Gibt es ein Selbst?

  • Sherab Yönten:
    fotost:

    Die rein lineare Struktur von Buddhaland Threads ist da eher störend.


    Lineare Struktur ? :oops:


    Linear - Antworten werden ganz simpel nacheinander aufgelistet. Andere Foren bieten die Möglichkeit direkt auf Beiträge anderer zu antworten so daß einzelne Threads mehr eine baumartige Struktur der Beiträge bekommen. Aber das hat jetzt nichts konkret mit diesem Thema zu tun. Nur bei sehr langen Threads mit unübersichtlichen Entwicklungen wirkt sich eben diese lineare Sache besonders negativ auf



    Danke.


    Zitat

    genau so viel Antworten wie User


    :lol::lol:

  • Wie führt eine Erkenntnis der Nichtselbstheit eigentlich zur Erlösung, zur Freiheit von dukkha?


    Kann man trotzt Vergänglichkeit der Gebilde, also trotz Nichtselbst unter dem Aspekt Vergänglichkeit glücklich sein?
    Geht das mit Hilfe des Geistes?
    Wenn ja, wie geht das mit Hilfe des Geistes, wenn der Geist doch auch vergänglich ist, das ist er doch?
    Und, wenn man ständig einen Affengeist hat?
    Der Buddha sagt ja selbst an einer Stelle: "Von einem Strom würde ein Mensch hingetrieben. Der griffe nach den Gräsern, aber diese rissen ab."
    Wie gerät man nicht in Erschütterung durch das Nicht-Seiende bzw. die in ihm herrschende Vergänglichkeit?


    Was sagst man einem Nihilisten?

    2 Mal editiert, zuletzt von gbg ()

  • bel:
    das sind keine grundannahmen. solche beruhen auf emotion.

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Morpho:

    bel:
    das sind keine grundannahmen.


    sondern? Na egal, das meine ich jedenfalls mit "Grundannahmen", du kannst Dir aber auch einen anderen Begriff ausdenken.

  • Morpho:

    bel:
    das sind keine grundannahmen. solche beruhen auf emotion.


    Liegt Grundannahmen der "Satz vom zureichneden Grunde" zu Grunde. Der beschreibt die Subjekt-Objekt Beziehung. Wie dem auch sei... Ich werde jetzt nicht noch weitere Monologe führen. :D

  • gbg:
    Morpho:

    bel:
    das sind keine grundannahmen.


    Liegt Grundannahmen der "Satz vom zureichenden Grunde" zu Grunde.


    Nein, vor allem nicht "zureichend", denn dann bedürfte es ja keiner weiteren Prüfung .... auch wieder so ein Beispiel eines Fachbegriffes, dessen Verwendung nur ablenkend ist, weil man schon endlos über dessen unterschiedlichen Bestimmung in 2500 Jahren westlicher Philosophie streiten könnte.
    Es sind Anfangs- oder Basishypothesen die gegenüber Gegenhypothesen zu untersuchen und ggf zu verändern sind.

  • Morpho:

    bel:
    solche beruhen auf emotion.


    Was beruht auf Emotionen? Grundannahmen?
    Ne, also sie müssen schon so formuliert und sachlich begründet werden, daß sie einer sachlichen Kritik ausgesetzt werden können. Sonst braucht man ja überhaupt nicht anfangen, zu diskutieren - auch nicht mit sich selbst.
    Dieser innere Dialog ist übrigens das Bestimmende, es geht immer zuerst um die Bedeutung eines Textes für den Rezipienten (eben nicht im emotionalen Sinn, das kann ein paralleler Prozess sein), sondern in der Annäherung an das, was der Produzent des Textes gemeint haben könnte.
    Also so: Mich kann natürlich ein Gedicht emotional völlig ergreifen, dabei aber was ganz anderes sehen, als der Verfasser gedacht hat.

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()


  • Hier muß ich bezüglich der Phrase "sato sattassa" nachbessern, wenngleich ich bislang keine wirklich schlüssige Alternative gefunden habe.


    Die Gründe sind grammatischer Natur.


    a)
    Das Adjektiv folgt dem Nomen im Genus und Kasus, muß also hier im Genitiv stehen. Passt nur nicht so richtig für "sata" ("bewußt/fühlend", Neumann übersetzt "lebendig"), Genus maskulin, Genitiv endet dann (normalerweise) auf "-ssa", ob es auch eine Sonderform auf "-no/-o" endend gibt, kann ich nicht finden.


    b)
    Leitet man aber von seiend, "sant" (Partizip Präsens von atthi) heißt die mask. Form im Nominativ "santo", die feminine Form im Nominativ ist "satī", nur darf diese hier ja nicht verwendet werden, weil das Nomen "satta" (Wesen) klar maskulin ist, und die fem. ī-Deklination eh nicht im Genitiv auf -o endet.
    Also ginge das Ganze nur dann auf, wenn "satī" auch eine maskuline Form von von "sant" wäre, zumindest gibt es dann im Genitiv neben der Endung "-ssa" auch noch "-no", nur bestreitet das Wörterbuch der PTS die Existenz einer solchen maskulinen Form.


    Grammatisch läßt sich also keine der möglichen Übersetzungs-Varianten zweifelsfrei begründen.
    Dann würde der textliche Zusammenhang entscheiden, aber der gibt das in M22 nicht her. Also müßte man an anderer Stelle suchen wo "sato sattassa" auch auftaucht, z.B. in D 1.4.4.:


    Hier wird aber ganz klar auf einem (vedischen) "attā" bestanden, das zu Lebzeiten existiert, und mit dem Tode vernichtet wird. Im einfachsten Fall gibt es nur ein "attā", das ausschließlich auf den 4 Basiselementen beruht, also nicht (!) auf einem vollständigen Satz, der funktionalen Gesamtheit/Einheit der "Gruppen" - und sich dadurch entscheidend vom "konventionellen "Ich" (Pronomen) absetzt.
    In den nächsten beiden Fällen gibt es sogar zwei "attā", das erste wie zuvor, das zweite iwie "himmlisch", und nur in dieser Sphäre "sinnesbegabt".
    Die letzten 4 Fälle betreffen auch zwei "attā", das erste wie gehabt, das zweite jeweils einem der höheren Jhanas zugeordnet und nur in diesen Sphären auftretend.


    In keinem der Fälle gibt es eine "ucchedavādā-Variante ohne Atman" oder eine "ucchedavādā-Variante mit Atman, wobei dieses Atman aber mit den Khandhas im Ganzen identisch wäre"


    Es zeigt sich hier, daß in "sato sattassa" weder "lebendige" noch "existierende" Wesen richtig passsen.
    Dem Sinne nach geht es um die die Vernichtung der Atta-Wesen ("attano satassa"), also um die Vernichtung eines (zweier) attā (nicht identisch mit "Wesen") anläßlich des Todes der Wesen. In der verqueren Logik der Vertreter solcher Ideen bedeutet dies aber dann auch die endgültige Vernichtung "der Wesen", weil sie "Wesen" (ob nun "wirklich" oder "lebendig") stets als "khandha+atta" denken.

  • Bel:

    Zitat

    Dieser innere Dialog ist übrigens das Bestimmende,


    Wie es nun ausschaut kannst du doch aber nicht von einem nicht-ontologischen-nicht-logischen Rezipieren sprechen.


    Aber ziemlich emotional ;) :


    Zitat

    Grundlage der Interpretation ist die Ergriffenheit des Lesers. Dementsprechend sind Gebrauchstexte von der hermeneutischen Methode ausgeschlossen. Emil Staiger umschrieb dies folgendermaßen: „Dass wir begreifen, was uns ergreift.“ (Emotionales muss rational erklärt werden, Faszination führt zu Analyse.)

    Hermeneutischer Zirkel-wiki


    Aspekte von Grundannahmen sind also Interpretationen und Empfindungen.

  • Wann wird es hier eigentlich zum Gemeingut, daß Wiki keine verläßliche Quelle ist?
    Ich meine es ist ja vollkommen klar, daß sich niemand mit null Interesse an eine solche Arbeit macht - meinetwegen auch mit emotionaler Ergriffenheit - trotzdem muß die hermeneutische Hypothese davon absehen und sachlich formuliert sein.
    War mein Beispiel im vorvorigen Beitrag nicht deutlich?

  • http://arbeitsblaetter.stangl-…T/HermeneutikZirkel.shtml


    Gerade in den ideologisch eingefärbten Themenfeldern is Wiki ein Haufen Schwachsinn und man muss schon viel Vorverständnis mitbringen, um diesen Müll zu sortieren. Dann lässt man es aber auch gleich.


    Grundlage der Interpretation ist weniger die "Ergriffenheit" des Lesers, sondern sein Verhältnis zum Text und das ist auch emotional bestimmt. Also in dem Sinn, ob ihm der Text "was sagt". Da aber Texte - auch Gebrauchstexte, z.B. Rezepte - immer in irgendeiner Form erschlossen werden müssen, ist die einzige sinnvolle Hermeneutik der Bezug zur Erfahrung. Und dazu gehört natürlich immer die sinnliche Erfahrung, z.B. durch die Vorstellungen, die Texte erzeugen.

  • Manches, was hier als "Grundannahme" verschleiert wird, ist akademisch längst erledigt und tatsächlich die Ableitung, die Erkenntnis, zu der man durch Recherche, Abwägung usw. gekommen ist. Die Hermeneutik geht da üblicherweise Hand in Hand mit der historisch-kritischen Methode. Es ist dann eher unerfreulich, wenn manche User auf dem Kenntnisstand von - sagen wir des Jahres 1252 über bestimmte Zenlehren diskutieren wollen. :roll:


    Zitat

    Im Shrimaladevi-Sutra heißt es, die Unbeständigkeit der Phänomene sei eine negative Sicht und die Kausalkette eine positive, weil sie zur Befreiung aus dem Kreislauf der Wiedergeburten führe, zum Nirwana. Diese beiden Extreme treffen sich auf einen Streich, wenn wir sie in die Steckdose namens hishiryô stecken.

    (Kodo Sawaki)

    2 Mal editiert, zuletzt von Selbst ()

  • Monday:

    ist die einzige sinnvolle Hermeneutik der Bezug zur Erfahrung.


    Auch in Umgang mit Texten selbst, insbesondere dann, wenn es sich nicht um isolierte handelt, sondern solche die Bestandteile eines Kanons oder eine größeren Text-Zusammenhanges.

  • Selbst:

    ist akademisch längst erledigt


    So was ist schon per Definition ausgeschlossen, in einem solchen Fall wäre "Wissenschaft" selbst erledigt.

  • "Erledigt" bedeutet einfach, dass hier einige User Diskussionen führen, die sich nicht auf dem aktuellen oder auch nur annhähernd aktuellen Kenntnisstand der Wissenschaft befinden, also hier der Buddhismuswissenschaft.

  • Selbst:

    "Erledigt" bedeutet einfach, dass hier einige User Diskussionen führen, die sich nicht auf dem aktuellen oder auch nur annhähernd aktuellen Kenntnisstand der Wissenschaft befinden, also hier der Buddhismuswissenschaft.


    Das wäre jetzt sehr beängstigend für mich *grusel* *schüttel* *weiterlauf*

  • @ selbst:
    Wenn die Rezeption dieser Wissenschaft dazu führt den Dharma mit einem Gefühl von Abneigung und Skepsis zu betrachten brauch ich die auch nicht.


    Mir scheint nur dass Bel davon ausgeht, dass (für ihn)fehlerhafte Interpretationen aus Unkenntnis UND einseitiger Neigung ( Verallgemeinerung ) zustande kommt und dass hier nun Aufklärung nützlich sein kann. Ersteres stimmt, kommt aber nun auch auf Bereitschaft und Fähigkeit des Dialogpartners an, sowie auf den Duktus, die Fachkenntnis, ja sogar die Vorannahme des Kommunikators. Der Mensch macht für gewöhnlich und zu recht "dicht" wenn er bedrängt oder in seiner SEIN slage - dazu gehören auch sg. Grundannahmen- abfällig behandelt wird. Das selbe gilt natürlich auch für den aufklärenden Monolog.


    Hier folge ich auch Heidegger, der sagt: der Anfang des hermeneutischen Zirkels liegt in einer ursprünglichen Grundevidenz der Wahrheit. Nur weil der Mensch „immer schon“ in der Wahrheit seines Seins stehe, könne er die Wahrheitsfrage über den Sinn seines Menschseins stellen und diese weiter ausbauen. Ich möchte erweitern- nur deswegen auch seine Antwort korrigieren, vergleichen und Grundannahmen und Meinungen ändern, und den Wahrheitsgehalt (oder Sinn und Unsinn ) von buddhistischen Texten oder Reden erfassen, die ja zumeist "Gebrauchsgegenstände" sind, anwendungsbezogen -per Definition nach Gadamer schlösse sich dabei ein "gewöhnlicher" Verstehensprozess, auch der mit "Hermeneutischer Zirkel" benannt sogar aus.
    Würde sagen: schließt sich nicht aus kann dann aber nicht hinreichend sein. Darüber kann man nun wieder streiten, aber ich habe anscheinend sich unterscheidende Erfahrungen als du und du, und die sagen mir das, und das ist doch okay, wenn Erkenntnisprozess auch auf Empirie zu beruhen hat- wie behauptet.


    Puh ! :D hehe

  • Das bedeutet aber das der hermeneutischen Zirkel nur dann Ergebnisse liefern kann wenn die Schlussfolgerungen auch empirisch/mit Sinnesobjetbezug belegt werden können. Ansonsten ist es nur ein Zirkel der Interpretation der Interpretation, denn die Texte werden ja nicht durch den Texterzeuger mit empirischen Erfahrungen belegt.

  • Morpho:

    Mir scheint nur dass Bel davon ausgeht, dass (für ihn)fehlerhafte Interpretationen aus Unkenntnis UND einseitiger Neigung ( Verallgemeinerung ) zustande kommt und dass hier nun Aufklärung nützlich sein kann. Ersteres stimmt, kommt aber nun auch auf Bereitschaft und Fähigkeit des Dialogpartners an, sowie auf den Duktus, die Fachkenntnis, ja sogar die Vorannahme des Kommunikators. Der Mensch macht für gewöhnlich und zu recht "dicht" wenn er bedrängt oder in seiner SEIN slage - dazu gehören auch sg. Grundannahmen- abfällig behandelt wird. Das selbe gilt natürlich auch für den aufklärenden Monolog.


    Wie du ja richtig bemerkt hast, liegt die Reaktion "Hörers" bzw Dialogpartners nur sehr begrenzt in der Hand des Sprechers. Zur "Bereitschaft" des Hörers gehört eben wieder auch das Unterlassen von Spekulationen über die Antriebe des Sprechers. Ich verstehe aber das vollkommen das Problem - es läßt sich in vielen Fällen nur über allmähliche Annäherung bewältigen, wie es aber in mindestens ebenso vielen Fällen überhaupt nicht auftritt.
    Ich sage hier aber nochmal: es geht mir hier zuerst um meine eigenen Fehlinterpretation und/oder meine eigenen einseitige Neigungen und Verallgemeinerungen - ob das für andere bei der Betrachtung ihrer eigenen Fehlinterpretation usw interessant oder ganz relevant ist, liegt ganz in deren Ermessen.


    Zitat

    Hier folge ich auch Heidegger, der sagt: [i]der Anfang des hermeneutischen Zirkels liegt einer ursprünglichen Grundevidenz der Wahrheit. Nur weil der Mensch „immer schon“ in der Wahrheit seines Seins stehe, könne er die Wahrheitsfrage über den Sinn seines Menschseins stellen und diese weiter ausbauen.


    Ich hänge die Latte deutlich tiefer, ich hab keine Ahnung, wie sich Heidegger "ursprünglichen Grundevidenz der Wahrheit" vorstellt. Mir gehts nur um praktische, relative Wahrheit, Wahrheit bezieht sich bei mir immer nur auf definierte Rahmenbedingungen.


    Zitat

    Ich möchte erweitern- nur deswegen auch seine Antwort korrigieren, vergleichen und Grundannahmen und Meinungen ändern, und den Wahrheitsgehalt (oder Sinn und Unsinn ) von buddhistischen Texten oder Reden erfassen, die ja zumeist "Gebrauchsgegenstände" sind, anwendungsbezogen -per Definition nach Gadamer schlösse sich dabei ein "gewöhnlicher" Verstehensprozess, auch der mit "Hermeneutischer Zirkel" benannt sogar aus.


    Sie sind jedenfalls keine "Wettergespräche", in den meisten Fällen, und davon zeugen ja die kontroversen Diskussionen hier, müssen die "Gebrauchsgegenstände" erst isoliert werden.

  • Ellviral:

    Das bedeutet aber das der hermeneutischen Zirkel nur dann Ergebnisse liefern kann wenn die Schlussfolgerungen auch empirisch/mit Sinnesobjetbezug belegt werden können. Ansonsten ist es nur ein Zirkel der Interpretation der Interpretation, denn die Texte werden ja nicht durch den Texterzeuger mit empirischen Erfahrungen belegt.


    Genauer, wir kennen sie in dem meisten Fällen nicht exakt und selbst wenn sie "belegt" (also beschrieben werden) heißt das nicht, daß wir es so einfach nachvollziehen können.
    Nur mal so als Beispiel, das letztlich zitierte Zikaden-Haiku von Bashō - die Kommentarliteratur dazu umfaßt wohl ganze Bücherschränke.
    Es gibt davon auch mindestens 3 Versionen, es gibt einen aktuellen Anlaß, ein Erlebnis und dessen mehrmalige Verarbeitung.
    Ohne die geringste eigene Erfahrung von diesem Sinneserlebnis ist es schlicht nicht nachvollziehbar, wovon der eigentlich spricht.

  • bel:
    Ellviral:

    Das bedeutet aber das der hermeneutischen Zirkel nur dann Ergebnisse liefern kann wenn die Schlussfolgerungen auch empirisch/mit Sinnesobjetbezug belegt werden können. Ansonsten ist es nur ein Zirkel der Interpretation der Interpretation, denn die Texte werden ja nicht durch den Texterzeuger mit empirischen Erfahrungen belegt.


    Genauer, wir kennen sie in dem meisten Fällen nicht exakt und selbst wenn sie "belegt" (also beschrieben werden) heißt das nicht, daß wir es so einfach nachvollziehen können.
    Nur mal so als Beispiel, das letztlich zitierte Zikaden-Haiku von Bashō - die Kommentarliteratur dazu umfaßt wohl ganze Bücherschränke.
    Es gibt davon auch mindestens 3 Versionen, es gibt einen aktuellen Anlaß, ein Erlebnis und dessen mehrmalige Verarbeitung.
    Ohne die geringste eigene Erfahrung von diesem Sinneserlebnis ist es schlicht nicht nachvollziehbar, wovon der eigentlich spricht.

    Das ist für mich so richtig. Das Haiku löst sich nur durch Beschäftigung damit, es dann vergessen und irgendwann blitzt es auf nach einer gemachten Erfahrung.
    Hast du ein Glück das ich recht faul bin was es angeht wie viele dieser Blitze meine Erfahrungen durch Dich schon ausgelöst haben. Hier, wenigstens ein Danke.

  • bel:

    ... In keinem der Fälle gibt es eine "ucchedavādā-Variante ohne Atman" oder eine "ucchedavādā-Variante mit Atman, wobei dieses Atman aber mit den Khandhas im Ganzen identisch wäre"


    Es zeigt sich hier, daß in "sato sattassa" weder "lebendige" noch "existierende" Wesen richtig passsen.
    Dem Sinne nach geht es um die die Vernichtung der Atta-Wesen ("attano satassa"), also um die Vernichtung eines (zweier) attā (nicht identisch mit "Wesen") anläßlich des Todes der Wesen. In der verqueren Logik der Vertreter solcher Ideen bedeutet dies aber dann auch die endgültige Vernichtung "der Wesen", weil sie "Wesen" (ob nun "wirklich" oder "lebendig") stets als "khandha+atta" denken.


    Also gut, dann noch mal etwas ausführlicher:



    Es stimmt, hier werden 7 Ansichten über die Vernichtung eines lebendigen [existierenden, fühlenden, ...] Wesens ( sato sattassa ) mit dem Tod beschrieben, jede dieser Ansichten "hantiert" mit mindestens einer Form von Atman und es wird festgestellt, dass es darüber hinaus keine Ansicht gibt, die unter Ucchedavādo (im engeren Sinne) zu zählen wäre (ich meine dennoch, die "Tam-Jivam-tam-sariram"-Ansicht ist auch eine Form von Ucchedavādo, ist aber im Moment nicht relevant).


    Wenn es also keine Ucchedavādo-Variante (im engeren Sinne) ohne irgendeine Form von Atman gibt, wie ist dann diese Aussage zu verstehen:


    Zitat

    Hätte ich aber, Anando, auf die Frage des Pilgers Vacchagotto, ob es kein Atman gibt, geantwortet: 'Es gibt kein Atman',
    (Ahañcānanda, vacchagottassa paribbājakassa ‘natthattā’ti puṭṭho samāno ‘natthattā’ti byākareyyaṃ,)
    dann wäre ich den Asketen und Brahmanen gefolgt, die Vernichtung ( ucchedavādā ) behaupten.
    (ye te, ānanda, samaṇabrāhmaṇā ucchedavādā tesametaṃ saddhiṃ abhavissa.)
    (Samyutta Nikaya 44.10)


    Eben in dem Sinn, dass die Ansicht, es gebe keinen Atman auf dasselbe Ergebnis wie ucchedavādā hinausläuft: Die Vernichtung eines lebendigen [existierenden, fühlenden, ...] Wesens ( sato sattassa ) mit dem Tod.


    Und das wird nun mal nicht vom Buddha gelehrt.


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Ich habe das hier an anderer Stelle schon mal gepostet, vielleicht tut es ja etwas zur Sache:




    Dreh und Angelpunkt dieses Suttas ist die Tatsache, dass sowohl Behauptung als auch Leugnung des Selbst beide von einer impliziten Grundannahme der Zulässigkeit von Behauptung oder Leugnung ausgehen. Auf den ersten Blick erschiene es zulässig, gemäß dem Diktum "sabbe dhammā anattā" (Dhp 279) zu sagen, "Es gibt kein Selbst". In der Leugnung eines Selbst ist Selbst aber implizit immer mitgedacht (‚Früher hatte ich ein Selbst, jetzt nicht mehr‘, als verwirrte Konsequenz der Leugnung), Behauptung und Leugnung haben beide ihren Ursprung in der (zumindest impliziten) Annahme eines Selbst.
    Ferner wird sowohl im Pāli als auch im Deutschen "selbst" schlichtweg als rückbezügliches Personalpronomen gebraucht. Dabei steht "selbst", als ein erstarrter Genitiv des Demonstrativpronomens "selb-" im Kasus der Herkunft und Zugehörigkeit (daher auch oft "leer von einem Selbst und was zu einem Selbst gehört). Substantiviert wird daher "das Selbst, mein Selbst" als Prinzip jeglicher Zugehörigkeit der Erfahrung immer vorreflektiv und unthematisch mitempfunden; eine Seele („der Ātman“) ist dabei die, durch Ansicht entstandene, vorgestellte dingliche Entsprechung dieses Zugehörigkeits-Prinzips.


    Was heißt also "sabbe dhammā anattā"? In Übereinstimmung mit dem Anattalakkhana-Sutta erläutert der Kommentar zum Dhammapada es folgendermaßen:


    "tattha sabbe dhammāti pañcakkhandhā eva adhippetā. anattāti “mā jīyantu mā mīyantū”ti vase vattetuṃ na sakkāti avasavattanaṭṭhena anattā attasuññā assāmikā anissarāti attho."

    "Darin sind mit "alle Phänomene" eben die Fünf Gruppen gemeint. „nicht-selbst": nicht-selbst im Sinne der Nichtkontrollierbarkeit, dass es nicht möglich ist, Kontrolle auszuüben wie "Nicht sollen sie altern! Nicht sollen sie sterben!", leer von Selbst, ohne Besitzer, ohne Herr, ist der Sinn."


    Es ist deutlich zu bemerken, dass anattā hier kein Adjektiv ist, sondern Nom. Sing. von anattan. Vergl. Schmidt, Kurt, 1951: „Pāli. Buddhas Sprache.“ Paul Christiani, Konstanz, p. 15: „anattā ist N sing des Substantivs anattan […]. Dies ist wichtig! Der Sinn ist also nicht: Alle Dinge sind wesenlos (Adjectiv pl), sondern: Alle Dinge sind nicht das Selbst, nicht das Ich (Substantiv sing).“
    Dies wird aus anderen Stellen im Kanon deutlicher, wo ersichtlich ist, dass anattā nicht mit seinem Bezugswort kongruiert, z.B. im Anattasuttam des Khandhasaṃyuttaṃ in SN, III, p. 21: […]rūpaṃ, bhikkhave, anattā, vedanā anattā, saññā anattā, saṅkhārā anattā, viññāṇaṃ anattā. […], „Form, Mönche, ist nicht Selbst, Gefühl ist nicht Selbst, Wahrnehmung ist nicht Selbst, Gestaltungen sind nicht Selbst, Bewusstsein ist nicht Selbst.“



    Liebe Grüße.

    Kein "Ich" - keine Probleme.

  • Bedeutet Selbst nicht einfach, dass Dinge einem als Ding gehören?
    Und Nichtselbst nicht einfach, als Ding Dingen gehören?


    Anmerkung: beherrschen <> gehören <> besitzen


    Ist gehören, als weder beherrschen noch besitzen ein letzter Stein auf dem mittlere Weg?


    Und ist Loslassen dieses Steines, einfach an ihm vorübergehen ohne an ihn zu stoßen - Ausleuchtung des mittleren Weges - Nirwana?

    Einmal editiert, zuletzt von gbg ()