• Zitat

    So, nun mal einen Gang zurück - das, was Du beschreibst und in den Zentren erlebst, muss ein neues Phänomen sein, oder ich habe einfach das Glück gehabt, mit einer Gruppe an Fakten Interessierter studieren und die Thematik vertiefen zu dürfen - ungestört von kontraproduktiven emotionalen und irrationalen Einwürfen. ... Ich habe so etwas in all den Jahren (Jahrzehnten) nicht erlebt.
    ....


    PS: Was ich allerdings im Retreat erlebte, und verwundert zur Kenntnis nahm, waren Menschen, die der Welt entrückt, mit verklärtem Blick Mala-schwingend 10 cm über dem Waldboden zu schweben schienen ...


    Wenn das nicht das Ergebnis von Irrationalität und Emotionen ist, dann wüsste ich nicht was sonst.
    Die einen schweben halt im Himmel und die anderen sind erst mal sehr skeptisch und hinterfragen alles, was sie nicht verstehen. Beides sind legitime Möglichkeiten der Annäherung.


    Es gibt Leute, die gehen in ein tibetisches Zentrum, weil sie sich irgendwie angesprochen fühlen, oft von der Person des Dalai Lama. Andere weil es kein anderes Zentrum gibt. Wieder andere werden mitgeschleppt usw. Jeder bringt sein Päckchen, seine Geschichte, seine Neigungen und seine Widerstände mit. Ich habe in meiner Sangha noch nicht erlebt, dass irgendjemandes individuelle Herangehensweise verurteilt oder abgelehnt wurde. Alle Fragen werden beantwortet, so gründlich es nötig ist. Wenn jemand mit bestimmten Erscheinungen nicht klarkommt, dann darf auch das sein. In so einem entspannten Klima, kann man sich viel eher auf die Eigenheiten der tibetischen Tradition einlassen. Da wo ich die ersten beiden Jahre hinging, war das anders, obwohl die Gruppierung mit ihr angeblichen westlichen Orientierung hausieren geht. Nirgendwo habe ich abergläubischere Leute getroffen: Sie wären rückwärts auf den Händen gelaufen, wenn es der Lama nur gesagt hätte.
    Da wo ich jetzt bin, ist es traditionell. Und natürlich glauben auch viele an Dinge, die uns im Westen eher fremd sind. Aber es ist insgesamt unaufgeregter und entspannter.


    Mir war das ganze Brimborium auch fremd, ich war keine Katholikin. Das war aber auch ein Vorteil. Und vor allem sehe ich es als Vorteil, dass ich mich nicht von einer Religion abgewendet habe, also nicht in Fundamentalopposition gehen musste. Weil ich Kunst und Literatur liebe und mich schon immer mit Mythen usw. befasst habe, konnte ich mich schnell eingewöhnen. Außerdem war ich gleich von meinem Lehrer angetan, er hat es mir leicht gemacht, mich einzulassen; und weil er auch noch der große Gelehrte dieser Linie ist und im Westen lebt, kann er gut erklären und auf das westliche Denken eingehen und es zulassen. Letztendlich hat dies mich dann sogar für die katholische Bilderwelt geöffnet: Ich kann diese Dinge mit ganz anderen Augen sehen und stehe nicht verstört vor "fremden Glaubensdogmen". Außerdem ich bin von meinem Hintergrund her multikulturell und multireligiös, dazu habe ich ein Fach der Kulturwissenschaften studiert.

    Ich werde aber nie eine Tibeterin und ich kann und werde deshalb auch nicht alles 1:1 adaptieren und plötzlich an Himmelswesen glauben, nur weil es die Tibeter tun. Ich sehe vieles als kulturelle Eigenheiten. Hermeneutisch gesehen macht das für mich Sinn. Jedoch, ein Himmelswesen wird für mich eine Allegorie bleiben, die vielleicht einen historischen Hintergrund hat, die aber als Allegorie einen Sinn für mich ergibt, und nicht als real existierendes Wesen, an das ich zu glauben habe. So wie Gott für mich eben nicht der alte Kerl mit Rauschebart ist, der ab und an mal ein Donnerwetter veranstaltet. Wobei ich beides nicht vergleichen möchte, da z.B. eine Allegorie in weiten Teilen erklärbar ist, Gott sich aber jeglicher Beschreibung entzieht.
    Mein Zugang zum Vajrayana ist demnach ein säkularer Zugang.


    Wenn Leute wie Bachelor sich um einen säkularen Zugang zum Dharma bemühen, wenn sie versuchen die kulturellen Eigenheiten fremder Kulturen herauszuschneiden und versuchen, den Kern zu finden, in einer Weise, in der er mit dem Denken und der Kultur des modernen Menschen kompatibel ist, dann finde ich, dass dies ein lobenswertes Unterfangen ist und durchaus logisch. Wie ein Vorschreiber schon schrieb, jedesmal wenn der Dharma in eine Kultur getragen wurde, hat er sich an diese angepasst und wurde er mit den Mitteln und Bildern der jeweiligen Kultur vermittelt, verschmolz mit ihr, ging in ihr auf. Nichts anderes tut Bachelor. Vielleicht werden das die Menschen in fünfhundert Jahren rückblickend sehen können und den Säkularen Buddhismus als ebenso als genuin für unser Europa heute betrachten, wie wir heute den Vajrayana Tibets (wobei wir nicht außer acht lassen sollten, dass viel Buddhisten witzigerweise den Vajrayana nicht als "wahren Buddhismus" erachten.) Die Entwicklung hat erst angefangen. Die Lehren Buddhas sind noch nicht lange hier angekommen.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Doris Rasevic-Benz:


    Das sehe ich nicht als unzulässige Vermischung. Es ist eine mögliche Sichtweise, ein Aspekt.


    Liebe Doris,
    auf welchen Sutras gründet diese Sichtweise? Was macht diese "buddhistisch", im Unterschied z.B. zu "nihilistisch" oder "existenzialistisch"?


    Yeshe

    Wenn ich eine Frage stelle, ist das immer als echte Frage gemeint! :vajra:

  • Doris Rasevic-Benz:


    Wenn Leute wie Bachelor sich um einen säkularen Zugang zum Dharma bemühen, wenn sie versuchen die kulturellen Eigenheiten fremder Kulturen herauszuschneiden und versuchen, den Kern zu finden, in einer Weise, in der er mit dem Denken und der Kultur des modernen Menschen kompatibel ist, dann finde ich, dass dies ein lobenswertes Unterfangen ist und durchaus logisch. Wie ein Vorschreiber schon schrieb, jedesmal wenn der Dharma in eine Kultur getragen wurde, hat er sich an diese angepasst und wurde er mit den Mitteln und Bildern der jeweiligen Kultur vermittelt, verschmolz mit ihr, ging in ihr auf. Nichts anderes tut Bachelor. Vielleicht werden das die Menschen in fünfhundert Jahren rückblickend sehen können und den Säkularen Buddhismus als ebenso als genuin für unser Europa heute betrachten, wie wir heute den Vajrayana Tibets (wobei wir nicht außer acht lassen sollten, dass viel Buddhisten witzigerweise den Vajrayana nicht als "wahren Buddhismus" erachten.) Die Entwicklung hat erst angefangen. Die Lehren Buddhas sind noch nicht lange hier angekommen.


    Leider tut Bachelor etwas gänzlich anderes. Durch sein Ablehnen von der Lehre von Samsara nimmt er dem Dharma seinen eigentlichen Grund (nämlich die Befreiung aus Samsara), bzw. er verlässt den Buddhadharma.


    Yeshe

    Wenn ich eine Frage stelle, ist das immer als echte Frage gemeint! :vajra:

  • Die Diskussion: "was ist die Essenz, der Kern des Buddhismus" habe ich schon mehrfach geführt. Immer ging es um die Überlegung: Wann hört Buddhismus auf, Buddhismus zu sein?


    Am Anfang war ich mir sehr sicher, den Kern erfasst zu haben; dann habe ich jedoch Argumente gehört die genauso schlüssig Elemente als essentiell - oder nicht essentiell - definiert haben. Inzwischen bin ich für mich zu dem Schluss gekommen, dass es keine einfache Antwort gibt.


    Ich würde sagen, dass es bestimmte Dinge gibt, die zu 100% nicht mit dem Buddhismus vereinbar sind. Es gibt auch bestimmte Dinge, die definitif nicht fehlen dürfen. Und dann gibt es eine Reihe von "weichen Faktoren": Wenn zu viele davon fehlen, wird es irgendwann verwässert, aber welche davon dabei sind, kann variieren.


    Es wird dadurch nicht einfacher, aber wenn man sich das bewusst macht, löst man sich davon, dass es eine simple Antwort auf die Frage geben könnte.


    kilaya

  • Yeshe:
    Doris Rasevic-Benz:


    Das sehe ich nicht als unzulässige Vermischung. Es ist eine mögliche Sichtweise, ein Aspekt.


    Liebe Doris,
    auf welchen Sutras gründet diese Sichtweise? Was macht diese "buddhistisch", im Unterschied z.B. zu "nihilistisch" oder "existenzialistisch"?


    Yeshe


    "Buddhistisch", weil einfach alles im Kopf geschieht. Wir wissen nicht wirklich wie es "da draussen" aussieht. Wir können nur mit den Mitteln unseres Körpers die Welt so wahrnehmen, wie es eben möglich ist. Um es simpel auszudrücken: Wir können nachts nichts sehen, weil unsere Augen dafür nicht geeignet sind und unser Hirn wohl auch nicht.
    Und dann produzieren wir aus diesen Berührungen karmisch bedingte Vorstellungen: sprich eine Platte aus vier Beinen kennen wir als "Tisch" und werden dann auch ziemlich wahrscheinlich als "Tisch" benennen, sie als "Tisch" behandeln und alles, was wir mit dem Ding dann anfangen, in Beziehung zu "Tisch" setzen.


    Würden diese Himmelswesen existieren, könnte sie jeder oder fast jeder wahrnehmen, in jeder Kultur. Sie wären nicht auf die Himalaya-Region beschränkt. In der schamanistisch geprägten Kultur Tibets existieren diese Wesen aber als Vorstellungen. Für viele Menschen dort scheint das Realität zu sein. Nur, zu behaupten ihre Wahrnehmungsinterpretationen und Vorstellungen seien korrekter, halte ich für problematisch. Schon gar, wenn das als unerlässlich für den Buddhismus eingeordnet wird, denn dann fällt die Mehrheit der Traditionen unter den Tisch. Könnte natürlich sein, dass es allein einer kleinen Minderheit im Vajrayana vorbehalten ist, die Wahrheit zu kennen …

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Yeshe:

    Leider tut Bachelor etwas gänzlich anderes. Durch sein Ablehnen von der Lehre von Samsara nimmt er dem Dharma seinen eigentlichen Grund (nämlich die Befreiung aus Samsara), bzw. er verlässt den Buddhadharma.


    Yeshe


    Das ist definitiv nicht wahr.
    Selbst bei Minimalrecherche lässt sich Deine Behauptung innerhalb von 10 Sekunden widerlegen:


    http://www.saekularerbuddhismus.org/?p=3314

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.



  • Wenn ich sein Buch "Buddhismus für Ungläubige" richtig in Erinnerung habe, hatte er es damals (im Rahmen des Buches) sehr wohl getan. Es ist mir übrigens neu, dass Du Dich auch zum sogenannten "säkularen Buddhismus" bekennst. Früher warst Du doch dem tibetischen Buddhismus zumindest nicht abgeneigt, oder ?


  • Lies einfach meine vorherigen Posts.
    Abgesehen davon, kann ich mich nicht eindeutig zuordnen. Ich übe einfach. Das hat keinen Namen.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • kilaya:


    Ich würde sagen, dass es bestimmte Dinge gibt, die zu 100% nicht mit dem Buddhismus vereinbar sind. Es gibt auch bestimmte Dinge, die definitif nicht fehlen dürfen. Und dann gibt es eine Reihe von "weichen Faktoren": Wenn zu viele davon fehlen, wird es irgendwann verwässert, aber welche davon dabei sind, kann variieren.


    Das ist irgendwie die beste Beschreibung der Situation (meiner Situation. die ganz tief im Inneren zu tun hat mit Rime oder dem Versuch einen einheitlichen Kern in den verschiedenen Beschreibungen der Lehre zu finden)...


    Was ist 100% nicht vereinbar?
    Was darf nicht fehlen?
    Was ist weich - Verhandlungsmasse?

    Dieser Thread ist einer der besten im Buddhaland bisher zum Thema Dialog über die Grenzen der Schulen hinaus.


    Danke an die Mods. das ihr das so weiterlaufen laßt :D


    Ich möchte diesen schönen Dialog nicht in das kleine Unterforum sB entführen. Ich schätze die Möglichkeit auch über die Grenzen etablierter Schulen hinaus diskutieren zu können..


  • Sicher ist das wahr: https://www.youtube.com/watch?v=MuHi9Zpx7zo

    Wenn ich eine Frage stelle, ist das immer als echte Frage gemeint! :vajra:

  • Doris Rasevic-Benz:


    "Buddhistisch", weil einfach alles im Kopf geschieht. Wir wissen nicht wirklich wie es "da draussen" aussieht. Wir können nur mit den Mitteln unseres Körpers die Welt so wahrnehmen, wie es eben möglich ist. Um es simpel auszudrücken: Wir können nachts nichts sehen, weil unsere Augen dafür nicht geeignet sind und unser Hirn wohl auch nicht.
    Und dann produzieren wir aus diesen Berührungen karmisch bedingte Vorstellungen: sprich eine Platte aus vier Beinen kennen wir als "Tisch" und werden dann auch ziemlich wahrscheinlich als "Tisch" benennen, sie als "Tisch" behandeln und alles, was wir mit dem Ding dann anfangen, in Beziehung zu "Tisch" setzen.


    Würden diese Himmelswesen existieren, könnte sie jeder oder fast jeder wahrnehmen, in jeder Kultur. Sie wären nicht auf die Himalaya-Region beschränkt. In der schamanistisch geprägten Kultur Tibets existieren diese Wesen aber als Vorstellungen. Für viele Menschen dort scheint das Realität zu sein. Nur, zu behaupten ihre Wahrnehmungsinterpretationen und Vorstellungen seien korrekter, halte ich für problematisch. Schon gar, wenn das als unerlässlich für den Buddhismus eingeordnet wird, denn dann fällt die Mehrheit der Traditionen unter den Tisch. Könnte natürlich sein, dass es allein einer kleinen Minderheit im Vajrayana vorbehalten ist, die Wahrheit zu kennen …


    Was für Himmelswesen meinst Du denn, die Devas? Ansonsten finde ich Deine Argumention in sich unschlüssig. Zuerst gibt es keine Gewissheit über die Beschaffenheit der Außenwelt, sondern nur karmische Sichtweisen. So verstehe ich den ersten Absatz (der im übrigen mit zwei flotten Sätzen den gesamten Abhidharma negiert).
    Im zweiten Absatz gilt der erste aber nicht mehr, denn jetzt ist es nicht mehr Karma, sondern es sind "kulturelle Vorstellungen" die die Existenz von vorgestellten Wesen bedingen sollen. Das ist ein Widerspruch.
    Unerlässlich für den Buddhadharma ist aus meiner Sicht nicht der Glaube an die Daseinsbereiche, wohl aber an das Prinzip Samsaras, sprich der ewigen Wiederkehr ohne Unterlass (es sei denn, man tut etwas dagegen).


    Alles Liebe
    Yeshe

    Wenn ich eine Frage stelle, ist das immer als echte Frage gemeint! :vajra:

  • fotost:

    Dieser Thread ist einer der besten im Buddhaland bisher zum Thema Dialog über die Grenzen der Schulen hinaus.


    Danke an die Mods. das ihr das so weiterlaufen laßt :D


    Ich möchte diesen schönen Dialog nicht in das kleine Unterforum sB entführen. Ich schätze die Möglichkeit auch über die Grenzen etablierter Schulen hinaus diskutieren zu können..


    Freut mich auch mittlerweile was hier los ist :)
    Wenn ich auch anfangs speziell Rime diskutieren wollte, aber egal!


    mkha´:

    alles wieder gut, ... manchmal gehen die Pferde durch, und ich gestatte es ihnen auch. Worauf ich dabei achte, ist, dass sie auf meinen Wiesen bleiben und nicht Nachbars Zäune ruinieren. ;)8)


    Es ist wichtig auch mal die Pferde galoppieren zu lassen! Alles gut :)


    mkha´:

    @ Thomas, was ich eigentlich heute Morgen anmerken wollte: die Links zu den Jonang hast Du doch gewiss bereits gefunden, oder? … Ich wusste bislang nur, dass sie ursprünglich zu den Sakyapa gehörten.


    Dankeschön!


    mkha´:

    Apropos Rime, (ich meine, dies bereits in einem anderen Thread erwähnt zu haben), mein Lehrer erzählte mir, dass es im alten Tibet normal gewesen sei, Unterweisungen (Übertragungen) von Lehrern verschiedener Schulen zu erhalten.


    Warum auch nicht? Insofern es sich nicht um Lehrinhalte mit unterschiedlichen, strittigen Auffassungen handelt sondern zB Tantras einer anderen Tradition ist es doch eine Bereicherung denke ich.


    Doris Rasevic-Benz:

    Würden diese Himmelswesen existieren, könnte sie jeder oder fast jeder wahrnehmen, in jeder Kultur. Sie wären nicht auf die Himalaya-Region beschränkt. In der schamanistisch geprägten Kultur Tibets existieren diese Wesen aber als Vorstellungen. Für viele Menschen dort scheint das Realität zu sein. Nur, zu behaupten ihre Wahrnehmungsinterpretationen und Vorstellungen seien korrekter, halte ich für problematisch.


    Das hatt ich ja bereits weiter vorne verdeutlichen wollen: Der Glaube an Gottheiten+Geistwesen ist kein speziell indisches bzw tibetisches Phänomen sondern war zur Zeit des Buddha (als es noch keinen Monotheismus gab) in nahezu allen oder wenigstens verdammt vielen Ländern verbreitet bevor dieser Glauben in den meisten Ländern gewaltsam ausgelöscht wurde.
    Griechische, römische, keltische, germanische, slawische, skythische, ägyptische, iranische usw usw Mythologien nur als wenige Beispiele von vielen weiteren. Der Glaube an Himmelswesen etc ist also kein rein auf Indien/Tibet begrenzbares Phänomen. In asiatischen Ländern hat sich dieser Glauben allerdings durch die im Vergleich zu Christentum und Islam "sanfte" Ausbreitung des Buddhismus bis heute erhalten können. Aber auch in Europa ist dieser Glaube nicht ausgestorben, aktuell baut man seit über 1 Jahr in Island an einem Asatru-Heidentempel ;) Mal von den zahlreichen Rekonstruktionsvereinen ganz zu schweigen.
    Von einer Anbetung und einem wie Du es nennst "Aberglauben" rede ich aber gar nicht. Es geht einfach darum das es genausowenig Gegenbeweise für die Existenz von Daseinssphären gibt wie Beweise. Angesichts der Tatsache das der Glauben an die genannten Wesenheiten und Naturbeseeltheit zum kulturellen Erbe der Menschheit gehört sollte man das aber m.E. nicht als lachhaften Kram abtun sondern wenigstes mit etwas mehr Ehrfurcht und Ernsthaftigkeit behandeln.
    Ob man nun dran glaubt oder nicht dürfte weniger relevant für den Pfad sein.


    Ich für meinen Teil - Relevant für die Lehre hin oder her - finde diese mystischen, rational nicht fassbaren Anteile des Buddhismus klasse :D


    Reinkarnation und Samsara hingegen, da schließe ich mich Yeshe an, halte ich für essentiell. Ansonsten meine ich auch das die Bezeichnung "Buddhismus" nicht mehr passt und man dem Kind einen anderen Namen geben sollte


    Nachtrag: Mit den Mari exisitiert sogar eine ethnische Gruppe in Russland die bis heute ununterbrochen den heidnischen Glauben lebt.

    3 Mal editiert, zuletzt von 123XYZ ()

  • Thomas23:

    Das hatt ich ja bereits weiter vorne verdeutlichen wollen: Der Glaube an Gottheiten+Geistwesen ist kein speziell indisches bzw tibetisches Phänomen sondern war zur Zeit des Buddha (als es noch keinen Monotheismus gab) in nahezu allen oder wenigstens verdammt vielen Ländern verbreitet bevor dieser Glauben in den meisten Ländern gewaltsam ausgelöscht wurde.
    Griechische, römische, keltische, germanische, slawische, skythische, ägyptische, iranische usw usw Mythologien nur als wenige Beispiele von vielen weiteren. Der Glaube an Himmelswesen etc ist also kein rein auf Indien/Tibet begrenzbares Phänomen. In asiatischen Ländern hat sich dieser Glauben allerdings durch die im Vergleich zu Christentum und Islam "sanfte" Ausbreitung des Buddhismus bis heute erhalten können. Aber auch in Europa ist dieser Glaube nicht ausgestorben, aktuell baut man seit über 1 Jahr in Island an einem Asatru-Heidentempel ;) Mal von den zahlreichen Rekonstruktionsvereinen ganz zu schweigen.
    Von einer Anbetung und einem wie Du es nennst "Aberglauben" rede ich aber gar nicht. Es geht einfach darum das es genausowenig Gegenbeweise für die Existenz von Daseinssphären gibt wie Beweise. Angesichts der Tatsache das der Glauben an die genannten Wesenheiten und Naturbeseeltheit zum kulturellen Erbe der Menschheit gehört sollte man das aber m.E. nicht als lachhaften Kram abtun sondern wenigstes mit etwas mehr Ehrfurcht und Ernsthaftigkeit behandeln.
    Ob man nun dran glaubt oder nicht dürfte weniger relevant für den Pfad sein.


    Ich für meinen Teil - Relevant für die Lehre hin oder her - finde diese mystischen, rational nicht fassbaren Anteile des Buddhismus klasse :D


    Reinkarnation und Samsara hingegen, da schließe ich mich Yeshe an, halte ich für essentiell. Ansonsten meine ich auch das die Bezeichnung "Buddhismus" nicht mehr passt und man dem Kind einen anderen Namen geben sollte


    Guter Beitrag!

    Wenn ich eine Frage stelle, ist das immer als echte Frage gemeint! :vajra:

  • Zitat

    Das hatt ich ja bereits weiter vorne verdeutlichen wollen: Der Glaube an Gottheiten+Geistwesen ist kein speziell indisches bzw tibetisches Phänomen sondern war zur Zeit des Buddha (als es noch keinen Monotheismus gab) in nahezu allen oder wenigstens verdammt vielen Ländern verbreitet bevor dieser Glauben in den meisten Ländern gewaltsam ausgelöscht wurde.
    Griechische, römische, keltische, germanische, slawische, skythische, ägyptische, iranische usw usw Mythologien nur als wenige Beispiele von vielen weiteren. Der Glaube an Himmelswesen etc ist also kein rein auf Indien/Tibet begrenzbares Phänomen. In asiatischen Ländern hat sich dieser Glauben allerdings durch die im Vergleich zu Christentum und Islam "sanfte" Ausbreitung des Buddhismus bis heute erhalten können. Aber auch in Europa ist dieser Glaube nicht ausgestorben, aktuell baut man seit über 1 Jahr in Island an einem Asatru-Heidentempel ;) Mal von den zahlreichen Rekonstruktionsvereinen ganz zu schweigen.
    Von einer Anbetung und einem wie Du es nennst "Aberglauben" rede ich aber gar nicht. Es geht einfach darum das es genausowenig Gegenbeweise für die Existenz von Daseinssphären gibt wie Beweise. Angesichts der Tatsache das der Glauben an die genannten Wesenheiten und Naturbeseeltheit zum kulturellen Erbe der Menschheit gehört sollte man das aber m.E. nicht als lachhaften Kram abtun sondern wenigstes mit etwas mehr Ehrfurcht und Ernsthaftigkeit behandeln.


    Nur weil sich die Menschen in vielen Kulturen solche Bilder erschaffen, bedeutet das nicht, dass diese Vorstellungen einen realen Gehalt haben. Es scheint einfach ein Charakteristikum von uns Menschen zu sein, uns solche Vorstellungen zu machen und uns mit dieses Mitteln die Phänomene zu erklären.


    Du irrst gewaltig, wenn Du den Schluß ziehst, ich würde mich darüber lustig machen. Wenn Du aufmerksam lesen würdest, dann hättest Du das schon erkennen können.


    Im übrigen ist für mich die ganze Welt beseelt, sogar meine Lesebrille ist es.
    Aber niemals würde ich auf den Gedanken kommen, dies sei Bestandteil des Dharma, oder gar, dass andere meine Weltsicht zu teilen hätten, damit ich sie als "richtige Buddhisten" einordnen könnte.
    Gegenstand des Dharma ist nichts mehr und nichts weniger als die Erforschung der eigenen Person.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Zitat

    Wenn ich sein Buch "Buddhismus für Ungläubige" richtig in Erinnerung habe, hatte er es damals (im Rahmen des Buches) sehr wohl getan. Es ist mir übrigens neu, dass Du Dich auch zum sogenannten "säkularen Buddhismus" bekennst. Früher warst Du doch dem tibetischen Buddhismus zumindest nicht abgeneigt, oder ?


    Ich habe mir gerade die Mühe gemacht, das Buch zu lesen. Axel hatte es in seinem Fundus, ich selbst habe es vorher nie gelesen. Da steht nirgendwo was davon, dass es kein Samsara gäbe. Höchstens in dem Sinne, dass das Wort nicht vorkommt (da ich Schnellleserin bin, räume ich eine gewisse Fehlerquote ein). "Nirvana" benutzt er jedoch häufiger.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Doppeltpost, bitte löschen.

    Wenn ich eine Frage stelle, ist das immer als echte Frage gemeint! :vajra:

    Einmal editiert, zuletzt von Yeshe ()

  • Doris Rasevic-Benz:


    Gegenstand des Dharma ist nichts mehr und nichts weniger als die Erforschung der eigenen Person.


    Also klassischerweise besteht jeder Dharma aus Basis/Sicht, Pfad/Anwendung und Resultat/Frucht. Im Buddhadharma ist "die Erforschung der eigenen Person" nicht Gegenstand des Pfades.
    Z. B. hier aus dem Palikanon:
    "Wenn, o Hausvater, in einem edlen Jünger diese fünf schrecklichen Übel geschwunden sind, wenn er ausgestattet ist mit den vier Gliedern des Stromeintritts und er den edlen Richtweg in Weisheit ganz verstanden und durchdrungen hat, so mag er, wenn er will, von sich selber erklären: »Entronnen bin ich der Hölle, entronnen dem Tierschoße, entronnen dem Gespensterreich, entronnen den niederen Welten, der Leidensfährte, den Daseinsabgründen. Eingetreten bin ich in den Strom, nicht mehr ausgesetzt den Daseinsabgründen, gesichert bin ich, der vollen Erleuchtung gewiß.« (A.X.92 Der Stromergriffene - 2. Bhaya Sutta)


    Jedoch ist da kein "ich" bzw. keine Person, die erforscht werden könnte:
    "Ob, ihr Mönche, Vollendete erstehen oder ob Vollendete nicht erstehen: eine Tatsache bleibt es,
    eine feste und notwendige Bedingung des Daseins,
    - dass alle Gebilde vergänglich sind (anicca (p.))
    - dass alle Gebilde dem Leiden unterworfen sind (dukkha (p.))
    - dass alle Dinge ohne ein Selbst sind (anattā(p.))" (Anguttara Nikaya III 137)


    Eine weitere Behauptung Bachelors ist es, dass die Sichtweisen des 21. Jahrhunderts in irgendeiner Form neu seien. Die auch in diesem Thread vertretene Meinung, dass es keine andere Welten gibt, gab es auch schon zu Zeiten des Buddha, und er hat diese Ansicht als falsch bezeichnet:
    "8. (A.2) "Da es tatsächlich eine andere Welt gibt, hat derjenige falsche Ansicht, der die Ansicht hegt 'es gibt keine andere Welt'. Da es tatsächlich eine andere Welt gibt, hat derjenige falsche Absicht, dessen Absicht auf 'es gibt keine andere Welt' beruht. Da es tatsächlich eine andere Welt gibt, hat derjenige falsche Rede, der die Behauptung aufstellt 'es gibt keine andere Welt'. Da es tatsächlich eine andere Welt gibt, widerspricht derjenige, der sagt 'es gibt keine andere Welt', den Arahants, die die andere Welt kennen. Da es tatsächlich eine andere Welt gibt, überzeugt derjenige einen anderen von einem unwahren Dhamma, der einen anderen von der Aussage 'es gibt keine andere Welt' überzeugt; und weil er einen anderen von einem unwahren Dhamma überzeugt, lobt er sich selbst und setzt andere herab. Somit ist jegliche geläuterte Sittlichkeit, die er früher hatte, aufgegeben und durch verdorbenes Verhalten ersetzt. Und diese falsche Ansicht, falsche Absicht, falsche Rede, Widerspruch gegenüber den Edlen, das Bestreben, andere von einem unwahren Dhamma zu überzeugen, und Selbstlob und Herabsetzung anderer - diese verschiedenen üblen, unheilsamen Zustände kommen somit mit falscher Ansicht als Bedingung zustande."
    (Majjhima Nikāya 60, Die unbestreitbare Lehre - Apaṇṇaka Sutta)


    Yeshe

    Wenn ich eine Frage stelle, ist das immer als echte Frage gemeint! :vajra:

  • Um noch mal was zum OT zu sagen: Wie soll es so etwas wie Rime geben, wenn es nicht mal Einigkeit über die Grundlagen des Buddhadharma gibt?


    Alles Liebe
    Yeshe

    Wenn ich eine Frage stelle, ist das immer als echte Frage gemeint! :vajra:

  • Doris Rasevic-Benz:

    Nur weil sich die Menschen in vielen Kulturen solche Bilder erschaffen, bedeutet das nicht, dass diese Vorstellungen einen realen Gehalt haben. Es scheint einfach ein Charakteristikum von uns Menschen zu sein, uns solche Vorstellungen zu machen und uns mit dieses Mitteln die Phänomene zu erklären.


    Vielleicht ist es so, vielleicht auch nicht.
    Der Buddha hat die Gottheiten, Hungergeister etc. jedenfalls im Zustand der Erleuchtung gesehen und uns ausführlich von deren Existenz berichtet.


    Doris Rasevic-Benz:

    Aber niemals würde ich auf den Gedanken kommen, dies sei Bestandteil des Dharma, oder gar, dass andere meine Weltsicht zu teilen hätten, damit ich sie als "richtige Buddhisten" einordnen könnte.


    Das wäre ja auch völligst undenkbar das die Daseinssphären Bestandteil des Dharma seien, was erlaubt dieser Shakyamuni sich eigentlich in seinen Lehrreden immer und immer wieder auf deren Existenz hinzuweisen? Noch dazu diese Irrlehren das verschiedene Stufen von Verwirklichung zur Wiedergeburt in verschiedenen Götterbereichen führen.
    Und diese Tibeter mit ihrem Bhava-cakra.. was soll das? :roll:


    Buddhismus ist die Lehre des Buddha incl. all ihrer Inhalte als Basis für die verschiedenen Traditionen.


    Doris Rasevic-Benz:

    Gegenstand des Dharma ist nichts mehr und nichts weniger als die Erforschung der eigenen Person.


    Was ist mit dem über Jahrhunderte hinweg in sämtlichen traditionellen Schriften betonten Überdruss an Samsara und dem Verständnis der karmischen Ursachen für Reinkarnationen im Geburtenkreislauf?
    Was Du da beschreibst ist eine philosophisch-psychologische Essenz der buddhistischen Lehre die die westlich-akademische Forschung durch zusätzliche Inhalte bereichert. Zu dieser Auffassung im Widerspruch stehende Elemente werden rausgekürzt oder umgedeutet. In diesem Weltbild scheinen Wissenschaftler eine höhere Ebene von Erleuchung erreicht zu haben als der Vollendete selbst.


    Da kommen mir glatt furchtbare Bilder von Wissenschaftlern in weißen Kitteln in den Kopf die mit ihren Skalpellen und Sezierwerkzeugen den ehrwürdigen Siddharta Gautama außeinandernehmen :cry:


    Doris Rasevic-Benz:

    Du irrst gewaltig, wenn Du den Schluß ziehst, ich würde mich darüber lustig machen. Wenn Du aufmerksam lesen würdest, dann hättest Du das schon erkennen können.


    Das freut mich zu hören :)


    Doris: Wenn Deine Herangehensweise für Dich ok ist dann respektiere ich das und freue mich für Dich!
    Für mich kommen Kürzungen etc.. des Dharma nicht in Frage!
    Ich meditiere auch nicht den lieben langen Tag über die Gottheiten und Daseinssphären :D
    Ich vertraue dem Erhabenen einfach voll und ganz in dem was er uns berichtet hat auch wenn ich deshalb noch lange keine Hungergeister ums Haus wandeln spüre.


    Yeshe:

    Um noch mal was zum OT zu sagen: Wie soll es so etwas wie Rime geben, wenn es nicht mal Einigkeit über die Grundlagen des Buddhadharma gibt?


    Ich bin davon überzeugt das diese Art von Grundlagenaußeinandersetzungen in der Rime-Bewegung nicht exisiteren.
    Die genannten Grundlagen finden sich in der Literatur sämtlicher tibetischer Schulen wieder.
    Aber Rime versucht ja gar nicht die verschiedenen Schulen zu einen sondern eine Zusammenarbeit/ein Miteinander zum Wachsen zu bringen ohne die Unterschiede leugnen zu wollen.


    Yeshe:

    Also klassischerweise besteht jeder Dharma aus Basis/Sicht, Pfad/Anwendung und Resultat/Frucht. Im Buddhadharma ist "die Erforschung der eigenen Person" nicht Gegenstand des Pfades.
    Z. B. hier aus dem Palikanon:
    "Wenn, o Hausvater, in einem edlen Jünger diese...........


    Guter Beitrag in seiner Gesamtheit!


  • Ich schließe mich dieser Meinung an. Ich habe bisher nur positiven Erfahrungen mit "Rime" gemacht und stehe der Bewegung besonders wegen ihrer offenen, übergreifenden und "nicht dogmatischen" Grundeinstellung sehr positiv gegeüber.

  • Serenity: Betrifft Rime jetzt eigentlich nur den tibetischen Buddhismus wo die Bewegung entstanden ist oder wurde dieser Grundgedanke auf sämtliche buddhistische Schulen ausgeweitet?

    Zitat

    Der Begriff wurde zum Synonym für eine unvoreingenommene Einstellung gegenüber allen Lehren aller Schulen des Buddhismus. Diese von Offenheit geprägte „Rime-Einstellung“ hat Eingang in viele tibetische Schulen gefunden.


    In den Rigpa-Lehrmaterialien werden zB auch öfter Zitate von Zen-Meistern angeführt.

  • Wir haben gestern gehört, dass die historische Rime Bewegung lediglich aus drei Schulen des tibetischen Buddhismus bestand: Nämlich die Nyingma Schule, Sakya-Schule und Kagyü-Schule. Die Gelug Schule war nicht Teil dieser früheren Rime Bewegung, weil die Madhyamaka-Philosophie nach Tsongkhapas Lehrrichtung nur schwer mit den anderen drei Schulrichtungen vereinbar war.


    Meines Wissens nach bezieht sich der Rime Begriff "lediglich" auf die tibetischen Schulen, ich finde aber, es spricht nichts dagegen, diesen Begriff oder besser die Bedeutung des Begriffes auch auf andere buddhistische Richtungen auszudehnen.

  • Sherab Yönten:


    Meines Wissens nach bezieht sich der Rime Begriff "lediglich" auf die tibetischen Schulen, ich finde aber, es spricht nichts dagegen, diesen Begriff oder besser die Bedeutung des Begriffes auch auf andere buddhistische Richtungen auszudehnen.


    ahaa, Missionierung, nicht nur nach Außen sondern auch im Innern.

  • hedin02:
    Sherab Yönten:


    Meines Wissens nach bezieht sich der Rime Begriff "lediglich" auf die tibetischen Schulen, ich finde aber, es spricht nichts dagegen, diesen Begriff oder besser die Bedeutung des Begriffes auch auf andere buddhistische Richtungen auszudehnen.


    ahaa, Missionierung, nicht nur nach Außen sondern auch im Innern.


    Hat hier irgendjemand das Wort "Missionierung" verwendet ?