Annäherung Theravada/Maha-/Vajrayana bei fortschreitender Praxis

  • nyalaana:

    Also mir schadet es wirklich ncihts ein paar Worte aus meinem Wortschatz zu streichen.


    :like: Wenn jeder seinen Wortschatz mal ausmistet, ist allen gedient 8)

  • Sherab Yönten:
    kilaya:

    Allein der Begriff "Hinayana" ist ja grob irreführend. Das ist so ein Phantasiegebilde des Mahayana, das eigentlich niemand praktiziert. Insofern ist es müßig, andere Wege damit zu vergleichen.


    Ist das so? Wurde der Begriff Hinayana von Mahayana Praktizierenden geprägt?
    Woher kommen beide Begriffe? Aus dem Sanskrit?


    Der Begriff ist nicht "grob irreführend" - seine Verwendung kann aber grob falsch sein - z.B. wenn er auf eine Schule oder Richtung angewendet wird.
    Und ja, er wurde vom Mahayana geprägt. Ich weiss jetzt nicht, was die früheste Quelle ist, aber ein frühe ist das "Dasabhumika" (10 Stufen), uns als Kap.22 des Avatamsaka-Sutra erhalten. Der Begriff wird dort in Abgrenzung zum Bodhisattva-Weg verwendet, als ein Weg, der im Mahayana (anders als im Vajrayana) nicht gelehrt wird.


    Ergänzung: Traue nie Tante Wiki, besonders nicht bei der Begriffserklärung "Hinayana", das "Dasabhumika" betreffend steht jedoch dort, dass dieses Sutta auch bei den Theravada "anerkannt" wird, keine Ahnung was das bedeutet und wahrscheinlich ist auch dass das Kap.22 des Avatamsaka identisch ist, aber wohl wesentlich inhaltsgleich.

  • Moosgarten:

    Der Begriff wird dort in Abgrenzung zum Bodhisattva-Weg verwendet, als ein Weg, der im Mahayana (anders als im Vajrayana) nicht gelehrt wird.


    Vajrayana ist Mahayana mit zusätzlichen Mitteln, anders ausgedrückt: Vajrayana IST Mahayana. Wo sollte "Hinayana" als Weg im Vajrayana gelehrt werden? Davon habe ich noch nie gehört. Dass es im Mahayana nicht gelehrt wird, ist klar, es ist ja eben gerade ein "Gegenentwurf". Die Frage ist: gibt es überhaupt irgendwo im Buddhismus heute einen "Hinayana" als Weg, abgesehen von der Verwendung des Begriffs irgendwo, was ja eine falsche Zuschreibung von Aussen sein kann?

  • Ich kenne es als Grundlage für Mahayana. Wird bei uns explizit so gelehrt.
    Ohne Hinayana, kein Mahayana. Und beides sind geistige Ausrichtungen.
    Hinayana verächtlich zu machen oder als entbehrlich zu betrachten gilt als Verstoss.
    Auf meine Nachfrage, kann auch Hinayana als Ausrichtung zu Bodhicitta führen.


    Und für den Fall, dass doch wieder fälschlicherweise der Begriff "Hinayana" als Synonym für "Theravada" verwendet wird: Traditionen herabzuwürdigen, zu verachten usw. gilt als schwerer Verstoss. Verwendet also jemand den Begriff fälschlich für Theravada und meint es nicht abwertend, so fände ich es gut, ihm nicht sofort Herabwürdigung zu unterstellen und einen Streit anzufangen. Nicht jeder kennt diese Unterscheidung. Es soll ja auch Leute geben, die den Begriff "Mahayana" verwenden und damit andere herabsetzen wollen. Am Begriff liegt es also nicht, sondern an der Intention.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • kilaya:
    Moosgarten:

    Der Begriff wird dort in Abgrenzung zum Bodhisattva-Weg verwendet, als ein Weg, der im Mahayana (anders als im Vajrayana) nicht gelehrt wird.


    Vajrayana ist Mahayana mit zusätzlichen Mitteln, anders ausgedrückt: Vajrayana IST Mahayana. Wo sollte "Hinayana" als Weg im Vajrayana gelehrt werden? Davon habe ich noch nie gehört. Dass es im Mahayana nicht gelehrt wird, ist klar, es ist ja eben gerade ein "Gegenentwurf". Die Frage ist: gibt es überhaupt irgendwo im Buddhismus heute einen "Hinayana" als Weg, abgesehen von der Verwendung des Begriffs irgendwo, was ja eine falsche Zuschreibung von Aussen sein kann?


    Ich bitte Dich, dass hört man alle Nase lang von den Vajrayana, auch hier im Forum, gewissermassen als Bekräftigung dessen, dass in der tibetische Buddismus "Buddhismus in seiner Ganzheit" ist.
    Ich hab jetzt keine Zeit, dafür extensiv Belege rauszusuchen, aber mal die erste Quelle von Tante Google:
    https://info-buddhismus.de/Tibetischer_Buddhismus.html


    Zitat

    Eine übliche Darstellung im Tibetischen Buddhismus, die auf indische Gelehrte zurück geht³¹, ist die Präsentation der Lehren in drei Gruppen von Unterweisungen: Shravakayana (Hinayana), Bodhisattvayana (Mahayana) und Vajrayana.³² ...
    Das Shravakayana wird oft als ›Hinayana‹ (›kleines Fahrzeug‹) bezeichnet, ein Begriff, der für viele einen herabsetzenden Beigeschmack hat. Einige buddhistische Lehrer vermeiden deshalb diesen Begriff.³⁵ Das Shravakayana beinhaltet die grundsätzlichen Unterweisungen des Buddha, wie die Vier Edlen Wahrheiten, den Achtfachen Edlen Pfad und die Vinaya (Ethik der ordinierten Nonnen und Mönche) mit ihrem Herzstück der Pratimoksha (Lehre zur individuellen Befreiung), die auch die Ethik für Nicht-Ordinierte (Laien-Gelübde) darlegt. Dies sind Lehren, wie man sie auch im Theravada-Buddhismus vorfindet. Sie beinhalten die klassische buddhistische Weltsicht, die sich auf die Lehren über Samsara, Karma und die individuelle Befreiung konzentrieren.


    Diese Zuschreibung ist natürlich nicht die, die im Mahayana verwendet wird, wenn es um die Unterschiede von Mahayana und Hinayana (bzw Shravakayana) geht.
    Also entweder ist die Begriffsinhalt im tib. Buddhismus völlig anders, oder aber es wird was anderes als im übrigen Mahayana gelehrt.


    Um auf deine letzte Frage wiederholt zu antworten: Mit Hinayana (und Pratyekaya) sind im Mahayana die Lehrauffassungen gemeint, die nicht dem Bohisattva-Weg entsprechen. Das dürfte eine doch ziemlich große Zahl indiviueller Praxis-Wege völlig unabhängig von der Schul-Zugehörigkeit entsprechen.

  • Doris Rasevic-Benz:

    Ich kenne es als Grundlage für Mahayana. Wird bei uns explizit so gelehrt.
    Ohne Hinayana, kein Mahayana. Und beides sind geistige Ausrichtungen.


    Gut, ich nehme zur Kenntnis, dass das so bei Euch explizit gelehrt wird, aber ich kenne kein Mahayana-Sutra in dem das so gelehrt wird.
    Bei uns wird (entsprechend der Mahayana-Sutras) explizit grad das Gegenteil gelehrt.
    Natürlich ohne Hinweis auf Theravada, von denen dürfte bis vor 100 Jahren in Japan kaum jemand was gewusst haben, auch wird die "Gesetzes (Vinaya)-Schule" dort nicht als nicht "Hinayana" gesehen.

  • Moderation

    Moosgarten Bemühe Dich bitte, auf (versuchte) Herabsetzungen Deines Gesprächspartners zu verzichten. Das mag hier zwar unterschwellig passieren, und Dir vielleicht gar nicht auffallen, ist aber in der Sache nicht besser als wenn man dazu grobe Worte verwendet. Um Deine Argumente vorzubringen, ist es nicht nötig, den Eindruck zu erwecken, der Gesprächspartner hätte keine Ahnung und müsse wiederholt "belehrt" werden. Ausserdem ist es sinnvoll, zu schauen, ob nicht vielleicht ein Missverständnis vorliegt, das auch der eigenen Formulierung geschuldet sein könnte, bevor man den Fehler beim Anderen verortet.


    Zum Inhalt:
    Du hattest gesagt:
    * Im Mahayana gibt es keinen Hinayana-Weg (klar)
    * Im Vajrayana gibt es dem gegenüber einen Hinayana-Weg


    Im O-Ton:

    Zitat

    Der Begriff wird dort in Abgrenzung zum Bodhisattva-Weg verwendet, als ein Weg, der im Mahayana (anders als im Vajrayana) nicht gelehrt wird.


    Ich verstehe diese Aussage so, dass es innerhalb des Vajrayana einen als Weg gelehrten Hinayana gäbe. Nicht aber im Mahayana. Oder hast Du das anders gemeint? Dann kläre das bitte einfach auf, dann ist der Rest der Diskussion und Argumente zwischen uns hier eh hinfällig.


    Darauf bezog sich also meine Frage und mein Kommentar. Was Du zuletzt geschrieben hast, beantwortet diese Frage gar nicht, schon gar nicht wiederholt ;)


    Zitat

    Um auf deine letzte Frage wiederholt zu antworten: Mit Hinayana (und Pratyekaya) sind im Mahayana die Lehrauffassungen gemeint, die nicht dem Bohisattva-Weg entsprechen. Das dürfte eine doch ziemlich große Zahl indiviueller Praxis-Wege völlig unabhängig von der Schul-Zugehörigkeit entsprechen.


    Vajrayana ist Mahayana. Was einzelne Leute individuell machen, im Widerspruch zu dieser Schule, hat nichts mit der Schule zu tun aus der sie kommen und verändert nichts an der Schule an sich.


    Wir müssen hier mehrere Dinge unterscheiden:
    1. Eine Schule lehrt, dass es einen Weg gäbe, den man Hinayana nennt, und der ausserhalb dieser Schule praktiziert würde und der minderwertig sei. Das passiert offenbar innerhalb bestimmter Lehrmeinungen sowohl im Mahayana, als auch im Vajrayana, der Teilmenge des Mahayana ist. Das ist sicherlich richtig, dass das passiert, und aus meiner Sicht bedauerlich und unnötig.
    2. Eine Schule lehrt als einen eigenen möglichen Weg etwas, das man Hinayana nennt und das innerhalb dieser Schule praktiziert werden könne. Das sehe ich nirgendwo weder im Mahayana noch im Vajrayana und es würde dann auch keinen Sinn machen, es als minderwertig zu bezeichnen.
    3. Einzelne Leute egal aus welcher Schule praktizieren in einer Weise die man als "Kleines Fahrzeug" bezeichnen könnte, weil sie den Fokus rein auf ihren eigenen Nutzen setzen. Das wird eigentlich als Weg nicht mal in den Nicht-Mahayana-Schulen gelehrt und ist daher wohl aus Sicht jeder Schule eher nicht erstrebenswert.


    Doris:

    Ich kenne es als Grundlage für Mahayana. Wird bei uns explizit so gelehrt.
    Ohne Hinayana, kein Mahayana. Und beides sind geistige Ausrichtungen.


    Halte ich so für ein Missverständnis. Warum sollte die geistige Ausrichtung des Bodhisattvas nicht möglich sein ohne die geistige Ausrichtung auf einen selbst allein? Das macht doch keinen Sinn. Ich vermute eher, dass hier die Begriffe durcheinander gehen. Sutra ist Grundlage für Tantra und Vajrayana innerhalb des Mahayana. Ohne Sutra kein Tantra. "Sutra" ist auch nicht deckungsgleich mit Theravada usw. Es ist die Sutraebene des eigenen internen Textfundus.


    Manchmal wird "Hinayana" tatsächlich als Synonym für Nicht-Mahayana verwendet, verstünde man es so, wäre dieser "südliche Buddhismus" eine Art Grundlage. Dieser "südliche Buddhismus" in der Lesart ist aber ein Mythos. Deswegen sollte man m.E. auf diese Vokabel lieber ganz verzichten und nur Dinge benennen, die es so auch als ausdrücklich gelehrten Weg gibt.

  • Zitat

    Zum Inhalt:
    Du hattest gesagt:
    * Im Mahayana gibt es keinen Hinayana-Weg (klar)
    * Im Vajrayana gibt es dem gegenüber einen Hinayana-Weg


    Im O-Ton:

    Zitat

    Der Begriff wird dort in Abgrenzung zum Bodhisattva-Weg verwendet, als ein Weg, der im Mahayana (anders als im Vajrayana) nicht gelehrt wird.


    Richtig, wird im Mahayana nicht gelehrt.


    Zitat

    Ich verstehe diese Aussage so, dass es innerhalb des Vajrayana einen als Weg gelehrten Hinayana gäbe.


    Es wird im tibetischen Buddhismus behauptet, die Lehre umfasse Hinayana, Mahayana, Vajrayana. Doris hat das gewisser bekräftigt, wonach dort die Auffassung besteht, dass "Hinayana" die "Grundlage von Mahayana" wäre.
    Das ist aber im Mahayana definitiv nicht so.
    Wie du das nun interpretierst, oder welche Folgerungen daraus ziehst, ist wirklich nicht meine Sache.


    Zitat

    Was einzelne Leute individuell machen, im Widerspruch zu dieser Schule, hat nichts mit der Schule zu tun aus der sie kommen und verändert nichts an der Schule an sich.


    Das sehe ich doch deutlich anders, es ginge sonst an jeder Religions-Realität vorbei. Wäre hier aber OT.


    Zitat

    1. Eine Schule lehrt, dass es einen Weg gäbe, den man Hinayana nennt, und der ausserhalb dieser Schule praktiziert würde und der minderwertig sei. Das passiert offenbar innerhalb bestimmter Lehrmeinungen sowohl im Mahayana, als auch im Vajrayana, der Teilmenge des Mahayana ist. Das ist sicherlich richtig, dass das passiert, und aus meiner Sicht bedauerlich und unnötig.


    Ja, wäre auch nicht mit den Mahayana-Sutras zu decken


    Zitat

    2. Eine Schule lehrt als einen eigenen möglichen Weg etwas, das man Hinayana nennt und das innerhalb dieser Schule praktiziert werden könne. Das sehe ich nirgendwo weder im Mahayana noch im Vajrayana und es würde dann auch keinen Sinn machen, es als minderwertig zu bezeichnen.


    Nun, jedenfalls im tibetischen Buddhismus behauptet, dass dieser eben auch die Hinayana-Lehren enthalte, letztens verstieg sich sogar jemand von Oles Truppe in FB, es enthielte die "Theravada-Lehre". Es ist sinnlos das abzustreiten.
    Allerdings hab ich mich schon immer gefragt, was das eigentlich bedeuten soll :)


    Zitat

    Deswegen sollte man m.E. auf diese Vokabel lieber ganz verzichten und nur Dinge benennen, die es so auch als ausdrücklich gelehrten Weg gibt.


    Sehe ich nicht so, damit würde man quasi einen erheblichen Anteil der Mahayana-Belehrungen negieren, die "Hinayana" als Antithese vorführen.
    Was not tut, wäre mehr Kenntnis von diesen Sutren.


    Ich sehe erst jetzt, dass ich mich im falschen Forum befinde, sorry für meine Anmerkungen, bin schon wieder weg.

    Einmal editiert, zuletzt von kilaya () aus folgendem Grund: Kommentar zur Moderation entfernt gemäß neuer Regeln

  • Zitat
    Zitat

    Ich verstehe diese Aussage so, dass es innerhalb des Vajrayana einen als Weg gelehrten Hinayana gäbe.


    Es wird im tibetischen Buddhismus behauptet, die Lehre umfasse Hinayana, Mahayana, Vajrayana. Doris hat das gewisser bekräftigt, wonach dort die Auffassung besteht, dass "Hinayana" die "Grundlage von Mahayana" wäre.
    Das ist aber im Mahayana definitiv nicht so.
    Wie du das nun interpretierst, oder welche Folgerungen daraus ziehst, ist wirklich nicht meine Sache.


    Du setzt hier "tibetischer Buddhismus" offenbar mit "Vajrayana" gleich und formulierst gleichzeitig einen "Mahayana" der eine Einheitlichkeit suggeriert. Das ist aber beides nicht richtig.


    Ansonsten kritisiere ich die gleichen Aussagen aus einzelnen Lehrmeinungen des tibetischen Buddhismus wie Du.


    Zitat
    Zitat

    Was einzelne Leute individuell machen, im Widerspruch zu dieser Schule, hat nichts mit der Schule zu tun aus der sie kommen und verändert nichts an der Schule an sich.


    Das sehe ich doch deutlich anders, es ginge sonst an jeder Religions-Realität vorbei. Wäre hier aber OT.


    Der Punkt ist, dass einzelne Leute immer mal irgendwas machen, was nicht der Lehrmeinung der eigenen Schule entspricht. Egal wo, ob im Vajrayana, Zen, Theravada oder wo auch immer. Deswegen wird das aber nicht zu einem "Weg dieser Schule". Mehr sage ich nicht.


    Zitat
    Zitat

    2. Eine Schule lehrt als einen eigenen möglichen Weg etwas, das man Hinayana nennt und das innerhalb dieser Schule praktiziert werden könne. Das sehe ich nirgendwo weder im Mahayana noch im Vajrayana und es würde dann auch keinen Sinn machen, es als minderwertig zu bezeichnen.


    Nun, jedenfalls im tibetischen Buddhismus behauptet, dass dieser eben auch die Hinayana-Lehren enthalte, letztens verstieg sich sogar jemand von Oles Truppe in FB, es enthielte die "Theravada-Lehre". Es ist sinnlos das abzustreiten.
    Allerdings hab ich mich schon immer gefragt, was das eigentlich bedeuten soll :)


    Das frage ich mich auch, denn das ist offensichtlich Unsinn. Hier kommen zwei Sachen zusammen: 1. ON ist einer von denen, die den Mythos vom "Hinayana" pflegen und die eigene Lehre dadurch zu erhöhen versuchen. Was ich wie gesagt unnötig und bedauerlich finde. 2. Die Aussage über den "Theravada" ist dann nochmal völlig falsch und der Unsinn, den eine Einzelperson von sich gegeben hat. Damit wird das nicht zu einer "Lehrmeinung des Diamantwegs". s.o. Warum sollte ich das abstreiten? Ich sehe bedauere 1. auch in diesem Fall und 2. ist keine Lehrmeinung sondern schlicht missverstandener Unsinn, offenbar von jemand mit falschem Stolz vorgetragen.


    Wenn alles was hier von Zennies im Forum geschrieben wird als offizielle Lehrmeinung gelten müsste, nur weil es jemand gesagt hat, der von sich sagt, er würde Zen praktizieren würdest Du das sicherlich auch nicht sonderlich sinnvoll finden ;)


    Zitat
    Zitat

    Deswegen sollte man m.E. auf diese Vokabel lieber ganz verzichten und nur Dinge benennen, die es so auch als ausdrücklich gelehrten Weg gibt.


    Sehe ich nicht so, damit würde man quasi einen erheblichen Anteil der Mahayana-Belehrungen negieren, die "Hinayana" als Antithese vorführen.
    Was not tut, wäre mehr Kenntnis von diesen Sutren.


    Wie denn jetzt? Ich dachte, das wäre alternativ ein Problem des TB oder des Vajrayana, nicht des Mahayana? Nun sagst Du dass "ein erheblicher Anteil der Mahayana-Belehrungen Hinayana als Antithese vorführen"?


    Wenn ich sage, man sollte auf diese Vokabel ganz verzichten meine ich natürlich nicht den Metadiskurs. Da muss man das diskutieren, ob es sinnvoll ist und was das bedeutet. Was ich meine ist im Austausch mit anderen Schulen, in den Lehrmeinungen selbst. Ich meine, es wäre gut, darauf zu verzichten, einen Hinayana als Antithese vorzuführen, der innerhalb des Buddhismus als eigener Weg (jenseits der Antithese) scheinbar nirgendwo gelehrt wird.

  • kilaya:
    Zitat


    Sehe ich nicht so, damit würde man quasi einen erheblichen Anteil der Mahayana-Belehrungen negieren, die "Hinayana" als Antithese vorführen.
    Was not tut, wäre mehr Kenntnis von diesen Sutren.


    Wie denn jetzt? Ich dachte, das wäre alternativ ein Problem des TB oder des Vajrayana, nicht des Mahayana? Nun sagst Du dass "ein erheblicher Anteil der Mahayana-Belehrungen Hinayana als Antithese vorführen"?


    Genau, Hinayana ist die Antithese zum Mahayana, und deshalb ist diesem Thema auch erheblicher Platz in den Mahayana-Sutras eingeräumt.


    kilaya:

    Was ich meine ist im Austausch mit anderen Schulen, in den Lehrmeinungen selbst. Ich meine, es wäre gut, darauf zu verzichten, einen Hinayana als Antithese vorzuführen, der innerhalb des Buddhismus als eigener Weg (jenseits der Antithese) scheinbar nirgendwo gelehrt wird.


    Dass die Assoziation mit bestimmten Schulen völlig absurd und nicht den Mahayana-Sutras in Übereinstimmung gebracht werden kann, hatten wir ja schon.
    Ich sehe ansonsten nicht, wieso man darüberhinaus den Begriff nicht verwenden sollte, er umschreibt einfach kurz und knapp, was im Mahayana nicht nur nicht gelehrt wird, sondern falsche Lehrauffassung ist.

  • Moosgarten:

    Ich sehe ansonsten nicht, wieso man darüberhinaus den Begriff nicht verwenden sollte, er umschreibt einfach kurz und knapp, was im Mahayana nicht nur nicht gelehrt wird, sondern falsche Lehrauffassung ist.


    Es ist offenbar im gesamten Buddhismus falsche Lehrauffassung und das sollte deutlich gemacht werden. Solange "Hinayana" mit "Theravada" oder "Frühbuddhismus" oder "südlichem Buddhismus" fälschlicherweise als "Antithese" zum Mahayana gleichgesetzt wird, verursacht das nichts als Kommunikationsprobleme zwischen den Schulen. Vielleicht ist diese leidige Praxis entstanden, als es keine so grosse Rolle spielte weil eh jede Region "ihren Buddhismus" hatte. Heute aber ist ein Diskurs unter den Schulen sehr verbreitet und daher sollte sich was ändern. Da darf m.E. der Begriff nicht mehr für etwas missbraucht werden, was er nicht meint. Solange klar ist: das ist eine nicht-buddhistische Lehrauffassung oder ein individuelles Missverständnis der Lehre, dann kann man das ja ruhig so als Antithese formulieren und den Begriff verwenden.

  • kilaya:
    Doris:

    Ich kenne es als Grundlage für Mahayana. Wird bei uns explizit so gelehrt.
    Ohne Hinayana, kein Mahayana. Und beides sind geistige Ausrichtungen.


    Halte ich so für ein Missverständnis. Warum sollte die geistige Ausrichtung des Bodhisattvas nicht möglich sein ohne die geistige Ausrichtung auf einen selbst allein? Das macht doch keinen Sinn. Ich vermute eher, dass hier die Begriffe durcheinander gehen. Sutra ist Grundlage für Tantra und Vajrayana innerhalb des Mahayana. Ohne Sutra kein Tantra. "Sutra" ist auch nicht deckungsgleich mit Theravada usw. Es ist die Sutraebene des eigenen internen Textfundus.


    Manchmal wird "Hinayana" tatsächlich als Synonym für Nicht-Mahayana verwendet, verstünde man es so, wäre dieser "südliche Buddhismus" eine Art Grundlage. Dieser "südliche Buddhismus" in der Lesart ist aber ein Mythos. Deswegen sollte man m.E. auf diese Vokabel lieber ganz verzichten und nur Dinge benennen, die es so auch als ausdrücklich gelehrten Weg gibt.


    Ich würde nicht behaupten, dass der Kenchen der Drikungs da einem Missverständnis unterliegt. Und mir leuchtet das Begriffssystem völlig ein.


    Ein Bodhisattva im Mahayana ist per definitionem nicht auf sich alleine ausgerichtet. Er praktiziert zum Wohle aller Wesen und verzichtet ihnen zuliebe.
    In den Vajrayana-Übungen wird alles immer den Wesen gewidmet. Es wird explizit nicht für sich alleine praktiziert.
    Und ich wiederhole: Auch wenn jemand ohne diese Widmungen usw. praktiziert kann er vollständiges Bodhicitta erlangen, vice versa.
    Den Hinayana gering zu achten, gehört zu den 10 Hauptverstössen gegen die Bodhisattva-Gelübde.


    Wenn Hinayana und Mahayana geistige Ausrichtungen sind, und beide gleich wichtig sind, wenn keine Ausrichtung zu vernachlässigen ist, dann wird doch ersichtlich, dass wir uns alle ständig zwischen diesen beiden Polen hin- und herbewegen. Und das macht sehr wohl Sinn in meinen Augen. Auch diese Unterscheidung macht Sinn. Allein schon als Korrektiv. Nicht jeder wendet sich dem Dharma zu, weil er voller Mitleid mit den Wesen ist. Die meisten fangen sich an dafür zu interessieren, weil es ihnen selber dreckig geht und sie für sich selbst ein besseres Leben anstreben. Die denken zuerst gar nicht an die Anderen. Und umgekehrt gibt es Leute, die meinen nur die Welt retten zu müssen, aber nicht schauen, wie es ihnen geht und was mit ihnen selbst los ist.


    Beide Pole sind wichtig. Ebenso ist Studieren wichtig, das Ergründen mit dem Verstand und dem Denken, die Mediation und die praktische Anwendung im täglichen Umgang mit der Welt und ihren Bewohnern.


    Ich würde den Begriff nie gegenüber einem Theravadin verwenden, weil dieser das aufgrund der Geschichte persönlich nehmen und das als Herabsetzung seiner Tradition werten könnte. Ich wiederhole noch einmal: Bei uns steht der Begriff in keinem Zusammenhang mit dem Theravada, und ist kein Synonym dafür. Er macht nur Sinn im Begriffspaar und nur im Kontext des Mahayana.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Dazu aber nochmal die Frage: meint das einen Weg, der als solcher irgendwo innerhalb des Buddhismus gelehrt wird, oder existiert es nur als "mythische" Antithese? Oder als Beschreibung einer Haltung, die zwar toleriert wird, aber nicht für sich gesehen ein Weg ist? Problematisch wird es ja nur, wenn man "Hinayana" mit irgendeiner Schule innerhalb des Buddhismus gleichsetzt und genau das wird ja leider sehr oft getan!

  • kilaya:

    Dazu aber nochmal die Frage: meint das einen Weg, der als solcher irgendwo innerhalb des Buddhismus gelehrt wird, oder existiert es nur als "mythische" Antithese? Oder als Beschreibung einer Haltung, die zwar toleriert wird, aber nicht für sich gesehen ein Weg ist? Problematisch wird es ja nur, wenn man "Hinayana" mit irgendeiner Schule innerhalb des Buddhismus gleichsetzt und genau das wird ja leider sehr oft getan!


    Ich habe das nicht als besonderen Weg verstanden. Wie auch, wenn er die Basis bildet?
    Die Haltung wird auch nicht "toleriert", da sie ja die Basis bildet. Dann wird sie doch wohl eher gefordert, nicht wahr? Ich habe das als Appell verstanden, mich beiden Polen mit gleicher Aufmerksamkeit hinzugeben.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Das ist ein Verständnis, das ich so noch nicht gehört habe (was natürlich nicht heissen soll, dass es falsch sein muss). Als Belehrung in der Hinsicht kenne ich nur: die Sutraebene ist Grundlage; das Mitgefühl eines Bodhisattva schliesst einen selbst immer gleichberechtigt mit ein. Somit ist es kein Altruismus wie im Christentum, auch das Verständnis, sich selbst zurückzustellen, um allen anderen zu helfen wäre ein Missverständnis. Zum Einen bleibt das Ziel immer die schnellstmögliche volle eigene Erleuchtung, zum Anderen IST diese eigene Erleuchtung das Beste, was man für die Wesen tun kann.

  • Doris Rasevic-Benz:
    kilaya:

    Dazu aber nochmal die Frage: meint das einen Weg, der als solcher irgendwo innerhalb des Buddhismus gelehrt wird, oder existiert es nur als "mythische" Antithese? Oder als Beschreibung einer Haltung, die zwar toleriert wird, aber nicht für sich gesehen ein Weg ist? Problematisch wird es ja nur, wenn man "Hinayana" mit irgendeiner Schule innerhalb des Buddhismus gleichsetzt und genau das wird ja leider sehr oft getan!


    Ich habe das nicht als besonderen Weg verstanden. Wie auch, wenn er die Basis bildet?
    Die Haltung wird auch nicht "toleriert", da sie ja die Basis bildet. Dann wird sie doch wohl eher gefordert, nicht wahr? Ich habe das als Appell verstanden, mich beiden Polen mit gleicher Aufmerksamkeit hinzugeben.


    Ich kann mich nur wiederholen, was du hier als "Grundlage" oder "Basis" bezeichnest, ist nicht das, was im Mahayana (in den Mahayana-Sutras) unter "Hinayana" verstanden wird. Und sie wird (so verstanden) dort nicht "toleriert", sondern ist Anlaß der Mahayana-Belehrung!

  • Ich habe mal in meinen Aufzeichnungen geblättert. Da steht folgendes drin:


    "Hinayana ist das grundlegende Fahrzeug, die Basis, das Fundament und die unbedingte Grundlage für alle Fahrzeuge, denn es führt einen von Samasara weg (die vier Gedanken).
    Die grundlegenden Gelübde werden hier geübt.
    Die Gelübde des Mantrayanas sind nur durch das Einhalten des Hinayanas möglich."


    Weiter habe ich notiert:
    "Mahayana wird auch Paramita-yana genannt, wegen der 6 Paramitas.
    Mantrayana/Vajrayna nur in Verbindung mit Bodhicitta."


    Später heißt es bei den 8 Hauptbrüchen (die Aufzählungen variieren offensichtlich in den verschiedenen Schulen):
    "Aufgeben von Mahayana; eine Scheinlehre lehren; vom Mahayana abfallen in das Hinayana"


    Das scheint sich zu widersprechen, aber ich erinnere mich an die Diskussion damals, und dass dies nur scheinbar widersprüchlich ist. Z.B. ist weiter oben in meinen Aufzeichnungen eine Stelle, wo darauf hingewiesen wird, dass man nie die Geduld mit den Wesen verlieren soll. Also praktisch gesehen: Sobald ich die Gelübde abgelegt habe, und ich bin dann frustriert, weil die die Menschen nicht so sind wie ich es gerne hätte und dann keine Lust mehr habe ihnen meine Praxis zu widmen und nur noch für mich mache, dann falle ich zurück. Das würde dem Selbstverständnis eines Bodhisattvas nicht mehr entsprechen.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Und ich bleibe dabei: aus meiner Sicht wird hier - egal wo und warum dieser Fehler zuerst auftaucht und welche Absicht damit ggfls verbunden ist - Hinayana mit "Sutraebene" verwechselt. Und dieses "Sutra" ist nicht eine PK-Schule sondern bezieht sich auf den tibetischen Kanon.

  • Moosgarten:
    Doris Rasevic-Benz:

    Ich habe das nicht als besonderen Weg verstanden. Wie auch, wenn er die Basis bildet?
    Die Haltung wird auch nicht "toleriert", da sie ja die Basis bildet. Dann wird sie doch wohl eher gefordert, nicht wahr? Ich habe das als Appell verstanden, mich beiden Polen mit gleicher Aufmerksamkeit hinzugeben.


    Ich kann mich nur wiederholen, was du hier als "Grundlage" oder "Basis" bezeichnest, ist nicht das, was im Mahayana (in den Mahayana-Sutras) unter "Hinayana" verstanden wird. Und sie wird (so verstanden) dort nicht "toleriert", sondern ist Anlaß der Mahayana-Belehrung!


    Vielleicht sind die Zen-Auffassungen nicht kompatibel mit dem, was ich gelernt habe.
    Wobei mir das nur äußerliche Widersprüche zu sein scheinen.
    Wenn in unserem System zum Hinayana u.a. Studium, ethisches Verhalten gehören, dann verlieren diese ihre Gültigkeit ja nicht, wenn man Mahayana/Mantrayana/Vajrayana praktiziert. Man geht dann über diese Grundlagen hinaus, weil dann Weisheitsaspekte hinzukommen. Vor allem da, wo das Bodhicitta noch nicht oder unvollständig entwickelt ist, sind die Aspekte des Hinayana unabdingbar.


    Ich vermute, dass diese Belehrungen darauf hinauszielen, diese Transzendenz zu erreichen und gegen die Formalisierung zu steuern.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • In meinen Gelöbnissen kommt das Thema überhaupt nicht vor.
    Allerdings lese ich unter den "Die 18 Hauptgelübde des Bodhisattva":


    "die Belehrungen des Hinayana herabzusetzen, und sagen, dass seine Praxis nicht zum Nirvana führt"


    In der Wiki ist mal wieder keine Quelle angegeben.
    Ich habe aber nichts gegen diese Formulierung - denn es ist ja nicht ausgemacht, dass jemand später nicht erwacht, wenn er früher irrigen Vorstellungen gefolgt ist. Dürfte sich vielmehr um den Normalfall handeln.
    Das kann aber nicht dazu führen, irrige Auffassungen nicht als solche zu benennen, und das geschieht ja in den Mahayana-Sutras ständig (das hat nichts mit irgendwas exklusivem Zen zu tun).


    Zitat

    Wenn in unserem System zum Hinayana u.a. Studium, ethisches Verhalten gehören, ....


    Tja, "Studium, ethisches Verhalten, usw" hat bei uns eben überhaupt nix mit "Hinayana" zu tun.

  • Da kann man wieder sehen, dass jede Schule ihr eigenes System hat und so mancher Streit nur deshalb entsteht, weil man sich dessen nicht bewusst ist. :D


    Moment, ich muss noch was hinzufügen zu dem oben gesagten:
    Zentral ist wohl immer die Ausrichtung. Ich kann mich dem Studium widmen für mich, und ich kann das, mit der Absicht das erlangte Wissen den Wesen zugute kommen zu lassen. Das wäre dann nicht mehr Hinayana, sondern zumindest auf dem Wege des Mahayana.
    Mir scheint "Bodhicitta" das Zauberwort zu sein. Vielleicht kommen wir da wieder zusammen? Man kann alles "für sich alleine" machen, aber Bodhicitta impliziert die Anderen, egal worum es sich dann handelt. Das wäre sozusagen die "Vergoldung" jeglichen Tuns.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

    Einmal editiert, zuletzt von Doris ()

  • Moosgarten:

    Tja, "Studium, ethisches Verhalten, usw" hat bei uns eben überhaupt nix mit "Hinayana" zu tun.


    In meinem Verständnis auch nicht, sondern eben mit "Sutra-Ebene". Auf der Tantra-Ebene kommt dann transformative Praxis dazu, und auf der Dzogchen-Ebene die Ebene der Sicht. Erst mit der Ebene der Sicht kann man m.E. von "Vajrayana" reden, was dann Sutra und Tantra mit einbezieht.


    Zen steht ausserhalb dieser Systematik, hat nochmal andere Methoden, ich würde es aber qualitätiv auf der gleichen Ebene ansiedeln. Die grundlegende Haltung im Zen ist dem Dzogchen m.E. extrem ähnlich, auch wenn drumherum vieles - auch kulturell bedingt - anders aussieht.

  • Lucy:
    kilaya:

    Und ich bleibe dabei: aus meiner Sicht wird hier - egal wo und warum dieser Fehler zuerst auftaucht und welche Absicht damit ggfls verbunden ist - Hinayana mit "Sutraebene" verwechselt. Und dieses "Sutra" ist nicht eine PK-Schule sondern bezieht sich auf den tibetischen Kanon.


    Nö, bei meinen Lehrern wird die jeweilige Motivation, die Haupt Inhalte, sowie auch die Methoden und die Resultate unterscheiden nach hinayana, vajrayana und Dzogchen.


    Das bekomme ich mit deiner Aussage nicht überein.


    Ich sage nicht, dass es nicht an verschiedenen Stellen so gelehrt würde, sondern ich lehne mich tatsächlich so weit aus dem Fenster zu sagen, dass man es nicht so lehren sollte; dass es ein Fehler ist den Begriff auf diese Weise zu verwenden. Dem muss niemand folgen, wenn es der eigene Lehrer anders lehrt; aber ich finde ich habe schlüssig begründet, warum ich das für einen Fehler halte, in Bezug auf die Welt wie sie heute ist. Früher wo die Regionen fast komplett getrennt waren, wo man weitestgehend "unter sich" blieb, mag das anders ausgesehen haben.

  • Mir geht es darum: mir will es nicht einleuchten, warum "die Grundlage von Mahayana" eine Sichtweise sein soll, die rein auf die eigene Befreiung von Leid abzielt und in einer Sackgasse münden soll. Was ja das ist, was meistens auch von tibetischen Lehrern mit "Hinayana" bezeichnet wird.


    Zumal wenn ein solcher Weg in der Regel als "minderwertig" bezeichnet wird. Warum sollte man das dann als Grundlage hernehmen und nicht gleich einen Weg beschreiten, der auf volle Buddhaschaft ausgerichtet ist - zumal wenn Mahayana ja zur Verfügung steht? Warum - um im Bild zu bleiben - sollte man erst in eine Sackgasse abbiegen, um sich dann umzudrehen und die Strasse zu nehmen, die bekanntermaßen ans Ziel führt? Theoretisch zu wissen: es gibt diese Sackgasse (in der Einstellung) das ist eine Sache, ein bis zum Crash mit der Mauer führender Weg als Grundlage eine andere.


    Dass man die Sutraebene als Grundlage studiert, z.B. mit statischer Ethik, Verhaltensregeln, formaler Sicherheit im Ritual usw. macht dagegen völlig Sinn.


    Warum - ausserdem - sollte man einen solchen "Hinayana-Weg" in den tibetischen Buddhismus integrieren, wenn es ihn anderswo im Buddhismus gar nicht gibt. Allenfalls kann ich mir so eine "Hinayana-Schule" als rein theoretisches Ding vorstellen, das keiner praktiziert. Oder das, was in den von Dir zitierten Ausführungen als "Hinayana" bezeichnet wird, ist nicht gleichbedeutend mit der eher herabsetzenden Definition, die heute im tibetischen Buddhismus verbreitet zu sein scheint. Vielleicht meint "Hinayana" dort eben das, was auch mit "Sutraebene" gemeint ist, aber nicht diesen seltsamen "Weg der rein auf die eigene Befreiung von Leid abzielt und in einer Sackgasse mündet" den es offenbar im ganzen Buddhismus nirgends wirklich zu finden gibt.


    Dass es unter den Umständen, dass einerseits ein solcher Weg genannt wird, dieser aber eigentlich nirgends zu finden ist, dazu kommt, dass versucht wird, diesen irgendwo - natürlich v.a. da, wo man sich nicht auskennt - zu verorten, ist nachvollziehbar. Deswegen bin ich der Auffassung, dass man den Begriff lieber rausschmeissen sollte, weil er zu sehr belastet ist.


    Oder kann jemand, der sich auskennt, bestätigen, dass Vaibhashika- und Sautrantika-System praktizierbare und innerhalb des tibetischen Buddhismus heute praktizierte Wege sind, die "rein auf die eigene Befreiuung abzielen und Sackgassen sind"? (Ich habe gerade nicht die Muße, mich in etwas einzulesen, das so gar nichts mit meiner Praxis zu tun hat, wenn andere sich da anscheinend besser auskennen...)