Unterschied Zazen und Vipassana

  • a) Ein "anderer" (inklusive mir) kann da schon mal gar nichts fest bestimmen. Und wenn immer irgendwer (inklusive dir) da etwas fest bestimmen würde, so wäre diese Bestimmung zwangsläufig eine Vorstellung und als solche eben auch nur ein weiterer vergänglicher Gedanke.

    b) Dennoch ist das, wonach gefragt wird, genau das, was für dich - unabhängig von aller Vergänglichkeit der Dinge - stets unmittelbar gegeben ist; eben das, was nur du erfahren kannst, aber auch grundsätzlich immer erfährst. Im (Koan-)Zen weist die Wer-bin-ich-/-Was-ist-dies-Frage genau auf diese Soheit hin.


    a) wenn das so ist, warum fragst du dann so hartnäckig, wer einer wirklich ist?


    Und ist nicht so eine Frage eine Frage, die nur in Bezug auf das, was wenn man drüber nachdenkt, schon wieder vergangen ist, gestellt und beantwortet werden kann? Und ist das nicht im Sinne deiner Erklärung über Vergänglichkeit widersprüchlich, also eine unsinnige Frage?


    b) Genau das ist für niemanden den man fest identifizieren kann. Es ist vielmehr einfach. Deswegen kann so ein Koan darauf auch nicht hinweisen.


    Allenfalls kann man die falsch gestellte Frage erkennen und jemanden darauf hinweisen, dass sie falsch gestellt ist und falsches impliziert. Dazu muss man aber schon was denken, um das zu erkennen.


    Wenn es aber das Denken ist, was im Zen überwunden werden soll, warum wird dann mit Fragen gearbeitet, die einem zum Denken bringen?


    Ich würde eher sagen, dass Bodhidarma dem Kaiser, der im Gespräch zuvor ob seines buddhistischen Wissens und seiner verdienstvollen Taten ein grandioses Selbstbild konsolidiert hat, mit seinem "Wissen nicht" gewissermaßen den Boden unter den Füßen wegzieht.


    Ich nehme an, es wird eher Niemanden den Boden unter den Füssen wegziehen, wenn einer auf die Frage wer er wirklich sei, damit antwortet, nichts oder eben dieses nicht zu wissen. Allenfalls denen, die meinen hier stünde jemand besonders Kluges (der natürlich so etwas "einfaches", wer er selbst wäre "wissen müsste").


    Es ist aber offensichtlich so, dass "Koanarbeit" einigen Leuten schon den Boden unter den Füssen wegzieht. Und da gibt es genügend Menschen, die nicht mehr von allein aufstehen können.


    Das geht natürlich auch. Jemanden dem Boden unter den Füssen wegziehen, dann aber die helfende Hand ausstrecken, damit der, den man absichtlich (...) hat fallen lassen wieder aufstehen kann. Jemand der das öfter mit sich machen lässt wird hörig und unselbständig.


    Ich halte das für eine agressive und auch unmenschliche "Methode" die nur mit gehöriger Portion Ich-Dünkel und damit Unwissen angewiesen wie auch ausgeführt werden kann. Passt zu China. Blinder Gehorsam. Und Einforderung blinden Gehorsams. Aufgabe des eigenen Verstandes.

    6 Mal editiert, zuletzt von Alephant ()

  • Leiber Alephant , bitte nicht krumm nehmen, ich meine das wirklich wertschätzend:

    Wenn Du Deinen letzten Beitrag noch einmal durchliest, findest Du, das wäre "Werbung" für "Deine" buddhistische Richtung?

    Oder kann es sein, dass Du Dich da etwas verrannt hast?


    Liebe Grüße,

    Aravind.

    • Offizieller Beitrag

    Leiber Alephant , bitte nicht krumm nehmen, ich meine das wirklich wertschätzend:

    Wenn Du Deinen letzten Beitrag noch einmal durchliest, findest Du, das wäre "Werbung" für "Deine" buddhistische Richtung?

    Oder kann es sein, dass Du Dich da etwas verrannt hast?

    Vedana über treibt da sicher, aber irgendwas ist such dran. Wenn wir normal, reden, sachlich argumentieren, dann ist man auf der selben Höhe. Man kann sogar zu Buddha selbst sagen: Das kann ich jetzt nicht nachvollziehen, da gibt es das und das Gegenargument, und er kann darauf eingehen. Es hat also was demokratisches.


    Während ein Koan eher so eine Situation zwischen Lehrer und Schüler ist, wo der Schüler der Boden unter den Füssen weggezogen wird und er direkt mit etwas konfrontiert wird. Das hat was unsymmetrisches.


    Es kann hoch effektiv sein. Im Montessori Kindergarten gab es Mütter, die wenn ihr Kind in der früh seine Jacke nicht anziehen wollte, es eben ohne Jacke in die Kälte ließen. Statt mit ihm rumzuargumentieren wurde ( oder ein "Keine Widderrede") das Kind so direkt mit den Wirkungen seines Wollen konfrontiert und fror. Einerseits kann es hoch effektiv sein jemand auflaufen zu lassen, andererseits war das gerade gegenüber 4 jährigen auch ganzschön fies.


    Wobei ja eigentlich so eine Koanpraxis etwas ist, in das man sich im Rahmen einer Schülerschaft freiwillig rein begiebt. Man meldet sich bei einem Schwimmkurs an_wo man ins kalte Wasser geworfen werden kann.


    Aber den Kaiser hat es eher unvermittelt getroffen, oder?

  • Noch etwas bezüglich des Unterschiedes zwischen Zazen und Vipassana.

    Die folgende Textstelle ist provokativ, kommt sie doch von Daniel Ingram aus seinem "Hardcore Buddhismus"-Buch.

    Er erwähnt hier, dass bei Zen größtenteils auf ein "Stufenmodell der Einsicht" verzichtet wird, während es in manchen Theravada-Traditionen (nach Ingram) didaktischer vorgeht und es detaillierte "Karten" zum Weg der Einsicht gibt.


    Zitat

    Die Modell-Terminologie, die ich benutze, ist aus den antiken

    Kommentaren des Pali Kanons der Theravāda-Tradition. Dieses

    Modell wird meist in Burma, aber bis zu einem bestimmten Grade

    auch in anderen Theravāda-Traditionen verwandt. Zen ist sich wahr-

    scheinlich vollständig dieser Stufen bewusst, da alle Zen-Meister

    durch sie durch mussten und es auch weiterhin müssen, aber sie ten-

    dieren dazu, sie nicht zu benennen oder darüber zu reden, was ihr

    typischer Stil ist. Dies kann durchaus hilfreich sein, da Leute be-

    sessen von diesen Listen sein können und sie dadurch in eine neue

    Form nutzlosen Inhalts verdrehen könnten, zu einer Quelle von

    zwanghafter Identifikation und Konkurrenzgehabe. Dies ist die häss-

    liche Schattenseite der zielorientierten oder kartenbasierten Praxis,

    aber oft (obwohl nicht immer) wird mit ehrlicher Bewusstheit diese

    Seite überwunden.


    Schön, wenn der Meditierende, der sich wirklich auf Einsichtsgebiet

    befindet und mit der richtigen Praxis weitermacht, einen Weg findet,

    sich davon zu gegebener Zeit zu lösen. Auch wenn man festsitzt,

    kann dem Meditierenden eine Umgebungskarte wirklich helfen

    nicht die vielen der üblichen und verführenden Fehler dieser Stufen

    zu machen als auch den Meditierenden mit dem Vertrauen auszu-

    statten, dass er sich auf dem richtigen Weg befindet, wenn er auf die

    harten oder seltsamen Stufen stößt. Diese Stufen können die Sicht-

    weise des Lebens des Meditierenden stark beeinflussen oder in

    Schräglage bringen, bis man sie gemeistert hat und es kann sehr hilf-

    reich sein, sich daran zu erinnern, wenn man durch dieses Gebiet

    navigiert, um seinen Job und seine Beziehungen aufrechtzuerhalten.

    Diejenigen, die nicht den Vorteil der Karten in dieser Situation be-

    sitzen oder die es sich ausgesucht haben, sie zu ignorieren, werden

    viel leichter durch die psychologischen Extreme und Herausforde-

    rungen, die manchmal die Stufen wie „das Entstehen und Vergehen“

    und die der „Dunklen Nacht“ begleiten, angegriffen.


    Solange viele Leute diese Karten aus diversen Gründen (wie z. B.

    ihrer eigenen Unsicherheit) nicht kennen lernen wollen, denke ich,

    dass viele schon weiter in ihrer Praxis wären, wenn sie sie kennen

    würden. Zumindest zeigen diese Karten klar, dass es sehr viel mehr

    gibt als nur Philosophie oder Psychologie. Sie weisen auch klar und

    unzweideutig darauf hin, wie das „Spiel“ gespielt wird, Schritt für

    Schritt, Stufe für Stufe, auf was man achten sollte und noch wich-

    tiger warum, und sie geben Richtlinien dazu, wie man vermeidet,

    sich völlig zu vertun. Warum Leute diese Dinge nicht wissen wollen,

    ist mir ganz unverständlich.

  • wenn das so ist, warum fragst du dann so hartnäckig, wer einer wirklich ist?


    Schließlich tauschen wir uns in diesem Thread über den Unterschied zwischen Zazen und Vipassana aus und diese Art Frage ist ein spezifischisches Merkmal des (koan-basierten) Zazen, das im Vipassana so vielleicht nicht vorkommt (?). Bezogen auf die Frage geht es im Zen allerdings letztlich immer darum, sich selbst die Frage vorzulegen.


    Und ist nicht so eine Frage eine Frage, die nur in Bezug auf das, was wenn man drüber nachdenkt, schon wieder vergangen ist, gestellt und beantwortet werden kann?


    :):like: Genau. Deswegen dreht sich die Koan-Praxis viel darum, die Frage als Frage zu halten, ohne auf den Zug der zahllosen intellektuellen Antworten aufzuspringen, die sich in der Regel einstellen, sobald man sich die Frage stellt. Gelingt es dir stattdessen, die Frage Frage sein zu lassen, während du sie hältst, entsteht eine Art wache, auf sich selbst gerichtete Aufmerksamkeit. Statt sich an die zahllosen vergänglichen Dinge/Gedanken zu binden, richtet sich in der Was-Ist-Dies-Frage dein Gewahrsam auf dasjenige, das all diese Vergänglichkeit wahrnimmt.


    Ich nehme an, es wird eher Niemanden den Boden unter den Füssen wegziehen, wenn einer auf die Frage wer er wirklich sei, damit antwortet, nichts oder eben dieses nicht zu wissen.


    Für die Erfahrung des Boden-Wegziehens war (laut Ankedote) der Kaiser trotz all seines Wissens und all seiner Verdienste offensichtlich tatsächlich noch nicht reif genug. Immerhin scheint es ihn mächtig ins Grübeln gebracht zu haben, weshalb er, als Bodhidarma längst weitergezogen war, den Edlen Bau-Dschi dazu befragte und einen Boten hinter Bodhidarma herschickte, um ihn zurück zu holen.


    Es ist aber offensichtlich so, dass "Koanarbeit" einigen Leuten schon den Boden unter den Füssen wegzieht. Und da gibt es genügend Menschen, die nicht mehr von allein aufstehen können.


    Das geht natürlich auch. Jemanden dem Boden unter den Füssen wegziehen, dann aber die helfende Hand ausstrecken, damit der, den man absichtlich (...) hat fallen lassen wieder aufstehen kann. Jemand der das öfter mit sich machen lässt wird hörig und unselbständig.


    Ich halte das für eine agressive und auch unmenschliche "Methode" die nur mit gehöriger Portion Ich-Dünkel und damit Unwissen angewiesen wie auch ausgeführt werden kann. Passt zu China. Blinder Gehorsam. Und Einforderung blinden Gehorsams. Aufgabe des eigenen Verstandes.


    Ich sage nicht, dass Koan für jeden geeignet ist. Die Annahme eines Selbst als Illusion zu durchschauen, wie du weiter oben von einem buddhistischen Lehrer zurecht einforderst, ist aber noch weit entfernt von der Lösung der Anhaftung an ein solches Selbst. Unser Ego klammert sich mit Krallen und Zähnen an uns fest. Der Boden wird im Zen ja stets dem Ego weggeschlagen (wobei ich 'Ego' hier im Sinne von Selbstbild verwende). Aber klar, das kann schon weh tun und sehr verwirrend sein. Aufstehen musst du im Zen allerdings allein und das ist auch gut so. Wenn dir der/die ZenmeisterIn eine helfende Hand hinhält, dann eher, um dich samt Ego erneut umzuschubsen. :)


    Und wie Void festgestellt hat: Alles 100% freiwillig.

    • Offizieller Beitrag

    Villeicht kann man es so formulieren, dass da versucht wird, jenseits eines normalen Redens "über etwas" eine Ebene der "unmittelbare Kommunikation" zu schaffen.


    Wenn ich mit leuten rede, die ich schon mein ganzes Leben lang kenne, z.B ganz alte Freunde oder Geschwister, dann kennen wir einander ja so gut, dass ganz viel nicht ausgrepochen werden muss. In einem Gesichtsausdruck oder einer Geste kann sich unendlich viel transportieren. Wenn man ein enges Vertrauensverhältnis zwischen Lehrer und Schüler hat, dann kann man so stark zusammenkommen, dass man jemanden auf so einer Ebene etwas rüberbekommen kann.


    Neben Vorteilen hat das natürlich auch diverse Rissiken und Nebenwirkungen. Während auf einer rationalen Ebene unter Erachsenen alles hinterfragbar ist, ist so eine intuitive Ebene etwas, wo man sich sehr öffent und sehr verletzbar ist und was deswegen auch leicht missbraucht werden kann. Ein Schurkischer Lehrer kann alles möglichen Übergrifflichkeiten als "Crazy Wisdom" tarnen und es braucht deswegen einen festen, institionellen Rahmen, damit das geht. Villeicht so wie bei Psychoanalytiker wo man sich ja im freien Assoziieren auch ganz öffnet und ganz vereltzbar ist.


    Auf einer intuitiven nicht rationalen Ebene zu lehren kann also gleichzeitig sehr effetkiv sein, aber es bringt auch Risikien und Nebenwirkungen mit sich. Von daher verstehe ich es, wenn jemand konservativ ist und sagt, dass er auf einer rationalen, reflexiven Ebene bleiben will, wo dass jamnd der gefragt wird wer er ist, mit seinem Namen und seiner Heimatstadt antwortet, und einen nicht in etwas verwicklet, was man als ungewollte Psychospielchen sehen kann.

  • Was mir erst vor relativ Kurzem aufgegangen ist, beim intellektuellen beschäftigen mit dem MU und der Frage: Hat der Hund Buddhanatur." ist das ich endlich begriffen habe was MU "Da ist nichts(dahinter)." wirklich in seiner Abgrund tiefen, über Himmel hohen Gültigkeit bedeutet. Da ist nur was dahinter wenn ich Nicht sowohl die Frage als auch die Antwort so sein lasse wie sie sind. Da gibt es nichts das dahinter zu finden ist und auch nichts davor.

  • Villeicht kann man es so formulieren, dass da versucht wird, jenseits eines normalen Redens "über etwas" eine Ebene der "unmittelbare Kommunikation" zu schaffen.

    Das könnte man so formulieren, nur ist da überhaupt keine Kommunikation - weder eine rationale, intuitive oder unmittelbare. Daher braucht es auch nicht so etwas wie sich öffnen, weil alles bereits offensichtlich ist. Der Missbrauch liegt allein darin, dass bei einem falschen Lehrer so getan wird, als wüsste da einer Bescheid und gebrauche irgendwelche Werkzeuge, um beim anderen was zu bewirken.

    Alle die, die da gelandet sind, glauben auch an so was und daher sitzen sie in einer selbstgeschaffenen Falle.

    Worum es geht - also dieses ES oder DAS - von dem Bodhidharma sagte, er wisse es nicht, ist ja nichts anderes als die Wirklichkeit, die ein jeder selbst ist - in dieser Wirklichkeit gibt es keinen Boden, der da unter den Füßen weggezogen werden könnte, weil alles ausnahmslos grundlos, bodenlos ist.


    Es findet also lediglich eine Begegnung zweier oder mehrerer Menschen statt. In der Begegnung klärt sich nur durch den Kontakt das jeweilige Wirklichkeitsverständnis - so wie einer mit der Hand auf eine heiße Herdplatte fasst und sich verbrennt. Da spricht auch keiner von unmittelbarer Kommunikation.

    :zen:

    Einmal editiert, zuletzt von Leonie ()

  • Ich finde wirklich, dass das eine falsche Frage ist. Und wenn ich anfange darüber nachzudenken, wer oder was ich bin, da verdreht es sich bei mir im Kopf unangenehm. Du fragst ja so, als könnte ich oder ein anderer das fest bestimmen. Ich kann dir sicher meine Neigungen erklären. Aber die bin ich nicht. Wichtiger ist vielleicht die Frage, was für eine Vorstellung über ein anderes Selbst du dir mitHilfe meiner Zeilen bildest.

    dass es sich im Kopf unangenehm verdreht, wenn man mit begrifflichem Denken daran geht, sagen zu wollen wer oder was man ist kommt wohl daher, dass diese Frage "spirituell" nicht begrifflich zu beantworten ist - auch nicht mit schlauen Näherungslösungen - man kann einfach nichts drüber sagen. Das "Unangenehme" ist also nichts Schlechtes, sondern ein guter Hinweis. Da man eine Frage aber nur begrifflich stellen kann, ist "wer bist Du" keine falsche Frage, sondern Eine, die den Befragten heraus fordert und wenn derjenige dann noch bereit ist, über das Begriffliche hinaus zu spüren merkt er vielleicht, dass er keine Antwort geben kann. Man weiß es also nicht und das ist kein Mangel oder Senilität, sondern eine Hinwendung zu einer tieferen "Wahrheit". Das funktioniert aber nur, wenn beide Parteien sich in irgendeiner Weise geeinigt haben, auf eine tiefere Ebene hinzudeuten und die Sprache bloß als Hilfskonstrukt zu verwenden, das über sich selbst hinaus weisen soll. Wenn eine der Parteien den Deal nicht eingeht kommt sowas raus wie in diesem Thread.

    Bodhidarma und der Kaiser sind den Deal eingegangen und es geht in ihrem Dialog fast ausschließlich darum, was zwischen den Buchstaben steht, bzw. auf/aus welcher Leere sie erscheinen.


  • Dank für den klaren Hinweis.


    Mich hat da was getriggert. Hatte ein paar grenzverletzende Erfahrungen vor bald 2 Jahrzehnten. Und dann hatte ich den Eindruck, dass diese Methode schon irgendwie "invasiv" ist.


    Ich gehöre keiner Richtung an. Und möchte auch nicht, dass mich da jemand irgendwohin ordnet.



    Einen schönen Abend noch.

  • Ich sage nicht, dass Koan für jeden geeignet ist. Die Annahme eines Selbst als Illusion zu durchschauen, wie du weiter oben von einem buddhistischen Lehrer zurecht einforderst, ist aber noch weit entfernt von der Lösung der Anhaftung an ein solches Selbst. Unser Ego klammert sich mit Krallen und Zähnen an uns fest. Der Boden wird im Zen ja stets dem Ego weggeschlagen (wobei ich 'Ego' hier im Sinne von Selbstbild verwende). Aber klar, das kann schon weh tun und sehr verwirrend sein. Aufstehen musst du im Zen allerdings allein und das ist auch gut so. Wenn dir der/die ZenmeisterIn eine helfende Hand hinhält, dann eher, um dich samt Ego erneut umzuschubsen. :)


    Danke für die abgewogene und verständliche Antwort und entschuldige bitte meine Überdrehung am Ende.

  • Noch etwas bezüglich des Unterschiedes zwischen Zazen und Vipassana.

    Die folgende Textstelle ist provokativ, kommt sie doch von Daniel Ingram aus seinem "Hardcore Buddhismus"-Buch.

    Er erwähnt hier, dass bei Zen größtenteils auf ein "Stufenmodell der Einsicht" verzichtet wird, während es in manchen Theravada-Traditionen (nach Ingram) didaktischer vorgeht und es detaillierte "Karten" zum Weg der Einsicht gibt.

    Erst mal muss man sehen, daß Vipassana Geisttraining ist, mit gewissen Methoden, zum Teil auch Kontrolle, und es scheint um Geisteszustände zu gehn, da machen Karten eventuell Sinn. Wenn es dagegen um "Offene Weite, nix heiliges" geht, was will ich da mit Karten?
    Der Ansatz des Vipassana scheint einfach dualistischer zu sein. Ich hab so den Eindruck, als wolle man das Nichtbedingte durch Bedingungen erreichen, die Offene Weite ergreifen.
    Mir ist da Hisamatsus Grundkoan näher: Wenn alles, was du tust, nichts tut, was tust du dann?
    (Ein Unterschied zwischen beiden ist, daß Zen auch noch nen Schluck Daoismus in sich hat. Daher ist er vielleicht verstandes- und methodenkritischer). Auch hab ich den Eindruck, das sehr verschiedene Menschen sich von Zazen und Vipassana angezogen fühlen.

    Zitat

    Im Einklang mit dem Wesen den Weg bejahen,
    leichthin wandern und unbetrübt.
    Gebundenes Denken verfälscht die Geistkraft,
    versinkt in Verwirrung unheilvoll


    Seng-Tsan


    Zitat


    Ein Kommen und Gehen, ganz ohne Ende,

    So sehr du auch suchst, du wirst Es nicht finden;

    Doch wenn du in völligem Nichttun verweilst,

    Wird die lichte Stille von selbst offenbar.



    Niútóu Fǎróng

  • Wenn es dagegen um "Offene Weite, nix heiliges" geht, was will ich da mit Karten?

    Ganz so ist es nicht. Gerade koans und verwirrende Zen-Geschichten dienen ja zum "messen" der eigenen Einsicht. Ein anderes Beispiel für eine Zen-Karte sind die Ochsenbilder. Im Zhuanghzi gibt es auch viele Geschichten, die "richtige" Ansichten und "falsche" Ansichten darstellen.


    Was aus dem Zhuangzi, das mich an die Bodhidharma-Aussage erinnert:


    Zitat

    "Halbschatten fragte Schatten und sagte: "In einem Augenblick bewegst du dich und im nächsten stehst du still. In einem Moment sitzt du und im nächsten stehst du auf. Warum fehlt es dir derart an Beständigkeit?"

    Schatten sagte: "Muss ich von etwas anderem abhängig sein, um zu sein, was ich bin? Wenn dem so ist, muss dann das, wovon ich abhängig bin, wieder von etwas anderem abhängig sein, um zu sein, was es ist? Muss ich von den Schuppen eines Schlangenbauchs oder den Vorderflügeln einer Zikade abhängig sein? Wie soll ich wissen, warum ich bin, was ich bin? Wie soll ich wissen, warum ich nicht bin, was ich nicht bin?"

  • Erst mal muss man sehen, daß Vipassana Geisttraining ist, mit gewissen Methoden, zum Teil auch Kontrolle, und es scheint um Geisteszustände zu gehn, da machen Karten eventuell Sinn. Wenn es dagegen um "Offene Weite, nix heiliges" geht, was will ich da mit Karten?

    Dazu noch ein Beispiel aus dem Zhuangzi, welches meiner Meinung nach auch auf Geistestraining und Kontrolle um Geisteszustände zu erreichen schließen lässt:


    Zitat

    "Meister Recordo Reductio trainierte einen Kampfhahn für den König.

    Nach zehn Tagen fragte man ihn: "Ist dein Hahn bereit zum Kämpfen?"

    "Noch nicht. Er ist gerade in dem Stadium, wo er voller eitlen Stolzes ist und sich etwas auf seine Kraft einbildet."

    Nach weiteren zehn Tagen fragte man ihn wieder, und er sagte:

    "Noch nicht. Sein Blick ist noch zu angespannt, und er ist zu energiegeladen."

    Als weitere zehn Tage vergangen waren, fragte man ihn wieder, und er sagte:

    "Beinahe. Auch wenn ein anderer Hahn kräht, rührt sich nichts in seinem Inneren. Wenn du ihn ansiehst, denkst du, er sei aus Holz geschnitzt. Seine Tugend ist vollkommen. Andere Hähne wagen es nicht, ihm entgegenzutreten; sie machen kehrt und laufen davon."

  • Dank für den klaren Hinweis.

    Gern geschehen!


    Mich hat da was getriggert. Hatte ein paar grenzverletzende Erfahrungen vor bald 2 Jahrzehnten. Und dann hatte ich den Eindruck, dass diese Methode schon irgendwie "invasiv" ist.

    Das macht Deine Reaktion verständlich.


    Ich gehöre keiner Richtung an. Und möchte auch nicht, dass mich da jemand irgendwohin ordnet.

    Denke ich mir, deshalb hab ich das ja neutral geschrieben. Ich halte Richtungen für so vorübergehend und vergänglich wie meine Gesundheit.


    Dir auch einen schönen Tag!

    Aravind.

  • Erst mal muss man sehen, daß Vipassana Geisttraining ist, mit gewissen Methoden, zum Teil auch Kontrolle, und es scheint um Geisteszustände zu gehn, da machen Karten eventuell Sinn.

    Wir können diesen Faden gerne wieder von vorne beginnen ;). Die Aussage über Kontrolle mag für manche Vipassana-Ausprägungen richtig sein, im Allgemeinen ist sie falsch.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Kontrolle ist nur am Anfang, in der Mitte und am Ende wichtig. Doch ist das Ende erreicht gibt es diese Kontrolle nicht mehr und da taucht die Frage dann auf warum ich mir diese Kontrolle von meinem Ego hab gefallen lassen? Da Ego wird zum Prüfer und hat keine Macht mehr die mich Kontrollieren kann. Ego wird wirklich zum Schauspieler der seine Rolle ernst nimmt nur seine Rolle und hört auf dieses aus eigenem Willen umzuschreiben ohne mich vorher zu fragen. Daher kam auch seine Macht, ich hab es nicht gewagt den Wissenden anzuzweifeln und ihn machen lassen, er wird schon wissen was Richtig ist. Weil ich das gemacht habe ist Ego Kontrolleur,Tyrann geworden der mich ausschalten konnte.


    Jede Lehre wird vom Ego missbraucht um seine Kontrolle zu erhalten!!!!

    Erst wenn mir aufgeht das Wissen und Wahrheit die Mittel sind mir dem es Kontrolle ausfüht kann ich die Lichter umstellen.

    Das Ego kommt auf den Leuchter und Ich sorge dafür das ich das sehe was es beleuchtet und nicht sein Strahlen.


    Jeder kennt das Problem mit der Kerze in der Hand im Dunkeln zu gehen, andauernd blendet mich das Strahlen des Lichtes, erst wenn ich das aus meinen direkten Blick nehme sehe ich was es beleuchtet. Manchmal ist es sogar besser eine Laterne zu nehmen um das Licht besser zu nutzen.


    Ein weiteres Problem wird deutlich: die Angst sich am Licht,Ego zu verbrennen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Noreply ()

  • Ein weiteres Problem wird deutlich: die Angst sich am Licht,Ego zu verbrennen.

    Mh.. ich bin Ego, wie könnte sich Licht an Licht verbrennen? Ich habe Angst vor Dunkelheit.


    "Ego" = "Ich" auf Latein

  • Ein weiteres Problem wird deutlich: die Angst sich am Licht,Ego zu verbrennen.

    Mh.. ich bin Ego, wie könnte sich Licht an Licht verbrennen? Ich habe Angst vor Dunkelheit.


    "Ego" = "Ich" auf Latein

    "Wer weiß den sowas?" Vor allem glaubt: den sowas. Auf diese Deutungsweise ist es nicht mehr möglich zu sprechen. Wie eigetlich schon von Anfang an bin ich jetzt raus.