Tugendregeln

  • Hallo, ich bin ganz neu hier und interessiere mich sehr für den Buddhismus, ich habe eine Frage bezüglich der Tugendregeln... Man sollte möglichst nicht lügen, wenn man sich genau betrachtet finde ich gibt es viele Gründe für kleine Lügen, um andere nicht zu beunruhigen, um niemanden zu verletzen um Streit zu vermeiden, also quasi, des lieben Friedens willen. Könnt ihr mir helfen, wann ist es laut Buddha angebracht?? Vielen Dank schon mal im voraus. Lieben Gruß Senna :)

  • Zitat

    Man sollte möglichst nicht lügen, wenn man sich genau betrachtet finde ich gibt es viele Gründe für kleine Lügen, um andere nicht zu beunruhigen, um niemanden zu verletzen um Streit zu vermeiden, also quasi, des lieben Friedens willen. Könnt ihr mir helfen, wann ist es laut Buddha angebracht?? Vielen Dank schon mal im voraus.

    Laut Buddha ist es ganz gar nicht angebracht wissentlich eine Unwahrheit zu sagen.

    Nicht einmal im Scherz sollte man lügen.

    Allerdings bedeutet das nicht man sollte alles sagen nur weil es wahr ist.

  • Hallo Senna,

    Willkommen im Forum


    Ich bin da eher konservativ. Auch ich lüge. Aber ich versuche so wenig wie möglich zu lügen.


    Wenn du zum Beispiel jemandenbelügen möchtest um ihn nicht zu verletzen, finde ich das buddhistisch falsch.


    Ein Beispiel: Jemand fragt dich ob diese Hose gut aussieht. Dein erster gedanklicher Impuls wäre zum Beispiel "sowas hässliches habe ich lange nicht gesehen" Wenn du der Person das sagen würdest wäre sie verletzt. Andererseits wäre es aber auch falsch zu sagen "sieht gut aus" nur um jemanden nicht zu verletzen.


    Das Problem hier liegt etwas tiefer: Dein erster gedankliicher Impuls ist das Problem.


    Wenn man diesen Impuls ignoriert, kommt man möglicherweise etwas tiefer zu einer ehrlichen Aussage. Wenn man sich klar macht "Ich würde das nie anziehen" ist man eher bei sich. Wenn man dann sieht "Das Kleidungsstück passt irgendwie in den Kleidungsstil der Person ist man mehr bei der anderen Person. Man kann der anderen Person dann zum Beispiel sagen "es passt gut zu dir". Dass man das selbst nicht anziehen würde ist buddhistisch nicht relevant. Denn diese Bevorzugung von dem einem im Vergleich zu dem anderen ist etwas was man als buddhist versucht zu überwinden damit gleichmut entsteht.


    Liebe Grüsse

    Tobias

  • Ich gehe da ganz nach Gefühl. Und lebe mit dem Irrtum.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Hallo Tobias,


    Ich verstehe deinen Gedankengang und kann mir vorstellen so zu handeln. Es ist eine gute Lösung die Wahrheit zu sagen und die Person nicht vor den Kopf zu stoßen, ich werde mich bemühen es anzuwenden. Finde es wichtig die Wahrheit zu sagen, man neigt oft unbewusst dazu zu lügen . Ich beschäftige mich erst seit kurzer Zeit mit dem Buddhismus, ich finde viele Sachen wieder die ich selbst schon immer für wichtig hielt und an die ich geglaubt habe. LG Danke für die Antwort.

    Senna

  • Das christliche Gebot lautet: Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.

    Ohne Lügen geht es nicht, jede Vorstellung ist letztlich eine Lüge. Doch falsches Zeugen ist für mich ein Unding.

    Wenn ich etwas erfahre das die Gebote verletzt, einfach, nicht die Gesetze der Justiz, dann sage ich immer wenn ich um Schweigen gebeten werde: Das kommt ganz darauf an wie gefragt wird, ich werde nicht lügen, aber genau zuhören wie gefragt wird.

  • Hallo, ich bin ganz neu hier und interessiere mich sehr für den Buddhismus, ich habe eine Frage bezüglich der Tugendregeln... Man sollte möglichst nicht lügen, wenn man sich genau betrachtet finde ich gibt es viele Gründe für kleine Lügen, um andere nicht zu beunruhigen, um niemanden zu verletzen um Streit zu vermeiden, also quasi, des lieben Friedens willen. Könnt ihr mir helfen, wann ist es laut Buddha angebracht?? Vielen Dank schon mal im voraus. Lieben Gruß Senna :)

    Herzlich Willkommen Senna,


    der Buddha war ein Meditationslehrer, der die Menschen auf möglichst leichtem und kurzem Wege zu dem führen wollte, was ihm selbst geschehen ist: Nirvana/Nibbana. Die Tugendregeln sind diesem Umstand geschuldet.


    Während der Meditation treten doch immer wieder die geistigen Hindernisse / Ablenkungen auf und erschweren den Weg nach Nibbana.

    Deshalb empfahl der Buddha, sich an die Tugendregeln zu halte. Denn dann a) sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass die Hindernisse auftreten und b) wenn sie Auftreten, sind sie weniger stark. Es hat also einen rein praktischen Zweck. Man hilft sich dadurch selbst, den Geist zu Reinigen.


    Viel Metta für Dich,
    Mirco

  • den Buddha nur als Meditationslehrer zu sehen finde ich etwas strange. Das als Erstes.


    Lügen (oder besser Unwahrheiten zu sagen), um selbst einen Vorteil zu erringen - Ich denke, dies meinte der Weltverehrte, als er sie ablehnte.

    Und dieser Vorteil kann auch in der Beantwortung der Kleiderfrage verborgen sein.

    Antworten, ohne wirklich wortgenau auf die Frage einzugehen(siehe Tobias) finde ich recht gut.


    Doch für mich am unheilvollsten ist, wenn man sich selbst belügt. Meist ist der "Vorteil" dabei das Erhöhen des Ego.


    Die meisten Fragen, die nicht persönliche Details betreffen muss man eigentlich nicht direkt beantworten sondern besser ist es, die Hintergründe des/der Fragenden zu erfassen.

    "Inwieweit ist es für Dich wichtig, das mir Deine Hose gefällt?"

    Vielleicht kann man aus der Antwort darauf erkennen, wie man die Frage als Hilfe beantworten kann.


    Ich für mich selbst nehme selten Rücksicht auf die Seelenverfassung des/der Fragenden. Dies zeigt sich auch in meiner Antwort, die immer mit "Wenn Du mich fragst, meine Meinung dazu ist ..." beginnt.


    _()_

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • "... Prinz, Worte, die der Tathāgata als unwahr, falsch und nicht nützlich erkennt, und die auch anderen unwillkommen und unangenehm sind: solche Worte äußert der Tathāgata nicht. Worte, die der Tathāgata als wahr und richtig, aber nicht nützlich erkennt, und die auch anderen unwillkommen und unangenehm sind: solche Worte äußert der Tathāgata nicht. Worte, die der Tathāgata als wahr, richtig und nützlich erkennt, aber die anderen unwillkommen und unangenehm sind: für den Gebrauch solcher Worte kennt der Tathāgata den richtigen Zeitpunkt. Worte, die der Tathāgata als unwahr und falsch erkennt, aber die anderen willkommen und angenehm sind: solche Worte äußert der Tathāgata nicht. Worte, die der Tathāgata als wahr und richtig, aber nicht nützlich erkennt, und die anderen willkommen und angenehm sind: solche Worte äußert der Tathāgata nicht. Worte, die der Tathāgata als wahr, richtig, und nützlich erkennt, und die anderen willkommen und angenehm sind: für den Gebrauch solcher Worte kennt der Tathāgata den richtigen Zeitpunkt. Warum ist das so? Weil der Tathāgata Mitgefühl für die Wesen hat."

    Viele Grüße

    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Hallo, ich bin ganz neu hier und interessiere mich sehr für den Buddhismus, ich habe eine Frage bezüglich der Tugendregeln... Man sollte möglichst nicht lügen, wenn man sich genau betrachtet finde ich gibt es viele Gründe für kleine Lügen, um andere nicht zu beunruhigen, um niemanden zu verletzen um Streit zu vermeiden, also quasi, des lieben Friedens willen. Könnt ihr mir helfen, wann ist es laut Buddha angebracht?? Vielen Dank schon mal im voraus. Lieben Gruß Senna :)

    Es gibt aus meiner Sicht verschiedene Ebenen und Wirkungen einer Lüge.

    Das Ziel im Buddhismus ist die Wahrheit zu erkennen die uns befreit vom Leiden. Es geht um eine absolute Wahrheit, die immer und überall gültig ist.

    Diese Wahrheit kann nicht verändert werden, da sie ewig ist und frei von Raum und Zeit.

    Dann gibt es die relative Ebene der Formen. Gedanken, Gefühle, Wahrnehmungen, Handlungen. Diese sind vergänglich und somit keine absolute Wahrheit. Allerdings kann ein achtsamer Umgang mit den Formen zum erkennen der absoluten Wahrheit führen. Auch die Lehre von Buddha ist keine absolute Wahrheit sondern ein geeigneter Weg zum Erkennen der absoluten Wahrheit.

    Bei einer Lüge hindern wir uns am Erkennen einer absoluten Wahrheit. Es ist sinnvoller nichts zu sagen, oder zu sagen dass man nichts dazu sagen möchte.

    Es gibt jedoch Situationen, in denen wir von Fragen emotional überfordert sind. Dabei ist wichtig zu unterscheiden ob es objektive oder subjektive Fragen sind. Objektive Fragen sollten wir wahrheitsgemäß beantworten. Wenn sie allerdings einen emotionalen subjektiven Hintergrund haben, kann es leicht passieren, dass wir aus der Not heraus etwas verschweigen oder aber Lügen. So haben wir juristisch betrachtet sogar ein Recht zu lügen wenn die Frage nicht gerechtfertigt ist. So gilt die Schweigepflicht und wenn uns jemand direkt oder indirekt eine Frage stellt, die nicht gerechtfertigt ist so gibt es auch das Recht dieser unrechtmäßigen Frage durch eine Lüge zu beantworten. Beispiel dafür ist bei einer Bewerbung, eine unzulässige Frage wie die nach der Gesundheit, der Religion, der politischen Ansicht oder nach einer Schwangerschaft. Die Motivation für die Frage und für die Antwort ist entscheidend. Auch gibt es oft ein Ungleichgewicht zwischen fragendem und gefragten.

    Dann gibt es aber auch subjektive Fragen wie z.b. wie wir uns fühlen oder ob wir jemanden oder etwas mögen oder nicht. Da Wahrnehmungen und Gefühle sich schnell verändern gibt es dabei in diesem Sinne gar keine eindeutigen wahren Antworten, sondern nur unvollständige Ausdrücke die nicht so leicht objektiv messbar sind.

    Wenn wir lügen sollten wir uns fragen mit welcher Motivation. Haben wir gelogen um jemanden anderen oder uns selbst vor einer Verletzung zu schützen?

    Auch wenn wir jemanden eine Frage stellen um herauszufinden was wahr ist, ist es wichtig zu hinterfragen ob wir die Antwort nicht schon wissen oder fühlen können und die Frage auch eine unheilsame Motivation enthält.