Gibt es ein Selbst?

  • Yofi:

    Die volle Auswertung eines einzelnen Moments der Intuition mag von entscheidender Bedeutung sein für den Fortschritt auf dem Heilsweg der Buddha-Lehre. Wenn jedoch der geistige Zugriff zu langsam oder zu schwach ist, so mag eine flüchtige intuitive Klarblickserkenntnis entgleiten, bevor man sie voll für das Werk der inneren Befreiung auswerten kann; und es mag sein, daß eine solche Intuition sich erst nach Jahren oder überhaupt nicht mehr im gegenwärtigen Leben des Übenden wiederholt. Schulung im beobachtenden Innehalten aber wird es leichter machen, einen flüchtigen intuitiven Moment tief und voll zu erfassen.


    Ja, Intuition ist ein nützliches Instrument für Visualisierungen, wenn nicht sogar eine unverzichtbare Voraussetzung.

  • hedin02:
    Yofi:

    Die volle Auswertung eines einzelnen Moments der Intuition mag von entscheidender Bedeutung sein für den Fortschritt auf dem Heilsweg der Buddha-Lehre. Wenn jedoch der geistige Zugriff zu langsam oder zu schwach ist, so mag eine flüchtige intuitive Klarblickserkenntnis entgleiten, bevor man sie voll für das Werk der inneren Befreiung auswerten kann; und es mag sein, daß eine solche Intuition sich erst nach Jahren oder überhaupt nicht mehr im gegenwärtigen Leben des Übenden wiederholt. Schulung im beobachtenden Innehalten aber wird es leichter machen, einen flüchtigen intuitiven Moment tief und voll zu erfassen.


    Ja, Intuition ist ein nützliches Instrument für Visualisierungen, wenn nicht sogar eine unverzichtbare Voraussetzung.


    Intuition ist der Versuch eines fiebrigen Geistes, ein Muster zu erkennen.
    Oft werden sie geschlachtet. Manchmal gewinnen sie Millionen.


    Die, die nicht überlebt haben, können nicht mehr die Geschichte ihrer "Intuition" erzählen. Ergo: Geschichte ist die Geschichte der überlebenden Sieger.


    Intuition ist keinerlei Voraussetzung! Sie ist nur eine Chimäre, ein Schreckgespenst für die, die nicht so ticken, eine Erfindung derer, die nicht wollen, dass sie müssen, wenn sie wollen.

  • die begriffe intuition und intuitiv werden im buddhistischen kontext anders als im westlichen gelesen/verstanden, genau wie "weisheit" oder auch "intelligenz", und in ersterem kontext eben als 'unbedingt'.

  • Morpho:

    die begriffe intuition und intuitiv werden im buddhistischen kontext anders als im westlichen gelesen/verstanden, genau wie "weisheit" oder auch "intelligenz", und in ersterem kontext eben als 'unbedingt'.


    Es gibt nichts unbedingtes im buddhistischen Kontext ausser nibbana.

  • Morpho:

    die begriffe intuition und intuitiv werden im buddhistischen kontext anders als im westlichen gelesen/verstanden, genau wie "weisheit" oder auch "intelligenz", und in ersterem kontext eben als 'unbedingt'.


    Da, wo der Kaiser auch hin geht...
    Weisheit ist nur instrumentalsierte Hoffnung auf Glauben.

  • Nicht Intuition aber Idee ist bedingt an sich.
    Wenn wir verschiedene Teile haben, haben wir eine Idee davon, wenn wir sie alle intuitiv in ihrem Zusammenhang erfassen.


    Die Idee vom Ich ist eine solche wie ein Wagen aus seinen Teilen zusammengesetzte Erscheinung.


    Deshalb heißt es: "Wo ein mein, da ein Ich. Wo ein ich, da ein mein."

  • Das würde ich auch so sagen, Ideen entstehen aus den im Speicherbewusstsein abgelegten Erinnerungen, Assoziationen und Verhaltensmustern, teilweise durch Instinkte.


    Zitat

    Kommt Erleuchtung stufenweise oder blitzartig?

    Beides. Erleuchtung ist immer plötzlich, in dem Sinne, daß sie ein intuitives Verstehen ist. Sie ist nicht etwas, das Ihrem Denken entspringt. Sie kommt aus einem schweigenden Geist, ein intuitives, plötzliches, wortloses Verstehen. Aber diese Art des intuitiven Verstehens geschieht nicht zufällig. Es gibt eine bestimmte Ausgewogenheit des Geistes, die entwickelt worden ist und die dieses plötzliche Verstehen möglich macht.


    http://www.palikanon.com/vipassana/goldstein/goldstein26.htm


    Das umschreibt auch das, was während der Visualisierung oder Versenkung manifest wird. Schweigender Geist, da möchte man vielleicht an etwas Statisches denken, es ist aber doch eine Bewegung da, nur nicht zu den Objekten hin, sondern in sich selbst = innere Dynamik.


    Zitat

    Weisheit, Willenskraft und Verzückung erwecken den Geist; sie machen ihn wach und aufmerksam. Gestilltheit, Sammlung und Gleichmut beruhigen den Geist und machen ihn still. Sie alle müssen in Harmonie zueinander stehen: Wenn der Geist zu sehr erweckt wird, wird er ruhelos; wenn der Geist zu sehr beruhigt wird, wird er schläfrig. Der Faktor Achtsamkeit ist so voller Energie, daß er nicht nur alle anderen Faktoren erweckt und stärkt, sondern sie auch in ihrem richtigen Gleichgewicht hält.


    http://www.palikanon.com/vipassana/goldstein/goldstein26.htm


    Hier ist genügend Stoff zum Nachdenken über das Zusammenspiel:


    http://www.palikanon.com/tables/tabelle2.htm

  • Yofi:
    Zitat

    Kommt Erleuchtung stufenweise oder blitzartig?

    Beides. Erleuchtung ist immer plötzlich, in dem Sinne, daß sie ein intuitives Verstehen ist. Sie ist nicht etwas, das Ihrem Denken entspringt. Sie kommt aus einem schweigenden Geist, ein intuitives, plötzliches, wortloses Verstehen.


    Das kommt wohl daher, das "Erleuchtung" im sinne von Nibbana
    gar kein intuitives oder sonstiges Verstehen ist.
    Was aber natürlich nicht bedeutet, das dazu kein Verstehen bzw.
    kein Verstand nötig wäre.

  • Formen der Selbstlosigkeit


    Gestern Abend trank ich drei Flaschen Bier und ging dann berauscht zu Bett (was zum Glück sehr selten vorkommt). Nach tiefem Schlaf folgte in den Morgenstunden ein intensives Traumerleben. Damit meine ich einen Zustand faszinierter Aufmerksamkeit, mit dem ich Vorstellungen und Gedanken wahrnahm. Einzig die Erinnerung an diesen lustvollen Zustand ist mir geblieben, denn kein Trauminhalt gelangte in mein Gedächtnis. Genauso wenig gab es im Zustand des Träumens ein „Ich“, das mit Vorstellungen über mich verknüpft gewesen wäre, sondern einzig das Erleben von Produktionen meines Gehirns. Dennoch waren es bewusste Zustände.


    Um von einem Selbst im herkömmlichen Sinn zu sprechen, braucht es also Funktionen, die ich mal "Langzeitgedächtnis" nenne. Zwar habe ich mit der Meditationsform, die Achtsamkeit auf die Atmung verlangt, keine Erfahrung. Theoretisch sehe ich jedoch eine Ähnlichkeit mit der zuerst genannten Selbstlosigkeit. Die Konzentration, die etwa ein Didgeredoo Spieler braucht, führt irgendwann zu einem Automatismus, der zugleich aber ein Level hoher Aufmerksamkeit garantiert. Trotz hoher Aufmerksamkeit ist hierbei der Zugriff auf das Langzeitgedächtnis vermutlich deutlich geringer möglich. Über die Sinnhaftigkeit dieses Trainings lässt sich sodann spekulieren. Können nun Inhalte ins Bewusstsein treten, die zuvor verhindert wurden? Bringt dies ein reineres Erleben von Wirklichkeit? Erweitert diese Fähigkeit auch unser alltägliches Bewusstsein? Gibt die Fähigkeit in weiterer Folge Schutz, etwa vor Angst und starken Emotionen? Usw.


    Dann gibt es den herkömmlichen Sinn von Selbstlosigkeit. Dieser meint unter anderem die Fähigkeit, Fürsorglichkeit zu empfinden. Fehlt diese Möglichkeit, tiefe und selbstlose Zuneigung für bestimmte Menschen zu empfinden, etwa für das eigene Kind, was zugleich auch grundsätzliche Verbundenheit mit den Mitmenschen meinen sollte, können beispielsweise starke narzisstische Gefühle dominant werden, die in eine falsche Richtung treiben, übermäßige Gier, Aggression und Machtstreben hervorrufen. Die Verbindung von Mitgefühl mit geistigem Wohlbefinden ist die eigentlich interessante Selbstlosigkeit für mich.


    Schlussendlich sehe ich die philosophischen Fragen, etwa wieweit Wirklichkeit Subjektivität braucht. So wie wir über die Dauer eines Traums kaum Auskunft geben können, fehlt einer Wirklichkeit ohne Subjektivität jegliches Dauern, vermutlich zerbröselt überhaupt alles. Manche Physiker sind sich nicht mal sicher, ob da abseits unserer Beobachtung überhaupt irgendwas ist.

  • Zitat

    Gestern Abend trank ich drei Flaschen Bier und ging dann berauscht zu Bett (was zum Glück sehr selten vorkommt). Nach tiefem Schlaf folgte in den Morgenstunden ein intensives Traumerleben. Damit meine ich einen Zustand faszinierter Aufmerksamkeit, mit dem ich Vorstellungen und Gedanken wahrnahm. Einzig die Erinnerung an diesen lustvollen Zustand ist mir geblieben, denn kein Trauminhalt gelangte in mein Gedächtnis. Genauso wenig gab es im Zustand des Träumens ein „Ich“, das mit Vorstellungen über mich verknüpft gewesen wäre, sondern einzig das Erleben von Produktionen meines Gehirns. Dennoch waren es bewusste Zustände.


    Wie Du schreibst, das ist die Wirkung von Alkohol. Die bringt Schlaf und Traumerleben komplett durcheinander.
    Allein schon, dass Du "lustvoll" und "fasziniert" schreibst, sollte Dich skeptisch machen über die vermeintliche Ich-Losigkeit.
    Iss das nächste Mal besser ein Tomatenbrot. :D

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Doris Rasevic-Benz:
    Zitat

    Gestern Abend trank ich drei Flaschen Bier und ging dann berauscht zu Bett (was zum Glück sehr selten vorkommt). Nach tiefem Schlaf folgte in den Morgenstunden ein intensives Traumerleben. Damit meine ich einen Zustand faszinierter Aufmerksamkeit, mit dem ich Vorstellungen und Gedanken wahrnahm. Einzig die Erinnerung an diesen lustvollen Zustand ist mir geblieben, denn kein Trauminhalt gelangte in mein Gedächtnis. Genauso wenig gab es im Zustand des Träumens ein „Ich“, das mit Vorstellungen über mich verknüpft gewesen wäre, sondern einzig das Erleben von Produktionen meines Gehirns. Dennoch waren es bewusste Zustände.


    Wie Du schreibst, das ist die Wirkung von Alkohol. Die bringt Schlaf und Traumerleben komplett durcheinander.
    Allein schon, dass Du "lustvoll" und "fasziniert" schreibst, sollte Dich skeptisch machen über die vermeintliche Ich-Losigkeit.
    Iss das nächste Mal besser ein Tomatenbrot. :D


    Vermutlich intensivierte die Trunkenheit mein Traumerleben. Wieso aber bringe ich Schlaf und Traumerleben komplett durcheinander? Warum war diese Ich-Losigkeit nur "vermeintlich"? Auch dein letzter Satz "Iss das nächste Mal besser ein Tomatenbrot" drückt eigentlich eine Missachtung aus, die für Kommunikation nicht förderlich ist.

  • Zitat

    Vermutlich intensivierte die Trunkenheit mein Traumerleben. Wieso aber bringe ich Schlaf und Traumerleben komplett durcheinander? Warum war diese Ich-Losigkeit nur "vermeintlich"? Auch dein letzter Satz "Iss das nächste Mal besser ein Tomatenbrot" drückt eigentlich eine Missachtung aus, die für Kommunikation nicht förderlich ist


    Ich schrieb nicht, dass DU das durcheinander bringst, sondern dass dies die Wirkung von Alkohol ist. Das ist ein Nervengift und bekannt für eben diese Erscheinungen.
    Vermeintlich war sie, weil da ein Beobachter war, der das Ganze mit Lust und Entzücken erlebt hat und dann auch noch im Nachhinein ein Ding daraus gemacht hat. Nur weil Du in den Träumen nicht als Person erschienen bist, war das noch lange kein Erlebnis von Selbstlosigkeit. Es war einfach nur ein bestimmter Zustand im Gehirn, hervorgerufen durch die Wirkung einer Droge.


    Weil Du das mit dem Tomatenbrot nicht wirklich gelesen hast, bist Du wohl über meine Sätze verstört. Dabei war das eine Hilfestellung. Wahrscheinlich zu banal um es von denjenigen, die was Spirituelles und Großartiges suchen, als solches gesehen zu werden. Aber nicht banaler als sämtliche Anweisungen der alten Meister, wie über den Körper meditiert werden sollte. Sie hätten Dich über Kot meditieren lassen oder Dich auf einen Friedhof mit offen herumliegenden Leichen geschickt, – ich habe es appetitlicher interpretiert, weil die Menschen heutzutage ein etwas gespaltenes Verhältnis zu ihren Ausscheidungen haben und Ekel ein Hinderungsgrund sein könnte. Und weil mir unsere selbstgezogenen Tomaten so derart gut schmecken. :rose:

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Hi,
    schon, dass der Mensch recht hat. In Buch des Patikaputto, wird die buddhistische Genesis dargestellt. Es gibt Leuchtwesen im Jenseits, die nach einiger ermüdender Zeit, auf die Erdkommen. Sie nehmen Nahrung zu sich und genießen sie auch und grob gesagt, daraus entstanden die Menschen.
    Diese Materie erwied sich aber durchaus als sehr veränderlich und so kam das Leiden zustande.
    Dieses Leiden kann nur aufgehoben werden, falls man nicht mehr wiedergeboren wird.
    Für das Leuchtwesen, ist der Mensch wie so eine Art Wirtstier. Vor dem Leben ist es vorhanden, während des Lebens und nach dem Leben.
    Dieses Leuchtwesen kann man sehen, ich habe meines schon geschehen. Das ist auch eine Art Lohn für
    Jahrzentelanges voranschreiten auf dem spirituellen Pilgerpfad. Brahma ist auch ein Leuchtwesen aber von einer anderen Art.


    sakko

  • Metta:

    Völlig unmöglich, es gibt kein selbst!.


    *weihrauch schwenk*
    Natürlich gibt es ein Selbst - man nennt es volkstümlich auch "ICH".
    Dieses selbst frisst, scheixxt, und tötet anderes Sein! Na und?!?
    Darum geht es nicht! - oder will, soll das Sein, Selbst, Ich, sich selbst aus dem Spiel nehmen, wenn es sich doch gar nichts gibt?


    Wenn alles Sein nur Leiden ist, dass seine Erlösung nur im "Guten" findet, was wie ein Stein ist (oder ist einStein etwas "schlecht"?), dann will ich einStein sein - oh mein Gott Newton - Erkenntnistheorienist bullshit

    Einmal editiert, zuletzt von Spacy ()

  • Spacy:
    Metta:

    Dann gib mir eine Antwort, was das selbst ist?


    Empfindest du es nicht, wenn du Stuhlgang hast?


    Ja aber das erklärt kein >Ich< und was es sein soll!.
    Das Gehirn habe ich selber nicht gemacht!

  • Metta:


    Ja aber das erklärt kein >Ich< und was es sein soll!.
    Das Gehirn habe ich selber nicht gemacht!


    Ähm und was ist das für ein Ich das das Gehirn selber nicht gemacht hat?

  • Metta:
    Spacy:


    Empfindest du es nicht, wenn du Stuhlgang hast?


    Ja aber das erklärt kein >Ich< und was es sein soll!.
    Das Gehirn habe ich selber nicht gemacht!


    Du stellst die "Frage" falsch!
    Das ICH ist immer ein WIR - aber, das WIR ist nie das ICH.

  • mukti:
    Metta:


    Ja aber das erklärt kein >Ich< und was es sein soll!.
    Das Gehirn habe ich selber nicht gemacht!


    Ähm und was ist das für ein Ich das das Gehirn selber nicht gemacht hat?


    Das >Ich< ist das Produkt der >Außenwelt<