Schlaf und Traum

  • kilaya:

    Mir ist es nie gelungen, eine Art "Geistkörper" aus dem physischen Körper zu lösen. Das führte zu dem Effekt, dass ich mich "wie gelähmt" gefühlt habe. Weder mit Gedanken noch mit "Anstrengung" konnte ich das erreichen. Auf der anderen Seite: den Fokus des Bewusstseins woanders zu verorten war kein Problem. Dabei gab es keinen geformten Geistkörper, oder nur minimal. Das passt zu meiner allgemeinen Tendzenz entweder Dinge sehr "manifest" zu machen - oder komplett geistig - wenig dazwischen.


    Die Lähmung ist etwas das immer eintritt wenn der Körper tief schläft. Es gibt dann eine Muskelparalyse, die Verbindung der Nervenbahnen zur Muskulatur ist unterbrochen. Gewöhnlich nimmt man das nicht wahr, aber durch die Übung des Aufrechterhaltens des Bewusstseins merkt man es - ich kann mich nicht mehr bewegen. Das ist ein Zeichen dass man es geschafft hat beim Vorgang des Einschlafens so weit bewusst zu bleiben. Es treten da auch Bilder auf, Töne oder Vibrationen - der hypnagoge Zustand. Wenn man dann die Identifikation mit dem physischen Körper aufgibt kann man austreten. Aber ich mache das schon lange nicht mehr und hatte damals wie gesagt ein striktes spirituelles Tagesprogramm nach dem Vedanta mit dem Ziel der Erkenntnis nicht der Körper/Geist zu sein. Dann habe ich von diesem Geistkörper gehört und wollte es ausprobieren.
    Das Bewusstsein woanders zu verorten wie du es erwähnst, damit habe ich kaum Erfahrung. Vielleicht bin ich eher körperlich fixiert, und denke auch dass diese Austrittsgeschichte im Grunde keine spirituelle Angelegenheit ist. Man hat es früher der Magie zugeordnet.

  • Ja genau, das war immer in der hypnagogen Phase. Die üblichen Halluzinationen die das Unterbewusstsein auf die körperliche Umgebung "malt" inklusive. Da konnte ich die Identifikation mit dem physischen Körper nie aufgeben. Also nicht in der Weise, dass ich die Identifikation auf einen "Geistkörper" übertrage.


    Das mit der Bewusstseinsverlagerung ohne Geistkörper ist interessant - potentiell auch spirituell. Zumindest wenn man von tantrischen Möglichkeiten ausgeht. Klar kann man damit auch Unsinn treiben. Theoretisch kann man das Bewusstsein z.B. auf ein anderes lebendes Wesen übertragen. Oder - alte schwarze Magie - auf einen toten Körper, der noch funktioniert, um diesen zu benutzen. Diese Techniken wurden im Rahmen des Phowa durchaus noch eine Weile in Tibet übertragen, aber da damit fast nur Unsinn betrieben wurde hat man sie dann "aussterben" lassen. Die Formen des Phowa die weiter existieren sind alle nur tantrisch oder spirituell nutzbar. Wenn man das Bewusstsein in ein Buddhafeld oder direkt in den natürlichen Zustand überträgt, oder wenigstens in ein Reines Land, baut man entweder eine tiefe Verbindung dazu auf - schneller und tiefere als das durch Yidam-Praxis möglich ist - oder identifiziert sich potentiell direkt mit der Erleuchtung und nicht nur einer "Vorstufe" davon.


    Fazit: die Techniken können - wie fast alles, aus tantrischer Sicht - ebenso verschwendet oder missbraucht werden wie zur spirituellen Entwicklung genutzt werden. Gelehrt werden daher - inzwischen - nur noch die Methoden die einen spirituellen Nutzen haben.

  • mukti:
    Ellviral:

    @ mukti Ist das nicht einen Schritt im Nachdenken zu weit?


    Ich sehe das da ein Körper "außersinnlich" Wahrgenommen werden kann, dieses Wahrnehmen ist offensichtlich eines das nur funktioniert wenn der physische Körper im Zustand des Schlafes ist, das Bewusstsein der Wahrnehmungen aber nicht. Ich kann da nicht denken das dieser Geistkörper beim Sterben des physischen Körpers diesen "verlassen" kann, denn wenn der physische Körper der diese Art der Wahrnehmung ermöglichen kann zerfällt, zerfällt auch der Geistige Körper der durch ihn ermöglicht wurde.


    Außerhalb des Körpers zu existieren ist möglich, der gedankliche Schritt dass man beim Tod einfach nicht mehr in ihn zurückkehren kann scheint mir nicht zu gewagt. Sicher ist es natürlich nicht, aber doch gut möglich.


    Bewusstsein und Wahrnehmungen sind in diesem Zustand im geistigen Körper, nicht im Physischen. So wie man jetzt den Eindruck hat der Körper zu sein, mein Körper, so ist man dort der geistige Körper. Man bewegt sich damit und nimmt wahr, alles unabhängig vom Physischen. Ich weiß es freilich nicht mit absoluter Sicherheit, aber finde es nicht sehr wahrscheinlich dass der räumlich entfernte physische Körper irgendwie dieses Bewusstsein in den Geistigen überträgt, so dass es letztlich vom Gehirn ausgeht. Oder dass das Gehirn den Geistkörper erzeugt. Vielmehr dass es ein eigenständiger physisch unabhängiger Körper ist. Meine Meinung.

    Aber gerade mit diesen "beiden" Körpern beschäftige ich mich ja gerade und komme zu dem Ergebnis das es das nicht gibt, eine Einteilung der Vorstellung ist. Mir war das ja auch bis vor kurzem sowas wie ein Anker doch Buddha und viele Wissende zerstören das und ich habe jetzt die Erkenntnis das es Extreme sind. Wie Du sicher weist ist das anhaften an ein Extrem zu Leiden führt. Das ist Wissen das weit vor Buddha schon erkannt wurde. Noch vor dem Daoismus. Das ist schon im IGing festgelegt, das ist die Grundlage der I Ging und das ist eindeutig die älteste Schrift die sich mit den beiden Extremen auseinander setzt.


    Die Daseinsmerkmale, das Satipattana, das Dhammapadda, das Dao de Jing, das Kleinod der Unterscheidung, Nagarjuna, alle verweigern mir den Glauben an das was ich mir doch als Wirklichkeit immer wieder versuche zu festigen.
    Und nun auch noch das Ich bin Sein. Ende Banane ich geb auf und verlasse beide Extreme, weil ich bin sein nicht bin Sein sein kann und ich ohne Sein schon ganicht.

  • mukti:
    kilaya:

    Mir ist es nie gelungen, eine Art "Geistkörper" aus dem physischen Körper zu lösen. Das führte zu dem Effekt, dass ich mich "wie gelähmt" gefühlt habe. Weder mit Gedanken noch mit "Anstrengung" konnte ich das erreichen. Auf der anderen Seite: den Fokus des Bewusstseins woanders zu verorten war kein Problem. Dabei gab es keinen geformten Geistkörper, oder nur minimal. Das passt zu meiner allgemeinen Tendzenz entweder Dinge sehr "manifest" zu machen - oder komplett geistig - wenig dazwischen.


    Die Lähmung ist etwas das immer eintritt wenn der Körper tief schläft. Es gibt dann eine Muskelparalyse, die Verbindung der Nervenbahnen zur Muskulatur ist unterbrochen. Gewöhnlich nimmt man das nicht wahr, aber durch die Übung des Aufrechterhaltens des Bewusstseins merkt man es - ich kann mich nicht mehr bewegen. Das ist ein Zeichen dass man es geschafft hat beim Vorgang des Einschlafens so weit bewusst zu bleiben. Es treten da auch Bilder auf, Töne oder Vibrationen - der hypnagoge Zustand. Wenn man dann die Identifikation mit dem physischen Körper aufgibt kann man austreten. Aber ich mache das schon lange nicht mehr und hatte damals wie gesagt ein striktes spirituelles Tagesprogramm nach dem Vedanta mit dem Ziel der Erkenntnis nicht der Körper/Geist zu sein. Dann habe ich von diesem Geistkörper gehört und wollte es ausprobieren.
    Das Bewusstsein woanders zu verorten wie du es erwähnst, damit habe ich kaum Erfahrung. Vielleicht bin ich eher körperlich fixiert, und denke auch dass diese Austrittsgeschichte im Grunde keine spirituelle Angelegenheit ist. Man hat es früher der Magie zugeordnet.


    Im Yoga Nidra - dem "Schlaf des Yogi" - übt man ja auch, wach zu bleiben, während der Körper systematisch in den Schlaf geführt wird - bis zum Ende der Übung. Häufig schlafe ich dabei ein, und wenn nicht, habe ich nicht unbedingt das Bedürfnis den Körper zu verlassen, oder dies zu versuchen, selbst beim "schauen, wie der Körper auf dem Boden liegt". Einmal war ich jedoch unbeabsichtigt ausserhalb, hab mich dabei von oben gesehen. Kann mich nicht erinnern, dass ich da einen anderen (Geist-)Körper mitgenommen hätte.


    Um das Bewusstsein "woanders zu verorten" muss mMn schon ein sehr starker Wunsch vorhanden sein, und dem auch kein anderer Wille entgegenstehen. Da braucht es nicht unbedingt Raum oder Zeit für die Brücke, und wenn, dann weil man es sich selbst nicht anders vorstellen kann. Ob man dann selbst das "Dazwischen" generiert oder Vorhandenes als "Brücke" nutzt, ist für mich nicht ganz klar.


    Offen ist für mich immer noch die Frage der Zeit, d.h. ob "dort" zeitgleich mit "hier" stattfindet.


    Vielleicht hat ja jemand Anhaltspunkte dafür?


    LG :rainbow:

    Im erwachten Herzen leuchtet jede Farbe. (Jack Kornfield)

  • kilaya:


    Das mit der Bewusstseinsverlagerung ohne Geistkörper ist interessant - potentiell auch spirituell. Zumindest wenn man von tantrischen Möglichkeiten ausgeht. Klar kann man damit auch Unsinn treiben. Theoretisch kann man das Bewusstsein z.B. auf ein anderes lebendes Wesen übertragen. Oder - alte schwarze Magie - auf einen toten Körper, der noch funktioniert, um diesen zu benutzen. Diese Techniken wurden im Rahmen des Phowa durchaus noch eine Weile in Tibet übertragen, aber da damit fast nur Unsinn betrieben wurde hat man sie dann "aussterben" lassen.

    Im Westen hat man da ja zwischen weißer und schwarzer Magie unterschieden, je nachdem ob man damit Schaden anrichtet oder Macht und Reichtum erlangen will oder ob man es verwendet um Gutes zu tun oder Leiden zu lindern.


    kilaya:

    Die Formen des Phowa die weiter existieren sind alle nur tantrisch oder spirituell nutzbar. Wenn man das Bewusstsein in ein Buddhafeld oder direkt in den natürlichen Zustand überträgt, oder wenigstens in ein Reines Land, baut man entweder eine tiefe Verbindung dazu auf - schneller und tiefere als das durch Yidam-Praxis möglich ist - oder identifiziert sich potentiell direkt mit der Erleuchtung und nicht nur einer "Vorstufe" davon.


    Das erfordert aber schon ein sehr hohes Maß an Bewusstheit denke ich mir, wie es wohl nur im Rahmen eines jahrelangen intensiven und täglichen spirituellen Programms entwickelt werden kann.

    kilaya:


    Fazit: die Techniken können - wie fast alles, aus tantrischer Sicht - ebenso verschwendet oder missbraucht werden wie zur spirituellen Entwicklung genutzt werden. Gelehrt werden daher - inzwischen - nur noch die Methoden die einen spirituellen Nutzen haben.


    Da ist in Tibet einiges erhalten geblieben wie es scheint, noch dazu von einer Höhe die es im Westen vermutlich nie gegeben hat. Später wurde dann einiges aus Tibet und Indien in esoterische Zirkel importiert, wie Theosophie, Anthroposophie, und diverse magisch-mystische Orden.

  • Das, was wir hier "schwarze" Magie nennen war ja in Tibet vor dem Buddhismus sehr verbreitet. Eine der grossen Errungenschaften des tibetischen Buddhismus war, diese Praktiken weitestgehend zurückzudrängen.


    Wobei zerstörende und schädliche Magie auch ein Mittel war, sich in einer abgelegenen Region ohne jegliche Polizei o.ä. gegen Feinde zu wehren, wenn man ansonsten machtlos war. Für diesen Zweck reicht es ja sogar aus, wenn die Feinde glauben, dass die Magie wirkt - ob man es selbst glaubt ist irrelevant ;)


    Die Tibeter bezeichnen Magie mit verschiedenen Farben, die aber eine andere Bedeutung haben. Im Prinzip kann man das anhand der Farben der Gottheiten entschlüsseln: gelbe Magie ist bereichernd, weisse Magie befriedend - und Schwarz steht für "schützend" usw.


    Erhalten geblieben ist vor allem das, was transformiert und in den Buddhismus integriert werden konnte.


    -------------


    ZEIT: Ich glaube die Zeitwahrnehmung ist sehr dehnbar in den verschiedenen Zuständen. Vom Traum kennen wir das ja. Ich würde vermuten, je näher an der physischen Welt man sich befindet, umso mehr ist man auch der irdischen Zeit unterworfen. Zeit existiert ja nicht aus sich selbst heraus - es definiert die Bewegung von Objekten im Raum. Sind diese Objekte weniger fest, in einer geistigen "Welt" kann die Zeit die sie für ihre Bewegung im Raum brauchen, variieren.

  • kilaya:

    ZEIT: Ich glaube die Zeitwahrnehmung ist sehr dehnbar in den verschiedenen Zuständen. Vom Traum kennen wir das ja. Ich würde vermuten, je näher an der physischen Welt man sich befindet, umso mehr ist man auch der irdischen Zeit unterworfen. Zeit existiert ja nicht aus sich selbst heraus - es definiert die Bewegung von Objekten im Raum. Sind diese Objekte weniger fest, in einer geistigen "Welt" kann die Zeit die sie für ihre Bewegung im Raum brauchen, variieren.


    Danke, kilaya. :)

    Im erwachten Herzen leuchtet jede Farbe. (Jack Kornfield)

  • Ich hab ne Weile nicht hier reingeschaut und erst mal im Anfängerbereich gesucht und mich gewundert. Interessant wie sich das hier entwickelt hat und das dieser Beitrag in den Tibetischen Bereich verschoben wurde.


    Erst war ich enttäuschend das sich wohl "nur" die tibetische Ecke mit dem Thema befasst. Aber das ist zu viel Schubladendenken vielleicht muss ich mal etwas mehr in dem Bereich lesen. Habe tatsächlich auch schon Literatur bestellt. Danke an alle für die Beiträge, so viel zu lesen hätte ich nicht erwartet :)


    Meine Frage war ursprünglich viel simpler. Ich finde es schon faszinierend das wir alle so selbstverständlich akzeptieren das wir ein Drittel unseres Lebens verschlafen. Dabei ist mir noch nicht mal so ganz klar ob der Schlaf existiert damit wir träumen können oder Träume nur "Abfall" sind.


    Was mir hier besonders gefällt ist das mancher Buddhist einfach das beste daraus macht und versucht die Zeit im "Leerlauf" sinnvoll zu nutzen. Tolle Idee! Wenn man es denn hin bekommt :)

  • Der Verlauf der Diskussion war für den Anfängerbereich zu umfangreich. Daher habe ich auf den Vorschlag eines Mitglieds reagiert, den Thread zu verschieben. Theoretisch hätte ich es auch unter "Allgemeines" schieben können, aber mir ist nicht bekannt, dass in irgendeiner anderen Richtung als der tibetischen mit Schlaf und Traum buddhistisch-spirituell gearbeitet würde - und hier hat sich da ja auch niemand zu gemeldet (also zu Lehren aus einer anderen Richtung, natürlich schon Leute die nicht tibetisch praktizieren...).

  • Mein Erkennen aus meiner Beschäftigung mit diesem Thema in diesem Rahmen ist ganz einfach. Wenn ich wirklich sterbe und ich wirklich dieses erste Licht sehe, werde ich dieses aller erste mir viel zu starke Licht nehmen und hineingehen, ich werde mich nicht von den umgebenden Lichter ablenken lassen, denn es sind die Tore zu einem anderen Leben und nicht das Beenden des Wiedergeburtskreislaufes. Solange ich nicht im Sterben bin werde ich dieses Licht meiden und mich der vielen anderen Leben hingeben. Denn das was mich das gelehrt hat ist das Buch vom Leben und vom Sterben.
    Aber solange ich das nicht erlebe werde ich nicht daran glauben, denn daran glauben verdunkelt das Wissen. :om:

  • mkha':
    Zitat

    das was mich das gelehrt hat ist das Buch vom Leben und vom Sterben

    Dann, lieber Freund, bist Du doch hervorragend vorbereiteṭ.

    Ich weiß, das andere ist Glauben und Spiel mit Worten.

  • mkha':


    ... so (und ähnlich) wird es in den Werken des Tibetischen Buddhismus erklärt:
    http://www.dharma-university-p…st-vom-koerper-loest.html


    Das ist mir auf der verlinkten Seite aufgefallen:


    Zitat

    Nach dem buddhistischen Tantra wie auch nach dem Yogasystem ist der materielle Körper von einem feinstofflichen Körper durchzogen, der aus feinstofflichen Kanälen, den Nadis besteht. Dort zirkuliert die Windenergie (Sanskrit:Prana), die der Lebensenergie eines Menschen entspricht.


    Tatsächlich ist das die Lehre im indischen Yoga, es gibt dort auch genauere Beschreibungen. Das Prana ist die Lebenskraft oder Lebensenergie, im Westen nach Aristoteles als Äther bezeichnet, im 19.Jh. von Reichenbach als "Od", im alten Testament "Ruach", griechisch als "Pneuma". Die Lebenskraft zirkuliert in den Nadis, die auch in der chinesischen Akkupunktur eine Rolle spielen. Angeblich wird sie während des Tages allmählich verbraucht, weshalb man müde wird, im Schlaf wieder aufgeladen.


    War etwas multikulti jetzt, wenn auch nur ein paar Stichworte um anzudeuten dass diese Dinge weltweit mehr oder weniger bekannt waren. Zu diesem Thema gibt es noch viele weitere interkulturelle Parallelen, die tibetische Überlieferung ist da wohl eine der umfangreichsten und detailliertesten Darstellungen die noch erhalten sind und praktisch angewendet werden.

  • mkha':

    Manch ein Mensch benötigt weder eine Postkarte mit ´zig nett gemeinten Worten, noch bunte Verpackungen und Schleifenbänder - er freut sich eher über tiefere Sichtweisen die sich ihm (selbst) aus den Texten eines (zerlesenen) Buches erschließen.

    :)

  • mukti:

    Zu diesem Thema gibt es noch viele weitere interkulturelle Parallelen, die tibetische Überlieferung ist da wohl eine der umfangreichsten und detailliertesten Darstellungen die noch erhalten sind und praktisch angewendet werden.


    Sehe ich auch so. Wobei es durchaus Unterschiede in den Systemen gibt. Also gerade bei den Energiekanälen - die verlaufen je nach System anders. Aus meiner Sicht aber kein Grund, daran zu zweifeln: es ist eben - wie ja z.B. auch die Traumwelt - eine Struktur die sehr dynamisch ist. Bis zu einem gewissen Grad verlaufen die Kanäle eben so, wie man sie sich vorzugsweise bzw. am häufigsten vorstellt. Das Ganze dann an Fixpunkten verankert, die wegen Parallen zum physischen Körper "fester" sind. Zum Bsp. kann man die Chakren bestimmten Drüsen, Organen und Nervenzentren zuordnen.

  • die eigtl. idee der traumyoga praktiken sind, dass man im schlaf praktiziert.


    es gibt da auch zwei arten: einmal das luzide träumen erzeugen um darin einen yidam praktizieren zu können.
    die yidam praxis soll im traum um ein großes maß effektiver sein


    zum anderen kann man theoretisch auch reines verweilen in rigpa praktizieren. das ist aber noch um viele klassen schwerer als das luzide traumyoga.
    aussehen soll es dann so, dass man einfach den dharmadhatu "sieht" und in diesem verweilt und das am besten die ganze nacht, sogar die tiefschlafphasen durch (wo wir normalerweise keine errinnerung und träume haben). diese tiefschlafphasen sind schnittstellen zum aller tiefsten karma. wenn man dort bewusst in rigpa verweilen kann, reinigt man nicht nur sehr viel karma, sondern die chance im tode das selbe zu tun und dabei sofort zu erwachen, ist stark erhöht.
    man schläft dann ein, hat keinen traum, meditiert die paar stunden voll bewusst durch und wacht auf und ist sehr krass erholt. warscheinlich kaum vorstellbar :moon:


    diese schwerste form der weisheitsmeditation ist auch die effektivste. deshalb kann es sich für echte yogis lohnen die tagpraxis auf die nacht auszudehnen.



    mir ist das alles allerdings zu anstrengend, weswegen ich mich damit nicht weiter beschäftige ^^

  • :grinsen: Yeah, ein Beitrag von Dir an dem ich nichts auszusetzen habe.... :like:

  • raterz:

    diese tiefschlafphasen sind schnittstellen zum aller tiefsten karma. wenn man dort bewusst in rigpa verweilen kann, reinigt man nicht nur sehr viel karma, sondern die chance im tode das selbe zu tun und dabei sofort zu erwachen, ist stark erhöht.


    Ich vermute mal dass das eine Schnittstelle zum Bhavanga ist, nach dem Theravada der sich im Samsara fortsetzende unterbewusste Daseinsstrom in dem die Karma-Eindrücke gespeichert sind.
    Ja zu anstrengend zu praktizieren, aber schon in der Theorie faszinierend und erhellend.

  • kilaya:
    mukti:

    Zu diesem Thema gibt es noch viele weitere interkulturelle Parallelen, die tibetische Überlieferung ist da wohl eine der umfangreichsten und detailliertesten Darstellungen die noch erhalten sind und praktisch angewendet werden.


    Sehe ich auch so. Wobei es durchaus Unterschiede in den Systemen gibt. Also gerade bei den Energiekanälen - die verlaufen je nach System anders. Aus meiner Sicht aber kein Grund, daran zu zweifeln: es ist eben - wie ja z.B. auch die Traumwelt - eine Struktur die sehr dynamisch ist. Bis zu einem gewissen Grad verlaufen die Kanäle eben so, wie man sie sich vorzugsweise bzw. am häufigsten vorstellt. Das Ganze dann an Fixpunkten verankert, die wegen Parallen zum physischen Körper "fester" sind. Zum Bsp. kann man die Chakren bestimmten Drüsen, Organen und Nervenzentren zuordnen.


    Es gibt Unterschiede im Detail und auch aufgrund verschiedener kulturbedingter Zugänge, aber im Prinzip auffallende Übereinstimmungen. So bedeutet z.B. "Ruach" wörtlich "Wind", gesehen als der belebende Atem Gottes - Odem - wovon wiederum das "Od" abgeleitet wurde und eine Parallele zur tibetischen "Windenergie" besteht.
    Es wäre ein interessantes Forschungsgebiet über die Sichtweise in der alten Welt, die erst vor kurzer Zeit mit Aufkommen der materialistischen Wissenschaft ihre Bedeutung verloren hat und in der Abgeschiedenheit des tibetischen Hochlandes noch erhalten geblieben ist.

    • Offizieller Beitrag

    Im Buddhismus geht es um das "Erwachen". Befreiung wird also damit verglichen, dass man aus einem Traum - dem Zustand der Selbsttäuschung - erwacht.


    Dem gegenüber betonen viele religiöse Traditionen, dass man im Traum quasi näher bei der Realität ist als im Wachzustand. Ich glaube, dass es die menschliche Grunderfahrung des Träumens war, die erst zu vielen religiösen Konzepten geführt hat.


    Daraus, dass man im Traum schienbar einen "Traumköper" mit "Traumsinnesorganen" hat, die eine viel leichtere, luftigere Bewegung in Gedankenschnell ermöglichen, kann man ja - wenn man das ernst nimmt- zu ganz viele Ideen kommen:


    • Auf die Idee des "Feinköperlichen".
    • Auf die Idee man könne des Nacht seines Geist an andere Orte wandern lassen.
    • Auf die Idee man bräuchte eigentlich keinen Köper sondern sei so eine Art geistige Wesenheit - eine "Seele"


    Im tibetischen Buddhismus ist es so, dass man da eine komplexe Haltung zu den menschlichen Selbstäuschungen eingeht. Statt dem Traum ein ernüchterndes Aufwachen entgegenzusetzten geht man weiter in dem Traum und seine archischen Projektionen und seiner magischen Eigenlogik hineinen.


    Während man in anderen buddhitischen Richtungen eher dazu tendiert, sich von Halluzinationen und Träumen (im Zen Makyo) wegzubewegen.

  • Das klingt jetzt danach, als wären alle diese Arten von Träumen, die das tibetische Traumyoga klassifiziert, alle nur Selbst-Täuschungen - ebenso die Erfahrungen ähnlicher Art, die man in Trance oder Wachtrance usw. machen kann.


    Prophetische Träume kann man noch so erklären, dass man unbewusst Dinge weiss, die man nicht bewusst mitbekommen hat. Die dann im Traum auftauchen. Interessant ist allerdings, dass solche Träume sich komplett anders anfühlen und eine andere Struktur haben, als normale "Entlastungsträume". Auch wenn man vor dem Einschlafen um Antworten zu einer bestimmten Frage bittet und dann entsprechend etwas träumt, was einem im Wachzustand nicht eingefallen ist - kann man mit der Psyche irgendwie erklären, wenn auch nicht immer zufrieden stellend.


    Auch die Belehrung, dass wenn man vom Lama träumt, dies immer eine echte Begegnung ist, kann man so erklären, dass man unbewusst weiss, was dieser sagen würde. Oder es ist die Ebene, wo der äußere Lama den "inneren Lehrer" spiegelt - man also die eigenen Weisheitsnatur aktiviert hat.


    Wenn es aber nicht selten vorkommt, dass man im Traum einem Menschen begegnet und dieser sagt am nächsten Tag, dass er von Dir geträumt hat - und auch die Inhalte stimmen - dann wird es eng mit der Erklärung einer Selbsttäuschung. Oder gar: man besucht einen Ort und sieht dort Dinge, von denen man nichts wissen konnte und es stellt sich heraus: es ist zeitgleich dort genau so passiert. Oder: man schläft in einer Wohnung wo man zu Besuch ist und erlebt die Personen, die dort wohnen, in einer Situation, einem Streit z.B. Und am nächsten Tag erfährt man, was man nicht wissen konnte, dass sie sich kürzlich genau deswegen gestritten haben - in jener Wohnung eben. Oder: man schläft bei einem Menschen und hat Alpträume die so gar nichts mit einem selbst zu tun haben. Am nächsten Tag erzählt man dieser Person davon - und es stellt sich heraus, dass man "das Trauma eines anderen Menschen geträumt" hat. Alles Dinge, die ich aus eigener Erfahrung kenne. Und dann bewertet man solche Belehrungen eben auch entsprechend...

    • Offizieller Beitrag

    Mir ging es um die Ausgansfrage. Und da ist die tibetische Sicht, in der Traum zusätzliche Erkenntnis bringt die Ausnahme.


    Indem der Thread in den tibetischen Bereich verschoben wurde, wird die "Träume sind Schäume" Sicht, in der Träume vorwiegend als Illusionen gesehen werden, ausgeblendet.


    Von daher habe ich das nochmal betont.

  • Danke dafür :) Ist das wirklich sowas wie eine "Lehrmeinung" in anderen Schulen? Im Zen wird ja eh tendenziell mehr Wert darauf gelegt, die Phänomene zu "entmachten" -soweit ich das verstehe. Fällt das dann automatisch da mit drunter oder gibt es ausdrückliche Aussagen zu Träumen oder bestimmten Arten von Träumen?

    • Offizieller Beitrag

    Das weiß ich nicht. Ich sehe in "Buddha" eben einen Erwachten. Jemand der statt in seinem eigenen Film zu kreisen die Augen aufmacht und ins Außen schaut.


    Und die Träume ( man denke an die "Traumfabrik" Hollywood) repräsentieren da das Gegenteil. So eine Phantasiewelt mit Drama und Magie, die statt zu ernüchternd an unsere Sehnsüchte nach dem Außergewöhnlichen, Zauberhaften anküpft.

  • Wäre die Frage, ob das "Ernüchtern" nicht einfach den Vorstellungen des Zen entspricht und das "Zauberhafte" den Vorstellungen im Tantra? Denn man kann es ja auch so sehen: wo ist die Trennung zwischen "Innen" und "Aussen"? Gehört nicht zum Blick auf "das was ist" auch dazu, das zu sehen was vermeintlich "Innen" ist? Annehmend, nicht anziehend, nicht wegschiebend?


    Dazu kommt natürlich auf der Ebene des Wegs, dass Tantra eben alle Phänomene für den Weg nutzt, wenn sie schonmal da sind - während wohl Zen alle Phänomene leert wenn sie in der Wahrnehmung auftauchen?


    Wobei ja die Achtsamkeit im Alltag wohl auch "Zen ist"? Da macht man dann vielleicht nicht mit den Dingen etwas, aber man nutzt alles um sich in Achtsamkeit zu üben: Tee, Motorräder, Bogenschiessen... (Um ein paar Buchtitel zu zitieren. Oder ist das nur eine bestimmte Schule?)

  • void:

    Das weiß ich nicht. Ich sehe in "Buddha" eben einen Erwachten. Jemand der statt in seinem eigenen Film zu kreisen die Augen aufmacht und ins Außen schaut.


    Und die Träume ( man denke an die "Traumfabrik" Hollywood) repräsentieren da das Gegenteil. So eine Phantasiewelt mit Drama und Magie, die statt zu ernüchternd an unsere Sehnsüchte nach dem Außergewöhnlichen, Zauberhaften anküpft.

    Wenn Hollywood dazu führt seine eigenen irrationalen Wünsche zu erkennen macht es sogar Spaß voll in den Traum von Hollywood einzusteigen und die wie auch die anderen Träume eben als Träume zu erkennen und tun was zu tun ist. Die Traumfabrik kann helfen die eigen Fabrik zu erkennen.