In den kürzlich hier geführten 'Diskussionen' vermuten einige in dem was ich sage und schreibe eine Fundamentalkritik des Buddhismus.
Das ist nicht ganz falsch. Allerdings ist diese "Fundamentalkritik" keine der Art, den Buddhismus in Bausch und Bogen zu verteufeln. Bei dieser Kritik geht es darum, zu zeigen, dass Buddhismus heute weltweit eine Mischung aus vielerlei Einflüssen ist. Folge dieser Kritik ist es, dass die Auffassung vieler Buddhisten im Westen, dass der Dharma eine reine, authentische, originale, von Einflüssen unberührte Lehre sei, sich als falsch erweist.
Die Auffassung erweist sich vielfach als unreflektierte Grundlage der Rezeption des aktuellen Buddhismus. Die teils harschen und reflexhaften Reaktionen mancher gegen die Relativierung einer reinen Lehre, erklärt sich vermutlich daraus, dass diese Reine Lehre unreflektiert als ein allgemeines Heilmittel gesehen wird. Diese Heilmittel soll helfen, sich gegen eine Welt der Moderne zu wappnen, die alles relativiert und keinen grundlegenden Sinn mehr erlaubt. In diesem sind diese Reaktionen verständlich.
David McMahan hat mit The Making of Buddhist Modernism ein eindrucksvolles Buch darüber geschrieben, welche Einflüssen der Buddhismus weltweit in den letzten 100 bis 150 Jahren ausgesetzt war und wie es dadurch zu seiner tiefgreifenden Veränderung und Weiterentwicklung kam. Dies ist in gewissem Sinne eine Fundamentalkritik, da sie die Auffassung von einer reine Lehre unhaltbar macht. In diesem Sinne verstehe ich auch meine Kritik, die ich vielfach thematisiert habe – wenn auch häufig mit viel Ironie und Polemik.
In dem Zitat unten aus dem ersten Kapitel ist kurz umrissen, um welche Einflüsse es geht.
QuoteI begin here by adopting [Charles Taylor’s] distillations [in his Sources of the Self: The Making of Modern Identity] of the key elements of modernity into three broad domains of modern self-identity and morality: western monotheism; rationalism and scientific naturalism; and Romantic expressivism, along with their successors. Although these three frameworks, which I will refer to as the “discourses of modernity,” are rooted in western historical periods and forms of life, they are essential to understanding the development of Buddhism modernism not only in the West but across the globe.
McMahan, David L.. The Making of Buddhist Modernism (S.10). Oxford University Press. Kindle-Version.
Der Anschluss an Ereignisse die mit Namen wie Sogyal, Nydahl, Döring, Shimano usw. usv. verbunden sind, ist, und das ist zunächst eine Hypothese, folgender: Das Missverständnis, dass es sich beim Dharma um eine reine unberührte Lehre handelt, deren ursprüngliche Wahrheit man nur richtig verstehen müsse, ist mitverantwortlich dafür, dass das reale Tun der genannten als "erleuchtet" durchgehen kann.
Ich habe nicht vor diese Hypothese hier breit zu diskutieren. Ich möchte eher anregen, Bücher wie das genannte zu lesen, um eine andere und wie ich meine bessere Auffassung vom Buddhismus zu ermöglichen.