Meditiere ich richtig?

  • Hallo,


    ich möchte über meine Meditation reden. Ich meditiere ca. 4 Jahre. Anfangs hab ich meine Atmung(Hara) als Objekt genommen. Doch ich merkte im nachinein, dass ich mich geistige angestrengt habe. Folglich wurde ich angespannter. Im Alltag war ich emotional blockiert "Scheuklappen". Jetzt betrachte ich nur noch die Geräusche: fahrende Autos, bellende Hunde, Vögelgesang.

    Ich fühle mich wesentlich weniger angespannter. Aber dennoch suche ich verzweifelt nach Geräuschen. Heute in der Mittagspause ist es toten Still gewesen. Was mache ich dann?


    Ich hatte mir im Internet eine Anleitung über Zazen gelesen.

  • kilaya

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Hallo Tao Energy,


    erst einmal "Herzlich Willkommen":)


    Persönlich freue ich mich, wenn es total ruhig ist. Mich macht eher der Lärm fertig.

    Zu Deiner Frage, was tun wenn keine Geräusche da sind:

    Kannst Du evtl. Dein Herzklopfen wahrnehmen?

    Weiterhin könntest Du z.B. Objekte betrachten (Baum, Haus, Blume, Himmel), dem Wind lauschen, Menschen beobachten.

    Kannst Du Deinen Atem wahrnehmen, ohne Hara-Atmung, strengt Dich das auch an?


    Liebe Grüße von Schneelöwin

    Liebe Grüße Schneelöwin


    Ein Geist, der an eine Idee gebunden ist, an ein Konzept, an eine Wertvorstellung macht Handlung immer korrupt. Wenn man an einen Glauben gebunden ist, wird die eigene Handlungsweise glaubensgemäß und daher korrupt sein. Wenn man nach seinem eigenen Erfahrungswissen handelt, wird die Begrenztheit des Wissens die Handlung immer korrupt sein lassen.

    Jiddu Krishnamurti




  • Danke für die Antwort.

    Ich halte immer die Augen geschlossen. Sollte ich sie auflassen? Edit: Es wird zwar empfohlen die Augen halb offen zu lassen.

    Einmal editiert, zuletzt von TaoEnergy ()

  • suche Dir eine Gemeinschaft. Viele Dummheiten kann man allein nicht erfassen.

    Und es gibt kein gutes oder schlechtes shikantaza. Wenn Du dabei bleibst wird etwas entstehen.


    _()_

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Danke für die Antwort.

    Ich halte immer die Augen geschlossen. Sollte ich sie auflassen? Edit: Es wird zwar empfohlen die Augen halb offen zu lassen.

    Während des meditierens im Zen bleiben die Augen halb geöffnet.

    Versuche es einfach und schaue, wie es Dir damit geht und ob Du auch "weniger" angespannt bleibst.


    Hier ist eine Anleitung, wie die richtige Blickhaltung aussehen könnte:


    Zitat


    Die richtige Blickhaltung

    Der Kopf wird beim Zazen zwar gerade gehalten, die Blickrichtung geht dabei jedoch nach unten. Dies bewirkt eine innere Stabilität. Wenn Sie den Boden ansehen, fühlen sie sich sicher und stabil. Schauen Sie beispielsweise länger nach oben in die Luft, kann es passieren, dass Ihnen schwindlig wird, weil Sie das Gefühl der Erdung verlieren. Richten Sie daher den Blick immer auf den Boden. Blicken Sie bei gerade gehaltenem Kopf ungefähr einen Meter gerade vor sich. Dabei senken Sie nur den Blick und schließen die Augenlider halb. Durch die halb geschlossenen Augenlider blicken Sie starr auf den Boden und konzentrieren sich auf einen Punkt, beispielsweise eine Fluse im Teppich. Durch das starre Blicken auf einen Punkt konzentrieren Sie sich besser und werden nicht so schnell abgelenkt. Halten Sie die Augenlider zu weit geöffnet, können Ihre Augen austrocknen und der Körper produziert vermehrt Tränenflüssigkeit. Sind die Lider zu weit geschlossen, können Sie müde werden und einschlafen. Damit dies nicht passiert, müssen Sie die richtige Entfernung des Fixpunktes finden. Wenn Sie beim Fixieren der Teppichfluse in einem Meter Entfernung die Augen noch zu weit geöffnet haben, fixieren Sie eine Fluse in 80 Zentimeter Entfernung. Unterdrücken Sie dabei nicht den natürlichen Lidschlag.

    Richten Sie den Blick auf einen Punkt und fokussieren Sie ihn. Später werden Sie sicherlich automatisch dazu übergehen, den Fokus mit Ihren Augen auf Unendlich zu stellen. Dabei fokussieren Sie nicht mehr den Punkt, sondern gehen mit Ihrem Blick in die Unendlichkeit, der Punkt verschwimmt. Dies ist später recht nützlich, um sich noch besser konzentrieren zu können. Damit ist nicht gemeint, dass Sie schielen. Sie nehmen den Fokus von dem Punkt auf dem Boden zurück und blicken in die Unendlichkeit. Das ist vergleichbar mit einer Kameralinse, die von scharf auf unscharf stellt.


    Die Zazen-Haltung


    Liebe Grüße von Schneelöwin

    Liebe Grüße Schneelöwin


    Ein Geist, der an eine Idee gebunden ist, an ein Konzept, an eine Wertvorstellung macht Handlung immer korrupt. Wenn man an einen Glauben gebunden ist, wird die eigene Handlungsweise glaubensgemäß und daher korrupt sein. Wenn man nach seinem eigenen Erfahrungswissen handelt, wird die Begrenztheit des Wissens die Handlung immer korrupt sein lassen.

    Jiddu Krishnamurti




  • Ich halte immer die Augen geschlossen. Sollte ich sie auflassen? Edit: Es wird zwar empfohlen die Augen halb offen zu lassen.

    man kommt zwar mit geschlossenen Augen schneller zur Ruhe, aber schweift auch schneller in Gedöse ab. Es ist für den Weg insgesamt gesehen besser, die Augen ein Stück offen zu lassen. Dann kapselt man sich auch nicht so von der Welt ab und die Richtung geht dann eher zum Ankommen in dem was ist, anstatt "Störungen" vermeiden zu wollen, die durch das entstehen was ist.

  • Während des meditierens im Zen bleiben die Augen halb geöffnet.

    Nicht nur im Zen: Auch bei den "Tibetern" ;)


    Funktioniert bei mir persönlich aber nicht, weil ich das Zwinkern der Augen als störend empfinde. Damit die Augen ruhig bleiben, schließe ich sie lieber..

    • Offizieller Beitrag

    Beim Meditieren ist erstmal wichtig, warum du das überhaupt machst. Leider besteht da gar keine Klarheit. Meditation gibt es im Buddhismus. Und "Zazen" ist das Herzstück des Zen-Buddhismus. Das Ziel ist da das Ziel des Buddhismus: Zu Ergründen, was die Ursache vom Leid ist und sie zu überwinden. Weil es nicht darum geht bestimmte falsche Zustände zu überwinden und bestimmte angenehme Zustände zu erlangen, sondern eher herauszufinden, wo diese Zustände herkommen, ist es dabei nicht so wichtig, ob man im Detail angespannter oder emotional blockierter wird oder nicht, so lange das nur temporär bleibt.


    Der zweite Punkt, ist wie man es macht. Gerade weil die Sitzhaltung und das Atmen sehr wichtig ist, würde ich da nicht nach einer Interneterkärung gehen ( auch das was hier genatwortet wird, ist ja nur virtuell und damit nur bedingt hilfreich) sondern schauen, dass ich jemanden finde, der dir die korrekte Haltung erklären kann. jianwang hat absolut recht:


    suche Dir eine Gemeinschaft. Viele Dummheiten kann man allein nicht erfassen.

    Und es gibt kein gutes oder schlechtes shikantaza. Wenn Du dabei bleibst wird etwas entstehen.


    _()_


    Die Meditation mit dem Atem wird deswegen empfohlen, weil der Atem im Gegensatz zu Vögeln und Autos immer da ist. Dabei ist aber auch der Atem nur der Anfang. Das Ziel ist nicht eine Konzentration ( also etwas wo bis auf einen Teil alles ausgeblendet wird), sondern eine "Sammlung" - also etwaswas nach und nach den ganzen Köper einbezieht. Es gibt komische Meditations-Anleitungen rund um den Begriff "Hara", die dazu verführen statt dem Atmen einfach zu folgen, diesen zu forcieren. Dies wird mit Bildern der Konzentration von Energie im Unterbauch (Hara) verbunden. Anhänger dieser Lehre irritieren Mitmeditierende, indem sie schnaufen wie ein Walross in den Wehen oder eine Luftmatratze die versucht, sich selbst aufzublasen - sehr stressige Sache. Wenn du so eine Anleitung gelesen hat, würde es mich nicht wundern, wenn es zu Anspannungen geführt hat. Ersetzte aber jetzt nicht die eine Internetanleitung druch die andere sondern suche dir einen Menschen, der deine Haltung und deine Atmung kontrolliert.


    Aber das wichtigste ist, dir über deine Motivation klar zu werden. Wenn das Ziel eher Entspannung als ein buddhitisches Ziel ist, dann ist vielleicht ein Weg gut, der direkt Entspannung zum Ziel hat, wie Jon Kabat-Zinns MBSR (Mindfulness-Based Stress Reduction Program).

  • Während des meditierens im Zen bleiben die Augen halb geöffnet.

    Nicht nur im Zen: Auch bei den "Tibetern" ;)

    Danke, wieder etwas dazugelernt. Bei meiner Antwort habe ich genau das überlegt; wie es wohl in anderen Richtungen gehandhabt wird. Letztendlich entscheidet man dann doch aufgrund einer Körperantwort.


    Liebe Grüße von Schneelöwin

    Liebe Grüße Schneelöwin


    Ein Geist, der an eine Idee gebunden ist, an ein Konzept, an eine Wertvorstellung macht Handlung immer korrupt. Wenn man an einen Glauben gebunden ist, wird die eigene Handlungsweise glaubensgemäß und daher korrupt sein. Wenn man nach seinem eigenen Erfahrungswissen handelt, wird die Begrenztheit des Wissens die Handlung immer korrupt sein lassen.

    Jiddu Krishnamurti




  • Nicht nur im Zen: Auch bei den "Tibetern" ;)

    Danke, wieder etwas dazugelernt. Bei meiner Antwort habe ich genau das überlegt; wie es wohl in anderen Richtungen gehandhabt wird. Letztendlich entscheidet man dann doch aufgrund einer Körperantwort.


    Liebe Grüße von Schneelöwin

    So isses.

    In meiner Vipassana-Richtung bleiben die Augen geschlossen; passt super für mich.


    Liebe Grüße, Aravind.

  • Aber dennoch suche ich verzweifelt nach Geräuschen. Heute in der Mittagspause ist es toten Still gewesen. Was mache ich dann?

    Hallo,

    vielleicht ist das auch ein guter Hinweis darauf, worin du dich zukünftig üben kannst. Du warst bisher von den Geräuschen abhängig, weil es dich entspannt hat. Kaum sind die Geräusche weg, beschäftigt sich dein Geist damit, verzweifelt nach Geräuschen zu suchen. Ich würde jetzt erst Recht das nächste Mal wieder in völliger Stille meditieren.


    Weniger Theorie, mehr "machen". Durch Machen und Üben lernt man. Das Meditieren in völliger Stille ist neu für dich, ungewohnt, unbekannt. Im Prinzip eine neue Situation, so als ob du bei null anfangen würdest meditieren zu lernen.

    Ich bin kein Fan davon für etwas unangenehmes einen Ausweg zu suchen. Sondern auch etwas unangenehmes anzunehmen wie es ist und es als Chance zu sehen zu lernen.

    Liebe Grüße, Jin. :tee: