"Und morgen Mittag bin ich tot"

  • Waldler:

    Ich war damals Mitglied einer buddh. Gemeinschaft, was mir überhaupt nicht half, im Gegenteil. Ratschläge wie "Loslassen..." brachten mir nichts, obwohl sie natürlich "stimmten".


    ja, da sollten wir uns alle an die eigene Nase fassen, ob unsere gut gemeinten Ratschläge gerade angebracht sind. Viele dieser spirituellen Tipps setzen eben ein bestehendes Vertrauen voraus, das man auf seinem "Lebens"-weg nicht immer hat (egal wie lange man schon übt). Wenn man dann mit den Schema Eff Floskeln daher kommt reibt man dem Befloskelten eigentlich nur seinen Vertrauensverlust unter die Nase und macht es noch schlimmer.
    Es gibt eben auch Phasen wo laut "Sch...." schreien dem Dharma mehr entspricht als "Loslassen".
    Mit Zuhören hilft man meistens sowieso mehr als mit Tipps.

  • Holzklotz:


    Es gibt eben auch Phasen wo laut "Sch...." schreien dem Dharma mehr entspricht als "Loslassen".


    Genau so ist es.


    Holzklotz:

    Mit Zuhören hilft man meistens sowieso mehr als mit Tipps.


    Ja. Ich hatte damals das Gefühl, völlig allein gelassen zu sein, ja, ich glaube, man interessierte sich gar nicht dafür, was sich damals seelisch in mir abspielte. Oder man war einfach hilflos. Ich weiss es nicht.


    Auf jeden Fall wurde mir damals klar, dass man über Sterben und Tod leicht reden kann. Aber wenn die Situation dann da ist, sieht alles doch etwas anders aus. Zumindest war da bei einem Nichterleuchteten wie mir so :)

  • Waldler:


    Ja. Ich hatte damals das Gefühl, völlig allein gelassen zu sein, ja, ich glaube, man interessierte sich gar nicht dafür, was sich damals seelisch in mir abspielte. Oder man war einfach hilflos. Ich weiss es nicht.


    Auf jeden Fall wurde mir damals klar, dass man über Sterben und Tod leicht reden kann. Aber wenn die Situation dann da ist, sieht alles doch etwas anders aus. Zumindest war da bei einem Nichterleuchteten wie mir so :)


    Ich kann natürlich auch nur spekulieren, aber wenn Leute zu sehr auf IHRE Spiritualität fixiert sind (hauptsächlich am relativen Anfang des Weges) fällt es schwer, sich in die Lebenssituation Anderer hinein zu fühlen. Da wird eben reflexartig auf die gedruckte Wahrheit zurück gegriffen, anstatt man sich das Leben anschaut, wie es sich gerade in und um einen herum darstellt. Man verliert eben den Kontakt zum konkreten Leben, obwohl es in der Lehre doch eigentlich genau darum geht. Deshalb ist es auch vorteilhaft, wenn eine Sangha gut gemischt ist mit Leuten unterschiedlicher "Erfahrungsstufen". Ich weiß nicht wie das bei Euch war...


    Als es mir mal recht bescheiden ging waren mir ganz normale Menschen auch lieber als Spirituelle (wobei es auch Menschen gibt die beides sind) :)


    Wie vorhin auch schon jemand geschrieben hat glaub ich auch, dass man es erst weiß wenn der Tod an die eigene Tür klopft. Da wird sich auch manch ein Erleuchteter schwer tun.

  • Anfänger waren das eher nicht. Ich war zwar Anfänger (damals war ich ca. 8 oder 9 Jahre dabei), aber die anderen in der Gemeinschaft waren schon Jahrzehnte dabei.


    Ich will diesen Menschen auch gar nichts vorwerfen, ich verdanke ihnen sehr viel. Ich hoffe, das kam nicht als Vorwurf rüber. Aber sie und auch meine Zugehörigkeit zur Gruppe halfen mir damals ganz und gar nicht. Ja, ich habe die Gruppe dann auch verlassen, weil ich merkte, da passt was nicht mehr zusammen. Vielleicht muss/kann man da auch einfach nur allein durch. Das wollte ich eigentlich sagen...


    Aber eines war und ist für mich wichtig: Loslassen ist sicherlich eine gute Sache. Aber hätte ich damals "losgelassen", wäre ich wohl gestorben. Aber ich wollte unbedingt leben, nicht zuletzt weil ich meine Frau nicht allein lassen wollte. Aber auch für mich. Ich fühlte mich mit 43 Jahren einfach noch zu jung. Darum habe ich "gekämpft", so gut das ging (klingt irgendwie blöd, so "heroisch", das meinte ich nicht. Eher: Ich habe nicht aufgegeben), ich habe immer versucht, die Hoffnung in mir wach zu halten, habe versucht, NICHT zu resignieren, NICHT "loszulassen".


    LG


    W.

  • Ich schätze mal Du hast in der Zeit mehr über das Leben und über Dich gelernt als jemals zuvor, oder?
    Vielleicht muss man das Loslassen halt auch manchmal los lassen und einfach kämpfen wie Du das gemacht hast.
    Bist Du dann jetzt in gar keiner Gruppe mehr?

  • Nein, ich bin in keiner Gruppe mehr. Ich weiss noch nicht einmal mehr, ob ich mich noch als Buddhist bezeichnen sollte.


    Und es ist wirklich so, dass mich das alles sehr geprägt hat, bis heute.


    LG

  • Waldler:

    Nein, ich bin in keiner Gruppe mehr. Ich weiss noch nicht einmal mehr, ob ich mich noch als Buddhist bezeichnen sollte.


    Und es ist wirklich so, dass mich das alles sehr geprägt hat, bis heute.


    LG


    Also wenn ich mal von mir ausgehe: Ich hab in und nach der dunklen Phase gemeint ich hätte den "Weg" verlassen, der da in den Büchern beschrieben steht. Irgendwann hab ich aber gemerkt, dass sich nur meine Interpretation geändert hat und ich diese neue Interpretation noch mit der Alten verglichen habe. Es war dann eben so, dass das alles, was da geschrieben steht eben nichts Festes und Separates ist, sondern immer wieder neu ins Leben gebracht werden will - und das eben auf die mir ganz eigene Art. Das muss jeder anders machen, weil eben auch jeder eine eigene Interpretation von Leben ist.
    Vielleicht bist Du buddhistischer als viele Buddhisten :)

  • Wenn jemand das Leben festhält und festhalten will kann es ja wohl nicht als Anhaftung gesehen werden. Beim festhalten des Lebens versagt jede, absolut jede Lehre.

  • Meine dunkelste Zeit beendete ich mit einem Satz: Ich WILL leben! Mit 22 Jahren. Danach kam das sogenannte Spirituelle. Alles Esoterik, die mir aber ganz klar machten was dieser eine Satz bis in die tiefsten Tiefen bedeutet. Buddha war der Klarste. Buddhisten sind mit zu spirituell.

  • Ellviral:

    Wenn jemand das Leben festhält und festhalten will kann es ja wohl nicht als Anhaftung gesehen werden. Beim festhalten des Lebens versagt jede, absolut jede Lehre.


    :like:

  • Wäre ein gutes Thema im Allgem Buddhismus

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Sherab Yönten:

    Online nur noch bis zum 4.7. verfügbar:


    http://www.ardmediathek.de/tv/…17610&documentId=43788210


    Zitat

    "Glück ist eine Frage der richtigen Perspektive" - diese Lebensmaxime gefällt Lea. Doch die 22-Jährige leidet an Mukoviszidose und hat nach langen Jahren des Leidens genug. Sie will ihrem Leben in einem Sterbehospiz ein Ende setzen.


    Heute im ARD: Themenabend "Selbstbestimmtes Sterben":


    20:25 Uhr: Die letzte Reise (Spielfilm)


    21:55 Uhr: Frau S. will sterben (Dokumentation)