Perspektiven: Buddismus und Wissenschaft, Konventionelle und "Absolute" Sicht

  • Anlass dieses Threads ist das folgende Zitat aus dem tib. Subforum, und da es sich um eines von allgemeinem Interesse handelt, habe ich es hierher kopiert.

    Zunächst im Zusammenhang, darunter gehe ich auf einzelne Punkte ein:


    Da hier von "dem (Fehl-)Verständnis einer objektiven, von einem selbst abgetrennten Realität, "in der" sich die Wesen befänden, also dem grundsätzlichen Verständnis der Naturwissenschaften" die Rede ist, würde ich gern die anwesenden Naturwissenschaftler fragen, ob das denn wirklich ihr Verständnis ist, oder ob sich nicht eher um ein Missverständnis handelt, das sich zwar in Kreisen außerhalb der Naturwissenschaft eingebürgert hat, aber mit der Wissenschaftswirklichkeit kaum etwas zu tun hat.


    Selbst Naturwissenschaftler, lange in universitärer Forschung und Lehre tätig, zunächst meine Sicht der Dinge, die sich allerdings wesentlich auf die Zeit vor der durchgängigen Einführung von Bachelor/Master-Studiengänge auch in Naturwissenschaften beschränkt:

    Jeder Student der Naturwissenschaften muss schon im Grundstudium begreifen, dass er mit dem Versuchsobjekt interagiert, was zwingend bedeutet, dass er es eben nicht mit etwas Abgetrennten zu tun hat, sonst könnte er die Untersuchung überhaupt nicht durchführen und dass er in dieser Interaktion auch das zu untersuchende System beeinflusst. Die Art und Weise der Beeinflussung ist bei jedem Experiment unverzichtbar zu diskutieren, das beginnt schon bei der Planung, setzt sich über die Protokollierung bei Durchführung und noch einmal bei der Auswertung und Publikation fort. Und ist dann regelmäßig Ausgangspunkt von Kritik und Diskussion durch die Community - was ein wesentlicher Teil des Prozesses "Wissenschaft" ist, wie wesentlich, merkt man eigentlich erst, falls und wenn man nach dem Studium selbst Teil davon wird.

    Jede gute Vorlesung und jedes gute Seminar schon im Grundlagenstudium kann gar nicht anders, die jeweilige Thematik zum guten Teil auch wissenschaftshistorisch darzustellen, also auch mit ihren Irrungen und Wirrungen, und die Gründe dafür deutlich zu machen. Wissenschaft basiert eben nicht nur darauf, das iwer immer wieder neue Fragen aufwirft und neue Untersuchungsmethoden dafür vorschlägt und realisiert, sondern auch darauf, dass die vorherigen Generationen immer wieder Fehler gemacht und/oder nicht zu Ende gedacht hatten.

    Das wird im Fachstudium noch einmal vertieft, man muss es als praktische Fähigkeit in eigener experimenteller Arbeit nachweisen können, für diejenigen, die später überwiegen "theoretisch" arbeiten wollen, müssen nicht nur in der Lage sein, die Ergebnisse der Kollegen von der experimentellen Seite zu deuten, sondern auch die Bedeutung, Grenzen und Interpretierbarkeit der von ihnen verwendeten Methoden aus den formalen Wissenschaften (Mathematik und abgeleitete Disziplinen) beachten.

    In diesem Sinne ist Naturwissenschaft immer ein zutiefst praktisches Unterfangen, ihre Ergebnisse sind praktischer Natur, nicht "objektiver" Natur.

    Was bedeutet "praktischer Natur"? Daß die Ergebnisse unter Beachtung der definierten Randbedingungen, also nur innerhalb eines definierten Gültigkeitsbereiches (also nicht etwa "absolut", nicht unter jeden Umständen) beliebig wiederholbar sind. Erst dann können sie auch in den Ingenieurwissenschaften verwendet werden, worauf es letztlich immer hinausläuft. Alles was aktuell nicht in dieser praktischen Weise verwertet werden kann, bleibt, soweit aussichtsvoll, im Diskussionsprozess, manches geht aber auch aussortiert auf Halde, vllt für alle Ewigkeit, oder wird später unter einem neuen Blickwinkel wieder herausgekramt.

    Von "Objektivität" und Ähnlichem ist immer erst dann die Rede, wenn sich entweder Philosophen oder schlimmer, Ideologen, oder philosophierende und/oder sich ihrer Weltanschauung verschriebene Naturwissenschafter artfremd zu naturwissenschaftlichen Fragestellungen äußern. Und in ihrem Gefolge dann die Medien usw.. Aber das ist ein Prozess außerhalb der Naturwissenschaften von Leuten, die entweder nie selbst Naturwissenschaft betrieben haben, oder sich mit ihren philosophisch-weltanschaulichen Ideen aus dem unmittelbaren Betrieb der Naturwissenschaften verabschiedet haben.

    Es ist wichtig zu verstehen, dass dies unterschiedliche Prozesse sind, die zwar Berührungspunkte aufweisen, die sich unter bestimmten Bedingungen auch gegenseitig befruchten können, dabei allerdings ihren jeweils eigentümlichen Bewegungsmustern folgen.


    Zitat

    (mit ...) dem grundsätzlichen Verständnis der Naturwissenschaften, nur zeigen lässt, dass "Karma" im besten Fall etwas wäre, was sich lediglich zwischen den Wesen "fortsetzt", eine Art "Energie" wäre, die relativ zufällig durch die Wesen hindurchwirkt.


    "Karma" ist nicht Gegenstand von Naturwissenschaft, und wer da seine Hausaufgaben gemacht hat, kommt auch nicht auf die Idee, darauf andere Denkmuster als philosophische oder religiöse oder solche aus den historischen oder linguistischen Wissenschaften anzuwenden.

    "Zufall" ist auch keine naturwissenschaftliche Kategorie, schon ganz einfach deshalb, weil Naturwissenschaft axiomatisch voraussetzt, dass nichts ohne Bedingung ist, und eine dieser Bedingungen ist, wie oben ausgeführt, der Untersuchende selbst.


    Wenn also die Frage aufkommt, was "Karma" (als Begriff) bedeutet und wie das wirkt, was er beschreibt, dann kann man die Frage nur im Rahmen des religiösen u/o philosophischen Systems beantworten, in dem der Begriff geprägt, abgewandelter oder fortgeschriebener Bestandteil ist.

    Hier also zunächst unterschiedlich in buddhistischen, jainistischen, und brahmanistischen Systemen. Dann unter dem Gesichtspunkt, dass jeder Begriff auch immer eine historische Dimension hat und man nicht davon ausgehen kann, dass er zu allen Zeiten und Orten die gleichen Inhalt repräsentiert.

    Deshalb ist es unerläßlich den Bezugspunkt anzugeben unter dem man diese Betrachtung durchführt, z.B. "Suttapitaka X##", oder "Abhidhamma (Schule XYZ)" , "Mahayana-Sutra 'iwas'", "Belehrung/Kommentar von .... im Rahmen von..."

    Man wird da Übereinstimmungen und Unterschiede erkennen, man wird womöglich eine historische Entwicklung feststellen können, vielleicht findet man auch Gründe unterschiedlicher Natur für diese Begriffsentwicklung.

    Klar sollte dabei sein, und das ist nun ganz und gar "Buddhadharma"-Sicht, dass es sich zunächst nur um eine Begriff handelt, der modellhaft einen Ausschnitt (etwas gedanklich Isoliertes) der Wirklichkeit beschreibt, also nichts "an sich", das auch genau so isoliert in Wirklichkeit existiert. Wenn diesem oder einem anderen Begriff irgendeine "Wahrheit" (besser: "Gültigkeit") zugeschrieben werden kann, dann ist diese rein konventioneller Natur, zu dem auch ein konventionell definierter Gültigkeitsbereich gehört, man könnte sagen, je nach Güte der Abbildung von Wirklichkeit auch praktischer Natur, aber weder "objektiver" noch "absoluter" Natur.


    Hm, also an dieser Stelle fällt nun auf, dass es gewisse Parallelen zwischen naturwissenschaftlichem und "buddhistischem" Denken gibt, sie betreffen das praktische Denken, das immer ein Denken in Konventionen ist (außerhalb von Konventionen gibt es überhaupt kein denken) , aber zugleich (hoffentlich) vollkommen bewußt, dass es sich dabei um Konventionen handelt, die jeweils nur bestimmte Gültigkeitsbereiche haben.


    Zitat

    Es ist mir absolut unverständlich, wie angesichts schon der ersten Lehrrede der Mittleren Sammlung diese Perspektive der Betrachtung

    (Annahme einer von einem Selbst abgetrennten Realität, "in der" sich die anderen Wesen befänden. Und weiterhin die Annahme, dass aufgrund dieser nicht wertend!: kognitiv ignoranten Sicht irgendwie die Aussagen des Buddhas ernstlich angegriffen werden könnten.)

    aufrechterhalten werden kann.


    "Wesen" ist auch nur ein begriffliches Modell für wandelnde Sack mit einem Haufen Gebein, Gedärmen und anhängender Organen, darauf angewiesen, sich Stoffe mit verwertbarem Energiegehalt reinzuschaufeln, und Nichtverwertetes wieder auszuscheiden, nichtstoffliche Signale von der Außenwelt zu rezipieren und zu verarbeiten, auch diese in verarbeiteter Form unterschiedlicher Güte wieder auszuscheiden - was dann "Denken" und "Kommunizieren" genannt wird. All das ist für diese Art lebensnotwendig, funktioniert aber nur prinzipiell und keineswegs optimal, was Ausgangspunkt unzähliger Missverständnisse dieser Wesen über ihre eigene Natur und über ihrer Beziehungen zur Welt ausserhalb ihrer Sackhaut führt. Und diese Diskrepanz empfinden sie als schmerzlich, was sie dann "Leiden" nennen.

    Anders gesagt, mit so einer Sackhaut, aber jeweils mit verschiedenem Dekor ausgestattet oder hinzugefügt, wähnt man sich abgeschieden, isoliert und getrennt, ist aber tatsächlich abhängig und verbunden, durch und durch. Das wäre dann der Unterschied in den Betrachtungsweisen von "Wesen" und der daraus folgenden unterschiedlichen Handlungen, je nach Einsichtsgrad entweder als "Unkundiger", "Geschulter", "Arahant" oder "Tathāgata", wie in M1 dargelegt.

    Deshalb ist auch auch sofort evident, dass wenn der Begriff "Karma" überhaupt sinnvoll angewendet werden soll, man nicht umhinkommt klarzustellen, was er in Hinblick auf dieses nichtisolierte Dasein der Wesen bedeutet.


    Zitat

    Es braucht diesen grundsätzlichen Perspektivenwechsel.

    Sicher, nicht nur das, sondern auch andere Handlungen praktischer Natur, wie sie nur aus einer Perspektive erwachsen können, die selbst praktischer Natur ist.

    Einmal editiert, zuletzt von Moosgarten () aus folgendem Grund: Präzisierung, Schreibung

  • pops:

    Was muss man sich eine Mühe machen heutzutage, um die Leute dazu zu bringen, sich vielleicht ernstlicher damit auseinanderzusetzen, es ist unglaublich, wie verbohrt und verhaft da geschaut wird.

    Nach aller meiner Erfahrung sind gerade Wissenschaftler und ganz besonders Naturwissenschaftler die ersten, die bereit sind zuzugeben, daß sie etwas nicht wissen und die Methode der Peer-Review trägt zu einer gewissen Demut gegenüber der Vorstellung der eigenen Unfehlbarkeit bei.


    Zwei der wirklich zentralen und oft nicht verstandenen Ergebnisse der Wissenschaft des letzten Jahrhunderts, die Unschärferelation Heisenbergs und die Gödelschen Unvollständigkeitssätze machen jedem, der gelernt hat in wissenschaftlichen Kategorien zu denken klar, daß man eben nicht alles wissen kann..


    Verbortes und Verhaftetes Denken sehe ich viel häufiger bei den Religiösen, die nicht wagen, die Autorität einer heiligen Schrift oder eines Meisters ansatzweise zu hinterfragen.

  • Aus konkret welchen Dalai Lama Zitaten leitet ihr ab, dass er aus der einer an-sich-bestehenden Realität eine Bewertung über den letzten Wahrheitsgehalt der Lehre machen würde? :?

    Oder aus welchen Zitaten eines anderen Autors? Oder geht es nur um einen User, der das so ableiten würde, eurer Meinung nach?:?


    Aus welchen buddhistischen Schriften bezieht ihr, dass es "relativ zufällige" Wirkungen gibt? Das heißt doch, dass das Karma bei solchen Wirkungen "ausfallen" würde?

  • Das heißt du beziehst dich darauf, was pops glaubt, dass andere Leute denken würden.


    Wer genau die Leute sind, weiß aber keiner denn pops sagt ja nur, dass "eine grundsätzliche Sturheit besteht.....in dem dieses und jenes gedacht wird." WER genau das denkt, steht ja nicht da. Also beziehst du dich auf das, was pops glaubt, dass IRGENDWER denken würde?


    Vielleicht kann man an dieser Stelle mal die ganzen Leute aus dem Spiel lassen und einfach feststellen, dass es absurd wäre, aus der Betrachtung der konventionellen Realität mithilfe des konventionellen Geistes etwas abzuleiten, was Wahrheiten der absoluten Ebene sein sollten.


    Alephant im Sinne meines letzten Satzes stimme ich deiner Meinung zu.

    Einmal editiert, zuletzt von Adrenaline ()

    • Offizieller Beitrag

    Ich gebe die bei deinen Aussagen zur Wissenscahft hndertprozentig recht. Der Sinn von Wissenschaft ist es, Wissen zu schaffen, also zu Aussagen zu kommen, die unabhängig von der jeweiligen Person, die den Sachverhalt untersucht, Gültigkeit beanspruchen kann. Von daher ergibt, dass man bei der Untessuchung dazu angehalten, ist rein subjektives Aussen vor zu halten. Diese Unterscheidung ist aber rein methodisch und es ergibt sich dadurch überhaupt keine grundsätzliche oder absolute Trennung von Untersuchendem und Untersuchten. Ich kann lustig meine eigene DNA analysieren, meine Haut beobachten, meine Hormonwerte bestimmen, mit lokaaler Betäubung meinen eignen Arm operieren - also lauter Sachen machen bei denen Untesruchungsgegenstand und Untersuchnder tief verbunden sind, ohne daß das wissenschaftlich gesehen irgendein Problem wäre.

    Moosgarten:

    Da hier von "dem (Fehl-)Verständnis einer objektiven, von einem selbst abgetrennten Realität, "in der" sich die Wesen befänden, also dem grundsätzlichen Verständnis der Naturwissenschaften" die Rede ist, würde ich gern die anwesenden Naturwissenschaftler fragen, ob das denn wirklich ihr Verständnis ist, oder ob sich nicht eher um ein Missverständnis handelt, das sich zwar in Kreisen außerhalb der Naturwissenschaft eingebürgert hat, aber mit der Wissenschaftswirklichkeit kaum etwas zu tun hat.

    Es ahndelt sich in der Tat um ein Mssverständnis. Die Ergebnisse von Wissenschaft müssen nur hinreichend intrasubjektiv sein, um damit nachvollziehbar zu sein.. Während "Objektivität" wie due ebenfalls richtig sagt, eher so ein metaphysischer Begriff ist - ein Relikt aus eine Zeit als man sich dachte, es gäbe so etwas wie den Blick eines allweissenden Gottes, den es approximativ nachzuvollziehen gilt. Es ist also theologisch-philosophisches Brimborium.


    Klar sollte dabei sein, und das ist nun ganz und gar "Buddhadharma"-Sicht, dass es sich zunächst nur um eine Begriff handelt, der modellhaft einen Ausschnitt (etwas gedanklich Isoliertes) der Wirklichkeit beschreibt, also nichts "an sich", das auch genau so isoliert in Wirklichkeit existiert. Wenn diesem oder einem anderen Begriff irgendeine "Wahrheit" (besser: "Gültigkeit") zugeschrieben werden kann, dann ist diese rein konventioneller Natur, zu dem auch ein konventionell definierter Gültigkeitsbereich gehört, man könnte sagen, je nach Güte der Abbildung von Wirklichkeit auch praktischer Natur, aber weder "objektiver" noch "absoluter" Natur.


    Hm, also an dieser Stelle fällt nun auf, dass es gewisse Parallelen zwischen naturwissenschaftlichem und "buddhistischem" Denken gibt, sie betreffen das praktische Denken, das immer ein Denken in Konventionen ist (außerhalb von Konventionen gibt es überhaupt kein denken) , aber zugleich (hoffentlich) vollkommen bewußt, dass es sich dabei um Konventionen handelt, die jeweils nur bestimmte Gültigkeitsbereiche haben.

    Ich sehe es so, dass der Buddhismus von der Frage nach der Beendigung des Leidens (Dukkha) ausgeht. Und das spannt dann auch das Ziel und den Bezugrahmen auf, von dem aus buddhitisches Vokabular seine Bedeutung erhält. Auch Dukkha ist nichts "objektives" sondern etwas auf der phänomenalen Ebene der Wahrnehemung und hier würde ich dann eben auch Begriffe wie "Karma" ansiedeln.


    Auf der anderen Seite gab es im Buddhismus auch eine Bewegung weg von dem primären Ziel (Befreiung) hin zu anderen, religiösen Zielen, z.B ein harmonisches Miteinander zu schaffen und die Ethik von Gesellschaften zu begründen. Von daher sind buddhitische Begriff - wie eben auch Karma- vom Kontext der persönlichen Wahrhemung in den Bereich des Sozialen gewandert.


    Und bei Konzepten, die die Sozialordnung und die allegmeine stützten, war es immer so Brauch, die im Metaphysischen zu verankern. Wo ja, auch die Objektivität wohnt.

  • Auf der anderen Seite gab es im Buddhismus auch eine Bewegung weg von dem primären Ziel (Befreiung) hin zu anderen, religiösen Zielen, z.B ein harmonisches Miteinander zu schaffen und die Ethik von Gesellschaften zu begründen.

    Also ich sehe darin keinen Gegensatz, sondern eher Komplinarität, wenn "harmonisches Miteinander" und "Ethik" sich auf Einsichten gründet, die sich auf "Befreiung" beziehen.


  • Er unterstellt das Fehlverständnis als "grundsätzliches Verständnis der Naturwissenschaften".

    Was eine Fehlinformation darstellt.

    Wenn er oder du nun den Begriff "absolute Wahrheit" aufnehmen wollt, wäre es sinnvoll zu erläutern, was das aus eurer Sicht sein soll und in welchem Verhältnis diese zu "konventioneller Wahrheit" steht (vv).

    • Offizieller Beitrag


    Er unterstellt das Fehlverständnis als "grundsätzliches Verständnis der Naturwissenschaften".

    Was eine Fehlinformation darstellt.

    Wenn er oder du nun den Begriff "absolute Wahrheit" aufnehmen wollt, wäre es sinnvoll zu erläutern, was das aus eurer Sicht sein soll und in welchem Verhältnis diese zu "konventioneller Wahrheit" steht (vv).

    Ist doch schön, dass du das jetzt richtig gestellt hast. Dieses Fehlverständnis ist ja auch sehr nahe an dem daran, was so allgemein als wissenschaftliches Weltbild gilt. Die Vorstellung von der obejektiven Wirklichkeit ist tief verwurzelt, und auch viele Wissenschaftler sehen zwar bei ihrem kleinen Untersuchungsgegestand sehr genau die Grenzen des Erkennbaren und Aussagbaren aber sobald es um ein anderes Wissengebiet geht, fallen sie dann ganz auf die üblichen Denkfehler hinein.

  • Void:

    . Die Vorstellung von der obejektiven Wirklichkeit ist tief verwurzelt, und auch viele Wissenschaftler sehen zwar bei ihrem kleinen Untersuchungsgegestand sehr genau die Grenzen des Erkennbaren und Aussagbaren aber sobald es um ein anderes Wissengebiet geht, fallen sie dann ganz auf die üblichen Denkfehler hinein.

    Genau. Ich hatte das Glück, Physik und Philosophie studieren zu können, und habe da ein wenig einen Blick für entwickelt. Mein Lieblingsbeispiel sind viele Neuropsychologen, die wenig Kompetenz dafür haben, wie man ihre spannenden Experimente interpretieren kann. (Stichwort "freier Wille")


    Ich finde es auch gut, dass das Thema hier noch einmal allgemeiner von Moosgarten aufgegriffen wurde.


    Leider erscheint mir die Diskrepanz zwischen der naturwissenschaftliche Arbeit und der Vorstellung, die Laien davon haben, oft zu groß, um ernsthaft zu diskutieren. Dazu kommt die Diskrepanz zwischen dem Umfang der buddhistischen Lehre und meinem bescheidenen Wissen darüber... :)


    Liebe Grüße, Aravind.

  • Um noch ein Missverständnis auszuräumen.

    Alles was Moosgarten beschreibt, ist auch Bestandteil einer seriösen Geisteswissenschaft. Man lernt das auch dort, jedenfalls zu meiner meiner Zeit. Wissenschaftliches Arbeiten, Wissenschaftstheorien, wissenschaftliche Methoden sind dort ebenfalls selbstverständlich. Ebenso das Bewusstsein über die Unmöglichkeit von "Objektivität" und Endgültigkeit von Erkenntnissen.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Es geht doch um das Phänomen Bewusstsein, das in der Metaphysik von Mahayana eine zentrale Rolle spielt, wenn von einem „Bewusstseinskontinuum“ (oder einem Sehr Subtilen Geist) die Rede ist.


    In der Naturwissenschaft wird dieses Phänomen in Zusammenhang mit Gehirnvorgängen thematisiert. Sonst ist es m.E. kein Thema, da ja nicht mal klar ist, wovon man überhaupt spricht hinsichtlich von sowas wie „Bewusstsein“.


    Damit entsteht die Ansicht: Draußen ist die beobachtbare Welt, „drinnen“ mein Bewusstsein: Die Eindrücke treten in mein Auge, von dort gelangen sie ins Hirn und werden verarbeitet.


    Dass wir eine Wahrnehmung besitzen, ist schon Thema in der Neurologie, soweit ich beurteilen kann. Mit der Annahme, diese finde auf materieller Basis statt, werden die Erklärungen immer komplizierter und mühsamer zu verfolgen. Dass ich etwas wahrnehme und dass da Vorgänge im Gehirn stattfinden bildet jedoch eine prinzipielle Differenz.


    Doch gleich, wie komplex dieses Theorien auch sein mögen, können sie das grundlegende Problem nicht beseitigen. Denn zwischen dem, was ein Computerbild an Erkenntnisse über Gehirnaktivitäten liefert, und dem, was ein Lebewesen möglicherweise empfindet, liegen im wahrsten Sinn des Wortes Welten. Wir können Empfindungen einfach nicht nur quantitativ, mechanisch und messbar denken.


    Wenn beispielsweise ein Hund knurrt oder eine Mutterkuh schreit, weil das Kalb weggenommen wird, dafür gibt es sicher jede Menge Erklärungen. Dennoch verstehen wir den beteiligten Zorn nur, weil wir die beteiligte Bedeutung kennen und phänomenologisch einbauen: Wie wäre es, ein Hund oder eine Kuh zu sein?


    Dass die Wirklichkeit eine „Bewusstseinsqualität“ besitzt, ist damit keine naturwissenschaftliche Sichtweise. Zwar gibt es die Differenz – so sie nicht wegerklärt wird –, doch keine Möglichkeit, etwas so Obskures wie ein Bewusstsein außerhalb unseres Kopfes zu erforschen. Es bleibt eine Angelegenheit philosophischer Spekulation.

    • Offizieller Beitrag
    Pops:

    Es ist mir absolut unverständlich, wie angesichts schon der ersten Lehrrede der Mittleren Sammlung diese Perspektive der Betrachtung

    (Annahme einer von einem Selbst abgetrennten Realität, "in der" sich die anderen Wesen befänden. Und weiterhin die Annahme, dass aufgrund dieser nicht wertend!: kognitiv ignoranten Sicht irgendwie die Aussagen des Buddhas ernstlich angegriffen werden könnten.)

    aufrechterhalten werden kann.

    ....

    Wobei ... wollte man es wirklich ernstlich verstehen, würde man schließlich draufkommen irgendwann. Dass es keine ""allgemeine Realität" gibt.


    Ich glaube es gibt druchaus eine "allgemeine Realität" - einen Boden den wir alle teilen. Und das diese Ansicht, auch voll mit dem Buddhismus kompatibel ist. Von daher müsste man darüber reden, was so eine "allgemeine Realität" von einer "objektiven Wirklichkeit" unterscheidet, wie sie hier einen populärwissenschftlichen Verständnis zugeschrieben wird.


    Bei der Idee einer "objektiven Wirklichkeit" hatten die Leute früher die Vorstellung von einer Warte, von der aus alles korrekt beschreibbar ist. Diese Warte verband man damals mit dem Blickeinwinkel eines allwisennden und allverstehenden Gottes, von der aus die komplexe Wirklichkeit auf eine "korrekte, obektive" Beschreibung reduziert werden kann. Inzwischen glaubt man nicht mehr an so eine Warte - man hält die Wirklichkeit nicht mehr für etwas, was sich auf Wahrheiten runterbrechen lässt.


    Dies bedeutet aber überupt nicht, dass es keinen gemeinsamen Boden gibt und wir zur unüberbrückbaren Subjektivität verdammt wären. Es gibt eine allegmeine Ralität jenseits unser beschränkten Wahrhehmugsfähigkeit, und Intrasubjektivität und Dialog kann es natürlich auch geben.


    Verschoben

    Die Teile der Diskussion, die sich mit dem" Zitieren aus dem Tibetischen Bereich" beschäftigen, wurden in ein neues Thema verschoben. Dabei wurden auch einzelne Beiträge aufgeteilt.

    void

  • Hallo Moosgarten und Threadteilnehmer.


    Mir ging es in dem Thread aus dem mein Zitat stammt, darum: nocheinmal zu zeigen, dass sich mit einem Verständnis, als handelte es sich bei der Lehre um eine allgemeine Theorie, bestimmte "Punkte" nicht begreifen lassen.


    Zum Beispiel der Punkt: ewige Verkettung.


    Natürlich! ist aus naturwissenschaftlicher Sicht die Lehre des Buddha empirisch nicht so überprüfbar, wie man sich das als Empiriker ("Selbes Experiment immer wiederholbar, mit gleichem Ergebnis, einsehbar für alle") denken wird, dass es ja eigentlich so sein sollte.


    Und das liegt eben daran, dass die Lehre erstens ein Weg ist und keine allgemeine Theorie. Und zweitens eben an der Betrachtungsart der Naturwissenschaften, die die objektiv erscheinenden Inhalte unserer äußeren Wahrnehmung mitHilfe einer allgemeinen Theorie zu beschreiben suchen.


    Diesen Punkt aber wollte ich nur im Zusammenhang mit dem Verstehenwollen der Lehre deutlich machen. Dass es hier ("in den Wissenschaften") keine Einsichten gäbe, die uns so oder so weiterhelfen, davon sprach ich nicht.


    Man sieht es doch überall! Überall gibt es kluge, als wissenschaftlich bezeichnete (was ist das allein wieder für ein großer Begriff .... ) Studien, Aufsätze, Perspektiven, die


    erstens "die Wirklichkeit für den Weltling" sehr :D brauchbar abbilden, und zweitens auch im Sinne des Voranschreitens auf dem Weg deutlich machen, dass "die Realität" nicht so eindeutig ist, wie viele von uns das gerne hätten und glauben (obwohl sie es in ein paar tieferen Momenten immer mal wieder sehen, dass es nicht so eindeutig ist/sein kann).


    -


    Trotzdem. Meiner Ansicht nach operieren die Begriffe und Vorstellungen, die aus einer (ich schreibe das nun genauer) eine inhaltliche Realität vor das Individuum setzenden Sicht auf die Sachlage "Existenz", von ihrer Qualität her auf einer anderen Ebene, als die Begriffe und Vorstellungen, die der Buddha seiner Sicht "entnimmt".


    Darum schreibe ich, dass es mit einer die allgemeinen ,(bis zu einer bestimmten Schwelle) objektiven Inhalte unserer Wahrnehmungen als Summe "EINER Realität aller" zuGrunde legenden Perspektive


    erstens nicht möglich sein wird, Argumente kontra Wiedergeburt hervorzubringen, die qualitativ (von ihrer Form her, nicht von ihrer "Wertigkeit") kompatibel zu den Begriffen sind, die der Buddha aus seiner Sicht schöpft.


    Weswegen es erstens unsinnig ist, mitHilfe einer solcherArt, eine inhaltliche Realität voraussetzenden, naturwissenschaftlich geprägten Perspektive zeigen zu wollen, dass es der Buddha eben auch so sieht und nicht anders. ("Anders" würde heißen: ewige Verkettung/Nicht-Ich.)


    Und weswegen sich Fragen, oder "Paradoxien" für den auftun, der sich mit einer solcherart naturwissenschaftlich geprägten Perspektive der Lehre nähert.


    Erst ein perspektivischer Wechsel wird die Paradoxien und Fragen auflösen.


    Nicht aber ein vehementes herumargumentieren, dass es ja alles nicht so sein könne mit Nicht-ICH und ewiger Verkettung. Was sich übrigens auch mit hehrer wissenschaftlicher Methode nicht sicher sagen lässt.


    Was man lediglich sicher sagen kann: es sieht SO betrachtet nicht so aus, wie es der Buddha sagt.


    Es sind übrigens ein paar ganz wunderbare Zitate in dem Thread "Tod und Wiedergeburt aus tibetischer Sicht, Quellen und Dialog" dargestellt, die jeder an einem umfassenderen Verständnis, die "Realität hinter der Realität" betreffend Interessierte hier im Forum lesen kann. In dem Thread wird dann auch klar, dass es mir nicht darum geht empirische Wissenschaft, oder Naturwisseschaft irgendwie abzuqualifizieren.


    Ich wollte dort nur schreiben, was mit dieser Sicht nicht sicher (!) möglich ist: zu zeigen, dass es der Buddha mit seinen Worten nicht so gemeint haben könnte. Oder gar zu zeigen, dass es gar nicht so wäre.




    Ein schöner Gruß





    Zwei Anmerkungen habe ich noch:


    -Gerade weil es so ist, dass ES eben nicht jederzeit für jedermann überprüfbar ist, hielt der Buddha ja seine Lehrreden.


    Denn das Problem ist die Perspektive selbst, die Sicht auf die Sachlage, nicht aber konkret was man da schon wieder Zusammengesetztes sieht oder spürt.


    -Die Lehre des Buddha ist für unser westliches Verständnis sehr radikal. Sie lässt sich intellektuell nur "radikal" verstehen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Alephant ()

  • Namaste zusammen,


    in Bezug auf die Themaüberschrift ("...Konventionelle und 'Absolute' Sicht") läßt sich sagen, dass wir das Konzept einer konventionellen/relativen und einer höchsten/absoluten Wahrheit, Natur, Sicht et cetera in den frühen Quellen nicht finden. Es wurde erst später erfunden und seitdem von den Theravādins und späteren Schulen verwendet. Buddha lehrte eher das Gegenteil:



    Ein (selbstgemachtes) Problem mit diesem Konzept besteht darin, dass häufig danach gefragt wird, was höchste/absolute Wahrheit, Natur, Sicht et cetera ist und was von ihr vorhanden ist bzw. sein muss. Dazu können wir folgende interessante Äußerung Buddhas registrieren:


    Würde man die Frage "was muß vorhanden sein..." als eine wissenschaftliche Perspektive auffassen, so wäre sie aus der buddhistischen Perspektive eines wohl unterrichteten edlen Jüngers zu verwerfen und durch die Betrachtung von paṭiccasamuppāda zu ersetzen.


    Mit mettā

    Vibhajjavādī

  • Der mir bekannte Sinn der Unterscheidung von "absoluter" und "relativer" Wahrheit liegt darin, nicht im eigentlichen Sinne zwei "Wahrheiten" zu postulieren. Sondern: die eine Wahrheit ist durchaus allgemeingültig und umfasst die Ebene der relativen oder konventionellen Wahrheit.


    Bsp.:

    Absolute Wahrheit: Alle Phänomene sind leer von einer Eigennatur, es gibt keinen absoluten Dualismus von gut/böse.

    Konventionelle Wahrheit: Trotzdem muss man im Alltag unterscheiden und es gibt Dinge, die anzunehmen sind und Dinge, die abzulehnen sind.


    Diese Dinge werden dadurch aber nicht in ihrem Kern "gut" oder "schlecht" und sie bekommen auch keine Eigennatur, weil man sie in Sinne ihrer blossen Erscheinung behandelt.


    Der Sinn solcher Unterscheidungen liegt darin, dass man anfänglichen Missverständnissen bei Aussagen zur Leerheit oder Nicht-Dualität entgegensetzt, dass man schon noch in der Welt achtsam und differenziert handeln muss.


    Deswegen sehe ich hier keinen Widerspruch, die Unterscheidung dient lediglich einem gewissen Pragmatismus in Schulen, die weniger auf Zurückziehung aufbauen, sondern wo der Alltag ausdrücklich in die Praxis mit einbezogen wird.

  • Würde man die Frage "was muß vorhanden sein..." als eine wissenschaftliche Perspektive auffassen, so wäre sie aus der buddhistischen Perspektive eines wohl unterrichteten edlen Jüngers zu verwerfen und durch die Betrachtung von paṭiccasamuppāda zu ersetzen.


    Mit mettā

    Vibhajjavādī

    Werter Vibhajjavādī,


    vielen Dank für das Quellenzitat und die knappen und klaren Präzisierungen zur Vorstellung "vieler Wahrheiten" aus buddhistischer Sicht.


    Genau aus dem Grund, dass der ehemalige ForumsTeilnehmer Moosgarten und auch andere so argumentierten/behaupteten:


    Weil da eine Natur ist, aus der etwas hervorgeht

    Weil da DAS LEBEN etwas hervorbringen würde

    weil da ein Körper ist, der so etwas wie Bewusstsein überhaupt erst letztursächlich ermöglichen würde

    weil da ein Kosmos ist

    Weil da die anderen und eine Zukunft der anderen ist - wäre da Leiden/Existenz


    schrieb ich diesen Beitrag.


    Meiner Ansicht nach setzt jede, MUSS geradezu jede naturwissenschaftliche Perspektive SO ansetzen: weil dieses, darum jenes. Aus jenem das andere. Und aus dem das wieder neue. Mit so einer Sicht wird man die Lehre nicht verstehen können.


    Und erst recht nicht die Lehre ergänzende oder widersprechende Argumente auf Augenhöhe oder "sichtweisenkompatibel" (für mich macht die Ebene/die Perspektive die Form) hervorbringen können

    2 Mal editiert, zuletzt von Alephant ()

  • Ein Problem, wenn man versucht, eine religiöse und eine wissenschaftliche Betrachtungsweise zusammen zu führen, dabei aber nur gelten lässt, was sich in beiden gleichzeitig vereinbaren lässt, ist das, was man "Reduktionismus" nennt. Man lässt sozusagen nur den kleinsten gemeinsamen Nenner zu und tut damit aus meiner Sicht beiden Systemen keinen Gefallen.


    Für mein Empfinden ist es ein besserer Ansatz, dass man beides als erstmal in sich geschlossene Theorie- und Paradigmen-System gelten lässt, und nach Schnittmengen sucht. Diese Schnittmenge kann man dann als "besonders gesichert" hervorheben, ohne alle anderen Elemente deswegen komplett auszuschliessen.


    Das ist wohl auch der Ansatz, den die Wissenschaftler in den Gesprächen mit dem Dalai Lama verfolgen, und vielleicht ist diese Reihe von Gesprächen auch genau deswegen so gegenseitig befruchtend. Unterschiede in den Ansichten kann man einfach stehen lassen. Das passiert ja auch, wenn sich sagen wir Neurowissenschaftler und Psychologen unterhalten: nicht alles, was ein Psychologe im Umgang mit der Psyche als richtig voraussetzt, kann der Neurowissenschaftler (hier und jetzt) im Gehirn nachweisen.

  • Jetzt ist es aber beispielsweise so, dass der populäre Umgang mit Urknalltheorie auf dasselbe hinausläuft wie Genesis in der Bibel.


    Es wird, damit Existenz denkbar wird, zuerst ein Raum geschaffen.


    An dieser Stelle versagt dann der Begriff "religiös", um klar das perspektivische Problem aufzuzeigen.


    Denn eines wollen ja Vertreter eines Weltbildes, das Urknalltheorie oder Evolution vor die Existenz stellt nicht: als religiös bezeichnet werden. Obwohl sie genau wie die Christen ja an einen Anfang/oder an ein nichtbelebtes Davor, aus dem das Belebte hervorgegangen sein soll glauben. Nur mit dem Unterschied, dass hinter dem Kosmos kein göttlicher Plan stehe.


    An dieser Stelle sind sich diese beiden (angeblich so verschiedenen) Perspektiven sehr ähnlich. Und gerade das Problem: nicht-allgemeine, ewige bedingte Verkettung (also kurz und knapp: Wiedergeburt) und ... dass es so gesehen wirklich nur darum gehen kann: Samsara zu entrinnen ... das wird aus einer Sicht, die eine allgemeine Realität vor das Individuum setzt (genau wie Christentum und auch Islam und zumeist auch ... :)empirische Wissenschaft) nicht widerspruchsfrei denkbar sein.


    Da die Begriffe auch leer sind, wie es der werte Sunu letztens nocheinmal schrieb, sehen wir: es geht tatsächlich um eine innere Haltung. Die kann dann dazu führen, dass sich die Motivation einstellt, zwischen den Vorstellungen zu vermitteln/zu übersetzen.


    So entsteht dann ein aufrechter, offener Dialog. In dem tiefen Wissen darum, dass die eine Wahrheit jenseits der Begriffe "ist". Und so versucht man Aussagen innerhalb anderer Theoriesysteme in andere Begriffssysteme zu übersetzen.

    • Offizieller Beitrag

    So weit ich es verstanden habe, gibt es diesen Thread hauptsächlich deswegen, weil Moosgarten zeigen wollte, dass eine bestimmte

    hier geschilderte "vulgär-materialistische" Hatung die du als "wissenschaftliche Haltung " siehst, weder von ihm noch von der Wissenschaft vertreten wird. So hatte ich das auf jeden Fall verstanden.


  • Es wird so vertreten. Ohne sich dessen bewusst zu sein.


    Auch wenn man eingesteht, dass man sich "der Realität" nur ausschnittsweise und vorsichtig nähern kann. Auch wenn Abstand davon genommen wird, zu verallgemeinernde Aussagen treffen zu wollen.


    Auch wenn man sich "die Realität" als zusammengesetzt denkt, die man an jenem Ende so und an jenem anderen Ende wieder so zu betrachten habe ...


    Auch wenn man zur Kenntnis nimmt, dass der Untersuchende, das was (objektiv angeblich da ist) in jeder Messung beeinflusst


    in allen Fällen wird davon ausgegangen, dass es so oder so eine allgemeine, zusammenhängende Realität gebe. Die sich so oder so (aufgrund einer angeblichen Eigennatur) selbst ohne Beobachter/Erfahrende fortsetzen würde.


    Das ist die Sicht, die ich kritisiere. Mit einer solchen, eine Realität vor das Phänomen "Existenz" setzenden Sicht, kann ewige (nicht allgemeine) Verkettung nicht begriffen/nicht widerspruchsfrei gedacht werden.


    Dass der Moosgarten meinen Texten immer sehr viel mehr entnommen hat (zum Beispiel, dass ich angeblich nicht weiß, wie empirische Wissenschaft zB "funktioniert"), als ich auszusagen gedachte, lag meistens hoffentlich nicht an meinen Zeilen.

    • Offizieller Beitrag

    Dass der Moosgarten meinen Texten immer sehr viel mehr entnommen hat (zum Beispiel, dass ich angeblich nicht weiß, wie empirische Wissenschaft zB "funktioniert"), als ich auszusagen gedachte, lag meistens hoffentlich nicht an meinen Zeilen.

    Das was ihn aufgeregt hat ist, dass du die von dir beschriebene Haltung als " wissenschaftliche Haltung" bezeichnet hast. Obwohl ja eben Wissenschaft überhaupt keine solchen dumpfen Vorurteile über "objektive Realität" braucht. Wenn du ein chinesischer oder indischer Physiker bist kannst du perfekt Wissenschaft betreiben ohne deswegen in einen plumpen, westliches, kartesisches Denken zu verfallen.

  • Pops:

    Jetzt ist es aber beispielsweise so, dass der populäre Umgang mit Urknalltheorie auf dasselbe hinausläuft wie Genesis in der Bibel.


    Es wird, damit Existenz denkbar wird, zuerst ein Raum geschaffen.

    Bleibt natürlich die entscheidende Frage: Was interessiert den Physiker der "populäre Umgang mit (der) Urknalltheorie"? Mit diesem Ansatz kann man jedes Gedankengebäude "diskreditieren", weil Halblaien ihr Halbverständnis irgendwo aufgeschrieben haben.


    Beispielsweise gibt es in der physikalischen Kosmologie keinen Raum ohne Materie, der Raum wird nicht vorab geschaffen; das Konzept würde im Rahmen dieser Theorien keinen Sinn machen.


    "Es gibt aber Leute, die das so behaupten, inspiriert durch wissenschaftliche Theorien" will ich gar nicht bestreiten, aber was hat das mit Wissenschaft zu tun?


    void: ich denke auch, dass Dialoge zwischen Menschen aus völlig verschiedenen Bereichen sehr inspirierend sein können. Die faktischen Übereinstimmungen sind aber meist Scheinriesen: Je genauer man sich auskennt, desto mehr fallen diese in sich zusammen (wahrscheinlich oft, weil man die Unterschiede der Begriffe nicht genau genug diskutiert hat) Trotzdem bleibt die Inspiration, weil man sich eben die Mühe gemacht hat, das eigene Gedankengebäude zu durchleuchten, und dem anderen zuzuhören.


    Liebe Grüße und Fröhliche Ostern, Aravind.

  • Ich beobachte in der Wissenschaft sehr viele verschiedene Strömung, die sich mehr oder weniger an ihre eigenen Prinzipien halten. Ich würde sagen "die Wissenschaft" oder "den Wissenschaftler" gibt es genauso wenig wie "den Buddhismus" oder "den Buddhisten".


    Allerdings ergibt sich bereits aus den Grund-Paradigmen eine gewisse Haltung, die sich von den Grund-Paradigmen des Buddhismus unterscheidet. Wenn systemtheoretische Begriffe zuhilfe nehme, würde ich sagen: Der binäre Code des wissenschaftlichen Systems ist "wahr / unwahr" und was "wahr" ist bemisst sich an der Einhaltung der wissenschaftlichen Prinzipien. Der binäre Code im Buddhismus unterscheidet sich vielleicht nochmal ein wenig im Mahayana und den anderen Schulen, ich würde aber als Arbeitsansatz "heilsam / nicht heilsam" postulieren.


    Was wissenschaftlich "wahr" ist muss nicht buddhistisch "heilsam" sein, kann es aber. Was wissenschaftlich "unwahr" ist, muss buddhistisch nicht "unheilsam" sein, kann es aber, usw.

  • Beispielsweise gibt es in der physikalischen Kosmologie keinen Raum ohne Materie, der Raum wird nicht vorab geschaffen; das Konzept würde im Rahmen dieser Theorien keinen Sinn machen.

    Da muss man dann wohl auch erstmal den Begriff "Raum" definieren. Der "Raum" der z.b. in einigen Schulen des tibetischen Buddhismus als "ursprünglich" oder "ungeboren" bezeichnet wird, meint nicht den "Raum" im physikalischen Sinn. Will man das unter einen Hut bringen, müsste man vielleicht sagen: der Ur-Raum ("Omkara") ist anfangslos immer schon vorhanden gewesen. Wenn Phänomene aus diesem Ur-Raum als Materie hervortreten, entsteht abhängig davon "Raum" im physikalischen Sinn.