Dem weltlichen Leben entsagen?

  • Also erstmal Hallo an alle! Ich habe mich vor kurzem neu in diesem Forum angemeldet weil ich mich seit einiger Zeit sehr für den Buddhismus interessiere und mich zumindest mit den Kernelementen sehr gut identifizieren kann (was lustig ist, weil es ja darum geht sich nicht mit irgendwas zu identifizieren. Spaß beiseite.) Ich bin momentan in einer etwas schwierigen Situation und ich habe das Gefühl, es würde mir helfen, wenn ich wirklich versuchen würde mein Leben nach dieser Lehre auszurichten, quasi ein "Buddhist" zu werden.


    Soweit ich es verstanden habe, gibt es für mich 3 Aspekte, die ein "Leben in buddhistischer Praxis" beinhaltet. Einmal eine regelmäßige Meditationspraxis, einmal das Praktizieren von Liebender Güte, was sich in einer gewissen "moralischen" Handlungsweise äußert, obwohl ich das Wort "Moral" dabei recht unpassend finde, und letztlich die, zumindest geistige, Entsagung gegenüber weltlichen Reichtümern (Geld, Macht, Erfolg, Ruhm, Anerkennung anderer, romantische Liebe, Besitz, Luxuriöses Leben, Essen im Überfluss, Komfortabilität etc.). Beim letzten Punkt bin ich mir allerdings noch etwas unsicher. Ich verstehe, warum Buddha meinte, dass diese Dinge zu nichts gutem führen und ich sehe das ein Stück weit auch so. Doch ich bin ein ziemlich zielgerichteter Mensch und strebe gewöhnlich nach Erfolg, oder dem was ich als Erfolg definiere, und Anerkennung und möchte die Möglichkeit einmal "wohlhabend" zu sein nicht ablehnen.


    Meine erste(n) Frage(n) an euch erfahrene Menschen ist: Inwieweit gehen diese Dinge zusammen? Hält einen das Streben nach weltlichen Dingen wirklich von einem erfüllten Leben ab? Und muss man diese Dinge geistig aufgeben um sich "Buddhist" nennen zu können? Und was macht für euch einen "Buddhisten" aus? Wie lebt ihr die Praxis im Alltag?


    Ich freue mich auf eure Antworten :)

  • Entsagung hat auf jeden Fall nicht mit aufgeben „müssen" zu tun, sondern es geht darum, die Müßigkeit der Welt zu verstehen und entsprechend zu handeln. Oder man kann auch umgekehrt moderaten Verzicht üben, um festzustellen, wie befreiend das ist, z.B. fasten.


    Ich hab eine gute pdF über „Drei Arten von Entsagung" leider auf Englisch, aber den Begriff sehr gut beleuchtend und erklärend. Ich guck mal, wie ich die hier rüberbeamen kann.


    Ah, ich habe den Text auch im Internet gefunden:
    https://www.scribd.com/documen…iation-in-the-Three-Yanas

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • mkha':


    Buddha predigte keine Askese, aber ebenso gut keine Völlerei; er hielt den Mittleren Weg für geeigneṭ.


    Irgendwie habe ich das Gefühl dass diese Sache oft missverstanden wird. Er riet von Selbstzerstörung ab, wie sie viele Wanderasketen zur damaligen Zeit praktizierten. Er riet NICHT von Askese ab. Wer das glaubt möge sich mal den Regel-Katalog für Theravada-Mönche ansehen. Für heutige Verhältnisse leben die eine knallharte Askese.

  • Arthur1788:
    mkha':


    Buddha predigte keine Askese, aber ebenso gut keine Völlerei; er hielt den Mittleren Weg für geeigneṭ.


    Irgendwie habe ich das Gefühl dass diese Sache oft missverstanden wird. Er riet von Selbstzerstörung ab, wie sie viele Wanderasketen zur damaligen Zeit praktizierten. Er riet NICHT von Askese ab. Wer das glaubt möge sich mal den Regel-Katalog für Theravada-Mönche ansehen. Für heutige Verhältnisse leben die eine knallharte Askese.


    Seh' ich ähnlich. Es fehlt nur der Hinweis, daß der Regel Katalog für Mönche eben nur für Mönche gilt, wobei dann wieder die starke Betonong des Mönchswesens im Theravada in den Blick geraten sollte.


    'In der Welt' stand die Schaffung eines Mönchsordens stark im Mittelpunkt der Aktivitäten Buddhas.