: dhamma - anupassī. Anupassī : observer; one who contemplates. Observe - beobachten, betrachten. Und contemplate bedeutet betrachten, erwägen, nachsinnen, meditieren, kontemplieren. Demnach ist da kein wesentlicher Unterschied zu "weises erwägen". Und yathābhūtaṃ pajānāti bedeutet einfach "in Wirklichkeit verstehen, sehen wie es wirklich ist", als Resultat von dhammānupassī.


    Das sehe ich anders:


    Zitat

    ‘Puna caparaṃ, bhikkhave, bhikkhu dhammesu dhammānupassī viharati catūsu ariyasaccesu. Kathañca pana, bhikkhave, bhikkhu dhammesu dhammānupassī viharati catūsu ariyasaccesu? Idha, bhikkhave, bhikkhu ‘idaṃ dukkha’nti yathābhūtaṃ pajānāti, ‘ayaṃ dukkhasamudayo’ti yathābhūtaṃ pajānāti, ‘ayaṃ dukkhanirodho’ti yathābhūtaṃ pajānāti, ‘ayaṃ dukkhanirodhagāminī paṭipadā’ti yathābhūtaṃ pajānāti.


    (MN 10)


    Viharati ist nicht betrachten, erwägen, nachsinnen, meditieren, kontemplieren, sondern verweilen:



    Und zur besonderen Bedeutung von yathābhūtaṃ siehe (leider nur auf englisch):


    Zitat

    Now, even “right wisdom” would be an empty phrase if we do not know how we should see them in our meditation. Well, we don’t have to look far, everything is right in front of us, explained in this little paragraph. However, and that is the special point of this posting, the simple non-literal translation of “yathabhuta” with “as it really is” does not help in the context of meditation. It is not completely wrong either, but if we go word for word and consider some other facts, the meaning behind yathabhuta is even more powerful. The problem here is, that the listener at Buddha’s time was very well aware of the literal meaning of those terms. He was able to grasp from this and the context the “instruction” part. He may have even applied the instruction at the same time of hearing the discourse spoken. No wonder then, that many suttas tell us about attainments of Nibbana while listening to such words.


    (https://theravadin.wordpress.c…en-meaning-of-yathabhuta/)


    Viele Grüße
    Elliot

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    Elliot

  • accinca:


    Eigentlich ist yonisomanasikāra ein Begriff für eine Übung
    die das Entstehen und Vergehen begreift bzw. dazu führt.
    Was heißt das aber?


    Das lässt sich wohl durch Üben in sati allmählich ganz herausfinden.

  • Elliot:
    mukti:

    Da geht es aber nicht um die Praxis, sondern um das Resultat: Er versteht (pajānāti), deshalb ist er ein Weiser.


    Richtig. Insofern ist eine Sotapanna, der "nur" Yoniso Manasikara anwendet, auch kein Weiser.


    Für mich schon, aber kommt drauf an was man unter Weisheit versteht.


    Elliot:


    Viharati ist nicht betrachten, erwägen, nachsinnen, meditieren, kontemplieren, sondern verweilen:
    ........


    Nein, dhammānupassī ist das. Ja, viharati bedeutet verweilen, hier wohl im Sinne von dabeibleiben, beharren. Bei der Betrachtung der Geistobjekte, wie z.B. den vier edlen Wahrheiten, verweilen - in diesem Zusammenhang steht es ja in M.10


    Elliot:


    Und zur besonderen Bedeutung von yathābhūtaṃ siehe (leider nur auf englisch):


    Zitat

    Now, even “right wisdom” would be an empty phrase if we do not know how we should see them in our meditation. Well, we don’t have to look far, everything is right in front of us, explained in this little paragraph. However, and that is the special point of this posting, the simple non-literal translation of “yathabhuta” with “as it really is” does not help in the context of meditation. It is not completely wrong either, but if we go word for word and consider some other facts, the meaning behind yathabhuta is even more powerful. The problem here is, that the listener at Buddha’s time was very well aware of the literal meaning of those terms. He was able to grasp from this and the context the “instruction” part. He may have even applied the instruction at the same time of hearing the discourse spoken. No wonder then, that many suttas tell us about attainments of Nibbana while listening to such words.


    (https://theravadin.wordpress.c…en-meaning-of-yathabhuta/)


    Gut, der Begriff ist nicht die Sache selbst, insofern lässt sich die Bedeutung von "yathābhūtaṃ" nur ganz erfassen wenn man erreicht hat, was es bezeichnet. So ist es dann ja auch mit "yoniso manasikara", durch Nachdenken und Überlegen kommt man nicht so richtig hin.

  • Elliot:

    Zitat

    Na gut, im Palikanon steht halt etwas anderes:


    Das steht aber immer" in diesem Dhamma".
    Möglicherweise bedeutet es was Dhamma,-und Vertrauensergeben betrifft, die drei Fesseln sind noch nicht ganz aufgehoben,
    aber sie stehen "im Erwachensprozess". Wenn du es besser weißt, warum fragst du mich dann ?

  • Der Kommentar hierzu ist sehr gut, hab ich jetzt erst gelesen. Der "Unterschied" ist minimal.



    Zitat

    Markant bei den Stromeingetretenen ist die Tatsache, daß sie durch das erste Erblicken der Wahrheit über jeden Zweifel erhaben sind. Die beiden spirituellen Fähigkeiten, die den Zweifel vernichten, bedingen sich zwar gegenseitig, sind aber doch unterscheidbar: Weisheit (paṭṭā) und Vertrauen (saddhā). Dementsprechend gibt es zwei Arten von Individuen, die im Begriff sind, in den Strom des Dhamma einzutreten und die drei niederen Fesseln zu vernichten: der Dhamma-ergebene, bei dem Weisheit die führende spirituelle Fähigkeit ist, und der Vertrauensergebene, bei dem das Vertrauen im Vordergrund steht.


    HH: Der Unterschied zwischen Stromeingetretenen einerseits und Dhamma-/ Vertrauensergebenen andererseits – letztere sind noch nicht “zielbewusst” [niyato, hier mit “(des Weges) gewiß sein” übersetzt]. Anders gesagt: der Stromeingetretene weiß, dass er einer ist, der Ergebene (= Stromeintretender, Anusāri) weiß es (noch) nicht mit Sicherheit.


    Die Auffassung von Weisheit oder Wissen nach westlicher Art unterscheidet sich sehr vom Verständnis des Ostens. Für den Osten ist Weisheit Klarheit und Intuition der Wirklichkeit oder Wahrheit durch körperlich-geistige Erfahrung.

  • mukti:
    accinca:


    Eigentlich ist yonisomanasikāra ein Begriff für eine Übung
    die das Entstehen und Vergehen begreift bzw. dazu führt.
    Was heißt das aber?


    Das lässt sich wohl durch Üben in sati allmählich ganz herausfinden.


    Im Abhidhamma ist manasikāra ein Geistesfaktor in allem Bewusstsein, zum Unterschied vom Denken:



    Demnach wäre yoniso manasikāra eine bestimmte Art des Aufmerkens, wohl das Wahrnehmen eines Objektes als etwas entstandenes, zeitweiliges, vergehendes. Die Vergänglichkeit aller Dinge im Bewusstsein behalten, ist dann eine Übung des yoniso manasikāra.


    Ohne diese Übung bleibt eine falsche Wahrnehmung, die zu dukkha führt:


  • @ mukti:

    Zitat

    Demnach wäre yoniso manasikāra eine bestimmte Art des Aufmerkens,


    Yo. :)


    Es mag schon eine gewisse Weisheit darin liegen, die Haltung der Praxis zu verstehen und anzuwenden, nach dem man die Lehre vernommen hat.
    Dann kommt es zum Aufmerken als intuitiver Reflex.
    Nicht folgen, nicht ablehnen. Ich denke, das ist mit dem "Wissen" um Vergänglichkeit der Phänomene ( Shunyata/ anatta ) gemeint.

  • blue_apricot:

    Der Kommentar hierzu ist sehr gut, hab ich jetzt erst gelesen. Der "Unterschied" ist minimal.


    Aber ausschlaggebend: Der Stromeingetretene hat durch gründliches Erwägen ( Yoniso Manasikara ) den Sinn des achtfachen Pfades verstanden ( wenn auch noch nicht vollständig realisiert ) und folgt ihm bewusst nach:



    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • @ Elliot: Da steht "nur" Gründliche Aufmerksamkeit ( yonisomanasikāro ). Das Erwägen ist sicher eine Folge von. Jedenfalls kommt das so mit der Praxis auf. Da erwägt man schon mal dies und das, einfach so. Ist das `weises Erwägen` ? Keine Ahnung.


    Zitat

    Der Stromeingetretene hat durch gründliches Erwägen ( Yoniso Manasikara ) den Sinn des achtfachen Pfades verstanden ( wenn auch noch nicht vollständig realisiert ) und folgt ihm bewusst nach:


    Naja, das ist eine Interpretation, in der Sutta steht es nicht.


    Im Kommentar:

    Zitat

    Dementsprechend gibt es zwei Arten von Individuen, die im Begriff sind, in den Strom des Dhamma einzutreten und die drei niederen Fesseln zu vernichten: der Dhamma-ergebene, bei dem Weisheit die führende spirituelle Fähigkeit ist, und der Vertrauensergebene, bei dem das Vertrauen im Vordergrund steht.

    ergo: Sotapanna. Fertisch.


    Hier hast du wieder Weisheits,- und Gemütserlöster. Ist nur ne Frage der Veranlagung. Mit Methode hat das nix zu tun.

  • Zitat

    @Blue-Apricot
    Hier hast du wieder Weisheits,- und Gemütserlöster. Ist nur ne Frage der Veranlagung. Mit Methode hat das nix zu tun.


    Sehe ich auch so. :D
    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Da hier schon teils arg spekulativ geantwortet wurde, will ich mich dem gerne anschließen.
    Hier also meine Lieblings-Zitate bzgl. "yoniso manasikara", bei denen das Wort zwar nicht vorkommt,
    aber meine Intuition flüstert: Post it, post it....


    Zitat

    "Nun, Ānanda, wie kommt die höchste Entfaltung der Sinne in der Disziplin des Edlen zustande? Ānanda, wenn da ein Bhikkhu mit dem Auge eine Form sieht, entsteht in ihm Erfreuliches, es entsteht Unerfreuliches, es entsteht Erfreuliches-und-Unerfreuliches. Er versteht: 'Es ist in mir Erfreuliches entstanden, es ist in mir Unerfreuliches entstanden, es ist in mir Erfreuliches-und-Unerfreuliches entstanden. Aber jenes ist gestaltet, grob, bedingt entstanden; dies hier ist friedvoll, dies ist erhaben, nämlich Gleichmut.' Das entstandene Erfreuliche, das entstandene Unerfreuliche und das entstandene Erfreuliche-und-Unerfreuliche hören in ihm auf, und Gleichmut ist in ihm gegenwärtig" M 152.4


    Zitat

    "Wenn nun also andere einen Bhikkhu (der das so der Wirklichkeit entsprechend sieht) beleidigen, verunglimpfen, schelten und belästigen, versteht er folgendermaßen: 'Dieses schmerzhafte Gefühl, das aus Hörkontakt geboren ist, ist in mir entstanden. Jenes ist bedingt, nicht unbedingt. Wodurch bedingt? Bedingt durch Kontakt.' Dann sieht er, daß Kontakt vergänglich ist, daß Gefühl vergänglich ist, daß Wahrnehmung vergänglich ist, daß Gestaltungen vergänglich sind, und daß Bewußtsein vergänglich ist. Und sein Geist, der in diesem Element eine Stütze findet, dringt vorwärts und erwirbt Zuversicht, Beständigkeit und Entschlossenheit." M 28.8


    Zitat

    Sieh nicht auf die "Dinge", sondern auf die Bedingungen, auf die , Grenzen, Übergänge. M 153



    P.S.: Ein Zitat ist natürlich frei erfunden. :)

  • Hier möchte ich ein paar Zeilen schreiben.


    Passende Aufmerksamkeit„Yoniso Manasikāra“ ist ein geistiger Faktor, der bei der Geburt der Weisheit hilft. Passende Aufmerksamkeit„Yoniso Manasikāra“ geht direkt vor Weisheit.

    „Das Denken schweift gern ab, man hält es schwer zurück;
    Es zähmen, das ist gut; gezähmt bringt Denken Glück.“
    ( Dhammapada 35 Citta – Denken )

  • Mohan Gnanathilake:

    Passende Aufmerksamkeit„Yoniso Manasikāra“ ist ein geistiger Faktor, der bei der Geburt der Weisheit hilft. Passende Aufmerksamkeit„Yoniso Manasikāra“ geht direkt vor Weisheit.


    Und wo kommt dann die "passende Aufmerksamkeit" her?

  • accinca:

    Und wo kommt dann die "passende Aufmerksamkeit" her?


    Mit einer starken Entschlossenheit schauen wir über uns, um unsere logischen Gedanken und Handlungen fest zu halten.

    „Das Denken schweift gern ab, man hält es schwer zurück;
    Es zähmen, das ist gut; gezähmt bringt Denken Glück.“
    ( Dhammapada 35 Citta – Denken )

  • Mohan Gnanathilake:

    Mit einer starken Entschlossenheit schauen wir über uns, um unsere logischen Gedanken und Handlungen fest zu halten.


    Ja, "wir" schaffen das schon!