Hallo liebe Forenmitglieder,
seit geraumer Zeit bin ich schon von der buddhistischen Lehre fasziniert und entschied mich, ein buddhistisches Zentrum aufzusuchen und nahm dort regelmäßig an Veranstaltungen teil.
Zunächst hatte ich das Gefühl, dass der zuständige Mönch mich einfach testen wollte, wie ernst ich es mit dem Buddhismus meine. Sein Verhalten war für alle spürbar von Negativität gegen mich gekennzeichnet und er nahm gefühlt viele Möglichkeiten wahr, um mich zu provozieren. Beispiele hierfür:
- Er war freundlich zu den anderen und unfreundlich zu mir.
- Er duzte alle andern, siezte mich aber.
- Er zog Antworten von mir ins Lächerliche, die ich auf Fragen gab wie "Warum meditieren wir?".
- Ein vermeintliches Zuspätkommen wurde über mehrere Wochen hinweg vor der Gruppe thematisiert (ich war ein paar Minuten vor dem Termin erschienen).
- Auf die von mir anfänglich angestrebte Mitgliedschaft meinte er, dass dies nicht üblich sei, da der Verein nur aus rein rechtlichen Gründen für das Zentrum bestehe.
- Als ich wegen Krankheit einen Termin absagen musste, meinte er die Krankheit sei gut, da ich so meine eigene Vergänglichkeit spüre.
- Mein angeblich zu dicker Bauch wurde mehrmals beim Qigong thematisiert.
- Bis zuletzt musste ich in die Sutras meines Sitznachbarn hineinschauen, da ich keine eigenen erhalten hatte. Die Aussage zu Beginn war: "Das brauchen Sie noch nicht.".
Insgesamt gewann ich zunehmend den Eindruck, dass es nicht um eine Art "Aufnahmeprüfung", sondern um persönliche Ablehnung ging, was ich nicht unbedingt in einer solchen Reinform in einem buddhistischen Zentrum erwartet hätte. Als dann ein anderer Teilnehmer mitteilte, er könne an einem längeren Termin wegen eines Trauerfalls erst später teilnehmen, fand der Mönch dies witzig, lachte viel und meinte, der Teilnehmer könne "nicht erst so spät von der Beerdigung kommen, aber grundsätzlich sei dies gut, da er für die Gruppe etwas Fastfood holen solle, da das gem. Programm anberaumte Kochen zu aufwendig" sei. Das machte mich sprachlos und ich entschied mich, eine ausführliche E-Mail an den Mönch zu schreiben, um mitzuteilen, was ich davon halte und dass ich zukünftig nicht mehr an Veranstaltungen des Zentrums teilnehmen werde. Es kam dann zu einer persönlichen Ausprache mit den folgenden Aussagen seitens des Mönchs:
- Er habe mich testen wollen und hätte endlich darauf gewartet, dass mein Ego zum Vorschein käme und ich auf sein Verhalten reagieren würde. Ich sei "ja schließlich schon sehr weit".
- Kurz danach lieferte er die Erklärung, ich löse in ihm Stress aus. Warum dies so sei, würde er jedoch nur mit seinem Lehrer besprechen.
- Er sei als Lama kein Lehrer und hätte das Verhältnis zwischen uns am Anfang klären sollen. Nur Shifu seien Lehrer.
- Für die E-Mail sei er dankbar und er habe schlechtes Karma auf sich geladen und müsse seine Gewohnheiten überdenken. Sein Gelübde zwingt ihn, sich zu entschuldigen. Er habe bei seinen Worten nie nachgedacht.
- Er habe der Gruppe meine E-Mail vorgelesen (Anm.: ohne meine Erlaubnis) und diese habe meine Aussagen bestätigt. Ich solle zu einem weiteren Termin kommen, um den Sachverhalt in der Gruppe zu besprechen. NB: Die Gruppe war total nett, da gab es nie auch nur ansatzweise Probleme untereinander.
Für mich war das alles widersprüchlich und den wichtigen Fragen, warum er sich mir gegenüber so verhalten habe, wich er ja offensichtlich aus. In der Gruppe schien er nie Widerspruch zu erfahren, und war, bis auf das eine Fauxpas mit der Beerdigung, jedoch auch deutlich freundlicher zu den anderen Teilnehmern als zu mir. Ich habe das mehrere Monate geduldet, weil es sich um ein buddhistisches Umfeld gehandelt hat. In einem anderen Zusammenhang hätte ich vermutlich anders reagiert. Aber das Verhalten des Mönchs bewegte sich aus meiner Sicht auch lange in einer Grauzone. Sein theoretisches Wissen erscheint mir sehr ausgeprägt zu sein und seine Literaturtipps fand ich ebenfalls gut. Als Deutscher spricht er fließend Chinesisch.
Gerne möchte ich Euch fragen, was Ihr von der Angelegenheit haltet. Ich hätte ein solch durchweg negatives und nie freundliches Verhalten von einem Mönch in einem buddhistischen Zentrum nicht erwartet. Zudem habe ich mir lange die Frage gestellt, was ich falsch gemacht habe, jedoch keinen offensichtlichen Punkt gefunden. Meine Einstellung gegenüber dem Zentrum und seiner Person war zunächst überaus postiv. Ist es zudem normal, dass ein Mönch ständig von Fastfood, Fleischverzehr und von anderen Methoden der Freizeitgestaltung außer buddhistischer Praxis redet? Ich muss dazu sagen, dass mich das ganze Verhalten fast von Buddhismus abgebracht hätte. Derzeit überlege ich, wie ich weiter praktizieren soll. So schnell Vertrauen zu einem neuen Zentrum aufzubauen, erscheint mir nicht ohne Weiteres möglich, der Dharmaweg jedoch wichtig.
Vielen herzlichen Dank für Eure Hilfe, das Durchlesen und Eure Einschätzung!
Sascha