Die Wut werde ich nie mehr los - Gladbeck

  • Hat jemand von Euch auch den Zweiteiler sowie die Dokumentation über das Gladbecker Geiseldrama gesehen?


    Die Familie des getöteten italienischen Jungen kam u.a. dort zu Wort (bei der Beerdigung in Italien nahmen 25.000 Menschen Anteil!) sowie

    die Mutter von Silke Bischof.


    "Die Wut werde ich nie mehr los" hieß es häufiger. Bei all dem Schmerz, den diese Menschen erleiden mussten, fällt es mir trotzdem schwer, solche Aussagen nachzuvollziehen.


    Denkt man z.B. an Nelson Mandela, gibt es ja auch andere Möglichkeiten mit Wut umzugehen als sich an ihr zu klammern.


    Ich muss immer an das Shantideva Zitat denken: "Was nützt es über etwas wütend zu sein, wenn man es ändern kann? Und was nütz die Wut, wenn man es nicht ändern kann?"


    In manchen drastischen Fällen scheint es aber so zu sein, dass Wut eventuell sogar als "Therapie" wohl durchaus etwas nützen kann. Man ist zwar nicht in der Lage "die Wut" zu umarmen und sie aufzulösen aber sie dient evtl. als Ventil. Es ist schwierig über Gefühle von anderen zu schreiben, wenn man sie nicht selbst erlebt hat.

  • Es ist auch fragwürdig, für allgemeine Erwägungen solche Extrembeispiele heranzuziehen. Die Diskussion kann dann nicht anders als im Dunkeln zu tappen, da kaum jemand sowas schon erlebt hat.


    Wenn mir was Schlimmes passiert ist, war es nie so (wie in Gladbeck), dass man den Täter ünerhaupt nicht nachvollziehen konnte. Da wurde stets aus eigenem Leidensdruck und Ignoranz heraus gehandelt. Den Täter als Mensch mit Nöten zu identifizieren, hat mir in der Vergangenheit sehr viel Energie gegeben. Also Wut war da stets ganz und gar keine Hilfe.


    Wenn man über den Nutzen oder Unsinn von Wut hier diskutieren möchte, sollte man lieber Beispiele aus dem eigenen Erfahrungsbereich heranziehen.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • "Die Wut werde ich nie mehr los" hieß es häufiger. Bei all dem Schmerz, den diese Menschen erleiden mussten, fällt es mir trotzdem schwer, solche Aussagen nachzuvollziehen.


    Denkt man z.B. an Nelson Mandela, gibt es ja auch andere Möglichkeiten mit Wut umzugehen als sich an ihr zu klammern.


    Ich muss immer an das Shantideva Zitat denken: "Was nützt es über etwas wütend zu sein, wenn man es ändern kann? Und was nütz die Wut, wenn man es nicht ändern kann?"


    Mir fällt das ziemlich leicht, das nachzuvollziehen. (Also nicht genau das, aber von der Sache her.) Dadurch wütend zu werden ist doch quasi das Normale und nicht wütend zu werden ist das Ungewöhnliche. Selbst wenn man zu der Überzeugung kommt, dass die Wut einem selbst schadet, verschwindet sie ja nicht dadurch so einfach. In diesem Fall geht es auch nicht nur um die Täter, sondern es gibt sehr viele Menschen, auf die man wütend sein kann, wie die Medien und Polizei.


    Was den eventuellen Nutzen von Wut betrifft glaube ich, dass der darin bestehen kann, dass man durch Wut andere negative Gefühle ausschalten oder verdecken kann, wie z.B. Angst oder Trauer.

  • Hast Du Kinder? Es fällt mir z.B. relativ leicht, mir vorzustellen, meinem Mörder zu vergeben (keine Ahnung, ob ich's tun würde, aber vorstellen kann ich es mir). Dem Mörder meiner Kinder - schwierig. Ich habe in meinem Leben keine Anhaftung kennen gelernt, die auch nur annähernd an die Anhaftung an meine Kinder rankommt. Insofern kann ich das gut nachvollziehen.
    Dazu kommt, dass Wut eine sehr natürliche Reaktion ist - hatte ich schon bei Banalitäten wie
    Warten an der Kassa, kein Parkplatz gefunden... Geschweige denn bei etwas Schwerwiegendem. ich finde es eher erstaunlich, dass man das überwinden kann, als dass Menschen wütend auf den Mörder ihrer Liebsten sind.

  • Es ist schwierig. Diese Wut brauchen die Menschen auch.


    Was würden die Menschen sagen wenn die Mutter dem Mörder vergeben würden?


    Es würde sehr lange Zeit brauchen, bis es zu sowas kommen würde.


    Auch wäre dies für sehr viele Menschen nicht verständlich.


    Der Mörder hat ihr eigenes Kind aus dem Leben genommen.


    Es ist auch ein Gesellschatliches problem.


    Diese 25.000 Menschen hatten Mitgefühl mit dieser Wut.


    Es ist okay, wenn die Mutter Lebenslang wütend auf ihn ist.


    Jedoch liegt es an jedem selber wie er damit umgehen möchte.


    So ein geschehen ist eine schwierige Lebensaufgabe.

  • Ich habe keinen Fernseher, ... aber der Fall ist mir bekannt,


    Zum Thema Wut in Extremsituationen kann ich nur mutmaßen.


    Mein Mitgefühl gilt denjenigen, die, infolge einer Ausnahmesituation, einem nahezu unüberschaubaren Ansturm ständig wechselnder Emotionen ausgesetzt sind.

    Ich habe einen Fernseher, den ich aber wenig nutze.


    Ich bin dankbar dafür, daß es in meinem engen Kreis i, Moment niemanden gibt wegen dessen Bedingungen ich Angst haben müßte oder den/die ich in einer Extremsituation wähnen muß.


    Natürlich ist mir klar, daß überall auf der Welt Menschen für sich solche Situationen erleben. Mein Mitgefühl gilt allen von ihnen.

    Mögen sie die Kraft finden mit der Situation umzugehen.

    • Offizieller Beitrag

    Es hat viel mit Sinn zu tun.


    Wenn einem etwas vollkommen Schlimmes wiederfährt, dann kenn einem das ja den Boden unter den Füßen wegreissen und man verliert das Vertrauen in das Leben. Und da hilft es, wenn diese Sinnlosgkeit nicht die ganze Lebenswelt und die ganze Gewisseheit wegnagt, sondern wenn man das lokalisieren und zuordnen kann. Indem man das Problem beim Täter konzentriert, wird alles andere entlastet und man kann schrittweise wieder Vertrauen in die Welt fassen.


    Wenn es keinen Täter gibt und einem die Welt durch durch einen blöden Zufall oder eine dumme Krnkaheit erschüttert wurde, ist das nicht so einfach. Dann hilfte es nicht wütend zu sein. Manche werden dann wütend auf die Welt selber - sie verbittern.