Merkmale, Definition...Religion


  • Richtig/ Falsch ist ja nicht das selbe wie gut/ böse. Natürlich macht es Sinn zu sagen das ist der falsche Weg, wenn jemand der möglichst schnell zum Mittelmeer will, Richtung Norden geht. Auch wenn der Weg nicht absolut falsch ist, weil irgendwann führt auch diese Route dorthin...Ob er da jemals lebend ankommt, ist eine andere Frage.
    Buddha zeigte einen Weg, der ohne Umschweife zu Leidfreiheit führen soll. In Abhängigkeit bzw. in Relation zu diesem Ziel macht es Sinn zu sagen, dieser Weg ist richtig und dieser falsch. aber pauschalisieren möchte ich das Richtig/Falsch nicht...vlt. hat jemand ein ganz anderes Ziel.
    In dem man sagt, dieser Weg ist " böse" und dieser " gut" und ihn damit moralisiert, drückt man dem Ganzen den Stempel des " Absoluten" auf... Und das wäre der falsche Weg , falls man eigentlich vor hatte, den Weg den Buddha vorschlug zu gehen...Naja, zumindest ist er "falsch", in Abhängikeit zu der Art und Weise wie ich Buddhas Wegbeschreibung momentan verstehe.

  • Gut/Böse muss man auch nicht denken, natürlich denken wir in Richtig/Falsch in Bezug auf (gute) Ergebnisse. Wie man gerade sieht, benutzen wir doch oft "gut" als eine Bezeichnung für das Richtige. Das Gegenteil versteht man am besten als Nicht-gut, oder Noch-nicht-gut, auf die Art vermeidet man den Eindruck von Schuldzuweisung, Tragik usw.


    Wie geht man "diesen Weg"? Ich beziehe mich auf Handlungen, sie sind der jeweils spezifische Beitrag zu einem besseren, oder einem schlechterem (konventionellem) Leben (der Gemeinschaft). Und dieses konventionelle Leben stellt auch die wichtigen Rahmenbedingungen für eine angemessene Praxis dar.


  • Dass Ziel Drogen zu bekämpfen und dazu Lynchjustiz einzuführen. Wäre ja schon ein Ziel, was sich nur legitimieren lässt, wenn vorher moralisiert wurde. Nach dem Motto " Alle Drogenabhängigen haben den Tod verdient( sie sind böse)".....

  • Quote from Stero


    Die Kritik, die Moralisten/Ethiker nun daran äußern mögen, kann sein, dass die effizienteste Zielerreichung vielleicht mit den moralisch verwerflichsten Methoden möglich sei.


    Sicher gibt es solche dunkle Gestalten, nur eben wo - in deiner Vorstellung.
    Ist der Feind bekannt, hat der Tag Struktur.


    http://relilex.de/ethik-buddhismus/

  • Quote from Yofi

    Gut/Böse muss man auch nicht denken, natürlich denken wir in Richtig/Falsch in Bezug auf (gute) Ergebnisse. Wie man gerade sieht, benutzen wir doch oft "gut" als eine Bezeichnung für das Richtige. Das Gegenteil versteht man am besten als Nicht-gut, oder Noch-nicht-gut, auf die Art vermeidet man den Eindruck von Schuldzuweisung, Tragik usw.


    Wie geht man "diesen Weg"? Ich beziehe mich auf Handlungen, sie sind der jeweils spezifische Beitrag zu einem besseren, oder einem schlechterem (konventionellem) Leben (der Gemeinschaft). Und dieses konventionelle Leben stellt auch die wichtigen Rahmenbedingungen für eine angemessene Praxis dar.


    "Gut" ist eben auch kein absoluter Begriff... Wird er aber im Sinne von Moral benutzt, dann verstehe ich ihn in diesem Zusammenhang so, dass er vom Nutzer als " absolut" verstanden wird.

  • Ziel...Ziellosigkeit


    Gut/schlecht....Urteil....Ziel


    Gut/schlecht...urteilslos..ziellos


    Gut/schlecht ...urteilsfrei...morallos

  • Quote from Sunu

    "Gut" ist eben auch kein absoluter Begriff... Wird er aber im Sinne von Moral benutzt, dann verstehe ich ihn in diesem Zusammenhang so, dass er vom Nutzer als " absolut" verstanden wird.


    Was würde das im Absoluten bedeuten: Vom Geist geführt, beherrscht und gezeugt - nur eben nicht gut? Wie dann?

  • Ich hoffe das Gleiche wie du:

    Quote from Sunu

    dass er vom Nutzer als " absolut" verstanden wird.

  • "Als absolut verstanden "bedeutet nach meiner Auffassung, dass etwas als
    Inhärent existent gewertet wird.."gut" erscheint als sei es aus sich selbst heraus
    "gut". Es wird zur unanfechtbaren absoluten Wahrheit
    erhoben. Jeder der das " Gute" dann nicht als " gut" ansieht, ist "böse bzw. schlecht".

  • Quote from Karnataka
    Quote from Stero


    Diese Aussagen hatte ich bereits hier ( http://www.buddhaland.de/viewt…t=15777&start=150#p327435 ) zum ersten Mal aufgegriffen. Einen wesentlichen Aspekt möchte ich nun noch nachtragen: Der dort genannte Wille zur Rationalität ist sekundäre Motivation, eine Motivation, die daraus entsteht, dass erfahren oder erkannnt wird, dass anders als durch Rationalität das gesteckte Ziel, welches auf der primären Motivation beruht, entweder gar nicht oder nur sehr ineffizient erlangt wird.
    Deswegen ist Rationalität auch jeglicher Ethik oder Moral überlegen: Sie hat ausschließlich das Ziel vor Augen, aber nicht, dass die Methode der Zielerreichung eine moralische "gut" oder "schlecht" Norm erfüllt.
    Die Kritik, die Moralisten/Ethiker nun daran äußern mögen, kann sein, dass die effizienteste Zielerreichung vielleicht mit den moralisch verwerflichsten Methoden möglich sei.
    Das kann nicht ausgeschlossen werden und ist sicher im Kontext von Rationalität, die keine moralischen Urteile fällt, irrelevant. Was aber berücksichtigt werden sollte, ist, dass die Zielsetzung die primäre Motivation ist und die Zielsetzung als Ursache die effizienteste Methode zur Erreichung des Zieles als Wirkung bestimmt. Alleine die Negation von Moral und Ethik lässt auch aus der Perspektive von Moralisten/Ethikern keinen Schluss auf die Qualität der Methode nach ihren eigenen moralischen Maßstäben zu.


    Gegen Vernunft und begründendes Denken ist nichts zu sagen. Aber mal ganz praktisch gedacht (das gilt besonders auch für Luhmanns Kritik an der Moral...): Egal, wie toll und perfekt die Regeln und Gesetze für die Gesellschaft sind, muss es immer Menschen geben, die dafür und für die Umsetzung zuständig sind, Politiker, Richter, Polizisten, Unternehmer usw.


    Letzteres würde ich so nicht bestätigen können. Die Konditionierung des Einzelnen, das nichts-anderes-Kennen, mag diesen Eindruck erwecken, und die Konditionierung der Vielen mag dafür sorgen, dass viele zustimmen, aber was bedeutet dies schon?


    Quote from Karnataka


    Wenn diese Menschen aber keine Integrität besitzen, wenn sie sich durch Geldumschläge bestechen lassen, Posten an ihre Freunde vergeben, notwendige Reformen aufgrund von Eigeninteresse blockieren usw. dann wird dieses Verhalten bald nicht nur im Staat zu finden sein, sondern es wird sich auf die ganze Gesellschaft übertragen und der Wirtschaft und dem gegenseitigen Vertrauen schweren Schaden zufügen. Darum ist Ethik nicht nur für das persönlich und gemeinschaftlich gute Leben, sondern auch für das Funktionieren einer Gesellschaft erforderlich.


    Alles was du aufführst zur Begründung deiner Ethik, kann ich aufführen zur Begründung meiner Rationalität, die Ethik verneint.

  • Quote from Karnataka
    Quote from Stero


    Diese Aussagen hatte ich bereits hier ( http://www.buddhaland.de/viewt…t=15777&start=150#p327435 ) zum ersten Mal aufgegriffen. Einen wesentlichen Aspekt möchte ich nun noch nachtragen: Der dort genannte Wille zur Rationalität ist sekundäre Motivation, eine Motivation, die daraus entsteht, dass erfahren oder erkannnt wird, dass anders als durch Rationalität das gesteckte Ziel, welches auf der primären Motivation beruht, entweder gar nicht oder nur sehr ineffizient erlangt wird.
    Deswegen ist Rationalität auch jeglicher Ethik oder Moral überlegen: Sie hat ausschließlich das Ziel vor Augen, aber nicht, dass die Methode der Zielerreichung eine moralische "gut" oder "schlecht" Norm erfüllt.
    Die Kritik, die Moralisten/Ethiker nun daran äußern mögen, kann sein, dass die effizienteste Zielerreichung vielleicht mit den moralisch verwerflichsten Methoden möglich sei.
    Das kann nicht ausgeschlossen werden und ist sicher im Kontext von Rationalität, die keine moralischen Urteile fällt, irrelevant. Was aber berücksichtigt werden sollte, ist, dass die Zielsetzung die primäre Motivation ist und die Zielsetzung als Ursache die effizienteste Methode zur Erreichung des Zieles als Wirkung bestimmt. Alleine die Negation von Moral und Ethik lässt auch aus der Perspektive von Moralisten/Ethikern keinen Schluss auf die Qualität der Methode nach ihren eigenen moralischen Maßstäben zu.


    Wenn das Ziel beispielsweise wäre, Drogen zu bekämpfen, dann wäre es vermutlich eine effektive Methode, die Lynchjustiz und den Mord an Dealern zu legalisieren und anzuregen, wie das auf den Philippinen derzeit angeblich geschieht. Dabei wird aber unter anderem übersehen, dass ein solches Vorgehen die Menschen vielleicht dazu ermutigt, in Zukunft Konflikte verstärkt selbst und mit Gewalt zu lösen, statt auf den Staat zu vertrauen. Es entstehen also Auswirkungen und Folgen auf die „Moral“ einer Gesellschaft.


    Was ist die Ursache von Drogenkonsum? Irrationalität und damit auch Moral/Ethik, Emotionalität von Individuen. Trifft diese auf die Irrationalität weiterer Individuen, dann sind Entwicklungen wie von dir beschreiben der Fall. Die Irrationalität einer Gesellschaft beruht auf der Irrationalität der Individuen. Mit Moral hat dies, aus der Perspektive von Rationalität, nur dann zu tun, wenn du "Moral" und "Irrationalität" gleichsetzt wie ich es tue.


    Quote from Karnataka


    Diese gesellschaftliche Moral ist ein sensibles Gleichgewicht manchmal widerstreitender Ansichten, das sich verändert und entwickelt. Ich glaube, dass offene, wohlhabende Gesellschaften manche Dinge nicht mehr so rigide regeln und vorschreiben (welchen Haarschnitt man tragen soll usw.), sondern eher Eigenverantwortung zulassen. Aber auch Eigenverantwortung ist etwas, das mit Ethik zu tun hat.


    "Verantwortung ist hier ein Begriff aus der Perspektive einer Ethik. Aus der Perspektive der Rationalität kann man Verantwortung nur übernehmen auf der Grundlage eines Vertrages, den man selbstbestimmt abgeschlossen hat.
    Es geht also nicht um "Eigenverantwortung" sondern um "freie Selbstbestimmung". Letzteres kann man natürlich auch ethisch, im Sinne eines humanistischen Imperatives interpretieren, aber das ist damit nicht gemeint. Die Freiheit zur Selbstbestimmung kann das Individuum sich nehmen, muss aber nicht. Unter Umständen muss es sich diese Freiheit auch gegen den Widerstand anderer nehmen. Annahme hierbei ist, dass es sich um ein rational handelndes Individuum handelt. Denn ein irrationales Individuum ist von Moral/Ethik und Emotionalität geleitet und wird freie Selbstbestimmung mit Irratonalität verwechseln.

  • Quote from Stero


    Es geht also nicht um "Eigenverantwortung" sondern um "freie Selbstbestimmung".


    „freie Selbstbestimmung“, wie geht das?…..
    ….ist „Selbst“ nun rational, oder irrational, oder beides?.....

  • Quote from hedin02
    Quote from Stero


    Es geht also nicht um "Eigenverantwortung" sondern um "freie Selbstbestimmung".


    „freie Selbstbestimmung“, wie geht das?…..
    ….ist „Selbst“ nun rational, oder irrational, oder beides?.....


    Von deinem buddhistischen Geist "Selbst" war nicht die Rede, sondern von "Selbstbestimmung", freie Selbstbestimmung von Individuen die nicht an Geister glauben.

  • Quote from Sunu

    "Als absolut verstanden "bedeutet nach meiner Auffassung, dass etwas als
    Inhärent existent gewertet wird.."gut" erscheint als sei es aus sich selbst heraus
    "gut". Es wird zur unanfechtbaren absoluten Wahrheit
    erhoben. Jeder der das " Gute" dann nicht als " gut" ansieht, ist "böse bzw. schlecht".


    Nyanaponika nennt diese Aufteilung als einen Einstieg, der unserer Konditionierung entspricht:


    Quote

    Jene anfangs genannten sechs Geisteszustände wurden hier als die Wurzeln von Gut und Böse bezeichnet. Dabei soll der Gebrauch der Begriffe Gut und Böse nur als vorläufige Vereinfachung verstanden werden, die gewählt wurde, um für eine Einführung in dieses Thema zunächst besser bekannte Begriffe zu benützen. In den buddhistischen Schriften werden sie aber als Wurzeln des Heilsamen (kusala-múla) und des Unheilsamen (akusala-múla) bezeichnet, und so werden wir sie auch hier in den meisten Fällen benennen. Man möge nicht glauben, daß solche begriffliche Unterscheidung unwichtig ist. Es besteht vielmehr ein wichtiger Unterschied zwischen Benennungen; denn die Reichweite dieser Wurzeln geht viel weiter und tiefer als das Gebiet des Sittlichen, auf das sich die Wörter Gut und Böse beziehen.


    http://www.palikanon.com/buddhbib/11wurzeln/wuzeln03.htm


    Das Heilsam/Unheilsam kann auf eine neue Ebene transformiert werden, also im Grunde genau das, was du nennst. Ein Beispiel dafür wäre die Situation, in der man diese zwei Begriffe im umgekehrten Sinn auffassen würde. Der Umstand, dass das nicht der tatsächlichen Lage entspricht, bezieht sich auf die Erkenntnis, dass das Heilsame sich als gut und das Unheilsame als nicht gut manifestiert, und dass das eben so gut ist. Das ist nicht immer selbstverständlich und bereitet vielen Menschen Probleme. Dass die Aufteilung wiederum nur eine Vereinfachung ist, erkennt man daran, dass z. B. die Folgen des unheilsamen Denkens und Verhaltens als neutral gesehen werden - d. h. ihre Manifestation, ihr Erscheinen, in Kraft treten.


    Das konventionelle Böse sähen wir in der Umkehr dieser Situation, die ebenso bekannt ist als Folge der unerkannten menschlichen Unwissenheit (drei unheilsame Geisteszustände) und auch geschaffen, realisiert und in der Gesellschaft als systemrelevant gilt - eben das pervertierte Gute, der Zustand, in dem mit einer Präzision, die ihre Wurzeln im Unheilsamen hat, schlechte Taten ausgeführt werden, die dann beispielsweise zur Selbstbereicherung, aber auch Selbst gerechtigkeit, Genugtuung und Schadenfreude führen können. Hier eine Distanz aufzubauen ist wichtig und hängt wiederum mit der Vielfalt der Gegenmittel zusammen, wobei u. U. Abneigung (gegen das Unheilsame) sowie Anhaftung (am Heilsamen) genutzt werden um einen Raum für die Entwicklung der geistigen und überweltlichen Fähigkeiten (indriya) und dem daraus resultierenden Gleichmut (upekkhā) zu erschaffen.

  • Der Raum für das Entstehen der Freiheit von Gier und Anhaftung kann dadurch erschaffen werden, dass anstatt an den zuvor benutzten Objekte, deren falsche Wahrnehmung unser Denken und Tun negativ (unfrei)(tief verwurzelt) beeinflusst, eben das Heilsam/Unheilsam dient, was einen Abstand zu den ursprünglichen Konditionierungen verschafft.


    Wenn jemand denkt, diese Ausrichtung an der Polarität des Gut/Böse bzw. Heilsam/Unheilsam wäre eine Folge des dogmatischen Vorgehens der Religionen, täuscht er sich, er hat nicht den Sinn erkannt, ihm bleibt nur das oberflächliche Urteilen über Methoden, die er irrtümlich für ein Selbstzweck hält und i. d. R. auch im Sinne seiner Unwissenheit ablehnen muss.

  • Quote from Stero


    Alles was du aufführst zur Begründung deiner Ethik, kann ich aufführen zur Begründung meiner Rationalität, die Ethik verneint.


    Ganz sicher bestätigt einem die reine Logik nur selbstverständliche Dinge, so wie: Junggesellen sind unverheiratete Männer. Deine Definition von Rationalität meint jedoch, es gäbe ein Denken, das abseits von Gefühlen, Empfindungen und Stimmungen besteht. Wenn man zuhause am Schreibtisch sitzt, dann mag das ab und an zutreffen. Doch selbst da entscheidet man sich oft für Überzeugungen, um sie dann erst nachträglich für sich zu begründen. Ich bezweifle also, dass reine Rationalität genügt, um gute Urteile zu finden, da sich praktisch alles irgendwie begründen lässt. Dagegen meint Ethik prinzipiell, die Welt verbessern zu wollen. Dies erweitert den Blickwinkel, da man nicht nur an sich selbst denkt. Ein weiterer Blickwinkel findet zumeist bessere Lösungen für Probleme.


    Im wirklichen Leben wird es noch komplizierter. Wenn man etwa einkaufen geht, dann kann man nicht immer alles ständig von vorne bis hinten überlegen und abwägen, sondern man greift beispielsweise nach einem umweltschonenden Produkt, ganz einfach weil man für Umweltschutz ist. Man hat also Prinzipien, die mit dem Welt-verbessern-wollen zu tun haben.


    Im wirklichen Leben sind wir zudem mit unseren Emotionen konfrontiert. So kann beispielsweise Zorn den Blickwinkel trüben und man sieht dann nur noch solche Dinge, die einem im Zorn bestätigen usw. Daher spricht Ethik von inneren Werten wie Versöhnlichkeit, Geduld, Mitgefühl, Toleranz, Hilfsbereitschaft usw. die diesen Zuständen entgegenwirken und helfen, den Prinzipien gerecht zu werden.


    Dabei geht es aber nicht nur um „moralische Urteile“. Zumeist gibt es gar nichts zu beurteilen, sondern es geht einfach nur darum, fürsorgliche Beziehungen mit den Mitmenschen zu pflegen. Dies entspricht einfach unserer menschlichen Natur und unserem Bedürfnis nach einem glücklichen Leben. Dabei zeigt sich ein wunderbarer Zusammenhang zwischen dem eigenen und dem gemeinsamen Wohlbefinden. Fürsorglichkeit ist aber ein Gefühl, ein Zusammenwirken von Gedanken und Empfindungen. Sie entsteht nicht aus reiner Rationalität. Sie ist kein "rationaler Vertrag", den man mit anderen, etwa dem Partner, abschließt.

  • Ein Nachtrag vom gleichen Link - "Wurzeln von Gut und Böse" von Nyānaponika Mahāthera


    Zum Thema RELIGION in der westlichen Gesellschaft:


    Quote

    Die neuerliche Krise des theistischen Glaubens im Westen hat auch zu einer moralischen Krise geführt, da all jene, die ihren Glauben an eine theologische Fundierung sittlichen Handelns durch das göttliche Gebot verloren haben, keinen anderen überzeugenden Grund für verpflichtendes, sittliches Verhalten fanden. Solche Menschen, die sich nun ohne ein glaubwürdiges Fundament der Ethik sahen, nahmen entweder materialistische und politische Ideologien an oder lassen sich in ihrem Verhalten hauptsächlich vom Selbstinteresse leiten. Doch finden wir heute auch eine wachsende Anzahl von solchen, die nach besseren Alternativen suchen. Für sie kann die Lehre des Buddha von den heilsamen und unheilsamen Wurzeln des Handelns einen Maßstab für Gut und Böse sowie eine Motivierung für das Gute geben, die weder theologisch noch autoritär, sondern erfahrungsbezogen ist und sowohl eine psychologische Basis hat als auch einen autonomen und pragmatischen Charakter.


    Insofern kann man diese Vorgehensweise keinem ausreden, die Erfahrung oder Selbsterfahrung erfolgt dann, wenn man realisiert hat, dass man sich selbst eine Ersatzreligion ausgedacht hat, bedingt durch Egozentrik und einen falschen Glauben an ein "Ich" und um sich in diesem Irrtum "sicherer" zu fühlen, ununterbrochen auf Crash-Kurs mit allen Andersdenkenden ist.

  • Quote from Karnataka
    Quote from Stero


    Alles was du aufführst zur Begründung deiner Ethik, kann ich aufführen zur Begründung meiner Rationalität, die Ethik verneint.


    Ganz sicher bestätigt einem die reine Logik nur selbstverständliche Dinge, so wie: Junggesellen sind unverheiratete Männer. Deine Definition von Rationalität meint jedoch, es gäbe ein Denken, das abseits von Gefühlen, Empfindungen und Stimmungen besteht.


    Anders: Meine Erfahrung lehrt mich, dass angewandte Rationalität zur Auflösung von Emotionalitäten führt.


    Quote from Karnataka


    Wenn man zuhause am Schreibtisch sitzt, dann mag das ab und an zutreffen. Doch selbst da entscheidet man sich oft für Überzeugungen, um sie dann erst nachträglich für sich zu begründen.
    Ich bezweifle also, dass reine Rationalität genügt, um gute Urteile zu finden, da sich praktisch alles irgendwie begründen lässt.


    Ich bestreite nicht, dass oft versucht wird nachträglich etwas zu rationalisieren. Die Frage ist nur, ob die Rationalität auch wirklich frei von Emotionalität ist. Ist sie das, dann werden Scheinbegründungen nicht bestehen können.
    Aber: Die Frage ist auch, ob es für ein Individuum in seiner eigenen Sphäre Begründungen überhaupt bedarf. Wozu sollte man Entscheidungen, die nur einen selbst betreffen, und die selbstbestimmt getroffen wurden, begründen müssen? Vor wem? Vor sich selbst etwa? Da ähnelt dann doch sehr einem Rechtfertigungsversuch und mit der freien Selbstbestimmung kann es da dann nicht weit her sein.


    Quote from Karnataka


    Dagegen meint Ethik prinzipiell, die Welt verbessern zu wollen. Dies erweitert den Blickwinkel, da man nicht nur an sich selbst denkt. Ein weiterer Blickwinkel findet zumeist bessere Lösungen für Probleme.


    Ja, da benennst du das ganze Dilemma von Ethik, das ganz Konfliktpotential von Ethik, die letztlich zur Perpetuierung von Glaubenskriegen führt. Ethik braucht auch immer Predigt, weil der Ethiker immer in das Leben anderer eingreifen will. Die Anderen sind ja "die Welt", die es vermeintlich zu verbessern gilt. Diese Übergriffigkeit von Ethik ist das Hauptproblem. Wer kennt einen Ethiker/Moralisten, der nicht davon redet und von dessen "nobler" Ethik nie jemand etwas gehört oder gelesen hat? ;)


    Quote from Karnataka


    Dies entspricht einfach unserer menschlichen Natur und unserem Bedürfnis nach einem glücklichen Leben.


    Ja, das mit der "Natur" ist immer das ultima "ratio" Argument ;) von Religiösen jedweder Couleur, ob klassisch Religiösen oder humanistisch Religiösen.

    Edited once, last by Stero ().


  • Das ist keine Antwort zu Deinem Text Yofi, nur zum Zitat von Mahāthera.


    Bullshit! Riesenbullshit! Der Mensch hat keine Ahnung. Vom Westen nicht und nicht von Religion. Das ist reines Geschwafel. Wenn neben dem zitierten Text noch anderes steht, daß diesen Unsinn halbwegs relativiert wäre es begrüßenswert.


    Diejenigen westlichen Gesellschaften, in denen der theistischen Glauben am stärksten in der Krise steckt (im Sinne von praktisch ausgerottet ist) sind die Gesellschaften auf der Welt mit den am Abstand niedrigsten Verbrechensquoten, mit den am besten ausgebauten Sozialsystemen, mit der am höchsten entwickelten Bereitschaft anderen, auch weit entfernten anderen zu helfen. Der Verlust des theistischen Glaubens ist das beste, was einem Opfer dieser Systeme passieren kann.


    Und Buddhismus, wie Frau/Herr Mahāthera meint spielt dabei absolut keine Rolle. 'Der Westen' wartet nicht Frau/Herrn Mahāthera, auch wenn der/die das gerne hätte.

  • Quote from Stero


    Was ist die Ursache von Drogenkonsum? Irrationalität und damit auch Moral/Ethik, Emotionalität von Individuen. Trifft diese auf die Irrationalität weiterer Individuen, dann sind Entwicklungen wie von dir beschreiben der Fall. Die Irrationalität einer Gesellschaft beruht auf der Irrationalität der Individuen. Mit Moral hat dies, aus der Perspektive von Rationalität, nur dann zu tun, wenn du "Moral" und "Irrationalität" gleichsetzt wie ich es tue.


    Drogensucht kann mit der frühkindlichen Entwicklung oder mit späteren Verletzungen zu tun haben. Die Lösung lautet nicht, mal kurz "rational" nachzudenken.


    Ich glaube, es gibt kein "Außerhalb" der Moral. Natürlich bedeutet das nicht, dass man die spezifische Moral der Gesellschaft immer und überall teilen muss. Aber eine Bereitschaft, Werte zu entwickeln, sollte schon da sein.


    Auch glaube ich, dass es falsch wäre, die faktische Moral einfach als irrational abzutun. Beispielsweise habe ich darüber nachgedacht, warum so viele landwirtschaftliche Gesellschaften patriarchal strukturiert waren. Ich glaube, es gab rationale Gründe dafür und ebenso gibt es Gründe, weshalb es in industrialisierten, wohlhabenden Gesellschaften mit geringerer Geburtenrate nicht mehr so ist.

  • Quote from Stero
    Quote from Karnataka


    Dagegen meint Ethik prinzipiell, die Welt verbessern zu wollen. Dies erweitert den Blickwinkel, da man nicht nur an sich selbst denkt. Ein weiterer Blickwinkel findet zumeist bessere Lösungen für Probleme.


    Ja, da benennst du das ganze Dilemma von Ethik, das ganz Konfliktpotential von Ethik, die letztlich zur Perpetuierung von Glaubenskriegen führt. Ethik braucht auch immer Predigt, weil der Ethiker immer in das Leben anderer eingreifen will. Die Anderen sind ja "die Welt", die es vermeintlich zu verbessern gilt. Diese Übergriffigkeit von Ethik ist das Hauptproblem. Wer kennt einen Ethiker/Moralisten, der nicht davon redet und von dessen "nobler" Ethik nie jemand etwas gehört oder gelesen hat? ;)


    Quote from Karnataka


    Dies entspricht einfach unserer menschlichen Natur und unserem Bedürfnis nach einem glücklichen Leben.


    Ja, das mit der "Natur" ist immer das ultima "ratio" Argument ;) von Religiösen jedweder Couleur, ob klassisch Religiösen oder humanistisch Religiösen.


    Zur Übergriffigkeit von Predigern: Da magst du nicht ganz falsch liegen und da ist natürlich Authentizität gefragt. Der Ansatz des DL meint eigentlich, sich selbst zu verbessern.



    Das Argument von der menschlichen Bedeutung von Fürsorglichkeit lässt sich nicht so einfach vom Tisch wischen, es begründet jede Form konstruktiven sozialen Zusammenlebens und ist tief in unser Hirn eingeschrieben.

    Edited once, last by Karnataka ().

  • Quote from Karnataka
    Quote from Stero


    Ja, da benennst du das ganze Dilemma von Ethik, das ganz Konfliktpotential von Ethik, die letztlich zur Perpetuierung von Glaubenskriegen führt. Ethik braucht auch immer Predigt, weil der Ethiker immer in das Leben anderer eingreifen will. Die Anderen sind ja "die Welt", die es vermeintlich zu verbessern gilt. Diese Übergriffigkeit von Ethik ist das Hauptproblem. Wer kennt einen Ethiker/Moralisten, der nicht davon redet und von dessen "nobler" Ethik nie jemand etwas gehört oder gelesen hat? ;)



    Ja, das mit der "Natur" ist immer das ultima "ratio" Argument ;) von Religiösen jedweder Couleur, ob klassisch Religiösen oder humanistisch Religiösen.


    Zur Übergriffigkeit von Predigern: Da magst du nicht ganz falsch liegen und da ist natürlich Authentizität gefragt.
    Aber dann muss ich mit Adolf Eichmann kontern. Eichmann gilt als das Paradebeispiel eines Menschen, der "nur" seine Funktion erfüllt, schön rational alles organisiert und verwaltet. Bloß waren es die Abtransporte der Juden in die Gaskammern, die er so perfekt organisierte. Dieser charakterlose Opportunist kann ja unmöglich der Typus sein, der dir vorschwebt?


    Hier ist es so ähnlich wie bei der oben erwähnten Drogensucht: am Anfang steht die Irrationalität und damit Ethik/Moral und Emotionalität, dann folgen die weiteren Verwicklungen. Hier ist die "Irrationalität am Anfang" in der irrationalen Ideologie begründet, die dann später sogar noch religiöse Züge angenommen hat.


    Quote from Karnataka


    Das Argument von der menschlichen Bedeutung von Fürsorglichkeit lässt sich nicht so einfach vom Tisch wischen, es begründet jede Form konstruktiven sozialen Zusammenlebens und ist tief in unser Hirn eingeschrieben.


    Neulich lief eine Reportage über Massenmörder im TV. Darin kamen auch die sog. "Kindersoldaten" in Afrika zur Sprache, die mit Freude metzelten und mordeten. Interviews inklusive. Die Fachleute, die sich äußerten vertraten genau die deiner Position gegensätzliche Position.
    Aber ich habe mich dran gewöhnt von deinesgleichen mit der "guten Natur des Menschen", garniert mit "in den Genen" oder wie jetzt "in unser Hirn eingeschrieben" bepredigt zu werden. ;)

  • Quote from Stero
    Quote from Karnataka


    Das Argument von der menschlichen Bedeutung von Fürsorglichkeit lässt sich nicht so einfach vom Tisch wischen, es begründet jede Form konstruktiven sozialen Zusammenlebens und ist tief in unser Hirn eingeschrieben.


    Neulich lief eine Reportage über Massenmörder im TV. Darin kamen auch die sog. "Kindersoldaten" in Afrika zur Sprache, die mit Freude metzelten und mordeten. Interviews inklusive. Die Fachleute, die sich äußerten vertraten genau die deiner Position gegensätzliche Position.
    Aber ich habe mich dran gewöhnt von deinesgleichen mit der "guten Natur des Menschen", garniert mit "in den Genen" oder wie jetzt "in unser Hirn eingeschrieben" bepredigt zu werden. ;)


    Es geht wohl in der Ethik des DL in erster Linie darum, sich selbst zu verbessern. Viele Konfliktpotentiale entstehen aufgrund von Überschuss an jungen Männern, die keine ökonomischen Möglichkeiten besitzen (siehe Gunnar Heihnsohn), Dürre, unfähigen Politikern, Ideologien, uralten ethnischen Konflikten, Großmächten, die den Hass schüren aus strategischen Interessen, extremer Armut usw. Von einer guten oder bösen Natur des Menschen zu reden, hilft da nicht weiter.


    "Fürsorgliche Empfindungen": lassen sich evolutionär, stammesgeschichtlich, aber auch durch die individuelle Entwicklung begründen und erklären. Ein Kind, das keine Fürsorglichkeit und Bindung erfährt, entwickelt häufig im späteren Leben wenig Sicherheit, mit Problemen umzugehen. Das ist wissenschaftlich erwiesen. So bleibt Fürsorglichkeit unser ganzens Leben lang bedeutsam. Sogar beim Sterben, wo es uns eigentlich egal sein könnte, hat sie noch große Bedeutung für uns.

  • Quote from Karnataka


    Es geht wohl in der Ethik des DL in erster Linie darum, sich selbst zu verbessern.


    Das ist wohl der einzige Grund warum er noch kein Buddha ist.
    Er haftet absichtlich noch an. An seiner Uhr und an dem was eine Uhr mit Menschen macht.


    Ohne Rang und Namen sich erkannt habend und dies trotzdem tuend bleibt man auf der Stufe eines Bodhisattvas stehen.


    Die negative Konsequenz ist die Geburt stets am selben Ort. Weil man den Augenblick der nicht mit Uhr als Richtgröße funktionieren kann geopfert hat.


    Das ist kein sich richten nach Stimmung. Dem Dalai Lama geht mit seinen vielen Terminen immer Bestimmung voraus.