Tod und Wiedergeburt aus tibetischer Sicht, Quellen und Dialog

  • Zitat

    Jemand, der an den Lehren des Buddha über die nicht offensichtlichen, verborgenen Themen zweifelt, sollte seine Lehren über die Leerheit betrachten [die der direkten logischen Untersuchung mit Hilfe von Schlußfolgerungen durch die Kraft der Tatsachen zugänglich sind] und dadurch zu der Überzeugung kommen, daß auch die Lehren über die anderen Themen, die solchen Schlußfolgerungen nicht zugänglich sind, untrügerisch sind. Durch diese Art der Untersuchung kann die Gültigkeit solcher Aussagen in den Schriften nachgewiesen werden, die äußerst verborgene Sachverhalte behandeln. Eine solche analytische Erkenntnis wird "Schlußfolgerung aufgrund der Glaubwürdigkeit" genannt. Es geht also nicht darum, eine Aussage in den Schriften ungeprüft anzunehmen. Im Gegenteil, man muß sie mit logischem Denken untersuchen.

    diese Aussage finde ich unglaublich wichtig.

  • Payer, Alois <1944 - >: Karma und Wiedergeburt im Buddhismus : Vortrag.

    -- Fassung vom 26. Juni 2000.

    -- URL: http://www.payer.de/einzel/karma.htm

    Zitat

    Der Vorgang der Wiedergeburt ist keine Seelenwanderung: es gibt kein Ich, keine Seele oder dergl., das von einem Zustand zum anderen wandern könnte. Nein, Wiedergeburt ist ein reiner Bedingungszusammenhang, bei dem ein vorhergehender Zustand einen späteren bedingt, ohne dass irgendein substantielles Substrat bleiben würde. Darin unterscheidet sich übrigens Wiedergeburt nicht von dem, was während des Lebens ständig geschieht.


    Zitat

    Funktionen der Lehre von Karma und Wiedergeburt

    Nach diesem kurzen Einstieg in die buddhistische Lehre von Wiedergeburt und Erlösung, lassen sie mich einige der

    Funktionen dieser Lehre kurz aufzählen:

    1. Motivation zu gutem Handeln, gleichzeitig aber Anleitung zu Geduld mit sich selbst und anderen
    2. Sinngebung für soziale und andere Unterschiede, für Gebrechen, Leid, aber auch Glück. Neidreduzierung und soziale Stabilität
    3. Sinngebung von sonst als zufällig erscheinenden Ereignissen.
    Zitat

    Sie haben hoffentlich aus meinen bisherigen Ausführungen ersehen, dass die buddhistische Lehre von Karma und Wiedergeburt weder auf Seiten des Täters, noch des Opfers, noch eines dabeistehenden Dritten zu Fatalismus, Passivität und Resignation führt. Die Tatsache, dass die Erfahrung von Leid, das ich jemandem zufüge, Folge schlechten Karmas des Opfers ist, beeinflusst in keiner Weise den schlechten karmischen Charakter meiner Tat.


    Auf Seiten des Opfers kann Anstrengung -- wie wir gesehen haben -- den Wirkungen von Karma entgegenwirken: es lohnt sich also, sich gegen Leid zu wehren! Auch beeinflusst die Tatsache, dass alles erfahrene Leid die Wirkung von schlechtem Karma ist, in keiner Weise das karmische Gesetz, dass es für einen Mitmenschen karmisch unheilsam ist, wenn er mit dem leidenden Wesen kein Mitleid hat und nicht hilft.


    Zitat

    Wo ist das Karma gespeichert?

    Wo befindet sich das Karma, wenn es keine bleibende Seele gibt, in der es gespeichert sein könnte? Karma befindet sich auch nicht irgendwo in einem überirdischen Buch des Lebens. Wo also ist es gespeichert. Die Antwort ist: Karma existiert im Fluss der Bewusstseinszustände, die ständig in Abhängigkeit voneinander entstehen und vergehen. Die Karmainformation wird von einem Zustand auf den nächsten übertragen, ohne dass dabei irgendetwas Substanzhaftes übergeben würde. Im substanziellen Sinne ist das Karma im Augenblick A vom Karma im Augenblick B völlig verschieden, im informationellen Sinn ist es weitgehend identisch.


    Wie wirkt Karma?


    ... Man darf sich aber das Wirken des Karma nicht als eine "monadische" Entwicklung vorstellen. Wie Karma reifen kann, ist weitgehend von den Randbedingungen in der Mitwelt abhängig. Das Reifen von Karma ist also eine Interaktion mit der Mitwelt. Darum ist Karma auch ein soziales Phänomen: man trifft darum im Lauf der Wiedergeburten auch immer wieder mit den "gleichen" Partnern zusammen. Dies ist auch der Grund, warum die Frucht einer guten Tat auch von der Würde des Empfängers abhängt: ein würdiger Empfänger kann auf den Geber z.B. viel mehr Güte ausstrahlen, was wieder der Reifung guten Karmas förderlich ist.

  • Dzogchen Ponlop Rinpoche - Der Geist überwindet den Tod (Theseus, 2009)

    Zitat

    Die Lehren über die sechs Bardos zeigen die grundlegende Kontinuität des Geistes durch alle Zustände der Existenz hindurch auf. Was wir „Leben" und „Tod" nennen, sind aus dieser Perspektive betrachtet nur Konzepte - relative Bezeichnungen, die für einen kontinuierlichen Seinszustand, ein unzerstörbares Gewahrsein, das ohne Geburt und Tod ist, benutzt werden. Vergänglichkeit - ein ständiger Wechsel von Erscheinung und Auflösung, die kommen und gehen wie Ebbe und Flut - kennzeichnet alle Phänomene, die wir sehen, hören, schmecken, fühlen

    oder geistig wahrnehmen können. Der reine ursprüngliche Geist dagegen überdauert alle Übergänge und transzendiert alle Begrenzungen durch dualistische Gedanken. Obwohl wir vielleicht an diesem Leben anhaften und uns vor seinem Ende fürchten, gibt es den Geist jenseits des Todes. Wo der Geist ist, da ist auch sein ununterbrochener Ausdruck - weiträumig, strahlend und sich kontinuierlich manifestierend.


    Zitat

    Obwohl wir niemals von der wahren Natur unseres Geistes getrennt sind, nehmen wir sie nicht wahr. Was wir stattdessen sehen, ist das, was wir zu sein glauben, und das entspringt unserem Denken. So sehen wir ein Selbst, das durch Gedanken erschaffen ist, und auch eine erschaffene Welt, ähnlich wie das beim Träumen geschieht. Durch Methoden, die Achtsamkeit und Gewahrsein schulen, entwickeln wir Prajna, direkte Einsicht in die Natur des Geistes. In dem Moment, in dem wir die Natur des Geistes erkennen, endet unsere Reise durch die Bardos. Es heißt, dass der Zeitpunkt des Todes und die Zwischenzustände danach uns eine außerordentlich gute Gelegenheit dazu bieten.

  • ebenda

    Zitat

    Aus der Sichtweise der Mahamudra, der Dzogchen und der Vajrayana-Tradition ist unser physischer Körper, der aus den fünf Elementen zusammengesetzt ist, der grobstoffliche Körper. Der subtile Körper, auch Vajra-Körper genannt, ist für das Auge nicht sichtbar. Der subtile Körper

    setzt sich aus den Kanälen (Nadis), den Winden oder Energien (Pranas) und den Essenzen des physischen Körpers (Bindus) zusammen.


    Zitat

    Aus der Sichtweise dieser Lehren ist die Essenz der Natur des Geistes, die als „innewohnende Weisheit von Glückseligkeit-Leerheit" bezeichnet

    wird, die Grundlage für die Entwicklung des subtilen Körpers. Dieser ist wiederum die Grundlage für die Entwicklung des grobstofflichen Körpers. Daher entsteht der physische Körper aus dem Geist wie die Sonnenstrahlen aus der Sonne. Bezogen auf die Elemente folgt die Entwicklung des Körpers einer Sequenz, die aus dem Element Raum entspringt. Aus dem Raum entsteht das Element des Bewusstseins, aus dem Bewusstsein entsteht das Luftelement, aus der Luft entsteht das Element Feuer, aus dem Feuer entsteht das Element Wasser und aus dem Wasser entsteht das Element Erde. ... Das Zusammenkommen all dieser Elemente führt zur Bildung von Körper und Geist auf der grobstofflichen und der subtilen Ebene.


    Zitat

    Wenn man die Natur des grobstofflichen Körpers versteht, ist das eine Hilfe beim Verständnis der Natur des subtilen Körpers, und wenn man die Natur des subtilen Körpers versteht, hilft das dabei, die wahre Natur des Geistes zu erkennen. Daher sind der grobstoffliche Körper, der subtile Körper und die Natur des Geistes in wechselseitiger Abhängigkeit miteinander verbunden.

  • Payer, Alois <1944 - >: Karma und Wiedergeburt im Buddhismus : Vortrag.

    -- Fassung vom 26. Juni 2000.

    -- URL: http://www.payer.de/einzel/karma.htm

    Zitat

    Der Vorgang der Wiedergeburt ist keine Seelenwanderung: es gibt kein Ich, keine Seele oder dergl., das von einem Zustand zum anderen wandern könnte. Nein, Wiedergeburt ist ein reiner Bedingungszusammenhang, bei dem ein vorhergehender Zustand einen späteren bedingt, ohne dass irgendein substantielles Substrat bleiben würde. Darin unterscheidet sich übrigens Wiedergeburt nicht von dem, was während des Lebens ständig geschieht.

    den letzten Satz finde ich echt einen Kracher. Eigentlich klar, trotzdem neu für mich.

  • Ich würde das derzeit so formulieren: Jede Erfahrung beginnt mit ihrer Geburt aus dem Raum und endet mit ihrem Tod, wenn sie sich in den Raum zurück auflöst. Jeder Tag, jedes Leben usw. beginnt neu und ist doch die Folge von etwas, das zuvor vergangen ist.

  • S. 91

    Zitat

    Frage: Sind die buddhistischen Lehren über den Zwischenzustand zwischen zwei Leben und über die Wiedergeburt wörtlich oder metaphorisch zu verstehen?


    Antwort [des Dalai Lama]: Sie werden wörtlich genommen.

    Das klingt zumindest zweideutig. :grinsen:


    P.S.: Ihr wart ja fleißig am schreiben, seh ich gerade. Ich schau mir das morgen mal an, bin jetzt müde. :moon:

    Im erwachten Herzen leuchtet jede Farbe. (Jack Kornfield)

    Einmal editiert, zuletzt von Carneol ()

  • Du meinst zweideutig, weil er nicht ausdrücklich sagt: "Sie sind wörtlich zu nehmen"?

  • Dzogchen Ponlop Rinpoche, wie oben:

    Zitat

    Entsprechend der buddhistischen Sichtweise ist „Bewusstsein" nicht eine einzelne Entität, sondern eine Sammlung von „Bewusstseinen" in einem Spektrum von grobstofflich bis sehr subtil. Diese abeiten zusammen und rufen die Grundwahrnehmung, die auf der Unterscheidung eines Selbst von anderem beruht, hervor, ebenso unsere normale Erfahrung der Welt.


    Zitat

    Das geistige Bewusstsein ist hauptsächlich der „denkende" oder diskursive Geist. Etwas subtiler ist der Aspekt, der als „geplagtes Bewusstsein" oder

    Klesha-Bewusstsein" bezeichnet wird und der zu falschen Gedankenmustern, Konzepten und störenden Emotionen führt. Er nimmt den grundlegenden Geist wahr und fixiert sich darauf. Er sieht ihn irrtümlicherweise als ein wahrhaft existierendes Selbst und Objekte als das Andere, als wirklich existierende äußere Phänomene. Dieser grundlegende Geist selbst ist der fundamentalste Aspekt des Bewusstseins. Er wird Speicherbewusstsein, All-Basis-Bewusstsein, Grundlage allen Bewusstseins oder im Sanskrit Alaya-Vijnana genannt.


    Es handelt sich hier um den Strom des Bewusstseins, der sich von Moment zu Moment fortsetzt und die karmischen Samen oder Spuren von Eindrücken vergangener Handlungen in sich trägt, sowie die Potenziale für ihr Reifen in positive und negative Handlungen in der Zukunft. Sie alle zusammen machen das Skandha des Bewusstseins aus, das in einem allgemeineren Sinn als der Bereich der Gedanken und Emotionen betrachtet wird.

  • Du meinst zweideutig, weil er nicht ausdrücklich sagt: "Sie sind wörtlich zu nehmen"?

    Ja. Müsste man wohl überprüfen, was er da im Originalton gesagt hat und mit anderen Aussagen vergleichen.


    (Anm.: hab die weiteren Beiträge nach # 23 noch nicht gelesen)

    Im erwachten Herzen leuchtet jede Farbe. (Jack Kornfield)

    Einmal editiert, zuletzt von Carneol ()

  • Ach, es gibt im Lamrim und auch sonst von Tsongkhapa verständliches, sachliches Material zu dem Thema - aber danach jetzt zu suchen passt heute nicht in meinen durch die Zeitumstellung zerschossenen Zeitplan.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Du meinst zweideutig, weil er nicht ausdrücklich sagt: "Sie sind wörtlich zu nehmen"?

    Ja. Müsste man wohl überprüfen, was er da im Originalton gesagt hat und mit anderen Aussagen vergleichen.


    (Anm.: hab die weiteren Beiträge nach # 23 noch nicht gelesen)

    ich glaube auch, dass sich der DL mitunter in einer nicht ganz einfachen Situation befindet, da er sehr authentisch ist und dennoch manchmal diplomatisch sein muss. Da zeigt dann die genaue Wortwahl, ob er eine Position mit Überzeugung vertritt oder aber eher referiert, könnte ich mir vorstellen.


    Dazu ein Beispiel. Er schreibt: An dieser Stelle sprechen wir von dem "sehr subtilen energieerhaltenden fünf-farbigen Licht". Damit wird nahegelegt, daß diese sehr subtile Energie ausgestattet ist mit dem Potential, letztlich die fünf Elemente hervorzubringen: Erde, Wasser, Feuer, Luft und Raum.


    Wird von „5 Elementen“ gesprochen, dann handelt es sich um eine traditionelle Lehre, die als solche referiert werden kann. „Damit wird nahegelegt“ ist aus meiner Sicht insofern eine schöne Formulierung, die einer forschenden Haltung gerecht wird.


    Zu beachten ist auch, dass das klare, unsterbliche Licht als ein Bewusstseinskontinuum argumentiert wurde, weil ein Übergang von Materie zu Bewusstsein eben nicht möglich sei. Nun wird jedoch von sehr subtiler Energie gesprochen, die sich in Materie umwandeln kann.


    Selbstverständlich ist ein solcher Zusammenhang denkbar. Es ist aus meiner Sicht eine Überlegung, die nahegelegt wird.

  • Ach, es gibt im Lamrim und auch sonst von Tsongkhapa verständliches, sachliches Material zu dem Thema - aber danach jetzt zu suchen passt heute nicht in meinen durch die Zeitumstellung zerschossenen Zeitplan.

    ich glaub das Projekt ist eh was sehr lanfristiges. Ich bin noch nicht mal durch die Eingangszitate durch.

  • Weiter "Einführung in den Buddhismus": (S. 101)

    Zitat

    Somit werden drei Ebenen des Bewußtseins voneinander unterschieden: die grobe Ebene, die vom Sinnesbewußtsein gebildet wird; die subtile Ebene, auf der die achtzig begrifflichen Denkstrukturen operieren; und die äußerst subtile Ebene, die in den vier Ebenen der Leere besteht. Unter diesen bildet der Geist des Klaren Lichtes die allersubtilste Bewußtseinsebene.

    Welches sind die "vier Ebenen der Leere"?

    Im erwachten Herzen leuchtet jede Farbe. (Jack Kornfield)

  • Zu beachten ist auch, dass das klare, unsterbliche Licht als ein Bewusstseinskontinuum argumentiert wurde, weil ein Übergang von Materie zu Bewusstsein eben nicht möglich sei. Nun wird jedoch von sehr subtiler Energie gesprochen, die sich in Materie umwandeln kann.

    Das klärt sich ja auf der Grundlage, dass letztlich die Natur von sehr subtiler, subtiler und grober Energie / Bewusstsein usw. gleich ist bzw. als gleich angenommen wird. Es wird also nicht "Energie zu Materie" in einem dualistischen Sinn, weil diese Unterscheidung in der Form gar nicht erst getroffen wird. Es ist nur eine Umwandlung von Zuständen wie man es sich - als Analogie - bei dem Übergang von Luftfeuchtigkeit zu Wolken zu Regen vorstellen kann.

  • Welches sind die "vier Ebenen der Leere"?

    Das habe ich extra rausgelassen, weil das wieder neue Fragen aufwirft. Jedenfalls erklärt er, dass "im Mantra-System" 80 begriffliche Bewusstseinsstrukturen unterschieden werden. Unterschieden in heilsame und unheilsame Strukturen und nach dem Grad ihrer "Subtilität". Da heisst es dann weiter, auch auf Seite 101:

    Zitat

    Diese drei Ebenen des Geistes - Weiße Erscheinung, Rote Zunahme, Schwarzes Nahes Erreichen - und der Geist des Klaren Lichtes sind die subtilsten Bewußtseinsebenen überhaupt. Sie werden auch die »vier Ebenen der Leere« genannt.

  • Zitat

    Diese drei Ebenen des Geistes - Weiße Erscheinung, Rote Zunahme, Schwarzes Nahes Erreichen - und der Geist des Klaren Lichtes sind die subtilsten Bewußtseinsebenen überhaupt. Sie werden auch die »vier Ebenen der Leere« genannt.

    Wie gehst du mit dem Problem um, dass solches verdinglichend vorgestellt wird? Wenn du so ein Thema reinstellst?

  • Wie gehst du mit dem Problem um, dass solches verdinglichend vorgestellt wird? Wenn du so ein Thema reinstellst?

    Verstehe nicht ganz, was Du meinst? Generell muss man halt Dinge auf Nachfrage erklären, oder weitere Textstellen hervorholen, die das aufklären. Man kann ja nicht jede Eventualität abdecken. Liest man aber ganze Kapitel oder gar das ganze Buch, kann man davon ausgehen, dass es dort in den entsprechenden Kontext gestellt wurde, oder scheinbare Widersprüche später aufgelöst werden. Daher kann man sich nie allein an ein paar Zitaten orientieren.

    Im Buch "Traum, Schlaf und Tod" nimmt das Thema "Materie-Geist-Dualismus" mehrere Kapitel ein. Die Wissenschaftler verweisen natürlich auf Descartes. Der Dalai Lama löst dann eben solche scheinbaren Widersprüche auf, indem er tiefer einsteigt, wie die Sachen aus dem Blickwinkel der jeweiligen Schulen gesehen werden. Ich habe jetzt darauf verzichtet, die Sichtweisen jeder einzelnen Schule wiederzugeben und mich auf das fokussiert, was mir am nächsten ist, das ist dann jeweils meist die Vajrayana- oder Dzogchen-Sichtweise.

  • Wie gehst du mit dem Problem um, dass solches verdinglichend vorgestellt wird? Wenn du so ein Thema reinstellst?

    Verstehe nicht ganz, was Du meinst?

    Ich habe eine gewisse Sorge, dass Leerheit zu so einem Schlagwort verkommt, auch "unter uns". Dass Bewusstseinsaspekte als "Dinger" vorgestellt werden.

    Der Thread ist halt sehr anspruchsvoll. Wenn ich meine, dass man da vielleicht noch eine Ebene tiefer ansetzen könnte in der Diskussion, dann muss ich halt einen weiteren Thread aufmachen.

    Ja also den Materie-Geist-Dualismus erst mal ohne das Wiedergeburts-Thema würde ich schon gerne diskutieren.

  • Welches sind die "vier Ebenen der Leere"?

    Das habe ich extra rausgelassen, weil das wieder neue Fragen aufwirft. Jedenfalls erklärt er, dass "im Mantra-System" 80 begriffliche Bewusstseinsstrukturen unterschieden werden. Unterschieden in heilsame und unheilsame Strukturen und nach dem Grad ihrer "Subtilität". Da heisst es dann weiter, auch auf Seite 101:

    Zitat

    Diese drei Ebenen des Geistes - Weiße Erscheinung, Rote Zunahme, Schwarzes Nahes Erreichen - und der Geist des Klaren Lichtes sind die subtilsten Bewußtseinsebenen überhaupt. Sie werden auch die »vier Ebenen der Leere« genannt.

    Dankeschön. Das kommt bei mir auf die To-Do- bzw. Merkliste für später (wenn das hier nicht weiter ausgeführt werden soll). :)

    Im erwachten Herzen leuchtet jede Farbe. (Jack Kornfield)

  • Zitat

    Wenn ich meine, dass man da vielleicht noch eine Ebene tiefer ansetzen könnte in der Diskussion, dann muss ich halt einen weiteren Thread aufmachen.

    Ja, gute Idee, für Sachen die für sich gesehen in die Tiefe gehen sollen, jeweils einen neuen Thread aufzumachen.

    Zitat

    Dass Bewusstseinsaspekte als "Dinger" vorgestellt werden.

    Das Problem, dass etwas für das es ein Wort gibt, verdinglicht wird, ist ja nicht neu, und viele Begriffe aus den Belehrungen kann man einfach nicht für sich nehmen, ohne den Kontext. Zumal ja die tibetischen Begriffe, die als Übersetzungsvorlage dienen, auch noch je nach Tradition andere Bedeutungen haben können. Dann überträgt man etwas aus einer Sprache, die deutlich mehr aus dem Kontext ableitet als aus dem Wort selbst, die für geistige Eigenschaften und Prozesse ein eigenes ausdifferenziertes Vokabular hat, und hat in der Zielsprache nur 3-4 Worte zur Verfügung, die man verwenden kann, wie "Geist" "Bewusstsein" "Verstand". Da muss es ja zu Übertragungsfehlern kommen. Eigentlich dürften solche Sachen darüber hinaus nur von Menschen übersetzt werden, die die Sache schon verwirklicht haben. Die müssen also beide Sprachen fliessend beherrschen UND müssen lange praktiziert haben. Kein Wunder, dass in Tibet Marpa als grosser Held gefeiert wird.

  • Dankeschön. Das kommt bei mir auf die To-Do- bzw. Merkliste für später (wenn das hier nicht weiter ausgeführt werden soll). :)

    Das ist so etwas, wo ich das Gefühl habe, dass mich das in der alltäglichen Praxis nicht weiterbringt, wenn ich da zu sehr ins Detail gehe. Ich sag mal zum Skifahren ist es gut, wenn ich beim Schnee unterscheiden kann, ob er gefroren ist, Tiefschnee, Matsch oder Pulverschnee. Ein Lawinenfachmann muss mehr Details kennen, und die Inuit haben eine riesige Palette an Begriffen für Schnee, einfach weil sie sie im Alltag brauchen. Das ist nur eine persönliche Bemerkung, warum ich sowas hier ausfiltere. Aber auch da: wenn das vertieft werden soll, lohnt sich ein neues Thema. :)

  • Nochmal zur Verdinglichung. Wenn man ohne weitere Erklärung liest "Weisse Erscheinung, Rote Zunahme" usw. könnte man sagen: was haben die Farben in der Beschreibung von geistigen Eigenschaften zu suchen? Ein Gedanke ist doch nicht "weiss" oder "rot". Dazu muss man dann eben wissen, dass die Symbolik bei den Tibetern stark ausgeprägt ist und die Farben für bestimmte Eigenschaften stehen und nicht etwa für die Farbe des Lichts. Damit kann man dann aufschlüsseln, warum die Gottheiten, Buddhas und Bodhisattvas mit bestimmten Hautfarben dargestellt werden. Das ist ja nicht direkt dinglich gemeint. Also findet man gelb, wenn es um Reichtum, Vermehren usw. geht; rot wenn es um Leidenschaft, Zunahme usw. geht, schwarz oder schwarzblau wenn es um die Schützer geht. Dummerweise gibt es dann aber auch noch verschiedene Systeme der Farbzuordnung, so dass man auch da wieder wissen muss: aus welcher Schule stammt der Text. Man kann wenig einfach so für sich hernehmen, aber ich bin ein Fan von Texten und Erklärungen, die auf den Punkt kommen und in allgemein verständlicher Sprache das ausdrücken, worum es geht. Das geht natürlich nicht bei allen Themen.

  • Dankeschön. Das kommt bei mir auf die To-Do- bzw. Merkliste für später (wenn das hier nicht weiter ausgeführt werden soll). :)

    Das ist so etwas, wo ich das Gefühl habe, dass mich das in der alltäglichen Praxis nicht weiterbringt, wenn ich da zu sehr ins Detail gehe. Ich sag mal zum Skifahren ist es gut, wenn ich beim Schnee unterscheiden kann, ob er gefroren ist, Tiefschnee, Matsch oder Pulverschnee. Ein Lawinenfachmann muss mehr Details kennen, und die Inuit haben eine riesige Palette an Begriffen für Schnee, einfach weil sie sie im Alltag brauchen. Das ist nur eine persönliche Bemerkung, warum ich sowas hier ausfiltere. Aber auch da: wenn das vertieft werden soll, lohnt sich ein neues Thema. :)

    Da lese ich lieber erst mal wieder in dem Buch von Jack Kornfield weiter, das bei mir auf dem Tisch liegt. Daher "Merkliste für später" ;):)

    Im erwachten Herzen leuchtet jede Farbe. (Jack Kornfield)

  • Ja, gute Idee, für Sachen die für sich gesehen in die Tiefe gehen sollen, jeweils einen neuen Thread aufzumachen.

    Materie-Geist Dualismus ist für mich ein Thema was VOR Wiedergeburt verstanden werden sollte. Weil sonst wird die Vorstellung der Wiedergeburt naiv. Daher fänd ich Zitate aus diesen Kapieln des Buches unter extra-Überschrift schon gut.

    Aber Kilaya.... äh, ich bin nicht so schlau, dass ich in deinem Tempo neben der Arbeit mitkomme, nur mal als kurze Rückmeldung.... Also, Erklärungen so einfach wie es geht wären schon gut. Wobei mir klar ist, dass so richtig einfach eben nicht geht.;)


    Übrigens kannte ich den Begriff: Materie-Geist-Dualismus so noch nicht....ist klar, welche Ebene gemeint ist, eben die auf der ich gerne diskutiere. Aber den Begriff so kannte ich noch nicht.

    Ich stelle mir vor, dass es in diesen Kapiteln keine Schulen-Unterschiede tibetischer Schulen gibt. :? Ich hoffe mal. Dass das eben noch nicht das ist wo die tibetische Symbolik ins Spiel kommt? Sondern die allgemein-buddhistisch verständliche Ebene?