Anandasa:
Das Problem ist, dass ich angefangen habe mir meinen "Stoff" zu Hause zu holen, indem ich mir ganz tolle Sachen aus dem Internet runtergeladen habe und an solchen Sachen aufbauend mir meine eigene Sachen erstellt habe. Nach kurzer Zeit gefiel mir meine "Arbeit" zu Hause viel besser als im Geschäft. Folge war, dass die Arbeitsleistung im Geschäft runterfiel und es fing an ernst zu werden, aber ich komme aus meiner Endlosschlaufe nicht raus und bastele ständig zu Hause weiter an meinem Kram. Ich habe zwar damit aufgehört, weil klar ist, dass das schädlich ist. Aber es spukt dann weiterhin in Endlosschlaufen in meinem Kopf rum als eine Art Ersatzhandlung. Das Ganze ist nicht nur ein "Problem an der Arbeit". Es dauert jetzt 3 Jahre und ich hätte nicht hier ein Post gemacht, wenn ich das Gefühl hätte ich könnte es selbst wegkriegen.
Du hast zwar Sherab geantwortet, ich schalte mich aber mal dazwischen, weil ich dies genauso kenne.
Ich bin Grafikerin und Lithografin. Die ersten fünfzehn Jahre waren extrem anstrengend und herausfordernd. Da war gar keine Zeit für andere Dinge, ich habe aber viele Interessen. In den letzten Jahren ist viel Routine geworden, und manchmal ist das langweilig. Ich freue mich daher immer über Jobs, die ich noch nie gemacht habe und nehme alles an, auch wenn ich davon keine Ahnung habe. Ich nutze die Gelegenheit, und bringe mir dann was Neues bei.
Auf der einen Seite sind die Routine-Jobs ganz angenehm. Diese Dinge mache ich mit links, und das tut einfach gut nach all den Jahren Dauerstress. Aber manchmal ist da zuviel Routine und ich muss mir mein Maß an Anstrengung und Herausforderung aus anderen Arbeiten ziehen. Dennoch ist da eine Zerrissenheit, denn ich möchte mich voll auf meine anderen Aktivitäten konzentrieren, werde aber von meiner Arbeit immer wieder darin unterbrochen. Ich arbeite von zu Hause aus.
Ich finde es höchst unbefriedigend nicht herausgefordert zu werden. Ebenso unbefriedigend ist es, den größten Teil des Tages Dinge machen zu müssen, die schlicht zu leicht fallen und die anspruchsvolleren Dinge an den Rand schieben zu müssen. Ich möchte das gerne machen, aber kann nicht. Darunter leidet die Konzentration. Du siehst, Du bist damit nicht alleine. Erwiesenermaßen ist eine Portion Stress wichtig für unser Gleichgewicht. Hinlänglich bekannt ist auch, was Unterforderung mit Kindern in der Schule anrichtet.
Meine Schreibereien im Internet sind übrigens auch der geistigen Unterforderung geschuldet. Für intensivere Kopfarbeit wie Sprachen, gibt es einfach keine freien Zeiträume, die groß genug sind.
Ich kann und will meine Arbeitssituation nicht ändern, denn sie hat Vorteile, die mir nichts anderes bietet. Sie ist ideal. Es sind also die Projekte, die anspruchsvoller sein müssen, also mit mir mitwachsen sollen. Der andere Punkt, an dem ich wiederum wachsen muss, ist, mich besser zu organisieren. Bei mir ist also durchaus noch ein großer Spielraum vorhanden. Wenn das bei Dir nicht ist, weil Dein Job das nicht erlaubt, die Firma Dir keine neue Herausforderung bieten kann, es keine anderen Aufgaben gibt, kannst Du einen Wechsel in Erwägung ziehen.
Du schreibst oben, dass Du Deinen Selbstwert daraus beziehst. Ganz klar wird nicht, was das für Dich bedeutet.