'Verzeihen' im Buddhadharma

  • Für mich passt verzeihen nicht zu dem bisher verinnerlichten.

    Hallo Lucy,


    könntest Du Deinen Standpunkt noch etwas ausführlicher schildern?

    Mich interessiert dieses Thema sehr.

    Danke.


    Liebe Grüße Schneelöwin

    Liebe Grüße Schneelöwin


    Ein Geist, der an eine Idee gebunden ist, an ein Konzept, an eine Wertvorstellung macht Handlung immer korrupt. Wenn man an einen Glauben gebunden ist, wird die eigene Handlungsweise glaubensgemäß und daher korrupt sein. Wenn man nach seinem eigenen Erfahrungswissen handelt, wird die Begrenztheit des Wissens die Handlung immer korrupt sein lassen.

    Jiddu Krishnamurti




  • Zitat

    «Ein Vergehn hat mich, o Herr, überkommen, wie einen Toren, wie einen Irren, wie einen Mißratenen, der ich über den Erhabenen so geredet hatte! So möge mich, o Herr, der Erhabene das Vergehn als Vergehn bekennen lassen, um in Zukunft an mich zu halten.»

    «In der Tat hat dich, Nigrodho, ein Vergehen überkommen, wie einen Toren, wie einen Irren, wie einen Mißratenen, da du so über mich geredet.

    Weil du aber nun, Nigrodho, das Vergehen als Vergehen eingesehen und nach Gebühr bekannt hast, erkennen wir das von dir an. Denn ein Fortschritt ist es, Nigrodho, im Orden des Heiligen, ein Vergehen als Vergehen einzusehen, nach Gebühr zu bekennen, in Zukunft an sich zu halten.

  • @Lucy, arbeitet nicht gerade das entwickeln von Mitgefühl mit verzeihen? Als Beispiel Tonglen, da stellst du dir ja auch deine "Feinde" vor. Am Anfang hat man da noch Probleme, später ist es natürlich sie auch mit einzubeziehen. Ich denke Mitgefühl entwickeln hat automatisch auch verzeihen im Gepäck.

  • Ja, Mukti. Wenn wir leerheit verstanden haben gibt es nichts zu verzeihen, die Dinge passieren - kein ich, kein du, kein Groll auf dich, weil 'du' 'mir' etwas getan hast.


    Ellviral, verzeihen aus der westlichen alten denke hieß für mich eher: du hast mir unrecht getan, wenn möglich verzeihe ich es dir: ich stelle die beziehungsebene wieder her, edit: ICH bin wieder gut mit DIR mit Glück verzeihe ich auch tatsächlich im inneren.

    Verzeihen ist für mich jemanden eine Handlung vergeben. Nicht vergessen, Ich verzeihe jemanden wenn er einen Fehler bekennt, nicht wenn er sich entschuldigt. Verzeihen kann ich sehr schnell wenn jemand sagt das seine Tat im Leid erzeugt und er mir dieses daran leiden bekennt. Sagt da jemand nur "Entschuldigung" verzeihe ich ihm nicht, dieses, sein nicht leiden, merke ich mir und wenn das öfter geschieht gehe ich auf Abstand. Lebenserfahrung nix mit Buddhismus.

  • @Nuovo, Tonglen ist ein wunderbares Mittel gegen unser Ego.


    Was für mich am ehesten dem 'verzeihen' entspricht, schrieb ich an Mukti oben: die Tat kann ich ablehnen, nicht den Täter.


    Was heißt verzeihen für dich?

    Verzeihen heißt für mich den Täter verstehen. Zu erkennen warum jemand auf bestimmte Weise handelt. Oft hat es damit zu tun, dass mir jemand schadet aus Störgefühlen heraus. Wenn ich es erkenne kann ich das dann bei ihm lassen kann. Manchmal ist es aber gar nicht persönlich. Einem Dieb z.b. ist ja egal wer du bist.


    Als Beispiel für gegen mich gerichtete Störgefühle: vor einiger Zeit habe ich in einem Pflegeheim gearbeitet. Dort hat meine direkte Vorgesetzte immer gegen mich gearbeitet. Das waren Kleinigkeiten, aber es war anstrengend. Dann fand ich heraus, dass sie keine Kinder bekommen kann und ihre Arbeit hasst und noch einige andere Probleme hatte. Ich war irgendwie ihr Ventil für all ihre Störgefühle. Das konnte ich dann so stehen lassen. Gekündigt habe ich trotzdem. Das ist in etwa was du meinst mit "die Tat ablehnen, nicht den Täter" denke ich. :?


    Ein Beispiel für nicht persönliches schädliches Handeln und einen wunderbaren Umgang damit:

    Einer meiner Lehrer, Tenga Rinpoche, wurde am Flughafen beklaut. Der Dieb rannte mit seinem Koffer davon und Tenga Rinpoche mit wehenden roben hinterher. Er rief die ganze Zeit:"Ich Schenk sie dir! Ich Schenk sie dir! Ich Schenk sie dir!" Das war verzeihen auf Mitgefühlsebene in Reinform. :)


    Aber bei beidem würde ich eben sagen, dass man Mitgefühl benötigt um zu verzeihen. Empathie hilft die Dinge nicht so persönlich zu nehmen.

    • Offizieller Beitrag

    Verzeihen ist von der ursprünglichen Wortbedeutung das Gegenteil des Wortes "zeihen", was so sowas wie "anklagen" bedeutet.

    ("Ich zeihe dich der Lüge") Und da ist es im Buddhismus ja klar, dass das dieses innere beschuldigen und anklagen, besser seien lässt. Das fällt im Buddhismus häufig unter das Abstehen von Wut (Geduld).


    Auf der andere Seite interpretieren viele Leute "verzeihen" so, dass sie sich darunter einen Zustand der Versöhnung vorstellen, in dem "alles wieder gut" wird. Wo man dann z.B das vegeisst, was zwischen einem vorgefallen ist, und die alte harmonische Beziehung wieder aufnimmt.


    Während ersteres "Verzeihen" fast immer sinnvoll ist, ist die Vorstellung zerbrochene zwischenmenschliche Beziehungen liesen sich "ungeschen" machen, oft naiv.

  • Noreply und was heißt genau: du verzeihst jemandem?

    Eine Handlung die jemand begangen hat, die mich trifft, an der er leidet und mir dieses Leiden bekennt. "Es tut mir Leid." ist echter als ein "Entschuldigung" ohne Anteilnahme. Ich bekenne mein Empfinden und nehme durch mein Bekennen das Leid von ihm und teile es. Dabei wird das nicht Ungeschehen machen klar. Die Tat hat die Wirkung und die Tat und ihr Folgen können nicht entschuldigt werden, nur verziehen. Das ist das Bekennen. Doch müssen die Folgen der Tat nach den Regeln der Gesetze geahndet werden. Die Strafe hat nichts mit meinem Verzeihen zu tun.

    Ich kann alles verzeihen aber nichts Entschuldigen. Sag mir derjenige nicht das es ihm "leiden macht" verzeihe ich auch nicht.

  • Ja, Mukti. Wenn wir leerheit verstanden haben gibt es nichts zu verzeihen, die Dinge passieren - kein ich, kein du, kein Groll auf dich, weil 'du' 'mir' etwas getan hast.


    Ellviral, verzeihen aus der westlichen alten denke hieß für mich eher: du hast mir unrecht getan, wenn möglich verzeihe ich es dir: ich stelle die beziehungsebene wieder her, edit: ICH bin wieder gut mit DIR mit Glück verzeihe ich auch tatsächlich im inneren.

    glaub du bist hier an einem generellen Knackpunkt dran. Es ist dabei egal, ob es um Verzeihen geht oder irgendeine andere ethische Handlung. Wenn man es schafft, kein "ich" und kein "du" zu erleben, dann sollte es auf jeden Fall von außen so aussehen, als ob es "jemanden" gibt, der einem "anderen" verzeiht. Sonst kommt man in die Gefahr, zu denken: Aaaaales leer, ( als Vajrayani: "ich bin auf Dzogchen Ebene") und dann geht die Ethik flöten. Im schlimmsten Fall ist man ein Guru und andere müssen das eigene Verhalten als "Crazy Lama" Verhalten erklären. Soll ja so schon passiert sein ;) Wenn man kein Guru ist, hat man es besser und wird schnell damit konfrontiert dass es ein Problem gibt.


    Ich will dir hiermit nichts unterstellen, mir ist schon klar, dass du nur auf gedanklicher Ebene grade an diesem Punkt bist. Also es ist einfach so, wenn man auf höchster Eben praktiziert dann sollte man trotzdem die normale buddhistische Ethik bedenken. Dazu gibt es auch so einen Merkspruch, ich habe vergessen, von wem der ist und wie er genau geht. Irgendwie so ungefähr: "Bewusstsein weiter als der Raum, Verhalten feiner als das Mehl."


    Oder meintest du es so, dass im Inneren eben kein Groll ist, weil keiner da ist dem was getan wurde und man dann beim Handeln eben doch auf die Ebene geht: "Ich" verzeihe dir?

    Ich merke grade ich habe vielleicht nicht so ganz verstanden an welchem Punkt du selbst denkst, auf jeden Fall kam ja das Stichwort Leerheit, :grinsen: also lieg ich hoffentlich nicht ganz daneben mit meinem Post.

  • @Lucy, arbeitet nicht gerade das entwickeln von Mitgefühl mit verzeihen? Als Beispiel Tonglen, da stellst du dir ja auch deine "Feinde" vor. Am Anfang hat man da noch Probleme, später ist es natürlich sie auch mit einzubeziehen. Ich denke Mitgefühl entwickeln hat automatisch auch verzeihen im Gepäck.

    seh ich auch so.

    • Offizieller Beitrag

    Das Thema Verzeiehn hat man ja auch gegenüber sich selbst. Auch in mir selber finde ich ja Sachen, wo ich dauernd daran drumkritteln könnte.


    Verzeihen ist da dann keine Tat sondern ein Entsagen von einer Tat. Ein Zurückstehen wo man sagt, ich könnte jetzt rumkritisieren und negativ sehen, aber ich tue es nicht, sondern lasse das mal wie es ist.

  • "Verzeihen" ist ein Begriff mit sehr deutlich christlichen Konnotationen. Er basiert vor allem auf dem Begriff Schuld; Verzeihung ist ein Schuldenerlass, der die Beziehung zwischen zwei Menschen oder zwischen Mensch und Gott auf eine neue, 'schuldenfreie' Basis stellt. Paradigma ist die Vergebung der menschlichen Schuld gegenüber Gott, vermittelt durch den Opfertod des Messias als Buße. Entsprechend soll Verzeihung / Vergebung die Ekklesia (Kirche als geistliche Gemeinschaft) befrieden. Vgl. das christliche Glaubensbekenntnis - "vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern". Die (heute) positive Bewertung von Verzeihung auch im profanen Bereich gründet auf diesem christlichen Gedanken, sie verdrängte allmählich die positive ethische Bewertung der Vergeltung. Dass diese letztere, positive Bewertung noch existiert und dementsprechend auch sozialen Erwartungsdruck auf Menschen ausübt, sieht man insbesondere in Kulturen, in denen sich das Prinzip der Blutrache gehalten hat.


    Mit dem Buddhadharma hat das alles jedenfalls herzlich wenig zu tun. Die Vorstellung von Schuldbeziehungen zwischen Wesen beruht auf auf einer atman-Sicht. Der Buddhadharma hingegen lehrt: es gibt die Tat, doch nicht den Täter - mithin auch keinen Schuldner als feste, bleibende Identität, dem man irgendetwas verzeihen könnte und keinen Gläubiger als bestehenbleibende Identität, der etwas verzeihen oder vergeben könnte.


    Die soziale Ethik des Buddhadharma beruht nicht auf Ideen von Schuld und Verzeihung, sondern auf der von Buddha empfohlenen Kultivierung der Geisteshaltung von maitri, karuṇa, muditā und upekṣa. Diese Geisteshaltung lässt irrige Vorstellungen wie Schuld und Vergebung (oder Sühne) gar nicht erst aufsteigen. Vergeltung hingegen bewirkt das willentliche Tun (karma) selbst - dazu bedarf es keines Schuldeneintreibers und diese karmische Vergeltung kann auch durch keinen Akt eines Anderen - Verzeihung oder Vergebung - aufgehoben werden. Letzteres ist nur eine schöne, aber völlig irrationale Illusion. Was nicht bedeutet, dass Verzeihung für Wesen mit atman-Sicht keine hilfreiche, heilsame Illusion sein kann. Ein upāya, das allerdings nur gegen das Geistesgift Hass wirksam ist, nicht gegen das der Verblendung.


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  • Der Punkt von Sudhana ist mitunter der wichtigste überhaupt meiner Meinung nach. Und zwar das maitri, karuṇa, muditā und upekṣa generell die Beziehung zu Menschen verändert. Es ist Fakt, das wenn ich lächle, mir andere auch mit einem lächeln begegnen und mann definitiv weniger oft in Situationen gerät, die Konflikte erzeugen. Das ist für mich das A und O. Durch den Lebensweg den man an ethischen Richtlinien ausrichtet, wird man auch gelassener, und man nimmt Dinge lockerer. Somit fällt es auch leichter mit vielen Situationen umzugehen.


    Was das Verzeihen angeht bin ich aber skeptisch. Es kommt immer auf dem Schweregrad der Handlung an, die einem zugefügt wurde.

    Für mich gilt manchmal der Merksatz gemäß einem Zitat: "Verzeihen gibt es nicht, man kann sich nur schlecht daran erinnern".

    :buddha: Es geht immer darum, sich in die Unannehmlichkeiten des Lebens hineinzulehnen und sich diese ganz genau anzuschauen. :buddha:

  • … denn

    Zitat

    "Wer an die Leerheit glaubt, ist unheilbar." sagte Nâgârjuna

    Liebe mkha, könntest du auch sagen, wo das bei Nagarjuna steht? Ich habe diesen Satz bei Aryadeva nicht gefunden. Man kann das natürlich ableiten, aber so explizit steht es nicht da. Und man weiß nie, wo man das, was man gesagt hat, belegen muss...

  • In der Regel funktionieren Menschen nicht auf der "buddhistischen Erleuchtungsebene". Wem es gelingt die Dinge so zu sehen, und zwar immer und ausnahmslos – Chapeau!


    In der Regel pflegen Menschen aber Beziehungen. Und diese werden mehr oder weniger stark gestört bis zerstört, wenn man jemandem "was antut". Von mir aus mag man das "konventionelle Ebene nennen". Von daher ist in meinen Augen, nach meinem Beobachten, nach meiner Erfahrung das Verzeihen und die Bitte um Verzeihung ein essentielles Mittel, um Beziehungen wieder zu heilen oder zumindest eine Heilung in Gang zu bringen. Unter "Beziehung" rechne ich jedes Verhältnis zu seinem Mitmenschen, nicht nur eine enge.

    Verzeihen wirkt schmerzlindernd, öffnet das Tor zum Verstehen und zum Gegenüber. Es macht milde und weise. Wird jemandem Verzeihung gewährt, so kann dies die Initialzündung zu einer Wandlung werden. Verzeihen und um Verzeihung bitten ist Mitgefühl. Dadurch kann man sich wieder auf Augenhöhe begegnen.


    Ich muss gestehen, ob das nun buddhistisch ist oder nicht, ist mir egal. Die "buddhistische" Variante ist mir auch noch nie begegnet.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

    Einmal editiert, zuletzt von Doris ()

  • śūnyatā sarvadṛṣṭīnāṃ proktā niḥsaraṇaṃ jinaiḥ
    yeṣāṃ tu śūnyatādṛṣṭis tān asādhyān babhāṣire
    Die Leerheit wurde von den Siegreichen [= Buddhas] als Zurückweisung jeglicher Ansicht gelehrt
    Diejenigen aber, für welche die Leerheit eine Ansicht ist, die wurden für unheilbar erklärt.
    (Mūlamādhyamakakārikā 13.8, Übersetzung Brosamer / Back)
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  • śūnyatā sarvadṛṣṭīnāṃ proktā niḥsaraṇaṃ jinaiḥ
    yeṣāṃ tu śūnyatādṛṣṭis tān asādhyān babhāṣire
    Die Leerheit wurde von den Siegreichen [= Buddhas] als Zurückweisung jeglicher Ansicht gelehrt
    Diejenigen aber, für welche die Leerheit eine Ansicht ist, die wurden für unheilbar erklärt.
    (Mūlamādhyamakakārikā 13.8, Übersetzung Brosamer / Back)
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    dank dir! Ich merke mir dann mal den Buch-Titel :grinsen:

  • In der Regeln funktionieren Menschen nicht auf der "buddhistischen Erleuchtungsebene". Wem es gelingt die Dinge so zu sehen, und zwar immer und ausnahmslos – Chapeau!


    In der Regel pflegen Menschen aber Beziehungen. Und diese werden mehr oder weniger stark gestört bis zerstört, wenn man jemandem "was antut". Von mir aus mag man das "konventionelle Ebene nennen". Von daher ist in meinen Augen, nach meinem Beobachten, nach meiner Erfahrung das Verzeihen und die Bitte um Verzeihung ein essentielles Mittel, um Beziehungen wieder zu heilen oder zumindest eine Heilung in Gang zu bringen. Unter "Beziehung" rechne ich jedes Verhältnis zu seinem Mitmenschen, nicht nur eine enge.

    Verzeihen wirkt schmerzlindernd, öffnet das Tor zum Verstehen und zum Gegenüber. Es macht milde und weise. Wird jemandem Verzeihung gewährt, so kann dies die Initialzündung zu einer Wandlung werden. Verzeihen und um Verzeihung bitten ist Mitgefühl. Dadurch kann man sich wieder auf Augenhöhe begegnen.


    Ich muss gestehen, ob das nun buddhistisch ist oder nicht, ist mir egal. Die "buddhistische" Variante ist mir auch noch nie begegnet.

    Ja, aber was bedeutet Verzeihen laut dir Doris?


    Verzeihen kommt zu Stande weil man die ganze Angelegenheit nicht mehr so ernst nimmt weil; 1. soviel Zeit vergangen ist, Zeit heilt Wunden oder 2. man ein klärendes Gespräch mit der verursachenden Person führt und deswegen zu einer für beide akzeptierbaren Situation kommt.

    :buddha: Es geht immer darum, sich in die Unannehmlichkeiten des Lebens hineinzulehnen und sich diese ganz genau anzuschauen. :buddha:

  • Eine Handlung die jemand begangen hat, die mich trifft, an der er leidet und mir dieses Leiden bekennt. "Es tut mir Leid." ist echter als ein "Entschuldigung" ohne Anteilnahme. Ich bekenne mein Empfinden und nehme durch mein Bekennen das Leid von ihm und teile es. Dabei wird das nicht Ungeschehen machen klar. Die Tat hat die Wirkung und die Tat und ihr Folgen können nicht entschuldigt werden, nur verziehen. Das ist das Bekennen. Doch müssen die Folgen der Tat nach den Regeln der Gesetze geahndet werden. Die Strafe hat nichts mit meinem Verzeihen zu tun.

    Ich kann alles verzeihen aber nichts Entschuldigen. Sag mir derjenige nicht das es ihm "leiden macht" verzeihe ich auch nicht.

    danke Helmut. Verstehe ich. Wie verzeihst du (oder auch nicht), wenn der andere nicht darum bittet?

    Zuhören, Mitfühlen, mitleiden, den Alltag wieder aufnehmen, mitfühlen.

  • Ich merke mir dann mal den Buch-Titel :grinsen:

    OT: Grundsätzlich ist es empfehlenswert, ein Studium Aryadevas auf den Mūlamādhyamakakārikā aufzubauen - das ist die Suppe, die Aryadeva lediglich ein wenig nachgewürzt hat. Die Übersetzung Brosamer / Back (ISBN 3447052503) hat nicht nur den Vorteil, auf Deutsch zu sein - es ist überhaupt eine hervorragende und hilfreich kommentierte Übersetzung. Auf jeden Fall die beste in deutscher Sprache erhältliche.


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    OM MONEY PAYME HUNG

  • Ich merke mir dann mal den Buch-Titel :grinsen:

    OT: Grundsätzlich ist es empfehlenswert, ein Studium Aryadevas auf den Mūlamādhyamakakārikā aufzubauen - das ist die Suppe, die Aryadeva lediglich ein wenig nachgewürzt hat. Die Übersetzung Brosamer / Back (ISBN 3447052503) hat nicht nur den Vorteil, auf Deutsch zu sein - es ist überhaupt eine hervorragende und hilfreich kommentierte Übersetzung. Auf jeden Fall die beste in deutscher Sprache erhältliche.


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    OT weiter: denke nicht, dass ich auf dem Level bin unterscheiden zu können, was ein wenig Würze von Aryadeva ist. Grob gesehen, also aus meiner Perspektive ist es erst mal das gleiche.

    Bin auf einen tibetisch-Buddhistischen Meister angewiesen, welcher sich für Aryadeva entschieden hat. Ganz alleine studieren ist ein wenig schwierig für mich. Schön wär ja ein Mahayana-Unterforum hier im Forum. @kilaya 

    Einmal editiert, zuletzt von Adrenaline ()

  • In der Regeln funktionieren Menschen nicht auf der "buddhistischen Erleuchtungsebene". Wem es gelingt die Dinge so zu sehen, und zwar immer und ausnahmslos – Chapeau!

    Danke, danke, danke, Doris! :like: Ich dachte schon, ich wäre der einzige... :)


    Leider sind die erleuchteten Momente bei mir noch sehr rar gesät, so dass mich Handlungen anderer durchaus beeinträchtigen können.


    Ich sehe verzeihen durchaus erst mal egoistisch:

    Rein praktisch bedeutet "verzeihen" für mich vor allem, mich selbst von der Last meines Ärgers und meines Grolls zu befreien.

    "Möge ich frei sein von Ärger und Groll, von Leiden und Schmerz..."


    Es gibt wenige Dinge, die mich so belasten, wie konservierte Wut auf Vergangenes. Wenn ich die los lasse, dann profitiere ich und meine ganze Umgebung davon.


    Das schließt nicht aus, zu tun, was sonst noch zu tun ist: Die Beziehung zu beenden, zu vertiefen, oder auf einen neue Basis zu stellen. Mitzuteilen, was mich bewegt. Mein eigenes Verhalten zu ändern, um nicht wieder in so eine Situation zu kommen,...


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Verzeihen bedeutet zu erkennen, dass der Andere die gleiche arme Sau ist wie man selber. Man erkennt, dass der destruktive Kreislauf nur durchbrochen wird, indem man seine Verletzungen überwindet– nicht weil es nicht mehr weh tut, sondern weil man erkennt, dass es nicht besser wird, wenn man sie perpetuiert. Es bedeutet, dass man erkannt hat, dass Verletzung immer ein Ergebnis von Verletzung ist. Man erkennt, dass sich der Andere durch seine Tat auch selbst verletzt hat. Dass er eigentlich meist gar nicht einen selbst meint: Die Tat wird nicht mehr persönlich auf sich selbst bezogen. Der Verzeihende übernimmt Verantwortung für seinen Schmerz. Und vieles mehr.
    Verzeihung findet meist mitten im Schmerz statt. Sie ist unabhängig von der Einsicht des Anderen. Umgekehrt gilt das auch für denjenigen, der um Verzeihung bittet: Er kann sich der Verzeihung nicht gewiss sein.


    Nur ein paar schnelle Beispiele aus dem Netz:


    https://www.focus.de/familie/p…verziehen_id_7352935.html


    https://rtlnext.rtl.de/cms/usa…gerichtssaal-4132546.html


    https://www.bunte.de/stars/jen…-ihrer-familie-41718.html


    https://www.swp.de/suedwesten/…hres-sohnes-19250435.html


    https://www.n-tv.de/ticker/Jun…rafe-article12680361.html

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.