Mitgefühl mit Tätern? Nur wie??

  • Ich bin nun zwar schon eine Weile Mitglied in diesem Forum,gehöre aber eher zu den lesenden Teilnehmern.Nun gibt es aber doch eine Sache,die mich schon seit längerem beschäftigt und mir immer wieder aufs Neue Schwierigkeiten bereitet.Heute Morgen wieder die Nachricht über einen Amoklauf an einer Schule in den USA,an anderen Tagen Nachrichten über Vergewaltigungen und Quälereien (auch an Kindern!) usw,usw.Es nimmt kein Ende...Nun heißt es ja,man möge auch für Täter Mitgefühl aufbringen.Aber ich kann angesichts solcher und vieler anderer schlimmer Taten,die tagtäglich so in der Welt passieren,in erster Linie nur große Trauer empfinden.Ich finde regelrecht unerträglich,solche Dinge nur hören zu müssen,versetze mich in die Lage der Familien der Opfer oder in die Opfer selbst,manche Dinge beschäftigen mich noch bis in die Nacht oder tagelang...Aber wie kann man denn da Mitgefühl für den oder die Täter schaffen,hochzubringen ? Ich muss zugeben,das bekomme ich derzeit noch nicht hin,wird wohl noch ein langes Stück Arbeit sein. Sicher kann man nur durch eigene Freude oder Mitfreude die Welt froher machen,das denke ich,schon verstanden zu haben,aber das ist wirklich nicht immer leicht... Vielleicht hat ja jemand eine Idee?
    Liebe Grüsse von Mudithaa.

  • Trauer ist auch eine Form des Mitgefühls.
    Trauer darüber, dass ein Mensch andere Menschen tötet.


    Ich stelle mir z.B. vor, dass dieser Täter einmal mit mir zur Schule gegangen ist und wir befreundet waren. Vielleicht ist er sogar mit mir verwandt - wir sind ja alle miteinander irgendwie verwandt.
    Und dann gehe ich den Weg von der Tat mit ihm zurück und suche die Abzweigungen, an denen sichtbar wurde, wo Entscheidungen gefällt werden bezogen auf die Tat.


    Ich frage mich, wie das bei mir wäre?


    Ich habe schon mal keinen Zugang zu Waffen, obwohl es auch hier inzwischen einfach ist und Küchenmesser gibt es in jedem Haus.
    Aber ich komme garnicht auf den Gedanken mit einer Waffe herum zu laufen.
    So etwas macht man nur, wenn man in Gegenden lebt, in denen es gefährliche Wesen gibt, die einen töten können. Also im Krieg.
    Manche Familien leben im Krieg.


    Und da solche Amokläufe doch recht häufig in den USA geschehen, scheinen die USA nicht nur mit großen Teilen der Welt im Krieg zu leben, sondern auch im Inneren der USA herrscht Krieg. Terror.


    Im Krieg zu leben führt zu seelischen Zuständen, die vergleichbar sind mit Psychosen, d.h. man wird von Ängsten überflutet und kann keinen klaren Gedanken fassen. Einem psychotischen Menschen gibt man keine Waffen.


    Nun wird in den USA - und auch in der Welt allen Menschen der Zugang zu Waffen ermöglicht. Und da es Krieger gibt und auch Kranke, wird aufgrund dieses freien Zugangs zu Waffen der Rest der Bevölkerung von einigen terrorisiert.
    Welchen Nutzen haben die Herrschenden davon?

  • Zitat

    Bei dem mutmaßlichen Täter soll es sich um einen ehemaligen Schüler handeln, der im vergangenen Jahr aus „disziplinarischen Gründen“ von der Highschool verwiesen wurde. Dabei soll er mehrfach andere Schüler bedroht haben. C. war Mitglied der U.S. Army Junior Reserve Officers, einer Militäreinheit von Teenagern, die im Training auch im Umgang mit Waffen unterrichtet werden.


    Als C. von der Schule flog, soll er mit Rache gedroht haben. Die Schulleitung der Highschool stufte ihn aus diesem Grund auch als „Bedrohung“ ein. Der als Waffennarr bekannte C. durfte den Campus nicht betreten. Nach ersten Ermittlungen der Polizei soll er bei dem Amoklauf mindestens ein Sturmgewehr vom Typ AR-15 und mehrere Magazine Munition dabeigehabt haben.


    https://www.welt.de/vermischte…colas-C-die-Schueler.html


    Unterstreichung von mir.


    Zitat

    Das Junior Reserve Officer Training Corps ( JROTC ) ist ein föderales Programm, das von den Streitkräften der Vereinigten Staaten in High Schools und auch in einigen Mittelschulen in den USA und den Vereinigten Staaten von Amerika unterstützt wird. Das Programm wurde ursprünglich als Teil des National Defense Act von 1916 erstellt und später im Rahmen des ROTC Vitalization Act von 1964 erweitert.


    aus: wikipedia, eng.

  • Mitgefühl für Täter..
    Es ist manchmal schwierig es sich deutlich zu machen, aber auch Täter sind nicht 100% und immer Täter. Sie schlafen wie Du und ich, einige haben Freunde oder Familie, einige spielen Klavier oder sind in einem Fußballverein..


    Es kommt (für mich) nicht darauf an, mit dem Täter als Täter Mitgefühl zu haben oder zu entwickeln. Er/Sie soll diesen üblen Teil ihrer Persönlichkeit so gut wie möglich kontrollieren und Hilfe suchen, wenn sie es allein nicht schaffen. Am besten für alle wäre es, diesen Teil zu vernichten. Zum Glück für uns alle ist dies möglich.
    Bei einigen ist es nicht möglich. Wir haben in der Mitte unserer Gesellschaft Gefängnisse und geschlossene Anstalten.


    Richte Dein Mitgefühl auf die 'gesunden' Teile im Täter und suche den Wunsch, daß diese gesunden Teilen im Kampf mit den destruktiven Teilen die Oberhand gewinnen.


    Auch wenn Diktatoren oder Gewaltmenschen mich ziemlich sicher auslachen würden, aus einer buddhistischen Sichtweise richten sie zuerst Schaden bei sich selbst an


    https://www.youtube.com/watch?v=z6a-S_9CQU0
    Einer der schlimmsten Täter, der je gelebt hat dargestellt als leicht tapsiger Mensch.

  • Es ist schon Interessantes geschrieben worden.


    Zitat

    Ich frage mich, wie das bei mir wäre?


    Mitgefühl bedeutet (für mich) nicht, Taten zu rechtfertigen.


    Es ist immer einfach, aus einer "gesunden, gewaltfreien" Umgebung heraus andere Menschen zu be- oder verurteilen. Und ebenso ist es einfach, die Gesellschaft als Grund zu nehmen.


    Mitfühlen - Wie einfach ist dies, wenn man sich nicht in der Situation befindet.
    Das gleiche Thema hatten wir schon in Bezug auf das Töten hier im Forum.


    Ist es nicht wichtig, eine innere Haltung zu entwickeln durch die Praxis, welche solche Handlungen weniger unwahrscheinlicher macht?


    Ist dies nicht das wahre Mitfühlen?


    _()_

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Mudithaa:

    Es nimmt kein Ende...Nun heißt es ja,man möge auch für Täter Mitgefühl aufbringen.Aber ich kann angesichts solcher und vieler anderer schlimmer Taten,die tagtäglich so in der Welt passieren,in erster Linie nur große Trauer empfinden..Aber wie kann man denn da Mitgefühl für den oder die Täter schaffen,hochzubringen ? ?



    Hallo Mudithaa,


    wenn man den psychologischen Aspekt der Täter betrachtet, erkennt man wohl sehr häufig, dass viele vorher die Opfer ( nicht selten Missbrauchsopfer, Verwahrlosung als Kind, sonstige Traumatisierungen) waren.
    Das rechtfertigt zwar nicht ihre Handlung, aber wenn man "versteht" was mancher Täter im bisherigen Leben erlebt hat und was genau ihn bewogen hat, eine Tat zu begehen, fällt das "mitfühlen" vielleicht leichter und es entwickelt sich gleichzeitig auch eine gewisse Authentizität als Mitfühlender.


    Weiterhin könnte man, durch aufmerksames, genaues Hinhören, ganz für ihn da sein für einige Augenblicke, (vielleicht hat ihm noch nie jemand wirklich liebevoll zugehört im Leben) erreichen, den Bann der "Folgetraumatisierungen" zu durchbrechen, welche sich häufig über Generationen fortsetzen könnte. Mehr oder weniger ausgeprägt.



    Liebe Grüße Schneelöwin

    Liebe Grüße Schneelöwin


    Ein Geist, der an eine Idee gebunden ist, an ein Konzept, an eine Wertvorstellung macht Handlung immer korrupt. Wenn man an einen Glauben gebunden ist, wird die eigene Handlungsweise glaubensgemäß und daher korrupt sein. Wenn man nach seinem eigenen Erfahrungswissen handelt, wird die Begrenztheit des Wissens die Handlung immer korrupt sein lassen.

    Jiddu Krishnamurti




  • Menschen sind vor allem ein Produkt der Ursachen und Bedingungen, die ihnen ihren Weg weitestgehend vorgeben. Die Gelegenheit, diesen Weg in eine andere Richtung zu lenken, ergibt sich zwar in jedem einzelnen Moment. Aber die Entscheidungen, mit denen wir unseren Weg beeinflussen können, sind nur zu einem sehr geringen Grad frei. Beschränkt wird diese Freiheit durch Gewohnheiten, Konditionierungen und die Unfähigkeit, die weitreichenden Konsequenzen unserer Entscheidungen zu sehen.


    Unsere Übung hat nicht zuletzt den Sinn, den Freiraum unserer Entscheidungen zu vergößern, indem sie uns Gier, Angst und den daraus resultierenden Hass, sowie die Unwissenheit über die Folgen unseres Handelns - also die Ursachen und Bedingungen, die unseren Weg zu einem leidhaften Weg machen - bewusst macht. Dass wir überhaupt auf diese Möglichkeit gestoßen sind und die Entscheidung getroffen haben, sie wahrzunehmen, hat vor allem etwas mit Zufall und Glück zu tun. Nichts mit Verdienst und schon gar nichts damit, dass wir irgendwie "besser" (ob nun moralisch oder sonstwie) sind als Andere. Wenn ich auf meinen eigenen Weg zurückblicke, kann ich es nur als glücklichen Zufall empfinden, dass ich aus Frustration, Hass, Wut und Verbitterung nicht als Spätpubertierender in der terroristischen Szene gelandet bin oder kriminell wurde. Ich habe keinen Grund, mich als etwas Besseres zu fühlen als der junge Amokläufer - nur Grund zur Dankbarkeit, dass mich mein Weg woanders hin geführt hat. Und sei es auch nur Dankbarkeit dem Zufall gegenüber.


    Dankbarkeit hat den Sinn, das Positive, dass man empfindet, wenn man seinen eigenen Weg mit dem Anderer wie z.B. dem von Nicolas C. vergleicht, zu vergelten. Aber das Vergelten wiederum ist eine andere Geschichte. Mitgefühl (auch) mit dem Täter bedeutet jedenfalls nicht diese Art Dankbarkeit. Es beruht vielmehr auf der Einsicht "auch ich bin so".


    Natürlich ist es schwierig, da wirklich eine mitfühlende, emotionale Verbindung, eine Brücke zu bauen. Das Hindernis dabei ist die Angst und der Hass, der immer noch in uns selbst steckt und den wir unwillkürlich auf geeignete Objekte richten, wenn wir nicht auf unsere Gefühle achten. Und wer ist da geeigneter, hat es mehr verdient, gefürchtet und gehasst zu werden, als ein 'Täter'? Aber man kann sich an das Mitgefühl mit 'Tätern' heranarbeiten - und da hat Tychiades schon einen Zugang aufgezeigt. Einige der scheußlichsten Kriegsverbrechen wurden und werden von Kindern begangen - und daher kann es gerade hinsichtlich 'Mitgefühl mit Tätern' sehr lohnend sein, sich etwas mit dieser Problematik zu befassen (übrigens war am Montag Welttag gegen den Einsatz von Kindersoldaten). Das macht es vielleicht etwas einfacher, auch einen Zugang zu Mitgefühl nicht nur mit Kindern, sondern allgemein mit 'Tätern' zu entwickeln.


    ()


    P.S.: um nicht nur auf Afrika oder die schießwütigen Yankees zu verweisen hier noch ein Link auf einen Pressebericht vom letzten Monat.

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Ich danke Euch bis hierhin erstmal recht herzlich für Eure Antworten und Ratschläge. Es fällt mir nun
    etwas leichter,manches aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.Sicherlich werde ich trotzdem noch
    eine Weile brauchen,doch kann ich auf einiges von Euch zurückgreifen und versuchen,zu verinnerlichen,falls die Trauer über dies und das mal wieder zu groß wird,Mudithaa :heart:

  • Mudithaa:

    Sicherlich werde ich trotzdem noch
    eine Weile brauchen,doch kann ich auf einiges von Euch zurückgreifen und versuchen,zu verinnerlichen,falls die Trauer über dies und das mal wieder zu groß wird,Mudithaa :heart:


    Hallo Mudithaa :rose:


    sinnvoll wäre in diesem Zusammenhang - der in Dir aufsteigenden Trauer - mal zu ergründen, WAs könnte diese Trauer- Emotion eventuell mit Dir zu tun haben?


    Herzliche Grüße von der Schneelöwin

    Liebe Grüße Schneelöwin


    Ein Geist, der an eine Idee gebunden ist, an ein Konzept, an eine Wertvorstellung macht Handlung immer korrupt. Wenn man an einen Glauben gebunden ist, wird die eigene Handlungsweise glaubensgemäß und daher korrupt sein. Wenn man nach seinem eigenen Erfahrungswissen handelt, wird die Begrenztheit des Wissens die Handlung immer korrupt sein lassen.

    Jiddu Krishnamurti




  • Mudithaa:

    Ich bin nun zwar schon eine Weile Mitglied in diesem Forum,gehöre aber eher zu den lesenden Teilnehmern.Nun gibt es aber doch eine Sache,die mich schon seit längerem beschäftigt und mir immer wieder aufs Neue Schwierigkeiten bereitet.Heute Morgen wieder die Nachricht über einen Amoklauf an einer Schule in den USA,an anderen Tagen Nachrichten über Vergewaltigungen und Quälereien (auch an Kindern!) usw,usw.Es nimmt kein Ende...Nun heißt es ja,man möge auch für Täter Mitgefühl aufbringen.Aber ich kann angesichts solcher und vieler anderer schlimmer Taten,die tagtäglich so in der Welt passieren,in erster Linie nur große Trauer empfinden.Ich finde regelrecht unerträglich,solche Dinge nur hören zu müssen,versetze mich in die Lage der Familien der Opfer oder in die Opfer selbst,manche Dinge beschäftigen mich noch bis in die Nacht oder tagelang...Aber wie kann man denn da Mitgefühl für den oder die Täter schaffen,hochzubringen ? Ich muss zugeben,das bekomme ich derzeit noch nicht hin,wird wohl noch ein langes Stück Arbeit sein. Sicher kann man nur durch eigene Freude oder Mitfreude die Welt froher machen,das denke ich,schon verstanden zu haben,aber das ist wirklich nicht immer leicht... Vielleicht hat ja jemand eine Idee?
    Liebe Grüsse von Mudithaa.


    Werte Mudithaa,


    gerne möchte ich dich darauf hinweisen, dass es DEINE Entscheidung ist, welchen Bildern (und ihren emotionalen Folgen) DU DICH hingibst.


    Hier empfiehlt der Buddha die Meditation und auch: Die Vorstellungen als Vorstellungen zu durchschauen.


    Ich persönlich glaube nicht an den Wert des Mitgefühls/der Trauer, die sich NICHT unmittelbar (also in einer relevanten Situation) einstellt sondern "nur" als Folge der Lektüre bestimmter Inhalte, oder durch Betrachtung innerer Eindrücke. Weswegen ich bestimmte "Inhalte" auch meide.


    Ich möchte dir empfehlen, das auch so zu tun. Dann findest du da auch nichts mehr "unerträglich", wie du es schreibst. Denn eines ist dir bestimmt klar: dieses Gefühl der "Unerträglichkeit" macht es dir schwerer, achtsam durch das JETZT zu gehen, in sich ja auch Individuen befinden, die verletzt werden könnten/ein Lächeln gebrauchen könnten/undsoweiterundsofort.



    Ein schöner Gruß

    • Offizieller Beitrag

      Als Baby von einem Ehepaar in der Nähe von Parkland adoptiert, starb der Vater, als Cruz sechs Jahre alt war, an einem Herzinfarkt. Die Adoptivmutter soll fortan die einzige Person im Leben des Jungen gewesen sein, zu der er ein stabiles Vertrauensverhältnis aufgebaut hatte. Im Herbst vergangenen Jahres starb auch sie. Ohne jede Vorwarnung, an einer Lungenentzündung in Folge einer Grippe.Über den Florida Attentäter Nikolas Cruz


    In das was man sich da einfühlen muss, ist eine unendliche Ohnmacht aus der ein so unendlicher Machthunger erwächst.


    Wenn man es geschafft hat sich in die Hilflosigkeit der Opfer von Cruz einzuführen HST man sich eigentlich schon in Cruz Hilflosigkeit eingefühlt. Und wenn man sich in den Hass eines Vaters einfühlt der bei dem Attentat sein Kund verloren hat ist man sehr nahe bei dem Hass eines Kindes, dem seine Bezugspersonen scheintbar sinnlos wegsterben.


    Die Sinnlosigkeit wechselt die Richtung.

  • Als ich zum ersten Mal auf die Lehren Buddhas stieß, las ich, das Gier, Ahaftung, Wut, Ärger und Verblendung Geistesgifte sind. Als Experiment beobachtete ich meine Gedanken und hielt Ausschau nach dieen Geistesgiften. UNd da waren schon einige von denen anzutreffen ... ;-). Ich beobachtete dann auch ein bisschen andere Leute und merkte, dass es in Wirklichkeit mit diesen Geistesgiften allgemein ziemlich übel ist.


    MItgefühl für Täter ist ein sinnvolle Sache, um nicht selbst in Wut zu geraten und sich selbst mit Gift aufzufüllen. Dagegen ist nichts zu sagen. Ich mache tatsächlich fast jeden Metta-Meditation und ich würde sagen, dass es mir viele neue Einsichten und auch eine Bewusstseinsänderung bringt. Aber ich würde noch einen anderen Aspekt anführen: Man sieht die Dinge nicht wie sie wirklich sind. Man sieht seine Wunschwelt und die Diskrepanz. Man sieht nicht, dass diese Geistesgifte ziemlich verbreitet sind und man sich über schreckliche Taten eigentlich nicht wundern muss. Unsere Zivilisation ist genau gleich wie die Wildnis bei den wilden Tieren in der Serengeti oder sonstwo. Jederzeit kann jemand mit einem Messer um die Ecke kommen und uns entgegenlaufen. Nur wollen wir das nicht sehen. So wie wir den Tod nicht sehen wollen, unsere eigenen Unzulänglichkeiten sehen wollen. Zu akzeptieren wie die Welt wirklich ist, ist sehr schwer, denn sie ist überhaupt nicht das warme Nest, das jedes Säugetier und auch der Mensch braucht.


    Ich habe schon Menschen unter 40 gesehen, die wie in einer Trance stecken, weil sie auf jedem Fall dem Geschäftsführer alles recht machen wollen, weil sie scheinbar nichts anderes haben im Leben. Oder Menschen unter 40, die Narzisten waren wie aus dem psychologischem Lehrbuch. Ich glaube nicht, dass einer von denen eine Chance hat es zu begreifen. Sie sind davon völlig aufgesogen und wie gesagt wie in einer Trance.


    Ich denke wir müssen zum einen uns selbst schützen mit Metta und schauen, dass wir mit dem Befolgen des Edlen Achtfachen Pfades das Leiden gering zu halten, das von uns selbst ausgeht und vielleicht anderen helfen können. Zum anderen müssen wir erkennen, dass die Welt da draußen voll von Geistesgiften ist und erst einmal auf unseren eigenen Geist achten müssen. Dann müssen wir akzeptieren, dass die Dinge so sind wie sie sind. Prinzipien wie Begehren und Anhaftung sind Grund-Mechanismen der Natur. Ohne Begehren würde es uns nicht einmal geben. Aber diese Grund-Mechanismen der Natur waren für Tiere "ausgelegt". Für Wesen mit größerer Geisteskraft wie dem Menschen funktioniert es nicht mehr so gut und das schon seit Jahrtausenden.


    Fürchterliche Kriege gibt es seit es Menschen gibt. Es ist heute tatsächlich nicht schlechter als früher, sondern vermutlich sehr viel besser. Dazu gehört auch die Enwicklung eines anderen Denkens wie durch Jesus oder Buddha. Aber es bleibt eine Wildnis wie bei den wilden Tieren, nur besteht die WIldnis aus einer Zivilisation mit Menschen, die zu geringe Schulung von Geist und Herzen bekommen und es selbst nicht entwickeln können. Ich selbst habe mich durch die Lehren Buddhas enorm entwickelt. Ich war immer ein zurückaltender Menschen und habe so gut wie nie irgendjemand irgendwas getan. Auch hatte ich Glück gute Eltern zu haben. Dennoch habe ich sehr viel durch die Lehren Buddhas gelernt und ich glaube ich wäre auf vielen nicht von alleine draufgekommen. Deswegen kann ich verstehen, dass andere auch nicht draufkommen. Wer nicht gezeigt bekommen seine Gedanken zu beobachten hat nach 40 oder so Jahren, wenn viele Enttäuschungen eingetreten sind, die den Geist belasten, eigentlich keine Chance wieder einen gesunden Geist zu entwickeln wie zu Jugendzeiten.

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

  • In dem man versteht, dass nichts aus sich selbst heraus existieren kann. Wenn du das nicht verstehst, wird es ein unglaublicher Gewaltakt.


    Ungefähr so wie im Christentum, wo dir gesagt wird, du sollst die andere Wange hinhalten, dir aber nicht erklärt wird, warum dir das im Jetzt etwas nützt.

    Wenn man versteht, dass nichts aus sich selbst heraus existiert, löst sich auch die Vorstellung eines Ichs auf. Viel Spaß beim Erleben. =)

  • Andere Idee aus dem Titel: Mitgefühl mit dem Täter? Warum eigentlich? Wird dadurch nicht die Tat gewürdigt? Ist dann nicht die Tat im Vordergrund? Wenn ich Mitgefühl mit dem Täter habe, hab ich dann nicht auch Mitgefühl mit der Tat?

    Aber wie? Na das ist doch einfach zu beobachten. Wir haben viel öfter Mitgefühl mit dem Täter und seiner Tat und seinen Umständen als mit dem Opfer seiner Tat.

    Warum ? ? Warum ist das so? Vielleicht weil wir das schon sehr früh lernen Mitgefühl für den Täter entwickeln. Schon dann wenn ich das Opfer bin solcher Taten, ist das sehr oft der Vorwurf: Das ich das tun muss ist doch deine Schuld Du hast doch angefangen.


    Für den Umgang mit den Gefühlen gegenüber den Eltern und den Tätern:

    Kategorisch Trennen, Konsequent das sehen was das wirklich ist, Radikal das Rasiermesser anwenden!!

    Den Menschen ohne Rang und Namen sehen und in jedem Menschen Erkennen!

    Wenn das geschieht erscheint die Person die durch diesen Menschen ermöglicht wurde.

    Das was scheinbar als Mensch dargestellt wird ist nicht das was da wirklich ist, es ist nicht der Mensch mit dem ich immer Mitgefühl habe.


    Mein liebstes Beispiel ist Hitler.

    Es ist ein Mensch mit dem ich Mitgefühl habe. Hitler ist der Täter mit dem ich keinerlei Mitgefühl habe.

    Doch der Mensch den Hitler ermöglicht hat hat nichts mit der Person Hitler zu tun. Der Mensch wurde von Hitler die Person besetzt . Mit Personen hab ich nie Mitgefühl mit denen hab ich Verstehen oder Verständnis oder was auch immer. Ich hab das getrennt Menschen - Person.

    Erna war ein Miststück, meine Mutter war sehr egoistisch, Mitgefühl habe ich mit dem Menschen der meine Mutter, der Erna die Möglichkeit gab das darzustellen. Mitgefühl mit dem Täter oder dem Opfer vermeiden, das Mitgefühl mit dem Menschen erkennen. Die Gesetze die sich die Gemeinschaft der Personen gegeben haben achten und für die Einhaltung, Strafe, Pflege sorge Tragen.


    Die Bühne Mensch ist, bis auf minimale Änderungen in der DNS. die gleicht, das Schauspiel ergibt sich aus den Bedingtheiten der Personen.

  • Mitgefühl mit dem Täter oder dem Opfer vermeiden, das Mitgefühl mit dem Menschen erkennen. Die Gesetze die sich die Gemeinschaft der Personen gegeben haben achten und für die Einhaltung, Strafe, Pflege sorge Tragen.

    :like:Das möchte ich hervorheben

  • Schlicht und ergreifend sollte man mit allen Wesen MItgefühl haben, bzw. grundsätzlich Wohlwollen entgegenbringen. Nicht wegen ihrer Taten, sondern einfach weil es Wesen sind wie man selber eines ist. Das schließt allerdings die Notwendigkeit einer gerechten Gesetzgebung und ihre Anwendung nicht aus. Dabei lässt sich aber in Betracht ziehen dass sich ein Mensch auch ändern und Einsicht entwickeln kann so dass er künftig keine bösen Taten mehr begeht.

  • Schlicht und ergreifend sollte man mit allen Wesen MItgefühl haben, bzw. grundsätzlich Wohlwollen entgegenbringen. Nicht wegen ihrer Taten, sondern einfach weil es Wesen sind wie man selber eines ist. Das schließt allerdings die Notwendigkeit einer gerechten Gesetzgebung und ihre Anwendung nicht aus. Dabei lässt sich aber in Betracht ziehen dass sich ein Mensch auch ändern und Einsicht entwickeln kann so dass er künftig keine bösen Taten mehr begeht.

    Das seh ich aus leidvoller Erfahrung nicht so einfach. Ich habe Mitgefühl mit allen fühlenden Wesen einschließlich des Menschen. Mein Mitgefühl schlägt in Mitleiden um wenn ich dieses Mitgefühl auf Personen anwende. Wenn ich die Grenze nicht einhalte zwischen Mensch als Mensch und Mensch als Person geht es mir sofort dreckig. Da brauch ich garnicht lange warten und es ist gleich ob es freudig oder leidig ist.

  • ... Ich habe Mitgefühl mit allen fühlenden Wesen einschließlich des Menschen. Mein Mitgefühl schlägt in Mitleiden um wenn ich dieses Mitgefühl auf Personen anwende. Wenn ich die Grenze nicht einhalte zwischen Mensch als Mensch und Mensch als Person geht es mir sofort dreckig. Da brauch ich garnicht lange warten und es ist gleich ob es freudig oder leidig ist.

    MIr geht es dabei auch nicht um die Person, die ist verschiedentlich geprägt, da gibt es Sympathie und Antipathie. Darüber hinaus ist aber jeder ein fühlendes Wesen, das Mitgefühl erweckt wenn es Leid erfährt. Z.B. Rachegefühle für einen Täter wären Hass, der wiederum Leid verursacht. Zugegeben, in der Praxis kann das manchmal schwierig werden, aber ich halte grundsätzliches Wohlwollen für die rechte Gesinnung die es zu pflegen gilt.

  • In dem man versteht, dass nichts aus sich selbst heraus existieren kann. Wenn du das nicht verstehst, wird es ein unglaublicher Gewaltakt.


    Ungefähr so wie im Christentum, wo dir gesagt wird, du sollst die andere Wange hinhalten, dir aber nicht erklärt wird, warum dir das im Jetzt etwas nützt.

    Wenn man versteht, dass nichts aus sich selbst heraus existiert, löst sich auch die Vorstellung eines Ichs auf. Viel Spaß beim Erleben. =)

    Wenn Du Jesus Worte dazu verstehen willst dann interpretiere mal diese Worte:

    Zitat

    Ihr habt gehört, daß gesagt ist: "Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen." 44Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen; bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen,45auf daß ihr Kinder seid eures Vater im Himmel; denn er läßt seine Sonne aufgehen über die Bösen und über die Guten und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte. 46Denn so ihr liebet, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner? 47Und so ihr euch nur zu euren Brüdern freundlich tut, was tut ihr Sonderliches? Tun nicht die Zöllner auch also? 48Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist


    Wenn Du die tiefe dieser Weisheit wirklich verstehst, dann hast Du auch eine Antwort auf die Frage wo das erklärt wird und was Dir dies im hier und jetzt nützt.

  • Ich denke. Mitgefühl gegenüber dem Täter, ist in erster Linie das Mitgefühl das wir uns selbst gegenüber bringen.


    Abgesehen davon was dieser Mensch getan hat. Mitgefühl ist eine Eigenschaft die jeder verdient hat zu fühlen und entgegen zu bringen.

    Mit was möchte man diese Situation verbessern?


    Vernichten kann man diese Bösartigkeit, diese Persönlichkeits "Krankheiten", diese Wahnsinnigkeit vom Verrückten Verstand oder wie ihr diese auch nennen möchtet, mit was?


    Mit Kugel Pistolen? Sicherlich auch ja. Aber wer übernimmt den Job?


    Wenn es doch meine Aufgabe ist die Welt ein Stück zu verbessern, dann denke ich, sollten wir mit solchen Taten bewusst Liebevoll und mit Mitgefühl umgehen.


    Keiner ist an dieser Situation schuld. Wieso denn auch? Der Täter ist nichts anderes als die Tat.


    Solange es solche Gedanken gibt wird es auch solche Taten geben. Der Täter kann was dafür/ wiederum kann er nichts dafür.


    Dies ist die Welt der Dualität. Ohne Negativ kein Positiv. Wir leben darin.


    Und ich denke der beste Weg damit umzugehen ist so, wie wenn man mit sich selbst umgehen würde.


    Wenn ich das Paradies auf Erden erschaffen möchte dann muss ich bei mir Anfangen. Und als erstes sehe ich, aus mir heraus zu handeln. Bewusst, Bedingungslos, Liebevoll, Ehrlich, Friedlich.


    ich kann nicht sagen du oder etwas soll sich ändern.


    Liebe Grüße,

    Thomas

  • Es gibt heilsame, neutrale und unheilsame Taten. Der Begriff Täter wird ja meist im Zusammenhang mit einer unheilsamen Tat assoziert, die ein Opfer zu erleiden hat. Jesus vollbrachte heilsame Taten und lies zu, dass er dazu zum Opfer wurde. Das ist aus einer dogmatischen Ursache Wirkung Perspektive eigentlich nicht möglich, aber genau darin liegt die Befreiung. Ein Opfer ist ja erst, dann opfer wenn das Leid, dass erfahren wird dadurch größer Wird. Und Leiden besteht aus Schmerzen und der Intensität des Widerstandes dagegen. Jesus zeigte, dass andere uns zwar Schmerzen zufügen können und täten können, aber das wir die Freiheit haben können dagegen keinen Widerstand zu haben und dadurch die Ursache für das Leiden aufzuheben. Das ist Vergebung . Wenn wir selbst Leid empfinden, dann empfinden wir den Schmerz und haben Widerstand dagegen. Erleuchtung bedeutet als Mensch zwar noch Schmerzen zu empfinden, aber den Widerstand dagegen aufzulösen. Da wir uns aber mit dem Schmerz identifizieren haften wir durch Widerstand daran an.


    Wenn jemand durch Worte die Empfindung von Schmerz in mir auslöst, dann sind nicht die Worte die Ursache für das Leiden, sondern der Widerstand gegen den Schmerz den die Worte ausgelöst haben. Das lehrt auch Rosenberg in der gewaltfreien Kommunikation. Wenn wir Worte empathisch mit anderen verbunden sind, dann fühlen wir den Schmerz und können unsere Worte und unser verhalten daran anpassen.

    Wir werden vielleicht Schmerz durch unsere Worte auslösen, aber wir haben dann mehr Möglichkeiten den Widerstand aufzulösen und so langfristig zu heilen.

  • Wenn Du Jesus Worte dazu verstehen willst dann interpretiere mal diese Worte:

    Zitat

    Ihr habt gehört, daß gesagt ist: "Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen." 44Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen; bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen,45auf daß ihr Kinder seid eures Vater im Himmel; denn er läßt seine Sonne aufgehen über die Bösen und über die Guten und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte. 46Denn so ihr liebet, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner? 47Und so ihr euch nur zu euren Brüdern freundlich tut, was tut ihr Sonderliches? Tun nicht die Zöllner auch also? 48Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist


    Wenn Du die tiefe dieser Weisheit wirklich verstehst, dann hast Du auch eine Antwort auf die Frage wo das erklärt wird und was Dir dies im hier und jetzt nützt.

    Guten Morgen zusammen!


    Eine wunderschöne Bibelstelle, nicht wahr?

    Und das beste daran ist: rund 2,25 Milliarden Christen auf der ganzen Welt müssen das tagtäglich genau so leben, sonst sind sie gar keine!

    Schön daran auch, dass Jesus hier keine Unterschiede zwischen den Religionen macht. Jeder Christ muss also alle Juden lieben, immerhin waren Jesus und seine Jünger welche, aber auch die, die sie möglicherweise als Ungläubige bezeichnen, sie beleidigen oder gar bedrohen: mit offenen Armen empfangen, sie lieben und ihnen Gutes tun.


    Auch für Leute, denen die wortwörtliche und damit möglichst radikale Auslegung sogenannter "Heiliger Schriften" ein Anliegen ist, eine Fundgrube:

    Zollbeamte können die göttliche Wahrheit nicht erkennen.

    Dem lieben Gott ist es völlig egal, ob jemand gut oder böse ist.

    Wenn es Dir auch völlig egal ist, bist Du gottgleich.


    Viele Grüße

    Andreas

  • Zitat

    Und das beste daran ist: rund 2,25 Milliarden Christen auf der ganzen Welt müssen das tagtäglich genau so leben, sonst sind sie gar keine!

    Super Text. Vor allem das Müssen. Wenn man das versteht, muss man es nämlich nicht mehr, sondern es ist einfach logisch sich so zu verhalten. Wenn man ein Geschichtsbuch aufschlägt, sieht man, wohin dieses Müssen geführt hat und wie effektiv es ist - leider.

  • Das ist schon wörtlich gemeint. Jesus sprach, anders als Buddha, weniger zu Mönchen, also spirituell Suchenden. Er sprach zu "Hausbesitzern". Zöllner trieben im Namen der Römischen Besatzungsmacht die Steuern ein, waren aus Sicht der Juden "Kolloborateure" und so ziemlich die unbeliebtesten Menschen im Land. Wenn ich also nur meine Lieben liebe und meine Feinde hasse, verhalte ich mich wie jene, die ich ganz, ganz böse finde. Der Buddha hätte vielleicht von "Räubern mit scharfer Säge" gesprochen.

    Im Endeffekt geht es in beiden Linien um die Überwindung des Ego - im Buddhismus durch medidative Versenkungen, im Christentum durch Gebet und aufgehen in Gott.


    Und zum Thema Täter hat Jesus recht prägnant gesagt "Hasst die Sünde, nicht den Sünder".