Meditation- Störquelle Tinnitus Was tun ?

  • Hallo miteinander
    Nachdem ich früher sehr intensiv meditiert habe, wird mir dies nun fast unmöglich gemacht.
    Mein Tinnitus ist nochmal deutlich lauter und leider auch durchgehender geworden.
    Meditationsversuche (wenn ich mich überhaupt dazu bewegen kann) sind entweder zum Scheitern verurteilt oder
    bleiben sehr oberflächlich und störanfällig.
    Ich übte idR Shamata, also konzentrative Meditation und analytische Meditation.

    Hat Jemand Erfahrungen, Tips im Umgang (beim Üben) ?? Ich bin frustriert ..:roll:


    LG Rolf

  • Ich habe hier keine Erfahrungen RolfGe.
    Aber mir ist folgender Gedanke gekommen. Kannst du das Tinitusgeräusch für eine Weile zum Meditationsobjekt machen?
    Der Hintergedanke von mir dabei ist, es zu akzeptieren. Vogelgezwitscher würde dich z.B. nicht stören.
    Wenn das Tinitusgeräusch zum Meditationsobjekt wird, könnte sich evtl im Umgang damit etwas ändern.


    Wie gesagt, nur so ein Gedanke von mir, denn ich habe mit Tinitus keine Erfahrung.

    Ohne eine lange Zeit grimmiger Kälte,
    die Dir in die Knochen fährt –

    wie könnten die Pflaumenblüten

    dich erfüllen mit ihrem durchdringenden Duft?
    (Obaku)

  • Ich habe die Geräusche, vor allem dazu benutzt um einzuschlafen. wenn ich meditieren wollte war es wir sprechen und ich wollte ja nicht zuhören sondern nur sitzen. Mein Umgang mit dem Tinnitus war so das ich ihn als Geräusch ersehen habe nicht als Leiden der Ohren. Da war was und das war ein Geräusch wie jedes andere. Ich wollte alle Sinne offen haben weil ich nur sitzen wollte. Jetzt wo ich das schreibe wird der auch laut, weil ich ihn durch das Schreiben über ihn geweckt habe, nein, mein Bewusstsein nimmt ihn dadurch als Tinnitus war und nicht mehr nur als Geräusch.



    Dadurch habe ich gelernt durch die Geräusche die Stille zu hören aus der alle Geräusch erscheinen.

    Einmal editiert, zuletzt von Noreply ()

  • Du könntest dich mal mit dem Thema befassen, den Klang als den Pfad zu nehmen=Klang-Leerheit. Ich kenne da nur aus dem Buch: "Der Geist überwindet den Tod" von Dzogchen Ponlop Rinpoche das Kapitel: Klang als den Pfad nehmen. Auf Seite 267. Danach kommt gleich das Kapitel: "Schmerz und Krankheit als den Pfad nehmen." das könnte ja für dich auch interessant sein.


    Alles Gute, ich glaub das ist nicht einfach, was du da für eine Aufgabe hast.

  • Lieber Rolf,


    mit Tinnitus habe ich einige Erfahrung. Von mir weiß ich, dass die Bewertung des Tinnitus eine sehr wichtige Rolle spielt.


    Ich hatte ein sehr starkes Ohrgeräusch (locker über 80, 90 dB), und es hat mich überhaupt nicht gestört. Warum? Weil ich meine Meditationspraxis zur Perfektion gebracht habe!

    Nein, Scherz: Weil ich gleichzeitig eine andere Erkrankung hatte, die noch viel schlimmer war und meine ganze Aufmerksamkeit gebunden hat. Heute bin ich bei etwa 40 dB, das nervt manchmal; vor allem, weil ich dadurch manche Dinge schlechter höre. Das Geräusch selbst nehme ich meistens nicht mehr wahr.


    Was fällt mir aus meiner Erfahrung zu Deiner Situation ein? Vielleicht magst Du mal darauf achten: Was stört Dich denn genau am Tinnitus während der Meditation? Hass/Nicht-Habenwollen, Dich als Opfer fühlen; Trauer, dass Dein Ohr nicht in Ordnung ist? Trauer, dass Du einen Teil Deiner Gesundheit verloren hast? Ärger über die Behinderung?

    Vielleicht kann das helfen, Deinen Zustand besser zu akzeptieren und irgendwann Frieden mit Deiner Einschränkung zu schließen.


    Aus meiner Erfahrung kann es manchmal helfen, diese Fragen unter kompetenter Anleitung/Unterstützung zu erörtern, auch mit achtsamen Methoden.


    Ich wünsche Dir Alles Gute!

    Aravind.

  • Wenn der Tinnitus als Störquelle betrachtet wird, dann ist er in der Meditation erst recht eine Last. Ich habe von Anfang an versucht, mich mit dem Tinnitus anzufreunden, ihn als normalen Bestandteil meines Lebens anzusehen. Alles andere kann nur schief gehen, denn etwas als Bedrohung anzusehen, was ich nicht ändern kann und was mich Tag und Nacht begleitet, kann das Leben leicht zur Hölle machen.


    Irgendwo las ich den Leitsatz „Was du nicht besiegen kannst, das mache zu deinem Freund“ und genau das habe ich mit dem Tinnitus gemacht. Er hat eine Aufgabe bekommen: wenn ich ihn wahrnehme, dann habe ich entweder zu wenig getrunken oder ich habe Stress. Ansonsten verschwindet er als bedeutungslos im Hintergrund.


    Wenn in der Meditation der Kopf einfach nicht zur Ruhe kommen will, dann hole ich den Tinnitus in den Vordergrund und benutze ihn als Meditationsobjekt. Das funktioniert seit Jahren ganz prima.

  • Interessant, wie häufig doch Tinnitus - zumindest phasenweise - zu sein scheint. Ich kenne es aus glücklicherweise nur sehr kurzen Phasen. Es ist ein sehr "gemeines", aber ungemein schulendes Meditationsobjekt. Man darf ihm weder zu viel, noch zu wenig Beachtung schenken. Ängste, die damit verbunden hochkommen, können, wenn man nicht "auf sie hört" die Sache verstärken, geht man ihnen zu stark nach, auch. Interessant für die Meditation ist, dass man da sehr genau beobachten kann, dass und wie der "mittlere Weg" wirksam ist.


    Wenn ich Leute beraten habe, die mit Tinnitus zu tun hatten, aber keine Grundlage im Buddhismus oder mit Meditation hatten, habe ich sie immer darauf aufmerksam gemacht, dass es wahrscheinlich - entgegen dem, was die meisten Ärzte sagen würden - für den Tinnitus keine endlose Grundlage gibt. Als Hilfsmittel dazu das Bild, dass er aus einer endlichen Quelle kommt, und wenn die versiegt, geht er von selbst wieder weg. Das kann sehr viel Entspannung in die Situation bringen, selbst da wo es vielleicht streng genommen nicht zutreffen mag, weil die Ursache zu tief sitzt oder Gewohnheitsstrukturen zu verfestigt sind.


    Wobei die Medizin bei sehr hartnäckigen Fällen inzwischen der interessante Methoden entwickelt, z.B. durch "Noise-Cancelling" (mir fällt gerade nicht der richtige Begriff ein) Verfahren über spezielle "Kopfhörer".

  • habe ich sie immer darauf aufmerksam gemacht, dass es wahrscheinlich - entgegen dem, was die meisten Ärzte sagen würden - für den Tinnitus keine endlose Grundlage gibt.

    Aus Sicht von Klang-Leerheit ist da eh kein festes Etwas weder das was den Klang verursacht noch der Klang. Wenn man es richtig gut umsetzen kann, ist ja auch der Rückenschmerz und der Rücken nichts real existierendes, auch wenn da laut Röntgenbild sonst was ist. Style Clemens Kuby. Der in der Praxis des Orthopäden saß und dieser fragt: "Wo ist ihr Rollstuhl?" Kuby sieht das einfach nicht so, dass er einen braucht auch wenn das Röntgenbild dem Arzt das so sagt. Und der Arzt das dann ihm sagt.


    Diesen Umgang umzusetzen müsste bei Tinnitus doch leichter sein als bei dem Rücken. Weil der Klang eh nicht sowas Festes ist. Obwohl ich finde, dass Gesundheitsprobleme insgesamt etwas sind, was schwer auf den Pfad zu bringen ist.

  • Hallo RolfGe, es scheint mir als ob du versuchen würdest irgendeinen Zustand zu erreichen in der Meditation, da dich der Tinnitus daran hindert zu meditieren? Vielleicht kannst du das erstmal beiseite legen. Und auch die Meditationszeit reduzieren.

    Ich hatte auch schon Rauschen in den Ohren während der Meditation. Auch ziemlich laut aber nur selten und bei Stress.

    Mir hat geholfen einfach nur zu sitzen. Ohne ein Objekt. Den Tinnitus nur vielleicht 25% Aufmerksamkeit zu schenken.

    Dann belastet man das Gehirn nicht noch mehr durch Konzentration, denn dadurch könnte sich der Tinnitus unter Umständen verstärken.

    Grüße und viel Glück

    :buddha: Es geht immer darum, sich in die Unannehmlichkeiten des Lebens hineinzulehnen und sich diese ganz genau anzuschauen. :buddha:

  • Ich habe einen nur sehr leisen Tinitus und kann ihn als Grundgeräusch akzeptieren. Bei guten Meditationen wird er intensiver, wie Grillenzirpen. Das klingt wie Wärme und Geborgenheit.

    Eine Freundin erzählte mir, sie kenne dieses Geräusch aus ihrer Kindheit. Als Kind hätte sie gedacht, die Elfen würden singen und hat sich immer sehr drüber gefreut.


    Wenn sich stressige Gedanken in meinem Kopf überschlagen, hört es sich an, als würde jemand den Regler hochdrehen. Es entsteht ein lauter Sinuston. Dann denke ich: 'Ups! Atmen!', lasse die stressigen Gedanken fallen und der Ton wird wieder leise. Bei mir funktioniert der laute Ton also als Warnzeichen.


    Also, ich würde nach dem, was ich über Tinitus und Meditation weiß, auch raten, einen Weg zu finden, sich mit dem Ton anzufreunden. Er gehört halt dazu.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Hallo Ihr Lieben

    Erst mal vielen Dank für Eure Antworten.

    Zum Verständnis: Der Tinnitus begleitet mich schon viele Jahre. Ich habe ihn akzeptiert und er hat mich kaum noch beeinträchtigt. Am ehesten halt in der Meditation, aber auch das ging einigermaßen.

    Erst durch eine Verschlimmerung vor einiger Zeit greift er so in die Übung ein, das allein durch die subjektive Lautstärke das Ausrichten der Aufmerksamkeit total schwierig ist. In solchen Zeiten verzichte ich dann aufs Meditieren oder mache eine geführte Meditation (die Konzentration auf eine Stimme macht es etwas leichter..)


    Ich habe schon mehrmals den Tip bekommen ihn als Objekt der Meditation zu nehmen, also ihn so zu sagen bewusst in den Focus zu nehmen. Dies habe ich aber nie bis in letzter Konsequenz gewagt, aus Angst er könnte in einer verschlimmerten Form verbleiben.


    Lieber Helmut

    Zitat

    Dadurch habe ich gelernt durch die Geräusche die Stille zu hören aus der alle Geräusch erscheinen.


    Du hast dies schon einmal in einem früheren Thread geschrieben. Da hatte ich schon überlegt ob ich dich mal frage ob du dazu was genaueres sagen kannst.

    Irgendwie spricht mich das an..

    Zwar kann ich mir derzeit nur schwer vorstellen durch dieses Geräusch Stille zu hören.., aber dann frage ich halt jetzt ob du etwas mehr darüber schreiben magst..?


    Liebe® Turmalin

    Danke für den Tip. Ich besitze das Buch sogar, habe es vor Jahren mal gelesen.

    Dann werde ich es mir nochmals zu Gemüte führen..

    Danke Euch schon mal und allen die ich nicht namentlich angesprochen habe natürlich auch..
    In diesem Sinne erst einmal ... Schöne Ostertage !

    LG Rolf

  • Einfach? Der Tinnitus ist kein Geräusch das vom Ohr gehört werden sollte. Es ist ein Geräusch der Ohres selber. Ein Geräusch das sicher nicht außerhalb des eigenen Ohres gehört werden kann. Kein anderer kann es hören oder beweisen das es da ist, obwohl es da ist nicht zu bezweifeln für den der es hört. Also Tinnitus ist hörbar. Es muss bewusst werden das es ein Geräusch ist da nicht als Geräusch gehört wird. sondern eine Störung im Hörsystem ist. Ich hab gelernt die Geräusche die zu hören sind und wirklich da sind durch den Tinnitus hindurch zu hören. Er kann nie so laut sein das ich nicht die Geräusche hören kann die wirklich durch Dinge gemacht werden.

    Ich konzentriere mich auf die Geräusche hinter dem Tinnitus und nicht auf den Tinnitus. Der ist wie ein Schleier und wird immer dünner je mehr ich mich auf die Geräusche konzentriere die ich hören kann durch die Störung hindurch. Selektives hören im Bewusstsein das der Tinnitus von meinem Gehör erzeugt wird und nicht von der Umgebung.

  • Hallo und nochmal Danke für die Beiträge
    Ich verstehe jetzt besser was du meinst Helmut, fällt mir aber sehr sehr schwer.
    Zum einen ist mein Ohrgeräusch sehr laut, zum anderen meditiere ich ja in möglichst ruhiger Umgebung und Stunde.
    Dann nehmen die Außengeräusche natürlich ab und durch den Tinnitus in die Stille dahinter zu hören...- schwierig.
    Mich auf ein Geräusch zu fokussieren ist einfacher, deshalb kann ich manchmal noch eine angeleitete Meditation durchführen weil die Stimme des Sprechers mir hilft..
    Muss es einfach mal eine Zeit lang probieren um es dann einzuschätzen.
    Ein Zen-Lehrer hat mir den Tip gegeben den Focus auf den Unterbauch (aufs Hara) zu legen, also weg vom Kopf.
    Mal schauen ob ich das hinkriege ..

    LG Rolf

  • Hallo Rolf. Mach es immer. nicht nur während der Meditation. Die "Übung" findet immer statt ist immer in der Zeit.

  • Nachdem ich früher sehr intensiv meditiert habe, wird mir dies nun fast unmöglich gemacht.
    Mein Tinnitus ist nochmal deutlich lauter und leider auch durchgehender geworden.
    Meditationsversuche (wenn ich mich überhaupt dazu bewegen kann) sind entweder zum Scheitern verurteilt oder
    bleiben sehr oberflächlich und störanfällig.

    Hallo Rolf,


    das Problem kenne ich leider auch. Mein Tinnitus ist zum Glück mit der Zeit zu einem Rauschen zurückgegangen, aber es gibt manchmal schlechte Tage, an denen er sich mal wieder deutlich meldet.


    Ob laut oder leise kann man wohl nichts anderes tun als ihn einfach als normal anzusehen, so als ob Ohren das immer machen würden und so als ob jeder das hätte. Klingt vielleicht verrückt, aber so meine ich es. Das Tinnitus-Geräusch ist so normal wie hören, riechen, schmecken.


    Man könnte sich überlegen, ob man statt den Atem zu beobachten den Tinnitus beobachtet. Aber dann schleift er sich ins Gehirn ein und wird nur stärker. Deswegen einfach als normal ansehen und sich nicht weiter damit beschäftigen.


    Zitat

    Mein Tinnitus ist nochmal deutlich lauter und leider auch durchgehender geworden.

    Das ist eher ungewöhnlich. Meistens erreicht er eine gewisse Stärke und behält diese und wird über lange Zeit schwächer. Könnte es sein, das psychischer Stress ihn in letzter Zeit lauter macht? Das wäre "gut", denn gegen psychischen Stress kann man was machen. Hast du schon mal beobachtet was dein Unterkiefer macht, wenn er lauter wird? Das ist ein häufiger Auslöser.

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn