Politisch korrekter Begriff für "Nicht-Mahayana-Schulen"

  • Ich habe das schon lange immer wieder im Hinterkopf, wenn es um Kategorien und formale Aufteilungen im Buddhaland geht. Es gibt zwar den Begriff "Mahayana", aber für alles, was nicht Mahayana ist, gibt es im Grunde keinen Begriff, "der sowohl inhaltlich als auch „politisch korrekt“ wäre" (https://studybuddhism.com/de/f…ffe-hinayana-und-mahayana) Hinayana ist ein Begriff der "ausschließlich in Mahayana-Texten zu finden" ist.


    Zitat

    „Hinayana“ ist heutzutage ein Sammelbegriff für achtzehn buddhistische Schulen, von denen nur noch eine existiert, der Theravada.


    Zitat

    Da einige der Hinayana-Schulen später als das Mahayana entstanden, wäre es inkorrekt, Hinayana als „Frühen Buddhismus“ oder „Ursprünglichen Buddhismus“, Mahayana hingegen als „Späteren Buddhismus“ zu bezeichnen.


    Zitat

    Die Theravada-Tradition ist heutzutage in Sri Lanka und Südostasien anzutreffen. Die Dharmagupta-Tradition, eine weitere der achtzehn Hinayana-Schulen, fand ihre Verbreitung in Zentralasien und China. ... Darüberhinaus fand das Mahayana seinen Weg nach Indonesien, wo es heute jedoch nicht mehr praktiziert wird. Von Hinayana also als „Südlichem Buddhismus“ und vom Mahayana als „Nördlichem Buddhismus“ zu sprechen, wäre gleichfalls unzutreffend.


    Zitat

    Sowohl in den Hinayana- wie in den Mahayana-Schulen werden Pfade beschrieben, mit deren Hilfe Shravakas („Hörer“ – jene, die den Lehren des Buddha zuhören) wie Pratyekabuddhas („Alleinverwirklicher“) den gereinigten Zustand eines Arhat (eines befreiten Wesens) erlangen können und Bodhisattvas Buddhaschaft. Daher ist es irreführend, Hinayana als „Shravakayana“ und Mahayana als „Bodhisattvayana“ zu bezeichnen.



    Es gibt schon lange die Überlegung, ein Forum für "Mahayana Allgemein" einzurichten, wo Sachen reinkommen können, die nicht spezifisch Zen oder Tibetisch sind. In gleicher Weise wäre es dann fair, eben ein "Nicht-Mahayana"-Forum zu haben, wo alles rein kann, was nicht spezifisch Theravada ist. Das könnte auch helfen, Abgrenzungsdiskussionen innerhalb des Theravada-Forums aufzulösen. Nur: wie sollte so ein Forum heissen?


    Vorschläge? Ideen?

  • Oh, das ist eine interessante Übersicht!


    So gesehen würde das Sinn machen... Stellt sich die Frage, ob es für "Nikaya" irgendeinen gesonderten Diskussionsbedarf gibt. Wie sehen die Theravadins eine Einordnung in der Weise?


    Interessant finde ich die Unterteilung in "Mahayana" und "Tantrayana"


    Ich hätte jetzt alles, was unter Tantrayana steht, auch unter Mahayana einsortiert, weil ich das als Unterform sehe...

  • Hmm, Sakyapa unter "Kadampa" neben Gelug? Ist Sakya nicht eher eine der alten Schulen, ich hätte nur Gelug unter Kadampa gefasst...

  • Wenn ich mich recht erinnere, könnte man Theravada und Vipassana einfach unter dem Begriff: "das, was der Buddha wirklich gelehrt hat" zusammenfassen. ;):grinsen::angel:^^8)


    Liebe Grüße, Aravind.

  • Hmm, Sakyapa unter "Kadampa" neben Gelug? Ist Sakya nicht eher eine der alten Schulen, ich hätte nur Gelug unter Kadampa gefasst...

    Franz-Johannes Litsch kenne ich jetzt eher nicht als Mahayana- oder Tantrayana-Vertreter. Im Studium hat er mal einen Vortrag über die Nikaya-schulen gehalten, von daher denke ich, dass da seine Stärken (und seine Wurzeln) liegen.


    @Kadampa: Die Kadampa-Tradition hat es meiner Erinnerung nach schon vor der Gelug-Schule gegeben. Atisha z.B. gehörte dazu. Soweit ich mich erinnere, ging diese Tradition in allen vier Schulen auf.


    Ich müsste noch mal in meinen Unterlagen nachblättern.


    Edit: Ha! Gefunden! :D

    Zitat

    Die Kadampa-Schule hat ihren Ursprung in den Lehren des indischen Panditas Atisha (982–1054), einem berühmten Abt aus Vikramaśila in Indien und geht den anderen Linien der Neuen Übersetzungen (Sakya, Kagyü und Gelug) voraus.


    Quelle: https://info-buddhismus.de/kadampatradition.html


    Aravind: So gehts auch. :grinsen:

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  • Fühlen sich hier alle, die nicht Mahayana praktizieren, derzeit gut aufgehoben mit dem Theravada-Forum als Haupt-Forum? Oder gibt es ein Gefühl, dass etwas fehlt zwischen Theravada und dem "Allgemeinen" Forum?

  • Wieso praktiziert ihr hier diese Abgrenzung?

    Ich kenne Klöster, wo Alles friedlich nebeneinander existiert. Wieso im Buddhismus dieser Streit der Schulen fast schon kultiviert wird erschliesst sich mir nicht.


    Es gibt viele Finger, die weisen, doch es gibt nur einen Mond.


    _()_

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Die Kadampa-Tradition

    Sollte man hier nicht unterscheiden?

    Alte Kadampa Tradition einerseits und Neue Kadampa andererseits?

  • Fühlen sich hier alle, die nicht Mahayana praktizieren, derzeit gut aufgehoben mit dem Theravada-Forum als Haupt-Forum? Oder gibt es ein Gefühl, dass etwas fehlt zwischen Theravada und dem "Allgemeinen" Forum?

    Die Unterschiede zwischen den einzelnen Theravada Richtungen dürften insgesamt erheblich kleiner sein als die innerhalb von Mahayana, weshalb falls erwünscht, der Erklärungs- Differenzierungsbedarf eher dort liegt :)


    Ich bin als Säkularer aus solchen Betrachtungen sowieso draußen vor bis auf die Tatsache, daß in der Mitarbeit im Linkbereich und im Lexikon wirklich manchmal Unklarheiten bestehen.


    Was mir abstrakt zum Thema Mahayana einfällt: dahinter stehen 2 vom Ansatz her sehr unterschiedliche Richtungen, wobei dann egal ist, ob sich die Ziele oder einige formale Dinge überschneiden. Ich bin lernfähig, bitte korrigiert mich, wenn ich es ganz falsch sehe.

    Für mich fallen heute unter Mahayana einerseits Reformbemühungen älterer Schulen (nennen wir es einmal, um einen Begriff zu haben Mahayana von Innen), andererseits Schulen, die aus dem Zusammentreffen älterer Schulen mit religiösen oder philosophischen Bewegungen entstanden, die nicht ursprünglich buddhistisch waren (synkretischer Buddhismus).

    Einmal editiert, zuletzt von fotost ()

  • Wenn ich mich recht erinnere, könnte man Theravada und Vipassana einfach unter dem Begriff: "das, was der Buddha wirklich gelehrt hat" zusammenfassen.

    Die vier heilenden Wahrheiten hat der Buddha wirklich gelehrt und dazu gehört auch Vipassana usw.

  • Die einen mehr Achtung und Offenheit für die Anderen, die Anderen weniger Empfindlichkeit und Ungeduld.

    Mehr Mehr ist nicht nötig, und auch nicht weniger Weniger.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Die vier heilenden Wahrheiten hat der Buddha wirklich gelehrt und dazu gehört auch Vipassana usw.

    Sorry - OT: Ich kenne eher den Begriff "Die 4 edlen Wahrheiten" (die, in einem gewissen Sinne, natürlich auch "heilend" sind).

  • Für mich fallen heute unter Mahayana einerseits Reformbemühungen älterer Schulen (nennen wir es einmal, um einen Begriff zu haben Mahayana von Innen), andererseits Schulen, die aus dem Zusammentreffen älterer Schulen mit religiösen oder philosophischen Bewegungen entstanden, die nicht ursprünglich buddhistisch waren (synkretischer Buddhismus).

    Man könnte auch argumentieren, dass es eine Kerneigenschaft des Tantra ist, das was schon vorhanden ist, zu integrieren. Im Kleinen wie im Grossen, Innen wie Aussen. Insofern macht einen Trennung "Mahayana" und "Tantrayana" vllt. schon etwas Sinn.


    Ich glaube aber nicht, dass man es generell auf eine Trennlinie hier oder da reduzieren kann. Es gibt viele verschiedene Arten von Differenzierung, je nachdem was man gerade in den Fokus nimmt. Was gerade der Nutzen der Unterteilung ist. Usw. Deshalb gibt es auch keine Pauschalantworten und immer wieder neue Diskussionen dazu.

  • Insofern macht einen Trennung "Mahayana" und "Tantrayana" vllt. schon etwas Sinn.

    Allerdings gibt es ja nicht ohne Grund die Samayas. Der Bereich "Tantrayana" ist für mich eher etwas für das geschlossene tibetische Forum - und selbst dort wird manchmal auf die Samayas verwiesen!

  • Das mit dem Tantrayana bezog sich jetzt rein inhaltlich auf das Dokument wo Nikaya, Mahayana und Tantrayana unterschieden wurden als Oberbegriffe. Es gibt keinerlei Absicht, eine derartige Unterteilung im Forum zu machen.


    Theravada braucht offenbar kein allgemeineres Forum, einen Bedarf kann ich hier nicht herauslesen.


    Das hier ist daher im Moment die Idee, da sind frühere Anfragen und diese Diskussion mit einbezogen. Entschieden ist gar nichts.


    Zitat

    Buddhistische Schulen

    • Theravada (wie gehabt)
      • Suttenbesprechung (wie gehabt)
    • Mahayana (neu)
      • Nichiren (da kaum frequentiert)
      • Amithaba (da kaum frequentiert)
      • Grundlagentexte (neu)
    • Zen (wie gehabt)
    • Tibetischer Buddhismus (wie gehabt)

    Die Stellung von Zen und TB auf der Hauptebene würde ihrem Status / Frequentierung im Forum gerecht werden, weniger einer Kategorisierung formaler Natur.


    Es geht also in erster Linie darum: ein neuer allgemeiner Mahayana-Bereich für Sachen, die nicht nur für eine Schule gültig sind - also auch ein Bereich der Begegnung z.B. zwischen Zen und TB. Weiterhin ein Raum für andere Schulen, die nicht explizit ein eigenes Forum haben.


    Zweitens: Nichiren und Amithaba die sehr wenig frequentiert werden, würde man so etwas zurückzunehmen, ohne sie abzuwerten.


    Es geht mit den Ebenen also weniger darum, was in der Welt mehr oder weniger praktiziert wird oder "wichtiger" wäre, sondern rein um das Interesse und die "Tradition" im Forum. Würde man nach der Größe der Schulen gehen, wo ist z.B. Shingon? Und bei dem Stichwort, wir hatten mal Threads zu Shingon im TB - dort ist es untergegangen, weil keiner so richtig was damit anfangen konnte. Und man sucht es da auch nicht unbedingt. In einem allgemeinen Mahayana-Forum wäre es genau passend platziert. Und wenn sich mal bsp. Threads zu Shingon häufen und Interesse bekundet wird, könnte man das zu einem eigenen Unterforum machen. Und würde - sagen wir Amithaba - auf einmal richtig stark frequentiert und eine vergleichbare forumsinterne Relevanz erreichen wie Theravada oder Zen, könnte man es auf die Hauptebene zurückholen.


    Es ist ja nichts in Stein gemeisselt. Es macht zwar Sinn, nicht zu viel zu verändern, das ist ja auch etwas das zur Tradition und zum "Markenzeichen", zum Gefühl, des BL gehört, was hier für Schwerpunkte gesetzt sind, aber wenn sich die Bedürfnisse oder Bedingungen ändern, kann und sollte man m.E. schon behutsame Veränderungen vornehmen.

  • Jede Kategorisierung innerhalb der Buddha-Lehre ist m.E. deplatziert:

    zeigt sie doch, wie vielfältig und abweichend ihre Auslegung angewendet wird; nicht immer im Einklang mit der grundsätzlichen Buddha-Lehre.

    Zum Beisiel wird von Wiedergeburt im Zeichen von „anatta uns shunyata“ gesprochen und gleichzeitig wird ein Personenkult betrieben und eine Ritualisierung der Praxis proklamiert, was krass im Kontrast zu der Philosophie der Lehre (Pali Kanon, Abhidhamma) steht.


    Wenn schon eine Kategorisierung sein soll, dann eine, die nutzbringend ist und nicht eine,

    die lediglich den Status innerhalb der Traditionen reglementiert.


    Wie zum Beispiel:


    A.) Buddha-Lehre „Allgemein“ (Pali Kanon und Abhidhamma, Philosophie),


    1.)Theravada (Untergruppierungen?)

    2.)Tibetischer Buddhismus (jedem sein Örtchen aber unter einem Dach und, keine Geheimniskrämerei)

    3.) Zen Buddhismus (Japan, China, Global), auch hier gilt jedem das Seine, aber keine Geheimniskrämerei.

    4.) Trittbrettfahrer, ein sehr wichtiger Punkt, der sich aus obiger Bewertung ergibt.


    Durch eine derartige Kategorisierung wäre es wenigstens möglich, eventuelle, gravierende Abweichungen von der Buddha-Lehre im vergleichenden Sinne zu erkennen.


    PS: auch die Scientologen benutzen Elemente der Buddha-Lehre für ihre Ideologie!

  • Das plädiert eigentlich für ein "Forum der reinen Lehre" wo bestimmte Richtungen gnädigerweise auch ein Forum haben dürfen, nicht den Grundgedanken des Buddhaland eines gemischten Forums, das schon in seiner "Präambel" die gegenseitige Diskrimierung verbietet. ;)


    Aber auch wenn man der Meinung ist, dass es eine bestimmte "reine Lehre" gebe, ist eine Kategorisierung sogar sinnvoll, damit man sich nicht gegenseitig komplett zerfleischt und man Bereiche hat, wo man wenigstens einigermaßen in Ruhe die eigene Vorstellung ausdiskutieren kann.


    Die Diskussion um den Sinn und Zweck geschlossener Foren hat hier nichts zu suchen. Die entstehen meist eben gerade aus zu viel Ruppigkeit und dass Leute den Vorstellungen anderer in öfffentlichen Foren sogar aus ihrer eigenen Tradition so wenig Raum lassen, dass diese Diversiträt, die das Markenzeichen des BL schlechthin ist, bedroht wird. :)


    Es gab hier genau zwei Frage, die sich mit einander verwoben haben:

    1. Gibt es einen Oberbegriff, der politisch korrekt Mahayana und andere Schulen abgrenzen kann, mit dem jeder einverstanden sein könnte? Da ist die besten Antwort bis jetzt "Nikaya" - da hat sich niemand drüber beschwert.

    2. Gibt es einen Bedarf, zwischen "Allgemeines" was für alle da ist, und "Theravada" was derzeit die einzige Nikaya-Schule ist, ein allgemeineres Forum zu haben? Der zeichnet sich nicht ab. Die Frage stellte sich bei der lange immer wieder aufkommenden Überlegung für ein grundlegendes Mahayana-Forum auch als ein Zeichen der Fairness, um die Gewichtung ausgeglichen zu halten.


    Der Rest ist im Grunde mehr eine Mahayana-interne Diskussion zur sinnvollen Aufteilung der eigenen Bereiche.

  • PS: auch die Scientologen benutzen Elemente derBuddha-Lehre für ihre Ideologie!

    Sie helfen den Leuten, die Anhaftung ans Geld zu überwinden.

    Allerdings ist das auch eine Spezialität des Buddhismus. Mir würde z.b. spontan keine buddhistische Vereinigung einfallen, wo ich bei regelmäßiger Teilnahme unter 100 Euro im Monat wegkäme.

  • Komisch, ich habe noch keine buddhistische Vereinigung besucht, wo ich überhaupt gezwungen war, Geld dazulassen, um regelmäßig teilzunehmen. Dass Kurse und Vorträge was kosten müssen ist klar. Aber auch das ist eher OT ;)

  • Es gab hier genau zwei Frage, die sich mit einander verwoben haben:

    1. Gibt es einen Oberbegriff, der politisch korrekt Mahayana und andere Schulen abgrenzen kann, mit dem jeder einverstanden sein könnte? Da ist die besten Antwort bis jetzt "Nikaya" - da hat sich niemand drüber beschwert.

    2. Gibt es einen Bedarf, zwischen "Allgemeines" was für alle da ist, und "Theravada" was derzeit die einzige Nikaya-Schule ist, ein allgemeineres Forum zu haben? Der zeichnet sich nicht ab. Die Frage stellte sich bei der lange immer wieder aufkommenden Überlegung für ein grundlegendes Mahayana-Forum auch als ein Zeichen der Fairness, um die Gewichtung ausgeglichen zu halten.


    Der Rest ist im Grunde mehr eine Mahayana-interne Diskussion zur sinnvollen Aufteilung der eigenen Bereiche.

    Nikaya ist bestimmt kein Oberbegriff, der alles, was sich so buddhistisch nennt bis auf Mahayana beschreibt.

    Säkulare Buddhisten können damit nicht einverstanden sein, Anhänger großer moderner Gruppen wie Triratna, die sich selbst nicht als Mahayana Schule betrachten ebenfalls nicht.


    Der Begriff Nikaya ist nebenbei als solches nicht besonders glücklich, eigentlich sollten die Theravada Anhänger hier drauf aufmerksam machen, nciht ich.


    https://www.britannica.com/topic/nikaya --> danach war die erste Bedeutung des Begriff so etwas wie Sektierer, Abweichler.