Reinheit in der Dzogchen / Mahamudra-Sichtweise

  • sprite:

    Zitat

    Denn "Leerheit" hat etwas mit Natürlichkeit und Spontanität zu tun,


    natürlich, ja, allerdings ist scheiße fressen und mit scheiße werfen ( achtung: metapher ) nicht natürlich, Selbst erleuchtet nicht, entschuldigung.

  • davon verstehe ich nichts.
    was ich ja ' natürlich ' nicht mag ist vouyeurismus und sich dann beschweren, das wäre ja völlig überflüssig, man könnte es besser, wenn man denn wollte, ...sorry, aber das ist kindisch :)
    falls du mal guckst was unter natürlich, spontan fallen täte, wenn denn, du kennst dich ja aus, da schließen sich ne menge dinge natürlicherweise aus, verbundenheit mit dem meister aber zum bleistift nicht, selbst dann nicht, sollte man ihm auf die schulter steigen können, dann ist das eben eine lose verbundenheit. :)

  • blue_aprico:

    sprite:

    Zitat

    Denn "Leerheit" hat etwas mit Natürlichkeit und Spontanität zu tun,


    natürlich, ja, allerdings ist scheiße fressen und mit scheiße werfen ( achtung: metapher ) nicht natürlich, Selbst erleuchtet nicht, entschuldigung.


    Was doch letztlich genau dem entspricht, was Sprite sagt: die Idee war ja von Turmalin, man müsse, wenn man eine nicht-duale Sichtweise verwirklicht hat, oder Leerheit verstanden hat, Dinge tun die dem natürlichen menschlichen Empfinden zuwider laufen. Dieses Missverständnis der Sicht gegenüber hat Sprite dann damit aufgeklärt, dass man sich einfach natürlich verhält, dass das mit Spontanität zu tun hat, und nicht damit Ursache und Wirkung in der bedingten Welt auf den Kopf zu stellen. In diesem Punkt seit ihr euch also einig, und ich sehe das auch so. Was man tun könnte ist völlig unerheblich, weil ein erleuchtetes Wesen nur das tut, was der Situation angemessen ist, was - wie Du sagen würdest: heilsam ist. Das ist aber nicht einer Unterscheidung in Gut oder Böse geschuldet, sondern eben einfach: natürlicher Ausdruck der Erleuchtung. Eigentlich wurde das aber schon allein in diesem Thread mehrfach so erklärt, mich wundert daher, dass die gleichen Missverständnisse ihrer Aufklärung zum Trotz immer wieder wiederholt werden.


    kilaya

  • kilaya:

    die Idee war ja von Turmalin, man müsse, wenn man eine nicht-duale Sichtweise verwirklicht hat, oder Leerheit verstanden hat, Dinge tun die dem natürlichen menschlichen Empfinden zuwider laufen. Dieses Missverständnis der Sicht gegenüber


    Aus meiner Sicht war die Sache so: @Sprite hatte gesagt, für einen Dzogchen-Praktizierenden kann die momentane politische Lage auch völlig unerheblich sein, einfach an einem vorbei ziehen, man "setzt sich da nicht mehr drauf"-soweit stimmte ich ihm zu. Aber dann hat er gesagt: Die Helfer sind nicht besser als die, die andere bekämpfen. (Auch bezogen auf die aktuelle politische Lage).
    Da habe ich dann versucht meine Meinung zu sagen, was scheinbar nicht geklappt hat. Dass ich es gefährlich finde, wenn man mit der Begründung der Sicht, also des "einen Geschmacks" die Ethik über Bord wirft. Ich habe dann ein Beispiel genommen, was ich dummerweise schon mehrmals gehört habe, von diesen Tests. Da geht es drum, dass wenn jemand behauptet, die Ethik über Bord werfen zu können, man an Test erinnert, die für einen selbst im Normalbewusstsein ein Problem sind. Ich sag jetzt mal Kerzenflamme, weil das andere Thema will ich jetzt nicht wiederholen.
    Es kann ja nicht sein, dass der Dzogchen-Praktizierende zum Test für andere wird, da ja alles, was er tut unterschiedslos ist.


    Mir ging es um diesen Unterschied. Ob alles der "eine Geschmack" ist, was ich anderen tue, oder ob alles der "eine Geschmack" ist, was mir selbst passiert. Meiner Meinung nach reicht es völlig aus, über das letztere nach zu denken. Natürlich habe ich nicht gemeint, dass man andauernd den Finger in die Kerzenflamme halten soll, sondern dass man die Vorstellung mal in den Raum stellen kann, wenn jemand das sagt, wie man sich anderen gegenüber verhält sei unterschiedslos.

  • Turmalin:

    Mir ging es um diesen Unterschied. Ob alles der "eine Geschmack" ist, was ich anderen tue, oder ob alles der "eine Geschmack" ist, was mir selbst passiert. Meiner Meinung nach reicht es völlig aus, über das letztere nach zu denken. Natürlich habe ich nicht gemeint, dass man andauernd den Finger in die Kerzenflamme halten soll, sondern dass man die Vorstellung mal in den Raum stellen kann, wenn jemand das sagt, wie man sich anderen gegenüber verhält sei unterschiedslos.


    Das ist in der Tat ein wichtige Unterscheidung! Die Wahrnehmung ist nicht-dual, das eigene Handeln entweder auf natürliche Weise mitfühlend und weise, oder bis das klappt, ausgerichtet an der gelernten Ethik. Wenn jemand seine eigenen Handlungen überhaupt mit "Dzogchen" rechtfertigen muss, ist schon etwas ganz faul.


    Die Ebene, wo man anderen durch Handlungen hilft, die auf den ersten Blick für das unerleuchtete Auge willkürlich oder gar grausam erscheinen mögen, ist sehr fortgeschritten. Aber wenn man das kann, muss man sich nicht rechtfertigen. Als Beispiel für diese Ebene der Verwirklichung dienen viele der Weisheitsgeschichten, z.B. Milarepa bei Marpa, dem Haushälter. Milarepa wurde von Marpa dermaßen "schlecht behandelt" dass sogar dessen Frau es nicht mehr ertragen konnte. Aber Milarepa musste auch - und das hatte Marpa gesehen - sehr heftiges Karma noch in diesem Leben abtragen, um nicht sein Potential vollends für sehr lange Zeit zu verwirken. Da das auf natürliche Weise nicht möglich gewesen wäre, und Marpa das uneingeschränkte Vertrauen Milarepas hatte, hat Marpa ihm jahrelang grausam erscheinende weltlich gesehen sinnlose Aufgaben gegeben, die das Karma verbrennen sollten, bevor er überhaupt Unterweisungen erhalten hat.


    kilaya

  • turmalin:

    Zitat

    sondern dass man die Vorstellung mal in den Raum stellen kann, wenn jemand das sagt, wie man sich anderen gegenüber verhält sei unterschiedslos.


    eben, ich denke da käme auch ein missverständnis zum ausdruck, nicht unterscheidungslosigkeit ist ein "merkmal" von buddhanatur
    oder halt "dzogchen", sondern (wert)urteilsfreiheit. und: wenn ein meister die fähigkeit intuitiv durchdringender herzensschau "besitzt", dann ist es ihm natürlich möglich auch unkonventionelle wege zu gehen mit sich und dem schüler. die verbindung zw. meister und schüler ist beidseitig freiwillig.


    wenn ich aber manchmal sehe, wie einzelne "praktizierende" sich für weise & berufen halten "(spontan) zu tun", desserhalben einen
    ( inneren ) kontakt eingehen, ob gewünscht oder unerwünscht, und was dabei raus kommt, das gefällt mir nun ganz und gar nicht, zu mal das oft recht unbewusst abläuft, ob da jemand seine affekte wahrnimmt, mag ich bezweifeln.

  • Sprite:

    Die Resultate bleiben aber meist gleich. Ich muss mich nicht in Ethik üben, wenn sie mir automatisch "zufällt" durch den Dzogchen Weg.


    Das klingt für mich schon so, als wenn du dein Handeln reflektierst, denn du vergleichst deine Handlungen mit jemandem der "normal" ethisch handelt oder sich drum bemüht. Erlernt oder wie auch immer man das nennt. Man reflektiert z. B. wie es anderen geht durch das eigene Handeln.
    So ist das ja auch gut.

  • sprite:

    Zitat

    Aprico, wenn du mich damit meinen solltest


    Nö, kenn dich doch gar nicht, der ganze Satz wär aber nie gedacht worden, wenn "spontan gehandelt" worden wäre.


    Zitat

    Die ergibt sich automatisch aus einer Haltung des Mitgefühls und der Gleichwertigkeit der Dinge...


    Hm, ja, aber Mitgefühl und Weisheit "ergibt sich", wie wir alle wissen, nicht "automatisch", ergo auch nicht "die Haltung".

  • blue_aprico:

    Hm, ja, aber Mitgefühl und Weisheit "ergibt sich", wie wir alle wissen, nicht "automatisch", ergo auch nicht "die Haltung".


    "Wie wir allen wissen"? Ich weiss etwas anderes, denn es gibt verschiedene Gründe warum eine natürliche Haltung von Mitgefühl und Weisheit bei jemand da sein kann. Eine Möglichkeit ist entsprechendes Karma, Gewohnheiten die sich etabliert haben, so dass es einem vollkommen unnatürlich vorkommt, sich anders zu verhalten. Eine andere Möglichkeit ist das, wovon wir hier sprechen: eine Verbindung zum Urgrund, ein sich dem natürlichen Zustand hingeben, läßt schlichtweg keine ethisch und karmisch negativen Handlungen hervorkommen und sich Ausdruck verschaffen. Ein anderer Ausdruck dafür ist "Buddhanatur" - das, was der Mahayana-Philosophie nach jedem von uns die Grundnatur ist, die lediglich durch Gewohnheiten verschleiert wird. Handelt man aus diesem Zentrum heraus, verschafft sich durch uns und auch durch unsere persönlichen Eigenarten hindurch die Buddhanatur Ausdruck. Deswegen muss man einem Wesen nicht Mitgefühl und Weisheit hinzufügen, wenn das so wäre, wäre es bedingt und könnte auch wieder wegfallen. Stattdessen transfomiert man die Gewohnheiten und lässt sich auf den Boden unseres Seins zurückfallen, die Grundnatur aus der Mitgefühl und Weisheit seit anfangsloser Zeit und unzerstörbar hervorgehen. Das hat auch einen nachvollziehbaren Grund, denn das ist die Ebene auf der und über die wir alle mit einander verbunden sind. Somit ist Mitgefühl so natürlich, wie wir uns um einen Schnitt im Finger kümmern, und Weisheit so natürlich, weil jeder Teil des Ganzen weiss, was ein anderer Teil des Ganzen braucht, wenn man diese grundlegende Verbundenheit nicht willkürlich (und irgendwann aus Gewohnheit und Anhaftung an der Illusion von Trennung) blockiert.


    kilaya

  • kilaya:

    Zitat

    das, was der Mahayana-Philosophie nach jedem von uns die Grundnatur ist, die lediglich durch Gewohnheiten verschleiert wird.


    Das ist ja "rücksichtsvoll" ausgedrückt. Von welcher Art " lediglich Gewohnheiten die Verschleiern" sprichst du ?



    Ps: Im Zen heißt es: ' Große Weisheit, Großes Mitgefühl' , nenn es "reine" ( bloße ) Weisheit-Mitgefühl. Reden wir vom selben ? Im Zen hat auch 'Reue' einen festen Platz ( und Bemühen ) auch "eine natürliche Regung", der Praxis integral, ohne hervorgehoben oder vernachlässigt zu werden.

  • blue_aprico:

    kilaya:

    Zitat

    das, was der Mahayana-Philosophie nach jedem von uns die Grundnatur ist, die lediglich durch Gewohnheiten verschleiert wird.


    Das ist ja "rücksichtsvoll" ausgedrückt. Von welcher Art " lediglich Gewohnheiten die Verschleiern" sprichst du ?


    Alle Arten von Gewohnheiten, die uns daran hindern, wahrzunehmen, was ist.


    blue_aprico:

    Ps: Im Zen heißt es: ' Große Weisheit, Großes Mitgefühl' , nenn es "reine" ( bloße ) Weisheit-Mitgefühl. Reden wir vom selben ?


    Ich vermute, dass die Zen-Umschreibung das Gleiche meint, Weisheit und Mitgefühl die keine andere Ursache benötigen als die Leerheit selbst. Wenn man den Begriff "rein" für Dzogchen in dem Kontext verwendet, dann sehe ich einen Bezug zu den "Reinen Lichtern" die hervorkommen, wenn man im natürlichen Zustand verweilt. (= Phänomene die keine Ursache haben als die Grundnatur selbst und daher nicht Bedingungen unterworfen sind). "


    Zitat

    Im Zen hat auch 'Reue' einen festen Platz ( und Bemühen ) auch "eine natürliche Regung", der Praxis integral, ohne hervorgehoben oder vernachlässigt zu werden.


    Das könnte man sich noch etwas genauer anschauen. Meine Vermutung ist, dass hier ein subtiler Unterschied besteht, weil es ab einem gewissen Punkt der Verwirklichung, die durch Identifikation mit dem Ziel vorweggenommen wird, es eigentlich nichts zu bereuen gibt. Aber durch das tantrische Fundament kommt der Buddha Dorje Sempa (Vajrasattva) ins Spiel, der vergangene Taten die schief gelaufen sind, reinigt. Der ist in Dzogchen-Linien meistens sehr wichtig. Ich vermute, so wie es "bedingtes Mitgefühl" und "grosses Mitgefühl" gibt, gibt es auch "bedingte Reue" und "natürliche Reue". Schuldgefühle auf bedingter Ebene sind sehr starke Blockaden. Ich vermute, dass "Reue als natürliche Regung" nicht blockierend wirkt, sondern im Gegenteil befreiend.


    kilaya

  • kilaya:


    Das könnte man sich noch etwas genauer anschauen. Meine Vermutung ist, dass hier ein subtiler Unterschied besteht, weil es ab einem gewissen Punkt der Verwirklichung, die durch Identifikation mit dem Ziel vorweggenommen wird, es eigentlich nichts zu bereuen gibt. Aber durch das tantrische Fundament kommt der Buddha Dorje Sempa (Vajrasattva) ins Spiel, der vergangene Taten die schief gelaufen sind, reinigt. Der ist in Dzogchen-Linien meistens sehr wichtig. Ich vermute, so wie es "bedingtes Mitgefühl" und "grosses Mitgefühl" gibt, gibt es auch "bedingte Reue" und "natürliche Reue". Schuldgefühle auf bedingter Ebene sind sehr starke Blockaden. Ich vermute, dass "Reue als natürliche Regung" nicht blockierend wirkt, sondern im Gegenteil befreiend.


    kilaya

    Deine Vermutung trifft wohl zu, soweit es Reue im Inneren betrifft, ist deine Vermutung richtig. Wenn Reue öffentlich gemacht wird kommt es zu der Befreienden Wirkung. Erst dann hören die Inneren Kreisläufe auf. Abschneiden durch Äußerung. Aus dem HerzGeist/Weisheit-Mitgefühl heraus in die Leere des Nichtwissens der Reaktion dessen dem ich mein Bereuen mitteile.

  • Zitat

    Alle Arten von Gewohnheiten, die uns daran hindern, wahrzunehmen, was ist.


    Worin bestehen die ? - "im Dzogchen" oder sowieso.
    Sind wir uns insofern einig, dass es Im Dharma nicht darum geht die Wahrheit über/von Personen zu erkennen, der Buddha beschränkte sich natürlicherweise auf Schau von Tendenzen, und auch nur im Rahmen von Unterweisung, - der Buddha (!)
    sondern "Wahrzunehmen was ist" ' Die Welt' meint, 'Alles' -zuförderst ' meine Wirklichkeit' ? Nun wäre das ja konzeptionell nicht zu machen. Sich Leerheit vorstellen, kann nicht dasselbe sein wie Leerheit verwirklichen. Da sind wir uns einig, nicht ?


    So, jetzt hab ich zu tun. Das Plöde ist, ich sag mir oft, wenn ich diesen Papierkram, Geschirr, Anrufe, Arbeit weg habe, ist endlich Ruhe. Aber nein...
    :| Blue_

  • zu: "alle arten von gewohnheiten", das ist hiermit gut beschrieben:


    Zitat

    Um Erleuchtung zu erlangen, müssen wir zwei Arten von geistigen Schleiern endgültig beseitigen: Die Schleier durch störende Emotionen und Einstellungen, die uns an der Befreiung (tib. nyon-sgrib) hindern, sowie die Schleier hinsichtlich allem, was man wahrnehmen kann, welche Allwissenheit (tib. shes-sgrib) verhindern. Diese Schleier bringen uns zum einen das Leid der sich unkontrollierbar wiederholenden Existenz (Skt. samsara) und machen uns zum anderen unfähig, anderen auf bestmögliche Weise zu helfen. Sie sind jedoch flüchtig (tib. glo-bur) und verdecken lediglich die essentielle Natur (tib. ngo-bo) des Geistes und schränken seine Funktion ein. In seiner Essenz ist der Geist (die geistige Aktivität) von Natur aus rein von allen flüchtigen Makeln. Dies ist ein wichtiger Aspekt seiner Buddha-Natur. Im Allgemeinen erfordert die Beseitigung beider Arten von Schleiern Bodhichitta (tib. byang-sems) nicht-konzeptuelle Wahrnehmung der Leerheit (tib. stong-nyid, Skt. shunyata)

    ( berzinarchiv, einführung in dzogchen )


    reue a la dhamma ist eine korrektur der peilrichtung. das ist ein positiver aspekt.
    5 lichter und so interessiert mich nicht besonders, übliche ausdrücke im dzogchen sind: klares licht, reine phänomene. mehr brauch ich nicht wissen, das genügt.


    nun hab ich grad dein foto zufällig gecheckt.


    na, denn beste grüße
    blue_

  • Turmalin:
    Sprite:

    Aber irgendwann ist man an dem Punkt und die Frage kommt auf, WEM man überhaupt Mitgefühl entgegenbringen sollte? Ich las einmal, dass das große Bodhisattva Gelübde in voller Gänze erfüllt wäre,


    Dem, der vor einem ist, Mitgefühl entgegenbringen.
    Ich finde das merkwürdig am Boddhisattva-Versprechen, dass es mir nicht umsetzbar erscheint. Im Alltag gibt es schon ein Problem, wenn man sich zwischen zwei Menschen entscheiden muss. Man hat zu tun... Kind oder so... und wieder die Oma nicht angerufen. An alle fühlenden Wesen kann man da schon gar nicht denken...


    @Sprite: Hier hatte ich gar nicht geblickt, was du meintest mit der Frage, wem man überhaupt Mitgefühl entgegenbringen sollte. Du meintest es in dem Sinne, dass ja kein Objekt da ist. Also auch kein Objekt des Mitgefühls.
    Non-duales Mitgefühl meinst du.


    https://www.youtube.com/watch?v=IBIe5D5Oqh4

  • sprite:

    Zitat

    Aber dann erlernt man Verhaltensweisen, genormte Handlungen...das ist eben das, was gegen Spontanität spricht, in der Mitgefühl auch in einem Akt des Anschreiens oder Schlagens bestehen kann. Oder was liest du für Zen Koans? :o


    Was wenn das Baby zu beisst oder es der Stiefvater schüttelt vor Wut ? "Ursprüngliches Mitgefühl"-"Ursprüngliche Weisheit" oder "erlernte Verhaltensweise" ? Von Koan will ich gar nicht erst anfangen. Da begegnen sich zwei fast auf Augenhöhe, wenn das mal passiert.


    Zitat

    In Spontanität kann alles sein.


    Ist richtig. Deswegen ist sich spontan enthalten können auch so wichtig - das nennt man 'Aufmerken'. Und jetzt komm mir nicht mit der Leerheit von Handlungen und Ego, denn wenn auch nur subtilster illusionäre Selbstbezug ist, dann ist Bedingtheit und Wirkung - Karma - ergo Verzerrung.

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • blue_aprico:

    Ist richtig. Deswegen ist sich spontan enthalten können auch so wichtig - das nennt man 'Aufmerken'. Und jetzt komm mir nicht mit der Leerheit von Handlungen und Ego, denn wenn auch nur subtilster illusionäre Selbstbezug ist, dann ist Bedingtheit und Wirkung - Karma - ergo Verzerrung.


    Was irgendwie nicht bei Dir anzukommen scheint, ist die Aussage, dass es um eine Spontaneität geht, die direkt in Verbindung mit der Buddhanatur auftritt, und dass ansonsten alle ethischen und menschlichen Regeln des Zusammenlebens und sich verhaltens durchaus nicht ignoriert werden dürfen. Du spielst auf jene an, die die Sichtweise als Entschuldigung für ein durchaus egobehaftetes Verhalten missbrauchen. Missbrauch von Lehraussagen usw. gibt es immer und überall, das schmälert aber die in diesen Lehraussagen enthaltenen Wahrheiten nicht. Wenn man immer jede Lehre an denen messen würde, die sie für irgendwelche Zwecke missbrauchen, bliebe nicht viel übrig. Dazu kommt, dass man zwangsläufig an einander vorbeiredet, wenn einer davon spricht, wie es manchmal in menschlicher Verzerrung verwendet wird, und der andere davon, wie es eigentlich sein sollte und sein kann - und sein wird, wenn man den Weg authentisch bis zum Ende geht.


    Die Wahrheit der Aussage: "es gibt natürlich auftretendes Mitgefühl ohne dass man Ethik gelernt hat" wird nicht ausgehebelt durch die Wahrheit: "es gibt Menschen, die aufgrund ihrer Störungen in ihrem Verhalten mehr daneben greifen als dass sie etwas tun, das ihnen selbst oder den Menschen in ihrem Umfeld nützt". Das wäre ein bischen wie der Streit darum, ob das Glas halb voll oder halb leer ist. Ich bevorzuge die Erkenntnis, dass beides wahr ist, weil die Alternative, dass man sich das Glas gegenseitig an den Kopf schmeisst, nämlich vermutlich weder besonders achtsam noch spontaner Ausdruck von befreiender Aktivität wäre. (Ausnahmen bestätigen die Regel...)


    kilaya

  • @ Sprite: Ja es ist schwierig mit dem aneinander vorbeireden. Ich hätte schon drauf kommen können, was du meinst, wenn ich davon ausgegangen wäre, dass der Satz wirklich unter der Überschrift dieses Threads steht. Es war einerseits unachtsam von mir, davon nicht auszugehen, andererseits stehen schon immer viele Sätze in den Threads, die nicht zur Überschrift passen.
    Und: In deiner Formulierung kommt "man" vor, also das Subjekt. Während du versuchst, rüber zu bringen, dass da kein Objekt des Mitgefühls ist. Jetzt lies mal das:


    kilaya:

    Man hört dann nicht auf, bestmöglich zu handeln, im Gegenteil, man ist sehr viel effektiver, aber es passiert nicht mehr in dem Verständnis, da sei "einer" der "einen anderen" "retten" müsste / könnte.


    da kommt deutlich rüber, dass es kein Objekt UND kein Subjekt gibt. Weißt du, ich les das jetzt einfach 15 Mal, was Kilaya schreibt. Dann kann ich mich vielleicht mal klarer ausdrücken. Irgendwann. Es ist tatsächlich so, dass man über die Formulierung, mit der man eine eigene Erfahrung schreibt, noch mal extra nachdenken muss. Ich jedenfalls. Vielleicht ist es dann auch nicht schlecht, auf Formulierungen zurück zu greifen, die man irgendwo gelesen hat. Also traditionelle Lehre "nach Buch". Wenn man die Erfahrung selbst gemacht hat, geht das doch. Schwierig finde ich es nur mich mit Leuten zu unterhalten, die korrekt nach Buch-Lehre reden aber keine eigene Erfahrung haben.
    Daher, sorry, haben sich mir erst mal die Stacheln gestellt, als du mit hochtrabenden Wörtern anfingst. Es kann sein, dass das auch passiert ist als du da in dem Zentrum warst. Ich glaube es ist besser damit Mitgefühl zu haben. Man weiß nicht wer da schon alles Reden geschwungen hat und es war nur heiße Luft. Da entsteht dann die Meinung, dass man besser den Meister reden lassen sollte. So ist das bei den Leuten, die einen formalen Weg gehen mit einem Meister.

  • Zitat

    Dazu kommt, dass man zwangsläufig an einander vorbeiredet, wenn einer davon spricht, wie es manchmal in menschlicher Verzerrung verwendet wird, und der andere davon, wie es eigentlich sein sollte und sein kann - und sein wird, wenn man den Weg authentisch bis zum Ende geht.


    Nur mal diese beiden Aussagen rausgenommen, beide wurden nicht getätigt.



    Aber lass mal gut sein,
    Gesundheit&Frieden !
    Blue_


    Zitat

    Aber ja, diese Art von Mitgefühl kennt kein Objekt des Mitgefühls und auch kein Subjekt, dass dies ausführen könnte


    Das ist wahr.



    _()_

  • Sprite:


    Ja, also im Zentrum habe ich keine Reden geschwungen, nur "unbequeme" Fragen gestellt. Erst im nachhinein wurde mir klar, dass ich da in einem "Diamant Zentrum" war, und wenn du ursprünglich aus der Zen Richtung kommst, dann ist das natürlich extrem verwirrend, alleine bei den Meditationen bin ich mir vorgekommen wie bei einem "Engelchanneling". Mitgefühl ist da in diesem Fall gar nicht nötig, wir hatten einfach aneinander vorbeigeredet. Ich sprach von "Geist leeren", sie sprachen von "Energiestrahlen und Linienmeister visualisieren". Es war halt schade, dass keiner wirklich sagen konnte, warum die das machen. Die Zentrumsleiterin hat sich nach 3x fragen einfach weggedreht und gemeint ich könnte jederzeit woanders hingehen...naja, im Endeffekt hab ich dann selbst recherchiert und weiß jetzt, worauf die Visualisierungen hinaus laufen. Aber war auch gut so, denn in dieser "Entwicklungsphase" hätte, glaube ich, der regelmäßige Zentrumsbesuch mehr Verwirrung statt Klarheit geschafft.


    Das könnte sich aber klären. Ich würde einfach nicht sagen, dass nichts mehr geht für dich in so einem Zentrum. Man weiß nie, was einen weiter bringen könnte, wenn man mal ein neue Anregung braucht.
    Der Varjayana-Buddhismus ist wirklich komplex. Es sind eben verschiedene Zugänge möglich. Daher macht es nichts, wenn jemand grade von etwas anderem redet. Es heißt nicht, dass das "Engelchanneling" war. Es war wohl nur so, dass der Mahamudra/Dzogchen Aspekt grade nicht besprochen wurde. Wie gesagt, es ist sehr komplex, man kann nicht immer über alles gleichzeitig reden.
    "Engelchanneling" enthält soweit ich weiß keine Lehre über non-dualität, sondern der Engel wird als Objekt vorgestellt, und er ist etwas anderes als das Subjekt welches ihn kontaktiert. Aber nicht, dass ich jetzt was falsches über "Engelchanneling" verbreite. Ich schätze nur, dass es dir aufgestoßen hat, dass da scheinbar von an-sich-existierenden "Gottheiten" gesprochen wurde. Ich denke aber nicht, dass es so war, sondern, dass es nur so bei dir ankam.
    Aber klar, ich kenne jetzt diese spezielle Lehrerin nicht.

  • Man kann vermutlich auch nicht immer von einem Zentrum auf eine ganze Linie oder die gesamte Lehre schliessen. Die Meditation die Du beschreibst, hört sich nach Guru Yoga an, wenn einem generell Meditationen auf Gottheiten oder Lehrer nicht liegen, dann passt das halt nicht. Auch wenn Guru-Yoga durchaus Bestandteil von Dzogchen-Linien ist. Im "radikalen Dzogchen" hat das wiederum keinen Platz. Ich vermute, so weit wie mein Verständnis von Zen als jemand, der es nicht praktiziert, geht, dass man den Sprung von Zen zu Dzogchen (oder umgekehrt) relativ leicht machen kann. Den Unterbau von Tantra usw. wird man dabei aber wohl eher ignorieren wollen.


    kilaya

  • aber sprite!, der geist ist doch schon "essentiell" leer. wat willste denn da "machen" ? :D

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • kommt auf die linie an, es muss einen nicht wegziehen, falls -von der veranlagung her- "mehr" gebraucht wird,grade das chinesisch stämmige ist ja üppig mit "psychologisch-spirituellen" elementen, "uns" fällt das meistens deswegen schwer "zu folgen", weil es kulturell ungewohnt ist. die sinnige brückenfunktion ist nicht von der hand zu weisen was "esoterisch-exoterische" elemente betrifft. komischerweise analysiert zumindest der westler-zennie oft übermäßig - und /oder macht gleich die scheunentore dicht, beides kann ihm aber so einiges verbauen. wenn ich mich ein stück weit drauf einlasse, erfasse ich solche aspekte " von "innen her" ohne dass "sie mich erfassen". das war mein ding, ein zugang wo ich fremdel, im ZenSinn unbedarft, anfängergeist. dann wird es "interessant".


    Zitat

    Nichts. Soll ich was machen? :P


    Nicht was du willst. :)